Korruptionsbarometer, Girls, Leberwurst

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Globales Korruptionsbarometer 2013: Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament”
(transparency.de)
Für den Report “Transparency International’s Global Corruption Barometer 2013” (PDF-Datei, englisch) wurden zwischen September 2012 und März 2013 je etwa 1000 Menschen aus 107 Ländern befragt (“Five hundred people were surveyed in countries with a population of less than 1,000,000”). “Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien (3,6) in Deutschland. Sie rangieren erstmals hinter der Öffentlichen Verwaltung (3,4) und dem Parlament (3,4).”

2. “Nach Lügengeschichte um getötetes Kind: Neues Leben von Axel L. in Scherben”
(rhein-zeitung.de, Ulf Steffenfauseweh und Lars Wienand)
Nach Protesten von Angehörigen liefert “Bild” einen zweiten Artikel zu einem Obdachlosen auf Mallorca. “In einem Zusatz erklärt die Zeitung, dass sie aus edlen Motiven bisher nicht berichtet habe. Um ‘keine alten Wunden aufzureißen’ und ‘aus Rücksichtnahme auf die Familie’ habe man darauf zunächst verzichtet. Dabei war es den Angehörigen ja gerade auf eine Richtigstellung angekommen, sie gratulieren sich jetzt zu ihrer Beharrlichkeit.”

3. “Internetdörfer”
(rotebrauseblogger.de)
Die Berichterstattung zu einem “von der Tiroler Polizei wegen Sicherheitsbedenken” abgesagten Testspiel zwischen Energie Cottbus und Maccabi Tel Aviv, das mit Maccabi Haifa verwechselt wird. Siehe dazu auch “Kapitulation vor dem Inferno” (dradio.de, Olaf Sundermeyer).

4. “Stirbt die wöchentliche Serie? ZDFneo zeigt ‘Girls’ im Schnellsendeverfahren “
(ulmen.tv, Peer Schader)
ZDF Neo zeigt die ersten fünf Folgen der ersten Staffel von “Girls” “am Samstag von 22 Uhr bis 0.20 Uhr, und die zweiten fünf am Sonntag von 22 Uhr bis 0.15 Uhr. Mitten im Sommer, wenn die jungen Leute natürlich nix anderes zu tun haben, als am Wochenende abends zuhause abzuhängen, um ihre neue Lieblingsserie zu entdecken.”

5. “Neue Dimension der Auflagen-Akrobatik”
(derstandard.at, fid)
Der Gesundheitsverlag “Der Neue Apotheker Verlags GmbH” “nannte Inserenten 80.000 Stück für Hefte wie ‘Vitale Senioren’, ‘Apotheken Journal’, ‘Diabetes Journal’, ‘Praxis’ – und ließ je 100 bis 200 Stück drucken.”

6. “Müsli predigen, Leberwurst essen”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)

Krokodil, Überwachung, Daniel Ellsberg

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1. “Das Krokodil im Sommerloch”
(ejz.de, rg)
Ein “Bild”-Artikel über ein Foto mit einem präparierten Krokodil. “Niemals habe er behauptet, das Krokodil in der Elbe geschossen zu haben, sagt Michael Manke. ‘Und erst recht habe ich mich nicht als Held aufgespielt, der Badegäste vor solch einer Bestie schützen wollte’, stellt er heraus. Dass er nun als Lügner, als Aufschneider und ‘Großmaul’ dargestellt wird, ärgere ihn, und daher habe er auch seinen Anwalt damit beauftragt, rechtliche Schritte gegen die Bild-Zeitung zu prüfen.”

2. “Vater tötete Tochter und setzt sich als Opfer ins Bild”
(rhein-zeitung.de, Ulf Steffenfauseweh)
Angehörige eines von “Bild” porträtierten Mannes melden sich zu Wort: “Dabei sind die beiden nicht sicher, was sie schlimmer finden: Die Dreistigkeit, mit der sich L. auch vor die Kameras von Bild-TV und RTL (‘Extra’) stellt und ‘seine Lügen’ erzählt, oder die Art, wie die Zeitung reagiert.”

