Fehlen noch OSZE-Medienbeobachter …

Wenn man den Artikel heute in der Druckausgabe der “Financial Times Deutschland” (FTD) liest, ahnt man nicht, was für ein Aufsehen er vorab verursacht hat.

Er erzählt die unspektakuläre, aber interessante Geschichte, dass das Auswärtige Amt die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) eingeladen habe, die Bundestagswahl zu beobachten — ähnlich wie sie es in vielen demokratischen und nicht so demokratischen Ländern regelmäßig tut. In der Bundesrepublik waren sie allerdings noch nie. Vor Monaten schon habe das OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte zugesagt, und nun gebe es sogar eine “heikle Frage” zu prüfen: Ob es fair war, mehrere kleinere Parteien nicht zuzulassen.

Das ist allerdings nicht die Geschichte, die am Wochenende unter Berufung auf die “FTD” von den Nachrichtenagenturen verbreitet wurde und durch die Medien ging. Die stellte nämlich einen ganz anderen Zusammenhang zwischen den Wahlbeobachtern und der Nichtzulassung her:

dpa, 13:27 Uhr:

Die umstrittene Nichtzulassung kleinerer Parteien zur Bundestagswahl ruft jetzt internationale Wahlbeobachter auf den Plan.

dpa, 14:09 Uhr:

Die Kritik am Ausschluss mehrerer kleiner Parteien von der Bundestagswahl im September hat internationale Wahlbeobachter auf den Plan gerufen.

AP, 15:23 Uhr:

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will dieses Jahr erstmals ein Expertenteam zur Beobachtung einer Bundestagswahl nach Deutschland schicken. Dies sagte OSZE-Sprecher Jens-Hagen Eschenbächer der “Financial Times Deutschland”. Hintergrund ist die umstrittene Entscheidung des Bundeswahlausschusses, mehreren Parteien, darunter den “Grauen” und “Die Partei” den Parteienstatus abzuerkennen.

Erst dann erreichte dpa endlich selbst jemanden von der OSZE und zitierte den OSZE-Sprecher Thomas Rymer, der dementierte, dass die Entscheidung der Anlass für die Wahlbeobachtung sei.

Und wie kamen die Agenturen darauf, am Sonntag unter Bezug auf die Montagsausgabe der “FTD” einen Zusammenhang herzustellen, den die Montagsausgabe der “FTD” so gar nicht herstellt? Nun, die “FTD” hatte den Agenturen vorab in einer E-Mail mitgeteilt, sie werde folgendes berichten:

Die umstrittene Nichtzulassung kleinerer Parteien zur Bundestagswahl wird ein Fall für die OSZE: Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollen die Entscheidung des Bundeswahlausschusses prüfen, mehrere Parteien von der Bundestagswahl auszuschließen.

“Wir schicken in diesem Jahr zum ersten Mal ein Expertenteam zur Beobachtung einer Bundestagswahl nach Deutschland, sagte der Sprecher des OSZE-Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte”, Jens-Hagen Eschenbächer, der Financial Times Deutschland (Montagausgabe). “Da die Nichtzulassung mehrerer Parteien in Deutschland ein Thema ist, werden sich unsere Wahlbeobachter das genau ansehen.” (…)

Die Vorabmeldung der Zeitung lud also zu Fehlinterpretationen förmlich ein. AP und dpa mussten sie nur ein bisschen zuspitzen, um eine Falschmeldung zu verbreiten, die dann dementiert wurde, und als die Zeitung am nächsten Tag selbst berichtete, war ihr Artikel sauber und korrekt. So bizarr funktioniert der Vorabmeldungsjournalismus in Deutschland.

Focus  

Ulla Schmidt & die Quadratur der Parteikreise

Er wirkt heute ein bisschen selbstironisch, der Slogan “Kurz, präsise und schnell auf den Punkt”, den der “Focus” seiner Rubrik “Periskop” am Anfang des Heftes mitgibt:

Denn der Bericht war schon am Samstagmittag überholt — um nicht zu sagen: als Falschmeldung entlarvt. Um 14:37 Uhr brachte die Nachrichtenagentur dpa diese Eilmeldung:

Nach ihrer Entlastung durch den Bundesrechnungshof hat SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in sein Wahlkampf-Team geholt.

