Tanzbodenlose Ahnungslosigkeit

Man kennt das von billigen Pullovern: Erst entdeckt man, dass irgendwo ein kleiner Faden raushängt, aber wenn man dran zieht, ribbelt sich das Ding komplett auf.

Ungefähr so verhält es sich merkwürdigerweise, wenn die “Bild”-Familie über deutsche Künstler schreibt, die in den USA Erfolg haben: Diesmal geht es nicht um die Band Juli, sondern um Cascada, aber geribbelt wird trotzdem.

Cascada (27) tritt in die Fußstapfen von 80er-Ikone Nena (49) und erobert Amerika. Mit ihrem Sommer-Hit “Evacuate The Dancefloor” schaffte die Blondine aus dem Rheinland den Sprung in die Top 50 der US-Charts.

So schreibt Bild.de am Freitag und hat — von Nenas Fußstapfen, über die weniger bekannt ist als über ihre Achselhöhlen, mal ab — bis hierhin noch alle Fakten richtig auf der Reihe. Doch von nun an geht’s bergab…

Platz 47! Damit steht sie vor Superstars wie Lady Gaga (auf Platz 74) und Beyoncé (60).

Damit steht sie aber auch hinter Superstars wie Lady Gaga (auf Platz 24 & 41) und Beyoncé (46).

Keine deutsche Frau seit Nena (mit “99 Luftballons” 1983 auf Platz 2) war in den letzten Jahren besser.

Mal davon ab, dass “99 Luftballons” am 3. März 1984 auf Platz 2 der US-Charts stand, gab es da vor dreieinhalb Jahren eine deutsche Frau, die es nicht nur auf Platz 47, sondern auf Platz 10 schaffte: Cascada mit “Everytime We Touch”.

Das weiß sogar Bild.de so ein bisschen:

In den US-Charts kennt sich Natalie Horler (27), wie die Blondine mit bürgerlichem Namen heißt, übrigens schon recht gut aus. Auch mit ihrem Cover-Hit “Everytime We Touch” schaffte sie 2006 den Einstieg in die wichtigen Top 200 der USA.

200 Plätze haben in den USA nur die Albumcharts, in denen Cascada noch nie war. Aber wie gesagt: In den Top 10 der Singlecharts.*

Sarah Connor (29, mit “Bounce”, 2003, Top70) und die No Angels (“Daylight”, 2002, Top80) waren der letzte erfolgreiche Sängerinnen-Export aus Deutschland.

Warum der 54. Platz für “Bounce” unter “Top70” und nicht unter “Top60” oder “Top55” verbucht wird, weiß vermutlich nur Bild.de — ebenso wie von dem Chart-Erfolg einer No-Angels-Single in den USA: Das unbestechliche Archiv des Billboard-Magazins hat davon nämlich nie etwas gehört.

Mit besonderem Dank an Thomas!

*) Korrektur, 8. September: In den Albumcharts waren Cascada sehr wohl schon.

Schlingensief, Lebrument, Sonntagszeitungen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Volker Heise
(cicero.de, Marc Etzold)
Die am Samstag ausgestrahlte Dokumentation „24 Stunden Berlin“ ist online. Projektleiter Volker Heise dazu: “Wir hoffen natürlich, dass die Menschen in 50 bis 100 Jahren was mit dem Filmmaterial anfangen können. Und vielleicht sehen sie ja etwas darin, was wir gar nicht gesehen haben.”

2. “Verblödung mit System”
(faz.net, Peter Körte, Claudius Seidl, Harald Staun)
Der “FAS” sieht sich die “Vernetzungen und Verquickungen” im Fall Doris Heinze an und kommt auf den gar nicht so absurden Gedanken, “dass es sich beim deutschen Fernsehfilm um das klassische Modell eines geschlossenen Systems handelt, das sich selbst reguliert und so autark ist, dass es ein Außen gar nicht mehr benötigt.”

3. “Schwach angefangen – stark nachgelassen”
(blog.persoenlich.com, Stefan Bühler)
Hanspeter Lebrument, Präsident des Schweizer Verlegerverbands und Inhaber fast aller Medien in der Südostschweiz, zieht eine Ehrverletzungsklage gegen Roger Schawinski und andere auf eigene Kosten zurück und hinterlässt damit die “Strafbeklagten als obsiegende Partei”. Die Meldung dazu wird in seinen Medien mit einer “Weisung an alle Redaktoren, nichts zu publizieren” totgeschwiegen. “Auf Verfügung des publizistischen Direktors Andrea Masüger durfte nicht einmal die entsprechende Nachricht der SDA veröffentlicht werden.”

