Offener Brief, Getrübte Rückblicke, Wahlmaschinen-Hersteller klagt

1. Offener Brief an die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock
(pro-quote.de)
Der Verein ProQuote Medien hat zusammen mit dem Deutschen Journalisten-Verband, “Correctiv”, den Neuen deutschen Medienmacher*innen, dem Netzwerk Recherche und dem Journalistinnenbund in einem offenen Brief an Außenministerin Annalena Baerbock appelliert, sich für inhaftierte Journalistinnen und Journalisten im Iran einzusetzen: “Nennen Sie die Opfer beim Namen und fordern Sie ihre Freilassung. Setzen Sie sich politisch für diejenigen ein, die im Iran für Presse- und Meinungsfreiheit kämpfen. Nehmen Sie diplomatisch Einfluss auf das Regime und finden Sie entsprechend einer starken feministischen Außenpolitik deutliche Worte für die Missachtung von Frauen- und Menschenrechten.”

2. Der getrübte Rückblick – Wenn in Jahresrückblicken drei Viertel der Welt vergessen wird
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher fasst zusammen, um welche Themen und Regionen es in den vergangenen Jahresrückblicken ging, und das ist recht unvollständig. So hätten Krisen und Katastrophen, die sich im Globalen Süden ereigneten, wenig bis gar keine Beachtung gefunden: “In der ‘Tagesschau’ beispielsweise wurde in der ersten Jahreshälfte 2022 über die britische Königsfamilie umfangreicher berichtet als über den globalen Hunger und über den Sport mehr als über den gesamten Globalen Süden.”

3. Dunja Hayali, die Wut und die Wahrheit: der spektakuläre Aufstieg der ZDF-Moderatorin
(rnd.de, Imre Grimm)
Gestern feierte die Journalistin Dunja Hayali im ZDF ihr Debüt als Hauptmoderatorin des “heute journals”. Anlass für Imre Grimm, der meinungs- und durchsetzungsstarken Hayali ein Porträt zu widmen: “Was ist das Geheimnis der 48‑Jährigen?”
Weiterer Lesetipp: Schlicht überzeugend: So lief die Premiere für Dunja Hayali beim “heute-journal” (tagespiegel.de, Joachim Huber).

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4. ORF soll 300 Millionen Euro sparen
(spiegel.de)
Dem ORF droht ein drastischer Sparplan. Bis 2026 soll Österreichs öffentlich-rechtlicher Sender rund 300 Millionen Euro einsparen. Das werde unter anderem Folgen für den Sportkanal ORF Sport + haben, aber auch dem ORF Radio-Symphonieorchester drohe das Aus.

5. 5 Hacks für Lokale, (fast) ohne Kaninchenzüchter
(texthacks.substack.com, Anne-Kathrin Gerstlauer & Julia Blust & Alexander Schulz)
In der neuesten Ausgabe ihres Newsletters gibt Anne-Kathrin Gerstlauer fünf “Texthacks” für den Lokaljournalismus weiter. Die Tipps kommen von Julia Blust und Alexander Schulz vom “Südkurier”: “Sei relevant”, “kenne deine Zielgruppe”, “stelle Fragen”, “vermeide piefige Floskeln” und “brich Überregionales runter”. Wie immer kompakt und unterhaltsam zusammengefasst.

6. Lügen, damit die Zuschauer bleiben
(faz.net, Nina Rehfeld)
Der US-Fernsehsender Fox News sieht sich mit einer Klage des Wahlmaschinen-Herstellers Dominion Voting Technology konfrontiert. Das Unternehmen behauptet, Fox News habe wider besseres Wissen die Behauptung verbreitet, die Wahlmaschinen seien benutzt worden, um die Präsidentschaftswahl 2020 zugunsten von Joe Biden zu fälschen. Dokumente zeigen jedoch, dass sich sogar die Stars des Senders hinter vorgehaltener Hand über die Wahlbetrugshysterie lustig machten.

Zuckerberg verlangt Geld, Chatbot an der Leine, 1000 Klatschmagazine

1. Ein Haken für Facebook und Instagram
(tagesschau.de)
Nach Twitter führt nun auch der Instagram- und Facebook-Mutterkonzern Meta ein kostenpflichtiges Abo ein. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg soll demnächst monatlich mindestens 11,99 US-Dollar (aktuell etwa 11,20 Euro) für das blaue Verifizierungshäkchen verlangen. Wer für die Buchung ein iPhone nutzt, soll noch einen Aufschlag von 30 Prozent zahlen müssen – eine Gebühr, die Apple beim Kauf von Abonnements aufschlägt.

2. Griaß di, allet jut
(taz.de, Francesca Polistina)
Lokale Akzente seien bei Mo­de­ra­to­rin­nen und Moderatoren im deutschen Fernsehen und Radio immer öfter zu hören, fremdsprachige dagegen kaum, beklagt Francesca Polistina in ihrem Artikel über mangelnde Diversität in deutschen Medien: “Es gibt wenige Dinge, die hierzulande so identitätsstiftend sind wie die Sprache: die erhitzte Diskussion um Deutschkenntnisse von geflüchteten Menschen und der Kinder mit Migrationshintergrund, die regelmäßig geführt wird, ist nur ein Beispiel. Es überrascht also nicht, dass Mi­grant*in­nen der ersten Generation im deutschen Journalismus kaum Chancen haben.”