(Ursprünglich hatte dpa vor lauter Aufregung “Renate Schmidt” geschrieben, sich aber schnell verbessert.)

Für eine Korrektur der ExklusivFalschmeldung im gedruckten “Focus” war es da natürlich zu spät. Und die Redaktion war so stolz auf ihre Information “aus Parteikreisen” gewesen, dass sie sie vorab an die Agenturen gegeben und auf “Focus Online” veröffentlicht hatte — was dort für einen ziemlichen Eiertanz sorgte.

Die ursprüngliche Überschrift “Schmidts Karriere ist beendet” schwächte die Redaktion irgendwann ab zu “Schmidts Karriereende ist besiegelt”. Aber auch nachdem am Samstagvormittag bekannt geworden war, dass der Bundesrechnungshof keine Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung des Dienstwagens in Spanien feststellen konnte, beharrte “Focus Online”:

Nach FOCUS-Informationen ist es für Schmidts politische Zukunft unerheblich, dass der Bundesrechnungshof keine Verstöße festgestellt hat.

Als “Focus Online” schließlich nicht mehr umhin kam zu melden, dass Schmidt doch von Frank-Walter Steinmeier ins Schattenkabinett berufen worden sei*, fehlt jeder Hinweis darauf, dass man genau das gerade noch ausgeschlossen hatte.

*) Erstaunlicherweise trägt die entsprechende dpa-Meldung auf “Focus Online” den Zeitstempel 10:02 Uhr, obwohl die Nachricht erst über vier Stunden später kam.

Lokaljournalismus, ZDF, Mosley

1. “Rupert Murdoch – die Kapitulation”

(perlentaucher.de, Thierry Chervel)

Thierry Chervel mit einem exzellenten Artikel über Verleger, die ihre Produkte in den letzten Jahrzehnten behandelten “wie x-beliebige Dosenfabriken”: “Noch argumentieren Journalisten und Verleger so, als würde das Netz sich im wesentlichen aus ihren Inhalten päppeln. Aber in Wirklichkeit ist es heute eher umgekehrt: Man liest in den Zeitungen Geschichten, die man zum ersten Mal zwei Tage zuvor im Internet fand. Oft in Blogs, denen sie wiederum von Lesern und anderen Whistleblowern zugetragen wurden.”

2. “Schafft das ZDF ab”

(cicero.de, Alexander Kissler)

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen kostet jährlich fast so viel, wie Deutschland an die EU zahlt. Alexander Kissler ist darum dafür, das Zweite Deutsche Fernsehen abzuschaffen.

3. “Panne im neuen heute-Studio”

(youtube.com, Video, 7:11 Minuten)

Nach 5:30 Minuten im Video streikt das neue ZDF-Studio. Der Ausschnitt ist aus der Sendung “heute in Europa”, Moderatorin die bemitleidenswerte Hülya Ökzan.

4. “Party mit Folgen”

(sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs)

“Die Bild-Zeitung berichtete offenherzig über Mosleys Präsenz auf einer Party mit Sadomaso-Elementen. Der Formel-1-Chef klagte – und einigt sich jetzt mit Springer.”

5. “Wir waren Heimat”

(blog-cj.de, Christian Jakubetz)

“Statt also sich die Schlaglöcher der Umgehungsstraße genau anzusehen, statt die Menschen zu Wort kommen zu lassen, statt also kurz gesagt: das alltägliche wahre Leben abzubilden, liest, hört und sieht man in den Lokalmedien häufig ebenso Langweiliges wie Irrelevantes: Haushaltspläne werden in epischer Breite seziert (ganz so, als ob irgendein Normalbürger der Unterschied zwischen einem Vermögens- und einem Verwaltungshaushalt interessieren könte), Bürgermeister, Landräte und Abgeordnete dürfen sich nahezu ungehindert ausbreiten und dazwischen immer und immer wieder dröger Termin- und Verlautbarungsjournalismus.”

