Ziemlich bester Feind, Döpfners Erben, Schon wieder Funke

1. Ziemlich bester Feind
(epd.de, Volker Lilienthal)
Die “Bild”-Medien berichten seit längerer Zeit besonders kritisch über ARD und ZDF. Was steckt dahinter? Volker Lilienthal hat für “epd Medien” aufgeschrieben, was von den Vorwürfen zu halten ist. Erkennbar sei “eine politische Tendenz mit boulevardesker Aufmachung”. Wenn die Boulevardredaktion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk berichtet, “werden die Fakten meist selektiv ausgewählt und die Belastungszeugen passend zum schon feststehenden Urteil ausgewählt”, so Lilienthal.

2. Abermals Schumacher auf einem Illustrierten-Cover der Funke-Gruppe
(spiegel.de)
Erst vor wenigen Tagen wurde die Chefredakteurin eines Regenbogenblattes der Funke-Mediengruppe wegen eines erfundenen Michael-Schumacher-Interviews entlassen (siehe die “6 vor 9” von vorgestern), da macht eine andere Funke-Illustrierte ebenfalls mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Titelblatt auf und phantasiert einen “Glücks-Jubel” herbei. Die Wahl des Titels habe in der Medienbranche Verwunderung bis Empörung ausgelöst.

3. Döpfners Erben
(taz.de, Klaus Wolschner)
Der Bundesverband Digitalpubli­sher und Zeitungsverleger hat eine neue Spitze. Auf den langjährigen Präsidenten Mathias Döpfner, der nicht mehr kandidierte, folgen Matthias Ditzen-Blanke, Verleger der Bremerhavener “Nordsee-Zeitung”, und Stefan Hilscher, der unter anderem “Die Harke” in der Grafschaft Hoya herausgibt.

Bildblog unterstuetzen

4. Facebook und Twitter müssen illegale Inhalte schneller entfernen
(zeit.de)
Mit dem sogenannten Digital Services Act will die EU-Kommission die Bürgerinnen und Bürger vor schädlichen Inhalten im Internet schützen. Insgesamt 19 Dienste wurden als “sehr große Online-Plattformen” beziehungsweise “sehr große Online-Suchmaschinen” eingestuft, die in der EU künftig besonders entschieden gegen illegale Inhalte auf ihrer jeweiligen Plattform vorgehen müssen. Dazu gehören nicht nur Netzwerke wie Twitter, Facebook, TikTok und mehrere Google-Dienste, sondern auch Zalando, Wikipedia, Booking.com, der Amazon Marketplace und der App-Store von Apple.

5. Wer braucht jetzt noch einen Podcast?
(journalist.de, Ingo Notthoff)
Das Medium Podcast hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Ingo Notthoff, “lange Jahre Journalist und Kommunikator”, glaubt an weiteres Wachstum und an weitere Chancen. Im “journalist” gibt er einen Überblick über den Markt und verrät elf Punkte, die man aus seiner Sicht zum Thema Podcast wissen sollte.
Weiterer Lesetipp: Bei “Übermedien” kommentiert Sandro Schröder: Niemand braucht die teuren Laber-Podcasts der Ministerien.

6. Geschichte der US-Medien ist auch eine der Hassprediger
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Stefan Fries, Audio: 4:37 Minuten)
Am Montag hat der US-Fernsehsender Fox News die Trennung von seinem stramm rechten Starmoderator Tucker Carlson bekanntgegeben. Wer nun glaubt, Fox News wird einen gemäßigteren Kurs einschlagen, könnte sich täuschen: Experten befürchten, dass Carlsons Nachfolger noch schlimmer wird.

Springer verklagt Reichelt, Tote bekommen blaue Haken, Honorare

1. Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer
(spotify.com, Spotify & TRZ Media, Dritte Folge: 48:12 Minuten, Vierte Folge: 48:02 Minuten)
Wie vergangene Woche in den “6 vor 9” zu lesen war, hat Spotify einen Podcast zum Thema “Macht & Missbrauch bei Axel Springer” gestartet, eine Kooperation zwischen dem Streamingdienst und Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media. In einem ersten Schwung wurden die Folgen 1 und 2 des insgesamt achtteiligen Podcasts veröffentlicht, nun stehen die nächsten beiden zur Verfügung. Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog haben einige Worte zu den Methoden von “Bild” beigesteuert.
Weiterer Hörtipp: Beim Medienpodcast von BR24 geht es um die vielfältigen Aspekte der Döpfner-Affäre. Linus Lüring spricht mit Knut Cordsen (BR-Literaturkritiker), Annika Sehl (Professorin für Journalistik an der Uni Eichstätt-Ingolstadt), Georg Streiter (früherer Politikchef von “Bild”) und Frank Überall (Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes) (br.de, 27:11 Minuten).
Und noch ein Lesetipp: “Übermedien” hat einen lesenswerten Beitrag von Stefan Niggemeier von der Bezahlschranke befreit: “Auf Geisterbahnfahrt durch die Gedankenwelt von Mathias Döpfner”.

2. Axel Springer verklagt Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Unter Berufung auf eine Meldung des “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) berichtet “DWDL” über eine Klage des Axel-Springer-Verlags gegen einen ehemaligen leitenden Angestellten, den früheren “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Springer fordert demnach die an Reichelt gezahlte Abfindung in siebenstelliger Höhe zurück und verlangt darüber hinaus eine Vertragsstrafe.

