Ahrtal-Beitrag bleibt, Kemmerichs Tapferkeit, Im Skandal-Rausch

1. Gerichte: Ahrtal-Flutheld muss kritischen Text ertragen
(t-online.de, Lars Wienand)
2022 hatte t-online.de kritisch über “Ärger im Ahrtal” und zwei “Fluthelden auf Besatzerkurs” berichtet. Dagegen war einer der bekannten Helfer gerichtlich vorgegangen, sei damit jedoch nun beim dritten Gericht gescheitert: “Weil der Artikel von einem erheblichen öffentlichen Informationsinteresse getragen sei und sich in den Grenzen einer wertenden Schilderung wahrer Tatsachen aus der Sozialsphäre bewege, überwiege die Pressefreiheit die Persönlichkeitsrechte.”

2. Desinfektionsmittel-Beschaffung: Corona-Journalismus im Skandal-Rausch
(scilogs.spektrum.de, Markus Pössel)
Markus Pössel kritisiert die aktuelle Berichterstattung über die Beschaffung von Desinfektionsmittel durch die Bundesregierung während der Corona-Pandemie. Einige Medienberichte basieren nach Ansicht des Autors auf einem mangelnden Verständnis von Zahlen und Zusammenhängen, da die beschafften Mengen dem tatsächlichen Bedarf entsprächen. Der eigentliche Skandal, so Pössel, liege in der mangelnden Qualität der journalistischen Recherche und nicht in den Beschaffungen selbst.

3. Fehler mit System
(woz.ch, Thomas Schwendener)
Wie Thomas Schwendener berichtet, setze die Schweizer Boulevardzeitung “Blick” eine Künstliche Intelligenz (KI) ein, um Artikel aus anderen Medien umzuschreiben. Das Verfahren führe jedoch häufig zu Fehlern, die von Menschen in der Redaktion korrigiert werden müssen. Trotz ehrgeiziger Pläne und der Behauptung, KI-Tools würden Zeit für die Recherche freisetzen, stoße der Einsatz bei den “Blick”-Leserinnen und -Lesern auf Kritik und Skepsis. Der Verlag Ringier riskiere durch die zunehmende Abhängigkeit von KI das Vertrauen in seine journalistische Arbeit.

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4. X droht Millionenstrafe in der EU
(tagesschau.de)
Die EU-Kommission habe festgestellt, dass die Verifizierungspraxis auf der Plattform X/Twitter möglicherweise gegen EU-Recht verstoße. Elon Musk hatte eingeführt, dass jeder ein blaues Verifizierungshäkchen kaufen kann, was zu Verwirrung und Missbrauch führte. Sollten sich die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, drohe X eine Geldbuße von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

5. Meta hebt Beschränkungen für Donald Trump auf
(spiegel.de)
Der Konzern Meta habe die Beschränkungen für Donald Trumps Instagram- und Facebook-Kanäle, die nach der Erstürmung des Kapitols eingeführt worden waren, aufgehoben. Hintergrund dieser Entscheidung seien die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im November, bei denen Trump voraussichtlich gegen Joe Biden antreten wird. Trotz der Lockerungen betone Meta, dass für Trump dieselben Richtlinien gelten wie für alle anderen Nutzerinnen und Nutzer, insbesondere in Bezug auf Hassrede und Aufrufe zur Gewalt.

6. Nein, der Rechtschreibrat hat kein Aus für den Genderstern beschlossen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der frühere, kurzzeitige Thüringer Ministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP) wandte sich per X/Twitter an die “lieben Leser*innen und Leser:innen aus dem linksgrünen Milieu” und “verehrten Anhänger_innen der Verhunzung unserer Muttersprache”: “Sie müssen jetzt ganz tapfer sein, der Rechtschreibrat hat das Aus für den Genderstern beschlossen.” Bei “Übermedien” kommentiert Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Thomas Kemmerich muss jetzt ganz tapfer sein: Der Rechtschreibrat hat nicht das Aus für den Genderstern beschlossen.”

KW 28/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Das wohl gefälschteste Interview Deutschlands
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 6:36 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal hat er ein Interview mit einem angeblichen AfD-Fan unter die Lupe genommen, das in den Sozialen Medien bereits millionenfach gesehen wurde – und das nach seinen Recherchen offenbar gefälscht ist.

2. Wie können politische Talkshows besser werden?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 28:37 Minuten)
Im Podcast von “BR24 Medien” geht es diese Woche um die Kritik an den Sommerinterviews von ARD und ZDF mit den AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel, in denen Unwahrheiten oft unwidersprochen blieben. Die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl betont die Bedeutung solcher Formate für den politischen Diskurs, kritisiert aber den Fokus auf Emotionen und Aufgeregtheit. Der IT-Experte Rafael Bujotzek erklärt, wo Künstliche Intelligenz helfen könnte.

