Was “Focus Online” dann abschrieb, ist schier unglaublich

Oha, das passiert auch nicht allzu oft: Auf der Startseite von „Focus Online“ steht aktuell eine Nachricht, bei der man nicht (!) klicken muss, um zu erfahren, was passiert ist:

Aber so ganz ohne ihre liebgewonnenen Clickbaiting-Formeln kommen sie dann doch nicht aus, darum lautet der Einstieg in den Text:

Eine gefühlte Ewigkeit mussten die Kunden in einer Lidl-Filiale im irischen Dunboyne darauf warten, dass endlich eine zweite Kasse geöffnet wurde. Was dann geschah, ist schier unglaublich

Das Schöne ist: Vermutlich weiß der zuständige Redakteur nicht mal, wie recht er damit hat. Als Quelle werden nämlich die „Waterford Whispers News“ angegeben. Den Disclaimer, in dem steht:

Waterford Whispers News is a fabricated satirical newspaper and comedy website

… haben sie beim Recherche-Discounter “Focus Online” aber blöderweise übersehen.

Mit Dank an @derhuge, @vierzueinser, Stefan S. und Angelina E.!

Nachtrag, 14.20 Uhr: “Focus Online” hat den Artikel umgeschrieben. Die Überschrift lautet jetzt: “Satirebericht über Massenpanik in Lidl-Filiale begeistert das Netz”, und am Ende steht eine “Anm. der Red.”:

In einer früheren Version des Artikels fehlte der Hinweis, dass es sich um einen Satirebeitrag handelte.

Naja. Aber immerhin.

Watson, Vapiano, Strassenfeger

1. “Hansi Voigt: Pimp my News”
(vocer.org, Roxana Wellbrock)
Roxana Wellbrock berichtet über das Projekt Watson.ch, das derzeit “viele hunderttausend Euro Verlust im Monat” macht: “Tatsächlich sind es monatlich rund 400.000 Euro, wie Wanners Verlag AZ Medien einräumt. ‘Bis zum Break Even kann es noch zwei Jahre dauern’; ergänzt Wanner. ‘Das ist aber so geplant.'”

2. “Betrügereien mit Zeitungsseiten”
(prenzlauerberg-nachrichten.de, Anja Mia Neumann)
Anja Mia Neumann versucht, beim Chefredakteur Informationen zu den Verkäuferregeln des Straßenmagazins “Strassenfeger” zu erhalten: “Antworten auf eine schriftliche Anfrage bleibt er schuldig, ans Telefon geht niemand.”

3. “Wie Vapiano unsere Recherchen begleitete”
(investigativ.welt.de, Anette Dowideit)
Die Restaurantkette Vapiano hält die “direkte Kontaktaufnahme” mit Mitarbeitern seitens der “Welt”-Redaktion für fragwürdig. “Wir nennen es ganz einfach Recherche”, schreibt dagegen Anette Dowideit. In einer Stellungnahme von Vapiano (meedia.de) schreibt Gregor Gerlach: “Offenbar wird jetzt das Schreiben unserer Anwaltskanzlei missbraucht, um dem Artikel die Aufmerksamkeit zu bescheren, die er aus sich heraus nicht hervorgerufen hat.”

4. “Brief aus dem Berlin des Jahres 2096: Kickstarter-Kampagne zu ‘The Future Chronicles’ startet”
(basicthinking.de/blog, Tobias Gillen)
Tobias Gillen stellt die Magazinidee “The Future Chronicles” vor.

5. “Gruppenbild mit Rissen”
(faz.net, Timo Frasch)
Der Prozess um den Tod von Tugce Albayrak. Über die “Berichterstattung unmittelbar nach dem Vorfall” schreibt Timo Frasch: “Es wurde die Fiktion zweier gänzlich unterschiedlicher Gruppen geschaffen. Überspitzt gesagt: Hier die nichtintegrierten halbkriminellen Verlierer um Sanel M., dort die aufgeklärten altruistischen Akademiker um Tugce Albayrak. Wenn man den Prozess beobachtet und dabei auch das Publikum nicht außer Acht lässt, dann wird man dieses Bild zwar nicht völlig revidieren, aber doch etwas zurechtrücken müssen. ”

6. “Schlusslicht”
(winnyswelt.de)