6. “Die Lokalreporter: Mitschreiben auf muensterland.de”

(muensterland.de)

“Sie möchten Pressemitteilungen veröffentlichen? (…) Zögern Sie nicht und werden Sie Lokalreporter! Schreiben Sie unserer Redaktion – wir freuen uns auf Ihre Nachricht!”

BKA? Da könnte ja jeder bitten!

Es war vielleicht die “erste Multimedia-Verbrecherjagd” und “eine der spektakulärsten Fahndungen in der Kriminalgeschichte”, wie “Bild” heute schreibt: Am Mittwoch hatte das BKA in der ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY … ungelöst” und im Internet nach einem Mann gefahndet, dem mehrfacher schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird.

Da sich der Mann bei seinen Taten selbst gefilmt hatte und alle bisherigen Fahndungsmaßnahmen erfolglos waren, entschied man sich zur Veröffentlichung von Videos und Fotos.

Nach dem großen Medien-Echo hat sich der mutmaßliche Täter gestern gestellt, wie das BKA sofort vermeldete. Die Pressemitteilung enthielt einen weiteren Hinweis:

Wichtig:

Da mit der Identifizierung der Grund für die Öffentlichkeitsfahndung entfällt, werden die Medien gebeten, die veröffentlichten Videos, Bilder und Stimmproben nicht weiter zu verwenden und aus den Internetportalen zu entfernen.

Und so kamen die Medien dieser Bitte heute nach (alle gelben Flächen sind von uns):

Schlimmster Kinderschänder stellt sich: So zeigte sich das Dreckschwein im Internet
(“Bild”)

Dieses Bild stammt aus einem Film, den der Täter gedreht hat
(“Tagesspiegel”)

Der Täter filmt sich selbst
(“Süddeutsche Zeitung”)

Aber selbst Menschen, die der widerlichsten Verbrechen beschuldigt sind, haben Rechte. Der Rechtsanwalt Markus Kompa schreibt in seinem Blog:

Für eine Anprangerung in den Medien eines nicht verurteilten Täters gibt es keine Rechtsgrundlage. Die Regeln über die Art und Weise entsprechender Berichterstattung sind im Kodex des Deutschen Presserates hinreichend ersichtlich. Strafe ist Sache des Strafrichters.

(…) Was mich (…) stört, ist die unprofessionelle Gleichgültigkeit, die manche angeblich seriösen Medien an den Tag legen. Wenn es sich um ein sozial besonders geächtetes Delikt handelt, dann scheint man mit zweierlei Maß messen zu dürfen.

Zahlreiche Onlinemedien haben die Fahndungsfotos nach wie vor in ihren Archiven. Dass es durchaus möglich wäre, der Bitte des BKA nachzukommen und die Rechte des Beschuldigten zu respektieren, beweist u.a. “Spiegel Online”.

Für das “Dreckschwein” (aus dem online eine “Sex-Bestie” wurde) kann sich “Bild” wahrscheinlich schon mal auf Post vom Presserat einstellen, was die Zeitung sicher gelassen zur Kenntnis nehmen ignorieren wird.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 23:55 Uhr: Und so illustrierte “RTL Aktuell” den Fall heute um 18:45 Uhr, mehr als 24 Stunden nach der Mitteilung des BKA:

Alle haben ihm vertraut

Dümmer fragen als Kader Loth antwortet

“Spiegel Online” bringt heute ein Interview mit Kader Loth, Ex-“Penthouse”-Model, Ex-“Big Brother”-Bewohnerin und heute Frauenbeauftragte der “Freien Union” von Gabriele Pauli:

SPIEGEL ONLINE: Paulis Partei darf nicht antreten, aber die von Horst Schlämmer. Ist das nicht unfair?

Wenn wir da mal eben für Frau Loth antworten dürften: Nein, das ist nicht unfair, sondern schlichtweg Blödsinn.

Unter den 27 Parteien, die zur Bundestagswahl zugelassen sind, sucht man die “Horst Schlämmer Partei”, ein Spaßprojekt von Hape Kerkeling für dessen neuen Kinofilm, vergebens. Sie hat sich nicht mal um eine Zulassung bemüht.