4. “Sind Zeitungen tot? Unsinn!”
(dasmagazin.ch, Sacha Batthyany, Martin Beglinger, Finn Canonica)
“Das Magazin” setzt den Satz “Warum Print gewinnt” auf den Titel und lässt sich von Martim Figueiredo von “Informação” zur eigenen Zukunft beraten: “Der beste Weg, um Ihren Job zu behalten, ist es, mehr Optimismus zu verbreiten. Kein Mensch glaubt doch im Ernst daran, dass es mal keine Bücher mehr gibt. Warum sollen wir also an das Ende der Zeitung glauben?”. Für ihn ist klar: “Relevanz kann heute nach wie vor nur in Print erzeugt werden.”

5. “Wer hat geil Krebs?”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele diagnostiziert “Bekenntnisliteratur” über Krebs. In den Kommentaren antwortet der krebskranke Theaterregisseur Christoph Schlingensief: “mein text entstand ohne literaturanspruch, ohne verleger im nacken ! ich habe nachts , wenn die angst kam, alles in dieses band gesprochen. dann die erste arbeit dazu im gorkitheater, zum glück ohne so freitags-boulevard-deppen wie sie, die leiden und sterben zum boulevard erklären… – ach lass doch, sagen meien freunde… nicht mal ignorieren würde ich dieses freitags-mini-blatt! nein, nein, sage ich ! ganz im gegenteil !”

6. “wams vs. fas”
(mywebwork.de, Daniel Fiene)
Fiene & Franziskript sitzen im Zug und lassen die Sonntagszeitungen “Welt am Sonntag” und “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” gegeneinander antreten.

B.Z., Bild  etc.

Schock: Madonnas Bühnenkollabitis chronisch!

Vielleicht sollte Madonna mal was Herzhaftes essen. Schweinshaxe statt Algen etwa. Oder mit ihren 50 Jahren einfach kürzer treten.

Ja, vielleicht.

Unzählige Stunden hat Madonna schon in Fitness-Centern verbracht, um ihre Muskeln zu stählen und das Altern zu stoppen. Eine Fitness-Fanatikerin. Mit Diät-Wahn. Makrobiotisch, ihr Zauberwort. Kein Fleisch, keine Milch, kein Zucker. Kurz: Was schmeckt, ist verboten.

Naja, und?

Doch nun zahlt Madonna dafür Tribut.

Ach ja? Oh ja!

“Bild”, “B.Z”, “Basler Zeitung”, “Express”, “Bunte”, “Blick” und, ach, alle berichten, dass Madonna bei ihrem Konzert in Sofia zusammengebrochen (oder genauer: fast zusammengebrochen) sei. Sie haben das aus der britischen Boulevardzeitung “Sun”, und die hat nicht nur diverse anonyme “Insider”, sondern auch ein Beweis-Video, auf dem man sieht, wie sie nach hinten an einen ihrer Tänzer sinkt und erst, nachdem er sie besorgt geschüttelt hat, weitertanzt:

“Man könnte meinen, es gehört zur Choreographie”, heißt es am Anfang im Bild.de-Videobericht, aber anscheinend wollte niemand ernsthaft dieser abwegigen Möglichkeit nachgehen. Da das also ebenso auszuschließen ist wie die Möglichkeit, dass all diese professionellen Journalisten weltweit einfach irgendeinen Unsinn nachplappern, muss es wohl so sein, dass Madonna auf ihrer Tour jedesmal an derselben Stelle im Programm, wenn ein Michael-Jackson-Doppelgänger auftrat, ohnmächtig zusammengebrochen ist, fast so, dass man meinen könnte, es gehöre zur Choreographie:

Gegen den Wahnsinn der Medien dürfte allerdings auch eine Nahrungsumstellung von Algen auf Haxen nicht viel ausrichten.

Mit Dank an lennet!

Die Mühen mit dem Muhen der Kühe

Die “Süddeutsche Zeitung” zählt heute auf ihrer Wissen-Seite “Zehn Dinge, die Sie noch nicht wissen über Kühe” auf. Ding eins lautet:

Das stimmt so nicht. Und den Phonetiker und Blogger John C. Wells würde es echt freuen, wenn das die Medien nun endlich mal einsehen würden. Schon im Oktober 2006 hoffte er darauf, sein Auftritt in der Sendung “Stern-TV” sei “the absolutely last gasp of the cow dialect story”, der “wirklich letzte Atemzug der Kuh-Dialekt-Geschichte”.