3. Oberauer & Freischreiber schaffen größte Honorardatenbank
(freischreiber.de)
Freischreiber, die Interessenvertretung freier Journalistinnen und Journalisten, und der Medienfachverlag Oberauer wollen gemeinsam “die umfassendste Datenbank für Honorare und Gehälter in der deutschsprachigen Medienbranche” aufbauen. Dabei handele es sich um ein Mitmachprojekt, dessen Ergebnisse man frei zur Verfügung stelle.

Bildblog unterstuetzen

4. Tote bekommen blaue Häkchen, Lebende wollen sie nicht mehr
(spiegel.de)
Kürzlich hat Twitter die blauen Haken von Accounts entfernt, die zuvor verifiziert waren, um sie zum Abschluss einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft zu bewegen. Nun taucht der blaue Haken aber wieder bei vielen Accounts prominenter Nutzerinnen und Nutzer auf, die versichern, den Dienst nicht abonniert zu haben. Besonders makaber: Der blaue Haken wurde auch an die Profile einiger bereits verstorbener Persönlichkeiten geheftet.
Weiterer Lesehinweis: Die “taz” hat auf Twitter einen Sammelthread erstellt: “Kaum jemand will mehr einen blauen Haken auf Twitter haben, nichtmal geschenkt. Promis dementieren, gezahlt zu haben, versuchen ihn wieder loszuwerden. User*innen blockieren”.
Und noch ein Lesetipp: Für “Zeit Online” hat Johannes Franzen ein erhellendes und unterhaltsames Essay über den Geniemythos bei Medienfiguren wie Elon Musk verfasst.

5. CDU-Medienpolitiker Liminski sieht Sender in der Pflicht
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Anh Tran, Audio: 10:17 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit dem CDU-Medienpolitiker Nathanael Liminski über die Höhe des Rundfunkbeitrags unterhalten. Aus Sicht von Liminski müsse dieser “möglichst stabil” bleiben, aber was bedeutet das konkret? Und wo genau sollen die Sender sparen?

6. Tucker Carlson verlässt Fox News
(faz.net)
Der US-Fernsehsender “Fox News” hat den stramm rechten und paläokonservativen Moderator Tucker Carlson gefeuert. Carlson war in der Vergangenheit immer wieder durch rassistische Äußerungen, die Verbreitung von Verschwörungsmythen und offensichtliche Falschbehauptungen aufgefallen. Sein überraschendes Aus bei “Fox News” ist möglicherweise auf eine von ihm verbreitete Lügengeschichte zurückzuführen, die seinen bisherigen Sender mehr als 700 Millionen US-Dollar gekostet hat.

“Aktuelle”-Chefin muss gehen, Haken abhaken?, Ende von “BuzzFeed News”

1. “aktuelle”-Chefin muss nach erfundenem Schumacher-Interview gehen
(faz.net)
Wie vergangene Woche in den “6 vor 9” zu lesen war, warb das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Cover und tat so, als hätte der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Die Zeitschrift hatte sich das vermeintliche Gespräch jedoch von einer Künstlichen Intelligenz zusammenfantasieren lassen. Schumachers Familie hatte darauf rechtliche Schritte gegen “Die Aktuelle” angekündigt. Nun trennt sich die Mediengruppe Funke von der Chefredakteurin: “Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie FUNKE erwarten”, so Funke-Zeitschriften-Geschäftsführerin Bianca Pohlmann in einer Pressemitteilung. Dies wird von “Übermedien”-Mitgründer Boris Rosenkranz bei Twitter wie folgt kommentiert: “Doch auch überraschend, dass sich @FUNKEMEDIEN von ‘Die Aktuelle’-Chefredakteurin Hoffmann wegen eines ‘geschmacklosen und irreführenden’ Artikels trennt, nachdem sie seit 2009 so viele geschmacklose und irreführende Artikel verantwortet hat.”

2. Please Stärke die Unabhängigkeit
(taz.de, Ulrike Winkelmann)
Kann man Zeitungen wie “Bild” und “taz” miteinander vergleichen oder gar gleichsetzen, schließlich verfolgen beide eine bestimmte politische Linie? Nein, meint “taz”-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann und zeigt die ihrer Meinung nach entscheidenden Unterschiede auf, die sie an den aktuellen Vorgängen bei Springer festmacht.

3. Die blauen Haken: Mörder, Kriegsverbrecher, Nazis: Auch solche Leute zahlen für Twitter Blue
(volksverpetzer.de, Philip Kreißel)
Vor ein paar Tagen hat Elon Musk den bisher verifizierten Twitter-Accounts den blauen Haken entziehen lassen, um sie zum Abschluss einer bezahlten Mitgliedschaft zu bewegen. Philip Kreißel nennt allerlei Gründe, warum man dies nicht tun sollte, und bezeichnet die neuen blauen Haken sogar als “eine Gefahr für Demokratie und Freiheit”. Wolfgang M. Schmitt sieht das anders: “Jeder, der mit einer großen Reichweite auf Twitter agiert, generiert Wert und spült so Geld in die Taschen von Elon Musk, da es sich um eine Werbeplattform handelt. Wer Musk schaden will, muss gehen. Die Diskussionen um die 8 Euro sind eine Scheindebatte.”

