Berichterstattung unerwünscht, Kampfansage an uns alle, Assange

1. Freie Berichterstattung unerwünscht
(taz.de, Gareth Joswig)
“Die AfD schließt unliebsame Medienvertreter aus und zeigt damit, wie ernst sie Pressefreiheit nimmt. Mit rechtextremen Medien spricht sie dagegen gern.” Gareth Joswig kritisiert in seinem Text den Umgang der Partei mit den Medien des klassisch-demokratischen Spektrums sowie ihre teilweise zu beobachtende Verschmelzung mit den sogenannten Alternativmedien.

2. Tik, Tok, Toxisch
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Als “Kampfansage an uns alle” bezeichnet Richard Gutjahr die neue inhaltliche Gewichtung bei Facebook und Instagram. Offebar in Reaktion auf die Konkurrenz durch TikTok sollen laut Gutjahr bei Facebook Freunde und Nachrichten-Inhalte von der Startseite verschwinden, und Creator-Clips sowie virale Videos stärker gewichtet werden. “Anstatt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, hat ein Wettrüsten begonnen um die hinterhältigste Manipulation menschlicher Schwächen und die schamloseste Ausbeute unserer Sehnsüchte. Das Ziel: noch mehr App-hängigkeit, noch mehr Daten, noch mehr Profit”, kommentiert Richard Gutjahr.

3. Professorin fürs Querdenken
(jungle.world, Tom Uhlig)
“Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot vertritt inzwischen lupenreine ‘Querdenker’-Positionen und wird dessen ungeachtet von deutschen Medien hofiert. Ob zu Corona oder zur Ukraine – Guérots Meinung ist gefragt.” Tom Uhlig schreibt über die bemerkenswerte Entwicklung einer Politikwissenschaftlerin, die trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer extremen Positionen bei manchen Talk-Shows ein gern gesehener Gast ist.

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4. Medien und ihr schwieriges Verhältnis zu Assange
(deutschlandfunk.de, Bettina Schmieding, Audio: 47:03 Minuten)
Ein Deutschlandfunk-Hörer wirft deutschen Medien vor, das Schicksal des Wikileaks-Gründers Julian Assange, der in Abschiebehaft in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis sitzt, nicht genügend thematisiert zu haben. Der Deutschlandfunk hat ihn in eine Gesprächsrunde eingeladen. Mit ihm diskutieren Bascha Mika (ehemals Chefredakteurin der “taz” und der “Frankfurter Rundschau”), Deniz Yücel (ehemals “taz”, jetzt “Welt”) und Bettina Schmieding aus der Dlf-Medienredaktion.

5. Hass im Netz – zu lange kultiviert durch Clickbait-Journalismus
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Dass sich Hass und Hetze im Internet so stark ausbreiten können, liege auch an der “verantwortungslosen Verwahrlosung von Journalismus”, kritisiert “DWDL”-Chefredaktuer Thomas Lückerath: “Dass Stimmungsmache im Netz – bis hin zur Hetze und Hass – überhaupt die große Bühne bekommen, ist über Jahre hinweg eben auch vielen Online-Redaktionen zu verdanken, deren Chefredaktionen journalistischen Anspruch durch Clickbait ersetzt haben und tausendfach Beihilfe zur Eskalation liefern.”

6. Mach nicht so ein Gesicht
(sueddeutsche.de, Christiane Lutz & Cornelius Pollmer & Johannes Korsche & Aurelie von Blazekovic & Tim Feldmann)
Für Hinweisgeber und Undercover-Reporter gibt es gute Gründe, anonym aufzutreten. Im Fernsehen werden diese Personen gerne hinter Schattenwänden versteckt, in übergroße Hoodies gesteckt oder sonstwie maskiert und verkleidet. Die “Süddeutsche” liefert einen unterhaltsamen Überblick über die kreativen Anonymisierungs-Methoden der TV-Branche.

KW 29/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Klaus Brinkbäumer über seinen Abgang beim “Spiegel” und seinen Weg zum MDR
(youtube.com, Aline von Drateln & Markus Trantow, Audio: 47:03 Minuten)
Der Journalist Klaus Brinkbäumer hat einen spannenden Werdegang: “Spiegel”-Chefredakteur, USA-Korrespondent und seit etwa eineinhalb Jahren Programmdirektor des MDR. Aline von Drateln und Markus Trantow haben sich mit dem vielseitigen Medien-Profi unterhalten, der mit Rieke Havertz von der “Zeit” auch einen empfehlenswerten Podcast über die USA hostet (aktuelle Ausgabe: Der Ausschuss, der für Trump alles verändern könnte (zeit.de, Audio: 58:24 Minuten)).

2. Mehr Druck, weniger Qualität?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 35:15 Minuten)
Kürzlich erschien eine Studie der Otto Brenner Stiftung über die Auswirkungen der Medientransformation auf Journalistinnen und Journalisten. In der neuen Folge von “quoted. der medienpodcast” diskutieren die Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura und der “SZ”-Autor Nils Minkmar die Ergebnisse dieser Untersuchung und sprechen mit einem der Verfasser der Studie, dem Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement Rainer Nübel.

