Anti-Cannabis-Kampagne, Keine Anklage gegen RTL, IS-Anhängerinnen

1. Gesundheitsbehörde wirbt ungefragt mit maiLab – und muss Video löschen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung bewirbt bei Twitter eine Kampagne zur “Cannabisprävention auf Social Media” und scheint ein bekanntes Testimonial anführen zu können: die Wissenschaftsautorin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim. Die wusste bisher jedoch nichts von ihrem Glück und kommentiert: “Gut, dass ich dank Twitter von dieser ‘Kollabo’ erfahre”. Weder sie noch “Funk” hätten das Video freigegeben.

2. Opfer und Täterin zugleich
(taz.de, Laila Oudray)
Laila Oudray kritisiert die Berichterstattung über deutsche IS-Anhängerinnen. Das Thema sei für Rechtswesen und Medien eine komplizierte Angelegenheit. Nicht nur Boulevardmedien würden oftmals ein verzerrtes Bild von IS-Anhängerinnen zeichnen: “Zu diesen verzerrten Wahrnehmungen kommt die problematische Stellung der Frau in Teilen des Islams und die damit einhergehende Ungleichbehandlung. So setzte sich ab den 1980er-Jahren verstärkt das Klischee der nicht Deutsch sprechenden Frau durch, die ihrem Mann hinterherlaufen muss.” Ein lesenswerter Beitrag, der zum Nachdenken anregt – oder wie es im Einleitungstext heißt: “Es gilt, Ambivalenz auszuhalten.”

3. Mehrheit fordert Maßnahmen gegen Mediensucht von Kindern
(zeit.de)
Das Deutsche Kinderhilfswerk hat den Kinderreport Deutschland 2021 veröffentlicht (PDF). Darin geht es um “Mediensucht und exzessive Mediennutzung im Spannungsfeld von gesundem Aufwachsen und medialer Teilhabe von Kindern”. Laut einer repräsentativen Erhebung sprächen sich 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen dafür aus, das Thema Mediensucht in der Schule zu behandeln. Bei den Erwachsenen seien es sogar 95 Prozent.

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4. Pressefreiheit unter Beschuss
(jungewelt.de, Stefan Huth)
Seit 2004 ist die “junge Welt” dem Verfassungsschutz einen eigenen Beitrag im alljährlichen Bericht wert. Redaktion und Verlag setzen sich dagegen zur Wehr: “Das war von Anfang an mehr als nur ärgerlich, denn diese Feindmarkierung hat durchaus Folgen für die redaktionelle Arbeit – nicht zuletzt, weil sie die ökonomischen Grundlagen der Zeitung angreift, die ihr Erscheinen überhaupt ermöglichen.”

5. Sie haben Post! – Ein neuer Newsletter
(verdi.de, Robert B. Fishman)
Newsletter erleben seit einiger Zeit ein überraschendes Revival. Immer mehr Journalisten und Journalistinnen würden das Medium nutzen – auch um Geld zu verdienen. Einfach sei das jedoch nicht, wie Robert B. Fishman schreibt. Hilfreich seien ein bekannter Name, die Wahrnehmung als glaubwürdige Quelle und ein gut funktionierendes Netzwerk mit vielen Followerinnen und Followern.

6. Anklage gegen RTL fallengelassen
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Vor drei Jahren haben mehrere Männer die Wohnungstür eines Handwerkers eingetreten und ihn krankenhausreif geschlagen, weil sie fälschlicherweise meinten, in ihm einen verdächtigen Pädophilen aus einem RTL-Beitrag erkannt zu haben. Nun hat ein Gericht eine Verantwortung des Reporter-Teams für die Tat verneint. Carolin Gasteiger kommentiert: “Juristisch ist das ein Erfolg für RTL, die Frage nach der journalistischen Sorgfaltspflicht ist damit allerdings nicht geklärt.”

Eigentor des Torwarts, Influencing oder Kinderarbeit?, Netflix-Krise

1. Sky will Jens Lehmann nicht mehr als Gast einladen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der ehemalige Fußballtorwart und heutige TV-Experte Jens Lehmann hat, sich augenscheinlich in der Adresse irrend, eine rassistische Nachricht an einen Kollegen verschickt. Das hat nun Konsequenzen, wie Sky-Sportchef Charly Classen mitteilt: “Wir hatten Jens Lehmann oft bei Sky als Gast in unserem Programm, sind sehr enttäuscht über sein Verhalten und planen, ihn jetzt nicht mehr als Gast in unsere Sendungen einzuladen”. Lehmann verliere außerdem seinen Sitz im Aufsichtsrat von Hertha BSC, wie der Fußballklub bestätigt habe.

2. Presserat rügt ZEITmagazin
(blog.zeit.de, Chefredaktion ZEITmagazin)
Im “ZEITmagazin” Nr. 41/20 schrieben sieben Autorinnen und Autoren über das Wohnen und Arbeiten von morgen. Den sieben Artikeln waren jeweils grafische Illustrationen mit herausgestellten und namentlich genannten Produkten beigestellt. Der Presserat rügte dies als Schleichwerbung: Die Nennungen hätten unterbleiben müssen, um den entstehenden werblichen Effekt zu vermeiden. Im Blog der “Zeit” akzeptiert die Chefredaktion des “ZEITmagazins” die Rüge.