Das Unglück nahm seinen Lauf, als Wells auf Anfrage einer PR-Firma, die im Auftrag eines Käseherstellers tätig war, erzählte, es gebe seriöse wissenschaftliche Untersuchungen, dass Vögel regionale Gesangsunterschiede zeigen — Ähnliches sei “für Kühe auch nicht vollständig auszuschließen”. Der daraus entstandene Artikel wurde ohne Rücksprache publiziert und bald von der “BBC” aufgegriffen.

Wells musste darauf “14 Radio- und drei Fernsehinterviews geben”, wie “spektrum direkt”, der Online-Ableger der Zeitschrift “Spektrum der Wissenschaft”, schrieb, der die Sache schon vor über zwei Jahren aufklärte. Ein Blogeintrag vom August 2006 zitiert eine E-Mail von John Wells, in der er ausführlich zu erklären versucht, wie es zum sich weltweit verbreitenden Unsinn kommen konnte.

Sein Wunsch nach Ruhe wird aber wohl nicht erfüllt. Solange die Geschichten über die in Dialekt muhenden Kühe bei welt.de, taz.de, abendblatt.de, bild.de und orf.at unkorrigiert vor sich hingammeln, muss man davon ausgehen, dass sie bald wieder jemand aufgreift. Auch die “Süddeutsche Zeitung” hat vermutlich nur auf ihren eigenen Archiv-Artikel mit dem Titel “Die Kuh muht mit Dialekt” vom 24. August 2006 zurückgegriffen (was der Überschrift “Zehn Dinge, die Sie noch nicht wissen…” eine doppelte Ironie gibt).

Und im kommenden Frühjahr erscheint dann ein Buch mit dem Titel “Warum Kühe im Dialekt muhen” und der Ankündigung “Kein Witz – alles wirklich wahr!”. Und der Autor ist ausgerechnet Richard Zinken, der Chefredakteur von “spektrum direkt”*.

*) Zinken erklärt uns auf Nachfrage, dass es sich bei dem (ausgerechnet) am 1. April 2010 erscheinenden Buch um “eine Sammlung von Sommerloch-Beiträgen handelt, die skurrile, aber meist korrekte wissenschaftliche Erkenntnisse auf’s Korn nehmen”, was im Vorwort des Buchs dann auch dargelegt werde.

Mit Dank an Treets!

Reppesgaard, von Buttlar, Spreng

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Lars Reppesgaard
(berliner-journalisten.com, Thomas Mrazek)
Lars Reppesgaard (Autor von “Das Google-Imperium”) über Zeitungsverlags-Verantwortliche, die er “viel eher als Totengräber des Journalismus” bezeichnen würde: “Jetzt, wo sich zeigt, dass ihre Strategie, gute Inhalte online zu verschenken, nicht aufgeht, soll Google zahlen? Und wer noch? Yahoo? Bing? Auch eine an der Uni entwickelte und betriebene Meta-Suchmaschine wie Metager? Das ist so blöd und frech als Forderung, dass man sich wundert, darüber überhaupt diskutieren zu müssen.”

2. “Werden Sie bloß kein Journalist!”
(ftd.de, Horst von Buttlar)
Horst von Buttlar feiert sein fünfjähriges Dienstjubiläum und fragt sich heimlich, ob ihn “die da oben” bereits “ausgebrannter Greis” nennen.

3. Interview mit Michael Spreng
(cicero.de, Marc Etzold)
Ex-Wahlkampfmanager und Politikblogger Michael Spreng, gestern bei “arte” (Video, 52 Minuten), über seine Zeit im Journalismus: “Ich bin bei Springer als Chefredakteur der Bild am Sonntag gefeuert worden. In solchen Spitzenpositionen geht es einem wie ein Fußballtrainer und ich war immerhin über elf Jahre Trainer der Bild am Sonntag. Danach war ich noch ein dreiviertel Jahr gesperrt bis mein Vertrag auslief.”

4. “Versuch am lebenden Objekt”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann macht ein Experiment: “Ich habe in Deutschland, erstmals seit 35 Jahren, keine Tageszeitungen abonniert.” Und lässt sich etwas quälen von der Frage, ob er nicht etwas verpasst habe.

5. “How to spot a web hoax”
(strange.corante.com, Kevin Anderson, englisch)
Wie man eine Falschmeldung im Internet erkennt.