3. Wie können Redaktionen diverser werden, Ferda Ataman?
(feeds.podcastproduzenten.de, Audio: 27:55 Minuten)
Warum sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte oder ohne akademischen Abschluss in Redaktionen nach wie vor unterrepräsentiert? Wo liegen im Alltag die Schwierigkeiten? Und welche erfolgreichen Beispiele gibt es? Um diese und weitere damit zusammenhängende Fragen geht es im Gespräch mit Ferda Ataman, Diversity-Expertin und frisch gewählte Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes.

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4. Podcast pitchen mit Sophia Wetzke
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 45:37 Minuten)
Bei “Hinter den Zeilen” erzählt Sophia Wetzke von ihren Erfahrungen mit dem Podcastprojekt “Greenhouse”: “Wir sprechen mit ihr über die Schwierigkeiten bei solchen Recherchen, z.B. wenn Quellen widersprüchliche Aussagen machen. Als langjährige Freie beim rbb, vor allem für radio eins, hat Sophia außerdem Einblick in die öffentlich-rechtlichen Gewerke und gibt Tipps, wie Pitches für neue Podcastformate am besten aussehen sollten.”

5. Prognosen von Extrem-Wetter und wo Onlinesucht anfängt
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 37:24 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es unter anderem um Prognosen von Extrem-Wetter, eine Studie zu Porno- und Online-Sucht, den neuesten technischen Fortschritten bei der Erzeugung von Bilder-Fakes, einen Tiktok-Kanal gegen Afrika-Vorurteile und den Konflikt zwischen dem reichsten Mann der Erde und Twitter.

6. AFD-Plan: Erst rumheulen, dann Medienimperium aufbauen
(zdf.de, Walulis Daily, Video: 9:50 Minuten)
AfD-Vertreter beschweren sich immer wieder, dass sie und ihre Partei in den Medien kaum vorkämen – zum Beispiel als Gäste in öffentlich-rechtlichen Talkshows. Die Walulis-Redaktion hat diese Beschwerden ernst genommen und Parteichefin Alice Weidel zu sich eingeladen, diese habe aber nicht gewollt. Weil sie zu beschäftigt ist mit dem Plan ihrer Partei, bei Medienhäusern finanziell einzusteigen?

Fragenkatalog für Schlesinger, Falsche Schlüsse, Zum Einschlafen

1. Potsdamer Abgeordnete verfassen eigenen Fragenkatalog zu Vorwürfen gegen den RBB
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Der Hauptausschuss des Brandenburger Landtages hatte die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger eingeladen, um sie zu den Vorwürfen hinsichtlich des geplanten Digitalen Medienhauses des Senders zu befragen. Nachdem Schlesinger der Ausschusssitzung fernblieb, haben die Abgeordneten ihr nun einen Fragenkatalog zukommen lassen, der auch dem “Tagesspiegel” vorliegt. Kurt Sagatz fasst die Auskunftswünsche an die Intendantin zusammen.

2. Orrr, ey.
(twitter.com, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier beschwert sich in einem Twitter-Thread über Medien, die Zahlen einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa falsch zusammengewürfelt hätten. So werde an verschiedenen Stellen von stark sinkenden Zustimmungswerten für Bundeskanzler Olaf Scholz berichtet. Der Vergleich mit den Werten der Vorwoche, wie ihn mehrere Medien anstellen, sei jedoch wegen geänderter Kandidatenzahl bei der Forsa-Abfrage unzulässig. Leider hätten einige Redaktionen falsche Schlüsse gezogen: “Der @Tagesspiegel hat es sogar geschafft, aus dem falschen Vergleich gleich eine halbe Koalitionskrise zusammenzufabulieren.”

3. Wieso “Spiegel” und “Zeit” wachsen, der “Stern” aber nicht
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Bei “DWDL” hat Uwe Mantel die Auflagenzahlen des zweiten Quartals analysiert: “Spiegel” und “Zeit” können weiter deutlich steigende Auflagen melden, was sich mit dem guten Digitalverkauf erklären lasse. Starke Einbußen mussten vor allem Fernsehzeitschriften, Sport-Titel und Magazine wie die “Landlust” hinnehmen.

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4. “Telemarathon”: Kaum Kritik an Selenskyj
(deutschlandfunk.de, Florian Kellermann, Audio: 4:18 Minuten)
Zu Kriegsbeginn hat die ukrainische Regierung die größten TV-Kanäle des Landes zu einem Programm zusammengefasst, dem “Telemarathon”. Was anfangs naheliegend und nötig gewesen sei, wird jetzt immer stärker kritisiert. Die Konstruktion zwinge die beteiligten Fernsehsender zu einer einheitlichen, regierungstreuen Berichterstattung.

