Spahn und die Presse, Netzsperren gegen Streaming, Bundesabkanzler

1. Spahn will Presse-Auskünfte aus Berliner Grundbüchern einschränken lassen
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Jens Spahn hat anscheinend ein spezielles Verhältnis zu Transparenz und Pressefreiheit – jedenfalls, wenn es die eigenen Belange betrifft: “Nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen Grundbuchämter in Berlin recherchierenden Journalistinnen und Journalisten künftig nicht mehr ohne weiteres Auskünfte zu seinen privaten Immobiliengeschäften erteilen dürfen. Das geht aus einer Beschwerde von Anwälten des Ministers an die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.”

2. “Triumphgeheul verbietet sich”
(fr.de, Bascha Mika)
Bascha Mika hat sich mit dem Medienethiker Tanjev Schultz über “Bild” und den “Bild”-Chef Julian Reichelt unterhalten, gegen den derzeit ein Compliance-Verfahren läuft: “Ich sehe einen öffentlichen Impuls, jetzt mit Häme und Vorverurteilungen an die Sache heranzugehen. Ich selbst habe ja auch kritische Worte gewählt. Aber man muss sich vor Selbstradikalisierung schützen, vor Schadenfreude und Häme. Man braucht die aktuellen Vorgänge nicht, um die Bild-Zeitung als problematisch einzustufen. Triumphgeheul verbietet sich.”

3. Viele Fakten, wenig Kritik
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 6:33 Minuten)
Martin Fritz arbeitet seit 20 Jahren als Korrespondent in Japan und kennt daher die Schwächen der japanischen Medienlandschaft recht gut: “Die meisten Journalisten verstehen Journalismus als Beruf und weniger als Berufung. Sie legen eher eine Angestelltenmentalität an den Tag und halten ihre politische Meinung zurück. Die fassen dann die Fakten zusammen – fertig ist der Artikel.” Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk findet Fritz aber auch lobende Worte für eine andere Sorte von Journalistinnen und Journalisten.
Weiterer Lesehinweis: Das bereits gestern empfohlene Interview mit ARD-Korrespondent Peter Kujath: 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück (br.de, Konstantin König).

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4. Ist Gendern der “Tod der Sprache”? (Spoiler: Nein)
(arminwolf.at)
Der ORF-Journalist und Moderator Armin Wolf bemüht sich um eine geschlechtergerechte Sprache und erntet dafür teilweise empörte Reaktionen: “Ich bin ja immer wieder erstaunt, welche Emotionen dieses Thema auslöst. Auch bei Menschen, die sehr aufgeregt fragen: ‘Haben wir denn keine anderen Probleme ???’ und anscheinend keine anderen Probleme haben als eine gesprochene Mini-Pause in Politiker innen. Möglicherweise sind sie auch davon überzeugt, dass alle anderen Probleme verschwänden, würde ich nur wieder die Politiker sagen.”

5. Darum gibt es jetzt Netzsperren gegen Streamingportale
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Neben den legalen, aber kostenpflichtigen Streamingportalen existieren im Netz kostenlose, aber illegale Streamingportale, die sich oft über Pornowerbung oder allerlei obskure Angebote und Klick-Fallen finanzieren. Die Clearingstelle Urheberrecht im Internet will diesen Seiten ein Ende bereiten und setzt dabei auf das Instrument der Netzsperre. Torsten Kleinz erklärt die diffizile Situation und zeigt, warum das Vorgehen der Clearingstelle nicht überall auf Zustimmung trifft.
Weiterer Lesehinweis: Bei netzpolitik.org kommentiert Markus Beckedahl: “Die Musikindustrie verkündet die Rückkehr der Netzsperren. Das Instrument hat gefährliche Nebenwirkungen und wird in autoritären Staaten zum Aufbau einer Zensurinfrastruktur missbraucht. Seht es endlich ein: Netzsperren schaffen mehr Probleme, als sie lösen.”

6. Der Bundesabkanzler Dieter Bohlen macht Schluss bei “DSDS” – es war höchste Zeit
(rnd.de, Imre Grimm)
Dieter Bohlen steigt als Chefjuror bei “Deutschland sucht den Superstar” aus. Für Imre Grimm ein guter Anlass, auf die TV-Karriere des “Poptitanen” zurückzublicken: “Ausgerechnet Bohlen, der eiskalte Ausbeuter von Teenie-Träumen, gerierte sich knapp zwei Jahrzehnte lang als Anwalt der Chancenlosen. Das war natürlich immer grober Unfug. Sein sozialdarwinistisches Kulturverständnis, wonach der plötzliche Durchbruch auf der Bühne als Blitzausweg aus Plattenbau, Berufsschulelend und Prekariat bedeutet, war nur eine nützliche Lüge.”