Kader Loth antwortet übrigens ein bisschen anders:

Loth: Nein, ich finde Horst Schlämmer lustig. Das ist Unterhaltung, das darf man nicht zu ernst nehmen. Ich hatte in seinem Film übrigens auch eine kleine Rolle.

Mit Dank an Sebastian O. und Thomas U.

Nachtrag, 16:50 Uhr: “Spiegel Online” hat Frage und Antwort zu Horst Schlämmer entfernt und einen Hinweis angehängt:

Anmerkung der Redaktion: In dem Gespräch war zunächst davon die Rede, die Horst-Schlämmer-Partei trete zur Bundestagswahl an. Das ist nicht der Fall. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Tages-Anzeiger, verdeckte Recherchen

1. “Code of Conduct” 2007 und 2009

(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)

Der publizistische Direktor der Südostschweiz Presse und Print AG schreibt über den 2007 festgelegten “Code of Conduct” (PDF-File, 40 kb) und seine (damaligen?) Befürworter, so zum Beispiel Res Strehle, einer von zwei Chefredaktoren des Tages-Anzeigers. “Ironie des Schicksals: Am 19. Juni erlebte ausgerechnet Res Strehle sein Waterloo in dieser Angelegenheit. Der ‘Tages-Anzeiger’ hatte an diesem Tag seinen Zeitungstitel einer bekannten Uhrenmarke verkauft.”

2. “Wissenschaftler publizierten Artikel, die nicht von ihnen sind”

(tagesanzeiger.ch, Daniel Bächtold)

Die Printausgabe des Tages-Anzeigers schreibt einen Text über Ghostwriter, die von US-Pharmaunternehmen bezahlt werden und jahrelang Fachartikel in Fachmagazinen schrieben. Der Originalartikel, auf den sich der Tages-Anzeiger insgesamt 11 mal bezieht, findet sich hier (nytimes.com, Natasha Singer).

3. “Falscher Feind”

(berlinonline.de, Jan Söfjer)

“Die Verlage kämpfen gegen Google – weil sie ihre eigene Rolle im Internet noch nicht gefunden haben.”

4. “Täuschen, um die Wahrheit zu finden”

(nzz.ch, Francis Müller)

“Verdeckte Recherchen haben eine lange journalistische Geschichte.”

5. “Die Verpackung bestimmt den Inhalt”

(merkur.de, Stefan Deges)

Nun hat sich auch noch der Rheinische Merkur das neue Newsstudio des ZDF angeguckt. “Unter der Siebzigerjahre-Haube wendet sich das ‘heute-journal’ vom schlichten Nachrichtentransporteur zum Infotainer voller Binsen und Belanglosigkeiten.”

6. “Ein Versuch über die Ökonomie journalistischer Inhalte”

(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)

Thomas Knüwer macht sich Gedanken über Journalismus und Ökonomie: “Der Preis eines journalistischen Inhaltes liegt fast überall bei 0. Nun gewinnt der, der bei diesem 0-Preis die beste wahrgenommene Qualität liefert.”

Oprah Winfrey gewinnt Fantastillionen-Prozess

Es ist eine Nachricht, bei der die Wände beben:

Oprah Winfrey auf 1,2 Billionen US-Dollar verklagtOprah Winfrey auf 1,2 Billionen Dollar verklagt

1,2 Billionen Dollar – und das ist ausnahmsweise kein Umrechen- oder Übersetzungsfehler – sind eine Menge Geld.

Aber worum geht’s? Der Autor Damon Lloyd Goffe behauptet, die US-Talkmasterin und Autorin Oprah Winfrey habe ihr Buch “Pieces of My Soul” bei ihm abgeschrieben. Da das Buch sich 650 Millionen Mal für je 20 Dollar verkauft habe, stünden ihm jetzt 1,2 Billionen Dollar zu.

Oprah Sued For 1 Trillion Dollars!!!!

Bild.de und Bunte.de haben die Geschichte aus dem eher mittel-vertrauenswürdigen Promiblog von Perez Hilton, der sich wiederum auf einen Artikel im “National Enquirer” beruft, wovon die beiden deutschen Portale aber schon nichts mehr schreiben.