5. Nicht zum Aushalten
(verdi.de, Tina Groll)
Tina Groll, Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, kommentiert die neue Studie der Otto Brenner Stiftung über die Auswirkungen der Medientransformation auf Medienschaffende. Sie kritisiert vor allem die Arbeitgeber: “Sie müssen sich um ein betriebliches Gesundheitsmanagement kümmern, und zwar eines, das die psychische Gesundheit in den Fokus nimmt. Fragt man jedoch Betriebsräte in Medienunternehmen, zeigt sich allzu oft, dass sie in diesem Feld auf Granit stoßen.”
Auch der Deutsche Journalisten-Verband sieht die “Medienarbeitgeber in der Pflicht” und bezeichnet die Ergebnisse der Studie als “Alarmsignal für den ganzen Journalismus, das nach geeigneten Maßnahmen der Arbeitgeber geradezu schreit”.

6. Das Business mit Einschlaf-Podcasts: Warum langweilige Formate Millionen-Reichweiten haben
(omr.com, Martin Gardt)
Zum Wochenende noch ein Lesetipp der besonderen Art: ein Bericht über das lukrative Geschäft mit besonders langweiligen und einschläfernden Inhalten.

“FragDenStaat” ausgedruckt, Virale Welterklärer, Nachruf auf Wedel

1. Wir haben FragDenStaat.de ausgedruckt
(fragdenstaat.de, Aiko Kempen & Arne Semsrott & Vera Deleja-Hotko)
Die Transparenz-Initiative “FragDenStaat” hat zu den Lobby-Aktivitäten von Ex-Kanzler Gerhard Schröder recherchiert und dem Kanzleramt entsprechende Fragen zugeschickt. Eine klare Antwort habe es darauf nicht gegeben, weshalb man bei Gericht einen Eilantrag auf Basis des Grundrechts der Pressefreiheit eingereicht habe (“Wir sind der Meinung, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, zu wissen, wann, wo und mit wem sich der Putin-Freund Schröder auf Kosten von Steuerzahler:innen getroffen hat.”). Die Pressekammer des Berliner Verwaltungsgerichts habe den Antrag abgelehnt: Projektleiter Arne Semsrott sei kein Pressevertreter, da seine Recherchen nicht auf Papier gedruckt zu lesen seien. Als Reaktion darauf hat “FragDenStaat” auf die Schnelle ein Druckerzeugnis gebastelt.

2. Streiks: Oft kaum der (Medien-)Rede wert?
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 4:24 Minuten)
“Es war der eindringlichste Streik, der an den Unikliniken NRWs je stattgefunden hat: Zwölf Wochen ging dort fast gar nichts mehr, tausende OPs fielen aus, Patienten mussten abgewiesen werden. Doch berichtet wird über Streiks meist nur mäßig – wenn der Kick fehlt, oder die eigene Betroffenheit.” Samira El Ouassil kommentiert das Medienversäumnis ironisch: “Vielleicht sollten die streikenden Beschäftigten, damit ihr Arbeitskampf medial mehr Beachtung findet, einfach mal im Brautkleid auf die Straße gehen und dabei Ballermann-Hits singen.”

3. Virale Welterklärer – Die Rhetorik von Richard David Precht und Serdar Somuncu
(54books.de, Simon Sahner)
Den Philosophen Richard David Precht und den Kabarettisten Serdar Somuncu scheint auf den ersten Blick wenig zu verbinden, doch beide beherrschen meisterhaft das Spiel mit der Aufmerksamkeit, findet Simon Sahner in seiner überaus lesenswerten Analyse: “So unterschiedlich sie in ihrem Auftreten sind, so ähnlich sind sich beide in der Art und Weise ihrem Publikum das zu geben, was es sich wünscht: Klare Ansichten und Standpunkte in einer hochkomplexen Welt.”

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4. Ein Fernsehmagier im Schatten von MeToo
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der für seine Mehrteiler bekannte Autor, Regisseur und Produzent Dieter Wedel (unter anderem “Der große Bellheim”, “Der Schattenmann”, “Die Affäre Semmeling”) ist im Alter von 82 Jahren gestorben. In seinem Nachruf geht Joachim Huber auch auf die Vorwürfe gegen Wedel ein und fragt: “Darf man von Tragik sprechen oder muss das harte Urteil gesprochen werden, dass Wedel sehr zu Recht eingeholt hat, was Wedel nach den Aussagen mehrerer Schauspielerinnen angerichtet haben soll, bis hin zur Vergewaltigung?”

5. Newsletter Netzwerk Recherche 211 vom 20.07.2022
(netzwerkrecherche.org, Cordula Meyer & Albrecht Ude)
Stets eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche (nr). Die neueste Ausgabe liefert erneut einen aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem gibt es Informationen zur alljährlichen nr-Jahreskonferenz, die am 30. September und 1. Oktober dieses Jahres in Hamburg stattfindet. Im Pressespiegel gibt es zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.

6. Hitze-Bullshit: Warum Kachelmann deutsche Medien beschimpft
(youtube.com, Walulis Daily, Video: 8:23 Minuten)
Eine rekordverdächtige Hitze hat sich über große Teile Europas gelegt, die meisten tagesaktuellen Medien berichten. Als besonders meinungsstarker Medienkritiker erweist sich erneut der Wetter-Experte Jörg Kachelmann mit seinen teils drastischen Worten. Die Walulis-Redaktion hat sich angeschaut, was den Wetter-Mann so in Rage bringt.