3. Microsoft legt Bing-Chatbot an die Leine
(spiegel.de)
Im Internet kursieren verstörende Screenshots von Dialogen mit Microsofts Bing-Chatbot, darunter spontane Liebesbekundungen, unbeholfene oder übergriffige Antworten. In einem Versuch der Schadensbegrenzung hat Microsoft nun die Bing-Chats auf 50 Fragen pro Tag und fünf pro Sitzung beschränkt. Man befürchte wohl, dass “Bing Chat” bei längeren Gesprächen wieder zu persönlich werden könnte.

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4. Türkei verhindert Berichte über Erdbeben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisiert das Verhalten der türkischen Behörden im Zusammenhang mit den Erdbeben. Diese dürfen die Tragödie nicht ausnutzen, um die Pressefreiheit noch weiter einzuschränken: “Die zahlreichen Angriffe, Festnahmen und Einschüchterung gegen Medienschaffende sind alarmierend. Sie müssen sofort aufhören. Reporterinnen und Reporter, die zurzeit in die verwüsteten Gebiete fahren, tun nur ihre Arbeit und das unter schrecklichen Bedingungen. Ihre Berichterstattung ist wichtiger denn je.”

5. Diese Frau hat nur Dollarzeichen in den Augen
(faz.net, Alfons Kaiser)
Die aktuelle Staffel der Castingshow “Germany’s Next Topmodel” begann mit einem immerhin zehnminütigen Statement an die Zuschauerinnen und Zuschauer, in dem Chefjurorin Heidi Klum die vielfältige Kritik an der Sendung zurückwies. Alfons Kaiser ist nicht überzeugt: “Wer soll ihr glauben, dass ihre Bemühungen um ‘Diversity’ auch zur Vielfalt im Denken verführen? Die Ärzte, die Anorexie behandeln, klagen weiter über eine solche Bühne für falsche Äußerlichkeiten. Die Anpassung an Trends ist nicht ethische Selbstkorrektur, sondern geschäftliches Dogma.”

6. Ich hab’ 1.000 Klatschmagazine aus 70 Jahren gelesen
(twitter.com, Topf voll Gold, Mats Schönauer, Video: 1:11 Minuten)
Mats Schönauer wirft beim “topfvollgold” regelmäßig einen Blick in die Abgründe der Klatschpresse. Diesmal hat er sich auf eine Zeitreise in die vergilbten Hefte der 50er-Jahre begeben, um in einem wilden Ritt auf ein aktuelles Thema der Yellow Press zu stoßen: Hackfleisch.

KW 07/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie Julian Reichelt die Wirklichkeit verdreht – und was dahinter steckt
(ndr.de, Nils Altland, Audio: 26:14 Minuten)
Nils Altland hat sich für “Zapp” angesehen, was Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube genau macht, mit welchen (unlauteren) Methoden er arbeitet, was Reichelt mit seiner Firma Rome Medien vorhaben könnte und wer diese Art von krawalliger Meinungsshow eigentlich finanziert.

2. “Wenn sie die Informationen nicht rausrücken, verklagen wir sie”
(zeit.de, Daniel Erk, Audio: 43:33 Minuten)
Arne Semsrott betreibt als Projektleiter das Portal “FragDenStaat”. Im Gespräch mit Daniel Erk erzählt er, wie er auf die Idee kam, Behördenakten für alle zugänglich zu machen, und sagt, dass er damit bei den Behörden oft auf wenig Begeisterung stoße: “Aber sie wissen auch, dass wenn sie die Informationen nicht rausrücken, dann verklagen wir sie. Und das ist dann noch mehr Arbeit.”

3. Alles Streamt! Mit Oliver Kalkofe.
(n-joy.de, Norbert Grundei, Audio: 1:16:49 Stunden)
Oliver Kalkofe ist Medienkritiker, Comedian, Schauspieler, Drehbuchautor, Sprecher, Kolumnist und seit einigen Monaten auch Podcaster. Im Interview mit Norbert Grundei spricht er über klassisches Fernsehen, neue Streamingdienste und erklärt, warum lustig sein, auch anstrengende Arbeit ist.

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4. Alles Propaganda?
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 34:40)
Zu Gast im Medienpodcast “quoted” ist diesmal der Journalist und Sachbuchautor Birand Bingül, ehemaliger Leiter der ARD-Kommunikation beim WDR und Autor des Buchs “Alles Propaganda”. Es geht um die Frage, wie Medien mit manipulativen Aussagen extremer Bewegungen und Parteien umgehen sollen: Was kann der Journalismus solcher Propaganda entgegensetzen?

5. Wie verändert Künstliche Intelligenz schon jetzt die Medien?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:54 Minuten)
Künstliche Intelligenz (KI) wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich immer mehr durchsetzen. Schon heute werden Programme wie ChatGPT zum Schreiben von Artikeln eingesetzt, wenn auch nur vereinzelt. Jonathan Schulenburg hat sich bei Expertinnen und Experten umgehört, wie KI die Medien verändert, und gefragt, ob das nützlich oder gefährlich ist.