3. Ex-RTL-Chef und Bestseller-Autor Stephan Schäfer
(spotify.com, Philipp Westermeyer, Audio: 54:01 Minuten)
Stephan Schäfer, ehemaliger Co-Geschäftsführer von RTL Deutschland, spricht im “OMR”-Podcast mit Philipp Westermeyer über seinen überraschenden Karrierewechsel und seinen erfolgreichen Debütroman “25 letzte Sommer”. Nach dem Ende seiner Medienkarriere entschied sich Schäfer mit knapp 50 Jahren für einen neuen Weg und erreichte auf Anhieb Bestseller-Status.

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4. Schattenseiten des KI-Hypes – mit Dr. Michael Seemann
(auch-interessant.de, Ali Hackalife, Audio: 1:31:29 Stunden)
Ali Hackalife und Michael Seemann diskutieren über die “Schattenseiten des KI-Hypes”, darunter die Frage, ob ein neuer “KI-Winter” bevorsteht, die tatsächlichen Fähigkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz sowie die Gefahr durch Vaporware und Fakes, die Aufmerksamkeit erregen sollen. Sie sprechen auch über spezifische Anwendungen wie Apples KI, den Einfluss von Survivorship Bias und falschen Überzeugungen sowie die Auswirkungen auf große Ereignisse wie die US-Wahlen.

5. Mediale EM-Bilanz und Lehren aus der Ahrtal-Flut
(wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 46:28 Minuten)
In dieser Folge des WDR5-Medienmagazins “Töne, Texte, Bilder” geht es um verschiedene Medienthemen, darunter die Berichterstattung und Paywalls während der Fußball-EM. Außerdem geht es um die mangelhafte Einbindung von Medien in die Krisenkommunikation bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal und um den Brand beim “Westfalen-Blatt” in Bielefeld.

6. Verliebt, verlobt, verscherbelt – Wenn die Beziehung zur Ware wird
(youtube.com, Sashka, Video: 18:47 Minuten)
Die Youtuberin Sashka thematisiert die zunehmende Vermarktung privater Beziehungen auf Social Media. So würden manche Paare intime Momente inszenieren, um Reichweite und finanzielle Vorteile zu erzielen. Sashka beleuchtet, wie diese öffentliche Darstellung Druck auf die Beziehung ausüben und zu einer Verzerrung der Realität führen kann.

Nazi-Meme als Sommerhit, Springer-Aufspaltung?, Gute Nachrichten

1. Wie ein Nazi-Meme zum Sommerhit wurde
(ndr.de, Nils Altland & Fritz Lüders & Fabienne Kratzer, Video: 24:49 Minuten)
Die unsägliche Neonazi-Parole “Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!” hat durch das sogenannte Sylt-Video große Beachtung gefunden und wird immer wieder intoniert. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat sich gefragt: Wie konnte es soweit kommen, dass dieser alte Neonazi-Spruch zum wohl erfolgreichsten rechten Meme wurde?
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Der “6-vor-9”-Kurator kommentiert bei radioeins: “Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit beginnen im Kleinen – in scheinbar harmlosen Lästereien oder, wie hier, in umgedeuteten Popsongs. Hier gilt es, frühzeitig Position zu beziehen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Haltung, Mitgefühl und dem Willen zur differenzierten Auseinandersetzung.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:13 Minuten)

2. Axel Springer und KKR verhandeln offenbar über Aufspaltung des Medienimperiums
(spiegel.de)
Wie der “Spiegel” unter Berufung auf einen Artikel der “Financial Times” (nur mit Abo lesbar) berichtet, verhandeln der Axel-Springer-Konzern und der Finanzinvestor KKR über eine Aufspaltung des Medienkonzerns. Demnach könnten Mathias Döpfner und Friede Springer mehr Kontrolle über die Medienprodukte erhalten, während KKR und das Canada Pension Plan Investment Board das sogenannte Rubrikengeschäft übernehmen. Dieser Schritt könnte es KKR perspektivisch ermöglichen, sein Investment nach fünf Jahren Partnerschaft mit Döpfner zu beenden.

3. Schreiben deutsche Medien die Wahlergebnisse in Frankreich schön?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 18:55 Minuten)
Was ist dran am “verhinderten Rechtsruck” in Frankreich? Wie lassen sich die französischen Parteien im politischen Spektrum richtig einordnen und benennen? Und welche Themen fehlen generell in der deutschen Berichterstattung über unser Nachbarland? Darüber spricht Holger Klein im “Übermedien”-Podcast mit Kathrin Müller-Lancé, Redakteurin in der Politikredaktion der “Süddeutschen Zeitung”.

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4. Studie zur Wirkung russischer Social-Media-Kampagnen
(verdi.de)
Eine Studie der Technischen Universität München hat in 19 Ländern die Wirkung russischer Social-Media-Kampagnen untersucht. Das Ergebnis fasst das Verdi-Medienmagazin “M” so zusammen: “Die meisten Menschen glauben nicht an die von Russland verbreiteten Falschinformationen über den Krieg in der Ukraine – auch wenn sie häufig Social Media nutzen. Entscheidend für die Wirkung der Propaganda ist vielmehr, ob sie grundsätzlich empfänglich für Verschwörungserzählungen sind.”