Pläne auf Eis, Klimakommunikation, Folgen der “Pegasus”-Recherche

1. RBB legt Pläne für Medienhaus vorläufig auf Eis
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Rund 100 Millionen Euro will sich der öffentlich-rechtliche RBB sein Digitales Medienhaus kosten lassen, doch bei der Auftragsvergabe könnte es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Nun hat Intendantin Patricia Schlesinger, gegen die sich Teile der Vorwürfe richten, die Notbremse gezogen und das Projekt vorerst gestoppt: “Wir warten ab, bis die Vorwürfe umfassend aufgeklärt sind, bevor wir neue Schritte unternehmen. Alle sollen sicher sein, an einem zweifelsfrei korrekt aufgesetzten Projekt mitzuwirken.”

2. Die Folgen der Pegasus-Recherche
(tagesschau.de, Florian Flade)
Vor einem Jahr hat ein internationales Konsortium aus zahlreichen Medien enthüllt, dass die israelische Softwarefirma NSO ihre Spionagesoftware “Pegasus” offenbar weltweit an autoritäre Regime und in Krisengebiete verkauft hat (siehe dazu Das Pegasus-Projekt, sueddeutsche.de). Der Trojaner soll in diesen Ländern zur Überwachung von Oppositionellen, Journalistinnen, Anwälten, Menschenrechtsaktivistinnen und sogar Staats- und Regierungschefs eingesetzt worden. Der Investigativjournalist Florian Flade hat sich angeschaut, was seitdem passiert ist.
Weiterer Lesehinweis: “Vergebliche Klagen gegen Reporter, ein Untersuchungsausschuss und besserer Schutz für Handys: Was die Recherchen zur Cyberwaffe Pegasus vor einem Jahr ausgelöst haben.” – Warum das Königreich Marokko ZEIT ONLINE verklagte (zeit,de, Kai Biermann & Astrid Geisler & Holger Stark & Sascha Venohr).

3. Journalismus in Zeiten der Klimakrise: Was dürfen, was können, was sollen Medien tun?
(klimafakten.de, Christopher Schrader)
Mit “Über Klima sprechen” hat Christopher Schrader ein wichtiges Buch für wirksame Klimakommunikation verfasst (Druckversion 34 Euro, PDF-Version kostenlos). In seinem dazugehörigen Essay erklärt Schrader, was Journalisten und Journalistinnen daraus lernen können: “Wir Journalist:innen müssen den Fakten angesichts der kognitiven Abwehrmechanismen unseres Publikums den Weg ebnen. Wenn wir weiter nüchtern lediglich Informationen aus der Klimaforschung präsentieren, ohne uns zu überlegen, wie wir sie einbetten und befördern, dann bleiben wir ‘Teil des Problems’.”
Weiterer Lesehinweis: Der neue Hot Take: “Die Klimakrise konfrontiert uns immer häufiger mit gefährlicher Hitze. Medien präsentieren das noch zu oft als willkommenen Freizeitspaß.” (taz.de, Susanne Schwarz)

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4. Texte auf Rädern
(faz.net, Axel Weidemann)
Axel Weidemann scheint ein Faible für nischige Fachmagazine zu haben. Jedenfalls hat er bei einem Bummel durch den Bahnhofszeitschriftenladen seines Vertrauens das “Rollschuhmagazin” entdeckt, “eine Art Esspapier für die Seele”, wie er schreibt. In seinem Text stellt Weidemann es vor.
Weitere Lesehinweise: Wer nicht genug von besonderen, mitunter skurrilen Magazinen bekommen kann, ist beim “Bahnhofskiosk” von “Übermedien” gut aufgehoben. Dort warten zahlreiche liebevoll rezensierte Fachmagazine auf ihre Entdeckung.

5. Der lange Weg zum gleichen Lohn
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Die unlängst vom ZDF zu RTL gewechselte Journalistin Birte Meier hat ihre Klage gegen das ZDF vor dem Bundesverfassungsgericht verloren. Der Beschluss lasse trotzdem alle Chancen offen, so Wolfgang Janisch, der justizpolitische Korrespondent der “Süddeutschen”: “Auf dem Weg bis zu einem endgültigen Sieg von Birte Meier können zwar noch ein paar prozessuale Fußangeln liegen. Aber mit der Empfehlung aus Karlsruhe sieht es ganz gut aus.”

6. Lachen gegen den Klimawandel: Warum TV-Comedy immer politischer wird
(rnd.de, Cornelia Wystrichowski)
“Der Nonsens, der in der Spaßgesellschaft der 90er das TV-Programm prägte, ist out – heute ist Humor mit Haltung gefragt.” Cornelia Wystrichowski ist den Fragen nachgegangen, warum immer mehr der professionellen Spaßmacher sich berufen fühlen, Flagge zu zeigen, und warum andere vom “permanenten Belehren” genervt sind.