Aufsteigergeschichten, Emoji-Sprache der Rechten, Suche nach Rechnung

1. “Medien lieben Aufsteigergeschichten”
(taz.de, Timo Stukenberg)
Klassismus bezeichnet laut Wikipedia “Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer ‘niedrigeren’ sozialen Klasse”. Die Autorin Brigitte Theißl beschäftigt sich in ihrem Buch unter anderem mit klassistischen Narrativen in den Medien: “Medien lieben Aufsteigergeschichten, also die klassischen Hollywoodgeschichten. Diese Geschichten handeln von individuellen Anstrengungen und Erfolgen, aber es werden selten Geschichten erzählt über die Hürden und warum man es nicht oder trotzdem geschafft hat. Klassismus ist eine strukturelle Diskriminierungsform, die ganz individuelle Auswirkungen hat, auf Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse oder Gesundheit.” Im “taz”-Interview geht es unter anderem darum, wie eine diskriminierungsfreie und respektvolle Berichterstattung aussehen könnte.

2. Welche Emojis sind bei Nazis, Rechtsradikalen, Rassist*innen beliebt?
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael ist studierte Publizistin und Kunsthistorikerin und hat deshalb vielleicht ein besonderes Auge für die Bildsprache der extremen Rechten. In ihrem Beitrag beschreibt sie, wie Abwertung durch Emojis funktioniert und welche der Piktogramme sich bei Nazis, Rechtsradikalen und Rassisten besonderer Beliebtheit erfreuen.

3. 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück
(br.de, Konstantin König)
Als es vor zehn Jahren zur Atomkatastrophe im japanischen Fukushima kam, war Peter Kujath als ARD-Korrespondent vor Ort. Im BR-Interview erinnert er sich an das Unglück: “Als ARD-Korrespondent war ich für alle Radio-Programme zuständig und es riefen alle Sender an. Ich war nur noch mit Telefongesprächen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir überlegt, wie wir – meine Frau, die Mitarbeiterinnen und ich in dem kleinen Studio – mit der Katastrophe umgehen.”

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4. Klimajournalismus neu denken
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 6:52 Minuten)
Zur Klima-Thematik gibt es bereits verschiedene journalistische Angebote (einige davon sind im Artikel verlinkt), ein weiteres stammt von Lorenz Matzat, dem Macher des neuen “Klimajournalismus”-Newsletters. Im Interview mit dem Deutschlandfunk weist Matzat auf die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hin: “Wenn wir wüssten, dass in 20, 30 Jahren regelmäßig ein Schwarm von Meteoriten auf der Erde einschlagen würde, dann wäre wahrscheinlich einiges mehr los in der aktuellen Berichterstattung: Wie gehen wir damit um? Wie bereiten wir uns vor? Und den Eindruck habe ich beim Thema ‘Klimawandel’ nicht wirklich.”

5. Habe ich das Kind mit dir gezeugt?: Fast 80 Journalistinnen beklagen Sexismus und Einschüchterungen bei Tamedia
(kress.de, Marc Bartl)
Bei Tamedia handelt es sich um ein großes Schweizer Medienhaus, das zahlreiche Zeitungen verlegt (unter anderem den “Tages-Anzeiger”) und Druckereien besitzt. In einem Brief an Geschäftsleitung und Chefredaktion beklagen sich 78 Journalistinnen über Einschüchterungen und Sexismus und stellten konkrete Forderungen. Mittlerweile liegt auch ein Solidaritätsschreiben von Männern aus der Tamedia-Redaktion vor.

6. »Wo finde ich denn die Rechnungen?«
(twitter.com, Tim Pritlove)
Nur am Rande ein Medienthema, aber es zeigt exemplarisch, wie ausbaufähig das Verhältnis vieler Medien zu ihren Nutzern und Nutzerinnen ist: Tim Pritlove besitzt ein “Spiegel+”-Premium-Abo und steigert sich auf der Suche nach den Rechnungen in einen unterhaltsamen Rant: “Wenn man Eure Dienste nutzen soll, dann müsst ihr das EINFACH und ATTRAKTIV machen. Aber ich habe einfach keine Lust, für jedes mir rechtlich zustehende Dokument einmal zu Kafka und zurück zu reisen.”

7. Victim Blaming und Julian Reichelt: Vorwürfe gegen Bild-Chef erreichen Politik
(berliner-zeitung.de, Philippe Debionne)
Als siebter und damit zusätzlicher Link, weil unter anderem auch der “6 vor 9”-Kurator im Artikel vorkommt: “Peter Altmaier, CDU-Politiker und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden Victim Blaming und Sexismus in Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Reichelt vorgeworfen. Auslöser des Shitstorms ist ein Tweet von Minister Altmaier. In diesem zitiert der Politiker aus der Lore-Ley von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824.”

Döpfners Brief, Privat-Nachrichten, Gestreichelte Seele

1. Döpfner: “Für uns ist wichtig, dass wir bald Klarheit haben”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
In einem internen Schreiben des Springer-Vorstands an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird das Compliance-Verfahren gegen “Bild”-Chefredakteur Reichelt bestätigt: “Es liegt bislang kein Ergebnis vor, weder in die eine noch in die andere Richtung. Julian Reichelt bestreitet die Vorwürfe. Bitte glauben Sie uns, auch wir wollen so viel Transparenz wie möglich.”