3. Influencing oder Kinderarbeit?
(deutschlandfunk.de, Ann-Kristin Pott, Audio: 5:30 Minuten)
Einige Influencerinnen setzen auf Instagram auch ihre Babys und Kleinkinder für Werbung ein. Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, kritisiert diese Instrumentalisierung: “Babys sollten nicht kommerzialisiert werden, und genau das passiert, wenn Influencer-Eltern Babyfotos einsetzen, um ihre Reichweite zu steigern oder um die Reichweite von Werbepostings zu steigern. Eltern sind hier in einer Doppelfunktion, sie sind einmal Auftraggeber:innen für das entsprechende Posting, aber sie sind auch Fürsorger:innen für ihre Kinder.”

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4. Netflix in der Krise: Ideenflaute, Einheitsbrei, lahmes Wachstum – was ist passiert?
(rnd.de Imre Grimm)
Nach explosivem Wachstum in der Vergangenheit fallen bei Netflix die neuesten Zahlen deutlich niedriger aus als von Analystinnen und Aktionären erwartet. Imre Grimm macht dafür verschiedene Gründe aus: fehlenden cineastischen Nachschub, eine rasch wachsende Konkurrenz und die “Disney-Falle”. Netflix sei laut Grimm zwar weniger von Idealismus, Reinheitswahn und Gottesfurcht getrieben als Disney. Am Ende aber drohe dasselbe: kulturelle Verödung.

5. “Solche Filme kann man eigentlich nicht machen”
(sueddeutsche.de, Martina Knoben)
Marc Bauder und Daniel Sager haben eine Doku über das Investigativ-Ressort der “Süddeutschen Zeitung” gedreht. Im Interview (mit der “SZ”) erzählen die beiden über die Entstehung des Films, die Finanzierung von Dokumentarfilmen und die Mühen der Ebene: “Investigativer Journalismus hat auch mit Frustration zu tun, mit Nachjustieren und nochmal neu Ansetzen. Man wacht nicht morgens auf und findet ein belastendes Video über einen Politiker im Briefkasten, es ist ein mühsames Zusammensetzen von Puzzleteilen.”

6. Tausende AOL-Kunden wählen sich noch per Modem ins Internet ein
(t3n.de)
Im Jahr 2002 kam der Internet-Provider AOL weltweit auf rund 34 Millionen Kundinnen und Kunden. Heute sind es nur noch – beziehungsweise immer noch – 1,5 Millionen. Und vielleicht noch überraschender: Wie bekannt wurde, sollen sich einige Tausend von ihnen immer noch per Modem ins Internet einwählen.

Gangsta-Rap und Antisemitismus, “Ressort X”, Trumps eigenes Twitter

1. “Gangsta-Rap” könnte Antisemitismus fördern
(zdf.de)
Die Universität Bielefeld hat sich in einer Studie mit dem möglichen Zusammenhang von Gangsta-Rap und Antisemitismus beschäftigt (“Die Suszeptibilität von Jugendlichen für Antisemitismus im Gangsta Rap und Möglichkeiten der Prävention”). Studienergebnisse würden zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum der Musik und antisemitischen sowie frauenfeindlichen und chauvinistischen Einstellungen gebe. Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, fordere deshalb: “Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren und mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten Jugendliche indoktrinieren”.

2. Viele Jugendliche können beim Lesen Fakten nicht von Meinungen unterscheiden
(deutschlandfunk.de)
Laut einer Sonderauswertung der neuesten Pisa-Studie seien in Deutschland weniger als die Hälfte der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in der Lage, beim Lesen Fakten von Meinungen zu unterscheiden. Der Fairness halber sei jedoch erwähnt, dass es bei Erwachsenen zuletzt ähnliche Ergebnisse gegeben hat: “Die digitale Nachrichtenkompetenz der deutschen Gesellschaft ist laut einer Studie mittelmäßig bis schlecht.”

3. Was Zeit-Online-Ressortleiter Philip Faigle zum führenden Deutschlandversteher macht
(kress.de, Rupert Sommer)
Im “Ressort X” widmet sich “Zeit Online” regelmäßig den großen Themen unserer Zeit – ob Wohnen oder Mobilität, Ungleichheit oder Klassenunterschiede, Geschlechterrollen oder psychische Gesundheit. Philip Faigle ist Redakteur für besondere Aufgaben bei “Zeit Online” und leitet das Schwerpunkt-Ressort. Im Interview mit “kress” spricht er unter anderem über die Arbeit seines Teams, die Themenwahl, den neuen Leserrat und die Aktion “Deutschland spricht”.

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4. Drei Länder, eine Mediathek
(sueddeutsche.de, Kathrin Müller-Lancé)
Kathrin Müller-Lancé hat sich “The European Collection” angeschaut, eine Programminitiative von Arte, ARD, ZDF, der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft SRG sowie den französischen France Télévisions: “Ist das der Durchbruch der europäischen Öffentlichkeit? Die europäische Super-Digital-Plattform, von der der ehemalige BR-Intendant Ulrich Wilhelm immer träumte?”

5. Umfrage zur Sicherheit von Journalist*innen
(verdi.de)
Die Europäische Journalisten-Föderation will in einer Umfrage herausfinden, wie Medienschaffende Bedrohungen für ihre physische Sicherheit und psychische Gesundheit wahrnehmen und welche Maßnahmen sie als hilfreich und wirksam erachten. Das Ausfüllen der Umfrage soll maximal zehn Minuten in Anspruch nehmen.

6. Trump bastelt sich sein eigenes Twitter (oder lässt es zumindest so aussehen)
(spiegel.de)
Dass die großen Social-Media-Plattformen Donald Trump verbannt haben, wird von vielen als äußerst wohltuend empfunden. Doch es gibt mindestens eine Person, die sich partout nicht mit der reduzierten Aufmerksamkeit abfinden will – und das ist der US-amerikanische Ex-Präsident selbst. Trump hat deshalb eine Website aufsetzen lassen, die er mit Kurznachrichten füttert, die von seiner Gefolgschaft via Teilen-Funktion in die Sozialen Netzwerke getragen werden sollen. Ob die Plattformen dies zulassen, sei derzeit noch unklar.

