Angebliche Rufmordkampagne, Wahlkampf-Youtuber, Altpapier

1. “Enthüllungsbuch”: Maschmeyer rehabilitiert?
(daserste.ndr.de, Kristopher Sell)
Ein ehemaliger AWD-Mitarbeiter behauptet, eine mediale Schmutzkampagne gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber betrieben zu haben. Vor einigen Jahren habe er zahlreiche Redaktionen mit Insider-Informationen aus dem AWD versorgt, darunter auch Journalisten von “Panorama – die Reporter”, “Stern”, “SZ” und “Spiegel”. Im Gegenzug sei er von einem damaligen Konkurrenten des AWD mit mehreren tausend Euro monatlich honoriert worden. Ziel der Aktion sei es gewesen, AWD-Chef Carsten Maschmeyer zu schaden. Panorama-Autor Kristopher Sell kommentiert: “Offensichtlich soll der Eindruck erweckt werden, als hätten sich verschiedene Redaktionen, darunter auch Panorama, gegen Maschmeyer und dessen AWD instrumentalisieren lassen und ungerechtfertigte Beschuldigungen verbreitet. Dem kann und muss entschieden widersprochen werden.” Außerdem lenkt er den Blick auf den Kern der AWD-Kritik: “Das Buch kann nicht von den noch immer real existierenden Opfern des Systems AWD ablenken: Tausenden Menschen, die von Carsten Maschmeyer und seinen Verkäufern um ihre Ersparnisse, teilweise um ihre Altersversorgung gebracht und damit ins Unglück gestürzt worden sind.”
Weiterer Hörtipp: Opfer einer Rufmordkampagne? Kristopher Sell im Gespräch mit Henning Hübert (Audio: 5 Minuten)
Weiterer Lesetipp: Gerhard Hensel über wirtschaftliche Rufmordkampagnen im digitalen Zeitalter: Fake-News im Unternehmens-Einsatz: Wenn es für Marken ganz plötzlich gefährlich wird.

2. Umfrage unter Branchen-Experten: Sollten Robotertexte gekennzeichnet werden? Ja, sagen die meisten Befragten.
(presseportal.de)
Wenn Verlage computergenerierte Texte verwenden, dann handelt es sich meist um Sportergebnisse, Börsendaten oder Wetternews. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass fortschreitende Technik auch computergenerierte Texte in anderen Feldern ermöglicht. Da stellt sich die Frage nach der Kennzeichnung: Sollen maschinell erstelle Beiträge auch als solche benannt werden? Das Medienmagazin “journalist” hat sich in der Branche umgehört.

3. “Ich möchte mich ungern instrumentalisieren lassen”
(spiegel.de, Markus Böhm)
Erfolgreiche Youtuber haben das, was sich Politiker sehnlichst wünschen: Zugang zu jungen Menschen. Da liegt es nahe, dass sich die Kanzlerin in der Hochphase des Wahlkampfs gleich mit vier Webstars zum Interview trifft: Das Quartett kommt auf drei Millionen Youtube-Abonennten. “Spiegel”-Autor Markus Böhm hat bei verschiedenen Youtube-Stars nachgefragt, wie ihr Umgang mit der Bundestagswahl aussieht, darunter auch Deutschlands beliebtestem Macher von Gamingvideos “Gronkh”.

4. Programmieren als Königsdisziplin
(message-online.com, Louise Sprengelmeyer & Mira Taylor)
Sollten Journalisten auch programmieren können? Bei Datenjournalisten liegt dies auf der Hand, aber auch für klassische Onlineredakteure kann es sich lohnen. Fünf Journalisten und Programmierer berichten über die Erfahrungen aus einem Einsteigerworkshop im Coden.

5. Wie eine unsaubere Hundestory der „Krone“ weltweit viral ging
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
“Kobuk” geht einer Titelgeschichte der österreichischen “Krone” nach, die es zu weltweiter Verbreitung in islamfeindlichen Kreisen gebracht habe: Eine “somalischen Asylantin” hätte eine Wienerin wegen ihrer “unreinen Hunde” brutal angegriffen, so dass die Hundehalterin mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. “Kobuk”-Autor Kirchmeyr geht nach seinen Nachfragen bei der Landespolizei eher von einem anderer Geschehen aus: “Ein nicht angeleinter Hund ohne Beißkorb lief auf eine Frau zu, die ausgeprägte Angst vor Hunden hat (was übrigens auch an wilden Hunden in Somalia liegen kann). Die Hundehalterin lief dem Hund hinterher, um ihn zurückzuholen. In einer Panikreaktion dürfte sich die Frau so an diese geklammert haben, dass beide stürzten und sich die Hundehalterin am Knie schwer verletzte.”

6. Pro und contra und quo vadis
(evangelisch.de)
Beim renommierten Medien-Watchblog “Altpapier” teilen sich vier Journalisten die Aufgabe, von Montag bis Freitag die gedruckte und digitale Medienlandschaft zu kommentieren. Doch die Zukunft des “Altpapiers” ist ungewiss: Am Freitag ist leider vorerst Schluss. Wer per E-Mail informiert werden möchte, ob, wie und wann es weitergeht, kann bei den Machern seine Mail-Adresse hinterlegen. Wer den Autoren außerdem bei der Verbesserung ihrer Medienkolumne helfen möchte, kann an einer schnell beantwortbaren 15-Fragen-Umfrage teilnehmen. Der “Freitag” diskutiert die Zukunft des “Altpapiers” mit einem Pro und Contra-Artikel: Ist das “Altpapier” noch wichtig? Wir vom BILDblog antworten: “Ja, natürlich!” und wünschen den Kollegen alles Gute und uns allen ein baldiges Comeback.