Werner D’Inka, Jan Leyk, Gema

1. “‘Der langsame Tod der Auslandskorrespondenten'”
(de.globalvoicesonline.org, Lova Rakotomalala)
Ein Interview mit Anaïs Renevier, die zuletzt im Libanon als Auslandkorrespondentin arbeitete und deren Blogbeitrag “La petite mort des correspondants” (arenevier.wordpress.com, französisch) viel Aufmerksamkeit erhielt: “Ich kannte die finanziellen Probleme auf allen Ebenen: bei dem regionalen Fernsehsender, bei dem ich von 2011 bis 2012 arbeitete (auf Grund fehlender Mittel hatten wir lange Arbeitstage) und auch bei großen Medien (den folgenden Satz habe ich einige Male zu Hören bekommen: ‘Wir sind an dem Thema interessiert, aber wir haben nicht das Geld, um es zu unterstützen’). Ich hörte es sogar bei den neuen digitalen Medien, die versuchten, ein neues Modell des Journalismus zu erfinden.”

2. “Wenn Qualitätsjournalisten operieren”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig beschäftigt sich mit einem Beitrag von FAZ-Mitherausgeber Werner D’Inka: “Warum gibt es eigentlich bis heute keine Selbstverpflichtung von Journalisten, ihre Nebentätigkeiten und (politischen) Zugehörigkeiten offenzulegen? Sie selber fordern Transparenz aller Orten – für sich nehmen sie jedoch großzügig Ausnahmen in Anspruch. Es ist leicht einzugestehen, einen Zahlendreher oder eine Namensverwechslung begangen zu haben. Schwieriger scheint es zu sein, seine außerpublizistischen Aktivitäten darzulegen.”

3. “Warum das Internet gut ist für den Journalismus”
(rolandtichy.de)
Roland Tichy, der lange Jahre für Printmedien tätig war und nun selbst im Netz publiziert, preist das Internet: “Gibt es ein Gesetz, dass Papier Texte veredelt und Internet sich schlecht macht? Und wollte man die Medien an einen Lügendetektor anschließen – der würde bei vielen Internet-Portalen durch die Decke gehen. Aber auch bei vielen gedruckten Medien. Im Gegenteil – was Journalisten zu befürchten haben, ist nicht die Lüge per Internet. Eher, dass das Internet Schwachsinn aufdeckt.”

4. “Gema verlangt Gebühren fürs Volkslieder-Singen”
(shz.de, Hannes Harding und Tobias Fligge)
Post von der Gema: “Ende April teilte die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) der Betreiberin des kleinen Kulturcafés, in dem sich die Senioren treffen, mit, dass sie für das Musizieren zahlen müsse. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die zum Teil dementen Damen mit ihrem Gesang Urheberrechte verletzten.”

5. “MC Hetzer?”
(theeuropean.de, Heinrich Schmitz)
Heinrich Schmitz liest Facebook-Einträge von Jan Leyk: “Ist das ‘nur’ eine neue entfesselte Diskussionskultur im Internet oder ein Vorgeschmack darauf, wie es in Zukunft auf den Straßen zugeht? Leyk ist ja nicht alleine mit dieser Hassrhetorik, er ist nur der bekannteste Y-Promi (seine eigenen Worte), der so vom Leder zieht.”

6. “Im Schmerz geboren”
(walulissiehtfern.de)
Philipp Walulis zeigt auf, wie man “einen langen Printartikel als angesagte Multimedia-Reportage” recyclet.

In 80 Fehlern um die Welt

Rennfahrer Lewis Hamilton und seine Formel-1-Kollegen hatten die vergangenen Wochen frei, nach dem Großen Preis von Bahrain war erstmal Rennpause. Und die hat Hamilton ordentlich genutzt:

Genau genommen ging’s für ihn in Teilstücken und dann aufsummiert “einmal um die Welt”. Wie Bild.de auf Hamiltons 45.000-Kilometer-Trip kommt?

Die genaue Reiseroute kann man auf seinem Twitter-Account nachvollziehen. Hamilton postete von jeder Station mehrere Fotos.

Der Tourplan laut Bild.de: Bahrain — London — Mallorca — Monza — Los Angeles — Las Vegas — New York — Brackley — Barcelona.