2. Mehr Relevanz wagen
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic & Claudia Tieschky)
Privatsender wie ProSieben hätten sich vor zehn Jahren von eigenproduzierten Nachrichten verabschiedet und bezögen ihre News von externen Zulieferern. Dies habe auch daran gelegen, dass das Genre strengen Werbebeschränkungen unterliege und deshalb für Investoren wenig reizvoll sei. Nun würden die Sender wieder verstärkt auf Nachrichten setzen und teils wieder eigene Nachrichtenredaktionen aufbauen. Woher kommt der Sinneswandel? Und was bedeutet er für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz?

3. Wer streichelt unsere Seele?
(taz.de, Anne Fromm)
Die Otto-Brenner-Stiftung hat die Entwicklung von Medien in Ostdeutschland seit der Wende untersuchen lassen. Das Papier trägt den Namen “30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung” und stammt vom Kommunikationsforscher Lutz Mükke. “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm kommentiert: “Es mangelt also an Ostdeutschen in den meisten Medien, und somit auch an ostdeutschen Sichtweisen und Themen. Also zumindest an denen, die über die Ostquadriga von Nazis, Stasi, Leerstand, Doping hinausgehen. Ich will hier nicht die Leier der armen Ossis abspulen, denen niemand zuhört. Ich will nur verstehen, wie es kommt, dass der Schlachtruf ‘Lügenpresse’ im Osten lauter, die Aggression gegen JournalistInnen härter und die Ablehnung des Rundfunks vonseiten der Politiker eiserner ist.”

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4. Viel Hoffnung, viel Skepsis
(deutschlandfunk.de, Stephan Oszváth, Audio: 5:23 Minuten)
Die Deutsche Welle will Ende des Monats mit einem neuen Angebot für Ungarn an den Start gehen. Ein “realistisches Bild” von Europa und dem Land wolle man zeichnen und mit unabhängigen Medien zusammenarbeiten. Der Deutschlandfunk hat sich umgehört, wie das Projekt in Ungarn ankommt.

5. Es gibt mehr als das generische Maskulinum
(belltower.news, Milena Wurmstädt)
Im Online-Duden stehen seit neuestem bei allen Personen- und Berufsbezeichnungen die Erklärungen zur männlichen und zur weiblichen Form gleichberechtigt nebeneinander. Einige Menschen werten dies anscheinend nicht nur als Angriff auf die deutsche Sprache, sondern auch auf sich persönlich. Dementsprechend empört und hasserfüllt fällt so mancher Online-Kommentar aus. Milena Wurmstädt erklärt, worum es eigentlich geht: “Gendergerechte Sprache heißt in vielerlei Hinsicht ein mehr, nicht ein weniger. Mehr Geschlechter werden sichtbar. Mehr Menschen dürfen sich angesprochen fühlen. Mehr Menschen werden mitgedacht.”

6. Nach Mobbing-Vorwürfen gegen Reichelt: BILD-Zeitung sieht heute aus unerfindlichen Gründen nicht so aus
(der-postillon.com)
“Seit wann lässt man denn bei Springer solche Sensationsnachrichten links liegen?”, fragt der “Postillon” und macht mit einem fiktiven “Bild”-Titel auf, in dem er die in Rede stehenden Compliance-Verwürfe gegen “Bild”-Chef Julian Reichelt thematisiert: “Bedrängte er ‘BILD’-Mitarbeiterinnen? Mobbing-Boss im Visier. Kommt es jetzt ganz dicke für Ruchlos-Reichelt?”

Machtmissbrauch bei “Bild”?, Hoppsala, Royale Millionendeals

1. Interne Ermittlungen gegen »Bild«-Chefredakteur Reichelt
(spiegel.de, Isabell Hülsen & Alexander Kühn & Martin U. Müller & Anton Rainer)
Gegen Julian Reichelt, Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, wurde innerhalb des Springer-Konzerns ein sogenanntes Compliance-Verfahren eingeleitet. Unter anderem gehe es bei der Untersuchung um Machtmissbrauch und die Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. Außerdem sei von möglichen Vorwürfen der Nötigung und des Mobbings die Rede. Das gesamte Ausmaß der Compliance-Untersuchung sei derzeit noch unklar.

2. Wie Sexismus Journalistinnen bedroht
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum gestrigen Internationalen Frauentag hat Reporter ohne Grenzen einen Themenbericht zu Sexismus im Journalismus veröffentlicht (PDF, englisch). Vorstandssprecherin Katja Gloger kommentiert: “Anlässlich des Weltfrauentags möchten – und müssen – wir erneut deutlich machen, dass für Journalistinnen überall auf der Welt die Ausübung ihres Berufes oft schwieriger und gefährlicher ist als für ihre Kollegen. Sie müssen sich gegen sexuelle Belästigung wehren, wenn sie einfach nur ihren Job machen wollen. Sie müssen damit rechnen, dass eine Welle des Hasses über sie hereinbricht, wenn sie sich in den sozialen Netzwerken äußern. In manchen Ländern wie Pakistan oder Indien riskieren sie sogar ihr Leben.”