“Bild” lässt DFB-Vizepräsidenten von Ultras bedrohen

Neulich präsentierte die “Bild”-Redaktion ja schon den “ersten Fußball-Star”, der “Knast für Ultras” fordere und der in Wahrheit gar nicht “Knast für Ultras” fordert. Seit vorgestern gibt es bei “Bild” den ersten DFB-Vizepräsidenten, der von Ultras bedroht worden sei und der nach eigener Aussage gar nicht von Ultras bedroht wurde.

Vor zehn Tagen, da nahm die undifferenzierte “Bild”-Kampagne gegen die Ultra-Szene in Deutschland gerade Fahrt auf, veröffentlichte das Blatt eine komplette Seite zum Thema:

Ausriss Bild-Zeitung - Übersicht über komplette Seite mit drei Artikeln mit den Überschriften Wie gefährlich ist diese Kriegserklärung? So gewalttätig wird die neue Saison. Und Die Macht der Ultras

Im Artikel mit der Überschrift “DIE MACHT DER ULTRAS” schrieb “Bild”-Chefreporter Marc Schmidt gleich im Einstieg:

Die Ultras wollen immer mehr Macht im deutschen Fußball erobern. Auch mit Gewalt-Ankündigungen! Das bekam kürzlich DFB-Vizepräsident Rainer Koch (58) zu spüren.

Zu einem Gedankenaustausch hatte sich der Münchner mit drei Ultra-Chefs von Dynamo Dresden verabredet. Doch bei dem Treffen tauchten plötzlich 60 “Fans” auf und bedrohten den DFB-Vize. Mit dem Hinweis, man könne Koch zu Hause oder in seinem Büro “besuchen”.

Das Treffen zwischen Rainer Koch und den Ultra-Vertretern gab es tatsächlich. Und es kamen tatsächlich auch deutlich mehr Leute nach Dresden als vorher abgesprochen, es sollen zwischen 50 und 60 Personen gewesen sein. Aber Drohungen gegen den DFB-Vize, wie Marc Schmidt schreibt? Davon hat Rainer Koch nicht mal selber etwas mitbekommen. Am Samstag veröffentlichte er dieses Statement bei Facebook:

Screenshot Facebook-Post von Rainer Koch - Am 27. Juli bin ich auf Einladung von drei Ultra-Sprechern von Dynamo Dresden gemeinsam mit dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Hendrik Große-Lefert zu einem Gespräch über Ultra-Anliegen nach Dresden gefahren. Tatsächlich trafen wir dann unabgesprochen auf über 50 Ultravertreter aus ganz Deutschland. Auch gut, wir haben - weil grundsätzlich immer dialogbereit - uns auch auf eine Unterredung mit diesem großen Kreis eingelassen. Ich habe, weil Vertraulichkeit vereinbart wurde, bis heute nichts zum Inhalt dieser Unterredung erklärt. Ich habe allen Medien gegenüber unter Hinweis auf die Vertraulichkeit des Gesprächs bislang jede Stellungnahme zum Treffen abgelehnt und deshalb auch zu keinem Zeitpunkt und an keiner Stelle erklärt, in diesem Gespräch persönlich bedroht worden zu sein. Übrigens auch deshalb nicht, weil ich gar nicht bedroht worden bin. Trotzdem wird seit Tagen von der Szene wahrheitswidrig derartiges behauptet und mir unterstellt. Also liebe Ultras, das passt doch nicht zusammen: ihr wollt den Dialog und setzt andererseits jetzt schon seit Tagen solche falschen Behauptungen über mich in die Welt und ins Netz und in die Stadionkurve des 1. FC Nürnberg. Ich bleibe bei meiner Haltung: Zum Dialog bin ich selbstverständlich weiter gerne bereit, persönliche Beleidigungen und Verleumdungen werde ich jedoch nicht akzeptieren.

Kochs Beschwerde in Richtung Ultras, die “falsche Behauptungen” über ihn “in die Welt und ins Netz und in die Stadionkurve des 1. FC Nürnberg” setzen sollen, kann man übrigens direkt an “Bild” und Chefreporter Marc Schmidt weiterleiten. Klickt man auf den Link, den Rainer Koch in seinen Facebook-Post kopiert hat, sieht man, dass sich die von Koch Kritisierten auf das falsche Bedrohungsszenario berufen, das die “Bild”-Zeitung verbreitet hat.

Mit Dank an Kevin J., Anonym, @Hirnwindungen und @BlauGelb13 für die Hinweise!

Funke-Minister, Buzzfeed-Umbau, iTunes-Chartstürmer Stille

1. NRW-Medienminister wegen Beteiligung an Funke-Mediengruppe in der Kritik
(nw.de, Lothar Schmalen)
Kann ein NRW-Minister unabhängig sein, wenn ihm 16,7 Prozent eines der mächtigsten Verlagskonzerne des Landes gehören? Ein Minister, der für Medienpolitik zuständig ist, über neue Gesetze entscheidet, über Fördertöpfe verfügt und in genau dem Bereich agiert, in dem sein Konzern Geschäfte macht? Stephan Holthoff-Pförtner (68) ist dieser besagte Politiker, der von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zum Minister berufen wurde und der bedeutende Anteile der Funke-Mediengruppe hält (geschätzter Wert 250 Millionen Euro). Die Opposition im Landtag, aber auch Juristen kritisieren den Interessenkonflikt, das Ministerium selbst wiegelt ab.

