Klöckners Nestlé-Video, Heiße Luft um Wetterkarten, Assistenzwanzen

1. Viel heiße Luft um die Wetterkarte
(tagesschau.de. Patrick Gensing)
AfD-Verbände stellten “Tagesschau”-Wetterkarten mit ähnlichen Temperaturen von 2009 und 2019 mit unterschiedlicher Farbgebung gegenüber: die von 2009 im freundlichen Grün und jene von 2019 im bedrohlichen Glutrot. Die Unterstellung: Die “Tagesschau” würde die Zuschauer manipulieren und die Auswirkungen des Klimawandels gezielt übertreiben. Es handelt sich jedoch um zwei völlig verschiedene Wetterkarten, die sich nicht miteinander vergleichen lassen, so Patrick Gensing vom ARD-“Faktenfinder”.

2. Klöckner wegen Nestlé-Video in der Kritik
(spiegel.de)
Das Landwirtschaftsministerium hat auf Twitter ein Video veröffentlicht, in der Landwirtschaftsministerin und CDU-Vizechefin Julia Klöckner mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch allerlei lobpreisende Dinge über Nestlé-Produkte in die Kamera plaudert. Kritiker gaben daraufhin zu Bedenken, die Ministerin lasse sich von dem Lebensmittelkonzern für PR-Zwecke ausnutzen. Klöckner verteidigt das Video und bezeichnet die Kritiker als “Hatespeaker”. Die Twitterin @dasnuf fragt in einem Kommentar: “Fällt das Video nicht unter Schleichwerbung @mabb_de ? Warum gelten für ein Ministerium andere Regeln als beispielsweise für YouTuber?” Die angesprochene Medienanstalt Berlin-Brandenburg will den Fall nun prüfen.

3. Die Mär von “Social Bots”
(background.tagesspiegel.de, Florian Gallwitz & Michael Kreil)
Immer wieder wird vor sogenannten “Social Bots” gewarnt, die automatisiert in den Sozialen Medien Stimmung machen würden. Die Erhebungen dazu sind jedoch äußerst zweifelhaft, wie Medieninformatiker Florian Gallwitz und Datenjournalist Michael Kreil ausführen. Das traurige Resümee: “Die sogenannte “Social-Bot-Forschung” hat sich in wenigen Jahren zu einem Forschungsfeld mit prall gefüllten Fördertöpfen entwickelt, sich dabei allerdings von der Realität entkoppelt. Politik und Fördermittelgeber sollten diese Entwicklung zur Kenntnis nehmen.”

4. Umbruch bei der “Kronen Zeitung”
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 7:34 Minuten)
Im berühmten Ibiza-Video malte sich der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aus, wie man bei der “Kronen Zeitung” die Herrschaft an sich reißen könne. Er schlug einer vermeintlichen Investorin vor, Anteile an der “Krone” zu erwerben, und wollte danach allerlei Personaländerungen im Sinne seiner Partei vornehmen. Welchen Einfluss hat dies auf die “Kronen Zeitung”? Wie wird es dort weitergehen? Der “Deutschlandfunk” hat mit dem ORF-Redakteur Stefan Kappacher gesprochen. Und der äußert sich auch zur Beteiligung des Investors René Benko: “Jetzt wird natürlich vermutet, dass es Absprachen zwischen Politik und dem Investor gegeben haben könnte”.

5. Persona non grata
(taz.de, Benno Stieber)
In der “Badischen Zeitung” erschien ein Artikel über die NS-Vergangenheit eines Freiburger Unternehmens, der den Unmut des Chefredakteurs auslöste. Von journalistischen Mängeln war die Rede. Man muss jedoch auch wissen, dass es sich bei dem kritisierten Unternehmen um einen guten Anzeigenkunden handelt. Mehr als zehn Monate später bot der freie Autor der Freiburger Lokalredaktion einen Text über ein anderes Kaufhaus an. Zunächst kam die Zu-, dann die Absage.

6. Alexa & Co.: Innenminister wollen Zugriff auf Daten aus dem “Smart Home”
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Amazons Alexa zählt zur “Smart Home”-Technologie, doch der Begriff “Assistenzwanze” beschreibt es auch ganz gut. Auf diese Wanzen wollen nun die Innenminister zugreifen können, wie netzpolitik.org mit Hinweis auf eine entsprechende Meldung berichtet.

Unerwähnt, was der Springer-Boss pro Jahr verdient

Eine große Leidenschaft der “Bild”-Redaktion: das Aufzählen von Managergehältern. Jedes Jahr, wenn Analysten und Beratungsunternehmen die Geschäftsberichte der größten Konzerne ausgewertet und daraus Gehaltsranglisten erstellt haben, verwursten die “Bild”-Medien diese zu Artikeln. Vor einer Woche schrieb Bild.de beispielsweise über “die Gehälter von Europas Top-Managern 2018”. Vor drei Tagen dann noch einmal. Bereits vor zwei Monaten ging es um “die Bezüge deutscher Topmanager”.

