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“Bild” spielt Foul

Was denkt sich Ashkan Dejagah (21) nur dabei?

Das fragt “Bild” heute, weil der im Iran geborene Bundesliga-Profi seine Teilnahme am Länderspiel der deutschen U21-Mannschaft in Israel abgesagt hat. Aus “politischen Gründen”, wie er erklärt: “Jeder weiß, dass ich Deutsch-Iraner bin…”

Was denkt sich Ashkan Dejagah (21) nur dabei?

“Bild” schlägt folgende Antwort vor:

(…) die Absage legt den Eindruck nahe, dass Dejagah mit dem iranischen Machthaber Mahmud Ahmadinedschad sympathisiert. Der “Irre von Teheran” droht Israel mit der nuklearen Vernichtung. Außerdem hat er iranischen Sportlern ausdrücklich verboten, gegen israelische Athleten anzutreten.

Angesichts dieser Interpretation ist es natürlich kein Wunder, dass “Bild” zu dem Schluss kommt:

BILD meint: Wer ein Länderspiel in Israel aus politischen Gründen absagt, darf nie wieder für Deutschland spielen!

Was “Bild” nicht schreibt: Ashkan Dejagah hat Verwandte, die im Iran leben; sein Bruder spielt bei Paykan Teheran*. Es ist nicht auszuschließen, dass sie mit Sanktionen rechnen müssten, wenn Dejagah in Israel spielt. Er hat nicht nur einen deutschen, sondern auch einen iranischen Pass, und der Iran verbietet seinen Staatsbürgern die Einreise nach Israel. Dejagah muss damit rechnen, nicht mehr in den Iran zu seiner Familie reisen zu dürfen, wenn er an dem Spiel der U21 teilnimmt.

An all dem ändert sich nichts, wenn der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger ihm laut “Bild” verspricht, für ihn “würde in Israel alles für seine Sicherheit getan werden”.

Natürlich kann man Dejagahs Absage trotzdem falsch finden und von ihm eine schnelle Entscheidung verlangen, ob er in der deutschen oder der iranischen Nationalmannschaft spielen will. Aber man sollte diese Fakten kennen, bevor man sein Urteil fällt. Die “Bild”-Zeitung verschweigt sie und verhindert, dass ihre Leser überhaupt eine Grundlage haben, um die Frage fair zu beantworten:

Was denkt sich Ashkan Dejagah (21) nur dabei?

Mit Dank an farry2003.

*) Korrektur, 14. Oktober. Dejagah betont in einem Interview mit stern.de, dass sein Bruder nicht für den Teheraner Verein Paykan spielt, sondern in Berlin lebt. Wir sind einer offenbar weit verbreiteten Fehlinformation aufgesessen und bitten dafür um Entschuldigung.

“Schieß doch!”

“Bild”-Reporter Christian Kitsch überrascht heute mit einer interessanten Statistik. Die Erstliga-Fußballer des VfL Bochum nämlich kommen derzeit bloß auf durchschnittlich 44,37 Prozent Ballbesitz pro Spiel. Und weil man sich darunter ja nun nix vorstellen kann und jetzt auch irgendwie gar nicht so richtig weiß, wie gut oder schlecht das im Verhältnis zu anderen Mannschaften ist, steht da netterweise auch:

"Zum Vergleich: Der durchschnittliche Ballbesitz in der Liga liegt bei ziemlich genau 50 Prozent."

Glückwunsch! Der durchschnittliche Ballbesitz in der Liga liegt tatsächlich bei “ziemlich genau 50 Prozent”. War bestimmt keine leichte Aufgabe für Statistikfachmann Kitsch das auszurechnen.

Daraufhin haben wir uns die Mühe gemacht und schnell mal alle Spiele der laufenden und der letzten Bundesliga-Saison ganz genau angeschaut — und kommen zu noch viel überraschenderen Ergebnissen: Sogar in jedem einzelnen Spiel liegt der durchschnittliche Ballbesitz beider Mannschaften bei ziemlich genau 50 Prozent.

Und jetzt gucken wir mal, ob das beim Handball genauso ist …

Mit Dank an Stephan B., Johannes W., Marcel G. und Mark P. für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

Hört auf euren Mittelfinger
(zeit.de, Sebastian Reier)
Die papierene Musikpresse macht sich Gedanken um ihre Zukunft. Wenn sich alles gratis im Internet abspielt, wie sollen dann Verleger, Vertriebe und Künstler Geld verdienen?