2. Von der Katzenbildschleuder zum investigativen Journalismus
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Buzzfeed wird in Deutschland von vielen als Webseite mit albernen Listen, zusammengeklaubten Bildern und reißerischen Klickbait-Überschriften in Zusammenhang gebracht. In den USA gelte Buzzfeed jedoch schon seit einer Weile als relevantes Nachrichtenmedium. Dort arbeiten acht Pulitzerpreisträger und kümmern sich auch um ernste Themen. Nun sollen auch in Deutschland zu den seichten ein paar ernste Themen hinzukommen. Bewerkstelligen soll dies Deutschlandchef Daniel Drepper, einer der Gründer des Recherchebüros Correctiv.

3. “Phablet? Brauchen wir das wirklich im Duden, Frau Kunkel-Razum?
(boersenblatt.net)
Vor einigen Tagen erschien die 27. Auflage des Duden mit 5.000 neuen Wörtern. Neu dabei sind zum Beispiel “facebooken”, “Selfie” und “Phablet”. Im Börsenblatt verrät die Redaktionsleiterin wie die neuen Wörter in den Duden kommen, welche der Neuaufnahmen sie besonders mag und welche der gestrichenen Wörter sie besonders vermisst.

4. Der Basler, der in den Krieg zieht
(tageswoche.ch, Andrea Tedeschi)
Der Schweizer Diego Wettstein berichtet als freier Kameramann aus Krisengebieten im Nahen Osten. Die “Tageswoche” stellt den 34-Jährigen vor, der regelmäßig für das Schweizer Fernsehen aus dem Irak und Syrien berichtet. Für seine Reportage “Rückeroberung des Sinjar-Gebirges” wurde Diego Wettstein für den Deutschen Kamerapreis 2016 nominiert. Fünf Monate pro Jahr ist er im Ausland unterwegs und erlebt dort Dinge, die ihn trotz aller professioneller Distanz nicht kalt lassen.

5. Lieber mal ein Schock fürs Auge
(faz.net, Peter Körte & Bert Rebhandl)
Die “FAZ” hat sich mit drei Regisseuren und Regisseurinnen über die Lage des Dokumentarfilms, prekäre Finanzen und die Abhängigkeit vom Fernsehen unterhalten. Nur zwölf Sendeplätze für Dokumentarfilme biete die “ARD” im Jahr an und auch sonst werde der Dokumentarfilm eher stiefmütterlich behandelt. Im Widerspruch dazu stünden die vollmundigen Verlautbarungen der öffentlich-rechtlichen Sender, der Dokumentarfilm gehöre zu ihrer Kernkompetenz, zur “DNA des Systems”.

6. Auf iTunes stürmt das Schweigen die Charts
(haz.de)
In Apples digitalem Musikshop iTunes kann man sich für 99 Cent zehn Minuten absolute Stille kaufen. Hört sich nach einer wahrlich sinnlosen Kaufentscheidung an, kann aber durchaus sinnvoll sein.

Dreckscherer Twitter, Kontrolliertes Schweigen, Zeit-Magazin-Sprengung

1. „Twitter schert das alles einen Dreck“
(faz.net, Florian Kölsch)
Auf Twitter kann man manchmal schlimme Dinge lesen wie “Deutschland braucht für den Islam wieder die Endlösung” oder “Schwule raus nach Auschwitz”. Diese Tweets kann man bei Twitter melden, was jedoch in aller Regel zu keiner Reaktion führt: Der sich selbst abkapselnde Kurznachrichtendienst antwortet schlicht nicht. Nachdem der deutsch-israelische Satiriker Shahak Shapira derartige Hass-Tweets bei Twitter gemeldet hatte und keine Reaktion bekam, sprühte er die Sätze mit Kreide vor die Twitter-Zentrale. Im Gespräch mit der “FAZ” erklärt er den Hintergrund der Aktion und wann der Hass im Netz gefährlich wird.

2. Wie wir die Fakten der britischen Wahlen in Echtzeit überprüften
(de.firstdraftnews.com, Ryan Watts & Alexandra Ma & Nic Dias)
Wie können Journalisten Unterhaltungen auf sozialen Netzwerken beobachten, Informationen online in Echtzeit mitverfolgen und verifizieren? “First Draft” zeigt anhand des Projektbeispiels “Wahlen in Großbritannien” wie Journalisten schnell auf berichtenswerte Online-Unterhaltungen reagieren und den Fluss an Fehlinformationen eindämmen können. Dabei spielen Analysetools eine große Rolle.

3. Tamedia plant ein Massaker
(woz.ch, Andreas Fagetti)
Die Schweiz steht vor dem möglicherweise heftigsten Abbau ihrer Pressevielfalt. “Tamedia”, die größte private Mediengruppe in der Schweiz, bereitet den radikalen Umbau ihrer Tageszeitungen vor. Bestandteil des Umbaus: Der gemeinsame, von sogenannten Kompetenzzentren bestückte Mantel. Bei der “Berner Zeitung” droht ein besonders heftiger Stellenabbau. Ende August, so munkelt man, entscheidet der Verwaltungsrat über ein konkretes Abbauprojekt. Dann stelle sich heraus, ob ein schleichender Abbau eingeleitet oder ein Erdbeben stattfinden wird

4. “Es gibt Handlungsbedarf”
(detektor.fm, Kais Harrabi)
Auch Kinder sind Opfer von Falschmeldungen und Fehlinformationen im Netz. Inwieweit können oder müssen Schulen gegensteuern? “detektor.fm”-Moderator Kais Harrabi hat mit dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger über Fake News und entsprechende Lösungsansätze an Schulen gesprochen.