Bildblog unterstuetzen

4. Nachrichtenportal “BuzzFeed News” wird eingestellt
(zeit.de)
Das US-Medienunternehmen BuzzFeed hat das Ende seines Nachrichtenportals “BuzzFeed News” angekündigt. “Wir reduzieren unsere Belegschaft heute um etwa 15 Prozent und beginnen den Prozess der Schließung von BuzzFeed News”, so Vorstandschef Jonah Peretti in einer Mail an die Belegschaft.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 220
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Seit zwanzig Jahren eine Empfehlung nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe bietet einen Überblick über Neuigkeiten aus dem Netzwerk Recherche, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. In “Günters Tipps des Monats” dreht sich alles um die aktuellen Geschehnisse rund um den Springer-Verlag.

6. OE24: Ein Artikel, wie aus einer Parteizentrale
(kobuk.at, Derya Metzler)
Auf dem österreichischen Medienwatchblog “Kobuk” kritisiert Derya Metzler die aus ihrer Sicht regierungsfreundliche Berichterstattung von OE24 und führt als Beleg einen Artikel an, der sich lese, als käme er direkt aus der Parteizentrale: “Während es zu den aktuellen Kampagnen von SPÖ und Grüne kritische Berichte gibt, fehlt beim Artikel über die ÖVP jegliche journalistische Distanz. Vielmehr liest sich der OE24-Beitrag wie ein Aufmacher auf der Partei-Homepage.”

KW 16/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum gehören die Nachrichten von Mathias Döpfner in die Öffentlichkeit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:51 Minuten)
In der vergangenen Woche zitierte die “Zeit” (nur mit Abo lesbar) in großem Umfang aus Nachrichten, die Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner geschrieben hatte. Verantwortlich für den Beitrag, der eine breite Debatte auslöste, sind Holger Stark, stellvertretender Chefredakteur der “Zeit”, und dessen Kollegin Cathrin Gilbert, Ressortleiterin Unterhaltung. Bei “Übermedien” sprechen die beiden darüber, wann aus ihrer Sicht aus solchen Nachrichten zitiert werden darf und wann nicht.
Weiterer Hörtipp: Beim “Spiegel” unterhalten sich Isabell Hülsen, Marius Mestermann und Anton Rainer darüber, was Döpfners Chats (und ein Roman) verraten (spiegel,de, Audio, 38:42 Minuten).

2. Armin Wolf, verstehen Sie Österreich?
(zeit.de, Jochen Wegner & Christoph Amend, Audio: 6:52:03 Stunden)
Bei “Alles gesagt” müssen die Zuhörerinnen und Zuhörer neben dem Interesse am Gast und am Thema vor allem eines mitbringen: Zeit. So auch dieses Mal. Der österreichische Journalist Armin Wolf spricht in fast sieben Stunden unter anderem über Klassengesellschaften und mangelnde Vielfalt im Journalismus, über die Wurzeln des Populismus in Europa, über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf seine Arbeit, über die Kunst des gelungenen Interviews und über den manchmal ziemlich komplizierten Alltag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

3. “Ich habe das Ibiza-Video gemacht” – Der Macher über die Hintergründe
(correctiv.org, Jean Peters, Video: 1:03:08 Stunden)
Der Privatdetektiv Julian Hessenthaler ist der Produzent des sogenannten Ibiza-Videos, das die österreichische Regierung in eine tiefe Krise stürzte. Im exklusiven Interview mit “Correctiv” erzählt Hessenthaler zum ersten Mal nach seiner Haftentlassung, “wie aus einer Schnapsidee unter Profis einer der größten Polit-Skandale in Europa wurde.” Die vollständige Recherche gibt es hier.

Bildblog unterstuetzen

4. Der Pressesprecher und die journalistische Selbstreflexion
(journalistik.blogs.uni-hamburg.de, Leonie Urbanczyk, Audio: 1:04:27 Stunden)
Der Podcast der Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg beschäftigt sich mit dem Berufsbild und der Rolle des Pressesprechers. Zu Gast ist Martin Helfrich, zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch Pressesprecher und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Sozialbehörde, seit Anfang des Jahres Pressesprecher der Behörde für Wirtschaft und Innovation Hamburgs.

5. Giovanni di Lorenzo: So erklärt der Zeit-Chefredakteur das Wachstum gegen den Trend
(omr.com, Philipp Westermeyer, Audio: 1:12:27 Stunden)
Seit fast zwei Jahrzehnten steht Giovanni di Lorenzo an der Spitze der “Zeit”-Redaktion. Unter seiner Ägide ist die verkaufte Auflage der Wochenzeitung in den vergangenen Jahren gegen den Branchentrend gestiegen. Zuletzt lag sie bei über 600.000 Exemplaren (digital und gedruckt) pro Woche. Im Gespräch beim “OMR”-Podcast geht es unter anderem um di Lorenzos Weg in den Journalismus, die möglichen Gründe für den Erfolg seines Blatts und di Lorenzos Erfahrungen mit ChatGPT.