5. Fakten und Sichtweisen
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère weist auf ein besonderes Jubiläum hin: “Weltreporter”, ein Zusammenschluss freier Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Trotz Herausforderungen wie mangelnde Finanzierung und Sicherheitsbedenken biete das Netzwerk mit 45 Journalistinnen und Journalisten in über 160 Ländern eine Plattform für qualitativ hochwertige und differenzierte Berichterstattung. Anlässlich des Jubiläums finde in Berlin eine Veranstaltung “mit dem Fokus auf die Perspektiven in Zeiten von Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen” statt.

6. Braucht der Deutschlandfunk mehr gute Nachrichten?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 32:52 Minuten)
“Jede halbe Stunde nur positive Nachrichten im Deutschlandfunk” (DLF), lautet der Wunsch eines Deutschlandfunk-Hörers. Brauchen wir mehr gute Nachrichten, mehr konstruktiven Journalismus? Darüber spricht DLF-Hörer Robert Müller mit Francisca Zecher aus der DLF-Nachrichtenredaktion und Chris Vielhaus von “Perspective Daily”.

Warnstreik beim WDR, Porno-Transparenz, Schmerzensgeld

1. 48 Stunden: Beim WDR gibt’s den nächsten Warnstreik
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, stagnieren die Tarifverhandlungen beim WDR weiterhin. Nun hätten alle beteiligten Gewerkschaften gemeinsam einen 48-stündigen Warnstreik von Donnerstag bis Samstag ausgerufen. Dem öffentlich-rechtliche Sender werde vorgeworfen, die Vergütungsstrukturen für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschlechtern zu wollen und die Lohnerhöhungen für Festangestellte nicht angemessen zu gestalten.

2. Russische Justiz verbietet Zeitung »The Moscow Times«
(spiegel.de)
Die russische Generalstaatsanwaltschaft habe die Onlinezeitung “The Moscow Times” als “unerwünschte Organisation” eingestuft und verboten, was einen weiteren Schlag gegen die freie Presse in Russland darstelle. Bereits seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sei die Zeitung wegen angeblicher Diskreditierung der Streitkräfte blockiert und später als “Auslandsagent” gelistet worden. Damit würde jede Zusammenarbeit mit der Redaktion oder Zahlung an das Medium in Russland als strafbar gelten.

3. “Da würde eine neue Technik pauschal unter Strafe gestellt”
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Der Bundesrat habe auf Initiative Bayerns einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Verbreitung von Deepfakes generell unter Strafe stellen soll. Dabei handele es sich allerdings nur um die “aktuellste in einer Reihe hauptsächlich symbolischer, aktionistischer Regelungsbestrebungen”, schreibt Martin Schwarzbeck. Die mit Künstlicher Intelligenz generierten Medien seien bereits durch die bestehende Rechtslage abgedeckt: “Auch für sie gelten das Persönlichkeitsrecht und das Urheberrecht und auch hier zieht der Betrugsparagraf aus dem Strafgesetzbuch.”

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4. 600 Euro Sch­mer­zens­geld für Cem Özdemir
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, muss ein Mann 600 Euro Schmerzensgeld an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zahlen, weil er diesen in einem Facebook-Kommentar als “Drecksack” bezeichnet habe. Außerdem müsse er Özdemir 800 Euro vorgerichtliche Abmahnkosten erstatten.

5. Genderverbote und was wirklich dahinter steckt
(genderleicht.de, Dorothee Beck)
Bei genderleicht.de beschreibt Dorothee Beck den Streit um geschlechtergerechte Sprache als sprachlichen Kulturkampf der extremen Rechten, um das gemäßigte Bürgertum für sich zu gewinnen. Widerstand gegen geschlechtergerechte Sprache formiere sich aber nicht nur von dort, sondern auch in der bürgerlichen Mitte und in konservativen Medien. Ein Beispiel dafür sei der Thüringer Landtag, wo die CDU, unterstützt von AfD und FDP, einen Appell zur Unterlassung des Genderns in Landesbehörden durchgesetzt habe.

6. EU-Kommission wünscht Porno-Transparenz: Strenge Auflagen für XNXX​
(heise.de, Stefan Krempl)
Der Kampf der EU mit frei zugänglichen Porno-Plattformen geht in die nächste Runde: Wie bei “heise online” zu lesen ist, habe die EU-Kommission die Seite “XNXX” als “sehr große Online-Plattform” eingestuft, womit das Erotikportal ab Herbst die strengsten Auflagen des Digital Services Act erfüllen müsse. Dazu gehöre unter anderem die Pflicht, Minderjährigen den Zugang zu pornografischen Inhalten zu verwehren und umfangreiche Daten mit Behörden zu teilen. Bei Nichteinhaltung würden “XNXX” Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes drohen.

“Goodreads” oder “Badreads”?, Rechtsoffene Inhalte, Schutz vor Bots

1. Bad Reads: Holocaustleugnung, Antisemitismus und Terrorpropaganda auf beliebter Amazon-Bücherplattform
(democ.de, Karolin Schwarz)
Karolin Schwarz zeigt in ihrer Recherche, wie die zu Amazon gehörende Plattform “Goodreads” zur Verbreitung von antisemitischen und den Holocaust leugnenden Schriften, von Terrorpropaganda und von Waffenbauanleitungen genutzt wird. Obwohl Amazon und “Goodreads” in einigen Fällen reagiert hätten, seien viele problematische Inhalte weiterhin zugänglich: “Ohnehin macht es ‘Goodreads’ seinen User*innen schwer, Inhalte auf der Plattform direkt zu melden. Nur Rezensionen und User*innen können über einen Button gemeldet werden. Zitate, Bücher oder Buchgenres können dagegen gar nicht direkt auf der Plattform gemeldet werden.”