Screenshot Bild.de - Steve Angel - Unfassbar, was der Linde-Boss pro Jahr verdient
Screenshot Bild.de - Gehaltscheck - So viel verdienen die Top-Bosse
Screenshot Bild.de - Bestverdienender Manager Deutschland - Beiersdorf-Boss bekam mehr als alle anderen

In den Beiträgen nennt Bild.de die Jahresgehälter von Steve Angel (Linde), Severin Schwan (Roche), Carlos Brito (Anheuser-Busch InBev), Sergio Ermotti (UBS), Bill McDermott (SAP), François-Henri Pinault (Kering), Carlo Messina (Intesa Sanpaolo), Stefan Heidenreich (Beiersdorf), Oliver Bäte (Allianz), Dieter Zetsche (Daimler), Harald Krüger (BMW) und Herbert Diess (VW). Sie reichen von 5,8 Millionen bis 55,8 Millionen Euro für das Jahr 2018 (wobei die Grundlagen für die Berechnungen teils unterschiedlich sind — bei manchen sind “Boni und Pensionsansprüche” oder Aktienoptionen dabei, bei manchen nicht).

Jetzt könnte man natürlich fragen, ob Julian Reichelt die Familien dieser Manager in Gefahr bringt und würde damit nur strikt der Logik des “Bild”-Chefs folgen.

Interessanter aber finden wir, wen die “Bild”-Redaktion in ihren Aufzählungen nie erwähnt, obwohl er mit der Höhe seines Gehalts locker reinpassen würde: ihren eigenen obersten Chef Mathias Döpfner. Das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer SE soll im vergangenen Jahr laut “kress” 7,63 Millionen Euro betragen haben. 2017 sollen es laut der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und der Technischen Universität München 7,41 Millionen Euro gewesen sein (PDF — wobei noch Döpfners Anteil an einer Sonderzahlung von General Atlantic hinzukommt; diese betrug für alle fünf Springer-Vorstandsmitglieder zusammen 12 Millionen Euro). Und 2016 sogar über 19 Millionen Euro und damit mehr als bei allen Vorständen der 30 Dax-Unternehmen. Dabei ist die Axel Springer SE, die im MDax gelistet ist, mit rund 16.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 3,18 Milliarden Euro jährlichem Umsatz deutlich kleiner als die meisten Dax-Konzerne.

Zu Döpfners möglichem Rekord-Gehalt von 2016 sagte eine Springer-Sprecherin, dass diese Berechnung auf “extrem wackeligen Füßen” stehe. Und tatsächlich sind das alles nur Schätzungen. Denn während fast jedes andere Unternehmen im Dax und im MDax die Gehälter seiner einzelnen Vorstandsmitglieder veröffentlicht, nennt Springer in seinen Geschäftsberichten (PDF, Seite 86) lediglich eine Summe für den gesamten Vorstand. Aktionärsschützer kritisieren dieses Vorgehen schon länger.

Mit dieser intransparenten Praxis des Springer-Konzerns dürfte allerdings bald Schluss sein: Eine neue EU-Aktionärsrechterichtlinie, die den Einzelausweis bei Spitzengehältern zur Pflicht werden lässt, muss bis zum 10. Juni dieses Jahres in deutsches Recht umgesetzt werden. Wir sind uns allerdings ziemlich sicher, dass die “Bild”-Redaktion trotz ihrer großen Leidenschaft für Managergehälter auch dann nicht über Mathias Döpfner berichten wird.

Kurzdeutsch, Zuckerindustrie vs. Homöopathiekritikerin, Nippel-Protest

1. Kooperation problematisch
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der mögliche Einstieg des US-Investors KKR beim Springer-Konzern versetzt den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) in Alarmstimmung. DJV-Chef Frank Überall fühlt sich an das Engagement von KKR bei ProSiebenSat.1 erinnert: “Der Hedgefonds hat den Sender auf Kosten von redaktionellen Arbeitsplätzen ausgepresst. Den Nutzen hatte nur der Investor und niemand sonst.”

2. “Gehst du Bahnhof?” – Diana Marossek zum “Kurzdeutsch” in der Umgangssprache
(blmplus.de, Bettina Pregel)
Die Soziolinguistin Diana Marossek hat über den Sprachwandel im Deutschen promoviert. Im Interview spricht sie über ihre Beobachtungen zum Phänomen der verkürzten Kommunikation: “Kurzdeutsch lässt sich u.a. an folgenden Charakteristika erkennen: die Artikelvermeidung (“Guck dir Turm an!”), das Weglassen von Präpositionen (“Ich gehe Fußball”), rituelle Beschimpfungen (“Du Knecht”, “Ihr Opfer”), Code-Switching — der Wechsel zwischen verschiedenen Sprachen in einem Dialog oder Sch-Laute (“Isch mach Vortrag”).”

3. Finanzamt entzieht CDU-nahem Verein die Gemeinnützigkeit
(tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Der CDU-nahe Verein #cnetz will “das Bewusstsein für den durch das Internet stattfindenden gesellschaftlichen Wandel stärken” und “die ökonomische Bedeutung der Digitalisierung unserer Welt” vermitteln. Bislang galt der Verein als gemeinnützig, Spenden an ihn waren also steuerlich abzugsfähig. Nun hat das Berliner Finanzamt dem Verein die Gemeinnützigkeit aberkannt, was bei einigen CDU-Politikern zu Protesten führte. Dies ist besonders bemerkenswert, weil einige Unionspolitiker den Entzug der Gemeinnützigkeit bei Attac noch begrüßten und dies auch für die Deutsche Umwelthilfe tun, die vor Gericht Diesel-Fahrverbote erwirkte.