6. Scheitern, das tun die anderen
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 35:00 Minuten)
Bei “Hinter den Zeilen” erzählen gleich vier Medienschaffende ihre persönlichen Geschichten vom Scheitern. Caroline Ring berichtet von einem “tot autorisierten” Interview, Carina Hohnholt von ihrem missglückten Podcastprojekt, Moritz Müllender von einer fehlgeschlagenen Recherche und Tobias Hausdorf von einer Protagonistin, die ihn plötzlich geghostet hat.

Enthüllung und Fiktion, Erfundenes Interview, Selbsternannte Dissidenten

1. Döpfner, Stuckrad-Barre & Reichelt: Enthüllung und Fiktion
(ndr.de, Caroline Schmidt & Iris Ockenfels, Video: 28:34 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich mit den aktuellen Entwicklungen rund um den Springer-Konzern und dem von vielen als Enthüllungsroman interpretierten Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre beschäftigt und dazu verschiedene Medienexperten und -expertinnen befragt. Interessant ist unter anderem die Gegenüberstellung des offiziellen Selbstverständnisses von Springer und der gelebten Realität.

2. Wider­st­rei­tende Inter­essen im Bild-Kom­plex?
(lto.de, Martin W. Huff)
Julian Reichelt sowie eine Frau, die ihm Vorwürfe macht, werden beide von derselben Sozietät vertreten. Das birgt auch berufsrechtliche Gefahren, wie Martin W. Huff in seinem Artikel ausführt. Das Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen gehöre zu den Kernvorschriften des anwaltlichen Berufsrechts.

3. Warum die New York Times die EU-Kommission wegen einer SMS verklagt
(tageins.at, Alexander Fanta)
Nach geltendem Recht hat jeder das Recht auf Zugang zu EU-Dokumenten. Doch im Fall einer SMS von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wolle die EU-Kommission davon offenbar nichts wissen. Der Journalist Alexander Fanta hat nicht nachgegeben und dazu beigetragen, dass die “New York Times” die EU-Kommission wegen dieser SMS verklagt: “Die New York Times schaltet Anwält*innen ein, die ich mir nicht leisten könnte. Ich helfe mit Recherchen zur Vorbereitung der Klage. Am 25. Januar 2023 bringen die Anwält*innen eine Klageschrift beim EU-Gericht ein. Sie verlangt mit Nachdruck die Herausgabe jener Nachrichten, die mir verweigert worden sind. Aus dem Schneeball, meiner kleinen Anfrage vor einigen Monaten, wird eine Lawine.”

Bildblog unterstuetzen

4. Kolonialismus: Erinnerung und Verantwortung
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura, Audio: 32:03 Minuten)
“Die Krönung von Charles III. wird zum medialen Großereignis – die koloniale Vergangenheit der britischen Krone wird dabei jedoch zu wenig beleuchtet.” Im Medienpodcast “quoted” spricht Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura mit der Autorin und Journalistin Charlotte Wiedemann über die Fragen, ob wir – auch mit Blick auf die deutsche Geschichte – an einer “kolonialen Amnesie” leiden, wie sich das Bewusstsein für vergangenes Unrecht und seine Folgen entwickelt, und welche Rolle Medien dabei spielen.

5. Selbsternannte Dissidenten
(taz.de, Andreas Speit)
Andreas Speit nimmt das 20-jährige Bestehen des neurechten Magazins “Sezession” um Götz Kubitschek zum Anlass, einen kritischen Blick auf Entwicklung, Traditionslinien und Haltung der Publikation zu werfen.

6. Erfundenes Interview mit Michael Schumacher
(tagesspiegel.de, Tobias Mayer)
Wie kürzlich in den “6 vor 9” zu lesen war, hat das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf der Titelseite geworben und so getan, als habe der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Tatsächlich stammten die vermeintlichen Schumacher-Antworten von einer Künstlichen Intelligenz. Schumachers Familie habe nun rechtliche Schritte gegen “Die Aktuelle” angekündigt, berichten der “Guardian” und “Übermedien”.

Stuckrad-Barres Buch, Elon und Tucker, Über Klimakrise berichten

1. Stuckrad-Barre, Döpfner, Böhmermann, Reichelt: Ein paar Männer und ein Problem
(berliner-zeitung.de, Tomasz Kurianowicz)
Gestern ist der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre erschienen, der vielen schon vorab als eine Art Schlüsselroman über die Vorgänge rund um den Springer-Verlag, Mathias Döpfner, Julian Reichelt und “Bild” galt. Tomasz Kurianowicz hat sich Gedanken über die damit in Zusammenhang stehenden Themenkomplexe gemacht und geht diese kompakt und gut lesbar durch. Dem “Tagesspiegel” kann man entnehmen, dass Ex-“Bild”-Chefredakteur Reichelt ein mögliches juristisches Vorgehen gegen den Roman prüfen lässt. Beim Deutschlandfunk stellt sich Kolumnist Matthias Dell mit Blick auf die Berichterstattung der “Zeit” in der vergangenen Woche die Fragen: “Was wäre, wenn Julian Reichelt die Döpfner-Nachrichten geleakt hat? Muss der Investigativjournalismus die Motive von Informanten abwägen?” Und in der “taz” geht es um die Erkenntnisse aus der neuesten “Stern”-Recherche (nur mit Abo lesbar): “Wie Mathias Döpfner einen Kredit von 60 Millionen Euro von einem berüchtigten Bankier bekam”.