Was noch jedem Fünftklässler hätte auffallen müssen: 650 Millionen mal 20 ergibt nie 1,2 Billionen, sondern eher 13 Milliarden.

Was einen hätte stutzig machen können: 650 Millionen Exemplare eines einzigen Buches wären verdammt viel — jeder US-Bürger müsste ungefähr zwei Ausgaben besitzen. Nur drei Bücher wurden in der Menschheitsgeschichte überhaupt mehr als 500 Millionen mal verkauft: Die Bibel, das kleine rote Buch von Mao Zedong und der Koran.

Was man schnell hätte ergoogeln können: Es finden sich (außer in Artikeln zum aktuellen Fall) im Internet keinerlei Hinweise auf ein Buch von Oprah Winfrey namens “Pieces of My Soul”. Winfreys offizielle Internetseite kennt den Titel nicht.

Jedenfalls: Das Gericht in Washington hat die bizarre Klage von Damon Lloyd Goffe schon am 21. Juli kurzerhand abgelehnt [PDF], wie der Lawblogger Michael Doyle schreibt. Sein Eintrag ist vom 3. August und damit einen Tag älter als der im “National Enquirer” und drei Tage älter als der Text von Perez Hilton, und Doyle legt darin den Schluss nahe, dass es um den Geisteszustand des Klägers nicht zum Besten steht: Damon Lloyd Goffe behauptet, dass sein Leben seit 2003 unter dem Titel “The Will Smith Show” und “Real World” (eine Art “Big Brother”-Vorläufer) im Fernsehen und Internet übertragen werde und hat gegen Will Smith und NBC/Universal ebenfalls Klagen angestrengt. Goffe hat Oprah bereits im vergangenen Jahr verklagt — damals nur auf 9,9 Millionen Dollar, aber ebenso erfolglos. (Winfrey habe ihr Buch übrigens unter http://www2.willsmithshow.bravo2.net/ verkauft, so Goffe originellerweise in den Gerichtsakten.)

In Deutschland hält sich die Berichterstattung zu dem Fall (wohl auch wegen der nicht ganz so großen Popularität Oprah Winfreys hierzulande) noch in Grenzen. In den USA dagegen wird großflächig weiterverbreitet, was Perez Hilton und die Agentur WENN meinen, erfahren zu haben.

Wahnsinnig scheint jedenfalls nicht nur der Mann zu sein, der Oprah auf 1,2 Billionen Dollar verklagen wollte.

Mit Dank an Wolle.

Nachtrag, 9:15 Uhr: Bild.de hat offenbar nichts verstanden, aber sicherheitshalber in der Überschrift die “1,2 Billionen Dollar” durch das Wort “Megasumme” ersetzt. Im Text selbst wurden aus “1,2 Billionen US-Dollar” nun “mehrere Milliarden US-Dollar”.

2. Nachtrag, 11:50 Uhr: Eine ganz bezaubernde Formulierung hätten wir da auch noch bei promiflash.de gefunden:

ca. eine Billion Dollar (das sind umgerechnet etwa eine Milliarde Euro)

3. Nachtrag, 17:05 Uhr: Bunte.de hat den Artikel aus dem Onlineangebot entfernt.

4. Nachtrag, 8. August, 13:50 Uhr: promiflash.de hat die geforderte Summe ein bisschen richtiger und ein bisschen falscher gemacht:

ca. eine Milliarde Dollar (das sind umgerechnet etwa 700 Millionen Euro)

Vielleicht sollten wir einfach dazu übergehen, Lösungsvorschläge zu unterbreiten: “ca. eine Billion Dollar (etwa 700 Milliarden Euro)” würde die Forderungen richtig wiedergeben. Und über den Rest der Meldung sprechen wir dann ein anderes Mal.

Murdoch, taz, Neues Deutschland

1. “Murdoch vows to charge for all online content”

(ft.com, Kenneth Li and Andrew Edgecliffe-Johnson, englisch)

Die News Corp. gibt im jüngsten Quartal einen Verlust von 203 Millionen US-Dollar bekannt. CEO Rupert Murdoch kündigt nun an, für alle Online-Inhalte seiner Zeitungen und Fernsehsender Geld zu verlangen: “If we’re successful, we’ll be followed by all media.”