2. Dresden: Poggenburg zündet Regenbogen­flagge an
(queer.de)
Bei einer Veranstaltung des rechtsextremen Magazins “Compact” in Dresden habe der ehemalige AfD-Politiker André Poggenburg öffentlich eine Regenbogenflagge angezündet, nachdem diese zuvor von anderen Beteiligten zerrissen worden war. Die anwesende Polizei habe zunächst nicht eingegriffen, inzwischen aber Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet.

3. Autoren kritisieren rechtsoffene Inhalte im Herder-Verlag
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner)
Vor rund einem Monat hatten sich 17 Autorinnen und Autoren aus dem pädagogischen Bereich des traditionell konservativen Herder-Verlags an die Öffentlichkeit gewandt und die aus ihrer Sicht zunehmend rechtspopulistische Ausrichtung des Programmbereichs Politik und Geschichte kritisiert. Nun wurde in einem gemeinsamen Austausch ein Kompromiss gesucht. Die Meinungsverschiedenheiten bestünden jedoch weiterhin, konstatiert Mathias Meisner: “Sie sind letztlich ein Musterbeispiel dafür, wie schwer auch einem renommierten und traditionsreichen Verlag wie Herder der Schutz der Demokratie gegen Angriffe von rechts fällt.”

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4. KI-Bots: Kompletten Schutz gibt es nicht
(verdi.de, Gunter Becker)
Welche technischen Maßnahmen können Journalistinnen und Journalisten ergreifen, um ihre Inhalte vor dem Zugriff von KI-Bots zu schützen? Einen absoluten Schutz gebe es nicht, wie der Unternehmensberater Branko Trebsche erklärt, aber es gebe Möglichkeiten, den Zugriff zumindest zu erschweren.

5. Gaza-Talks #2: Medien
(spotify.com, Alena Jabarine, Audio: 1:47:40 Stunden)
In der zweiten Ausgabe von “Gaza Talks” diskutiert die deutsch-palästinensische Journalistin Alena Jabarine mit den Journalisten Emran Feroz und Hanno Hauenstein über die komplexe Informationslage und die Unsicherheiten in der Berichterstattung in Kriegssituationen, insbesondere in Gaza. Sie thematisieren den schwierigen Diskurs, die Verbreitung von Falschmeldungen und politisch motivierte Frames. Die Podcast-Folge basiert auf einer Aufzeichnung einer Veranstaltung vom 27. Juni aus dem Werkraum des Berliner Ensembles.

6. USA gehen gegen von Russland finanzierte Bot-Farm vor
(zeit.de)
Wie “Zeit Online” unter Berufung auf eine Agenturmeldung berichtet, haben die USA eine von Russland finanzierte Bot-Farm auf der Plattform X/Twitter gestoppt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz gefälschte Profile erstellt haben soll, um Desinformation zu verbreiten und Zwietracht zu säen. Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA würden Experten vor einem Anstieg der Cyberkriminalität und der schnellen Produktion betrügerischer Inhalte durch KI warnen.

Anstieg der Zahlen?, Zeitung wehrt sich, Schutzschirmverfahren

1. Was die gestiegenen Fallzahlen bedeuten
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Bundeskriminalamt berichtet in seinem Bundeslagebild “Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen” (PDF) von einem Anstieg der Zahlen. Markus Reuter warnt vor Fehlschlüssen: “Der Anstieg der erfassten Straftaten muss nicht heißen, dass diese Delikte insgesamt mehr werden, sondern es ist wahrscheinlicher, dass immer mehr Fälle aufgeklärt werden und der Fahndungs- und Ermittlungsdruck auf die Täter:innen steigt.” Zudem sei bei kinder- und jugendpornografischen Inhalten ein Großteil der Tatverdächtigen selbst minderjährig: “Es dürfte sich vornehmlich um selbst erstelltes Bildmaterial handeln, das sie dann wiederum häufig an andere Minderjährige schicken.”

2. Zeitung wehrt sich gegen VS-Bericht
(verdi.de, Peter Nowak)
Die Tageszeitung “Junge Welt” klage gegen ihre Erwähnung im Verfassungsschutzbericht, da diese zu erheblichen geschäftlichen und redaktionellen Beeinträchtigungen führe. Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung, Nick Brauns, habe gegenüber “M”, dem Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi, erklärt: “Manche Institutionen verweigern Redakteur*innen und Autor*innen Auskünfte auf Presseanfragen, mögliche Interviewpartner*innen lehnen ab. In einigen öffentlichen Bibliotheken ist die Website der jungen Welt gesperrt. Das Archiv einer großen überregionalen Tageszeitung, mit dem wir lange kooperiert haben, wollte uns keine Fotos mehr verkaufen.”