Desinformation aus Österreich, Eingebettet im Donbas, Sylt

1. Desinformation aus Österreich
(taz.de, Matthias Meisner)
Der rechtsextreme österreichische Online-Sender AUF1 wolle nach eigenen Angaben nach Deutschland expandieren und eine feste Redaktion in Berlin aufbauen. Matthias Meisner erklärt, was es mit dem verschwörungslastigen Rechts-Medium auf sich hat.
Weiterer Lesehinweis: “Russlands abgeschalteter Propagandasender RT hat einen Nachfolger: Das Portal AUF1 verfolgt eine aggressive Taktik fern aller journalistischer Standards”: Aktivismus statt Journalismus (zeit.de, Hendrik Merker).

2. “Zeigen, wie schlimm die Situation im Donbass ist”
(tagesspiegel.de, Anastasia Trenkler)
Der ZDF-Reporter Winand Wernicke konnte vier Tage lang russische Soldaten im Donbas begleiten – “als Embedded-Reporter” und streng kontrolliert in seiner Berichterstattung. Im Interview mit dem “Tagesspiegel” erzählt Wernicke, wie es dazu kam, welche Auflagen ihm gemacht wurden und wie er zu deratigen Reportage-Reisen steht.

3. «Aufregerschlagzeilen sind wie Fast Food: attraktiv, aber ungesund»
(nzz.ch, Ruth Fulterer, Judith Blage)
“Perspective Daily” ist ein Online-Magazin, das nach den Prinzipien des konstruktiven Journalismus arbeitet. Die “NZZ” hat sich mit einem der Gründer, dem Neurowissenschaftler Han Langeslag, über das Projekt unterhalten und ihn gefragt, wo in Zeiten von Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg noch Platz für Positives bleibt.

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4. Wie Starjournalisten al-Sisis Drecksarbeit machen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem 27-seitigen Bericht (PDF, englisch) zeigt Reporter ohne Grenzen, wie sich in Ägypten regierungsnahe Fernsehmoderatoren zu Komplizen der Regierung machen: “Als Marionetten des diktatorischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi verleumden und diskreditieren sie die wenigen verbliebenen kritischen Medienschaffenden im Land.” Der Bericht beleuchte einen blinden Fleck in der ägyptischen Medienlandschaft und zeige, wie das Regime bekannte Fernsehpersönlichkeiten bewusst einspannt.

5. So viel weiß TikTok über Ihr Handy
(spiegel.de, Janne Knödler & Frederik Obermaier & Anton Rainer & Marcel Rosenbach)
“TikTok steht seit Langem für seine Geschäftspraktiken in der Kritik. Nun hat ein IT-Sicherheitsunternehmen den Quellcode der Video-App untersucht – und ist dabei auf eine verdächtige Verbindung gestoßen.” Es geht unter anderem um “mögliche Datenweiterleitungen nach China”. Beim “Spiegel” kann man nachlesen, was die Sicherheitsexperten genau festgestellt haben und warum die Angelegenheit für TikTok noch unangenehm werden könnte.
Nachtrag: Auch das Team der “zerforschung” hat sich die TikTok-Analyse angeschaut und ist nicht besonders überzeugt von den Ergebnissen: “Das ist größtenteils Quatsch.” Dem Bericht fehle technische Tiefe, sinnvolle Informationen seien ebenfalls nicht zu finden: “Hier wurden großteils Ausgaben automatischer Tools unhinterfragt wiedergekäut. Das macht noch keine Analyse.” In Richtung “Spiegel” heißt es: “Hier wären auch große Medien wie @derspiegel in der Pflicht, solche Behauptungen kritisch zu überprüfen, statt sie direkt mit einer clickbaity Schlagzeile zu übernehmen.”
Weiterer Lesehinweis zum Thema Datennutzung durch China, allerdings im Zusammenhang mit einer anderen App: Politische Kontrolle mit Corona-App: “Ohne Gesundheits-App geht in Chinas Großstädten nichts: Wer einen roten statt grünen Code hat, kommt weder in den Bus noch in den Supermarkt. Inzwischen setzen Behörden die App ein, um missliebige Personen festzusetzen.” (tagesschau.de, Tamara Anthony)

6. Sylt, ein juris­ti­sches Wim­mel­bild
(lto.de, Martin Rath)
Als “Insel der Schönen und Reichen” steht Sylt oft im Fokus der Boulevardmedien. In Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket und der Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner berichteten auch viele andere Redaktionen über beziehungsweise von der Nordseeinsel. Martin Rath hat ein paar interessante Rechtsgeschichten rund um Sylt zusammengesucht. Es entsteht ein trotz der trockenen Materie unterhaltsames “juristisches Wimmelbild”.

Die Werbefilme des DFB, Konflikt bei “konkret”, Schlechter Scherz

1. Die ARD kauft dem DFB Werbefilme ab – und verkauft sie dem Publikum als Dokumentationen
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Frederik von Castell ist einer bemerkenswerten Allianz zwischen Deutschem Fußball-Bund, Privatwirtschaft und öffentlich-rechtlichem Rundfunk nachgegangen: “Die ARD preist ‘Born for this – mehr als Fußball’ als Doku-Serie über die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen an. Was sie nicht verrät: Das Format wurde vom DFB und seinen Werbepartnern Volkswagen und Adidas bezahlt.”