3. Zu große Nähe? Das ZDF, Jochen Breyer und die TSG Hoffenheim
(ndr.de, Daniel Bouhs)
“Sind das ZDF und sein Moderator Jochen Breyer zu gefällig geworden, wenn es um den Bundesligisten und dessen Mäzen geht?” Daniel Bouhs geht noch einmal einem Fall nach, der vor rund einem Jahr für Schlagzeilen sorgte und der Breyer, den Fußballklub TSG Hoffenheim sowie Dietmar Hopp betrifft (siehe dazu: Knallhart am Journalismus vorbei (taz.de, Andreas Rüttenauer) und Perfekt inszenierte Hetze (spiegel.de, Daniel Montezari)). Anlass für das neuerliche Aufflammen des Themas ist eine vom ZDF angekündigte Doku, von der sich Bouhs schon vorab einen Eindruck machen konnte.

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4. turi2 schafft das Gendersternchen wieder ab – und setzt aufs generische Femininum.
(turi2.de, Peter Turi)
Über ein Jahr habe das Branchenportal “turi2” das Gendersternchen verwendet, doch damit sei nun Schluss. Viele Leser und Leserinnen hätten das Sternchen in den Texten als störend empfunden – man schaffe es daher ab. Überraschend: Die Redaktion kehrt nicht etwa zur alten Schreibweise zurück, sondern setzt auf das generisches Femininum. Chefredakteur Markus Trantow: “Wir Männer dürfen uns ganz selbstbewusst mitgemeint fühlen.”

5. Perspektive in Wartestellung
(out-takes.de, Elisabeth Nagy)
In der Kategorie “Perspektive Deutsches Kino” will die Berlinale dem Filmnachwuchs eine Chance geben. Zu Corona-Zeiten ist es jedoch für alle etwas schwieriger. Die ausgewählten Filme soll es zum Beispiel erst im Sommer zu sehen geben. Elisabeth Nagy stellt die sechs Stücke vor, die von der Jury aus 225 Einreichungen dafür auserkoren wurden.

6. Morddrohungen und Millionendeals
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Christine Heuer & Mirjam Kid, Audio: 7:15 Minuten)
Prinz Harry und Herzogin Meghan haben der Talk-Milliardärin Oprah Winfrey ein weltweit beachtetes Interview gegeben. Anlass für den Deutschlandfunk, sich die Medienstrategie des royalen Ehepaars anzuschauen – weg vom Beobachtungsgegenstand der Medien, hin zu aktiven Medienplayern mit lukrativen Netflix- und Spotify-Deals.

Umfragen-Politik der “WamS”, Zerrwelt der Frauenhasser, Maiwald

1. Die Umfragen-Politik der “Welt am Sonntag”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier interessierte sich, auf was für einer Umfrage eine Schlagzeile der “Welt am Sonntag” beruht, und fragte einfach mal nach. Das gestaltete sich jedoch als gar nicht so leicht. Irgendwann bekam er immerhin die Antwort, dass man ihm nicht antworten wolle. Daraufhin hat sich Niggemeier auf die Suche nach dem Ursprung der Zahlen gemacht. Nun kann man auf gewisse Weise nachvollziehen, warum die “WamS” so schweigsam war.

2. Zerrwelt der Frauenhasser
(story.ndr.de)
“Incel” (Kunstwort aus “involuntary” für “unfreiwillig” und “celibate” für “Zölibat”) ist laut Wikipedia “die Selbstbezeichnung einer in den USA entstandenen Internet-Subkultur von heterosexuellen Männern, die nach Eigenaussage unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und der Ideologie einer hegemonialen Männlichkeit anhängen”. Der NDR hat sich in die Welt dieser Frauenhasser begeben und ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich die “Incel”-Szene ist. Die Reportage ist etwas länger, aber gut aufbereitet und lohnend.

3. Die Grenzen des Journalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat startet einen Newsletter zum Klimajournalismus. In seinem Einführungsbeitrag schreibt er: “Will Journalismus als Akteur seinem eigenen Anspruch gerecht werden – der gesamten Gesellschaft zu dienen -, muss er endlich einen neuen Blickwinkel in sein Bezugssystem integrieren: Die Perspektive des Klimawandels wird fester Bestandteil nahezu aller journalistischer Beschreibungen und Analysen gesellschaftlicher Vorgänge.”

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4. Altmaiers fragwürdiges 220-Millionen-Euro-Geschenk
(t-online.de, Wolfgang Büchner)
Der ehemalige “Spiegel”- und dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner spricht sich in einem Gastbeitrag gegen die 220 Millionen Euro schwere Presseförderung der Bundesregierung aus: “Aus ordnungspolitischer Sicht verfehlen Subventionen meist ihre Wirkung. Sie lähmen oft die Innovationsbereitschaft der Zahlungsempfänger. Im schlimmsten Fall schwächen sie nachhaltig die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen, die es sich auf dem Subventionskissen gemütlich machen. Sie können nicht verhindern, dass ein überkommenes Geschäftsmodell irgendwann nicht mehr funktioniert. Und sie behindern die Chancen neuer Marktteilnehmer, die sich im Wettbewerb mit subventionierten Traditionsunternehmen schwer tun.”