5. Die Wucht des Schweigens in Zeiten des Dauergeplappers
(sueddeutsche.de, Joseph Hanimann)
Der französische Präsident Macron geht auf Abstand zu den Medien. Immer öfter bleiben Journalisten außen vor. Parallel baut Macron eine PR-Abteilung auf, die künftig die Botschaften des Präsidenten vermitteln soll: “Die Aura des Unnahbaren scheint sich zum Markenkern des Kommunikationsprofis Macron zu entwickeln – während unter ihm eine Menge Profis arbeiten, um seine Inhalte unter die Leute zu bringen.”

6. Leo Fischer wirft Atombombe auf den Twitter-Account des Zeit-Magazins
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Ex-“Titanic”-Chef Leo Fischer wurde vom “Zeit-Magazin” als “Gast-Twitterer” eingeladen. Aus Eifersucht drohte “Bild”-Chef-Julian Reichelt mit der atomaren Zerstörung Pjöngjangs und dem Tod von Mehmet Scholl. Fischer, dem man Ambitionen auf eine Führungsposition bei Springer nachsagt, gab daraufhin seine Gast-Twitterer-Funktion auf und zog sich vorzeitig aufs Altenteil zurück. Weil der Klügere nachgeben müsse und “ohne Anerkennung einer Rechtspflicht”. (Nun, ganz so war es nicht, aber fast…)

Transparente Schleichwerbung, Trump-Versteher, Scholl-Comeback

1. Wenn redaktionelle Transparenz zu Schleichwerbung mutiert
(nice-bastard.blogspot.de, Dorin Popa)
Im Reiseteil der “Welt am Sonntag” schrieb jüngst der Blogger, Journalist und Schriftsteller Airen einen längeren und üppig bebilderten Artikel über das mexikanische Aussteigerparadies Tulum. Herrlich sei es dort, so der Autor, aber erschwingliche Zimmer finde man, nach Auskunft einer Insiderin, eigentlich nur noch über Online-Vermittlungsplattformen. Das ist insofern interessant, dass unterhalb des Artikels erwähnt wird, dass die Reise von “Airbnb”, einer Vermittlungsplattformen für Unterkünfte, “unterstützt” wurde. Und ein Geschmäckle bekommt es, wenn man wie Dorin Popa mit wenigen Klicks ermittelt, dass ein Hotelportal durchaus günstiger als eine Zimmervermittlungsplattform sein kann (wie beispielsweise diejenige, die für den Artikel gezahlt hat).

2. Gesperrte Journalisten weiter ohne Auskunft
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff)
Beim G20-Gipfel in Hamburg wurden 32 Journalisten die kurzfristig bereits genehmigten Akkreditierungen entzogen, wegen “ernsthafter Sicherheitsbedenken”. Viel mehr als diese schwammigen Worte haben die Betroffenen bis heute nicht erfahren. Um die Angelegenheit zu klären, haben neun der Journalisten Klage beim Verwaltungsgericht in Berlin eingelegt.

3. Flüchtlinge aus Afrika sind schwarz – und sie machen Kinder!
(tageswoche.ch, Gabriel Brönnimann)
Gabriel Brönnimann ärgert sich über rechtsnationale Schweizer Medien wie “Weltwoche” oder “20 Minuten”, die Angst vor Flüchtlingen aus Afrika verbreiten würden. Brönnimann hat einige Artikel in der kostenlosen Schweizer Pendlerzeitung “20 Minuten” faktengecheckt und befindet: “Was bleibt? Die eine oder andere durchgeröstete Synapse, viel verbrannte Erde, der dunkle Verdacht, dass nicht alles von dem, was da so zum Thema geschrieben wird, mit hohen Temperaturen zu entschuldigen ist. Und nicht zum ersten Mal die Frage, warum ausgerechnet die Gratiszeitung die schwärzesten Zahlen in der Schweizer Medienlandschaft schreibt.”

4. Gelöschte Tweets und alte Websites finden
(faktenfinder.tagesschau.de, Fiete Stegers)
Wenn Internetinhalte oder Tweets gelöscht wurden, können Tricks helfen, sie trotzdem zu finden. Fiete Stegers stellt Anlaufstellen für verschwundene Online-Inhalte vor: Das “Internet Archive” mit seiner “Wayback Machine” und den “Google Cache”, eine Art Kurzzeitspeicher. Für gelöschte Politiker-Tweets bietet sich die Transparenz-Initiative “Politwoops” an. Dort werden ausgewählte Profile aus unterschiedlichen Ländern erfasst.

5. Trump-Chefdeuter und Prügelknabe für Liberale
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der Trump-kritische Nachrichtensender “CNN” leistet sich einen schillernden und schrillen Trump-Versteher: Jeffrey Lord zeichnet auf “CNN” regelmäßig das Bild des grandiosen Präsidenten Trump, der alles richtig macht. “Natürlich ist das lächerlich, und es soll auch lächerlich sein. Es geht bei diesen Diskussionen zu wie beim Wrestling, wo die Choreografie auch einen Bösewicht verlangt, der vom Helden in den Ringstaub geworfen wird. Lord stellt sich selbst als tumben Hinterwäldler dar, als Gefolgsmann eines lächerlichen Präsidenten, und die Botschaft ans liberale CNN-Publikum ist allgegenwärtig: Wenn das der klügste Mann ist, den CNN für diese Rolle finden kann, wie müssen dann erst die anderen Trump-Anhänger drauf sein?”