2. “Es gibt in der Klimakrise keine neutralen Beobachter”
(journalist.de, Raphael Thelen)
Raphael Thelen, ehemaliger Journalist und jetzt Aktivist der Letzten Generation, fordert von seinen einstigen Kollegen und Kolleginnen mehr Engagement für das Klima. Der “journalist” dokumentiert eine Rede, die Thelen am 18. April auf einer Pressekonferenz in Berlin gehalten hat und in der er Medien an ihre Verantwortung bei der Berichterstattung über bevorstehende Protestaktionen erinnern will: “Sie können sich dann die Frage stellen: Berichte ich über die Blockaden, über die Autofahrenden und über die Erregung der Politik? Oder ordne ich den Protest ein, erkläre worum es geht. Berichte ich über die Klimakrise, wahrhaftig, also vielleicht: Einen Absatz über den Protest und dann den Rest über das warum, über die Zusammenhänge und Notwendigkeiten.”

3. Im Zeichen des Ukraine-Kriegs: Auslandsberichterstattung aus Warschau
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Der “Fachjournalist” hat sich mit Paul Flückiger unterhalten, der seit mehr als zwei Jahrzehnten als freier Korrespondent in Warschau lebt. Hat der Krieg in der Ukraine die Auslandsberichterstattung verändert? Was macht Warschau für Korrespondenten so attraktiv? Und wie beurteilt Flückiger die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf sinkende Honorare und hohe Reisekosten bei der Recherche?

Bildblog unterstuetzen

4. Elon und Tucker
(spotify.com, Haken Dran, Dennis Horn & Gavin Karlmeier, Audio: 45:03 Minuten)
Twitter-Besitzer Elon Musk hat dem rechtsgerichteten Fox-News-Moderator Tucker Carlson ein Interview gegeben. Gavin Karlmeier hat sich das Gespräch, das wohl eher eine freundschaftliche Plauderei war, angesehen und fasst die wichtigsten Aussagen daraus zusammen. Außerdem geht es bei “Haken dran” um die “Possible Conference” und die neue Mastodon-Instanz des ZDF.

5. Wahlbetrugs-Lüge kostet Fox News 787,5 Millionen Dollar
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Weil der US-amerikanische Fernsehsender Fox News Donald Trumps Lügen vom Wahlbetrug und der “gestohlenen Wahl” verbreitete, zogen zwei Hersteller von Wahlmaschinen vor Gericht. Mit dem einen Hersteller habe sich der Sender auf einen ziemlich teuren Vergleich geeinigt: Fox News müsse der Firma Dominion 787,5 Millionen US-Dollar zahlen, was in etwa die Hälfte der ursprünglich geforderten 1,6 Milliarden US-Dollar sei.

6. Das steht im neuen Magazin von Andreas Gabalier
(profil.at, Philip Dulle & Lena Leibetseder)
Der österreichische Volksmusikstar Andreas Gabalier (“I sing a Liad für di”) hat jetzt sein eigenes Magazin im Red-Bull-Verlag. Bei “Andreas Gabalier” dreht sich alles, wenig überraschend, um Andreas Gabalier, der dort auch als Chefredakteur fungiert. Philip Dulle und Lena Leibetseder haben sich das Heft angesehen, das immerhin mit einer Auflage von 140.000 Exemplaren startet.

Frontzugang gefordert, Grenzen der Wirtschaftlichkeit, “Officer Denny”

1. Frontzugang gefordert
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert sowohl Russland als auch die Ukraine auf, Kriegsberichterstattern den Zugang zu den Frontgebieten zu ermöglichen: “Die Auswirkungen dieses furchtbaren Kriegs auf die ganze Welt sind in allen Ländern spürbar. Da sind unabhängige und ungefilterte Berichte über das Geschehen an der Front unverzichtbar für Information und Meinungsbildung der Menschen.”

2. In diesem Buch könnte alles stehen!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Heute erscheint “Noch wach?”, der neue Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre, über den im Vorfeld allerlei Andeutungen zu lesen waren: Ist es ein Enthüllungsroman, der uns einen literarischen Zugang zur Innenwelt des Springer-Konzerns verschafft? Niemand weiß es, aber alle spekulieren munter drauf los. Stefan Niggemeier hat sich angeschaut, wie das Buch in den Medien ankommt – noch bevor jemand weiß, was wirklich drin steht.
Weiterer Lesehinweis: Was auch immer in Stuckrad-Barres Buch (verklausuliert) über den Springer-Verlag zu lesen sein mag, Hanna Lakomy (Pseudonym: Salomé Balthus) hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Springers “Boys-Club” gemacht. Der “Welt”-Kolumnist Don Alphonso, zeitweilig so etwas wie Lakomys Mentor bei der “Welt”, habe ihr schriftlich sexuelle Avancen gemacht und ein zweifelhaftes Angebot unterbreitet: “Seine Drohung: Wenn ich da nicht mitmache, nimmt mich nie wieder eine andere Zeitung. Er sei meine einzige Chance, ob ich das nicht einsähe?” (berliner-zeitung.de)

3. Grenzen der Wirtschaftlichkeit
(faz.net)
Rund ein Drittel der Zeitschriften in Deutschland sei durch die hohen Energie- und Papierpreise in der Existenz bedroht, so der Geschäftsführer des Zeitschriftenverbandes MVFP, Philipp Welte. Er appellierte an die Bundesregierung, eine “diskriminierungsfreie Förderung” zu gewährleisten, um die Vielfalt und Freiheit der Presse zu erhalten. Eine Trendumfrage zeige, dass 84 Prozent der teilnehmenden Medienunternehmen eine Förderung von Zeitschriften für notwendig erachten.