4. Nippelprotest in New York
(taz.de, Corinna Koch)
Über 100 Menschen haben gegen die Zensur von weiblichen Nippeln auf Facebook und Instagram protestiert. Vor dem Hauptquartier von Facebook in Manhattan und nackt. Die Aktion ging von der National Coalition against Censorship aus, die sich gegen die Zensur weiblicher Nippel ausspricht. Eine derartige Zensur beeinträchtige Künstler und Künstlerinnen in ihrer Arbeit. Facebook und Instagram sollen die Berichterstattung über die Aktion behindert haben, indem sie, zumindest zeitweilig, Beiträge unter dem Hashtag blockiert haben sollen.

5. Wächterpreis für Amri-Recherchen bei WELT
(welt.de)
Der Journalist Florian Flade hat zum Fall Anis Amri recherchiert und dabei einige Ermittlungspannen aufgedeckt. Dafür ist er nun mit einem der drei Wächterpreise der Tagespresse 2019 ausgezeichnet worden. Der erste Preis ging an das “Handelsblatt” für eine Artikelserie zur VW-Diesel-Affäre. Mit dem dritten Preis wurde die Recherche der “HNA” zur Fast-Pleite der documenta 14 ausgezeichnet.

6. Solidarität mit Natalie Grams!
(onkelmichael.blog, Michael Scholz)
Ein bundesweit bekannter Zuckermittelproduzent (Hevert Arzneimittel GmbH und Co.) hat der Homöopathiekritikerin Natalie Grams eine Unterlassungserklärung zugestellt. Grams soll nicht behaupten dürfen, dass die Homöopathie keine weitere Wirkung als über den Placeboeffekt hinaus habe. Sollte Grams ihre Aussage wiederholen, will Hevert jedesmal 5.100 Euro von ihr haben.

Verlage als willige Facebook-Spione, Seehofers Schein-Dementi, Click­bait

1. Facebook trackt Nutzer auf drei Viertel aller deutschen Nachrichtenseiten
(rufposten.de, Matthias Eberl)
Matthias Eberl hat 130 deutsche Nachrichtenseiten ausgewertet. 75 Prozent würden Seitenaufrufe an Facebook weiterleiten, obwohl die Gesetze diese Form von Tracking untersagen würden. Auf das Argument, dass Nutzerinnen und Nutzer sich dagegen durch technische Maßnahmen schützen könnten, entgegnet Ebner: “Die systematische Auswertung unserer persönlichen Mediennutzung durch Facebook ist aber kein privates Problem, es hat eine gesellschaftliche Dimension. Daher sollte das Problem direkt bei den Verlagen gelöst werden.” Bis dies hoffentlich irgendwann geschieht, hat Ebner Tipps zur Selbsthilfe.

2. Ibiza-Video: Strache zeigt auch “Spiegel” und “Süddeutsche” an
(derstandard.at, David Krutzler)
Der wegen des Ibiza-Videos zurückgetretene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat seinen Anwalt Strafanzeige gegen alle Personen erstatten lassen, “die für Herstellung, Verbreitung und Veröffentlichung des Videos mitwirkend verantwortlich sind”. In Wien hatte er bereits eine derartige Anzeige erstattet, nun erfolgte dies auch in Hamburg und München, wo “Spiegel” und “Süddeutsche” ansässig sind. “Auch diese Strafanträge erfolgen in dem Bestreben, die Hintergründe, Beteiligten und möglichen Auftraggeber der Videoherstellung und Videoverbreitung zu ermitteln”, so Straches Anwalt.

3. Statement des Orga-Teams zur Bloggerin des Jahres 2017
(die-goldenen-blogger.de)
Das Organisationsteam der “Goldenen Blogger” hat der “Bloggerin des Jahres 2017” die Auszeichnung aberkannt: “Wir haben uns an diesem Wochenende untereinander beraten, recherchiert und mit fachkundigen Menschen gesprochen, um eine angemessene Reaktion zu finden. Was bringt Menschen dazu, so zu handeln? Diese Frage hat uns in den vergangenen Tagen umgetrieben. Wir fürchten: Die Antwort ist ebenso düster und traurig wie viele der Geschichten auf Readon, my dear.”
Zum Hintergrund: Bloggerin soll Holocaust-Opfer erfunden haben (tagesspiegel.de, Julia Prosinger).