3. Schutzschirmverfahren: Motor Presse Hamburg strauchelt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, hat der Verlag Motor Presse Hamburg ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, um eine drohende Insolvenz abzuwenden und sich zu sanieren. Die Kosten sollen durch den Abbau von Arbeitsplätzen und eine verstärkte internationale Zusammenarbeit gesenkt werden, wobei der Fokus auf den Kernmarken “Men’s Health”, “Women’s Health” und “Runner’s World” liegen soll.

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4. “Wider die Verrohung”: Das neue Buch von Ingrid Brodnig
(derstandard.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnigs neues Buch “Wider die Verrohung” beschäftigt sich mit der Manipulation öffentlicher Debatten und der Eskalation politischer Rhetorik. Die Autorin beleuchtet, wie beleidigende Sprache und gezielte Provokationen vor allem von rechtspopulistischen Parteien eingesetzt werden, um “Aufmerksamkeit in Medien und Social Media” zu erregen und von Sachthemen abzulenken. Der österreichische “Standard” veröffentlicht einen gekürzten Auszug aus dem Buch.

5. Kinderfilmförderung in Deutschland
(dwiesoweshalbwarum.podigee.io, Thomas Hartmann, Audio: 1:57:06 Stunden)
Bei “Wieso? Weshalb? Warum?”, dem Podcast über Kindermedien, spricht Thomas Hartmann mit seinen Gästen über die Reform der Filmförderung des Bundes und ihre möglichen Folgen für die Kinderfilmkultur in Deutschland: “Das klingt erstmal nicht unbedingt nach einem spannenden Kindermedien-Thema, doch bei näherer Betrachtung zeigt sich das genaue Gegenteil. Denn ohne ein gut aufgestelltes Filmförderungssystem wäre es unter anderem auch um den deutschen Kinderfilm schlecht bestellt.”

6. Brand beim “Westfalen-Blatt”: Polizei nimmt Ermittlungen auf
(epd.de)
Nach einem Brand im Verlagshaus der Tageszeitung “Westfalen-Blatt” in Bielefeld ermittelt die Polizei laut “epd Medien” nun die Ursache, wobei sowohl ein technischer Defekt als auch Brandstiftung in Frage kämen. Das Gebäude sei weitgehend zerstört, der Schaden werde auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Trotz des Brandes am Sonntag sei am Montag eine reguläre Ausgabe der Zeitung erschienen.

Vorleser mit Hintergedanken, Recht am eigenen Text, Biden-Interview

1. “Sind Sie sicher, dass Sie ehrlich mit sich selber sind?”
(arminwolf.at)
Im Interview mit dem ABC-Moderator George Stephanopoulos musste US-Präsident Joe Biden nach seinem schwachen Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump seine geistige und körperliche Fitness verteidigen. Armin Wolf hat einen Blick auf die Fragetechnik und die Interviewführung geworfen: “Stephanopoulos hat geradezu ein Lehrbeispiel geliefert: Er stellt alle unangenehmen Fragen zu Bidens Gesundheitszustand und mentaler Fitness, bleibt dabei stets respektvoll und höflich, fragt aber beharrlich, gut informiert, mit Belegen und schlagfertig nach.”

2. Vorleser mit Hintergedanken
(taz.de, Torsten Hoffmann)
Literaturprofessor Torsten Hoffmann warnt davor, das Interesse der Neuen Rechten an Literatur falsch einzuordnen: “Insbesondere Leh­re­r:in­nen an Schulen und Hochschulen sollten sich deshalb rasch über zwei Dinge klar werden: dass die Neue Rechte (erstens) auch das literarische Feld mit ausgeklügelten und variantenreichen Taktiken bespielt und dass dies (zweitens) im Rahmen einer metapolitischen Agenda stattfindet, also nicht um der Literatur willen geschieht.”

3. »Bis ich es nicht mehr ertragen konnte«
(spiegel.de)
Der “Spiegel” berichtet erneut über die belastende Arbeit von Content-Moderatoren und -Moderatorinnen in Afrika, die täglich verstörende Inhalte wie Gewalt und Kindesmissbrauch prüfen müssen. Die Tätigkeit könne zu schweren psychischen und physischen Problemen führen. Die Angestellten würden oft schlecht bezahlt, unzureichend ausgebildet und wenig oder gar keine psychologische Unterstützung erhalten, obwohl sie unter enormem Stress stünden. Die Tech-Konzerne, für die sie arbeiten, würden die Vorwürfe zurückweisen.

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4. Kompliziertes Verhältnis – Verfassungsschutz und Pressefreiheit
(sr-mediathek.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 16:10 Minuten)
“Mitte Juli wird es vor dem Berliner Verwaltungsgericht einen interessanten Termin geben: Es geht um die Frage, ob die linke Zeitung ‘Junge Welt’ vom Verfassungsschutz beobachtet werden darf.” Im Zentrum stünden dabei zentrale Aspekte der Pressefreiheit: “Wie weit dürfen Medien gehen, und wann darf der Staat eingreifen?” Florian Mayer und Michael Meyer sprechen darüber im SR-Podcast “Cross und Quer” mit Mika Beuster, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands.

