Bundesschweigedienst, Erfolgreiche Schnapsidee, Selle mit der Kelle

1. BND will der Presse nichts mehr sagen müssen
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Im Rechtsstreit mit dem “Tagesspiegel” fordert der Bundesnachrichtendienst (BND) eine Freistellung vom Presse-Auskunftsanspruch per “Bereichsausnahme”. Dies ist eine Wende gegenüber der Linie des früheren BND-Chefs Schindler und wird von Vertretern der SPD und Opposition abgelehnt. Auch der Deutsche Journalisten-Verband hat sich dahingehend geäußert: “Der Bundesnachrichtendienst steht nicht außerhalb des Gesetzes. Deshalb ist er auskunftspflichtig gegenüber Journalisten, wenn sie sich mit Recherchefragen an den BND wenden”, so der Vorsitzende Frank Überall.

2. Trash Talk bei Maischberger
(riffreporter.de, Anja Krieger)
Die Wissenschaftsjournalistin Anja Krieger hat sich über die vergangene Maischberger-Sendung zum “Plastikfluch” geärgert. Krieger ist selbst Expertin für Umweltthemen, ihr “Deutschlandfunk”-Feature Die Entmüllung der Meere wurde mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Unter “Plastisphere” podcastet sie zum Thema. Entsprechend informiert, ist ihr Einiges aufgefallen.

3. Innenminister dreht am Windrad
(twitter.com/Westpol)
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat in der WDR-Sendung “Westpol” behauptet, dass für Windräder bei Aachen mehr Bäume gerodet würden als im gesamten Hambacher Forst. Die Redaktion hat diese Behauptung überprüft. Spoiler: Reul lag daneben.

4. Eine kriminell irreführende Abschiebestatistik in der “Krone”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die österreichische “Kronen Zeitung” führt ihre Leserinnen und Leser mit fast korrekten Fakten gezielt in die Irre, wie Hans Kirchmeyr bei “Kobuk” ausführt. In einem Artikel wurde der Eindruck erweckt, dass über 8.000 Asylbewerber abgeschoben worden seien. Laut Innenministerium habe es sich jedoch um 2.909 Personen gehandelt, zuzüglich 1.754 Dublin-Überstellungen in andere EU-Länder. Der Rest seien, anders als in der “Kronen”-Überschrift suggeriert, freiwillige Ausreisen gewesen.

5. Von der “Schnapsidee” zum internationalen Vorbild
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio, 6:13 Minuten)
“Zeit Online” hat zusammen mit Medienpartnern die Aktion “Deutschland spricht” ins Leben gerufen, bei der sich Tausende Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten für ein persönliches Gespräch getroffen haben. Eine Aktion, die von Medien aus anderen Ländern wegen des großen Erfolgs aufgegriffen wird.

6. Live aus dem Hambacher Forst: Anett Selle
(twitter.com/anettselle)
Zum Schluss noch eine Empfehlung für die Journalistin Anett Selle, die man dieser Tage bei ihren Live-Streams aus dem Hambacher Forst bei der Recherche begleiten kann (was gestern so aussah). Die unerschrockene Journalistin, die wegen ihrer unkonventionellen Handyhalterung kurze Zeit auch “Selle mit der Kelle” genannt wurde, belässt es nicht bei den live gestreamten Vor-Ort-Berichten, sondern schreibt ihre Eindrücke anschließend für die “taz” auf. Sehens- und lesenswert, auch weil deutlich wird, welche Potenziale zeitgemäßer Journalismus bietet.

Ist doch bloß “Schmuddel”-Kram

Gegen Brett Kavanaugh, Donald Trumps Richterkandidat für eine vakante Stelle am Obersten Gerichtshof der USA, gibt es mehrere Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des sexuellen Missbrauchs. Darunter auch eine mutmaßliche versuchte Vergewaltigung.