Auch ein Internet Profi kann sich irren
(andreasvongunten.com)
Eine Replik auf Andrew Keen’s Anti-Web 2.0 Aufsatz im Magazin 38/07.

Das Rund ist leer
(taz.de, Markus Völker)
Die Frauenfußball-WM in China wird in dreimal mehr Länder übertragen als noch die WM 1999. Doch ist das Interesse wirklich gestiegen?

“Landkarten sind reif für Veränderung”
(welt.de, Martin Dowideit)
Mit Google Earth kann fast jeder Winkel der Erde im Internet erkundet werden. John Hanke heißt der Erfinder und Chef dieses Projekts. WELT ONLINE sprach mit ihm über unscharfe Luftaufnahmen, die Macht der Nutzer und Eingriffe in die Privatsphäre.

TalkTäglich mit Matthias Ackeret und Klaus J. Stöhlker
(telezueri.ch, Video, Dialekt, ca. 25 Minuten)
Bundesrat Christoph Blocher revolutioniert den Wahlkampf in der Schweiz. Jede Woche wendet sich der SVP-Magistrat eine knappe Viertelstunde lang mit seiner eigenen TV-Sendung direkt ans Volk. Befragt wird er von Matthias Ackeret, der bereits ein Interview mit Christoph Blocher in Buchform veröffentlicht hat. Medienrechtler und Politiker kritisieren das Projekt. Im ?TalkTäglich? diskutiert Matthias Ackeret mit Klaus J. Stöhlker kontrovers über ?Teleblocher?.

Ich lese gern Zeitung
(youtube.com, Video, 1:49 Minuten)

“Bild” nicht “in den Knast gewandert”

Am Dienstag besuchte der Manager des 1. FC Köln, Michael Meier, die Justizvollzugsanstalt Attendorn. Mit dabei: FC-Fanchef Rainer Mendel, Diakon Werner Schrage sowie die Lokalpresse natürlich. Und anschließend zitierte die “Westfalenpost” Organisator Schrage mit den Worten:

“Es war eine gelungene Veranstaltung.”

Aber auch die “Bild”-Zeitung berichtet in ihrer Köln-Ausgabe (vergleichsweise groß) über den Lokaltermin:

Nach unseren Informationen war “Bild” zwar nicht vor Ort, erweckt mit ihrer Berichterstattung aber auch nicht wirklich den Eindruck, vor Ort gewesen zu sein.

Im Gegenteil: Hätte “Bild” sich selbst auf den Weg gemacht, anstatt anschließend bloß von Meier, Mendel und Schrage erzählen zu lassen, wie’s war, wäre dem Reporter vielleicht auch aufgefallen, dass es sich bei der abgebildeten “JVA Attendorn” nicht um die JVA Attendorn handelt, sondern um das knapp 50 Kilometer entfernte Untere Schloss in Siegen.*

*) Zwar gibt es auf dem Gelände des Siegener Schlosses eine Nebenstelle der Attendorner JVA, stattgefunden hat die Veranstaltung dort jedoch nicht.

Mit Dank an Olav L. für Hinweis & Scan.

“Bild” brät sich eine Bratwurst-Abzocke

Vorgestern war Fußball-Länderspiel in Köln. “Bild” war dabei und berichtet heute über eine ganz böse “Abzocke”:

"Abzocke! 15-Euro-Geldkarte für eine Bratwurst"

Im Kölner Stadion kann man die Bratwurst nämlich nicht bar bezahlen, sondern es “regiert ein Bezahl-System mit Namen ‘justpay'”, wie “Bild” schreibt. Das heißt, man muss sich eine Geldkarte mit 15 Euro Guthaben holen (inklusive zwei Euro Pfand). “Bild” behauptet:

Wer dort nur eine Wurst will, hat Pech gehabt: Eine Auszahlung des Restbetrags gibt es nicht.

Das ist Unsinn, wie sich auf der Internetseite von justpay nachlesen lässt (“Was mache ich nach Spielende mit der justpay-Karte?”):

Sie können sich an den rund 20 Entladestationen in den Kassen vor dem Stadion das Guthaben auszahlen lassen und die Karte mit nach Hause nehmen. (…) Sie können die Karte komplett zurückgeben. (…) Sie bekommen dann das komplette Guthaben und das Pfand erstattet.