3. “Der Super-GAU für den Wirtschaftsstandort Deutschland”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß vernimmt nach den Enthülllungen zum Überwachungsprogramm PRISM “einen kollektiven Seufzer der Beruhigung aus den konservativen Redaktionen Deutschlands”. “Das Internet, endlich hat es einen Makel. Einen systemischen noch dazu. Welch Glück! Die NSA kann nicht einfach über Ihre Schulter schauen, während Sie Texte in der papiernen Zeitung lesen. Also besser nicht das Abo abbestellen! Im Internet dagegen, da haben Sie keine Privatsphäre.”

4. “Sollten sich ‘anständige Bürger’ wegen der Überwachung sorgen? – Ein Erfahrungsbericht aus den Schattenkriegen”
(scilogs.de, Michael Blume)
Michael Blume erzählt ein Erlebnis von vor zehn Jahren mit “‘Kollegen’ der Sicherheit”: “Hätten die selbsternannten Jäger damals Erfolg gehabt, so hätte ich meine Anstellung verloren und wir wären noch dazu ein Leben lang beruflich und öffentlich gebrandmarkt gewesen – ohne jedes faire Gerichtsverfahren, ohne jede rechtsstaatliche Verurteilung und gezeichnet für das gesamte, restliche Leben. Und es war den Jägern völlig egal. Aus ihrer Sicht hatte ich mich für die falschen Themen engagiert, die falsche Frau geheiratet und vor allem das falsche Stellenangebot angenommen. Das reichte schon.”

5. “Snowden made the right call when he fled the U.S.”
(washingtonpost.com, Daniel Ellsberg, englisch)
Daniel Ellsberg, der 1971 die Pentagon-Papiere kopierte, kann die Flucht von Edward Snowden nachvollziehen: “Many people compare Edward Snowden to me unfavorably for leaving the country and seeking asylum, rather than facing trial as I did. I don’t agree. The country I stayed in was a different America, a long time ago.”

6. “Hohlspiegel?”
(twitter.com/ruhrpoet, Foto)

Bild  

Kaum zu ertragen (2)

“Die traurigste Geschichte des Tages kommt aus Indien”, schrieb “Bild” am Samstag.

Es ging um ein neugeborenes Baby, das offenbar lebendig begraben wurde.

Mit einem rosa Tuch bedeckt, sollte das Mädchen sterben. Und obwohl es noch lebendig gefunden wurde, kam am Ende jede Hilfe zu spät …

Irgendjemand hat ein Foto von dem halb verscharrten Baby gemacht; der Kopf ist mit einem Tuch bedeckt, das Ärmchen blutverschmiert.

Es ist ein Foto, das kaum zu ertragen ist.

… schreibt die “Bild”-Zeitung.

Doch das hält sie — wie wir schon aus Erfahrung wissen — natürlich nicht davon ab, es trotzdem zu zeigen:Die traurigste Geschichte des Tages kommt aus Indien - Neugeborenes Mädchen lebendig begraben

(Unkenntlichmachungen von uns.)

Mit Dank an den Hinweisgeber.

Wirtschaftswoche, Neusprech, Marion Bartoli

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1. “Jürgen Klopp fährt durch die Schleichwerbungszone”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Jürgen Klopp im redaktionellen Teil der Zeitschrift “Grazia”.

2. “Wie die ‘WirtschaftsWoche’ Jugendliche aufhetzt”
(sensatzionell.blogspot.de)
Illustrationen in der “Wirtschaftswoche Schule”, einer Beilage der “Wirtschaftswoche”: “Die Nordeuropäer sind freilich alle blond und schlank. Der dargestellte Südländer trägt Schnurrbart und dunkle Haarpracht. Während die germanische Frau das Haus putzt oder gerade von der Arbeit kommt, liegen die faulen Mittelmeeranrainer im Liegestuhl oder cruisen mit ihrem neuen Mercedes durch die Gegend.”

3. “Plus ist stuss: Was die Branche von ‘Bild’ lernen kann”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Die Auswahl dessen, was “Plus” ist und was nicht, wirke “hoffnungslos willkürlich und damit für den Nutzer nicht nachvollziehbar”, findet Christian Jakubetz. “Der knutschende Völler ist wichtiger, relevanter, unterhaltsamer als die knutschende Nacktschnecke Schäfer? Die Begründung dafür würde ich gerne hören.”