6. War unsere Berichterstattung über “Katapult Ukraine” nur ein “gefälschter Skandal”?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 31:55 Minuten)
Ende Januar ist der Geschäftsführer und Chefredakteur von “Katapult”, Benjamin Fredrich, zurückgetreten. Er wolle sich nun verstärkt seinem Projekt “Katapult Ukraine” widmen, wie er sagt. Vorausgegangen waren zahlreiche Vorwürfe, die “Übermedien” veröffentlicht hatte. Nach Fredrichs Rückzug hatte “Katapult” einen “Transparenzbericht” zum Ukraine-Projekt nachgereicht. Das war wiederum Anlass für den NDR, mit Benjamin Fredrich über die darin enthaltenen Informationen zu sprechen. In diesem Gespräch nannte Fredrich die Angelegenheit einen “gefälschten Skandal”. Im nun veröffentlichten “Übermedien”-Podcast erklärt Stefan Niggemeier, warum es das aus seiner Sicht nicht war und was ihn am meisten bei der Sache ärgere: “Katapults” Umgang mit den ukrainischen Journalisten, die man im Grunde “vor den Bus werfe”.

Fall Reichelt neu aufgerollt, Putins “Atomschiffe”, “LinkedInfluencer”

1. Julian Reichelt und die Frauen: “Bumsen, belügen, wegwerfen”
(ardmediathek.de, Reschke Fernsehen, Video: 29:25 Minuten)
Das Team von “Reschke Fernsehen” hat den Fall Reichelt neu aufgerollt. Die Recherchen zeigen, wie triebhaft und systematisch Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt seine Macht über ihm unterstellten Frauen missbraucht hat. Aber auch Springers Umgang mit Reichelts Fehlverhalten wirft Fragen auf: Mindestens zwei “Bild”-Mitarbeiterinnen sollen bereits im Herbst 2019 über einen anonymen Briefkasten des Unternehmens schwere Vorwürfe gegen Reichelt erhoben haben.

2. Falschmeldung zu Putins “Atomschiffen”
(zdf.de, Oliver Klein)
Berichte über die Entsendung von Atomwaffenschiffen durch Russland haben sich als falsch erwiesen. Auch Bild.de titelte, Wladimir Putin habe “Atomschiffe” in der Ostsee “in Stellung” gebracht. Die Alarmmeldungen scheinen aufgrund von falschen Übersetzungen eines norwegischen Geheimdienstberichts entstanden zu sein. Atomwaffen-Experte Frank Sauer hält die Befürchtungen für übertrieben: “Die taktischen Atomwaffen Russlands, auch die seegestützten, sind zentral gelagert. Wenn diese Flotte tatsächlich nuklear bestückt worden wäre, dann müssten westliche Geheimdienste das eigentlich beobachtet haben.”

3. Reporter-ohne-Grenzen-Chef Hausjell zu “Storykillers”: “Wir sind nicht sicher”
(derstandard.at, Laurin Lorenz)
Fritz Hausjell ist Medienhistoriker und Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich. In einem Interview mit dem österreichischen “Standard” fordert Hausjell ein Gesetz gegen die staatlich geförderte Verbreitung von “Strategisch Notwendigem Unsinn”, wie ÖVP-Mediensprecher Gerald Fleischmann seine Ablenkungs-PR in seinem Buch nannte.

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4. Staatsoper Hannover trennt sich im gegenseitigen Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung von Ballettdirektor Marco Goecke
(staatstheater-hannover.de)
Nach der Hundekot-Attacke des Direktors des Staatsballetts Hannover auf eine Tanzkritikerin der “FAZ” hat das Theater die Konsequenzen gezogen und den Vertrag in “gegenseitigem Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung” aufgelöst. In der langen Erklärung wird deutlich, wie sehr die Intendantin ihren nunmehr ehemaligen Ballettdirektor noch immer schätzt. An einer Stelle ist auch davon die Rede, dass man sich eine Zusammenarbeit “momentan” nur schwer vorstellen könne. Das muss also nicht das letzte Wort in der Sache gewesen sein.

5. Das LinkedIn-Ranking: Das sind die “LinkedInfluencer” und Firmen mit den meisten Followern
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Der Investor, Berater und Podcaster Philipp Klöckner hat sich für “OMR” die zwanzig reichweitenstärksten Accounts des Business-Netzwerks LinkedIn angeschaut und ausgewertet (Datentabelle). Dem Digitalexperten ist dabei aufgefallen, dass einige der Höchstplatzierten nur sehr niedrige Engagement-Raten aufweisen. Haben also drei der größten “LinkedInfluencer” getrickst? Wer sich das alles lieber von Klöckner selbst erklären lassen möchte, dem sei Folge 222 des “Doppelgänger”-Podcasts empfohlen.

6. “Wir manipulieren nicht”: Heidi Klum wendet sich zum “GNTM”-Staffelstart an ihre Kritiker
(rnd.de, Sebastian Heintz)
Zu Beginn der neuen Staffel von “Germany’s Next Topmodel” wandte sich Heidi Klum mit einem Statement an die Zuschauerinnen und Zuschauer, in dem sie die vielfältige Kritik an der Sendung zurückwies. Dies kommt für Sebastian Heintz nicht überraschend: “Ebenso wenig, dass sie als Plattform ihre eigene Show wählt, während der niemand kritische Nachfragen stellen kann. Die mag die 49-Jährige nämlich offensichtlich gar nicht: Im vergangenen Jahr hatte das Model ein Interview mit dem Medienmagazin ‘DWDL.de’ kurzfristig abgesagt – weil ‘die Fragestellungen im Ganzen zu negativ seien’.”

“Das ist völlig falsch”

Gestern Abend war “Bild”-Reporter Paul Ronzheimer in der Talksendung “maischberger” zu Gast. Er diskutierte dort mit Kerstin Palzer aus dem ARD-Hauptstadtstudio und Kabarettist Urban Priol. Und entweder hat Ronzheimer, trotz seiner Rolle als stellvertretender Chefredakteur, nicht mitbekommen, was und wie sein Blatt in letzter Zeit berichtet hat. Oder er hat es mitbekommen und tut so, als wüsste er es nicht besser. Jedenfalls hat er es bei “maischberger” geschafft, in gerade mal zweieinhalb Minuten die “Bild”-Berichterstattung zweimal falsch darzustellen.