5. Das Recht am eigenen Text
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 27:40 Minuten)
Welche Rechte haben freie Journalistinnen und Journalisten an ihren eigenen Texten, insbesondere wenn es keine vertraglichen Regelungen gibt? Wie sieht es mit Zweitverwertungen aus? Darüber haben sich Geraldine Friedrich und Françoise Hauser mit der Rechtsanwältin Renate Schmid unterhalten.

6. Podcast Preise für “Boys Club”, Tommi Schmitt und die Pochers
(dwdl.de, Alexander Krei)
In Berlin wurden die Deutschen Podcast Preise verliehen, wobei das Projekt “Boys Club” über “Macht und Machtmissbrauch bei Axel Springer” als beste journalistische Leistung ausgezeichnet wurde. Weitere Preisträger sind unter anderem Tommi Schmitt für seinen Fußball-Podcast “Copa TS” und “Die Pochers! Frisch recycelt” in der Kategorie beste Unterhaltung (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Ob ausgerechnet der für seinen toxischen Umgang mit Mitmenschen und Publikum bekannte Oliver Pocher einen Preis für sein Talkformat verdient, muss die Jury mit sich selbst ausmachen. Nachträgliche Anmerkung zur Anmerkung: Bei dem Preis für Oliver Pocher handelt es sich um einen Publikumspreis. Die Kritik an der Jury nehmen wir daher zurück und bitten um Entschuldigung. Die Kritik an Pocher bleibt.)

KW 27/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Julian Assange  und die  dunklen Geheimnisse des Krieges
(youtube.com, Can Dündar & Sarah Mabrouk, Video: 55:04 Minuten)
Für die Doku der Deutschen Welle hat der türkische Journalist Can Dündar den Fall von Wikileaks-Gründer Julian Assange über die vergangenen sechs Monate bis zu Assanges Freilassung begleitet. Dündar legt den Fokus auf die Wikileaks-Veröffentlichung des “Collateral-Murder”-Videos und die weitreichenden Konsequenzen. Der Film fragt nach den Auswirkungen von Assanges Verurteilung auf die Pressefreiheit und die zukünftige Berichterstattung über Kriegsverbrechen und Regierungsvergehen.

2. Melanie Amann – “Geheimnisse kriege ich raus!”
(hr2.de, Jagoda Marinić, Audio: 1:15:20 Stunden)
In der neuesten Folge von “Freiheit Deluxe” spricht Jagoda Marinić mit Melanie Amann über deren Erfahrungen und Einsichten als stellvertretende Chefredakteurin des “Spiegel”, insbesondere über ihre Rolle in öffentlichen Debatten und die Genauigkeit ihrer Berichterstattung. Amann und Marinić diskutieren über Formen des Feminismus und darüber, wie Kritik an Frauen oft als “Stilkritik” abgetan werde, sowie über journalistische Herausforderungen und Fehler im Umgang mit der AfD.

3. Soheil Dastyari: “Jedes Buch ist wie eine Geburt”
(abendblatt.de, Lars Haider, Audio: 45:53 Minuten)
Nach Jahren als Manager beim Medienkonzern Gruner + Jahr, wo er unter anderem als Geschäftsführer von “Capital” und der “Stern”-Gruppe tätig war, ist der studierte Kulturwissenschaftler Soheil Dastyari nun Chef eines Buchverlags, des Bastei-Lübbe-Verlags in Köln. Mit Lars Haider spricht Dastyari unter anderem über die Unterschiede zwischen Zeitschriften- und Buchbranche, das Phänomen BookTok und das Geheimnis des Papiers.

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4. Worlds of Journalism – Wie geht es dem Journalismus?
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: Teil 1: 23:24 Minuten, Teil 2: 16:26 Minuten)
“Wie geht es dem Journalismus? Wie sieht es mit Diversität, politischer Orientierung und dem Selbstverständnis von Journalistinnen und Journalisten aus?” Darüber unterhält sich Christian Jakubetz mit Anna von Garmissen, die am Leibniz-Institut für Medienforschung tätig ist, das mit einer einschlägigen Medienstudie betraut war. Den zweiten Teil des Gesprächs gibt es hier.

5. Mediale Formerweiterungen: Zeitungen, Zeitschriften und Journale
(youtube.com, Norbert Otto Eke, Video: 26:12 Minuten)
In seinem Vortrag erklärt Professor Norbert Otto Eke von der Universität Paderborn, wie Zeitungen und Zeitschriften im 19. Jahrhundert an Bedeutung gewannen. Er beschreibt, wie sie sowohl als Meinungsplattformen als auch als Erzählmedien genutzt wurden und wie sie sich im Laufe des Jahrhunderts entwickelten.

6. Shooting War: Kriegsfotografen im Einsatz
(arte.tv, Andy Keen, Video 1:04:41 Stunden)
Kriegsfotografen und -fotografinnen nehmen erhebliche Risiken für ihre physische und psychische Gesundheit und ihr Leben auf sich. Dennoch zieht es sie immer wieder in Krisenregionen. In der Arte-Doku erzählen einige von ihnen über ihre Arbeit und sie sprechen auch darüber, was die Einsätze mit ihnen machen (Achtung: Der Film enthält Szenen, die für junge oder empfindsame Zuschauerinnen und Zuschauer nicht geeignet sein können).

