Zielscheibe Journalisten, “Volksverpetzer”, Hexentrend

1. Wenn Journalisten zur Zielscheibe werden
(tagesschau.de, Jenni Rieger, Video: 4:00 Minuten)
Der Journalist Alexander Roth erfährt wegen seiner Artikel über Rechtsextreme, Verschwörungsmythen und “Querdenker”-Szene immer schärfere Anfeindungen. Viele davon sogar ganz unverhohlen unter Klarnamen. Die Angriffe auf Roths Arbeit hätten längst auch Auswirkungen auf sein Privatleben – seine Privatadresse halte er deshalb geheim. Die “tagesthemen” haben den Journalisten an seinem Arbeitsplatz besucht, dem Zeitungsverlag Waiblingen.
Weiterer Lesehinweis: Ein Twitter-Thread von Alexander Roth: Ich wurde in den letzten Tagen mehrfach gefragt, nach wie vielen Beleidigungen und Bedrohungen für mich Schluss ist.

2. “Niemand hat ein Recht auf eigene Fakten”
(journalist.de, Kristina Wollseifen)
Das Magazin “journalist” beschäftigt sich mit dem Anti-“Fake-News”-Blog “Volksverpetzer” und hat dafür mit Thomas Laschyk gesprochen, dem Gründer und “Chef-Verpetzer”. Es geht dabei auch um die Unterschiede zu anderen journalistischen Angeboten, dem bewusst sarkastischen, emotionalen und reißerischen Stil: “Es ist sehr schnell frustrierend, Lügenmärchen sachlich und gezwungen neutral darzustellen”, so Laschyk: “Wenn ich bei meinen Faktenchecks neutral bleibe und die Lügen ernst nehme, dann werte ich diese verrückten Aussagen doch nur auf.”

3. Danke.
(uebermedien.de, Samira El Ouassil)
Samira El Ouassil stimmt anlässlich dem gestrigen Tag der Pressefreiheit und ihrer einhundertsten “Übermedien”-Kolumne ein Loblied auf den Journalismus an: “Stellen Sie sich eine Welt ohne Journalist*innen und unabhängige Medien vor. Was würden Sie lesen? Online wie analog? Was wäre auf Twitter und Facebook zu sehen? Was würden Sie auf dem Weg zu Arbeit im Radio hören? Was im Fernsehen schauen, um sich zu informieren? Wie würden Sie sich über die Regierung informieren? Auf der Website der Bundesregierung? Wie würden Sie von der Welt um Sie herum erfahren, von den nationalen Problemen und den internationalen Konflikten? Wie wäre diese Pandemie ohne freie, plurale, unabhängige Medien und Journalist*innen verlaufen, die beständig und vielstimmig über aktuelle Entwicklungen aufklären?” Auch deshalb lesenswert, weil El Ouassil ihre Gedanken mit biographischen Eindrücken aus dem Land eines Teils ihrer Familie verknüpft.
Als ergänzender Kontrast dazu der Beitrag von Markus Kompa: “Während sich heute am Tag der Pressefreiheit konventionelle Medienmacher im jährlichen Ritual gegenseitig auf die Schulter klopfen, hält sich die Laune einiger Blogger und YouTuber in Grenzen. Seit einigen Wochen bekommen sie blaue Briefe von Landesmedienanstalten, die politisch unerwünschte Inhalte beanstanden und Fristen zur Änderung setzen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Liedschnipsel sind nicht das Problem, sondern Uploadfilter
(zeit.de, Julia Reda)
In einem Gastbeitrag für “Zeit Online” erklärt Urheberrechtsspezialistin Julia Reda, warum sie Uploadfilter als Gefahr für die Meinungsfreiheit sieht:” Durch verpflichtende Uploadfilter droht eine erhebliche Zunahme der Missbrauchsfälle und die damit einhergehende Aushöhlung der Kommunikationsfreiheiten. Gleichzeitig werden Uploadfilter nicht verhindern können, dass Plattformen und Labels Musikschaffende ausbeuten.” Reda belässt es jedoch nicht bei der Kritik, sondern macht konkrete Gegenvorschläge.
Weiterer Lesehinweis: Wir fordern das Ende des Abmahn-Unwesens (netzpolitik.org, Malik Aziz & Bastian Wölfle & Beata Hubrig).
Und noch ein Lesetipp: Beim “Tagesspiegel” glaubt der Wikimedia-Verantwortliche für Politik und Recht, John Hendrik Weitzmann, dass Kreative derzeit gezielt in Alarmstimmung versetzt würden, “um mühsam erreichte Kompromisse zum Grundrechteschutz im Urheberrecht doch noch zu kippen”.

5. Twitter bringt Clubhouse-Klon “Spaces” an den Start
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Anfang des Jahres erlebte die Audio-Chat-App Clubhouse einen regelrechten Hype. Befeuert wurde dies durch zahlreiche Medienschaffende, die mit eigenen Talks auf Sendung gingen. Das Thema könnte noch einmal Fahrt aufnehmen, denn Twitter erweitert seine Plattform um den Audio-Dienst Spaces. Und der ist, im Gegensatz zu Clubhouse nicht nur für iOS-, sondern auch für Android-Geräte verfügbar.

6. Der Hexentrend auf TikTok ist antimodern und pseudofeministisch
(belltower.news, Anna Meier & Eva Kappl)
Auf der Kurzvideo-Plattform TikTok hat sich unter dem Schlagwort #WitchTok eine Community von selbsternannten Hexen gebildet. Was steckt hinter dem Trend? Anna Meier und Eva Kappl haben sich das esoterische Phänomen rund um die “empowernden Hexen” angeschaut und entlarven es als “eine Vermarktungsstrategie mit höchst problematischen Bezügen und Querverbindungen, die als Türöffner für antimodernes und menschenfeindliches Gedankengut dienen kann.”