4. Was macht eine gute Multimedia-Reportage aus?
(journalist-magazin.de, Jens Radü)
Jens Radü hat sich als “Head of Multimedia” beim “Spiegel” Gedanken darüber gemacht, was eine gute Multimedia-Reportage ausmacht, jenseits von Bauchgefühl und Klickraten. Radü hat zehn Qualitätskriterien definiert, ist sich jedoch bewusst, dass dies nicht die Antwort auf alle Fragen ist: “Und? Ist das nun die Ikea-Bauanleitung für eine perfekte Multimedia-Geschichte? Die Schablone, mit der alles gut und einfach wird? Nein. Eine schlechte Geschichte wird auch mit den zehn Kriterien nicht außergewöhnlich gut werden. Und wenn die grundlegenden Qualitätskriterien — Richtigkeit, Vollständigkeit, Relevanz und dergleichen — nicht erfüllt sind, retten auch sanfte Übergänge oder ein Introvideo die Geschichte nicht. Aber der Katalog kann helfen, eine mittelmäßige Story zu verbessern, handwerkliche und dramaturgische Standards zu etablieren, mit denen ein gewisses Niveau nicht mehr unterschritten wird.”

5. Schein-Dementi und Nebelkerzen von Seehofer
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” hat vor wenigen Tagen vor brisanten Plänen des Bundesinnenministeriums gewarnt. Danach soll es deutschen Geheimdiensten künftig erlaubt sein, Medien im In- und Ausland digital auszuspionieren. Innenminister Horst Seehofer verteidigte in einem Interview mit “Bild” das Gesetzesvorhaben. Man wolle Terrorismus und Extremismus bekämpfen, nicht aber Medien oder Journalisten. Ein Schein-Dementi, wie “Reporter ohne Grenzen” findet: “Diese Versprechungen Seehofers sind rhetorisch geschickt, räumen die zentrale Kritik an der Aufweichung des Redaktionsgeheimnisses jedoch nicht aus.”

6. Pro­gramm­zeit­schrift muss für Krebs-Click­bait zahlen
(lto.de)
Das Oberlandesgericht Köln hat die Programmzeitschrift “TV Movie” dazu verdonnert, dem Fernsehmoderator Günther Jauch 20.000 Euro zu zahlen wegen einer besonders unanständigen Form des Clickbaits: Die Zeitschrift hatte 2015 auf Facebook die Krebserkrankung eines anderen Moderators mit einem Jauch-Bild illustriert, um Aufmerksamkeit und Klicks zu erzeugen.

“Bild” duldet schwulenfeindliche Hetze

In Russland wird der Film über das Leben von Elton John offenbar nur in einer zensierten Version zu sehen sein, wenn er diese Woche dort in die Kinos kommt. Das berichten Journalisten, die “Rocketman” vorab sehen konnte. Demnach seien unter anderem “alle Szenen mit Küssen, Sex und Oralsex zwischen Männern” von der Vertriebsfirma herausgeschnitten worden.

Bild.de berichtet auch über diesen Vorgang und hat den Artikel zum Thema bei Facebook geteilt. Im Kommentarbereich auf der “Bild”-Facebookseite gibt es seitdem größtenteils Jubel: “Richtig!”, “Gut so!”, “Gute Idee”, “Ich verstehe die Russen.”, “Sollte aber komplett verboten werden”. Von “Homowahn” ist da die Rede, von “schwuppen kamelle”, von “Homo scheisse”. “Schwule-nein danke!” kommentieren “Bild”-Leserinnen und -Leser und: “Das ist die Version die ich mir ansehen würde. Danke! Spart mir den Kotzkrampf!”

Manche gehen aber noch ein bisschen weiter. Ein Nutzer bringt den inzwischen abgeschafften Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches ins Spiel, der noch bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte und das Leben vieler, vieler Menschen zerstörte:

Screenshot eines Facebook-Kommentars - gut anders gesagt ich muss keinerlei Verständnis für solche Neigungen haben. Schließlich handelt es sich hier um eine spezielle Lebensweise und die war in Deutschland schon seit langem fragwürdig. Warum gab es sonst den Paragraphen 175. Da hat sich jemand was bei gedacht.

Ein anderer bezeichnet Homosexualität als “trend krankheit”:

Screenshot eines Facebook-Kommentars - Also meine kinder haben verstanden das homosexualität wine trend krankheit ist.

Und einer will “DIESE KRANKHEIT” gleich ganz “VERNICHTEN”:

Screenshot eines Facebook-Kommentars - RICHTIG SO!!!! DIESE KRANKHEIT MUSS VERNICHTET WERDEN

Diese Kommentare sind seit Tagen online, ohne dass die “Bild”-Redaktion eingreift.

Mit Dank an Fabian für den Hinweis!

Nachtrag, 4. Juni: Auf die Nachfrage eines BILDblog-Lesers hat die “Bild”-Redaktion nun reagiert und den größten Teil der homophoben Kommentare gelöscht. Sie schreibt dazu im Kommentarbereich der “Bild”-Facebookseite:

Nein, solche Kommentare sind nicht normal, zutiefst verachtenswert und werden von uns nicht geduldet. Hier haben wir auf jeden Fall zu spät reagiert, zumal bei einer überschaubaren Gesamtzahl an Kommentaren. Wir sind dabei, Kommentare zu löschen und auch Nutzer zu bannen. Liebe Grüße.

Mit Dank an Marco S. und Sebastian K.!