6. “20 People Who Started As Bloggers, Who Are Now So Much More!”
(incomediary.com, Michael, englisch)
Zwanzig Menschen, die als Blogger angefangen haben: Mario Lavandeira, Michael Arrington, Pete Cashmore, Robert Scoble, Tim Ferriss und andere.

Blitzschnelles Ende für Bleifüße

Bild.de hat ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts entdeckt — auf das zweierlei zutreffen soll: Es sei nicht weniger als “sensationell”. Und es sei “kaum bekannt” (wofür es gute Gründe gibt, aber dazu später mehr). Jedenfalls fragte der Online-Ableger von “Bild” in dieser Woche:

Sind alle Blitzer rechtswidrig?

Die Antwort, Sie ahnen es, ist kurz und schmerzlos: nein. Von “Blitzern” ist nämlich in der Entscheidung des Bundesverfassungerichts gar nicht die Rede. Es geht in dem Urteil auch nicht darum, dass jetzt fortan alle so schnell fahren dürfen, wie es ihnen in den Bleifuß kommt. Vielmehr geht es um Fragen des Persönlichkeitsrechts und einen Themenkomplex, der sich leider nicht so gut in eine knackige Schlagzeile packen lässt.

Geklagt hatte ursprünglich ein Mann aus Güstrow, der zu schnell gefahren und dabei erwischt worden war. Er wurde allerdings nicht geblitzt, sondern im Zuge einer Videoüberwachung — genauer gesagt: einer Abstandsmessung — des laufenden Verkehrs ertappt. Und genau hier setzt die Beschwerde des Mannes an: Nach seiner Auffassung stellt eine laufende Verkehrsüberwachung mit Videokameras alle Verkehrsteilnehmer nicht nur unter Generalverdacht, sondern verletzt auch ihr Persönlichkeitsrecht, da sie ja selbst dann erkennbar sind und gefilmt werden, wenn sie sich vollständig an die Verkehrsregeln halten. Demnach also, so die Argumentation weiter, werde mit der Videoüberwachung ein Beweismittel verwendet, das unrechtmäßig zustandegekommen sei und deswegen nicht verwendet werden dürfe; noch dazu, wo diese Videoaufzeichnung ursprünglich ja gar nicht zur Geschwindigkeitskontrolle gedacht war.

Das zunächst mit dem Fall befasste Amtsgericht hingegen hatte sich auf einen Erlass des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern zur Abstandsüberwachung berufen und insofern den Einsatz der Videos als Beweismittel als legal erachtet. Das Bundesverfassungsgericht nennt zwei Gründe dagegen: Zum einen sei eine generelle Videoüberwachung tatsächlich ein Verstoß gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Zum anderen sei der Erlass des Wirtschaftsministeriums, auf den sich das Amtsgericht beruft, eben nur ein Erlass, eine verwaltungsinterne Vorschrift — aber keineswegs gleichzusetzen mit einer gesetzlichen Grundlage. Und schließlich stellt sich laut Bundesverfassungsgericht auch noch die Frage, ob man die Bilder einer Kamera, die zur Abstandsmessung installiert ist, auch zur Geschwindigkeitskontrolle verwenden darf.

Viel ist also die Rede von verwaltungsrechtlichen und generellen juristischen Fragen im Zusammenhang mit der Videoüberwachung von Straßen. Mit dem Thema “Blitzer” befasst sich das Urteil des Verfassungsgerichts aber zu keiner Sekunde. Und “spektakulär”, wie “Bild” glauben machen möchte, ist es auch nicht.

Der Dresdner “ADAC-Rechtsanwalt” Klaus Kucklick, der in dieser Geschichte als Kronzeuge herangezogen wird, ist übrigens anscheinend für ein paar steile Thesen immer zu haben — zumindest dann, wenn es ihn mit Foto und Text in die “Bild” bringt. Kucklick erzählt dann auch schon mal, dass es für ein (eineiiges) Zwillingspärchen eigentlich ausreichend sei,  nur einen Führerschein zu besitzen (wir berichteten).

Mit Dank an Daniel N.!

Blick, Brost, Mexiko

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Drogendealer auf Street View ist ein unschuldiger Wirt”
(tagesanzeiger.ch, Ruedi Baumann)
Die Boulevardzeitung “Blick” entdeckt bei der Suche nach unverpixelten Personen auf Google Street View einen “obskuren Typ mit roter Baseballmütze” und macht aus ihm kurzerhand einen Drogendealer. Tatsächlich handelt es sich um einen lokalen Wirt, der Gutscheine verteilt, um neue Gäste zu gewinnen.