4. “‘Die Männer sind in den letzten Jahren massiv bevorteilt worden'”
(persoenlich.com, Corinne Bauer)
Mit der “Stauffacher-Deklaration” (PDF-Datei) strebt die Chefredaktion des “Tages-Anzeigers” bis Mitte 2016 einen redaktionellen Frauenanteil von 30 Prozent an. Simone Meier, Kopf der Frauendelegation, berichtet von einem Besuch eines Chefredaktionsmitglieds der “Süddeutschen Zeitung”: “Wie er uns erzählte, stellen Sie dort seit eineinhalb Jahren fast nur noch Frauen ein. Sie haben zwar keine Quotenvorgabe, aber sie tun es einfach. Aktuell hat man zum Beispiel als Mann so gut wie keine Chance, eine Korrespondentenstelle bei der ‘Süddeutschen’ zu bekommen.” Siehe dazu auch “Starke Frauen und schwache Männer” (persoenlich.com, Roger Schawinski).

5. “Neusprech für Fortgeschrittene”
(nzz.ch, Claudia Wirz)
Claudia Wirz schreibt über politisch korrekte Sprache. “Lesbarkeit und Eleganz des Ausdrucks haben zurückzutreten für das höhere Gut der Geschlechtergerechtigkeit.” Siehe dazu auch das Interview mit Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch: “‘Sprache ist Gewöhnungssache'”.

6. “Women’s Wimbledon Champion Marion Bartoli Deemed ‘Undeserving Ugly Fat Slut’ By Sexists Because She’s Not A Tall Skinny Blonde”
(publicshaming.tumblr.com, englisch)
Tweets zu Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli.

Alles nur Munchelei

Vor 150 Jahren wurde Edvard Munch geboren. Seine Heimatstadt Oslo ehrt ihn deshalb zurzeit mit einer großen Jubiläumsausstellung. Und die “Bild”-Zeitung ehrte ihn Anfang Juni mit ein paar klug klingenden Zeilen ihrer Adelfeder Alexander von Schönburg.

Und weil von Schönburg nicht nur Royal- und Promi-, sondern offenbar auch noch Kunstexperte ist, erklärt er uns darin mal genau, was es mit Munch und diesem Expressionistenzeugs eigentlich auf sich hat. Und warum er Munchs Gemälde “Der Schrei” sogar vor der Sintflut retten würde. Und dass es in Oslo nun “zwei Mega-Ausstellungen” zu Ehren des “große[n] Maler[s]” gibt.

Am Ende der kleinen Lehrstunde schüttelt er dann noch lässig ein paar spannende Fakten aus dem Ärmel, “Motto: ‘Munch zum Mitreden'”.

Da wäre zum Beispiel:

Edvard Munch (gesprochen “Munk”, † 1944) war der größte aller Expressionisten, weil er todunglücklich war. Genauer: manisch-depressiv.

Damit lässt sich beim nächsten Grillabend sicherlich Eindruck schinden. Mit der Information, dass Munch den “Schrei” gleich in vierfacher Ausführung gemalt hat, bestimmt auch. Vorsichtig aber sollten Sie sein, wenn Sie folgende Anekdote zum Besten geben wollen:

Die schönste Version (in Pastell) gehört dem New Yorker Milliardär Leon Black. Er hat sich überreden lassen, es für die Dauer der Ausstellung Oslo zu leihen. Er traut den Norwegern aber nicht, hat dem Bild zwei Leibwächter mitgeschickt.

Das klingt eigentlich zu gangsterfilmmäßig, um wahr zu sein. Und wie wir dank unseres Lesers Johannes H. wissen, hat diese Geschichte tatsächlich nicht viel mit der Wahrheit zu tun. Genauer: gar nichts.

Johannes H. ist beim Lesen des Artikels misstrauisch geworden, denn er hatte die Ausstellung in Oslo zuvor selbst besucht – der “Schrei” wurde zwar auch gezeigt, nicht aber die Pastell-Version von Leon Black. Er fragte also beim Osloer Munch-Museum nach, wie viel Wahres an der “Bild”-Geschichte dran sei. Man antwortete ihm:

Es gibt, das ist korrekt, vier gemalte Versionen von “Der Schrei” – zwei Pastelle und zwei Ölgemälde.