Bild.de lässt Greta Thunberg ein ganzes Jahr schwänzen

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg wird für ein Jahr nicht in die Schule gehen. Sie wolle sich in dieser Zeit voll auf ihren Kampf für das Klima konzentrieren und erst anschließend aufs Gymnasium wechseln. Die meisten Redaktionen bekommen es hin, das auch so zu berichten. “Zeit Online” schriebt zum Beispiel: “Greta Thunberg setzt die Schule für ein Jahr aus”. Oder Süddeutsche.de: “Greta Thunberg macht ein Jahr Schulpause”.

Bei Bild.de klingt das anders:

Greta Thunberg (16) wird das kommende Schuljahr ganz schwänzen — um sich dem Kampf gegen die Klima-Krise zu widmen!

… steht gleich am Anfang des Artikels. Und auch wenn man ihn bei Facebook oder Twitter verbreitet, erscheint direkt der Vorwurf, Thunberg schwänze das kommende Schuljahr:

Screenshot eines Facebook-Posts - Greta Thunberg: Klimaaktivistin wird ein Jahr lang die Schule schwänzen
Screenshot eines Tweets der Bild-Redaktion -

Doch das ist kompletter Unsinn. Die Schule “schwänzen” kann man nur, wenn man eigentlich zur Schule gehen müsste. Aber das muss Thunberg bald nicht mehr: In Schweden endet nach den neun Jahren in der Grundschule, die sie gerade abschließt, die Schulpflicht.

Das weiß auch die Bild.de-Redaktion. In ihrem Artikel, der zu großen Teilen auf einer dpa-Meldung basiert (in der die Passage mit dem “schwänzen” allerdings nicht vorkommt), steht:

Um ihre Schulzeit mache sie sich keine Sorgen, sagte Thunberg. Sie werde einfach ein Jahr später aufs Gymnasium wechseln. Normalerweise stünde für die junge Schwedin im August der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. In den ersten neun Jahren gilt Schulpflicht.

Obwohl es einige Hinweise an die Redaktion gibt, dass das mit dem “schwänzen” nicht stimmt, lässt sie den Absatz weiter im Text.

Die “Bild”-Medien können aber auch anders, wenn eine 16-Jährige ihrem großen Ziel folgt, statt dem Schulunterricht. Für Laura Dekker, die als Jugendliche allein die Welt umsegelte, gab es Anerkennung statt Schwänzvorwürfe:

Screenshot Bild.de - Laura Dekker - Das Mädchen, das stärker war als tausend Stürme

Einen Schulabschluss hat Laura nie gemacht. Bis sie 16 Jahre alt wurde und der Schulpflicht unterlag, musste sie den Lehrplan der sogenannten Weltschule absolvieren. “Ich habe mich da durchgequält”, sagt sie, “diese ganze Theorie war fürchterlich.” Ab dem sechzehnten Geburtstag lebte Laura nach ihrem eigenen Lehrplan: Sie spielte Gitarre und Flöte, studierte Fliegende Fische, die immer wieder an Bord landeten, hörte Metallica, las Segelbücher, fotografierte, skypte, tauschte über SSB-Funk Erfahrungen aus: “Es war toll, mit den Seglern aus anderen Ländern in Kontakt zu stehen. Einsam habe ich mich nie gefühlt.”

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Fake on my dear, Rezo-Fallout, Facebook kennt keine Privatsphäre

1. Bloggerin soll Holocaust-Opfer erfunden haben
(tagesspiegel.de, Julia Prosinger)
Der Erfolg der promovierten Historikerin und Bloggerin (“Read on my dear, read on”) Marie Sophie Hingst beruht anscheinend auf weitgehend erfundenen Geschichten. So habe Hingst ihre jüdische Familiengeschichte erlogen. Auch sei fraglich, ob Hingst im Alter von 19 Jahren tatsächlich ein Slumkrankenhaus gegründet habe. “Zeit Online” rückt mittlerweile von einem Beitrag über eine angebliche Aufklärungs-Sprechstunde mit Geflüchteten ab. Die “FAZ” hat ein mit Hingst veröffentlichtes Interview offline genommen.
Weiterer Lesetipp: Anke Gröner kommentiert in ihrem Blog: “Holocaust-Opfer zu erfinden, ist nicht nur geschmacklos, es ist gefährlich. Es ist Wasser auf den Mühlen der Holocaust-Leugner, es ist Wasser auf den Mühlen derer, die Opfern eine Mitschuld unterstellen, ganz gleich, von was sie Opfer geworden sind, es ist Wasser auf den Mühlen der Geschichtsverfälscher und -umdeuter, die im Nachhinein besser wissen wollen, was passiert ist und wie wir damit umgehen sollten (“Schlusstrich”, “langt jetzt auch”, “DRESDEN!”).”
Und wer sich noch weiter einlesen will: Die Causa Hingst – Fragen und erste Antworten zu einem Skandal der Blogosphäre (archivalia.hypotheses.org, Klaus Graf).

2. Angaben zu Social-Media-Profilen sind jetzt Pflicht
(spiegel.de)
Antragsteller für ein US-Visum müssen zukünftig ihre Social-Media-Identitäten offenlegen und sowohl ihre aktuellen als auch ihre früheren Telefonnummern angeben. USA-Urlauber seien davon jedoch derzeit nicht betroffen. Für sie gilt das visumlose ESTA-Programm für Besuche mit befristeter Aufenthaltsdauer.