2. Grenzen ziehen
(taz.de, Ruth Lang Fuentes)
Zunächst hatten sich 17 Autorinnen und Autoren von der linken Zeitschrift “konkret” distanziert, mittlerweile seien es um die 30 Personen, die dem Magazin eine zu Kreml-nahe Haltung vorwerfen und nicht mehr für “konkret” schreiben wollen (die Erklärung der Autorinnen und Autoren sowie die als “Richtigstellung” bezeichnete Stellungnahme der “konkret”-Redaktion). Ruth Lang Fuentes erklärt den Konflikt, bei dem eine Annäherung der Positionen derzeit schwer vorstellbar erscheint.

3. Schlechter Scherz
(sueddeutsche.de, Jens-Christian Rabe)
Karl Lauterbach hat bereits vor seiner Zeit als Gesundheitsminister eine recht eigenwillige Medienarbeit verfolgt und ist auch durch Unterhaltungsformate getingelt. In der Amazon-Serie “One Mic Stand” beispielsweise hat er sich unter der Anleitung von Hazel Brugger in einer Folge zum Comedian ausbilden lassen. Für Jens-Christian Rabe ein Anlass, sich die neue Serie näher anzuschauen. Sein Befund: “‘One Mic Stand’ wirkt, als habe sich Deutschland, nachdem es von der Comedy-UN gebeten wurde, sein Armutszeugnis vorzulegen, mal wieder gedacht: Wenn schon, denn schon!”

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4. So schnell vergehen 20 Jahre
(arminwolf.at)
Am heutigen 18. Juli ist es exakt 20 Jahre her, dass Armin Wolf erstmals das österreichische Nachrichtenjournal “ZiB2” moderiert hat. Wolf blickt auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück und erklärt, wie aus einer Urlaubsvertretung 2.317 Sendungen mit mehr mehr als 3.000 Studiogästen wurden.

5. Mehr Polarisierung wagen!
(spiegel.de, Samira El Ouassil)
Die viel beklagte Spaltung der Gesellschaft sei in einer Demokratie eigentlich ganz normal, findet “Spiegel”-Kolumnistin Samira El Ouassil. Vorsicht sei jedoch geboten, wenn sie in eine gruppenbezogene Ablehnung umschlage: “Gruppenbezogene Polarisierung verhindert gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, indem sie geistige Opponenten zum Feind erklärt.”

6. Ein Vorkämpfer für die Anerkennung des Comics
(tagesspiegel.de, Lars von Törne)
“Stefan Neuhaus hat als Vorsitzender des Deutschen Comicvereins viel für die Wertschätzung der Kunstform erreicht. Jetzt ist er mit 74 Jahren gestorben.” “Tagesspiegel”-Redakteur Lars von Törne würdigt in seinem Nachruf die Verdienste des Comic-Pioniers.

KW 28/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Lanz & Precht, Ausgabe 46
(lanz-precht.podigee.io, Markus Lanz & Richard David Precht, Audio: 52:40 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts von Markus Lanz und Richard David Precht geht es um die Kontroverse um das angekündigte Buch von Precht und Harald Welzer über “Die vierte Gewalt”. Precht wirft zwei von ihm namentlich genannten Journalisten (Miriam Hollstein und Joachim Huber) vor, sie hätten das Buch bereits “rezensiert”, bevor es überhaupt auf den Markt verfügbar ist. Dabei geht er nonchalant über die Tatsache hinweg, dass die Verlagsankündigung Grund für den kritischen Widerhall war: So war dort unter anderem von einer “Selbstgleichschaltung” der Medien die Rede (mittlerweile ersetzt durch “Selbstangleichung”). Precht wirft außerdem seinem Podcast-Partner Lanz eine Unausgewogenheit bei Gesprächsrunden über Waffenlieferungen an die Ukraine vor, verstrickt sich dabei jedoch in Widersprüche. Trotz oder gerade wegen der Kontroverse hörenswert.

2. Ritt durch die Medienlandschaft mit Medienunternehmer Alexander Elbertzhagen
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 44:06 Minuten)
Medienrechtler David Geßner hat sich mit dem Medienunternehmer Alexander Elbertzhagen unterhalten, der mit seiner Managementfirma seit Jahrzehnten zahlreiche Showgrößen aus der alten, mittlerweile aber auch Künstlerinnen und Künstler aus der neuen Unterhaltungswelt betreut. In dem Gespräch geht es um Elbertzhagens Werdegang sowie um verschiedene Bereiche des Mediengeschäfts wie Musik und Musikrecht, Influencer und rechtliche Fallstricke sowie das Presserecht.