6. Nur Feiglinge schweigen
(taz.de, Andreas Rüttenauer)
Als Mehmet Scholl erfuhr, dass es bei einer von ihm mitmoderierten “Confed-Cup”-Sendung in der “ARD” auch über Doping gehen sollte, verließ er unter Protesten das Studio. Dass er nun zurückkommen darf, sei ein Armutszeugnis für die “ARD” findet Andreas Rüttenauer: “Doping gehört zum Fußball, genauso wie Wettbetrug, Fanrandale und Steuerhinterziehung. Wenn ein Experte dazu nichts sagen will, dann ist er ungeeignet für den Job. Und wenn er das Studio fluchtartig verlässt, dann sollte der Sender tunlichst dafür sorgen, dass er es nie wieder betritt.”

Wenn “Bild” von “Ultras” spricht, meint “Bild” was anderes

Wir dachten, die “Bild”-Redaktion könnte es auch interessieren, dass ihre große Titelschlagzeile von gestern nicht stimmte. Dort stand in riesigen Buchstaben “Erster Fußball-Star fordert Knast für Ultras”, und der “Fußball-Star” — Jannik Vestergaard von Bundesliga-Klub Borussia Mönchengladbach — widersprach dieser Behauptung direkt. Er sagte, er habe nie von “Ultras gesprochen”. Und tatsächlich ist in dem Tweet, den Vestergaard nach Ausschreitungen bei einem Spiel in Kopenhagen verfasst hatte und auf den sich “Bild” bezog, nur von “Idioten” und “Psychopathen” die Rede.

Heute morgen schrieben wir “Bild”-Chefredakteurin Tanit Koch, “Bild”-Chefchef Julian Reichelt und “Bild”-Sportchef Walter M. Straten bei Twitter:

Julian Reichelt wollte dazu etwas sagen:

Dass Reichelt uns zum wiederholten Male vorwirft, dass wir Sympathien für Gewalttäter/Straftäter/Wenauchimmer hätten, weil wir der Meinung sind, dass gewisse Grundrechte auch Leuten zustehen, die einen schlimmen Fehler begangen haben — geschenkt.

Dass Jannik Vestergaard in seinem Tweet weder von Fans noch von “Fans” und eben auch nicht von Ultras gesprochen hat und später noch einmal explizit zwischen den Chaoten in Kopenhagen, Fans und Ultras differenziert hat — geschenkt.

Interessant finden wir Reichelts Punkt zum pauschalen Verunglimpfen der Ultras. Denn hier sehen wir tatsächlich eine ziemliche Schwäche — und vielleicht auch den grundlegenden Fehler — der “Bild”-Berichterstattung zum Thema. Wir glauben, dass die Sache eigentlich recht simpel ist: “Bild” und vor allem der für die “Bild”-Sportabteilung Verantwortliche Walter M. Straten benutzen die falsche Vokabel, wenn sie dauernd allgemein von “Ultras” reden.

Straten schrieb beispielsweise am vergangenen Samstag:

Das nervt nicht nur Ultras, sondern auch friedliche Fans.

Soll im Umkehrschluss wohl heißen: Ultras sind per Definition nicht friedlich. Und da liegt schon das Problem. Allein durch ihre Größe ist die Ultra-Bewegung in Deutschland ein ziemlich heterogener Haufen. Es gibt stark politische Gruppen und völlig unpolitische. Es gibt Ultra-Gruppen, die bewusst Gewalt suchen, und welche, die bewusst Gewalt aus dem Weg gehen. Manche nehmen Gewalt in Kauf, wenn sie sich (zu Recht oder zu Unrecht) angegriffen fühlen. Und innerhalb der jeweiligen Gruppierungen kann es noch mal Einzelpersonen mit gänzlich unterschiedlichen Einstellungen zum Thema Gewalt geben.

Wissenschaftler, Journalisten und Fanbeauftragte, die sich teilweise seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigen, bestätigen diese Vielschichtigkeit. Fankoordinator Michael Gabriel sagt im Interview mit sueddeutsche.de etwa:

“Zu behaupten, es gebe kein Problem mit Gewalt innerhalb der Ultraszene, wäre falsch. Wir beobachten in den letzten Jahren eine gewisse Dynamik, dass zunehmend gezielt Möglichkeiten gesucht werden, andere Gruppen anzugreifen. Es gibt in Teilen sogar Hooligan-typische Verhaltensweisen. Aber in diesem Kontext ist es auch immer wichtig darauf hinzuweisen, dass wir hier nur von Teilen der Ultraszene sprechen.”

Christoph Ruf, der ganze Bücher über Ultras veröffentlicht hat, schreibt bei sport1.de:

Gewalt spielte in der (deutschen) Ultraszene jahrelang eine untergeordnete Rolle, der Schwerpunkt lag bei allen Gruppierungen auf der Unterstützung, dem Support, der eigenen Mannschaft.

In den vergangenen Monaten scheint sich das zum Teil zu ändern. Aus vielen Szenen hört man, dass sich an den Rändern der Hauptgruppen jüngere Mitglieder abspalten, die den Gewalt-Kick suchen und dann kaum noch zu steuern sind.

Politikwissenschaftler Jonas Gabler unterscheidet bei morgenpost.de zwischen Ultras und Hooligans, wobei er auch eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei Ultra-Gruppen beobachte:

“Im Vergleich zu den Hooligans sind Ultras sehr stark Support-orientiert, sie wollen ihre Mannschaft unterstützen. Die Ultras legen daher viel Wert auf ihre Choreografien im Stadion, sie haben einen Vorsänger, der die Stimmung anheizt. Ultras setzen auf ihre Stahlkraft und wollen ihre Fanszene prägen”, erzählt Politikwissenschaftler Gabler.