Moderatorin Sandra Maischberger zitiert in der Sendung den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: “Eine Fortsetzung der rot-rot-grünen Regierung” in Berlin wäre angesichts des Wahlergebnisses “eine grobe Missachtung der Demokratie”. Dazu sagt Kerstin Palzer (ab Minute 4:55):

Also mich hat’s sehr geärgert, weil ich finde, das klingt total nach diesem “Wahl-Klau”, diese Kampagne da auch, das klingt letztendlich so wie Trump.

Maischberger fragt nach: “Welche Kampagne?” Darauf Palzer:

“Wahl-Klau”? Von der “Bild”-Zeitung.

Übergabe an Paul Ronzheimer:

Das war keine Kampagne, sondern wenn man sich mal anschaut, wie die SPD nach der Bundestagswahl argumentiert hat, und man gesagt hat: Armin Laschet hat die Wahl haushoch verloren, und die SPD, die damals zwei Prozentpunkte ungefähr vor der Union war, gesagt hat: Wir haben den klaren Auftrag und sonst niemand, da hat man alle platt gemacht, die was anderes gesagt haben. Deswegen finde ich es besonders lächerlich von der SPD, dass man sich daran nicht mehr erinnern will. Und wenn man jetzt mit Argumenten von 2001 kommt und sagt: Mensch, der Schill damals, also dass die SPD sich jetzt Herrn Schill als Beispiel nimmt, um zu sagen, dass das doch irgendwie geht, diese Koalition. Und man muss doch mal eins klar sagen: Also, Franziska Giffey hat ihr Direktmandat verloren. Die ganzen, also die große Mehrheit hat kein Direktmandat bekommen der SPD, in den Bezirken hat man keine Mehrheit mehr. Und Sie sagen, Herr Priol, es sei da vor allem um Gender-Gaga und andere Dinge gegangen. Nein, es waren ernste Themen.

Urban Priol grätscht rein: “Von Söders Seite.” Wieder Ronzheimer:

Ja, gut aber wenn wir uns Berlin anschauen, dann geht’s um innere Sicherheit, um Verwaltungschaos, um etwas, wo die SPD hier insgesamt über Jahrzehnte regiert hat. Und ich glaube, der Wähler hat klar gezeigt, dass man will, dass die SPD in die Opposition geht.

Paul Ronzheimer sagt also recht viel, aber so gut wie nichts zur “Wahl-Klau”-Geschichte von “Bild”. Kerstin Palzer hakt noch mal nach:

Ich will auch gar nicht argumentieren, ob es wirklich das Beste wäre, wenn diese Regierung Rot-Rot-Grün bliebe. Das ist ja noch mal ein anderes Thema. Aber zu behaupten, es wäre quasi ein Verlust an Demokratie, wenn sich die Regierung Rot-Rot-Grün wieder zusammenfände – das ist doch einfach falsch. Und dass die “Bild”-Zeitung dann titelt: Das ist ein “Wahl-Klau”, also quasi wie Trump argumentiert.

Ronzheimer:

Das war ja der Vorwurf, der aus der Union kam. Darauf bezog sich das.

Diese Behauptung Ronzheimers stimmt schlicht nicht. Seine Darstellung, dass ein Vorwurf des “Wahl-Klaus” von CDU/CSU kam, und “Bild” ihn lediglich aufgegriffen habe, ist Unsinn. Vor einer Woche erschien die “Bild”-Geschichte – mit “Bild”-Überschriften

Screenshot Bild.de - Am Sonntag wählt die Hauptstadt - Rot-Grün bereitet Wahl-Klau gegen die CDU vor
Ausriss Bild-Zeitung - Am Sonntag wählt die Hauptstadt - Rot-Grün bereitet Wahl-Klau gegen die CDU vor

… und einem “Bild”-Text, in dem vom “Wahl-Klau” die Rede war – ohne Anführungszeichen oder einen anderen Hinweis auf ein Zitat, ohne Bezug auf eine Aussage aus der Union:

Erst das Wahl-Debakel! Und jetzt auch noch Wahl-Klau? (…)

Im Klartext: Rot-Rot-Grün will der CDU den Sieg klauen!

In dem “Bild”-Artikel kommen drei Unionspolitiker mit kurzen Aussagen zu Wort: CDU-Generalsekretär Mario Czaja (“Der Regierungsauftrag liegt bei der stärksten Kraft. Punkt.”), Thorsten Frei, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (“Für eine Koalition der Verlierer haben die Bürger kein Verständnis.”), und Kai Wegner, Berliner Spitzenkandidat der CDU (“Ich bin mir sicher, dass alle Parteien den demokratischen Wählerwillen respektieren werden.”). Keiner von ihnen spricht von einem “Wahl-Klau”. Das macht nur die “Bild”-Redaktion (später löschte sie klammheimlich alle “Wahl-Klau”-Stellen). Und Paul Ronzheimer behauptet bei “maischberger” einfach irgendwas anderes.

Dort greift kurze Zeit später Urban Priol einen anderen Aspekt aus der “Bild”-Berichterstattung auf:

Aber wir müssen jetzt nicht bis 2001 zurückgehen. 2021 nach der Bundestagswahl war es auch die “Bild”-Zeitung, die gesagt hat: Moment mal, es könnte ja auch Jamaika sein.