Zielscheibe Journalisten, “Volksverpetzer”, Hexentrend

1. Wenn Journalisten zur Zielscheibe werden
(tagesschau.de, Jenni Rieger, Video: 4:00 Minuten)
Der Journalist Alexander Roth erfährt wegen seiner Artikel über Rechtsextreme, Verschwörungsmythen und “Querdenker”-Szene immer schärfere Anfeindungen. Viele davon sogar ganz unverhohlen unter Klarnamen. Die Angriffe auf Roths Arbeit hätten längst auch Auswirkungen auf sein Privatleben – seine Privatadresse halte er deshalb geheim. Die “tagesthemen” haben den Journalisten an seinem Arbeitsplatz besucht, dem Zeitungsverlag Waiblingen.
Weiterer Lesehinweis: Ein Twitter-Thread von Alexander Roth: Ich wurde in den letzten Tagen mehrfach gefragt, nach wie vielen Beleidigungen und Bedrohungen für mich Schluss ist.

2. “Niemand hat ein Recht auf eigene Fakten”
(journalist.de, Kristina Wollseifen)
Das Magazin “journalist” beschäftigt sich mit dem Anti-“Fake-News”-Blog “Volksverpetzer” und hat dafür mit Thomas Laschyk gesprochen, dem Gründer und “Chef-Verpetzer”. Es geht dabei auch um die Unterschiede zu anderen journalistischen Angeboten, dem bewusst sarkastischen, emotionalen und reißerischen Stil: “Es ist sehr schnell frustrierend, Lügenmärchen sachlich und gezwungen neutral darzustellen”, so Laschyk: “Wenn ich bei meinen Faktenchecks neutral bleibe und die Lügen ernst nehme, dann werte ich diese verrückten Aussagen doch nur auf.”

3. Danke.
(uebermedien.de, Samira El Ouassil)
Samira El Ouassil stimmt anlässlich dem gestrigen Tag der Pressefreiheit und ihrer einhundertsten “Übermedien”-Kolumne ein Loblied auf den Journalismus an: “Stellen Sie sich eine Welt ohne Journalist*innen und unabhängige Medien vor. Was würden Sie lesen? Online wie analog? Was wäre auf Twitter und Facebook zu sehen? Was würden Sie auf dem Weg zu Arbeit im Radio hören? Was im Fernsehen schauen, um sich zu informieren? Wie würden Sie sich über die Regierung informieren? Auf der Website der Bundesregierung? Wie würden Sie von der Welt um Sie herum erfahren, von den nationalen Problemen und den internationalen Konflikten? Wie wäre diese Pandemie ohne freie, plurale, unabhängige Medien und Journalist*innen verlaufen, die beständig und vielstimmig über aktuelle Entwicklungen aufklären?” Auch deshalb lesenswert, weil El Ouassil ihre Gedanken mit biographischen Eindrücken aus dem Land eines Teils ihrer Familie verknüpft.
Als ergänzender Kontrast dazu der Beitrag von Markus Kompa: “Während sich heute am Tag der Pressefreiheit konventionelle Medienmacher im jährlichen Ritual gegenseitig auf die Schulter klopfen, hält sich die Laune einiger Blogger und YouTuber in Grenzen. Seit einigen Wochen bekommen sie blaue Briefe von Landesmedienanstalten, die politisch unerwünschte Inhalte beanstanden und Fristen zur Änderung setzen.”

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4. Liedschnipsel sind nicht das Problem, sondern Uploadfilter
(zeit.de, Julia Reda)
In einem Gastbeitrag für “Zeit Online” erklärt Urheberrechtsspezialistin Julia Reda, warum sie Uploadfilter als Gefahr für die Meinungsfreiheit sieht:” Durch verpflichtende Uploadfilter droht eine erhebliche Zunahme der Missbrauchsfälle und die damit einhergehende Aushöhlung der Kommunikationsfreiheiten. Gleichzeitig werden Uploadfilter nicht verhindern können, dass Plattformen und Labels Musikschaffende ausbeuten.” Reda belässt es jedoch nicht bei der Kritik, sondern macht konkrete Gegenvorschläge.
Weiterer Lesehinweis: Wir fordern das Ende des Abmahn-Unwesens (netzpolitik.org, Malik Aziz & Bastian Wölfle & Beata Hubrig).
Und noch ein Lesetipp: Beim “Tagesspiegel” glaubt der Wikimedia-Verantwortliche für Politik und Recht, John Hendrik Weitzmann, dass Kreative derzeit gezielt in Alarmstimmung versetzt würden, “um mühsam erreichte Kompromisse zum Grundrechteschutz im Urheberrecht doch noch zu kippen”.

5. Twitter bringt Clubhouse-Klon “Spaces” an den Start
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Anfang des Jahres erlebte die Audio-Chat-App Clubhouse einen regelrechten Hype. Befeuert wurde dies durch zahlreiche Medienschaffende, die mit eigenen Talks auf Sendung gingen. Das Thema könnte noch einmal Fahrt aufnehmen, denn Twitter erweitert seine Plattform um den Audio-Dienst Spaces. Und der ist, im Gegensatz zu Clubhouse nicht nur für iOS-, sondern auch für Android-Geräte verfügbar.