3. Der Krieg aus Sicht der russischen Medien
(ardmediathek.de, Masha Borzunova, Video: 11:35 Minuten)
“Die russische Dozhd-Redaktion – derzeit im Exil in Georgien – betreibt seit 2018 den erfolgreichen YouTube-Channel ‘FAKE NEWS’. Jede Woche wühlt sich das Team hier durch Stunden an russischen Staats-News und Propaganda-Shows, und zerrupft sogfältig jede einzelne Lüge, bis auch der letzte Putin-Propagandist nackt dasteht.” Für die Arte-Sendung “Tracks” produziert das “Dozhd”-Team eine wöchentliche Ausgabe seines Formats mit deutscher Übersetzung. In der aktuellen Folge geht es unter anderem um ein angebliches Bordell für Zoophile in Dänemark und um einen falschen Nazi-Großvater des deutschen Bundeskanzlers.

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4. Personal Journalism auf YouTube
(youtube.com, Aylin Kazi & Vincent Hahnen, Video: 26:41 Minuten)
Die “Tincon” versteht sich als “Konferenz für digitale Jugendkultur” mit den Schwerpunkten Popkultur, Lifestyle, Tech, Netzpolitik, Aktivismus und Wissenschaft. In diesem Jahr berichtete Chris Müller von den Erfahrungen, die er bisher als unabhängiger Journalist auf Youtube gemacht hat. In seinem Vortrag geht es um die Fragen: Wie erkennen wir guten unabhängigen Journalismus in den Sozialen Medien? Und welche Gefahren birgt der “Personal Journalism”?

5. Whistleblower – Wenn Assange und Snowden Deutsche wären
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 16:45 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” sprechen Michael Meyer und Thomas Bimesdörfer mit Annegret Falter, der Vorsitzenden des “Whistleblower- Netzwerks”, über die EU-Richtlinie zum Schutz von Hinweisgebern, die eigentlich schon in deutsches Recht umgesetzt sein sollte. Was muss die Umsetzung leisten? Wo liegen die Fallstricke? Und wann wird sie im Bundestag verabschiedet?

6. So verkauft man Schrott auf Instagram
(youtube.com, Walulis Story, Video: 21:34 Minuten)
Instagram dient vielen pfiffigen Firmen als Absatzkanal für allerlei mehr oder weniger sinn- und wertlose Gegenstände. Bei der Recherche zum überteuerten Plastik-Tand ist die “Walulis”-Redaktion auf den Geschmack gekommen: “Könnten wir nicht auch ein komplett sinnloses Produkt erfolgreich auf Instagram verkaufen?”

Dortmund darf bleiben, Schleichender Tod, Pressevögel der Lüge

1. Dortmund darf online bleiben
(taz.de, Christian Rath)
Der Verlag Lensing, der in Dortmund die Tageszeitung “Ruhr Nachrichten” herausbringt und das Webportal ruhr24.de betreibt, fühlte sich gestört vom Onlineangebot der Stadt Dortmund. Diese mache mit ihrem Angebot privaten Medien unzulässige Konkurrenz, so der Vorwruf. Nun hat der Bundesgerichtshof entschieden: Die städtische Seite dortmund.de darf bleiben.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Betreiber von Stadtportalen und die Redaktionen zu einem fairen Miteinander auf (djv.de, Hendrik Zörner).

2. Der schleichende Tod des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
(dwdl.de, Bendix Lippe)
Bendix Lippe saß zwei Jahre lang im ZDF-Fernsehrat und war dort mit seinen Mitte 20 das jüngste Mitglied. In einem Gastkommentar bei “DWDL” schreibt er, warum er die Institution mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt, was Thomas Gottschalk gegen ihn hatte, und warum junge Menschen in die Gremien eingebunden werden müssen, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch in Zukunft eine Rolle spielen will.

3. Wie sich Radiosender ein Jahr nach der Flut neu aufgestellt haben
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 6:04 Minuten)
Bei der Flutkatastrophe 2021 kamen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zahlreiche Menschen auch deshalb ums Leben, weil Medien nicht oder zu spät gewarnt hatten. Stefan Fries hat sich umgeschaut, was von den Besserungsversprechen umgesetzt wurde.

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4. Was man alles nicht wusste
(faz.net, Axel Weidemann)
Der öffentlich-rechtliche RBB sieht sich rund um den Bau und die Verträge seines neuen “Digitalen Medienhauses”, das bis 2026 fertig gestellt werden soll, Vorwürfen ausgesetzt. Es soll zu Unregelmäßigkeiten beim Vergabeverfahren gekommen sein. Deshalb habe man sich entschlossen, das Vergabeverfahren aufzuheben. Der Sender wolle den “gesamten Komplex jetzt noch einmal durch eine unabhängige Kanzlei” prüfen lassen.

5. Internet Archive wehrt sich gegen Millionenklage
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
In den USA haben einige große Buchverlage das “Internet Archive”, das Bücher zur Ausleihe anbietet, verklagt. Da es dabei um eine Forderung in Millionenhöhe geht, die für das gemeinnützige Projekt existenzbedrohend ist, hat das Archiv mit einem Antrag auf Beendigung der Klage reagiert: “Das Internet Archive und die Hunderte von Bibliotheken und Archiven, die es unterstützen, sind keine Raubkopierer oder Diebe. Sie sind Bibliothekare, die sich bemühen, ihren Kunden online genauso zu dienen, wie sie es seit Jahrhunderten in der stationären Welt getan haben. Das Urheberrecht hindert eine Bibliothek nicht daran, ihre Bücher an ihre Kunden auszuleihen, und zwar eines nach dem anderen”, so Corynne McSherry, Leiterin der Rechtsabteilung der Electronic Frontier Foundation, die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt.