Rammsteins Recht, Streik bei der ARD, Rechtsruck-Video

1. Wie der NDR es Rammstein ermöglichte, gegen seinen Rammstein-Podcast vorzugehen
(uebermedien.de, René Martens)
Der NDR hat seinen Podcast über Rammstein vorsorglich offline genommen, da die Band rechtliche Schritte wegen der Nutzung ihrer Musik eingeleitet hat. René Martens erläutert die vielfältigen Aspekte der Musiknutzung in Podcasts und zeigt die Herausforderungen bei der Verwendung von Musikwerken in journalistischen Produktionen auf: “Der Rammstein-Podcast-Fall beschäftigt nun nicht nur eine Handvoll Juristen in Hamburg, sondern offenbar auch nahezu sämtliche Rechtsgelehrten der ARD.”
Weiterer Lesehinweis: Bei “Legal Tribune Online” berichtet Felix W. Zimmermann über den Fall und geht dabei detailliert auf die juristischen Hintergründe ein: Nirgends, wo es Podcasts gibt (lto.de).

2. Schon wieder bundesweite Streikaktion bei der ARD
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, hat die Mediengewerkschaft VRFF erneut zu einem bundesweiten Streik in der ARD aufgerufen, der bereits zu Programmausfällen geführt hat. Beim WDR fielen Sendungen wie die “Aktuelle Stunde” aus, und auch die “Tagesschau” konnte nur eingeschränkt gesendet werden. Die Gewerkschaft fordert 10 Prozent mehr Gehalt, die ARD-Anstalten argumentieren mit knappen Kassen.

3. “Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck”?: Bundeszentrale für politische Bildung löscht nach Empörung Video
(tagesspiegel.de)
Nach heftiger Kritik habe die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein Video gelöscht, das einen Zusammenhang zwischen der Fußball-WM 2006 und einem Rechtsruck in Deutschland herstellte. Die bpb habe die Veröffentlichung des Videos im Nachhinein als Fehler bezeichnet und wolle nun auch die anderen Videos derselben Reihe überprüfen.

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4. Stichwahl zwischen Repression und Verfolgung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) nimmt die anstehende Stichwahl im Iran zum Anlass, auf die desolate Lage der Pressefreiheit in dem Land hinzuweisen: “Solange die Repression in den Gesetzbüchern, den Praktiken und der Politik des iranischen Regimes verankert ist, werden kritische Medienschaffende weiter unnachgiebig verfolgt und hart bestraft”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Selbst im Exil sind iranische Journalisten und Reporterinnen nicht vor Verfolgung sicher. Um sie zu schützen, müssen die jeweiligen Regierungen, Strafverfolgungsbehörden, Social-Media-Plattformen und Redaktionen noch stärker zusammenarbeiten. Den zukünftigen iranischen Präsidenten fordern wir auf, alle inhaftierten Journalistinnen und Journalisten freizulassen.”

5. Wie nehmen Lokalredaktionen ihr Publikum wahr?
(de.ejo-online.eu, Laurie Chappatte)
In ihrer Dissertation hat Laura Amigo die Beziehung zwischen Lokalredaktionen und deren Publikum untersucht, wobei sie verschiedene Typen des Publikums identifiziert hat, die in den Aussagen der Journalistinnen und Journalisten zum Ausdruck kommen. Laurie Chappatte hat die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst.

6. Ein blinder Fleck in der deutschen Berichterstattung?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 38:51 Minuten)
Im Deutschlandfunk werden regelmäßig Hörerinnen und Hörer zugeschaltet. Diesmal meldet sich Verena Roth zu Wort. Sie findet, dass in Medien viel zu selten über Südosteuropa berichtet wird, und diskutiert darüber mit Wolfgang Vichtl aus dem ARD-Südosteuropa-Studio sowie Ulf Brunnbauer vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschungen.

Getötete Journalisten in Gaza, Podcast offline, Georgien

1. Was wissen wir über die mehr als 100 getöteten Journalisten in Gaza?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:04 Minuten)
Seit Oktober vergangenen Jahres seien laut der Organisation Reporter ohne Grenzen 129 Medienschaffende in und um Gaza getötet worden. Holger Klein spricht im “Übermedien”-Podcast mit dem Investigativjournalisten Frederik Obermaier über diese erschreckende Zahl: Waren unter den getöteten Medienschaffenden auch Propagandisten der Hamas? Welche Journalisten und Journalistinnen arbeiten überhaupt noch im Kriegsgebiet? Und wie stehen die Chancen, dass die Todesfälle nach Kriegsende aufgeklärt werden?