3. Lügen, Sex und YouTube
(gutjahr.biz)
Anlässlich der jüngsten Videoveröffentlichungen mit politischem Rückhall, kommentiert Richard Gutjahr: “Stellen wir uns vor, das Ibiza-Video wäre kein Video gewesen, sondern nur ein Audio-Mitschnitt. Oder ein verschriftetes Wortprotokoll. Ich gehe jede Wette ein, Kurz und Strache wären heute noch im Amt. Oder die “Zerstörung der CDU”. Nehmen wir mal an, Rezo hätte seinen Rant nicht als Video, sondern in Schriftform ins Netz gestellt. Wort für Wort. Mit allen Fußnoten und Quellenhinweisen. Rezo… wer?” Gutjahrs Prognose: “Die Bedeutung von Video wird in den kommenden Jahren nicht nur weiter linear wachsen, sondern geradezu explodieren.”

4. Nutzer können laut Facebook keine Privatsphäre erwarten
(golem.de, Friedhelm Greis)
In einem Prozess um den Cambridge-Analytica-Skandal verteidigt sich Facebook mit einer bemerkenswerten Argumentation: Das Unternehmen habe nicht gegen Datenschutzvorgaben verstoßen, da es bei Sozialen Medien “keine vernünftige Erwartung auf Datenschutz” gebe und weiter: “Es gibt keine Verletzung der Privatsphäre, da es überhaupt keine Privatsphäre gibt”.

5. Rezo-Fallout: “Wir brauchen Regeln gegen Desinformation”
(heise.de, Markus Kompa)
Markus Kompa kommentiert ein Interview, das Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, der “FAZ” zur Netzregulierung gegeben hat (Wir brauchen Regeln gegen Desinformation). “Landesmediendirektor Schmid behauptet im Interview allen Ernstes, die Einhaltung journalistischer Standards überwache bei der Presse der Presserat. Bei solch weltfremder Naivität möchte man in die Tischkante beißen. Der Presserat ist nichts weiter als eine Propaganda-Veranstaltung der Verlagsbranche, mit der man in den 1950er Jahren den Erlass eines lästigen Ehrenschutzgesetzes verhindern wollte. Das geplante Gesetz wurde aber überflüssig, weil die Rechtsprechung praktisch die gleichen Ergebnisse durch Entwicklung des aus der Verfassung hergeleiteten allgemeinen Persönlichkeitsrechts erzielt.”

6. Diese Instagram-Accounts gingen im Mai durch die Decke
(horizont.net, Giuseppe Rondinella)
“Horizont” hat die Wachstumsraten aller deutschsprachigen Instagram-Kanäle ab 100.000 Follower für den Monat Mai analysieren lassen. Die Top 10 werden von den Teilnehmerinnen von “Germany’s Next Topmodel” dominiert. Mit dabei sind aber auch ein Fußballer und ein PARTEI-Politiker.

Was Grüne und AfD und alle anderen gemeinsam haben

In der “Bild”-Zeitung gab es am Dienstag einen bemerkenswerten Vergleich:

Ausriss Bild-Zeitung - Mit Gefühlen zum Erfolg - Was Grüne und AfD gemeinsam haben

WIE sie für ihre Themen kämpfen, WIE sie den Gegner attackieren und WIE sie in bestimmten Teilen Deutschlands von der GroKo-Müdigkeit profitieren — das haben beide Parteien gemeinsam. Vor allem die Betonung von GEFÜHLEN.

Damit ihre These irgendwie passt, greifen die “Bild”-Autoren Nikolaus Blome und Florian Kain zu fragwürdigen Mitteln. Zum Beispiel beim Punkt “WIE sie den Gegner attackieren”. Blome und Kain schreiben dazu:

AfD wie Grüne verteufeln sich gegenseitig, leben aber auch von der gemeinsamen Feindschaft. Die AfD verunglimpft die Grünen als verantwortlich für eine (vermeintlich) “rot-grün versiffte” Republik. (…) Viele Grüne meinen die AfD, wenn sie “Nazis raus” rufen, und mobilisieren mit dem “Kampf gegen Rechts”. Grünen-Chefin Annalena Baerbock sprach wegen der AfD-Wahlerfolge vom “Dammbruch für Demokratie und Rechtsstaat”.

Das Zitat der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock reißt das “Bild”-Duo für seine Beweisführung ordentlich aus dem Zusammenhang: Baerbock hat tatsächlich mal von einem “Dammbruch für Demokratie und Rechtsstaat” gesprochen. Sie meinte damit allerdings nicht, wie Blome und Kain behaupten, die Wahlerfolge der AfD, sondern eine mögliche Koalition der CDU mit der AfD. Komplett lautete ihre Aussage in einem Interview mit dem “Tagesspiegel”:

Was würde es für die Chancen von Schwarz-Grün im Bund bedeuten, wenn die CDU im Osten mit der AfD koalierte?

Die CDU hat einstimmig — mit den Stimmen der Delegierten aus den ostdeutschen Bundesländern — Koalitionen mit der AfD ausgeschlossen. Da nehme ich die Partei beim Wort, namentlich die Parteichefin und die Kanzlerin. Alles andere wäre ein Dammbruch für die Demokratie und den Rechtsstaat — Österreich zeigt das. Das muss den Verantwortlichen in der Union klar sein.