2. Interview mit Ulrich Tilgner
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Nahost-Korrespondent Ulrich Tilgner erklärt nochmals, warum er nicht mehr für das ZDF arbeitet: “Wenn deutsche Soldaten als Aufbauhelfer dargestellt werden sollen und viele Kolleginnen und Kollegen sich den PR-Bemühungen zum Beispiel des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin nicht widersetzen können, wird es besonders schwierig, über Afghanistan ausgewogen zu berichten.”

3. “Wie der Chefreporter von ‘Bild’ tickt”
(epd.de, Ulrike Steglich)
Der “Evangelische Pressedienst” schreibt über den “Familienflüsterer” und “Bild”-Chefreporter Hauke Brost.

4. “Die Verfolgung von Journalisten in Mexiko”
(dradio.de, Peter B. Schumann)
“Viele Zeitungen verzichten inzwischen darauf, Artikel oder Fotos namentlich zu kennzeichnen, und kleinere Blätter haben sich sogar entschieden, überhaupt nicht mehr über das organisierte Verbrechen zu berichten.”

5. “Frühstück mit Zeitung”
(arlesheimreloaded.ch, Manfred Messmer)
Manfred Messmer über Journalisten in den Zeitungsverlagen: “Sie unterliegen dem fundamentalen Irrtum, dass die technische Revolution, die sie in den letzten Jahren durchlebt haben, aus ihnen Newsleute gemacht habe, die sich auf der Höhe der Entwicklung bewegen. Doch ihre Arbeitsmethoden und Arbeitsabläufe sind immer noch dieselben wie vor zwanzig Jahren, als ich aus dem Journalismus ausgestiegen bin.”

6. “Top 10 Lies Newspaper Execs are Telling Themselves”
(simsblog.typepad.com, englisch)
10 Lügen, die sich die Verantwortlichen bei den Zeitungen erzählen.

A long way down (leicht gekürzt)

In der heutigen Ausgabe von “Welt Kompakt” findet sich ein Interview mit dem englischen Schriftsteller Nick Hornby.

Darin heißt es unter anderem:

Etliche Ihrer Bücher wurden verfilmt. "A long way down" etwa, wurde zu einem Film mit Johnny Depp. Wie erleben Sie es, wenn aus Ihren Ideen auf Papier plötzlich Filmfiguren werden, wenn sie sich verändern. Ist das nicht schmerzhaft? - Hornby: Hm, nein dieser Prozess ist nicht so sehr schmerzhaft.

Fans des Popliteraten werden sich möglicherweise wundern, warum er auf die Frage nicht so etwas geantwortet hat wie:

Wie? Der Film ist schon fertig? Davon wüsste ich aber … Depp hat bislang nur die Rechte gekauft. Vor 2011 läuft da nix im Kino. Oder wissen Sie mehr als ich?

Warum Hornby so komisch auf die Frage geantwortet hat, klärt sich, wenn man das Interview in der normalen “Welt” oder bei “Welt Online” liest: Er hat es gar nicht.

Die Frage ist (schlecht) aus zwei anderen zusammengekürzt und seine Antwort bezieht sich auf den zweiten Teil:

Etliche Ihrer Bücher wurden verfilmt. “A long way down” – Ihr Buch über den Umgang mit Depressionen und Selbstmord – wurde von Johnny Depp schon vor der Veröffentlichung vom Markt weggekauft.

Hornby: Ja, aber das muss nicht immer bedeuten, dass dieses Projekt raketenartig zum Start gerollt wird. Johnny Depp, ein netter Kerl ohne Frage, hat mir vor ungefähr fünf Jahren die Rechte am Buch abgekauft. Was ist seitdem passiert? Wo ist der Film? Ich habe Geld bekommen. Darüber kann ich mich nicht beschweren. Aber ansonsten ist nichts passiert. Aber es gibt noch einen anderen Punkt, der mich viel mehr stört.

[…]

Generell gesprochen: Wie erleben Sie das, wenn aus Ihren Ideen auf Papier plötzlich Filmfiguren werden, wenn sie sich verändern. Ist das schmerzhaft?

Hornby: Hm, nein dieser Prozess ist nicht so sehr schmerzhaft. […]

Aber was will man machen bei einer Zeitung, die sich “Welt Kompakt” nennt?

Mit Dank an Jan W.

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