Bildblog unterstuetzen

4. Online-Magazin «Republik» entlässt acht Angestellte
(srf.ch)
Das Schweizer Online-Magazin “Republik” entlässt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, außerdem treten der gesamte Verwaltungsrat und der Vorstand zurück, da die geplante Expansionsstrategie gescheitert sei. Das Magazin hatte in einen Ausbau investiert, doch die neu geschaffenen Angebote brachten nicht den erhofften Zuwachs an Abonnentinnen und Abonnenten. “Republik” plant nun, das Budget zu reduzieren und sich aufs Kerngeschäft, das Publizieren, zu konzentrieren.

5. Hollywood droht ein Autoren-Streik
(sueddeutsche.de)
Die Mitglieder der Writers Guild of America, der Gewerkschaft der Drehbuchautoren und -autorinnen in den USA, haben mit einer überwältigenden Mehrheit von fast 98 Prozent für einen Streik gestimmt, falls die laufenden Tarifverhandlungen mit den Film- und Fernsehproduzenten bis zum 1. Mai zu keinem Ergebnis führen. Mehr als 9.200 Mitglieder – das sind fast 80 Prozent der stimmberechtigten Autorinnen und Autoren – nahmen an der Urabstimmung teil, eine Rekordbeteiligung. Die Forderungen der Gewerkschaft umfassen unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse zur Kranken- und Altersvorsorge.

6. Berliner Polizist darf sich auf TikTok nicht als »Officer Denny« inszenieren
(spiegel.de)
Ein Berliner Polizist mit dem Pseudonym “Officer Denny” darf sich auf TikTok und in anderen Sozialen Medien nicht mehr mit Beiträgen mit polizeilichem Bezug präsentieren. Das Land Berlin hatte dem Polizisten sämtliche Internetbeiträge mit dienstlichem Zusammenhang untersagt, das Oberverwaltungsgericht für Berlin und Brandenburg bestätigte diese Entscheidung nach einer Beschwerde des Beamten. Das Gericht entschied, dass es sich bei den Social-Media-Aktivitäten des Polizisten um eine Nebentätigkeit handele, die dienstliche Interessen beeinträchtige und daher untersagt werden dürfe.

Reicht Döpfners Entschuldigung?, Pressefreiheit weltweit, Funkes Unrat

1. Reicht die Entschuldigung des Springer-Chefs?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Antje Allroggen, Audio: 7:51 Minuten)
Der Chef des Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner, hat um Entschuldigung gebeten, aber reicht das aus? Nein, findet Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: “Das ist eine Entschuldigung voller Leerstellen und voller Auslassungen. Der Schaden wird nicht konkret benannt. Die Grenzüberschreitung wird nicht konkret benannt. Es kommt allein der Vorwurf gegenüber den Ostdeutschen vor.” Außerdem fehle das Element der “eigenen Zerknirschung oder Verstörung”. Offen bliebe auch die Frage, welche Konsequenzen und Lehren aus der vorgeworfenen Grenzüberschreitung man ziehen wolle, so Pörksen.

2. Eine Woche in der irren Welt des Julian Reichelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier hat sich angeschaut, wie Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube Politik kommentiert. Nach “einer Woche in der irren Welt von Julian Reichelt” ist sich Niemeier sicher: “Reichelt betreibt Meinungsmache und das ist offensichtlicher denn je. Das alles ist auch deshalb so gefährlich, weil Reichelt unter dem Deckmantel des unerschrockenen Aufklärers mit seinen Videos Giftsamen in die Köpfe der Zuschauer pflanzt, die dort gedeihen und von Folge zu Folge wachsen. Reichelt trägt so ganz wesentlich mit bei zur Spaltung der Gesellschaft.”

3. Einer muss zahlen
(correctiv.org)
Nachdem das sogenannte Ibiza-Video für einen der größten politischen Skandale Europas sorgte, landete Julian Hessenthaler, der Urheber des Videos, im Gefängnis. Nun ist er wieder raus und gibt “Correctiv” das erste Interview seit seiner Freilassung. Hessenthaler wartet darauf, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte über seine Beschwerde entscheiden wird.

Bildblog unterstuetzen

4. Pressefreiheit weltweit: Journalistïnnen im Fadenkreuz von Regimen, Kartellen und Terrormilizen
(riffreporter.de)
Bei “Riffreporter” berichten verschiedene Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten des “Weltreporter”-Netzwerks über den Zustand der Pressefreiheit in Mexiko, Somalia, den Maghreb-Staaten und Mosambik, Indien und Indonesien, Skandinavien und Spanien.