6. Der Hexentrend auf TikTok ist antimodern und pseudofeministisch
(belltower.news, Anna Meier & Eva Kappl)
Auf der Kurzvideo-Plattform TikTok hat sich unter dem Schlagwort #WitchTok eine Community von selbsternannten Hexen gebildet. Was steckt hinter dem Trend? Anna Meier und Eva Kappl haben sich das esoterische Phänomen rund um die “empowernden Hexen” angeschaut und entlarven es als “eine Vermarktungsstrategie mit höchst problematischen Bezügen und Querverbindungen, die als Türöffner für antimodernes und menschenfeindliches Gedankengut dienen kann.”

#allesdichtmachen-Abgründe, Simulation, Insta-Getrickse

1. Das Netzwerk hinter #allesdichtmachen
(tagesspiegel.de, Hannes Soltau & Recherchenetzwerk Antischwurbler)
In Zusammenhang mit der Video-Aktion #allesdichtmachen ergeben sich immer mehr Spuren und Verbindungen zum “Querdenker”-Milieu. Hannes Soltau konstatiert: “Die Schäden, die die Kampagne in der Filmbranche angerichtet hat, lassen sich im Moment kaum abschätzen. Unter Filmschaffenden hat #allesdichtmachen Zwietracht gesät, was sich laut Schilderungen von Beteiligten sogar auf Dreharbeiten auswirkt.” Nach seiner Recherche werde ihm “immer klarer, dass #allesdichtmachen nicht bloß die spontane Äußerung einer Gruppe von ernstlich besorgten Filmschaffenden ist, als die sie Dietrich Brüggemann in den Medien darstellt. Sondern Teil einer größeren Kampagne, die eine antidemokratische Agenda verfolgt.”
Nachtrag: Der “Tagesspiegel” hat dem Beitrag mittlerweile folgenden Korrekturhinweis vorangestellt: “Der Tagesspiegel hat sich entschieden, das Netzwerk anders als in der ursprünglichen Überschrift zu diesem Zeitpunkt nicht als ‘antidemokratisch’ zu bezeichnen. Wir werden zu den Hintergründen der Aktion #allesdichtmachen weiter recherchieren.”

2. Lesbos: Die Simulation von Pressefreiheit
(verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Franziska Grillmeier lebt und arbeitet auf der griechischen Mittelmeerinsel Lesbos und berichtet auch zu den Themen Migration und Flucht. Das funktioniere immer schlechter. Es werde immer schwieriger, mit geflüchteten Familien ins Gespräch zu kommen oder von den Behörden Antworten auf Presseanfragen zu erhalten. Die Ausnahme: Wenn hoher Besuch auf die griechischen Inseln zu den Camps voller Geflüchteter komme, dann werde “eine Simulation von Pressefreiheit aufgebaut”.

3. Neue ARD-Programmdirektorin: Hier ist Ihr Spickzettel, Frau Strobl!
(dwdl.de, Peer Schader)
Die bisherige Geschäftsführerin der ARD-Produktionstochter Degeto, Christine Strobl, wird neue ARD-Programmdirektorin. Peer Schader gibt Strobl in seiner Kolumne gleich eine ganze Liste von Aufgaben mit: “Ich übertreibe vermutlich nicht, wenn ich prognostiziere: Wir erwarten Unmögliches von Ihnen, enttäuschen Sie uns bitte nicht.”
Weiterer Lesehinweis: Bei der “taz” kommentiert René Martens: “Christine Strobl muss in ihrer neuen Funktion dazu beitragen, dass die ARD die richtige Balance findet. Man braucht erstens exklusive Angebote für die Mediathek, zweitens Inhalte, die mit Blick auf die Media­theken­nutzung produziert werden, aber auch linear funktionieren müssen – und drittens natürlich klassisch lineares Fernsehen, das nach alter Väter Sitte in der Mediathek zweitverwertet wird.”

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4. Jour­na­list darf weiter über Dop­pelpla­giat berichten
(lto.de, Manuel Göken)
Journalisten dürfe nicht schon im Vorfeld verboten werden, über wissenschaftliche Plagiate zu berichten, so der Bundesgerichtshof in einer aktuellen Entscheidung. Die Vorgeschichte: Eine ehemalige Jura-Dozentin wollte der Presse verbieten, über ihre Plagiate bei Promotion und Habilitation zu schreiben, und hatte einen Journalisten verklagt. Dieser zeigte sich nach seinem Sieg in Karlsruhe erleichtert: “Das Ergebnis hilft allen Medien, die regelmäßig über Plagiatsfälle berichten. Denn es ist nun klar, dass man über Plagiatsfälle auch mit Klarnamen der Verantwortlichen berichten darf.”

5. Der gefährliche Versuch, Gewalt gegen Menschen mit Behinderung nachvollziehbar zu machen
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
In Potsdam wurden in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung vier Personen getötet und eine fünfte Person schwer verletzt. In die Berichterstattung über die Gewalttat schlich sich ein merkwürdiger Unterton ein, der von Verständnis für die Tat getragen war. Lisa Krämer kritisiert das fehlende Bewusstsein für das Thema und mahnt eine geeignetere Wortwahl an.

6. Loop Giveaways: Das Riesengeschäft mit echten Followern auf Instagram
(vice.com, Sebastian Meineck)
Der Marktwert von Influencerinnen und Influencern bestimmt sich meist nach der Anzahl ihrer Gefolgschaft: je mehr Menschen ihnen in den Sozialen Medien folgen, desto höher die Werbeerlöse. Einigen von ihnen scheint jedes Mittel Recht zu sein, ihre Reichweite zu vergrößern. Eine Methode: sogenannte Loop Giveaways. Dabei handelt es sich um Gewinnspiele, bei denen zahlreichen Instagram-Profilen gefolgt werden muss. Auch für die Organisatoren eine gewinnbringende Sache, bei der schon mal sechsstellige Summen umgesetzt werden.
Unbedingt sehenswert: Der Youtuber Robin Blase erklärt in einem Video, wie das Ganze funktioniert: Der geheime Handel mit Instagram-Gewinnspielen (17:48 Minuten).
Weiterer Lesehinweis: Im letzten Kreis der Social-Media-Hölle: Das Biz mit Nonsens- und Ekel-Videos auf Facebook (omr.com, Roland Eisenbrand).