5. Der KiKa müsste neue Formate entwickeln
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Armin Maiwald gilt als einer der Väter der “Sendung mit der Maus” und hat für den kleinen TV-Nager unzählige Sachgeschichten produziert. Auch im Alter von 81 Jahren ist er noch dabei: “Bevor ich zuhause sitze und meiner Frau auf die Nerven gehe, drehe ich doch lieber noch zehn oder zwölf Filme pro Jahr, solange Körper und Geist mitmachen.”

KW09: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Endlich Wochenende und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen. In unserer Wochenausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Hör- und Guck-Angebote mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

1. Wie gestört ist die Bundespressekonferenz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36 Minuten)
Im Übermedien-Podcast unterhält sich Holger Klein mit der langjährigen Parlamentskorrespondentin Anja Maier über die Bundespressekonferenz, wer dort Mitglied werden kann und warum sich Politiker und Politiker dort regelmäßig den Fragen der Medien stellen. Maier war von 2015 bis 2018 im Vorstand der Bundespressekonferenz und bringt somit echtes Expertinnenwissen mit.
Weiterführender Link: In Sachen Bundespressekonferenz eine unentbehrliche Quelle: Der Youtube-Kanal von Tilo Jung, in dem er komplette Mitschnitte der Veranstaltung anbietet.

2. Medienmacher von morgen: Eine Deutschlandreise – ins Digitale
(3sat.de, Stephan Weichert, Video: 44 Minuten)
Die 3sat-Dokumentation porträtiert junge Medienmacher und ihre journalistischen Projekte: Felix Friedrich und Dario Nassal haben die News-App “The Buzzard“ etabliert, Mirko Drotschmann versorgt als “MrWissen2Go” rund zwei Millionen Youtube-Abonnenten. Die “Krautreporter” sind eines der ersten erfolgreichen journalistischen Crowdfunding-Projekte in Deutschland und die beiden Wissenschaftsjournalisten Astrid Csuraji und Jakob Vicar betreiben das Innovationslabor “tactile.news“.

3. Piratensender Powerplay, Episode 29: “Giovanni cancelt die Klimakrise!”
(piratensenderpowerplay.podigee.io, Samira El Ouassil & Friedemann Karig, 60 Minuten)
In der aktuellen Podcastfolge von “Piratensender Powerplay” geht es unter anderem um einen Leitartikel des „Zeit“-Chefredakteurs Giovanni Di Lorenzo zum 75-jährigen Jubiläum des Blatts. Die beiden Podcaster haben einige Fragen: „Wieso stehen in solchen Texten dann nur Beispiele aus den USA? Woran könnte das liegen? Und dann werden die auch noch so lange herumgedreht, bis… nun, gar nichts mehr zusammenpasst. Was ist noch der Unterschied zwischen Reflexion und “Selbstzensur”? Was ist einschüchternder, massive Kritik oder Morddrohungen? Und was hat die New York Post in so einem Text zu suchen?“

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4. Druckausgleich Folge 01: Bin ich eigentlich gut genug?
(journalist.de, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 37 Minuten)
Das Fachmagazin „journalist“ startet einen Podcast, in dem junge Medienschaffende über die Herausforderungen des Berufseinstiegs sprechen. „Das Ziel: den bestehenden Druck ausgleichen, ehrlich über Misserfolge reden und so das Narrativ der perfekten Jungjournalist*innen zu brechen.“ In der ersten Folge geht es unter anderem um das Impostor-Syndrom und die Frage „Bin ich eigentlich gut genug?“

5. Der Feind in meinem Bett – Warum Verlage mit Google zusammenarbeiten
(ardaudiothek.de, Audio: 16 Minuten)
Google lässt sich sein journalistisches Angebot “Google News Showcase” rund eine Milliarde US-Dollar kosten. Das Geld geht an weltweite Medienpartner. In Deutschland mit dabei ist unter anderem die „taz“. Katrin Aue und Thomas Bimesdörfer haben sich mit der „taz“-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann über Chancen und Risiken der Kooperation mit dem Tech-Konzern unterhalten.

6. Drogen auf Telegram: Messenger ohne Grenzen?
(youtube.com, Zapp Medienmagazin, Video: 18:55 Minuten)
Telegram ist eine kostenlose Chat-App, die sich besonderer Beliebtheit erfreut. Wer von Youtube und Facebook wegen permanenter Hassrede, Hetze oder Verschwörungsgerede verbannt wurde, weicht oft auf diesen weitgehend unkontrollierten Messenger aus. In direkter Nachbarschaft: Drogendealer, Waffenhändler, Urkundenfälscher und Extremisten… Das Medienmagazin “Zapp” hat sich bei dem “Messenger ohne Grenzen” umgeschaut.