5. Zu dumm, um wahr zu sein
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Das Regenbogenblatt “Die Aktuelle” wirbt mit dem vor einigen Jahren beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher auf dem Cover und tut so, als hätte der ehemalige Rennfahrer der Redaktion ein Interview gegeben. Das ist natürlich nicht der Fall, die Zeitschrift hat sich das vermeintliche Gespräch von einer Künstlichen Intelligenz zusammenfantasieren lassen. Bei “Übermedien” kommentiert Boris Rosenkranz: “Die Funke-Mediengruppe will den Unrat, den sie da in die Welt kippt, tatsächlich als journalistisches Produkt verstanden wissen. ‘Die Aktuelle’ liefere ‘spannende und vor allem seriöse Reportagen rund um Stars, VIPs und den Adel’, schreibt der Verlag. Wie man sowas auf eine Internetseite tippen kann, ohne dass diese sofort rot anläuft, ist unklar.”

6. Journalismus ist, wenn “maennersache” im April 2023 berichtet, dass …
(twitter.com/Der_Postillon)
Auf Twitter betätigt sich das Satireformat “Der Postillon” aktuell als Fact-Checker und Vermittler von Medienkompetenz. Der konkrete Anlass ist eine Meldung, die durch verschiedene Medien geistert und auf der unbelegten Behauptung eines anonymen Twitter-Kanals beruht, der immer mal wieder aus einem angeblich echten Brief zitiert: “Mein Kind darf an der Schnitzeljagd des Kindergartens nicht teilnehmen. Wir sind Veganer.”

Springers “Boys Club”, Döpfner und die Compliance, Danke für den Fisch

1. “Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer”
(open.spotify.com, Pia Stendera & Lena von Holt, erste Folge: 32:07 Minuten, zweite Folge: 41:08 Minuten)
“Noch nie sind wir in einer Recherche auf so viel Zurückhaltung, ja sogar Angst gestoßen. Auch wenn jeder die BILD und Axel Springer kennt: Kaum einer weiß, wie das System funktioniert. Wir haben hinter die Fassade geblickt”, fasst Pia Stendera die Podcast-Produktion über den Axel-Springer-Verlag und über Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt zusammen. Für das sich über ein Jahr ziehende Projekt habe sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena von Holt mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen, dabei seien über 80 Stunden Material zusammengekommen. Der Podcast ist die erste Kooperation zwischen Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media und Spotify. Jeden Montag folgen zwei neue der insgesamt acht Folgen. Erster Höreindruck: Man kann noch so viel über den Fall Reichelt gelesen haben, das Medium Audio vermittelt ihn noch einmal ganz anders und eindringlicher.

2. Springer-Chef Döpfner bittet um Entschuldigung
(faz.net)
Die “Zeit” veröffentlichte vergangene Woche einige Chatnachrichten des Springer-Chefs Mathias Döpfner, in denen dieser sich unter anderem abfällig über Ostdeutsche äußerte, den Klimawandel pries und seine Leute anwies, die FDP hochzuschreiben. Nun hat sich Döpfner “in eigener Sache” geäußert. Auffällig sei, so die dpa, dass mehrere der im “Zeit”-Artikel aufgeführten Nachrichten von Döpfner direkt an den damaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen.
Weiterer Lesehinweis: Sehr lohnenswert ist auch der Beitrag von Felix W. Zimmermann bei “Legal Tribune Online”, der juristische und wirtschaftliche Aspekte beleuchtet, die in anderen Medien zu kurz kommen: Döpfner ver­letzt eigene Springer-Com­p­li­ance Regeln.

3. Bundeskriminalamt zahlte rund 50.000 Euro
(tagesschau.de, Florian Flade & Katja Riedel & Sebastian Pittelkow)
Die Bundesregierung hat nach Recherchen von WDR und NDR höhere Honorare für Moderationen von Journalistinnen und Journalisten gezahlt als bisher bekannt. Besonders auffällig seien die Honorare einer Journalistin, die für drei Aufträge vom Bundeskriminalamt insgesamt rund 50.000 Euro kassiert haben soll. Eine lesenswerte Recherche, die (wieder einmal) Anstoß geben könnte, die bisherige Moderationspraxis zu überdenken – wegen möglicher Interessenkonflikte und wegen des möglichen Anscheins.

Bildblog unterstuetzen

4. Danke für den Fisch!
(ctrl-verlust.net, Michael Seemann)
Der Publizist, Journalist und Buchautor Michael Seemann verkündet in seinem Blog seinen Abschied von Twitter. Gute Gedanken und Verweise auf andere Quellen machen seine persönliche Entscheidung lesens- und bedenkenswert. Seemann schließt mit den Worten: “Wir werden abwarten müssen, was passiert und den Takedown von Musk den Profis überlassen, die mit Geldbußen und regulatorischen Hebeln hoffentlich bald auf ihn einknüppeln. Derweil empfehle ich allen, die Zeit auf Mastodon zu überbrücken.”
Weiterer Lesehinweis: Zwei Deutsche gegen Elon Musk: “Elon Musk hat ein Problem in Deutschland: Ihm droht ein Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe. Dafür gesorgt haben zwei private Twitter-Nutzer.” (t-online.de, Lars Wienand)

5. 3 Jahre Corona – was haben die Medien daraus gelernt?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 24:57 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Nina Landhofer mit der BR-Wissenschaftsjournalistin Jeanne Turczynski über die vergangenen drei Jahre Wissenschaftsberichterstattung und deren neue Bedeutung während der Corona-Pandemie: “Wie politisch ist Wissenschaftsjournalismus geworden? Brauchen wir eine Debatte über die öffentliche Macht, die mit der Medienpräsenz einhergeht? Und was haben die Medien in den vergangen drei Jahren gelernt?”