Es ist unwahrscheinlich, dass “Bild” das nicht wusste. Denn erstens weiß “Bild” durchaus, dass man die Karte zurückgeben kann, wie sich aus dem Text ergibt (in der Online-Version der Geschichte wird sogar ein “Bild”-Mitarbeiter zitiert, der beobachtet haben will, dass man “bis zu 20 Minuten” fürs Karten-Pfand habe anstehen müssen).

Und zweitens hat “Bild” sich zwar mit einer justpay-Sprecherin über das System unterhalten, zitiert sie aber nur mit den Worten: “Es verkürzt die Wartezeit an den Ständen.” Uns gegenüber sagte dieselbe Sprecherin auf Nachfrage:

Natürlich habe ich mit der “Bild”-Zeitung auch darüber gesprochen, dass man sich das restliche Karten-Guthaben auszahlen lassen kann.

Mit Dank an Pierre B. für den sachdienlichen Hinweis.

Zisch und fit

Bevor der Presserat vor einem Vierteljahr “Bild” dafür rügte, mit ihrer Berichterstattung über Aldi-Reisen die Grenze zwischen zulässiger Information und unzulässiger Werbung überschritten zu haben, hatte die Zeitung sich gegenüber dem Gremium ja damit gerechtfertigt, dass es einen “publizistischen Anlass” gegeben habe: Erstmals sei ein Discounter ins Reisegeschäft eingestiegen.

Das stimmte zwar nicht, aber “Bild” war auch nach der Rüge nachhaltig unzufrieden mit der Entscheidung des Presserates.

Und fand am vergangenen Freitag einen neuen “publizistischen Anlass” für detaillierte Berichterstattung über ein neues Produkt: Vermutlich erstmals ist eine deutsche Boulevardzeitung ins Sportdrinkgeschäft eingestiegen. “Bild”, äh: informierte exklusiv und auf Seite 1:

Mit Dank an Torsten W., Andreas H. und Andy.

Kurze Wege aus der Klimakatastrophe

Es sind ja nicht nur die Leute, die den ganzen Tag das Licht im Bad brennen lassen oder in den Urlaub fahren, während der Fernseher zuhause weiter auf Stand-by vor sich hinbrummt, die das Klima kaputtmachen. Es sind auch die Leute, die in Berlin immer noch rücksichtslos Schweizer Schokolade kaufen, die Hunderte Kilometer aus den Alpen herangekarrt werden muss, anstatt auf Ware aus regionalen Schokoladenanbaugebieten, etwa im schönen Zeitz in Sachsen-Anhalt, zurückzugreifen.

Und sagen Sie nicht, das sei Unsinn, weil entscheidende Schokoladenzutaten im einen wie im anderen Fall vom Äquator herangeschafft werden müssen, was die Öko-Bilanz noch ein bisschen stärker beeinflussen dürfte als die Kilometer, die die fertigen Tafeln dann noch zum Verbraucher zurücklegen. Die “Bild”-Zeitung hat das ganz genau nachgerechnet, anhand von drei Einkaufskörben von Kunden aus dem Ullrich-Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte. Und Mark F., den es “nicht kümmert”, ob die Produkte viele Kilometer nach Deutschland transportiert werden müssen und dadurch CO2 ohne Ende produzieren, bringt es auf insgesamt 95.350 Kilometer, darunter:

Schokolade --- Schweiz --- 750 km

Viel besser steht dagegen Stefan V. da, zufällig Chef des Ullrich-Verbrauchermarktes in Berlin-Mitte, in dessen Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte der Test ja, wie gesagt, stattfand. Insgesamt nur 3510 Kilometer hat er auf der Uhr, darunter:

Schokolade --- Zeitz --- 218 km

“Bild” hat neben sein Foto noch die Worte “…denn das Gute liegt doch so nah” geschrieben, denn auch den Kaffee bezieht V. umweltschonend aus dem sachsen-anhaltischen, äh, Hochland:

Kaffee --- Magdeburg --- 156 km

Und wenn ihm jemand sagt, er solle doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, versaut nicht einmal das die Öko-Bilanz von Stefan V.:

Pfefferwürste --- Eberswalde --- 64 km

Sie sehen: Es ist ganz einfach, die Umwelt zu schonen, man muss nur auf frische Produkte verzichten und Fertiggerichte aus der Nähe kaufen. Gerne auch beim Ullrich-Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte, dessen Sortiment, wie sein Chef und Kunde Stefan V. in “Bild” erzählt, “rund 25.000 Produkte umfasst”. Da lohnt sich bestimmt auch eine weitere Anfahrt.