Es handelt sich um Vorwürfe, bewiesen ist nichts. Medien sollten also aufpassen, dass sie Kavanaugh nicht vorverurteilen. Sie sollten die Vorwürfe aber auch ernst nehmen.

Letzteres klappt bei Bild.de nicht so richtig:

Screenshot Bild.de - Frauen beschuldigen Richter - Warum die Schmuddel-Vorwürfe Trump so belasten

“Schmuddel-Vorwürfe” ist derart verharmlosend, dass wir nicht mal sicher sind, worauf sich das “Schmuddel” beziehen soll: Auf das, was Kavanaugh vorgeworfen wird, oder auf die Vorwürfe an sich?

Verdünnte Wahrheiten beim SWR, Maaßens Irreführung, China-Memo

1. Interview zu SWR-Beitrag: “Eine Überschrift wie ‘Wie wirkt Homöopathie?’ hätten wir nicht senden sollen”
(medwatch.de, Hinnerk Feldwisch Drentrup)
Ein Beitrag der SWR-Sendung “Landesschau Baden-Württemberg” befasste sich in einer Weise mit dem Thema Homöopathie, die von vielen Zuschauern kritisiert wurde. “MedWatch” hat mit dem SWR-Verantwortlichen Rüdiger Mertz gesprochen, der Fehler zugibt und Besserung verspricht: “Wir sollten uns evidenzbasierter Medizin verpflichtet fühlen. Leider sind wir diesem Anspruch mit dem Beitrag nicht gerecht geworden. Das bedaure ich.”

2. Wie die Zeitung lebt
(taz.de, Georg Löwisch)
Der Chefredakteur der “taz”, Georg Löwisch, hat 15 Gedanken über das gedruckte Wort in digitalen Zeiten notiert: “Die Zeitung hat ihren Stolz zu recht. Sie verdient verdammt noch mal Respekt. Man sollte ehrlich darüber sprechen, dass die Zeitung aus Papier bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften hat, die der Zeitung hinter Glas fehlen. Und dass es umgekehrt ganz genauso ist.”

3. Maaßens irreführende Vorwürfe gegen die “Tagesschau”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der bald ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Maaßen hat bei seiner Befragung durch den Innenausschuss des Bundestages der “Tagesschau” Vorwürfe in Bezug auf das “Chemnitz-Video” gemacht. Stefan Niggemeier hat sich die Sendungen daraufhin nochmal angeschaut. Niggemeier stellt fest: “Zu dem vielen, was an Maaßens Äußerungen zweifelhaft ist, gehört auch das: Er gibt den angeblichen Auslöser seiner öffentlichen Einlassungen falsch wieder.”

4. Bloß nicht kritisieren
(zeit.de, Rita Lauer)
Ein Team der Universität Trier hat den Lokaljournalismus untersucht und dazu mehr als 100 Lokalzeitungen und Lokalausgaben von Boulevard- und überregionalen Blättern sowie deren Onlineableger ausgewertet. Rita Lauer fasst die Ergebnisse zusammen.

5. Bericht: Google unterdrückt kritisches Memo zu zensierter Suchmaschine
(faz.net)
Acht Jahre ist es her, dass sich Google aus China zurückgezogen hat, vor allem wegen der staatlichen Zensur. Offenbar arbeitet man hinter den Kulissen an einer erneuten Annäherung, die jedoch einen hohen Preis haben könnte: Laut einem internen Google-Memo sollen Suchanfragen zu Begriffen wie “Menschenrechte” ausgefiltert werden und der Standort der Suchenden weitergegeben werden. Über das sogenannte Projekt “Dragonfly” hat “The Intercept” bereits Anfang August berichtet — und ist seitdem an der Geschichte drangeblieben.