Gratisbilder, Gewagter Entwurf, Chamäleon der Freundlichkeit

1. “Wenn alle Bilder gleich aussehen, ist das sehr bedauerlich für die Medien”
(de.ejo-online.eu, Felix Koltermann)
Viele journalistische Medien wollen für professionelle Fotos nichts zahlen und greifen zur Bebilderung ihrer Beiträge lieber auf kostenlose Aufnahmen zurück. Die Hamburger Fotografin Christina Czybik erklärt im Interview, wie sich die Gratismentalität auf die Bildsprache der Medien auswirkt, wie wichtig professionelle Pressefotografie ist, und was sie über das Thema Gendergerechtigkeit in der Fotografie denkt.

2. Gewagter Entwurf
(sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Wenn es nach Patricia Schlesinger, der Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), geht, könnte öffentlich-rechtlicher Hörfunk künftig verstärkt im Internet stattfinden. Hintergrund für derlei Überlegungen ist die bevorstehende Änderung des Staatsvertrags, in dem die Aufgaben des RBB geregelt sind.

3. Warum ARD und ZDF das beste Programm für die Gen Z haben
(meedia.de, Luca Schallenberger)
Sind ARD und ZDF vor allem Sender für alte Leute, wie oft behauptet wird? “Meedia”-Praktikant Luca Schallenberger sieht die Sache differenziert: Einerseits würden im linearen Fernsehen tatsächlich Inhalte für ein junges Publikum fehlen. Andererseits seien die Öffentlich-Rechtlichen dank der “Funk”-Formate durchaus zukunftsorientiert.

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4. “Es fällt nix vom Himmel, und es gibt keine Tricks”
(fachjournalist.de, Katrin Müller-Hohenstein)
Die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und der Fernsehmacher Jan Westphal haben für ein Buchprojekt Menschen nach deren Erfolgsgeheimnissen beziehungsweise dem Weg zum Erfolg gefragt. In einem Auszug beim “Fachjournalist” erzählt Sportjournalistin Müller-Hohenstein von ihrem Werdegang, plaudert aus ihrer Jugend und gibt dem Medien-Nachwuchs Karrieretipps.

5. “Die können das gerne als Drohung nehmen”
(zdf.de, Thomas Münten & Heiko Rahms & Christian Rohde)
Thalia-Chef Michael Busch hatte zur virtuellen Mitarbeiterkonferenz geladen, und mehr als 660 Angestellte des Buchhändlers konnten hören, wie ihr Chef gegen die politischen Akteure wütete: “Dieses Mal nehmen wir euch mit in die Verantwortung, und zwar so, dass es richtig, richtig weh tut.” Eine Mitarbeiterin habe gefragt, ob so eine Kampagne nicht zum Erstarken von Populisten führe und sogar eine politische Krise wie in Thüringen heraufbeschwören könne. Busch habe entgegnet, es gebe immer Trittbrettfahrer, und man könne nicht vermeiden, dass “die AfD versucht, sich da vorne auf die Lok draufzusetzen”.

6. Chamäleon der Freundlichkeit
(spiegel.de, Volker Weidermann)
Der Moderator Matthias Opdenhövel verlässt nach zehn Jahren die ARD-“Sportschau”. In einer “persönlichen Würdigung” verabschiedet sich Volker Weidermann: “Ich dachte, er sei ein unverrückbares Möbel. Einmal aufgestellt, um für immer zu bleiben. Ich hatte mich getäuscht.”

Bedrohte Bundeszentrale, 30 Jahre mediale Spaltung, Impfszenierung

1. Unabhängigkeit bedroht
(taz.de, Volkan Ağar)
Wegen eines Einführungssatzes für ein Onlinedossier über Linksextremismus geriet die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) unter Twitter-Druck. Schlussendlich schaltete sich das Bundesinnenministerium ein und sorgte dafür, dass die bpb den Satz änderte. Volkan Ağar zeichnet den Vorgang anhand der ihm vorliegenden Original-Korrespondenz nach und erklärt, worin die Gefahren einer derartigen Einflussnahme bestünden.

2. 30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung.
(otto-brenner-stiftung.de, Lutz Mükke)
Ein aktuelles Diskussionspapier der Otto Brenner Stiftung beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen ost- und westdeutscher Medienlandschaft. Nach wie vor gebe es ein innerdeutsches Ost-West-Gefälle. Die diagnostizierte mangelhafte Teilhabe von Menschen aus Ostdeutschland in Medien und Gesellschaft münde in einer “Kolonialisierungsdebatte” mit “Partizipationsdefiziten” und “Repräsentationslücken”.

3. Politische Impfszenierungen
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 4:30 Minuten)
Immer wieder taucht die Forderung auf, Angela Merkel möge sich live im Fernsehen impfen lassen. Samira El Ouassil sieht in dieser Art von politischer Inszenierung eine Gefahr: “‘Imfpvordrängelerin!’ würden manche dann vielleicht schimpfen, ließe sich die Kanzlerin zur Primetime in den Arm piksen. Und ja, die Botschaft, die hängen bleiben könnte: Die politische Elite nutzt ihre Position aus.”