Danke an Daniele, Sebastian S. und A.J.

6 vor 9

Alte Männer mit Kugelschreibern
(jungle-world.com, Bov Bjerg)
Keine Ahnung haben, aber alles kontrollieren wollen: Politiker und das Internet.

Unnötige Konfrontation
(werbewoche.ch, Andreas Göldi)
Die Schweizer Verleger haben ein Problem mit Google, findet Andreas Göldi.

?heute? zu besuch bei google-zürich
(heute-online.ch, bö.)
“gestern konnte ich wieder mal bei google in zürich vorbeischauen. (…) und weil man keine bildschirme fotografieren durfte und das mit den menschen späterkommt, gibts hier einfach ein paar eindrücke. los gehts?”

Leiche im Keller
(weltwoche.ch, Alex Baur)
Ein Dok-Film des Schweizer Fernsehens hat hochbrisantes Material über Moritz Leuenberger und den Mordfall Brumann unterdrückt. Es war ein Akt der Selbstzensur.

Nach der WM ist vor der WM
(nd-online.de, Rainer Braun)
ARD und ZDF ringen um seriösen Sportjournalismus.

Überfordert – Journalisten und Retter im Katastropheneinsatz
(ndr.de, Video, 4:20 Minuten)
Richard Munz, seit 20 Jahren Notfallmediziner in Krisengebieten, beobachtet eine fatale Entwicklung: Hilfsorganisationen und Medien nutzen Katastrophen zunehmend für ihre eigenen Interessen. Zapp über Journalisten und Retter im Katastropheneinsatz.

An- und “Verkauf”

ver|kau|fen ‹sw. V.; hat› [1 a: mhd. verkoufen, ahd. firkoufen]:

1. a) jmdm. etw. gegen Zahlung einer bestimmten Summe als Eigentum überlassen […]

(Duden — Deutsches Universalwörterbuch, 6., überarbeitete Auflage.)

HSV "verkauft" sein Heimrecht

Die Bulgaren kassieren für den Tausch des Heimrechts 200 000 Euro. Der HSV steuert 120000 Euro bei, den Rest übernimmt [der HSV-Vermarkter] Sportfive.

(“Bild” vom 5.September 2007)

Danke an Christian S. für den Hinweis!

Vorwärts in die Vergangenheit

Der RAG-Konzern, Hauptsponsor von Borussia Dortmund, wird nächste Woche seinen neuen Namen und sein neues Logo vorstellen. Das Ausrufezeichen, das seit über einem Jahr als Platzhalter auf den BVB-Trikots prangt, wird dann durch dieses neue Logo ersetzt.

“Bild” enthüllt heute “exklusiv”, dass das neue Logo die Farbe Purpur enthalten wird, lässt einen der Verantwortlichen schwärmen, wie sehr Kombination Purpur und Schwarz-Gelb auf den Trikos “knallt”, und demonstriert es gleich mit einer Fotomontage:

Sehr eindrucksvoll. Blöd nur, dass Alexander Frei “künftig” garantiert nicht so jubeln wird — egal, wie das Logo letztendlich aussehen sollte. Das (unter Fans heftig umstrittene) gelb-weiße Trikot trugen die Dortmunder nur in der Saison 2006/2007; das aktuelle, auf dem das neue Logo ab dem Spiel gegen Werder Bremen am 14. September prangen soll, sieht ganz anders aus.

Danke an Christian V.!

Nachtrag 5. September: Mehrere Leser haben uns darauf hingewiesen, dass im “Bild”-Artikel ein weiterer Fehler versteckt ist:

Im alten Rom durfte übrigens nur der Imperator Julius Caesar ein mit Purpur gefärbtes Gewand tragen

Offenbar hat man da den Caesar und den gleichnamigen Herrschaftstitel verwechselt, denn Purpur durfte längst nicht nur der olle Julius tragen.

Nachtrag 12. September: Und wie weit “Bild” mit der Fotomontage vom richtigen Endergebnis entfernt lag, kann man sich seit heute selbst ansehen.

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