Und was ist das angebliche grundlegend verbindende Element “MIT GEFÜHLEN ZUM ERFOLG” überhaupt für eine Kategorie? Welche Partei versucht nicht, Gefühle anzusprechen? Was anderes macht etwa die CDU, wenn sie zum Europawahlkampf plakatiert: “Wir wählen Sicherheit. Du auch?”?

Natürlich sprechen Parteien Gefühle an, auch die AfD, auch die Grünen. Die Frage ist dann, wie irrational dieses Vorgehen ist. Und ist der Kern der heutigen Klimaschutzbewegung nicht ausgesprochen wissenschaftsbetont? Es macht doch einen Unterschied, ob man vor einer drohenden Klimakatastrophe warnt, vor der auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit warnen, und damit Gefühle anspricht, oder ob man vor einer angeblichen Islamisierung Deutschlands warnt und damit Gefühle anspricht. Für die “Bild”-Autoren ist das aber alles gleichwertig:

Die Grünen und ihre Anhänger warnen vor dem Untergang der Welt und rechtfertigen damit maximalen (“Es gibt nichts Wichtigeres!”) Klimaschutz. Die AfD und ihre Anhänger warnen vor dem Untergang des “christlichen Abendlandes” und rechtfertigen damit maximalen Grenzschutz vor jedweder Zuwanderung.

Nun haben Blome und Kain ja auch einen Professor gefunden, der sie in diesem Punkt bestärkt:

Professor Eckhard Jesse (Uni Chemnitz) zu BILD: “Wer Klimawandel ignoriert und wer die Massenzuwanderung zum Maß aller Dinge macht, lässt sich ebenso von Gefühlen treiben wie derjenige, der Klimawandel zum Maß aller Dinge macht und Massenzuwanderung ignoriert.”

Eckhard Jesse setzt auch gern mal die rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz, bei denen es unter anderem Angriffe auf Journalisten von hitlergrüßenden Neonazis gab, mit linken Waldbesetzern im Hambacher Forst gleich, die Polizisten mit Exkrementen beschmeißen (was wahrlich eklig und bescheuert, aber eben nicht lebensbedrohlich ist). Und Jesse schrieb — zugegebenermaßen vor knapp 30 Jahren — unter anderem, dass Antisemitismus und Rechtsextremismus teilweise “mehr Phantom als Realität” seien und dass jüdische Organisationen “Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung” bräuchten, “um für ihre Anliegen Gehör zu finden und ihre legitimen Interessen besser zur Geltung zu bringen.” Und: “Auf Dauer dürfte Judenfeindlichkeit nicht zuletzt gerade wegen mancher Verhaltensweisen von Repräsentanten des Judentums an Bedeutung gewinnen”. Wie passt so ein Experte zur “Bild”-Redaktion, die am Montag noch eine Kippa zum Ausschneiden auf ihre Titelseite druckte, um ein Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland zu setzen?

Aber das ist dann vielleicht auch alles egal, wenn man auf Biegen und Brechen einen Vergleich zwischen Grünen und AfD hinbekommen will.

Mit Dank an Eva für den Hinweis!

Streit um Wedel-Recherche, Triggern bei Twitter, Speck-Show

1. Angriff auf Redaktionsgeheimnis ist inakzeptabel
(djv.de, Sebastian Huld)
Der Deutsche Journalisten-Verband spricht sich gegen einen Gesetzentwurf des Innenministeriums aus, der das Redaktionsgeheimnis gefährden soll: “Das bekannt gewordene Gesetzesvorhaben des Bundesinnenministeriums würde dem Verfassungsschutz das heimliche digitale Ausspähen von Redaktionen, Journalisten und ihren Quellen erheblich erleichtern. Ausgerechnet zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes den Verfassungsschutz zur Bespitzelung von Journalisten ermächtigen zu wollen, ist ein unsäglicher Vorgang.”

2. Die ultimative Speck-Show
(juramama.de, Nina Katrin Straßner)
“Horrorbauch”, “Schenkelschande”, “Speckshow”, “Bauchblamage”, “Zellulitedrama” und “Reiterhosen” … Die Bloggerin “Juramama” hat die Nase voll von Bodyshaming und Gewichtsdiskriminierung in den Medien: “Wir lassen völlig ungerührt unsere Kinder, unsere Töchter und Söhne, an Zeitschriftenregalen vorbeigehen und sie im Zweifel für 1,90€ eine frauenverachtende Scheisse im Magazinformat kaufen, dass ich mich frage: Haben wir eigentlich noch alle Latten am Zaun?”