6. Mono­lo­gi­sche #Viel­falt
(geschichtedergegenwart.ch, Sylvia Sasse)
Manche Schweizer Medien haben sich “Vielfalt” und “Ausgewogenheit” auf die Fahnen geschrieben. Was sich zunächst toll anhört, hat seine Tücken, wie die Literaturwissenschaftlerin Sylvia Sasse ausführt: “Auf diese Weise wird auch nicht poli­ti­sche Viel­falt abge­bildet, sondern schlicht jour­na­lis­ti­sche Qualität vernach­läs­sigt, denn ausge­rechnet die Rede von der “Viel­falt” wird so zum Einfallstor für Popu­lismus und Propa­ganda.”

“Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht.”

So sieht das aktuelle “GEO”-Cover aus:

Ausriss der Geo-Titelseite - Bronzezeit - Das Reich der Himmelsscheibe - Dazu eine seitengroße Illustration einer historischen Szene mit der Himmelsscheibe

Und so sieht die heutige Seite 6 der “Bild”-Zeitung aus:

Ausriss Bild-Zeitung - Sie opferten Kinder für den Sonnengott - dazu dieselbe Illustration wie auf dem Geo-Cover

Der Artikel mit der Überschrift “SIE OPFERTEN KINDER FÜR DEN SONNENGOTT” gehört zur Titelgeschichte:

Ausriss der Bild-Titelseite - Geheimnis der Himmelsscheibe gelöst

Auch bei Bild.de ist die Illustration, die “den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe” zeigen soll, erschienen.

Wie kommt es dazu, dass eine exklusiv für “GEO” erstellte Illustration in “Bild” und bei Bild.de landet?

Der Illustrator sagt: “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht.”
Die “GEO”-Redaktion sagt: “Nie im Leben hätten wir ‘Bild’ die Rechte für diese Illustration eingeräumt.”
“Bild” sagt: nichts*.

Anruf bei Illustrator Samson J. Goetze. Er sagt uns, dass jemand von “Bild” sich bei ihm gemeldet habe: Die Redaktion würde gern seine Illustration verwenden. Goetze fragt, ob das denn mit “GEO” abgesprochen sei. Der “Bild”-Mitarbeiter soll geantwortet haben, dass man bei “GEO” nachgefragt und das Einverständnis bekommen habe. “Das war wohl eine Falschaussage”, sagt Goetze.

“Das war definitiv nicht abgesprochen”, sagt uns Jürgen Schäfer von “GEO” auf Nachfrage. Die Illustration sei exklusiv für die eigene Titelseite produziert worden, die Verwendung durch “Bild” hätten sie “nie im Leben” erlaubt.

Auch bei “Bild”-Sprecher Christian Senft fragen wir nach. Er könne aktuell nichts zu dem Fall sagen, weil er noch nichts davon wisse, sagt er uns am Telefon. Er wolle versuchen, uns noch mal zurückzurufen, wenn er mehr weiß. Wir haben es dann noch einmal vergeblich bei ihm probiert. Bisher haben wir nichts von ihm gehört*.

In ihren Artikeln kriegen es “Bild” und Bild.de noch nicht mal hin, die richtige Quelle der Illustation anzugeben. Sie schreiben beim Fotocredit zwar korrekterweise “samson-illustration”, in der Bildunterschrift heißt es aber:

So sehen Zeichner im neuen Buch “Die Himmelsscheibe von Nebra” (Propyläen Verlag) den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe

“Das ist Quatsch”, sagt Illustrator Goetze. Seine Illustration komme im Buch gar nicht vor, sondern nur in “GEO”. Und jetzt eben auch in “Bild”.

Mit Dank an @phsteffen für den Hinweis!

Nachtrag, 17:11 Uhr: Auf Wunsch des Illustrators haben wir dessen Aussage (und damit auch unsere Zitat-Überschrift) von “Ich wurde von ‘Bild’ verarscht” in “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht” geändert.