2. taz protestiert gegen Akkreditierungwahn bei Leichtathletik-WM

(taz.de, Markus Völker)

“Die taz wird als einzige Tageszeitung nicht von der Leitathletik-WM berichten. Grund dafür: Journalisten müssen sich für die Akkreditierung überprüfen lassen wie Schwerverbrecher.”

3. “Bild.de zeigt die Fußball-Bundesliga”

(meedia.de, Alexander Becker)

Bild.de kooperiert mit dem Bezahlsender Sky und zeigt “immer montags ab 0 Uhr die Spielberichte zu sämtlichen Liga-Partien des Wochenendes als Video”.

4. “Why Most Journalists Are Democrats”

(psychologytoday.com/blog/scalliwag, Barbara Oakley)

Barbara Oakley bloggt auf psychologytoday.com über Journalisten, die den Wunsch haben, anderen zu helfen.

5. “Sinnlich erfahren, wie wichtig Zeitung sein kann”

(neues-deutschland.de)

Die sozialistische Tageszeitung Neues Deutschland will “Jugendliche mit dem Medium Zeitung verbandeln”: “Irgend etwas scheint dran zu sein an dem Haufen bedruckten, täglich neu erscheinenden Papier. Leser informieren sich über Neues aus ihrem Ort bzw. irgendwo auf der Welt … und lesen, was ‘die da oben’ beschlossen haben und was auf die ‘kleinen Leute’ zukommt, (…)”

6. “Ben Stiller is online”

(youtube.com, Video, 2:13 Minuten)

Endlich ist auch Schauspieler Ben Stiller online. Er präsentiert seine gutgelaunte Familie und macht gleich mal Status-Updates. Bei Facebook und bei Twitter.