Mal davon abgesehen, dass Bild.de vermutlich nicht auf Hamiltons Twitter-Account (wo bis heute Mittag nichts zu sehen war über Aufenthalte auf Mallorca und in Barcelona), sondern auf dessen Instagram-Account nachgeschaut, einen Zwischenstopp in Rom und einen in Monaco vergessen hat und auf keinem der Kanäle Fotos von Hamilton in Brackley zu finden sind, gibt es noch ein ganz anderes Problem:

Die Bild.de-Weltreisen-Rechnung haut also nur dann hin, wenn Hamiltons Pilot beim Flug von London nach Mallorca eine große Schleife über halb Europa gedreht hat und die Strecke Mallorca — Monza gleich mehrfach geflogen ist, bevor er zur Landung ansetzte.

Inzwischen haben sie auch bei Bild.de gemerkt, dass das alles nicht so ganz hinhaut — vielleicht haben die kritischen Leserkommentare unter dem Artikel dazu beigetragen. Text und Überschrift wurden jedenfalls klammheimlich geändert: Aus den 8775 Kilometern nach Mallorca sind 1347 geworden, die 9730 Kilomenter nach Monza sind jetzt nur noch 862. Und aus der 45.000-Kilometer-Weltreise wurde eine 27.606-Kilometer-Halbweltreise:

Nun hat Lewis Hamilton am 30. April — also zwischen seinem Aufenthalt in Kalifornien und dem Boxkampf, den er sich in Las Vegas angeschaut hat — allerdings dieses Foto bei Instagram gepostet:

Sollte er also tatsächlich die 8666 Kilometer von Los Angeles bis ins britische Silverstone und von dort wenig später wieder die 8318 Kilometer nach Las Vegas geflogen sein, wäre Lewis Hamilton in den vergangenen 14 Tagen 44.590 Kilometer geflogen. Also — wie Bild.de vor der Verschlimmbesserung behauptet hatte — einmal um die Welt.

Mit Dank an Bishop und Christian K.

Heißen alle gleich (3)

Heute sind die ersten Ergebnisse der britischen Unterhauswahlen veröffentlicht worden. Gewonnen hat demnach wieder dieser … wie heißt er nochmal?

Dort hat James Cameron die Wahlen zum Unterhaus gewonnen.

(“Spiegel Online”)

Ach ja.

Da sind sich die Medien schon seit Jahren einig:

Den britischen Premierminister James Cameron

(süddeutsche.de)

Der britische Premierminister James Cameron

(abendblatt.de)

Der britische Premierminister James Cameron

(merkur.de)

Premierminister James Cameron

(wiwo.de)

Premierminister James Cameron

(n-tv.de)

Der britische Premierminister James Cameron

(op-online.de)

Der britische Premierminister James Cameron

(manager-magazin.de)

Der britische Premier James Cameron

(handelsblatt.com)

mit dem britischen Premier James Cameron

(abendzeitung-muenchen.de)

mit dem britischen Premierminister James Cameron

(vip.de)

der britische Noch-Premierminister James Cameron

(dradiowissen.de)

Großbritanniens Premierminister James Cameron

(gala.de)


(hr-online.de)

Hat ja ein ganz schönes Pensum, dieser James Cameron. Großbritannien regieren und nebenbei „Avatar“ 2 bis 5 drehen — Hut ab!

Hoax, Trash, Flattr

1. “Trash und Trash”
(sashs-blog.de)
Fragen zur Regenbogenpresse: “Wieso sollte man zur Unterhaltung unwahre Geschichten über echte Menschen lesen, die vorgeben, wahr zu sein? Wieso sollte man sich falsche Stories über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher reinziehen, anstatt entweder eine fiktive Geschichte über einen Menschen mit einem Schicksalsschlag oder eine tatsächlich recherchierte Doku über Michael Schumacher? Ich verstehe nicht einmal, wieso man sowas schreiben sollte.”

2. “Ausländische Banden und deutsche Einzeltäter”
(heise.de/tp, Wolfgang J. Koschnick)
Wolfgang J. Koschnick macht sich ausführlich Gedanken darüber, ob und wie individuelle Eigenschaften von Menschen in einer Story vorkommen sollten: “Alle Kodices stimmen darüber überein, dass die Zugehörigkeit zu einer Minderheit nur erwähnt werden soll, wenn sie im thematischen Zusammenhang relevant ist. In der journalistischen Alltagspraxis machen es sich jedoch die meisten Redakteure zu einfach: Sie verschweigen sie grundsätzlich und scheinen zu glauben, dadurch seien sie aus dem Schneider.”