KW 17: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wir Journalisten Folge 5: Gewalt gegen Journalisten
(djv.de, Audio: 46:57 Minuten)
Der Fernsehjournalist Arndt Ginzel ist spezialisiert auf Investigatives und Rechtsextremismus und dreht regelmäßig auf Demonstrationen. Dabei erlebt er immer wieder Anfeindungen der verschiedensten Art. Bei “Wir Journalisten”, dem Podcast des Deutschen Journalisten-Verbandes, spricht er über die zunehmende Gewalt gegen Medienschaffende. Weitere Folgen der Gesprächsreihe mit Journalisten und Journalistinnen gibt es auf der Übersichtsseite.

2. FS259 Nasenfaktor
(freakshow.fm, Tim Pritlove & Dominik Wagner & Roddi & Rainer Killinger, Audio: 3:35:14 Stunden)
Apple kündigte jüngst den Einstieg ins Podcast-Business an. Man wolle nicht nur die Infrastruktur, sondern auch Bezahlinhalte im Audiobereich anbieten. Der Konzern verlangt von den Podcast-Anbietern dafür bis zu 30 Prozent Provision. In der “Freakshow” diskutieren Tim Pritlove und seine Mitstreiter die möglichen Auswirkungen auf die Podcast-Branche.

3. Kulenkampffs Schuhe
(ardmediathek.de, Regina Schilling, 1:31:59 Stunden)
In den 60er- und 70er-Jahren erlebte das Fernsehen seine goldenen Zeiten mit Einschaltquoten von bis zu 80 Prozent. Am Samstagabend saßen viele Familien einträchtig vor dem TV-Gerät und schauten “Einer wird gewinnen” mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die “Peter-Alexander-Show”. Die Regisseurin Regina Schilling wirft in ihrer Doku einen Blick auf das Unterhaltungsfernsehen von damals und hat dazu zahlreiche Showausschnitten aus der Zeit, Interviews, privates Super-8-Material sowie historische Dokumenten und Fotos zusammengetragen. Achtung: Die 90-minütige Doku ist nur noch bis zum 6. Mai in der ARD-Mediathek zu sehen und verschwindet danach wieder im öffentlich-rechtlichen Depublizierungs-Nirwana.

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4. Prügelknaben? – Ein Redaktionsgespräch über das Männerbild in den Medien
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz & Stephan Beuting & Annika Schneider & Michael Borgers & Bettina Schmieding, Audio: 37:23 Minuten)
Mit der Bezeichnung “alte weiße Männer” sind meist Männer gemeint, die sich dem Fortschritt verweigern, Änderungen ablehnen und an alten Strukturen festhalten wollen. Natürlich gibt es auch alte weiße Männer, die nicht so denken, und von denen ärgern sich wiederum einige über die ihrer Meinung nach ungerechte Zuweisung. Eine derartige Kritik habe es auch innerhalb der Deutschlandfunk-Redaktion nach einem Podcast über Diversität gegeben. Ein guter Anlass, sich zusammenzusetzen und die Sache zu besprechen! Es geht um “alte weiße Männer”, Journalismus, Kollateralschäden und das Gefühl, als Prügelknabe herhalten zu müssen.

5. ZDFzoom: Angriff von rechts
(zdf.de, Patrick Stegemann & Johanna Bentz, Video: 29:02 Minuten)
Die radikale Rechte versucht, den Unmut über die Corona-Maßnahmen für sich zu nutzen und setzt dabei verstärkt auf Onlinemedien und digitale Kommunikationskanäle: “Besonders auf digitalen Plattformen wie dem Messengerdienst Telegram erfahren rechte Akteure viel Zuspruch von Querdenkern und Anhängern von Verschwörungsmythen. Gemeinsam mit dem Datenanalysten Josef Holnburger haben die ‘ZDFzoom’-Reporter Tausende Telegram-Nachrichten ausgewertet.” In ihrer Reportage zeigen Patrick Stegemann und Johanna Bentz, wie Demokratiefeinde um Einfluss kämpfen.

6. Anwaltspost trotz millionenschwerer Werbung: Thomas „Held der Steine“ Panke gegen Lego
(omr.com, Philipp Westermeyer & Torben Lux, Audio: 1:06:28 Stunden)
Der Youtuber Thomas Panke betreibt einen erfolgreichen Kanal (“Held der Steine”), in dem er Klemmbaustein-Sets vorstellt und testet, die von Lego, aber auch von anderen Anbietern stammen. Panke hat bereits zum wiederholten Mal Post von den Lego-Anwälten bekommen, die er jedes Mal auf seinem Kanal genüsslich kommentiert (hier und hier). Die Folge: Schlechte PR für Lego, Followerzuwachs für Panke. Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” erklärt der Youtuber sein kompliziertes Verhältnis zu Lego, er erzählt, weshalb er keinen eigenen Online-Shop haben will und warum er auf Spaß- statt Umsatzoptimierung setzt.