Was Journalismus von PR unterscheidet

Pressemitteilung Nielsen Artikel von Abendblatt.de
(…) Hamburg . Die kleinen Kurznachrichten werden immer beliebter:
Im Juni 2009 weist die Nielsen Nutzerstatistik für Twitter.com 1,8 Millionen Nettonutzer (Unique Audience) in Deutschland aus. Im Juni 2009 weist die Nielsen Nutzerstatistik für Twitter.com 1,8 Millionen Nettonutzer in Deutschland aus.
Damit hat sich die Anzahl derer, die die Website von zu Hause aus oder auf der Arbeit mindestens einmal im Monat anklicken, seit April dieses Jahres fast verdoppelt. Betrachtet man die Nutzung unter demographischen Aspekten, zeigt sich zunächst, dass Frauen mit 54,1 Prozent in der Nutzerschaft im Juni häufiger auf Twitter vertreten waren als die männlichen Twitterer. Nach ihrem Alter aufgeschlüsselt waren es die Nutzer zwischen 25 und 34 Jahren, die – gemessen an ihrem Anteil an allen aktiven Nutzern – überproportional Twitter nutzten. (…) Damit hat sich die Anzahl derer, die die Website von zu Hause aus oder auf der Arbeit mindestens einmal im Monat anklicken, seit April dieses Jahres fast verdoppelt. Betrachtet man die Nutzung unter demographischen Aspekten, zeigt sich zunächst, dass Frauen mit 54,1 Prozent in der Nutzerschaft im Juni häufiger auf Twitter vertreten waren als die männlichen Twitterer. Nach ihrem Alter aufgeschlüsselt waren es die Nutzer zwischen 25 und 34 Jahren, die – gemessen an ihrem Anteil an allen aktiven Nutzern – überproportional Twitter nutzten.
Die Nielsen Statistik schlüsselt darüber hinaus auf, auf welchem Weg die Nutzer zu Twitter gelangen. Rund 1,5 Millionen Nettonutzer geben nicht direkt die URL in ihr Browserfenster ein, sondern finden über andere Internetseiten zu Twitter. Besonders viel Traffic wird von Google generiert. Damit stellt sich die Frage, ob es sich bei den Nutzern um regelmäßige Besucher handelt, denn denkbar ist auch, dass ein Teil der Nutzerzahlen nur aus kurzfristigem Interesse an bestimmten Themen oder erhöhter medialer Aufmerksamkeit resultiert. Die Loyalitätsanalyse der Nielsen Zahlen zeigt, dass 35,7 Prozent der Nutzer des Vormonats im Juni erneut Twitter besuchten. Anders herum betrachtet, waren lediglich 27,2 Prozent der Juni-Nutzer bereits auch im Mai auf Twitter.com. Die Nielsen Statistik schlüsselt darüber hinaus auf, auf welchem Weg die Nutzer zu Twitter gelangen. Rund 1,5 Millionen Nettonutzer geben nicht direkt die URL in ihr Browserfenster ein, sondern finden über andere Internetseiten zu Twitter. Besonders viel Traffic wird von Google generiert. Damit stellt sich die Frage, ob es sich bei den Nutzern um regelmäßige Besucher handelt, denn denkbar ist auch, dass ein Teil der Nutzerzahlen nur aus kurzfristigem Interesse an bestimmten Themen oder erhöhter medialer Aufmerksamkeit resultiert. Die Loyalitätsanalyse der Nielsen Zahlen zeigt, dass 35,7 Prozent der Nutzer des Vormonats im Juni erneut Twitter besuchten. Anders herum betrachtet, waren lediglich 27,2 Prozent der Juni-Nutzer bereits auch im Mai auf Twitter.com.
Ein Großteil der Besucher im Juni scheint also Twitter neu für sich entdeckt zu haben. Ein weiteres Indiz liefert die Anzahl der Visits: Im Juni waren 71,1 Prozent der Nutzer nur einmal auf der Website. Lediglich 14,8 Prozent der Nutzer waren mindestens drei Mal auf Twitter.com unterwegs. Trotz des enormen Interesses, scheint die Nutzung von Twitter im Juni bei vielen Nutzern also eher flüchtig und wenig intensiv gewesen zu sein. Dafür spricht auch die auf der Website verbrachte Zeit: Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken wie Facebook oder Wer-kennt-wen, weist Twitter eine deutlich geringere Nutzungsdauer auf. Lediglich 6,5 Prozent der Nutzer verbrachten im aktuellen Monat mehr als 30 Minuten auf Twitter. Bei Facebook beträgt der Anteil dieser Nutzer 31,8 Prozent. Auf Wer-kennt-wen verbrachten im Juni sogar 43,8 Prozent der Nutzer mehr als eine halbe Stunde. Dieses Ergebnis ist selbstverständlich auch darauf zurückzuführen, dass das Verfassen der 140-Zeichen-Tweets darauf ausgerichtet ist, schnell und in Echtzeit zu kommunizieren und damit weniger Zeit in Anspruch nimmt als die Kontaktpflege über andere soziale Netzwerke. (…) Ein Großteil der Besucher im Juni scheint also Twitter neu für sich entdeckt zu haben. Ein weiteres Indiz liefert die Anzahl der Visits: Im Juni waren 71,1 Prozent der Nutzer nur einmal auf der Website. Lediglich 14,8 Prozent der Nutzer waren mindestens drei Mal auf Twitter.com unterwegs. Trotz des enormen Interesses scheint die Nutzung von Twitter im Juni bei vielen Nutzern also eher flüchtig und wenig intensiv gewesen zu sein. Dafür spricht auch die auf der Website verbrachte Zeit: Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken wie Facebook oder Wer-kennt-wen, weist Twitter eine deutlich geringere Nutzungsdauer auf. Lediglich 6,5 Prozent der Nutzer verbrachten im aktuellen Monat mehr als 30 Minuten auf Twitter. Bei Facebook beträgt der Anteil dieser Nutzer 31,8 Prozent. Auf Wer-kennt-wen verbrachten im Juni sogar 43,8 Prozent der Nutzer mehr als eine halbe Stunde. Dieses Ergebnis ist selbstverständlich auch darauf zurückzuführen, dass das Verfassen der 140-Zeichen-Tweets darauf ausgerichtet ist, schnell und in Echtzeit zu kommunizieren und damit weniger Zeit in Anspruch nimmt als die Kontaktpflege über andere soziale Netzwerke.
Das Phänomen Twitter wird online wie offline von Anhängern und Kritikern diskutiert. Dabei wird oft die Frage gestellt, ob sich Twitter dauerhaft als Plattform des Bürgerjournalismus etablieren kann oder ob eher das Alltagsgezwitscher dominieren wird. Eine Analyse der Nielsen Nutzerstatistik belegt den aktuellen Twitter-Trend und zeigt darüber hinaus, von wem Twitter genutzt wird, woher die Nutzer kommen und wie sich ihr Nutzungsverhalten gestaltet. Das Phänomen Twitter wird online wie offline von Anhängern und Kritikern diskutiert. Dabei wird oft die Frage gestellt, ob sich Twitter dauerhaft als Plattform des Bürgerjournalismus etablieren kann oder ob eher das Alltagsgezwitscher dominieren wird. Eine Analyse der Nielsen Nutzerstatistik belegt den aktuellen Twitter-Trend und zeigt darüber hinaus, von wem Twitter genutzt wird, woher die Nutzer kommen und wie sich ihr Nutzungsverhalten gestaltet.
Pressekontakt:
Silke Trost
Snr. Manager Media & Marketing Relations
Nielsen Media & Online Germany
The Nielsen Company
mw