Dazu Ronzheimer:

Nein, Herr Priol, das ist völlig falsch.

Urban Priol:

Nein, das ist nicht falsch. Das habe ich vorgestern erst gelesen.

Und Ronzheimer:

Doch, das ist falsch. Ich habe in der Nacht der Wahl einen Kommentar geschrieben und gesagt: Wer sagt es endlich Herrn Laschet, dass er verloren hat? Also: Die “Bild”-Zeitung hat sich da sehr klar positioniert und hat gesagt: Die SPD hat diese Wahl gewonnen.

Tatsächlich gab es kurz nach der Bundestagswahl einen Videokommentar von Ronzheimer mit der Überschrift: “BILD-Vize Paul Ronzheimer: ‘Warum sagt da keiner ‘Hallo Armin, aufwachen!””. Aber das war natürlich nicht der einzige “Bild”-Beitrag zum Thema. Dass Ronzheimer Urban Priols Aussage als “völlig falsch” bezeichnet, ist völlig falsch. Priol hat nämlich völlig Recht: Nach der Bundestagswahl 2021 erklärte die “Bild”-Redaktion ihrer Leserschaft:

Screenshot Bild.de - Auch der Zweitplatzierte kann eine Regierung bilden - wie einst Helmut Schmidt

Fakt ist: Das Jamaika-Bündnis kommt wie die Ampel auf eine klare Mehrheit im Parlament – Union und FDP bevorzugen diese Koalition. Fakt ist auch: Kein Gesetz verbietet es dem Zweitplatzierten, sollte es so kommen, eine Regierung anzuführen. (…)

Die SPD wird den Regierungsauftrag für sich beanspruchen. Dennoch hat auch Laschet weiter Chancen auf das Kanzleramt.

Es ist schon ganz beeindruckend, mit welcher Überzeugung Paul Ronzheimer irgendwas behauptet, ohne wirklich zu wissen – oder wissen zu wollen -, wie es tatsächlich war.

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“Storykillers”, Hundekot-Attacke, EU-Kommission verklagt Deutschland

1. Storykillers
(zeit.de)
Die gemeinnützige Investigativredaktion “Forbidden Stories” hat das internationale Rechercheprojekt “Storykillers” ins Leben gerufen. Dafür haben sich 100 Journalistinnen und Journalisten aus 30 Medienhäusern zusammengeschlossen. Anlass für die Recherchen sei der Mord an der indischen Journalistin und Aktivistin Gauri Lankesh gewesen. In Deutschland waren neben der “Zeit” auch der “Spiegel” und das ZDF Teil der Recherchen, in Österreich der “Standard”. Es lohnt sich, die jeweiligen Übersichtsseiten anzuklicken, hinter denen sich so manch spektakuläre Geschichte verbirgt (teils allerdings hinter der jeweiligen Paywall), zum Beispiel, wie sich Undercover-Reporter bei der “Schattenfirma Team Jorge”, die “weltweit gegen Geld Wahlen manipuliert haben” soll, eingeschlichen haben (wobei die ganz große Brisanz des Berichts teilweise bezweifelt wird).

2. Hundekot-Attacke – Kritikerin Hüster im Studio
(ardmediathek.de, Nino Gadient, Video: 36:16 Minuten)
Wie diese Woche in den “6 vor 9” berichtet, kam es am vergangenen Wochenende am Rande einer Ballettpremiere zu einem Eklat: In der Pause nach dem ersten Stück hat der Direktor des Staatsballetts Hannover die “FAZ”-Tanzkritikerin Wiebke Hüster zunächst verbal, dann auch körperlich und mit Hundekot angegriffen. Anschließend suspendierte das Theater den Ballettdirektor, “um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen.” Der Direktor selbst äußerte sich hingegen in einer Art und Weise, die den Verdacht aufkommen lässt, dass weder Einsicht noch Reue vorhanden sind. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man ihm in der 3sat-Sendung “Kulturzeit” zuhört. Interessanter sind da schon die Aussagen seines im Studio anwesenden Opfers, der “FAZ”-Journalistin Wiebke Hüster.

3. EU-Kommission verklagt Deutschland
(tagesschau.de)
Das kam angesichts des bisherigen Verlaufs fast mit Ansage: “Die EU-Kommission verklagt Deutschland wegen unzureichendes Schutzes von Hinweisgebern vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Der Bundesrepublik wird vorgeworfen, Regeln zum Schutz von Menschen, die Verstöße gegen EU-Recht melden, nicht vollständig umgesetzt zu haben, wie die Kommission mitteilte.”

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4. Was braucht es für ein gutes Sachbuch?
(fachjournalist.de, Daniela Pucher)
“Fachbuch, Sachbuch oder Ratgeber sind wunderbare Medien, mit denen sich Fachjournalistinnen und -journalisten gleich in zweierlei Hinsicht positionieren können: Sie präsentieren ihre Schwerpunktthemen und beweisen gleichzeitig ihren professionellen Schreibstil.” Daniela Pucher hat einige Tipps für angehende Autoren und Autorinnen parat.