*Nachtrag, 23:46 Uhr: “Bild”-Sprecher Christian Senft hat sich am frühen Abend mit dieser Stellungnahme bei uns gemeldet:

Wir sind bei der Anfrage der Nutzungsrechte von der GEO Redaktion direkt an den Illustrator verwiesen worden. Dieser hat uns diese für BILD schriftlich eingeräumt und eine Rechnung gestellt. Sollten dabei bei GEO die üblichen internen Abstimmungsprozesse nicht berücksichtigt worden sein, tut es uns leid.

Nachtrag, 25. September: Nachdem “Bild”-Sprecher Christian Senft gesagt hat, seine Redaktion sei von “GEO” bei einer Anfrage zu den Nutzungsrechten der Illustration “direkt an den Illustrator verwiesen worden” (siehe einen Nachtrag weiter oben), bleibt die “GEO”-Redaktion dabei, dass es einen solchen Kontakt nicht gegeben habe.

“GEO”-Sprecherin Christine Haller sagte uns dazu:

Eine erneute eingängige Prüfung hat bestätigt: Kein Mitarbeiter von GEO hatte im relevanten Zeitraum schriftlichen oder telefonischen Kontakt mit der Bild-Zeitung. Die Behauptung eines Fotoredakteurs von Bild, er habe mit jemandem bei GEO gesprochen, ist für uns nicht nachvollziehbar.

Illegale AfD-Finanzierung, Tod im Hambacher Forst, China calling

1. AfD: Interne Mails belegen heimliche Wahlkampffinanzierung
(daserste.ndr.de, Ben Bolz & Marvin Milatz)
Schon lange gab es den Verdacht, dass die AfD kostenlose Wahlkampfhilfe durch den ominösen Herausgeber des “Deutschland Kuriers” erhält, den “Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten”. In den Rechenschaftsberichten der AfD tauchten diese geldwerten Leistungen des Vereins jedoch nicht auf. In Interviews bestritten AfD-Politiker stets, etwas mit dem Verein zu tun oder den “Deutschland Kurier” in Auftrag gegeben oder bestellt zu haben. Nun liegen Mails und Interviewaussagen vor, die Gegenteiliges belegen.
Weitere Empfehlung: Auch “Zapp” berichtet in einem Video (5:41 Minuten): AfD: Interne Mails belegen heimliche Finanzierung.

2. Vom Beobachter zum Freund
(taz.de, Malte Kreutzfeldt)
Im von der RWE-Rodung bedrohten Hambacher Forst ist der 26-jährige Steffen Meyn verunglückt, der dort an einer Langzeitdokumentation arbeitete. Meyn nahm mit einer 360-Grad-Kamera den Wald und die Baumhausdörfer für ein Virtual-Reality-Projekt auf und dokumentierte das Leben der BaumhausbewohnerInnen. Es sei ihm dabei nicht nur um den Einsatz für den Umweltschutz gegangen, sondern auch um den alternativen Gesellschaftsentwurf.
Weiterer Lesehinweis: Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch der eindrückliche und dennoch wohltuend ruhige und besonnene Augenzeugenbericht von Bernd Müllender: Der Schock nach dem Absturz.
Und zum Schluss ein Film von Steffen Meyn, den er am 28. August dieses Jahres auf Youtube stellte: Chronik einer Razzia — Wiesendurchsuchung am Hambacher Forst.

3. Medienwächter prüfen Digital-Angebote: Spahn muss bangen
(morgenpost.de, Kai-Hinrich Renner)
Die Medienwächter der ZAK (Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten) überprüfen derzeit den Digital-Auftritt von Gesundheitsminister Jens Spahn. Es bestehe der “noch sehr leise” Anfangsverdacht, der Minister könnte auf seiner Website und auf seinem Facebook-Account sowohl Rundfunk betreiben als auch die Grenzen staatlicher Öffentlichkeitsarbeit überschreiten.