Mehr bei blogmedien.de, die auch ein schönes Schaubild dazu haben.

Blogcharts, Lobbyismus, Photoshop

1. Michael Konken sieht inexistente Werbung auf Google News

(netzwertig.com, Marcel Weiss)

Die Frankfurter Allgemeine veröffentlicht einen Artikel des DJV-Vorsitzenden Michael Konken, der darin fälschlicherweise behauptet, das bisher werbefreie Angebot Google News übernehme “einen wichtigen Teil des Anzeigengeschäfts” der Verlage: “Es ist bezeichnend für den deutschen selbsternannten ‘Qualitätsjournalismus’, dass ein Vorsitzender eines Journalistenverbandes eine solche offensichtlich falsche Behauptung in einem Artikel in einem Qualitätsmedium wie der FAZ veröffentlichen kann, ohne dass ihm selbst oder den zuständigen Redakteuren das in irgendeiner Form peinlich zu sein scheint. Solang es um Lobbyismus in eigener Sache geht, zählt die Wahrheit anscheinend keinen Deut mehr.”

2. “Die Zeitung ist sterbenskrank. Traurig oder egal?”

(falter.at, Matthias G. Bernold)

Auch der Falter glaubt, an der Anzeigenmisere der alten Medien sei ausschliesslich das “Internet” schuld: “Dass die Zeitungshäuser heute weltweit in der Krise stecken, ist eine direkte Folge des Internet. (…) Außerdem müssen Zeitungen im Netz gegen Platzhirsche wie Google, Yahoo, Microsoft und Millionen von Blogs antreten. Letztere waren in der Vergangenheit vor allem dafür bekannt, Nachrichten abzuschreiben und schmarotzend wiederzuverwerten.”

3. “technorati ist tot, die blogcharts leben”

(deutscheblogcharts.de/blog, Jens)

Die Deutschen Blogcharts basieren per sofort nicht mehr auf Technorati, sondern auf Icerocket.

4. “Was erlauben Strunz?”

(blogmedien.de)

“Wie sich eine Pressemitteilung des Marktforschungsunternehmens ‘The Nielsen Company’ per Copy and Paste bei ‘abendblatt.de’ in einen redaktionellen Beitrag verwandelte.”

5. “Hoppla, Saxe nach OP stark verändert”

(hl-live.de)

“Der Fahrradsturz von Bürgermeister Bernd Saxe am Sonntag war auch der BILD-Zeitung einen Bericht wert. Erstaunlich ist nur die Bebilderung: Der Verwaltungschef scheint sich durch die Operation an der Schulter doch stark verändert zu haben.”

6. Photoshop-Covers

(latimes.com, Jeannine Stein)

Scott Kelby, Präsident der NAPP (National Association of Photoshop Professionals), sagt: “My belief is that every single major magazine cover is retouched. I don’t know how they couldn’t be.”

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