5. “Systeme sind keine Menschen”
(taz.de, Svenja Bergt)
Wolfgang Schulz ist unter anderem Forschungsdirektor des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft in Berlin und des Leibniz-Instituts für Medienforschung in Hamburg. Im Interview mit der “taz” äußert sich der Digitalisierungsexperte zu Chancen und Risiken der neuen KI-Textgeneratoren. Wichtig sei Transparenz, so Schulz: “Wenn eine KI am Erstellen eines Textes beteiligt war, ganz egal welcher Art, dann muss das ersichtlich sein.”

6. So willkürlich entstehen Horoskope in Medien
(kobuk.at, Thomas Pichler)
Man hätte es vorhersehen können, aber Horoskope in Medien sind oft willkürlich erfunden. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Untersuchung von Thomas Pichler, der sich angeschaut hat, wie österreichische Redaktionen mit dieser speziellen Textgattung umgehen. Sein Fazit: “Wenn Medien die Horoskope nicht selbst frei erfinden, werden sie oft von externen Quellen kopiert. Entweder per Copy&Paste plagiiert, oder von Agenturen gegen Geld.”

Betr.: “Drogen-Hölle”

Der Fall ist schon traurig und tragisch und schlimm genug: In Hagen soll ein fünfjähriger Junge von seiner Mutter über längere Zeit in einem Zimmer eingeschlossen worden sein. Die Ausstattung des Raums soll lediglich aus einer Matratze und einem Eimer für die Notdurft bestanden haben. Das Kind ist am vergangenen Sonntag aus dem Fenster und auf das Dach des viergeschossigen Hauses geklettert. Dort entdeckten es Nachbarn und alarmierten die Polizei, die den Jungen befreite. Das eingeschaltete Jugendamt nahm ihn daraufhin mit in eine städtische Einrichtung, brachte ihn allerdings am Montag wieder zurück in die Wohnung der Mutter und des Stiefvaters – offenbar aufgrund eines Fehlers. Am Dienstagmorgen ist das Kind dann vom Jugendamt wieder aus der Familie geholt worden.

Wie gesagt: Das alles ist schon schrecklich genug. Die “Bild”-Redaktion aber will es noch etwas schrecklicher haben:

Screenshot Bild.de - Er flüchtete über die Dachrinne vor seinen Eltern - Jugendamt bringt Jungen zurück in die Drogen-Hölle
(Links zu sehen ist ein gemeinsames Foto der Mutter, des Stiefvaters und des Kindes. Mehr zur Unkenntlichmachung des Fotos weiter unten im Text.)

Die “Drogen-Hölle”, von der Bild.de auf der Startseite spricht, soll aus “einigen Cannabispflanzen” bestehen. So steht es im dazugehörigen Artikel. Das erfahren allerdings nur jene, die mit ihrem “Bild-plus”-Abo hinter die Paywall schauen können. In einem weiteren Bild.de-Artikel (ebenfalls nur mit “Bild-plus”-Abo lesbar) wird es konkreter: Es soll sich um “drei Cannabispflanzen” handeln. Das erklärt die “Bild”-Redaktion also zu einer “Drogen-Hölle”. Es ist eine völlig unnötige Übertreibung zu diesem schlimmen Fall, die auch den sowieso schon heftigen Fehler des Jugendamts in der Schlagzeile noch mal heftiger wirken lässt.

Zur Bebilderung des Artikels nutzt Bild.de unter anderem ein gemeinsames Fotos des Jungen, der Mutter und des Stiefvaters. Die Gesichter der Erwachsenen hat die “Bild”-Redaktion verpixelt, den Jungen hat sie komplett mit einer weißen Fläche überdeckt. Die zusätzliche, großflächige Verpixelung stammt von uns. In der Bildunterschrift steht:

[Vorname und abgekürzter Nachname der Mutter] und [Vorname und abgekürzter Nachname des Stiefvaters] mit dem Kind am Tag ihrer Hochzeit. Um ihn zu schützen, nennt BILD den Namen des Jungen nicht

Das ist ja erstmal eine für die “Bild”-Redaktion überraschend weitsichtige Idee. Sie hat sie aber so gut wie gar nicht umgesetzt: Wenn Bild.de die Vornamen der Mutter und des Stiefvaters sowie den abgekürzten Nachnamen nennt und dazu ein Foto der beiden zeigt, auf dem zwar deren Gesichter verpixelt sind, sie aber beispielsweise aufgrund der Statur zumindest für Personen, die das Paar kennen, dennoch identifizierbar sind, dann dürfte diesen Personen auch direkt klar sein, um welches Kind es sich handelt.

Nur die “Bild”-Redaktion geht so vor – in keinem anderen Artikel zu dem Fall, den wir gesehen haben, wird ein Foto der beteiligten Personen gezeigt.

Mit Dank an Sabine P. für den Hinweis!

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“Focus”-“Arztsiegel”, Geld für Ex-Programmchef, NS-Verstrickungen

1. Focus-Siegel für Ärzte ist irre­füh­rend
(lto.de)
Endlich hat ein Gericht (voraussichtlich) Schluss gemacht mit den “Arztsiegeln” des “Focus”, die das Magazin zahlungswilligen Ärzten und Ärztinnen zum Preis von 2.000 Euro zur Übernahme anbietet. Mit der Vergabe der Siegel verstoße der Verlag gegen das “lauterkeitsrechtliche Irreführungsverbot”, urteilte das Landgericht München. Die Siegel erwecken den unzutreffenden Eindruck, die mit der “Focus-Empfehlung” werbenden “Top-Mediziner” seien aufgrund einer neutralen und sachgerechten Prüfung ausgezeichnet worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

2. ZDF-Gründungsintendant: Verstrickungen ins NS-Regime
(dwdl.de)
Das ZDF hat anlässlich eines bevorstehenden Jubiläums die Rolle seines Gründungsintendanten Karl Holzamer während der NS-Zeit aufgearbeitet und ist dabei auf Verstrickungen in das Nazi-Regime gestoßen. Nach Angaben des Senders wurde der Lebenslauf Holzamers im eigenen Presseportal “aufgrund der jetzt vorliegenden neuen Erkenntnisse” korrigiert. Auch das “heute journal” berichtete gestern Abend über das Thema – mit einem Beitrag über die neuen Erkenntnisse zu Holzamers Rolle während der NS-Zeit und einem Interview mit dem Historiker Sönke Neitzel.

