In Schleswig-Holstein dürfte bald eine sogenannte Jamaika-Koalition die Regierung bilden. Die Vertreter von CDU, Grünen und FDP haben sich am Dienstagabend auf einen gemeinsamen Koalitionsvertrag geeinigt. Und weil in der Nationalflagge von Jamaika eben die Farben Schwarz, Grün und Gelb vorkommen, spricht man von einer Jamaika-Koalition.
Die erfolgreichen Verhandlungen in Schleswig-Holstein brachten die “Bild”-Zeitung auf die Idee, in der gestrigen Ausgabe der Frage nachzugehen, ob ein solches Dreierbündnis auch in der Bundespolitik klappen könnte. Da müssen sie im Axel-Springer-Hochhaus in der Redaktionskonferenz zusammengesessen und überlegt haben, wie man das illustrieren könnte. Und dann dürften ungefähr solche Vorschläge gekommen sein:
Lass uns dem Lindner mal einen Joint in den Mund shoppen!
Ja, geil! Und die Merkel machen wir so’n bisschen exotisch, mit Ketten und Blumenkleid und Rastas und so.
Ha, genau. Und der Özdemir spielt wie so ein Wilder Trommel!
Pahaha! Und dann färben wir alle drei noch dunkler, sollen ja Jamaikaner sein.
Super! Und in die Überschrift packen wir noch irgendeine Kiffer-Anspielung!
Haben sie dann auch genau so gemacht:
Auf der Startseite von Bild.de war diese “BILD-Montage” gestern ebenfalls erschienen:
Im Text geht das volle Stereotypenprogramm dann weiter:
Auch in Berlin wird offen über ein Dreier-Bündnis spekuliert. Reggae, Rausch und Rasta — kommt das für Merkel (und die anderen Parteien) in die Tüte?
So stellt sich die “Bild”-Redaktion eben einen typischen Jamaikaner vor: jointrauchend, trommelspielend, rastazöpfig.
Wir können nur hoffen, dass nicht irgendwo bald wieder eine sogenannte Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen entsteht. Sonst muss der bemitleidenswerte “Bild”-Photoshopper noch Angela Merkel digitalen Massai-Schmuck um den Hals binden, Martin Schulz einen Speer in die Hand drücken und beim Blackfacing voll aufdrehen, nur um das Klischeeverlangen seiner Kollegen zu stillen.
Nachtrag, 18. Juni: Bei “SpiegelKritik” gibt es Kritik an diesem Beitrag.