Im Gegensatz dazu sind Hooligans eher cliquenartig in kleineren Gruppen organisiert. “Unter den Hooligans spielt Gewalt eine große Rolle. Man kann nicht dabei sein, ohne sich an den Schlägereien zu beteiligen”, so Gabler.

Fanforscher Martin Winands spricht bei Welt.de von “moderaten Ultra-Gruppen”, die wichtig für die Fußballkultur seien.

Von den Ultras zu sprechen, als handele es sich dabei um eine klar abzusteckende Gruppe, ist also schon der Fehler. Und wenn man dann so tut, als seien die Ultras nur gewaltsuchende Schläger, ist es wohl — um es mit Julian Reichelts Worten zu sagen — pauschal von “Bild” verunglimpfend.

Der “Bild”-Oberchef hatte dann noch eine Idee für einen fünften Tweet:

Ja, Julian Reichelt, natürlich werden wir uns melden, wenn Sie sich mal wieder selbst zum Sheriff, Staatsanwalt und Richter in einer Person ernennen.

Dämonisierung, Hayalis Pöbel-Replik, Instagramliebling Nico

1. In ein ganz schlechtes Licht gerückt: die fotografische Dämonisierung der Elke Twesten in den Medien
(meedia.de, Hendrik Steinkuhl)
Der Wechsel der Grünen-Abgeordneten Elke Twesten zur CDU beendet die Rot-Grün-Mehrheit in Niedersachsen. Da ist es klar, dass die Medien heiß laufen. Um die Überläuferin besonders diablisch aussehen zu lassen, bediente sich ein “dpa”-Fotograf eines Tricks und lichtete die Politikerin mit einer von unten nach oben scheinenden Lichtquelle ab. Zahlreiche Medien verwendeten die manipulativen Bilder. Hendrik Steinkuhl hat den Vorgang aufgearbeitet und auch die “dpa” dazu befragt. Sein Fazit: “Am Ende sind nur zwei Dinge relevant: Diese Fotos manipulieren die Leser und verletzen die Ehre von Elke Twesten.”

2. Löschung von Hayali-Kommentar – Facebook entschuldigt sich
(spiegel.de)
Die “ZDF”-Moderatorin Dunja Hayali antwortete jüngst auf einen Hasskommentar, indem sie ihn sprachlich spiegelte: “Emre… du endgeiler Ficker warum so ein hass auf deutsche??” Anscheinend schlugen daraufhin die Alarmsysteme an und Facebook löschte den Beitrag, der innerhalb kurzer Zeit mehr als 4.000 Mal kommentiert und über 1.600 geteilt worden war. Nun hat sich Facebook für das Löschen der Pöbel-Replik entschuldigt und Hayalis Antwort wiederhergestellt.

3. “Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte ich schon erwartet”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz)
Seit 100 Tagen befindet sich die Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu in türkischer Haft. Der “Deutschlandfunk” hat sich mit Baki Selçuk vom Solidaritätskreis unterhalten. “Wenn sich die Politik ein bisschen mehr für die Freiheit der Journalisten oder politisch Inhaftierten einsetzen würde, würde sich auch bei der Bevölkerung mehr bewegen.”

4. Die sozialen Stars
(taz.de, Lalon Sander)
Lalon Sander hat sich für die “taz” angeschaut, was die extremen Rechten im Juli beschäftigt hat. Dazu hat er Internetseiten besucht, die als beliebte Anlaufstellen für Verschwörer, Rechte und Populisten gelten. Drei dieser Seiten galt sein besonderes Augenmerk: “Junge Freiheit”, “Compact” und “PI-News”. Beliebte Themen sind Flüchtlingsfeindlichkeit, Rassismus, Merkelhass und die AfD. Sander hat viele der Artikel verlinkt, jedoch dafür gesorgt, dass sich die Verlinkung nicht positiv auf das Suchmaschinenranking auswirkt.

5. Kayleigh McEnany – von CNN zu Trumps “Real News”
(sueddeutsche.de, Johanna Bruckner)
“CNN”-Kommentatorin Kayleigh McEnany (29) hat die Seiten gewechselt und arbeitet nun für “Real News”. Dabei handelt es sich um ein Nachrichtenformat, das US-Präsident Donald Trump vergangene Woche auf seiner Facebook-Seite vorgestellt hat. Wie leider nicht anders zu erwarten, handelt es sich um eine einseitige Propagandaschau. Passend werden die “Real News” nicht irgendwo, sondern in Trumps privatem Revier, dem New Yorker Trump Tower aufgezeichnet.

6. Can I have your Instagram name?
(canihaveyourinstagramname.tumblr.com, Nico Kaiser)
Nico Kaiser ist schon lange auf Instagram und daher in den Genuss eines einprägsamen und kurzen Profilnamens gekommen: Sein Instagram-Benutzername heißt schlicht “Nico”. Dies ruft viele andere Nicos auf den Plan, die ihm den Namen abkaufen/ausleihen/wegnehmen wollen. Die lustigsten dieser “Anfragen” stellt er in einem Tumblr-Blog vor.

“Bild” will, dass Fußballprofi will, dass alle Ultras in den Knast sollen

Die “Bild”-Redaktion hat sich seit einigen Tagen auf Ultras eingeschossen, also auf jene Gruppen, die sich besonders stark mit ihrem jeweiligen Fußballverein identifizieren, teilweise auf recht fanatische Art und Weise. Am vergangenen Samstag setzte “Bild”-Sportchef Walter M. Straten alle Ultras mit all jenen im Stadion gleich, die sich nicht friedlich verhalten (“Das nervt nicht nur Ultras, sondern auch friedliche Fans.”). Gestern legte Straten in einem Kommentar nach und schrieb, dass Ultras keine echten Fußballfans seien (“In der Bundesliga drohen Ultras dem DFB mit Krieg — unter dem Vorwand, für ehrlicheren Fußball zu kämpfen. Wenn wir wollen, dass echte Fans und Familien ohne Angst ins Stadion gehen können, müssen auch hier Politik und Justiz eingreifen.”).