3. Streit um die Wedel-Recherche
(lto.de, Pia Lorenz & Markus Sehl)
Im Januar 2018 erschien in der Wochenzeitung “Die Zeit” ein Artikel, in dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Belästigung und andere Straftaten erheblichen Ausmaßes vorgeworfen wurden. Hauptbelastungszeugin war die Schauspielerin Jany Tempel, die sich nun von der “Zeit” hintergangen und im Stich gelassen fühlt. Die Redaktion habe ihr zugesagt, Anwaltskosten zu übernehmen, die ihr durch die Berichterstattung entständen. Zusagen, an die sie sich nicht halte. Die “Zeit” sieht die Sache anders. Nun klagt Tempels Anwalt seine eigenen Anwaltskosten ein.
Weiterer Lesetipp: Jany Tempel hat sich mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewendet: “Wie viele Beispiele brauchen wir noch, bis wir eine echte Wende erreichen? Was ich momentan erlebe, ist im Grunde eine Wiederholung von genau der Problematik, die mich so lange schweigen ließ. Hätte ich #Metoo ignorieren sollen und weiter schweigen? Wäre sehr viel bequemer gewesen. Es geht nicht um Sex. Es geht um Sexismus und Gewalt. Es geht um Macht. Sexueller Missbrauch ist Machtmissbrauch.”

4. Wegen einer Recherche: Twitter hat unseren Redaktionsaccount seit zwei Wochen gesperrt
(metronaut.de, John F. Nebel)
Das Autorenblog “Metronaut” wollte in einem Selbstversuch ausprobieren, wie leicht Twitter Konten sperrt und hat dazu einen Honeypot-Tweet verfasst. Twitters Moderationsmaschine sprang augenblicklich an: Der Kurznachrichtendienst hat den Redaktionsaccount der Metronauten stillgelegt und verlangt die Löschung des Tweets. Beschwerden dagegen seien versandet: “Seitdem haben wir außer einer automatisierten Antwort nichts mehr von Twitter gehört. Der Account ist weg und die Beschwerde irgendwo im Nirvana eines unsäglichen, willkürlichen Prozesses gelandet, bei dem die Kunden nicht wissen, was passiert, wie es weitergeht, wo eigentlich das Problem liegt. Es ist höchste Zeit, dass der Gesetzgeber Plattformen wie Twitter & Co. zu einem Beschwerdemanagement verpflichtet, das diesen Namen auch verdient.”

5. Axel Springer bestätigt Gespräche mit US-Investor
(spiegel.de)
Der US-Investor KKR will beim Axel-Springer-Konzern einsteigen. Angeblich will das Unternehmen allen Aktionären mit Ausnahme von Friede Springer und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner ihre Anteile abkaufen. Laut “Bloomberg” stehe nach der Übernahme eventuell der Rückzug von der Börse an.

6. Der Kabarettist Dirk Stermann über Unterhaltung: Mach nichts, was die anderen schon machen
(meisterstunde.de, Peter Wagner)
Dirk Stermann moderiert zusammen mit seinem Kollegen Christoph Grissemann die ORF-Late-Night-Show “Willkommen Österreich”. In einem längeren Interview erzählt Stermann auf angenehm lakonisch-bescheidene Art davon, wie die Zusammenarbeit mit seinem Kollegen klappt, wie es zu der Sendung gekommen ist und welche Fehlschläge es zu überwinden galt.

Bild.de befördert Angela Merkel

Manche Hauptstadtjournalisten spekulieren derzeit, ob Angela Merkel noch bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode Bundeskanzlerin bleiben wird oder ob sie schon vorher abtritt. Andere betreiben ihre Kaffeesatzleserei auf EU-Ebene: “Wechselt Merkel nach Brüssel?” Einen Knaller aber bekommen mal wieder nur die Politik-Experten aus der “Bild”-Redaktion mit: Merkel ist inzwischen nicht mehr nur Regierungschefin, sondern auch Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland.

Heute soll Angela Merkel die Ehrendoktorwürde der US-Universität Harvard verliehen bekommen und die Rede vor dem aktuellen Absolventenjahrgang halten. Die Harvard University veröffentlichte als Ankündigung ein bemerkenswertes Video.

Bei Bild.de schreibt Korrespondent Heiko Roloff über Merkels Besuch in den USA:

Screenshot Bild.de - Wie ein House-of-Cards-Trailer - Elite-Uni Harvard feiert Merkel wie eine Legende



In Deutschland ist sie seit Langem hochumstritten. Doch in den USA wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (64) geradezu verehrt. (…)

Einer schwelgte freilich nicht im Lob. Amerikas 45. Präsident Donald Trump. Angeblich hatten sowohl das Kanzleramt in Berlin als auch das Weiße Haus versucht, ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter zu arrangieren. Doch dann passte es nicht in den Terminkalender …

Sollte sich in letzter Zeit nicht irgendetwas ganz Grundsätzliches am Aufbau der Bundesrepublik geändert haben, ist das Staatsoberhaupt Deutschlands noch immer der Bundespräsident, aktuell also Frank-Walter Steinmeier.

Mit Dank an Stefan T. und Tim für die Hinweise!

Nachtrag, 13:59 Uhr: Die Bild.de-Redaktion hat reagiert und die Stelle ausgebessert. Dort steht nun:



Einer schwelgte freilich nicht im Lob. Amerikas 45. Präsident Donald Trump. Angeblich hatten sowohl das Kanzleramt in Berlin als auch das Weiße Haus versucht, ein Treffen der beiden zu arrangieren. Doch dann passte es nicht in den Terminkalender …

Einen Hinweis auf diese Korrektur im Sinne der Transparenz gibt es nicht.

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