#allesquerdenken?, Kügelchen-Alarm, Gesetz gegen Terrorinhalte

1. Eine Spur führt ins Querdenker-Milieu
(tagesspiegel.de, Andreas Busche & Hannes Soltau & Julius Geiler & Matthias Dell)
Unter dem Schlagwort #allesdichtmachen hatten ursprünglich mehr als 50 Schauspielerinnen und Schauspieler nach eigener Ansicht satirische Videos ins Netz gestellt, in denen sie wohl durch polemische Überzeichnung die staatliche Corona-Politik kritisieren wollten. Der “Tagesspiegel” ist dem Rätsel nachgegangen, von wem diese Aktion ausging und wer sie womöglich orchestriert hat: “Auch wenn es anfangs wie eine dezentrale Bewegung aussah: #allesdichtmachen hatte einen Kopf. Und sie war professionell geplant. Das ergibt eine Spurensuche, eine Woche nachdem die Aktion online ging. Dabei tauchen immer neue Unstimmigkeiten auf.”

2. Die Rolle der Medien im Fall Metzelder
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Andrea Titz & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:54 Minuten)
Wie sollten Redaktionen über laufende Prozesse berichten? Was darf die Öffentlichkeit erfahren? Worin liegen die Gefahren und Risiken der Verdachtsberichterstattung? All diese Fragen konnte man sich auch in Zusammenhang mit dem Prozess gegen den ehemaligen Fußballer Christoph Metzelder (der mittlerweile zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde) stellen. Es tut sich ein Spannungsfeld auf: Auf der einen Seite Medien, die an aufsehenerregenden Informationen interessiert sind, auf der anderen Seite gelegentlich Rechtsanwälte, die für ihre Mandanten als eine Art Pressesprecher auftreten (“Litigation-PR”).

3. Wenn aus Fakten “Vorurteile” werden
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
“Leben & Erziehen” versteht sich als Elternmagazin, da dürfen Beiträge zur Gesundheit natürlich nicht fehlen. In der neuesten Ausgabe wurde ein Aufklärungsbeitrag zum Thema Homöopathie versprochen: “Kügelchen-Alarm. Zehn Homöopathie Vorurteile im Check”. Die Redaktion hatte sieben Expertinnen und Experten gebeten, um über die “Vorurteile” gegenüber der Homöopathie aufzuklären. Das Problem: Sieben davon sind Homöopath*innen. Kritische Einordnung? Fehlanzeige! Jürn Kruse hat Personen befragt, die sich mit dem Thema auskennen und ihm weniger positiv gegenüberstehen.

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4. #allesdichtmachen vs. #NoCovid im Medienecho – wir haben nur noch Boulevard
(scilogs.spektrum.de, Markus Pössel)
Markus Pössel hat eine Medienauswertung zu den beiden Themen #allesdichtmachen und #NoCovid vorgenommen. Es ging also einerseits um die Protestaktion der Schauspielerinnen und Schauspieler gegen die Corona-Maßnahmen und andererseits um die Strategie der konsequent niedrig gehaltenen Infektionszahlen. Pössels Eindruck: “So karg und steril die Berichte über die NoCovid-Strategie, so fetzig die Beiträge zu #allesdichtmachen. Bei diesem Thema überschlagen sich Süddeutsche, Spiegel und FAZ wie die sensationsgeilsten Boulevardblätter. Ein Thema mit vergleichsweise wenig Substanz, aber einer gehörigen Ladung A- und B-Promis, überzogener Kritik und Empörung, das zudem in das Cancel-Culture-oder-Meinungsfreiheit-Schema passt, wird mit allen Regeln der Kunst gemolken.”

5. Umstrittenes EU-Gesetz gegen Terrorinhalte beschlossen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Gestern wurde die EU-Verordnung zur “Verhinderung der Verbreitung terroristischer Inhalte im Internet” verabschiedet. Zuvor hatten mehr als 60 Journalismus- und Menschenrechtsorganisationen ihre Besorgnis über die Auswirkungen dieser Verordnung auf die Presse- und Meinungsfreiheit in einem Offenen Brief (PDF) zum Ausdruck gebracht. Christian Mihr, Geschäftführer von Reporter ohne Grenzen: “Die Verordnung setzt Medienschaffende einem nicht gerechtfertigten Risiko politischer Zensur aus. Rechtsstaatliche Mindeststandards auszuhebeln, um schneller gegen illegale Inhalte im Netz vorgehen zu können, ist der falsche Weg.”

6. Landlust-Gründerin Ute Frieling-Huchzermeyer: »Erfolg entsteht durch die unterschiedlichen Fähigkeiten verschiedener Menschen«
(meisterstunde.de, Peter Wagner)
Das Magazin “Landlust” ist vielleicht eine der überraschendsten Print-Erfolge der vergangenen Jahrzehnte. Ein landwirtschaftlicher Fachverlag, der sonst nur für Special-Interest-Titel wie “top agrar” steht, versucht sich an einer Lifestyle-Publikumszeitschrift und verkauft davon auch heute noch rund 900.000 Exemplare je Ausgabe. Ute Frieling-Huchzermeyer stand dem Magazin bis 2020 als Chefredakteurin vor. Im Gespräch mit Peter Wagner geht es unter anderem um die Gründe für den Erfolg, die Wünsche der Leserschaft und die Wichtigkeit von Gipsengeln.