Und jetzt haben der “Bild”-Sportchef und sein Team vermeintlich auch noch prominente Unterstützung bei ihrem Engagement gegen Ultras bekommen. So sah ihre heutige Titelseite aus:

Ausriss Bild-Titelseite - Erster Fußball-Star fordert Knast für Ultras

Der “Fußball-Star” ist der Däne Jannik Vestergaard vom Bundesliga-Klub Borussia Mönchengladbach. Und so viel schon mal jetzt: Derartiges hat er nie gefordert.

Am Sonntag, nachdem es bei einem Fußballspiel in Kopenhagen ziemlich heftige Ausschreitungen gab, twitterte Vestergaard:

Das Ganze heißt laut “Bild” so viel wie:

“Großen Respekt vor den Ordnern und Polizisten, die sich in den Weg gestellt haben, als sich die Idioten so aufgeführt haben. Hoffentlich kommen diese Psychopathen hinter Schloss und Riegel!”

“Bild” macht daraus also: “Fußball-Star fordert Knast für Ultras”. Und auch bei Bild.de steht:

Ausriss Bild.de - Krawalle in Kopenhagen - Erster Fußball-Star fordert Knast für Ultras

Andere Medien griffen Vestergaards angebliche Ultras-in-den-Knast-Forderung, die “Bild” in die Welt gesetzt hat, auf. Nur: Jannik Vestergaard möchte rein gar nichts mit diesen Schlagzeilen zu tun haben.

Auf der Internetseite von Borussia Mönchengladbach ist heute ein Interview mit dem Abwehrspieler erschienen. Auf die Frage “Die BILD titelt: ‘Erster Fußballprofi fordert Knast für Ultras’. Was sagst du dazu?” antwortet er:

Diese Schlagzeile kann ich absolut nicht nachvollziehen, denn ich habe in diesem Zusammenhang weder das Wort Ultras in den Mund genommen noch habe ich irgendwelche Fans oder Ultras pauschalisiert. Ich habe ausschließlich die Taten der Chaoten in Kopenhagen aufs Schärfste verurteilt — und zu diesen Worten stehe ich auch. Allerdings möchte ich ausdrücklich betonen, dass damit keinesfalls Ultras im Allgemeinen gemeint waren. Mit solchen Pauschalurteilen wird medial versucht, einen Keil zwischen Spieler und Fans zu treiben. Das tut dem Fußball nicht gut. Der Großteil der Ultras und der Fans unterstützen die Vereine im besonderen Maße und davor habe ich großen Respekt. Leider gibt es eine kleine Personengruppe, die den Ruf der Fans mit solchen Aktionen wie am Sonntag in Kopenhagen massiv beschädigt. Umso wichtiger ist, dass man diese Straftäter aus dem Verkehr zieht. Randale und Krawalle haben nichts im Fußballstadion verloren.

Da muss tatsächlich ein Fußballprofi kommen, um Sachlichkeit und Differenzierung in die Diskussion zu bringen und dem “Bild”-Sportchef zu erklären, wie man zwischen Fans, Ultras, Hooligans und Randalierern unterscheidet.

Mit Dank an @seit1948, @Pilzeintopf, @fohlenkanal, @Eisenfrass und @19Rhyno04 für die Hinweise!

Kriminalstatistik, Missbrauchs-Pornosierung, Wahlplakate

1. Sinn und Unsinn der Polizeilichen Kriminalstatistik
(katapult-magazin.de, Marc Birkhölzer)
Immer wieder behauptet die AfD, Deutschland habe ein Gewalt- und Sicherheitsproblem und zieht als angeblichen Beweis die Polizeiliche Kriminalstatistik heran. Das sei falsch, berichtet Marc Birkhölzer und legt die entsprechenden Zahlen vor. Im langjährigen Vergleich sei die Gewaltkriminalität in fast allen Bereichen nahezu gleich geblieben, teilweise sei sie sogar rückläufig. Es gebe also keine Rechtfertigung für Panik.

2. Ein Werbespot nur für dich
(taz.de, Johanna Feckl)
Wer über Internet fernsieht, gibt zahlreiche Daten weiter und ermöglicht damit personalisierte Werbespots. Medienexperten in Deutschland seien sich jedenfalls überwiegend einig, dass diese Werbeform bald kommen wird. Doch ist es nach deutschem Recht überhaupt erlaubt, Werbespots per­sonalisiert auszustrahlen? Die Autorin erläutert die derzeitige Lage, in der sowohl der Rundfunkstaatsvertrag als auch das Telemediengesetz eine Rolle spielen. Und dann gibt es da auch noch die Sache mit dem Datenschutz.