3. Abfindungspaket für RBB-Programmchef: Schulte-Kellinghaus bekommt mehr als 400.000 Euro und 9000 Euro Rente pro Monat
(businessinsider.de, Tobias Fuchs & Jan C. Wehmeyer)
Nach den Enthüllungen über Missstände beim RBB hat Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus den Sender auf eigenen Wunsch verlassen. “Business Insider” hat Einblicke in sein Abfindungspaket erhalten: “Der öffentlich-rechtliche Sender zahlt dem Manager noch zwei Jahre monatlich 18.000 Euro und später eine Pension in Höhe von 9000 Euro. Dafür verzichtet Schulte-Kellinghaus auf das üppige Ruhegeld, das ihm ab dem Tag der Trennung zustünde.”

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4. Nach CORRECTIV-Klage: Sachsen-Anhalt gibt Daten zu größten Wasserschluckern heraus
(correctiv.org, Justus von Daniels & Gesa Steeger)
Im Rahmen einer Recherche über die größten industriellen Wasserverbraucher hatte “Correctiv” auch beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt angefragt, doch die Behörde verweigerte die Auskunft. Erst als das “Correctiv”-Team auf Herausgabe der Daten klagte, lenkte das Amt ein. Wohl auch, um einem Urteil zu entgehen. Der mit Abstand größte Wasserverbraucher des Bundeslandes ist übrigens die MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH.

5. Was sind Memes? Wenn Witz und Kritik viral gehen
(mdr.de)
Die Redaktion “Medien360G” des MDR hat ein umfangreiches Dossier zum Thema Memes veröffentlicht. Dabei handelt es sich laut Wikipedia um kreative Inhalte, die hauptsächlich über das Internet verbreitet werden und in der Regel humorvoll und erheiternd, manchmal auch satirisch und entsprechend gesellschaftskritisch sind. Die Zusammenstellung umfasst ein 13-minütiges Video, eine Kurzanimation sowie mehrere Online-Artikel und Interviews.

6. Musk-Tweets fluten Twitter
(spiegel.de)
Nachdem sich Elon Musk darüber beschweret hatte, dass er auf seiner eigenen Plattform Twitter zu wenig Aufmerksamkeit bekäme, scheinen Mitarbeiter etwas an den Algorithmen verändert zu haben: “Die Penetranz, mit der Twitter derzeit die Nachrichten des Firmeneigentümers vorführt, erscheint exzessiv. Selbst eine Stummschaltung des Accounts scheint keine Wirkung zu haben.”
Siehe dazu auch den Tweet des NBC-Reportes Ben Collins, hier in deutscher Übersetzung: “Elons Cousin James Musk hielt nach dem Super Bowl eine Dringlichkeitssitzung bei Twitter ab, weil die Tweets von Elon schlechter abschnitten als die von Joe Biden. Daraufhin ließen die Twitter-Ingenieure in aller Eile den Twitter-Algorithmus ändern, um sicherzustellen, dass Elon eine ‘noch nie dagewesene Förderung’ erhält.”

“Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht”

Telegramkanalbetreiber Michael Wendler und dessen Ehefrau Laura Müller sollen Nachwuchs erwarten. Müller verdient ihr Geld unter anderem damit, Fans auf der Plattform OnlyFans für exklusive Fotos bezahlen zu lassen. Dort soll sie auch schon Aufnahmen ihres Babybauchs angeboten haben. Und dann gibt es ja noch die Frage nach dem Geschlecht des erwarteten Kindes.

Darüber schreiben auch Tanja May und Mark Pittlekau bei Bild.de. Und sie klingen geradezu schockiert, was Müller und Wendler alles so für Geld machen und vielleicht noch vorhaben:

Allein für ein Voting – wird Baby Wendler ein Junge oder ein Mädchen? – sollen Fans der beiden rund 11 Euro blechen. Auch alle weiteren Baby-Updates sollen kosten.

Kohle machen mit einem wehrlosen Kind. Oder wie May und Pittelkau schreiben:

Sogar das Baby-Geschlecht wollen sie jetzt zu Geld machen. BILD weiß schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird!

So steht es bei Bild.de vor der “Bild-plus”-Paywall. Denn, ja, May, Pittelkau und “Bild” echauffieren sich nicht nur über die Geldmacherei der baldigen Eltern, sondern wollen auch selbst ein bisschen Geld mit dem Geschlecht des noch gar nicht geborenen Kindes verdienen: Nur wer für ein “Bild-plus”-Abo zahlt, erfährt, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden soll:

Screenshot Bild.de - Laura und der Wendler - Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht - Bild kennt es schon - der verlinkte Artikel befindet sich hinter der Bild-plus-Paywall

Vor vielen Jahren haben wir uns hier im BILDblog schon einmal gefragt, ob alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der “Bild”-Redaktion den sogenannten Spiegeltest bestehen würden, in dem untersucht wird, ob ein Lebewesen sich selbst in einem Spiegel erkennt und somit eine Selbstwahrnehmung besitzt. Diese Frage bleibt auch elf Jahre später aktuell.