3. “Hoax-Kampagnen: Opium fürs Empörungsvolk”
(youtube.com, Video, 42:30 Minuten)
Deef Pirmasens und Christian Schiffer stellen verschiedene Hoaxes vor. Ab Minute 18:30 wird ein Beitrag von LeFloid analysiert.

4. “5 Jahre Flattr: Erinnerung an eine gescheiterte Revolution”
(get.torial.com, Stefan Mey)
Das Bezahlsystem Flattr hätte eine ökonomische Revolution sein können, glaubt Stefan Mey: “Die ökonomische Revolution im Netz ist heute klar gescheitert. Und das ist ein Verlust für alle, für Leser*innen, Blogger*innen und auch für Verlage, denen durch eigene Schuld seit fünf Jahren Einnahmen entgehen. Paid Content meint heute das vorsichtige Aussperren von Nutzern und gilt mit der Definition weitgehend als alternativlos. Mit dafür gesorgt hat eine Fehlentscheidung der Verlage. Und das war vielleicht deren größte kollektive Fehlentscheidung nach der Unterschätzung des Internets in seinen frühen Tagen.”

5. “Der ‘Bild’-Aufzug fährt wieder nach oben”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber kommentiert die Nachricht, dass Christian und Bettina Wulff wieder ein Paar sind: “Die Versöhnung im Kleinen scheint mit einer Versöhnung im Großen einherzugehen, der Versöhnung eines zum Boulevard gewordenen Paares mit dem Boulevard.”

6. “Emily Surname’s immigration report”
(youtube.com, Video, 3:36 Minuten, englisch)
Ein TV-Bericht zur Zuwanderung von Emily Nachname.

Eritrea, Geo Epoche, Freizeit im Blick

1. “Freizeit im Blick, Realität aber nicht”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)
“Wie schlimm steht es wirklich um ihn?”, fragt die Zeitschrift “Freizeit im Blick” bezüglich dem Ende März verstorbenen Karl Moik.

2. “Letzter Platz: Pressefreiheit in Eritrea”
(ndr.de, Video, 6:28 Minuten)
David Isaak sitzt bereits 14 Jahre im Gefängnis. Als Journalist einer Wochenzeitung veröffentlichte er einen offenen Brief, in dem Reformen gefordert wurden.

3. “Friedemann Karig: Die Abschaffung der Wahrheit”
(youtube.com, Video, 51:54 Minuten)
Friedemann Karig beschäftigt sich mit Verschwörungstheorien und ordnet sie auf einer Achse von heterodox bis orthodox.

4. “Frau Zschäpe und ich”
(journalist.de, Tom Sundermann)
Tom Sundermann ist einer von vier freien Journalisten, die einen Platz am NSU-Prozess zugelost erhielten: “Lange Erklärungsabsätze, in denen die Verbindung zwischen dem Zeugen X und dem NSU-Trio hergestellt wird, sind unvermeidlich. Andernfalls würde ich Berichte über den Prozess zur geschlossenen Veranstaltung machen. Die Diskussion in den Onlinekommentaren bestimmt ein fester Kern aus Lesern, die die Artikel zum Thema genauestens verfolgen – meist vor dem Hintergrund einer eindeutigen politischen Haltung.”

5. “‘Geo Epoche’ irritiert mit verzerrtem ‘Buback-Nachruf'”
(tagesspiegel.de, Eckhard Stengel)
Eckhard Stengel wirft “Geo Epoche” vor, selektiv beziehungsweise nicht ausführlich genug zu zitieren: “226 Zeilen lang war der Text, doch die meisten Medien zitierten daraus immer wieder nur vier Zeilen: ‘Meine unmittelbare Reaktion, meine ‘Betroffenheit’ nach dem Abschuß von Buback ist schnell geschildert: ich konnte und wollte (und will) eine klammheimliche Freude nicht verhehlen.'”

6. “Einfach mal das Mikrophon niedersinken lassen!”
(katzundgoldt.de)

Bild  

Skandal! Weselsky ist Bartträger! Und Sachse!