6. Pressevögel der Lüge!
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Bei “Übermedien” lädt Mats Schönauer zum rituellen Schlagzeilenbasteln ein: “Hätten Sie das Zeug, in einer Regenbogenredaktion zu arbeiten? Sind Sie kreativ und skrupellos genug, um aus winzigen Nichtigkeiten große Todes-Schocks, Psycho-Krisen oder Knast-Mafia-Dramen zu zaubern?”

Hass-Ursache Algorithmen, Interessenskonflikt?, Seitenwechsel

1. “Ursache für Hass sind Algorithmen”
(taz.de, Eric Bonse)
Das Europaparlament hat jüngst das Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act) verabschiedet. Leider sei man mit vielen datenschutzrechtlichen Forderungen nicht durchgedrungen, kritisiert der Jurist, Datenschutzexperte und Europaabgeordnete Patrick Breyer. So sei es nach dem neuen Gesetz beispielsweise möglich, dass Ungarn auch in Deutschland legal veröffentlichte Inhalte löschen lassen kann, “nur weil sie angeblich gegen ungarische Gesetze, die Orbáns Regierung erlassen hat, verstoßen”, so Breyer: “Man kann dagegen klagen – vor ungarischen Gerichten. Die ungarische Behörde kann eine Löschanordnung auch an deutsche Anbieter schicken. Denkbare Themen sind Seenotrettung als Beihilfe zu illegaler Immigration oder Proteste gegen Orbán als verbotene Demoaufrufe. Die Klage in Ungarn wird in der Tat kaum nutzen.”

2. Droht ein massiver Interessenskonflikt?
(verdi.de, Günter Herkel)
Wenn die Politik-Chefreporterin eines überregionalen Mediums und ein deutscher Finanzminister heiraten, liegen eine mögliche Befangenheit und eventueller Interessenskonflikt nahe. Zumal es eine ähnliche Situation bereits zuvor gegeben habe, wie Günter Herkel schreibt: “Schon einmal – von 2011 bis 2020 – war FDP-Chef Lindner mit einer Journalistin verheiratet, mit Dagmar Rosenfeld, der heutigen Chefredakteurin der ‘Welt am Sonntag’. Während des Bundestagswahlkampfs 2017 kommentierte sie kritisch-ironisch ein Wahlplakat Lindners: ‘Bei der Wahl der Oberbekleidung für Werbespots künftig vorher die Ehefrau fragen.’ Dass Autorin und Ehefrau hier identisch waren, wurde allerdings der Leserschaft vorenthalten.”

3. Die “Welt” als Sprungbrett für Querdenker und ihre Narrative
(volksverpetzer.de, Gunnar Hamann)
Gunnar Hamann wirft der “Welt” eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit sowie die Verbreitung von “Querdenken”-Narrativen vor. Inzwischen würden “Querdenker” und Personen aus dieser Szene dort selbst Beiträge verfassen. Hamann hat sich die Situation näher angeschaut und versucht, das aufzudröseln, was er als Netzwerk bezeichnet.

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4. Hysterie oder sinnvolle Warnung?
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:47 Minuten)
Mehr denn je kommt den Meteorologen eine besondere Verantwortung zu, doch die Sache ist nicht einfach: Schlagen sie zu früh Alarm oder irren sie sich, wirft man ihnen Hysterie und Panikmache vor. Die Meteorologen und die Redaktionen müssten aufpassen, nicht zu überdrehen, nur um eine Schlagzeile zu bekommen oder das Problem der globalen Erderwärmung zu unterstreichen, so der Klimaforscher Mojib Latif: “sonst gibt es einen Glaubwürdigkeitsverlust”.

5. Wie Urheberrechtsbeschwerden bei YouTube zur Waffe werden
(netzpolitik.org, Esther Menhard)
“YouTube blockierte einen Livestream des Kanals Lofi Girl wegen einer Urheberrechtsverletzung, die sich als falsch herausstellte. Der Fall verdeutlicht das Problem, das vor allem kleinere Medienschaffende betrifft: Die Plattform ist mit der Kontrolle der Anfragen überfordert.” Esther Menhard erklärt, wie leicht sich das auf dem Digital Millennium Copyright Act beruhende System missbrauchen lässt.

6. “Seitenwechsel für den Aufstieg”
(mediummagazin.de, Senta Krasser)
Der langjährige ARD-Faktenchecker Patrick Gensing hat einen spannenden Seitenwechsel vollzogen: Seit ein paar Wochen vertritt er die Medienchefin des FC St. Pauli, die für ein Jahr in Mutterschutz gegangen ist. Im Gespräch mit Senta Krasser verrät Gensing, warum Faktenchecks allein nicht reichen, wie er sich vom Medienstress erholt, und was Journalistinnen und Journalisten vom Fußball lernen können.

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