6. Inszeniertes Verschwörungsvideo von 3Sat wird für echt gehalten
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
“Correctiv” berichtet über ein von 3sat inszeniertes Verschwörungsvideo, das von einigen Menschen fälschlicherweise für echt gehalten werde. Das Video zeigt eine angebliche “Benebelungssubstanz”, die von Regierungen zur Kontrolle von Menschen eingesetzt werden soll. Bei dem Video handelt es sich jedoch um Fiktion, die für eine 3sat-Sendung produziert wurde.

KW 15/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Harald Welzer über Medien, Journalismus & Ukraine-Krieg
(youtube.com, Jung & Naiv, Tilo Jung, Video: 3:06:25 Stunden)
Bei “Jung & Naiv” ist der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer zu Gast, der zusammen mit Richard David Precht das Buch “Die vierte Gewalt” geschrieben hat. In dem Gespräch geht es um Massenmedien und Meinungsmache, gemachte Fehler und Ungenauigkeiten, die von den Autoren behauptete “Selbstangleichung der Medien”, die “Zeitenwende” in Politik und Journalismus und viele weitere medienrelevante Themen. Wie immer bei “Jung & Naiv” zeitintensiv, dafür aber umso tiefgehender.

2. Heikle Nebenjobs: Journalisten moderieren für die Politik
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Daniel Bröckerhoff, Video: 16:41 Minuten)
Können Journalistinnen und Journalisten, die zum Beispiel für Moderationen Geld von der Bundesregierung angenommen haben, noch unabhängig und kritisch berichten? Viele zweifeln daran. Für das Medienmagazin “Zapp” geht Daniel Bröckerhoff dieser Frage nach und spricht mit einem Nebenjob-Kritiker, dem Journalistik-Professor Volker Lilienthal. Die Medienschaffenden, die von den Nebenjobs profitierten, seien laut Bröckerhoff nicht bereit gewesen, vor der Kamera über das mögliche Problem zu sprechen.

3. Die Straftaten des Rappers Fler
(tagesspiegel.de, Katja Füchsel & Sebastian Leber, Audio: 37:31 Minuten)
Der Polizist Stephan Zillmer wurde bei einem Einsatz von dem Berliner Rapper Fler wüst beschimpft und bedroht, ließ sich aber nicht provozieren und blieb gelassen. Durch ein virales Video wurde der Vorfall deutschlandweit bekannt. Jetzt spricht der Beamte erstmals über den Vorfall, die Hintergründe und die Frage, wie sich die unfreiwillige Medienprominenz auf sein privates und berufliches Leben ausgewirkt hat.

Bildblog unterstuetzen

4. Wird Twitter denn nun sterben – und wenn ja, woran?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:05 Minuten)
“Twitter ist wie ein Jenga-Turm. Es steht die ganze Zeit auf der Kippe, wann es in sich zusammenfällt.” Im “Übermedien”-Podcast ist Gavin Karlmeier zu Gast, der zusammen mit Dennis Horn im Podcast “Haken dran” fast täglich über Neuigkeiten bei Twitter berichtet. Und davon gibt es seit der Übernahme durch Elon Musk jede Menge. In dem Interview geht es um den langsamen und schmerzhaften Niedergang des Netzwerks und die Frage nach Alternativen. Wer nach Hören des “Übermedien”-Podcasts auf den Geschmack gekommen ist, dem sei “Haken dran” wärmstens empfohlen.

5. Computer statt Journalisten: Spielberichte im Amateur-Fußball
(youtube.com, Sportschau, Tom Theunissen, Video: 9:59 Minuten)
Die Berichterstattung über Fußballspiele sei schon immer von vielen Sprachschablonen und austauschbaren Stilmitteln geprägt gewesen, habe sich aber durch das Fachwissen und die subjektiven Beobachtungen des Reporters oder der Reporterin ausgezeichnet. In jüngster Zeit würden die Vor- und Nachberichte von Fußballspielen im deutschen Amateurbereich jedoch von Computern generiert, und dabei gehe manchmal das eine oder andere Detail verloren. Der Film von Tom Theunissen beleuchtet einen ersten Versuch aus dem Jahr 2020, ein Fußballspiel mit Künstlicher Intelligenz zu erfassen.

6. Das Ende von maiLab
(youtube.com, MaiLab, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 19:10 Minuten)
Mit bewegenden Worten verabschiedet sich die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim von den fast eineinhalb Millionen Abonnentinnen und Abonnenten ihres Youtube-Kanals “MaiLab”. Das Tröstliche: Ihr Abschied bezieht sich nur auf Youtube.

Blättern:  1 ... 52 53 54 ... 1146