Toxisches Klima?, Fehlender Alltagsbezug, Burger-Desaster

1. “Du schaust aus wie eine Nutte”
(zeit.de, Christina Pausackl)
Dem österreichischen Medienmanager und Boulevard-Mogul Wolfgang Fellner wird von einer ehemaligen Mitarbeiterin, der Fernsehmoderatorin Raphaela Scharf, sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der “Zeit” liegt ein Gedächtnisprotokoll über Scharfs Arbeitsalltag vor. Immer wieder soll Fellner ihre Brüste und ihren Hintern kommentiert haben: Sie hätte “einen super Popsch”, sie seien “das perfekte Paar”. Außerdem habe er versucht, sie zu küssen. Fellner bestreitet vor Gericht bisher jegliche Anschuldigungen. Diese seien “frei erfunden”, die Anbahnungen seien vielmehr von Raphaela Scharf ausgegangen. Christina Pausackl ist dem Fall für die “Zeit” nachgegangen und auf ein toxisches Arbeitsumfeld gestoßen.
Weiterer Lesehinweis mit Bezug zu Fellner: Die rätselhafte Kampagne von “Österreich” gegen Ulli Sima: “Von Ende 2018 bis Anfang 2020 fährt die Tageszeitung ‘Österreich’ eine Negativkampagne gegen die damalige Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima. Insgesamt erscheinen über 50 negative, spöttische und unsachliche Artikel über sie. Vier davon haben sogar rechtliche Folgen.” (kobuk.at, Christina Sauprigl)

2. Systemrelevante Existenzangst
(journalist.de, Caroline Lindekamp)
Wenig Rücklagen, wenig Sicherheit, wenig staatliche Hilfe – für viele freiberufliche Medienschaffende stellt die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Mehr denn je sind Eigeninitiative und Idealismus gefragt. Doch reicht das in diesen schwierigen Zeiten? Caroline Lindekamp hat sich in der Branche umgehört.

3. Es ist nicht unser Job, dass sich alle gut vertragen.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Der Journalist Sebastian Esser ist nicht nur Mitgründer der “Krautreporter”, sondern hat auch Steady aus der Taufe gehoben, eine Finanzierungs-Plattform für digitale Inhalte. Jakob Buhre hat Esser zur Entwicklung der Plattform befragt. Es geht um Themen wie Pressefreiheit, Clickbait und Community-Regeln, aber auch um den Fall Boris Reitschuster. (Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog nutzen Steady.)

4. Verpflichtung von Linda Zervakis: Pro Sieben zeigt, warum wir das Privatfernsehen noch brauchen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Viele Jahre hat Linda Zervakis für die Öffentlich-Rechtlichen gearbeitet und dort unter anderem die “Tagesschau” moderiert. Nun wechselt sie zu ProSieben. Zervakis soll gemeinsam mit Matthias Opdenhövel ein Informationsformat moderieren. Matthias Schwarzer ordnet die Personalie ein, die Teil einer Programmoffensive ist.

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5. Jugendlichen fehlt bei Nachrichten oft Alltagsbezug
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Antje Allroggen, Audio: 4:46 Minuten)
Das Leibniz-Institut für Medienforschung hat in einer Studie (PDF) die Nachrichtenkompetenz von Jugendlichen untersucht. Demnach sollen journalistische Nachrichten in der Altersgruppe zwischen 14 und 24 Jahren an Relevanz verloren haben. Die Studienmacher empfehlen den Redaktionen, nach neuen Ansätzen zu suchen, die Alltagsrelevanz von Nachrichten herauszuarbeiten: “Es ist eine Aufgabe des Journalismus zu zeigen: Warum sind diese Informationen für mich und meinen Alltag wichtig und relevant.”

6. Das große Burger-Desaster
(sueddeutsche.de, Thorsten Denkler)
Der US-amerikanische TV-Sender Fox News hat tagelang und ausgiebig über ein angebliches Fleischverbot durch Präsident Joe Biden berichtet. Aus Klimaschutzgründen wolle Biden von den US-Amerikanern verlangen, ihren Rindfleischkonsum um 90 Prozent zu reduzieren. Das Problem: Biden hat dies nie gesagt, die Geschichte ist frei erfunden. Nun musste der Sender zurückrudern. Thorsten Denkler kommentiert: “Fox News hat den Fehler zwar eingeräumt. Die Geschichte wird dennoch auf kommenden Grillfesten Gesprächsthema sein. Das ist das Dilemma, das solche Falschinformationen mit sich bringen, sagt der frühere Obama-Berater Dan Pfeiffer in der Washington Post: ‘Wenn du darauf reagierst, riskierst du, der Geschichte zusätzlichen Sauerstoff zu geben.'”

Tarnen und Täuschen, Keine 220 Millionen, Künast vs. Facebook

1. 220 Mio Euro schwere Presseförderung vorerst gescheitert
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Lange sah es so aus, als könnten sich die Verlage über eine 220 Millionen Euro schwere Presseförderung zur Finanzierung der “digitalen Transformation” freuen. Nun habe das zuständige Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt, das Vorhaben sei vorerst gescheitert. Timo Niemeier erklärt die Hintergründe des Subventions-Pokers.

2. Werbung getarnt als Artikel
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz)
Anzeigen, die absichtlich nicht wie Werbung aussehen, werden im Fachjargon als “Native Advertising” bezeichnet. Die eingebettete Werbung ist bei den Werbetreibenden beliebt, weil sie von vielen als redaktioneller Inhalt und damit als wahr und richtig wahrgenommen wird. Umso wichtiger ist eine deutliche Kennzeichnung, aber auch hier operieren viele Medien mit optischen und sprachlichen Verschleierungstricks.