2. NDR nimmt Podcast über Band Rammstein offline
(medien.epd.de)
Wie epd Medien meldet, hat der NDR seine Podcast-Reihe “Rammstein – Row Zero” offline genommen, weil die Band Rammstein urheberrechtliche Unterlassungsansprüche geltend gemacht habe. Dieser Schritt sei erfolgt, “um die ordnungsgemäße Nutzung der darin verwendeten Musik zu klären.” Der vierteilige Podcast, der die Geschichten junger Frauen im “Sex-Rekrutierungssystem” von Rammstein-Sänger Till Lindemann beleuchtet, werde überarbeitet und nach Prüfung ohne die beanstandeten Musikpassagen wieder zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung, den Podcast offline zu nehmen, sei getroffen worden, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden und dem investigativen Inhalt den Vorrang zu geben.

3. “Kopie aus dem russischen Gesetz”
(taz.de, Vivien Mirzai)
Der georgische Jurist Sandro Baramidze spricht im Interview mit Vivien Mirzai über das “Transparenzgesetz”, das Anfang August in Georgien vollständig in Kraft treten soll: “Dieses Gesetz ist ein Copy-Paste-Gesetz aus dem russischen Gesetz von Putin.” Das Ziel der regierenden Partei Georgischer Traum sei es, “die NGOs und unabhängige Medien auszuschalten.”

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4. Wahlberichterstattung auf dem Prüfstand
(verdi.de)
Bei einer Podiumsdiskussion in Berlin hinterfragten Experten wie Jay Rosen und Errin Haines traditionelle journalistische Neutralitätsstandards angesichts politischer Asymmetrien, insbesondere seit der Ära Trump. Sie betonten die Notwendigkeit eines stärker menschenrechtsbasierten Journalismus. Deutsche und US-amerikanische Journalistinnen und Journalisten diskutierten die Herausforderungen der Wahlberichterstattung und die Gefahren von Desinformation sowie populistischen Strategien. Sie stellten dabei die Bedeutung von Faktentreue und Kontextualisierung heraus.
Weitere Lesehinweise: Wahlberichterstattung braucht ein Umdenken: Statt Politiker*innen müssen Wähler*innen im Fokus stehen (neuemedienmacher.de).
Die “taz” kooperiert in diesem Sommer mit den Autorinnen Manja Präkels, Tina Pruschmann und Barbara Thériault, die im Rahmen des Rechercheprojekts “Überlandschreiberinnen” Reportagen aus den drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im September Wahlen anstehen, verfassen: “Die drei Autorinnen reisen vor den Landtagswahlen durch Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Ihre Eindrücke halten sie in essayistisch-literarischen Langzeitbeobachtungen fest. Vom 6. Juli bis 31. August werden ihre Texte in der Wochentaz erscheinen.” (taz.de)

5. Dieses Foto wurde vielleicht oder vielleicht nicht mit KI erstellt
(zeit.de, Eike Kühl)
Wie Eike Kühl berichtet, hat der Konzern Meta seine Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten auf Facebook und Instagram von “Made with AI” in “AI Info” geändert, da das ursprüngliche System nicht zuverlässig funktionierte. Die Änderung erfolgte, nachdem Fotos fälschlicherweise als KI-generiert gekennzeichnet wurden, obwohl sie nur minimal bearbeitet worden waren. Die neue Kennzeichnung solle die Nutzerinnen und Nutzer darauf hinweisen, dass die Inhalte möglicherweise mit Künstlicher Intelligenz bearbeitet wurden, könne aber immer noch zu Verwirrung führen.

6. Offener Brief für den Erhalt der Hörspielförderung der Film- und Medienstiftung NRW
(pro-hoerspiel.de)
Zahlreiche Organisationen und Akteure aus dem Hörspielumfeld haben sich in einem offenen Brief für den Erhalt der Hörspielförderung der Film- und Medienstiftung NRW ausgesprochen. Sie fordern die Gesellschafter, Geldgeber und Aufsichtsräte auf, die Streichung der Hörspielförderung durch den neuen Geschäftsführer Walid Nakschbandi rückgängig zu machen. Sie betonen die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung des Hörspiels und kritisieren die “überhastete” und “unkoordinierte” Entscheidung, die ohne ein neues Konzept getroffen worden sei.

7. Lindner (FDP) setzt “taz” mit rechtspopulistischem Portal “NIUS” gleich
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:06 Minuten)
Zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Am Dienstag haben wir in den “6 vor 9” auf die Reaktion der “taz”-Chefredaktion auf einen Tweet von Finanzminister Christian Lindner hingewiesen. Lindner hatte in dem Tweet sein Interview mit der rechtspopulistischen Krawallseite “Nius” gerechtfertigt und “Nius” in einem Atemzug mit der “taz” genannt. Bei radioeins kommentiert “6-vor-9”-Kurator: “Mit seinem Interview und seinen späteren Äußerungen verleiht Lindner dem Portal eine Legitimität, die ihm nicht zusteht. Lindner wertet eine rechtspopulistische Desinformations- und Hetzplattform auf, die journalistische Standards missachtet und Stimmungsmache betreibt. Und er tut das nicht nur in seinem Namen, sondern vereinnahmt auch SPD und Grüne dafür. Und ‘Nius’ nutzt das Interview, um sich lautstark als Gesprächspartner der gesamten Bundesregierung aufzuspielen.”

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