3. “Versaute Klassenfahrt” und “Sex-Lehrerin”: Wie Medien über Missbrauch durch Frauen reden
(vice.com, Hanna Herbst & Nora Kolhoff)
Fälle von sexuellem Missbrauch durch Frauen werden von den Medien oft dazu genutzt, schlüpfrig-frivole Artikel zu schreiben. Hanna Herbst und Nora Kolhoff schreiben dazu: “Missbrauch durch Frauen wird in den Medien oft nicht als solcher wahrgenommen. Immer wieder schreiben Zeitungen in diesen Fällen von “Verführung”, “Liebe”, “Beziehung”, “Amour Fou” oder “Techtelmechtel”. Der Sex von Frauen mit Minderjährigen wird oft als einvernehmlich dargestellt. Der Missbrauch wird als “Sex”, spezielle “Kurvendiskussionen” oder sogar “Nachhilfe-Stunden der ganz besonderen Art” bezeichnet, die Täterin ist eine “Sex-Lehrerin”.” Doch nicht nur die Medien sollen nach Ansicht der Autorinnen ihr Verhalten ändern. Konsumenten sollten aufhören derlei Artikel anzuklicken, “als ob es Pornos wären”.

4. Tagesschau übernimmt blindlings die Swiss-Zahlen
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Die Schweizer Tagesschau berichtete geradezu euphorisch über die um dreißig Prozent gestiegene Gewinnrate der “Swiss”, einer Lufthansa-Tochter. Urs P. Gasche kritisiert die kritiklose Übernahme des Jubelergebnisses: “Doch wie schon in vergangenen Jahren ging die Tagesschau der Frage nicht nach, ob die regelmäßig hohen Gewinne der Swiss nicht etwa zur Hauptsache der Steuervermeidung des Lufthansa-Konzerns zuzuschreiben sind: Keine einzige kritische Frage dazu an die Adresse der Swiss und schon gar keine Recherche über die Gründe der enorm unterschiedlichen Betriebsergebnisse.”

5. Melodien für Millionen
(sueddeutsche.de, Franz Kotteder)
Als der Radiosender “Bayern 1” vor eineinhalb Jahren ankündigte, die Volksmusik aus dem Programm zu schmeißen, war die Empörung beim Publikum riesig. Wochen-, ja monatelang hätte es wütende Proteste gegeben, aus der Hörerschaft, von Vereinen und Verbänden. Doch allen Protesten zum Trotz trat Pfingsten 2016 die Programmreform in Kraft, mit dem Schwerpunkt auf Popmusik aus den Achtzigerjahren und redaktionellen Beiträgen aus ganz Bayern. Die “konsumentenorientierte Konsequenz” gibt dem Sender Recht: Dank des rabiat reformierten Programms ist man Marktführer geworden.

6. Die Plakate zur Bundestagswahl 2017
(designtagebuch.de, Achim Schaffrinna)
Das Fachblog “Design Tagebuch” beschäftigt sich unter anderem mit Kommunikationsdesign, Corporate Design und digitalen Medien. Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl hat sich Design-Blogger Achim Schaffrinna die Plakate von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP und AfD angeschaut.

BILDblog dankt

Auch im Juli haben viele Leute dafür gesorgt, dass es hier beim BILDblog weiterhin Medienkritik geben kann. All jenen, die uns im vergangenen Monat finanziell unterstütz haben, möchten wir sehr herzlich danken!

Sollte Ihr Name noch nicht in der Liste unten auftauchen, obwohl Sie große Lust hätten, mal einen Dank vom BILDblog zu bekommen — kleiner Tipp: Es ist ganz einfach, uns zu unterstützen. Und Leuten, die einen Dauerauftrag einrichten, danken wir auch jeden Monat aufs Neue.

Für die großartige Hilfe im Juli geht ein Dank an:

Achim K., Achim P., Achim S., Alexander H., Alexander L., Alfons S., Andrea S., Andreas F., Andreas K., Andreas L., Andreas N., Andreas P., Andreas W., Angela Z., Anika S., Anja C., Anna S., Arne L., Bastian L., Benedikt S., Benjamin M., Berenike L., Bianca B., Björn T., Bo G., Bodo S., Carsten S., Christian B., Christian R., Christoph A., Christoph H., Christoph M., Daniel B., Daniel H., Daniel K., Dario S., David R., Dennis B. H., Dietmar N., Dirk A., Dominique T., Dorothea A., Ekkart K., Elmar M., Fabian L., Fabian S., Fabian Ü., Felix B., Felix M., Florian J., Frank W., Frederik S., G.-H., Gregor A. K., Guido R. S., Hannes B., Hannes R. S., Hans M., Hans-Christian O., Heiko H., Heiko K., Helmut P., Henning R., Ingo H., Ingo v. L., Jacob D., Jan N. K., Jan O. W., Jan P., Jens B., Johannes L., Johannes P., Johannes S., Jonas S., Jörn L., Josef S., Julia T., Katrin U., Kevin S., Klaus W., Leonard B., Malte H., Manuel O., Marc S., Marcel B., Marco S., Marco W., Marcus H., Marcus K., Marcus S., Margit G., Mario F., Mario U., Markus G., Markus K., Markus S., Martin H.-S., Martin R., Martin S., Matthias M., Matthias S. S., Maximilian W., Michael K., Michael R., Michael S., Michael W., Michaela G., Moritz D. B., Moritz D., Moritz V., Nicole P., Niklas O., Nikola M., Nils P., Oliver K., Patrick H., Peter J., Philipp G., Philipp H., Philipp S., Philipp W., Pia K., René P., Robert K., Rosalyn H., Sandra C. K.-W., Sascha S., Sebastian F., Sebastian G. H., Sebastian J., Stefan R., Stephan B., Steve H., Sven S., Thekla I. H., Thomas E., Thomas H., Thomas M., Thomas R., Thomas S., Till F., Tilman H., Tobias H., Tom R., Toralf B., Torsten P., Ute S., Uwe F., Uwe K., Volkmar D., Wiebke S., Yannick B., Yvonne T.!

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