4. China calling — aber wer hört zu?
(medienwoche.ch, Peter Stäuber)
Vor zehn Jahren hat China eine globale Medienoffensive gestartet. Rein zahlenmäßig ein Erfolg: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua habe laut “Economist” mehr Auslandsbüros als alle Konkurrenten; China Radio International sende in mehr als 60 Sprachen; das Auslandfernsehen CGTN habe Reporter-Teams in über siebzig Ländern, und die Facebook-Seite von CGTN habe 67 Millionen Follower — mehr als zehnmal so viele wie die des BBC World Service. Doch Zahlen sind das eine, das Echo bei den Lesern und Zuschauern das andere. Und da habe China derzeit noch Probleme.

5. “Wir waren nur die Folie für deren Propaganda”
(zeit.de, Carolin Ströbele)
“Zeit Online” hat mit Florian Hager gesprochen, dem Programmchef bei der öffentlich-rechtlichen Plattform “funk”. Es geht um den Fall Schlecky Silberstein und das Vorgehen der AfD. Hagers Resümee: “Beim Fall Schlecky Silberstein sprachen alle Argumente, alle Fakten, alle moralischen Fragen für uns. Aber darum geht es leider gar nicht. Die AfD hat ihren Punkt gemacht, das Storytelling für ihre Anhängerschaft hat funktioniert. Wir waren letztlich nur die Folie für deren Propaganda. Das macht mir große Sorgen.”

6. “Netflix muss sich warm anziehen”
(spiegel.de, Christian Buß)
“Spiegel Onine”-Redakteur Christian Buß hat sich mit dem Starproduzent und Ufa-Chef Nico Hofmann über die Bedrohung durch Streamingdienste wie Netflix unterhalten. In den USA beobachtet Hofmann eine Marktbereinigung und Monopolisierung, die er für gefährlich hält. Für Deutschland ist Hofmann derzeit noch gelassen, da Netflix hier fast ausschließlich bestehendes Programm aufkaufe.

Kurz korrigiert (515)

Dr. Peter Jäger ist Experte, genauer: Arachnologe, also Spinnenforscher, und Leiter der Sektion Arachnologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main. “Bild” nennt Jäger auch mal “Dr. Spinne”, weil er sich so gut auskennt mit den Tieren, immer wieder neue Arten entdeckt und ihnen interessante Namen gibt, etwa Heteropoda davidbowie. Kurzum: Peter Jäger hat ziemlich viel Ahnung von Spinnen.

Bei Bild.de erklärt Jäger nun:

Screenshot Bild.de - Experte erklärt, wie es zu dem Phänomen kommt - Darum bricht der Spinnen-Alarm im September aus

Und er gibt im Text Tipps, wie man eine etwaige Spinnen-Angst bekämpfen könne:

Er hat sogar einen konkreten Therapie-Ansatz: “Wenn Sie das Gefühl haben, Angst oder Ekel vor Spinnen zu haben, setzen Sie sich am besten direkt mit den Tieren auseinander. Beispiel: Halten Sie eine Spinne in einem kleinen selbst gemachten Terrarium und beobachten Sie, wie sich das Insekt verhält.”

“… wie sich das Insekt verhält”? Bei einer Spinne? Wird Peter “Dr. Spinne” Jäger tatsächlich nicht wissen, dass Spinnen keine Insekten sind?

Oder bekommen sie es bei Bild.de einfach nicht hin, ihn ordentlich zu zitieren? Dort in der Redaktion laufen ja auch einige Experten rum.

Mit Dank an Daniel für den Hinweis!

Aufwärmverhalten, Griff in RTLs Portokasse, Schmuddel-Kampagnen

1. Die Vertrollung der Konservativen
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Einem Teil der Konservativen bekommt das Internet nicht, findet Sascha Lobo in seiner neuesten Kolumne. Die Folge sei die Vertrollung dieser Konservativen: “Das Sahnehäubchen der Trollerei zu Maaßen und Chemnitz hat sich der Dresdner Politologe Werner Patzelt in Form einer Narrenkappe aufgesetzt. Er behauptete, das Video, das zu Maaßens Versetzung führte, habe keine Hetzjagd, sondern “Nacheileverhalten” gezeigt. Nacheileverhalten. Wenn man so anfängt, ist der Weg nicht mehr weit, Brandanschläge “Aufwärmverhalten” zu nennen.”