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4. Beredtes Schweigen der deutschen Medien
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Bei netzpolitik.org kritisiert Ingo Dachwitz Facebooks neuen Newsfeed, der auf einem Lizenz-Deal mit einigen deutschen Presseverlagen basiert: “Die Öffentlichkeit bleibt bei den Verabredungen vieler deutscher Medien mit dem umstrittenen US-Konzern außen vor. Klar ist heute nur, dass die Verabredung zu einer Wettbewerbsverzerrung führen wird: Wer nicht bei Facebook News mitmacht, verzichtet nicht nur auf das Geld des Konzerns, sondern verpasst auch die Reichweite, die der neue Ausspielkanal den teilnehmenden Medien auf Facebook beschert.”

5. Mediengruppe RTL übernimmt Super RTL von Disney komplett
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
1995 gründeten die Mediengruppe RTL und die Walt Disney Company den gemeinsamen TV-Kanal Super RTL. Nun verkauft Disney seinen Anteil an RTL und macht damit den Sender zum alleinigen Gesellschafter. Thomas Borgböhmer ordnet die Transaktion und ihre Auswirkung auf den TV-Markt ein.

6. Wie ich einmal mit einem Menschen einen Text schrieb
(journalist.de, “Jamila” & Jakob Vicari)
In der mittlerweile 27-teiligen Serie “Mein Blick auf den Journalismus” erzählen Medienschaffende von ihren Anstrengungen für einen besseren Journalismus. Die aktuelle Folge bildet eine Ausnahme, denn der Text entstand mit einer ungewöhnlichen Co-Autorin: der Künstlichen Intelligenz “Jamila”. Jamilas Trainer Jakob Vikari erklärt: “Ich habe KI Jamila mit meinem Textarchiv trainiert. Darin sind Reportagen, Interviews, Essays und ein paar Kochrezepte, insgesamt über 21 Millionen Zeichen. Ich brauchte erst mal einen Editor, der so ein großes Textdokument überhaupt öffnen konnte. Das Training hat dann genau 93 Minuten gedauert. KI Jamila hat Reportagen von Emilia Smechowski und Markus Feldenkirchen gelesen, von Nicola Meier und Jenni Roth. Sie hat viele tolle Artikel gelesen und, wie mir zu spät auffiel, auch einige von Fälscher Claas Relotius.”

“Bild” stürmt, Deutschlandstart von “Facebook News”, Die Meteorologin

1. “Bild” stürmt auf Polizisten los, die angeblich Koch-Abend gestürmt haben sollen
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Immer öfter stellt “Bild” den Staat als einen autoritären Herrscher dar, der in Corona-Zeiten seine Bürger und Bürgerinnen angeblich mit allerlei unsinnigen Maßnahmen drangsaliert und terrorisiert. Da passt die Geschichte vom harmlosen Koch-Abend zweier Freunde, der von der Polizei gestürmt worden sei, bestens ins Bild. Boris Rosenkranz hat sich den Vorgang angeguckt und eine ganz andere Geschichte dahinter entdeckt.

2. Facebook holt (fast) alle an Bord
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Annika Schneider, Audio: 4:59 Minuten)
Ab Mai will Facebook in Deutschland ein kuratiertes journalistisches Nachrichtenangebot starten. Bei “Facebook News” sind einige namhafte Medienpartner wie “Spiegel”, “FAZ” und “Zeit” mit an Bord, aber auch kleinere Medien wie die “Nordwest-Zeitung” (“NWZ”) aus Oldenburg. Der Deutschlandfunk hat sich mit “NWZ”-Geschäftsführerin Stephanie von Unruh über die geplante Kooperation unterhalten.

3. Augustus Intelligence klagt gegen Herausgabe von Lobbyschreiben an abgeordnetenwatch.de
(abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Das im Zuge der Amthor-Affäre bekanntgewordene Unternehmen Augustus Intelligence wolle unbedingt verhindern, dass die Initiativen “Abgeodnetenwatch” und “FragDenStaat” in den Besitz eines Lobbyschreibens kommen, und habe dazu Klage gegen das Bundeswirtschaftsministerium eingereicht, berichtet Martin Reyher. In dem Schreiben habe der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (ebenfalls CDU) um politische Unterstützung für Augustus geworben.

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4. Ein Palast für Frauen
(taz.de, Simone Schmollack)
Silke Burmester hat als freie Journalistin und Autorin bereits für viele Medien gearbeitet. In der “taz” schrieb sie zum Beispiel als “Kriegsreporterin” sieben Jahre lang wöchentlich über die Medienbranche. Nun hat Burmester ein Solo-Projekt gestartet: Palais F*Lu­xx, ein virtueller “Palast für Frauen ab 47 Jahren”, die sich dort auch mit eigenen Texten einbringen können. Simone Schmollack hat sich die Seite näher angeschaut.