Vielleicht hat „Bild“-Mann Peter Tiede irgendwann in seinem Leben einfach mal sehr unangenehme Erfahrung mit schnurrbärtigen Jahrmarktmitarbeitern aus Ostdeutschland gemacht, wer weiß. Seinen Artikel über Claus Weselsky, den „Bahnsinnigen“ („Bild“) von der Lokführergewerkschaft GDL, beginnt er jedenfalls so:

Er hat es ja nicht leicht: Oberlippenbart eines Karusselbremsers, Sachse und dann auch noch Chef einer Mini-Gewerkschaft, die alles lahmlegen kann — und davon ausführlich Gebrauch macht. Viel mehr kann nicht schiefgehen, wenn man in Deutschland Sympathieträger werden will.

Ob Weselsky als glattrasierter Westfale bessere Karten hätte, steht da nicht, wobei uns immer noch nicht klar ist, was das überhaupt mit dem Bahnstreik zu tun haben soll. Ohnehin sind wir uns nicht sicher, was Peter Tiede mit seinem Text eigentlich sagen will. Also außer, dass Weselsky Ostdeutscher ist:

Er, der Sachse, weiß, dass er nie geliebt werden wird.

Er ist der Ostdeutsche, der streikende Außenseiter.

Ach, und diese Außenseiter-Nummer natürlich:

Seine ganze Karriere ist auf Außenseitertum gegründet

… schreibt Tiede und führt exakt zwei Gründe für diese Behauptung an. Punkt 1: Weselsky „weigerte sich, in die Staatspartei SED einzutreten“. Punkt 2: Als Lokführer schloss sich Weselsky der GDL an, die damals „als Gegenstück zu den linientreuen DDR-Gewerkschaften gegründet“ wurde.

Jedem anderen hätte „Bild“ dieses Regime-untreue Verhalten mit Sicherheit hoch angerechnet. Bei Weselsky dient es als weiterer Grund, ihn doof zu finden.

'Bild'-Schlagzeile: Claus Weselsky - Schon als junger Mann war er Außenseiter

Während Weselsky also den “Monster-Streik” durchprügelt, ist Peter Tiede damit beschäftigt, ihm aus Äußerlichkeiten und privaten Dingen einen Strick zu drehen. Das ist natürlich viel sympathischer.

Sexismus, ZDF-Lobbyradar, Urheberrecht

1. “‘Sie träumen nachts von mir?'”
(sueddeutsche.de, Christina Koormann)
Zu oft werden Politikjournalistinnen zu Sexismus-Opfern, schreiben französische Journalistinnen in einem Manifest (liberation.fr, französisch): “Die Journalistinnen beschreiben, wie hochrangige Politiker sie während eines gemeinsamen Fluges auf einer Geschäftsreise schlafend fotografierten, wie ‘politische Schwergewichte’ lieber mit ihnen in ein Hotelzimmer gehen wollten anstatt ein Interview fortzuführen, oder wie ein Abgeordneter sich wünschte, dass sie unter einer Arbeiterkluft während einer Fabrikbesichtigung ‘besser nichts anhätten’.”

2. “Warum wir ein neues Urheberrecht brauchen”
(faz.net, Andrea Diener)
Ein Interview mit Julia Reda zum Urheberrecht: “Wir haben das Problem, dass das Urheberrecht nicht mit der technischen Entwicklung schrittgehalten hat. 2001, als es zuletzt auf europäischer Ebene reformiert wurde, gab es noch kein Youtube, es gab kein Facebook, und auch Wikipedia fing gerade erst an. Damals hat man in Europa Mindeststandards für den Schutz von Rechteinhabern erstellt, aber keine Mindeststandards für den Schutz der Allgemeinheit. Die EU legt also fest, was mindestens verboten sein muss, aber nicht, was mindestens erlaubt sein sollte.”

3. “Verteilungskampf in der Bundesliga”
(deutschlandfunk.de, Daniel Theweleit)
Fußball: Bundesliga-Vereine wollen neue Kriterien bezüglich der Höhe von an die Clubs ausgeschütteten Fernsehgeldern besprechen: “Zum Beispiel die Einschaltquoten bei den Live-Spielen im Bezahlfernsehen. Oder die Auslastung des eigenen Stadions. Oder die Menge der Auswärtsfans, die einen Klub begleiten.”

