Ein junger Mann hat vor kurzem in Groitzsch seine eigene Mutter angefahren, die laut Polizeibericht “aus bisher nicht bekannter Ursache auf die Fahrbahn lief”. Sie musste daraufhin schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
“Bild” fragt sich nun dies:
Und als Leser fragt man sich, was der Mann wohl angestellt hat, das “Bild” zu der Frage animiert, warum er ans Steuer durfte. Man könnte das ganz einfach beantworten: Nichts. Doch “Bild” ist offenbar anderer Auffassung: Der Mann hatte nämlich Knochenkrebs. Deshalb musste ihm der Oberschenkel amputiert werden, und er trägt seither eine Prothese, dank der er offenbar wieder Sport treiben und eben auch Auto fahren kann. Und bei “Bild” heißt es:
Die quälende Frage: Hat er Mutti wegen seines Handicaps überfahren?
Wir wissen nicht, wen diese Frage außer “Bild” noch quält. Die Polizei jedenfalls nicht. Zwar ermittelt sie tatsächlich wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den jungen Mann. Das hat aber laut Auskunft eines Sprechers nichts mit der Behinderung zu tun, sondern schlicht und einfach damit, dass sie das fast immer tut, wenn bei Verkehrsunfällen Menschen verletzt werden. Bei “Bild” liest sich dieser Sachverhalt so:
Polizeisprecher Jürgen Staudte: “Trotzdem ermitteln wir gegen David K. wegen fahrlässiger Körperverletzung.”
(Hervorhebung von uns.)
Ob Behinderte an einem Unfall beteiligt sind oder nicht, spielt für die Polizei jedenfalls grundsätzlich keine Rolle. Für “Bild” offenbar schon.
Mit Dank an Anke S. für den sachdienlichen Hinweis.