Zwei der Bilder (eine Pastell-, eine Öl-Version) seien im Besitz des Munch Museums in Oslo, die Nationalgalerie habe ein weiteres (Öl), und das Vierte gehöre Herrn Black (Pastell). Allerdings:

In der Jubiläumssausstellung zeigen wir im Munch Museum unsere Öl-Version […] und die Nationalgalerie hat ihre. Die Version von Herrn Black wird definitiv nicht gezeigt, und ich weiß nicht, auf welche Quellen oder Informationen die “Bild”-Zeitung ihren Artikel stützt.

Johannes H. fragte auch bei Herrn von Schönburg nach, wie es zu dieser Behauptung kommen konnte. Eine Antwort bekam er nicht.

Immerhin nimmt es das Museum mit Humor. Die erste Reaktion auf den “Bild”-Artikel lautete: “What a brilliant story!”

Mit Dank an Johannes H.

Aids, Röntgenmann, Züri Fäscht

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1. “Töte deine Feinde! Die schwarze Liste”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Was aus den Texten rausgestrichen werden kann: “Stil entsteht dadurch, dass man Unfug nicht stehen lässt. Denn beim Schreiben unterlaufen einem so viele Peinlichkeiten wie im Leben. Nur dass man sie streichen kann.”

2. “Die Schwulen bringen uns allen den Tod: Die Lust des ‘Spiegel’ an der Apokalypse durch Aids”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier liest im Archiv des “Spiegel” Texte über Aids, unter anderem von Hans Halter. “Die Berichterstattung des ‘Spiegel’ über Aids in den achtziger und neunziger Jahren war durchaus vielstimmig und bestand nicht nur aus Hysterie und frivolen Ausrottungsfantasien. Aber wenig davon wird eine ähnliche Wirkung gehabt haben wie Halters apokalyptische Texte.”

3. “Qualitätsjournalismus: Der Röntgenmann-Bullshit in der NZZ am Sonntag vom 7.7.2013”
(andreasvongunten.com)
Der in der “NZZ am Sonntag” erschienene Beitrag “Der Röntgenmann”: “Eine ganze Seite komplett unkritisches Porträt, ja ein eigentlicher Werbebeitrag über einen sogenannten ‘Heiler’, der einen Röntgenblick habe, damit durch Wände und vor allem in Menschenkörper hineinsehen und danach kranke Menschen heilen könne, dürfte doch in einer Zeitung, die den Namen NZZ im Titel trägt, auch am Sonntag nicht möglich sein.”

4. “‘Wahr’ oder ‘Pants on fire’?”
(get.torial.com/blog, Bernd Oswald)
Bernd Oswald stellt Politifact.com vor: “Politifact versetzt sich in die Lage einer fiktiven Hausfrau namens Mable, die von einer steilen Politikerthese Wind bekommt und sich fragt: ‘Stimmt das wirklich?’ Manche Hinweise kommen auch von Lesern. Dann legt die Redaktion los: Zuerst kontaktiert sie den Politiker, ob er das wirklich so gesagt hat und fragt nach Quelle und Belegen. Oft beziehen sich Politiker ja auf Studien. Die Redakteure schauen sich diese Quellen an, recherchieren online und offline, führen Interviews, um den Sachverhalt differenziert einschätzen zu können.”

5. “Jörg Thadeusz – Gefangener des ZDF”
(dwdl.de, Hans Hoff)
Die ZDF-Sendung “Durchgedreht” mit Jörg Thadeusz: “Wer hat ihm gesagt, dass es eine gute Idee ist, wenn man fünf Komödianten zu aktuellen Nachrichten improvisieren lässt?”

6. “Der 20min-Live-Ticker zum Züri-Fäscht”
(ahnungslos.ch)
Der Liveticker von 20min.ch zum Züri Fäscht: “Meine Fresse, die Unterhaltungen zwischen zwei Säcken Reis hätten mehr Informationsgehalt. Deshalb, liebe 20 Minuten: Wieso nur, wieso?!”