4. “Warum das Lobbyradar so kaum zu gebrauchen ist”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat bespricht das ZDF-Lobbyradar: “Das Lobbyradar ist in der jetzigen Form kaum zu gebrauchen. Es ist visuell zu überladen und hilft mit seiner einzigen Funktion, der Suche, nicht dabei, Lobbyismus transparenter zu machen.”

5. “Der Hochstapler”
(ndr.de, Video, 30:26 Minuten)
Geschädigte eines Hochstaplers, unter ihnen Journalisten des ZDF und von Zeit.de, erzählen. Siehe dazu auch “Richtig reingelegt” (taz.de, René Martens).

6. “Astro TV sagt sich selbst schlechte Quoten voraus und stellt vorsorglich Sendebetrieb ein”
(der-postillon.com)

Veit Dengler, Oberursel, Junge Freiheit

1. “Pressefreiheit – Wann, wenn nicht jetzt?”
(alwacker.wordpress.com)
Alexander Wacker fordert ein Informationsfreiheitsgesetz in Österreich: “In Österreich hab ich nach mehreren Diskussionen und Gesprächen mit JournalistInnen nur leider den Eindruck, dass man die Schlussfolgerung ‘Wir haben kein Informationsfreiheitsgesetz, also ein Problem mit der Pressefreiheit’ nicht ziehen möchte oder sich einfach schwer tut, dass Problem beim Namen zu nennen. Ich habe noch nicht ganz durchschaut, woran das liegt. Empfindet man als etablierter Journalist vielleicht Kritik an der Situation als Kritik an der eigenen Berufsethik?”

2. “Er sieht die Brücken brennen”
(zeit.de, Margrit Sprecher)
Margrit Sprecher porträtiert Veit Dengler, den CEO der NZZ-Mediengruppe: “‘Ich mache weiter, bis ich gewinne.’ Das werde, schätzt er, 2017 sein.”

3. “Wir Journalisten sind im Internet nur Gäste”
(welt.de, Kritsanarat Khunkham)
“Wenn man die Social-Media-Kanäle betreut, muss man immer bedenken, mit wem man zeitgleich auftritt und konkurriert: Nachrichten von Freunden, Babyfotos der Kollegen, Urlaubsbilder und bestimmt auch das ein oder andere Haustier-Posting”, gibt Kritsanarat Khunkham zu bedenken: “Wir wollen der Partygast sein, den man immer wieder einlädt, weil er Interessantes zu erzählen hat. Der einen nicht noch mehr verwirrt, wenn es um etwas Wichtiges geht. Und manchmal auch weiß, wann er sich besser zurückhält.”

4. “Auflage der ‘Jungen Freiheit’ steigt”
(taz.de, Andreas Speit)
Andreas Speit liest die “Junge Freiheit”: “Kein Thema des rechten Wutbürgers läst die JF aus. Stein bemüht sich aber, die Grenze nach zu weit rechts nicht zu überschreiten. Vielleicht das Erfolgskonzept der JF.”

5. “Der ‘wohl im letzten Moment vereitelte Terroranschlag in Hessen'”
(heise.de/tp, Florian Rötzer)
Florian Rötzer stellt Fragen zur Festnahme eines Ehepaars in Oberursel: “Bei der Hausdurchsuchung fand man dann eine ‘augenscheinlich funktionsfähige Rohrbombe, ungefähr 100 Schuss Munition, verschiedene Materialien und Chemikalien, geeignet zum Bau weiterer Sprengsätze’. Das sind Verdachtsmomente, die eine Festnahme rechtfertigen, aber ob der Aufenthalt des Mannes an der Strecke des Radrennens damit zu tun hat, dass er einen Anschlag vorhatte, ist bislang, soweit man dies beurteilen kann, pure Vermutung.”

6. “Der Ton macht die Musik”
(brandeins.de, Christoph Koch)
Christoph Koch besucht das Musikhaus Thomann in Treppendorf, das 92 Prozent der 600 Millionen Euro Jahresumsatz online verkauft: “Hans Thomann hat aus dem kleinen Ladengeschäft seines Vaters einen globalen Player gemacht – und das Internet hat ihm dabei geholfen. (…) 60 Prozent des Umsatzes werden inzwischen mit Kunden im Ausland gemacht.”

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