Dass die “Bild”-Redaktion nach eigener Aussage “weiß”, “ob es ein Junge oder ein Mädchen wird”, ist angesichts der dünnen Faktenlage, die Tanja May und Mark Pittelkau in ihrem Artikel präsentieren, übrigens eine bemerkenswert selbstbewusste Behauptung. Das “Bild”-Duo schreibt, dass ein anonymer “Augenzeuge” Laura Müller und Michael Wendler beim Einkaufen gesehen habe, und dass die beiden werdenden Eltern etwas besorgt hätten, das man “fast nur” für eines der beiden Geschlechter kauft. Was genau das sein soll, wird nicht weiter spezifiziert. Jedenfalls ließe der Einkauf “höchstwahrscheinlich” auf das Geschlecht schließen, so der “Augenzeuge”. Das reicht bei “Bild”, um etwas zu “wissen”.

Ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird, das verraten wir hier natürlich nicht. Dafür müsst ihr schon unser kostenpflichtiges BILDblog-Babynews-Abo abschließen.

Kleiner Scherz. Es ist uns schlicht Wurscht und geht uns auch gar nichts an.

Mit Dank an Meike O. für den Hinweis!

Erdbeben, Staatstheater suspendiert Ballettchef, ChatGPT soll zahlen

1. Das eigene Versagen vertuschen
(taz.de, Wolf Wittenfeld)
Wolf Wittenfeld beschreibt die “offizielle Propaganda” der türkischen Regierung nach dem Erdbeben und zeigt, wie diese versucht, das Bild zu vermitteln, Präsident Recep Tayyip Erdoğan tue alles, um den Opfern zu helfen. Kritiker, die den offiziellen Verlautbarungen widersprechen, würden verhaftet, die Berichterstattung werde eingeschränkt. Sein Ziel erreiche der Staat laut Wittenfeld damit jedoch nicht, denn “so sehr die Regierung ihr geschöntes Bild der Lage durchzusetzen versucht, die Versäumnisse im Anschluss an das Beben und auch die Versäumnisse bei der Kontrolle von Bautätigkeiten zuvor sind einfach zu groß, um sie unter der Decke halten zu können.”

2. Nach Hundekotattacke: Staatstheater Hannover suspendiert Ballettchef
(rnd.de)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, kam es am Wochenende am Rande einer Ballettpremiere zu einem Eklat: In der Pause nach dem ersten Stück soll der Direktor des Staatsballetts Hannover die “FAZ”-Tanzkritikerin Wiebke Hüster zunächst verbal, dann auch körperlich und mit Tierkot angegriffen haben. Nun sei der Ballettdirektor vom Theater suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden, “um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen.” In einem Video-Statement äußert sich der Direktor des Balletts in einer Art und Weise, die den Verdacht aufkommen lässt, dass weder Einsicht noch Reue vorhanden sind.

3. Verlage fordern Lizenzgebühren für Chatbot-Nutzung
(golem.de, Friedhelm Greis)
Da KI-Programme wie ChatGPT mit unzähligen Presseinhalten trainiert wurden und bei der Bewältigung von Aufgaben immer wieder auf journalistische Texte zurückgreifen, liegt der Gedanke nahe, die Verlage, von denen diese Inhalte hergestellt wurden, auch am wirtschaftlichen Erfolg der Software zu beteiligen. Friedhelm Greis fasst bei “Golem” die aktuellen Überlegungen und Schwierigkeiten zusammen.

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4. Google startet Kampagne gegen Fake News über ukrainische Geflüchtete
(spiegel.de)
Google startet in Deutschland eine Videoaufklärungskampagne gegen mögliche Vorbehalte gegenüber ukrainischen Flüchtlingen. Bisher hatte sich der Konzern bei seinen Aufklärungsaktionen auf Polen, Tschechien und die Slowakei konzentriert. Die Kampagne basiert auf Untersuchungen von Psychologen der britischen Universitäten Cambridge und Bristol, die ein Konzept zur Vermeidung von Fehlinformationen (“Prebunking”) entwickelt haben.

5. Honorarerhöhungen – freie Fotograf*innen reduzieren ihre Angebote an die dpa
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Der Deutsche Journalisten-Verband und Verdi fordern von der dpa höhere Honorare für freie Fotografinnen und Fotografen. Um dem Verlangen Nachdruck zu verleihen, soll der aktuelle Output reduziert werden: “Vor allem die gestiegenen Aufwendungen für Anreisen zu Terminen, Technik und auch gestiegene Lebenshaltungskosten bringen die Kolleginnen und Kollegen nun dazu, dass sie in dieser Woche bis auf weiteres ein reduziertes Angebot für Bildlieferungen der dpa offerieren.”

6. Das Geschäft der Regenbogenpresse mit Daniel Küblböck
(twitter.com/topfvollgold, Mats Schönauer, Video: 1:27 Minuten)
Yellow-Press-Kritiker Mats Schönauer von “topfvollgold” hat sich genauer angesehen, wie die Regenbogenpresse mit Daniel Küblböck Kasse macht. Natürlich zulasten des verstorbenen Künstlers, seiner Familie und all der Leserinnen und Leser, die mit den erfundenen Geschichten hinters Licht geführt werden.

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