Bild Plus, Adblock Plus, Christine Maier

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1. “Interpretationen eines Interviews”
(sueddeutsche.de, Stefan Braun)
Bundespräsident Joachim Gauck wird “als Snowden-Gegner gebrandmarkt, als Feind der Freiheit und der Aufklärung”. “Ein Interview, in dem er sich auch zu Edward Snowden äußert, wurde unter größtmöglicher Verkürzung zusammengefasst mit den Worten, Gauck halte den Ex-Mitarbeiter des US-Geheimdienstes vor allem für einen Verräter.”

2. “ORF.at retuschierte Foto”
(diepresse.com, her)
Orf.at entfernt den Schriftzug “88.6” von einem abgebildeten Mikrofon. Es stellt sich heraus, dass diese Bildbearbeitung im Einklang mit den redaktionellen Vorgaben angefertigt wurde. “Da dies aber zu dem Missverständnis führen könnte, wonach ORF.at unlauteren Motiven folgen oder gar grundsätzlich leichtfertig Bildmaterial verändern würde – was beides ausdrücklich zurückzuweisen wäre -, wurde diese Vorgabe mit sofortiger Wirkung aufgehoben.”

3. “Was man über die Bild-Paywall wissen muss”
(journalist.de, Svenja Siegert)
Svenja Siegert beschäftigt sich mit “Bild Plus”: “Werbekunden lieben Zielgruppen, die sich möglichst genau definieren lassen. Ein angemeldeter Nutzer, ob er nun zahlt oder nicht, ist Gold oder zumindest bares Geld wert. (…) Springer wusste von den Bild-Kioskkäufern bislang so gut wie nichts, jetzt lernt der Konzern seine Leser kennen.”

4. “Ex-Schätzchen auf dem Schleudersitz”
(bernerzeitung.ch, Peter Meier)
Ab dem 1. November 2013 übernimmt Christine Maier die Chefredaktion des “Sonntagsblick”: “Besonders in den Anfangsjahren ihrer langen TV-Karriere trägt Maier das Herz auf der Zunge – ihr Leben, Lieben und Leiden sind ein offenes Buch. Boulevard- und Regenbogenpresse empfangen die redselige Blondine denn auch mit offenen Armen, als sie 1986 als 21-jährige Jusstudentin im Leutschenbach als Ansagerin anheuert.”

5. “Als Dankeschön gibt’s einen Sommermantel”
(spiegel.de, Eva Kopytto)
Eva Kopytto begleitet Kiki Albrecht von “The Random Noise” an der Berlin Fashion Week.

6. “Deutschlands heimliche Werbemacht”
(sueddeutsche.de, Hakan Tanriverdi und Bastian Brinkmann)
Eine Zusammenfassung der bisherigen Debatte um Adblock Plus. “Der Deal, den die Adblocker-Hersteller anbieten, funktioniert so: Ihr zahlt uns Geld – dafür dürft ihr ein bisschen Werbung an die Millionen Adblock-Plus-Nutzer ausspielen.”

Mit Wikipedia wär’ das nicht passiert

Man darf sich als Journalist ja nicht allzu sehr auf Wikipedia verlassen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein kurzer Recherche-Abstecher dorthin gar nicht so verkehrt gewesen wäre.

Drei kleine Beispiele.

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In der morgendlichen Belanglosigkeits-Klickstrecke “10 um 10” präsentierte Bild.de heute “zehn witzige Fehlermeldungen aus dem Internet”. Darunter auch diese hier:[Bilunterschrift:] Für alte Hasen: Wer früher mit MS-DOS gearbeitet hat, bekommt beim Aufruf dieser 404-Seite einen gehörigen Schreck

Kleiner Hinweis für die “alten Hasen” von Bild.de: Diese Fehlermeldung trat bei AmigaOS auf – nicht bei MS-DOS.

***

Zu einem ganz anderen Thema. Gestern wurde in einem Glascontainer in Meerbusch der Kopf eines Tieres gefunden. Laut Bild.de handelte es sich dabei um “den fachmännisch abgetrennten Kopf eines Rotwild-Rehs.” Ah ja. Interessant. Vor allem, weil Rehe und Rotwild in etwa so viel gemeinsam haben wie AmigaOS und MS-DOS.