2. Massiver Abbau
(sueddeutsche.de, Laura Hertreiter)
In Dänemark hat die rechtspopulistische Dänische Volkspartei Stimmung gegen den Rundfunkbeitrag gemacht. Mit Erfolg und verheerenden Folgen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Nach der Abschaffung der Rundfunkgebühr und Etat-Kürzungen von 20 Prozent werden bis zu 400 Stellen gestrichen und mehrere Radio- und Fernsehsender zum Jahr 2020 eingestellt.

3. Frau nicht im “Spiegel”
(blogs.taz.de, Dinah Riese)
Neulich hatte die “taz” Besuch. Die Kollegen vom “Spiegel” waren da, es ging um einen Artikel über die “taz” von früher und die “taz” von heute. Nachdem der Artikel erschienen ist, wundert sich “taz”-Redakteurin Dinah Riese: Obwohl das “Spiegel”-Team mit etlichen Frauen im Haus gesprochen habe, komme keine einzige im Beitrag vor. Rieses Vorschlag: “Vielleicht besucht die taz ja mal den Spiegel. Um die Schniedel-Quote auszugleichen, reden wir dann aber nur mit Frauen.”

4. Medienwächter belasten Portokasse von RTL
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die Medienaufsichtsbehörde ZAK (Kommission für Zulassung und Aufsicht) beanstandet, wie RTL im Juni nach einem Pädophilen gefahndet hat. Der Sender habe damit gegen “journalistische Grundsätze” verstoßen. RTL muss nun eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 1.000 Euro zahlen, was der Konzern sicher verschmerzen kann. Brisanter könnte der nächste Schritt sein: Die Staatsanwaltschaft Bremen prüft, ob der Sender in dieser Sache strafrechtlich zu belangen ist.

5. FLURFUNK-Podcast 11: Chemnitz, Sachsen und die Pressefreiheit. Gast: Ine Dippmann, DJV
(flurfunk-dresden.de, Lucas Görlach & Peter Stawowy)
In der aktuellen Ausgabe des “Flurfunk”-Podcasts geht es unter anderem um die Pressefreiheit in Sachsen, Fake News um Chemnitz und die Medienschelte des sächsischen Ministerpräsidenten. Zu Gast im Studio ist die Journalistin Ine Dippmann, Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands Sachsen.

6. Diese Schmuddel-Kampagnen wurden vom Werberat gerügt
(horizont.net, Marco Saal)
Wer sich über geschmacklose, sexistische oder diskriminierende Werbung ärgert, kann sich beim “Deutschen Werberat” beschweren, dem Kontrollorgan der deutschen Werbeindustrie. Dieser wendet sich dann an das betreffende Unternehmen und spricht gegebenenfalls eine Rüge aus. “Horizont” zeigt die sieben aktuellen Beispiele, doch Achtung: Das Kopfschütteln beim Betrachten kann zu Kopfschmerzen und Drehschwindel führen.

Vorlagengeber

Bei Pegida München freuen sie sich, dass sie keine Plakate drucken müssen, sondern einfach “Bild”-Doppelseiten aufhängen können.

Und bei der AfD Bayern freuen sie sich, dass sie für ihre Parolen jetzt nur noch aus den Kommentaren von “Bild”-Chef Julian Reichelt abschreiben müssen.

Reichelt gestern Abend bei Bild.de:

Screenshot Bild.de - Kommentar von Bild-Chef Julian Reichelt - Das macht umso deutlicher: Es ging nie um Maaßen. Es ging um Macht und gigantische Egos in einer maroden Großen Koalition, die zu nichts wahrlich Großem imstande ist.