3. “Wiener Zeitung”: Aus oder doch Rettung?
(verdi.de, Danilo Höpfner)
Vor über drei Jahrhunderten, im Jahr 1703, wurde die “Wiener Zeitung” als “Wiennerisches Diarium” gegründet und ist damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Damit könnte es jedoch bald zu Ende sein: Die im Eigentum der Republik Österreich stehende Zeitung soll in ein Wochenblatt oder in ein reines Onlinemedium umgewandelt werden. Mit einer Kampagne versuchen einige Promis aus Politik, Kultur und Wirtschaft, das Blatt zu retten: “Es wäre nicht nur ein schwerer Schlag gegen die im internationalen Vergleich ohnehin wenig ausgeprägte Medienvielfalt in diesem Land, sondern auch das Ende einer Kulturinstitution in Zeiten von Fakenews und Intransparenz.”

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4. Renate Künast verklagt Facebook
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Die Grünen-Politikerin Renate Künast verklagt Facebook. Sie wolle erreichen, dass nicht nur ein einzelner Beitrag mit einem ihr fälschlicherweise zugeschriebenen Zitat gelöscht wird, sondern dass auch alle identischen und “sinngleichen Inhalte auf der ganzen Plattform” entfernt werden. Es gehe dabei um eine Bild-Text-Kachel, in der neben einem Foto Künasts der Satz steht: “Integration fängt damit an, dass Sie als Deutscher mal Türkisch lernen”. Das Zitat ist jedoch frei erfunden.

5. Traditioneller Machtkampf
(taz.de, Steffen Grimberg)
Barbara Hans beendet zum Monatsende ihre Tätigkeit als “Spiegel”-Chefredakteurin. Nach Ansicht vieler sei sie aus der “Spiegel”-Führung herausgedrängt worden. Ist der “Spiegel” noch immer “das alte, testosterongesteuerte Flaggschiff wie zu Augstein-Zeiten”? Ganz so leicht sei es nicht, findet Steffen Grimberg.

6. Die Goldenen Blogger 2021 – Das sind die Preisträger*innen
(die-goldenen-blogger.de)
Die diesjährige Verleihung des Social-Media-Preises “Die goldenen Blogger” erfolgte wegen der Corona-Pandemie erstmals im Rahmen eines Online-Events. Bloggerin des Jahres wurde Teresa Bücker, als Newcomer des Jahres wurde das “RosaMag” ausgezeichnet. Sonderpreise gingen an “maiLab” und das Team vom NDR “Coronavirus-Update”.

Stasi-Unterlagenbehörde, Wirercard-Story, Hackerangriff auf Madsack

1. Wie die Stasi-Unterlagenbehörde dem rbb und “Bild” half, Dutzende Journalisten auszuforschen
(uebermedien.de, Marcus Engert)
Einen wahren Krimi hat Marcus Engert für “Übermedien” und “BuzzFeed News” aufgeschrieben. Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde hätten offenbar dem rbb und der “Bild”-Zeitung geholfen, Mitglieder und Funktionäre der größten deutschen Journalistengewerkschaft auszuforschen. Mehr als 1.000 Seiten seien herausgegeben, Unterlagen über 164 Menschen dafür durchleuchtet worden. Rechtswidrig, wie die Behörde selbst einräume.

2. Verbände legen Beschwerde gegen Apple beim Bundeskartellamt ein
(zeit.de)
Seit Apples neuestem Betriebssystem-Update können Nutzerinnen und Nutzer es ablehnen, wenn Apps sie tracken, also ihr Verhalten für Werbezwecke nachverfolgen wollen. Spitzenverbände der deutschen Medien- und Werbewirtschaft sehen durch die “App Tracking Transparency” ihre Geschäfte bedroht und haben eine Missbrauchsbeschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt.

3. Gericht stoppt Wirecard-Film von RTL
(faz.net, Corinna Budras)
Vergangenen Donnerstag sendete RTL den Film “Der große Fake – Die Wirecard-Story”. Trotz einer einstweiligen Verfügung des Oberlandesgerichts München, das dem Sender verboten hatte, über den Kronzeugen Oliver B. “identifizierend zu berichten”. Corinna Budras ordnet den Fall ein, der aller Voraussicht nach ein juristisches Nachspiel haben wird.

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4. Reichelt verliert Geschäftsführer-Posten
(sueddeutsche.de)
Bei “Bild” wird am Führungs-Organigramm gebastelt: Julian Reichelt verliere seinen Posten als Geschäftsführer der “Bild”-Gruppe. Er solle sich zukünftig zusammen mit Claus Strunz verstärkt um den Ausbau von “Bild TV” kümmern. Bei der “Welt”-Gruppe dagegen bleibe die personelle Zusammensetzung der Geschäftsführung unverändert.

5. Warum ging diese Aktion nach hinten los?
(freitag.de, Sabine Nuss)
Sabine Nuss beschäftigt sich mit der Aktion #allesdichtmachen. Das Videoprojekt und die Kritik daran würden den zentralen gesellschaftlichen Widerspruch in der Pandemie zeigen. Der lesenswerte Beitrag ist ein Versuch, den verschiedenen Aspekten der komplexen Thematik gerecht zu werden.

6. “Unternehmen investieren zu wenig in IT-Sicherheit”
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Constanze Kurz & Isabelle Klein, Audio: 4:30 Minuten)
Im vergangenen Dezember war die Funke-Mediengruppe das Ziel eines Hacker-Angriffs, der weitreichende Konsequenzen hatte. Nun hat es die Madsack-Gruppe erwischt – mit schweren Auswirkungen auf das Erscheinen von Titeln wie “Hannoversche Allgemeine Zeitung”, “Göttinger Tagblatt” oder “Ostsee-Zeitung”. Der Deutschlandfunk hat sich mit Constanze Kurz vom Chaos Computer Club unterhalten, die Versäumnisse bei den Opfern der Angriffe feststellt.

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