***

Moment – eine Gemeinsamkeit fällt uns da doch ein: Sie leben beide nicht auf Hashima. Dort lebt allerdings auch sonst nicht besonders viel. Denn Hashima ist eine verlassene Insel im Ostchinesischen Meer. Sie diente als Vorlage für einige Kulissen im James Bond-Film “Skyfall”. Bild.de erklärt nun, was es mit dieser Geister-Insel auf sich hat:

Die ehemalige Residenz von 5000 Minenarbeitern wurde 2009 geschlossen, weil die Bausubstanz der Gebäude so schlecht war, dass die Sicherheit der Bewohner nicht mehr gewährleistet werden konnte. In kürzester Zeit wurde die Insel evakuiert und ist seither verlassen. Heute dürfen Touristen nur noch mit einem Boot daran vorbei fahren.

Na ja, das ist höchstens viertelrichtig. Denn geschlossen wurde die Insel schon 1974. Und seit 2009 ist sie wieder zugänglich für Touristen.

Mit Dank an Henning, Dieter S., Jens G. und Kai-Oliver K.

Autsch! Schade!

Sabine Lisicki ist soeben ins Finale des Tennisturniers von Wimbledon eingezogen.

Um 17.36 Uhr war sie bei Bild.de schon raus:

Wimbledon-Halbfinale: Autsch! Schade! Bine raus!

Mit Dank an Kai L., Dominik M. und Felix W.

Süddeutsche Zeitung, Autorisieren, Bild Plus

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1. “Gefräßiges Monster Israel”
(juedische-allgemeine.de, Michael Wuliger)
Eine Karikatur in der “Süddeutschen Zeitung” vom 2. Juli: “Ohne Ernst Kahls Illustration wäre an dem Text von Heiko Flottau nichts auszusetzen. Und ohne dessen Text wäre Kahls Bild harmlos. Erst in der Kombination von beiden plus der Bildunterschrift entsteht der bewusst bösartige Effekt, der an schlimmste, in Konsequenz mörderische antijüdische Hetze erinnert. Zu verantworten hat das allein die Redaktion der Süddeutschen Zeitung, in deren Ressort ‘Das politische Buch’ Text und Zeichnung erschienen sind.” Siehe dazu auch die Stellungnahme der Redaktion.

2. “‘Nicht kreativ genug’: Eine Porno-Ente erobert die Schlagzeilen”
(irights.info, John Weitzmann und Till Kreutzer)
Ein Beschluss des Landgerichts München führt zu Schlagzeilen: “Man gewinnt den Eindruck, hier sei ein Grundsatzurteil über das Urheberrecht bei Pornos ergangen. (…) Vielmehr ist hier nur das deutsche Prozessrecht am Werk.”

3. “Markus Wiegand über das Autorisieren von Interviews”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Markus Wiegand führt ein Interview mit NZZ-Chefredakteur Markus Spillmann – und dieser will es gar nicht autorisieren: “Anfangs freute ich mich, aber schnell dämmerte mir beim Schreiben, dass ich durch seinen Verzicht nicht ein Problem weniger hatte, sondern eins mehr.”

4. “BildPlus: Wer soll das bezahlen?”
(zapp.blog.ndr.de, Fiete Stegers)
Fiete Stegers testet “Bild Plus”, das Bezahlprogramm von “Bild”: “Es zeigt sich also das Problem, dass sich schon von Anfang an abzeichnete: Die typischen ‘Bild’-Inhalte eignen sich kaum als Premium-Bezahl-Content. Exklusiv-Infos erschöpfen sich bei ‘Bild’ meist in wenigen Zeilen, deren Kern dann von anderen Nachrichtenagenturen und anderen Medien weitergetragten wird: Kaum Anreiz für Nutzer, dann für das ‘Bild’-Original extra ein Abonnent abzuschließen.”

5. “‘Bist ja blöd! Kannst auch mal was hinschicken'”
(spiegel.de, Peter Wagner)
Illustratorin Birgit Schössow hat dieses Jahr schon drei Titelblätter des “New Yorker” gestaltet.

6. “Perfektionistenverband vertagt Gründungstreffen, weil Einladung seit acht Jahren überarbeitet wird”
(kojote-magazin.de)

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