Die AfD Bayern heute früh bei Twitter:

Screenshot eines Tweets der AfD Bayern - Es ging nie um Maaßen. Es ging um Macht, Machterhalt um jeden Preis und um gigantische Egos in einer großen Koalition, die zu nichts mehr imstande ist. Wir sagen es immer wieder: Wo CSU draufsteht, ist Merkel drin!
Daher AfD zur Landtagswahl in Bayern wählen

Wie schwer die Aussagen von “Bild” und AfD auseinanderzuhalten sind, kann jeder selbst testen — in unserem neuen Quiz: Wer hat’s gesagt: “Bild“ oder AfD?

Video-Verifikation, Schlecky Silberstein, YouTube-Journalismus

1. Das “Chemnitz-Video”: Welche Tools helfen bei der Verifikation?
(innovation.dpa.com, Stefan Voß)
Immer wieder laden Augenzeugen Videos auf Twitter und Co. hoch. Dürfen derartige Videos von Journalisten als Informationsquelle verwendet werden, auch wenn die Urheber anonym bleiben? Ja, aber die Filmaufnahmen müssen verifiziert werden. Anhand des berühmten “Chemnitz-Videos” stellt dpa-Faktenchecker Stefan Voß einige Verifikationstechniken vor.

2. Silberstein: “Man kann sich gar nicht dagegen wehren”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Satiriker und Blogger Schlecky Silberstein hat für “Funk”, das Junge-Leute-Content-Netzwerk von ARD und ZDF, eine Parodie auf die Ereignisse in Sachsen gedreht und ist dadurch ins Visier der AfD geraten. Inklusive Nachstellungen und Morddrohungen. “DWDL” hat mit ihm über Filterblasen, Angst und Kunstfreiheit gesprochen.
Weitere Lesehinweise: Auf seiner eigenen Seite hat Silberstein über die Ereignisse geschrieben: Ein Hauch von ’33 — und plötzlich stehen sie vor deiner Tür.
Und auch “Spiegel Online” hat mit ihm gesprochen.

3. Ganz neue Töne
(sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Auch das öffentlich-rechtliche Radio will vom Podcast-Boom profitieren und produziert Dokuserien, die sowohl klassisch ausgestrahlt als auch über Audiotheken oder Podcast-Plattformen wie Apples iTunes und Spotify verbreitet werden. Stefan Fischer ordnet die Entwicklung ein und stellt einige neugierig machende fiktionale und non-fiktionale Produktionen vor.

4. Ken Jebsen und das Establishment
(medienblog.hypotheses.org, Michael Meyen)
Michael Meyen ist seit 2002 Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der LMU München. Unlängst hat er Ken Jebsen ein Interview auf dessen Kanal “KenFM” gegeben. Einige seiner Freunde und Kollegen hätten darauf mit Unverständnis und Kritik reagiert (“Motto: Hat er sie noch alle?”). In einer Stellungnahme erklärt Meyen seine Beweggründe und betreibt “etwas Werbung für Toleranz und guten Journalismus.

5. “STRG_F”: Journalismus auf YouTube
(message-online.com, Anna Neumann & Sebastian von Hacht)
Um jüngere Zuschauer zu gewinnen, setzen ARD und ZDF auf spezielle Youtube-kompatible Angebote, die sie unter dem Netzwerklabel “Funk” bündeln. Eines dieser Angebote nennt sich “Strg-F” und beschäftigt sich mit Themen, die vor allem 20- bis 29-Jährige politisch und gesellschaftlich berühren. Das Journalismus-Magazin “Message” fragt, ob das gut gehen kann.

6. “Das sind gezielte Angriffe”
(taz.de, Meike Laaf)
Die österreichische Extremismus- und Terrorismusforscherin Julia Ebner arbeitet derzeit am Londoner Institute for Strategic Dialogue. Im Interview mit der “taz” erklärt Ebner, wie Rechtsextreme Falschinformationen im Netz verbreiten und auf welche Themen sie bevorzugt setzen.

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