5. Guter Film braucht einen guten Ton
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Der Ton sei seit Jahrzehnten das Stiefkind der Filmproduktion, findet Medienjournalist Tilmann P. Gangloff, doch nun bekomme das Problem eine besondere Brisanz: Die Zuschauerinnen und Zuschauer von ARD und ZDF würden immer älter, entsprechend wichtiger sei ein guter Ton. Verschiedene ARD-Sender wollen im Rahmen von Pilotprojekten die Sprachverständlichkeit des Fernsehens verbessern, doch das Thema ist komplexer, als man ahnt.

6. Die Meteorologin
(sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Nahezu dreißig Jahre lang trug die Meteorologin Karla Wege im ZDF den Wetterbericht vor, nun ist sie im Alter von 90 Jahren in München gestorben. Die “Süddeutsche” erinnert an eine Frau, die sich ganz dem Wetter verschrieben hatte und dafür verantwortlich ist, dass Wetterlagen auch in Deutschland einen Namen tragen.
Weiterer Hinweis: Sogenannte Wetterpatenschaften, die eben auch auf Karla Wege zurückzuführen sind, für das Jahr 2022 können ab dem 8. September beim Institut für Meteorologie beantragt werden.

Ist das “nd” nah?, Gewinnspiel verliert, Mausgezeichnet

1. Ist das ND nah?
(taz.de, Anne Fromm)
Bei der schwer angeschlagenen linken Tageszeitung “Neues Deutschland” (“nd”) wird derzeit die Umwandlung in eine Genossenschaft diskutiert. Derartige Modelle haben bei “taz”, “Junge Welt” und “Krautreportern” einigermaßen gut geklappt, doch für die “nd” könnte die Situation schwerer sein, findet Anne Fromm: “Ihre LeserInnenschaft ist alt, älter vermutlich als die anderer Zeitungen. Den Großteil ihrer LeserInnen hat das Blatt in Ostdeutschland, viele von ihnen sind treu geblieben aus alter DDR-Verbundenheit, als die Zeitung noch Zentralorgan der SED war. Treten die noch in eine neue Genossenschaft ein?”

2. Gewinnspielportal der Funke Mediengruppe entblößt über 85.000 Datensätze
(heise.de, Jan Mahn)
Das Gewinnspielportal “funke.fun” der Funke Mediengruppe habe nach Informationen von “Heise” versehentlich die Einsicht in Daten von rund 85.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglicht. Ursache sei eine “schlampig umgesetzte” Prämienaktion. Funke habe den Fall als meldepflichtigen Datenschutzverstoß im Sinne der DSGVO eingestuft und erklärt, die zuständige Berliner Landesdatenschutzbeauftragte informiert zu haben. Außerdem wolle man die 85.664 Betroffenen über den Fall unterrichten.

3. Spiegel’s Digest
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
In der aktuellen “SZ”-Medienkolumne “Abspann” schreibt Cornelius Pollmer über eine besondere Gunst, die gelegentlich “Spiegel”-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zuteil wird: den werbeträchtigen Vorabdruck ihrer Bücher.

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4. Was es für den deutschen Streaming- und Fernsehmarkt bedeutet, wenn Hollywood-Studios zu Konkurrenten werden
(medienpolitik.net, Thorsten Hennig-Thurau, Ricarda Schauerte, Niko Herborg, Veronika Schneid, Nico Wiegand)
Die von WissenschaftlerInnen und einer Unternehmensberatung durchgeführte Studie “Angriff aus Hollywood” (PDF) beschäftigt sich mit dem Markteintritt der großen Hollywood-Studios ins Streaming-Geschäft und den daraus folgenden Auswirkungen auf den deutschen Streaming- und Fernsehmarkt. Interessant sind auch die Erkenntnisse zur derzeitigen Mediennutzung. So habe das Pay-TV trotz Wiederanpfiff der Bundesliga verloren, während Youtube Zuwächse verzeichnen könne.

5. Inflation berechnen? Lass uns mal Twitter fragen
(zeit.de, Henrik Oerding)
Für viele ist der Kurznachrichtendienst Twitter ein praktisches Instrument, um sich in kurzen Botschaften mit anderen auszutauschen oder den eigenen Standpunkt klarzumachen. Für die Wissenschaft ist Twitter darüber hinaus eine gigantische Datenquelle, die vielfältige, teilweise überraschende Erkenntnisse liefert. Henrik Oerding stellt einige der auf Twitter-Daten basierenden Studien vor. Dabei geht es unter anderem um Inflationserwartungen, die Messung von Erdbeben und eine “Zufriedenheitsforschung”.

6. Klingt komisch, ist aber so
(philomag.de, Matthias Warkus)
Am Sonntag wird “Die Sendung mit der Maus” (WDR) 50 Jahre alt. Im “Philosophie Magazin” huldigt Matthias Warkus dem kleinen TV-Nager und seinen Sachgeschichten: “Alles ist interessant, alles ist zugleich selbstverständlich und wundervoll, aber das heißt nicht, dass deswegen auch gleich alles gut wäre. Das ist nicht die schlechteste Sicht auf die Dinge, und ein hervorragender Ausgangspunkt für die Philosophie.”

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