Unter der lustigen Überschrift “Sind Raubkopien bald legal?” berichtet Bild.de über das Programm der neu gegründeten Piratenpartei:
Einen Urheberrechtsschutz soll es nach der Vorstellung der Piraten nicht mehr geben.
Im Text wird sogar auf die Internetseite der Piratenpartei verlinkt. Allerdings scheint niemand bei Bild.de das dort erhältliche Parteiprogramm (pdf) verstanden ernsthaft gelesen zu haben. Darin heißt es nämlich:
Wir erkennen die Persönlichkeitsrechte der Urheber an ihrem Werk in vollem Umfang an.
Mit Dank an Mechthild C. und Rabbit Ambulance für den Hinweis.
Nachtrag, 17.40 Uhr: Der Piratenbeauftragte von Bild.de hat sich das Parteiprogramm mittlerweile offenbar etwas genauer durchgelesen und die Formulierung entsprechend angepasst.
Alles Toggo, oder was? (welt.de)
Trailer, Töne und T-Shirts: Fernseh- und Radiosender legen immer mehr Wert auf Audiodesign. Auch eigene Produkte verhelfen dem Publikum zu Markenbewusstsein. Nur bei SpongeBob klappt es nicht so.
Die Wissenschaft von außen lesen (taz.de)
Immer noch können sich Naturwissenschaftler mit dem schützenden Mythos der Sachlichkeit umgeben. Um sie zu kritisieren, ist es notwendig, sich in die Produktionsbedingungen naturwissenschaftlichen Wissens hineinzudenken.
Die Klickomanie (sueddeutsche.de)
“Passanten drehen total durch”: Die Leserreporter der Bild-Zeitung fotografieren alles und jeden – und unter Prominenten macht sich Paranoia breit.
Wem gehört die Welt? (zuender.zeit.de)
Wir leben in einer Copy/Paste-Kultur. Alles, was digital ist – egal, ob Musik, Film, Wissen oder Text – kann beliebig oft kopiert werden. Und jede Kopie ist so gut wie das Original.
Trefferkönig Google (dw-world.de)
Google – dieser Name steht für den erfolgreichsten Suchdienst im Internet. Millionen von Anfragen nach weltweiten Informationen beantwortet die Suchmaschine täglich. Innerhalb einer halben Sekunde liefert die Suchmaschine Suchergebnisse aus virtuellen Datenbeständen.
97 Jahre und kein bisschen greise (bilanz.ch)
Michael Pascuma ist der älteste aktive Trader der Welt: Als er 65-jährig war, ging seine Firma Pleite, am 11. September 2001 starb sein Sohn. Trotzdem hat er seinen Humor und den Optimismus nie verloren.
“Etwas messianisch” (klartext.ch)
Was geschieht, wenn der alte Chefredaktor neuer Chefredaktor und gleichzeitig Besitzer der Zeitung wird? Und wenn die Verleger mit viel Sendungsbewusstsein agieren? Roger Köppel weckt Befürchtungen wie auch Hoffnungen.
Jenseits von Gut und Böse (telepolis.de)
Interview mit Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland, über Blogs, Journalismus und den Unterschied zwischen Gut und Böse.
“Du musst es nicht mehr lesen” (taz.de)
Die Tageszeitung “Libération” entstand als Kollektivprojekt aus der Dynamik der Pariser Studentenproteste von 1968. Sie stieg auf zur gesellschaftlich wichtigsten Zeitungsgründung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Nun steckt das Blatt in einer schweren ökonomischen und zudem in einer Sinnkrise. Daniel Cohn-Bendit, Anführer der Mai-Revolte und seit Beginn leidenschaftlicher Leser der Zeitung, über das Gestern, das Heute und ein mögliches Morgen von “Libération”.
Wo die herkommen, gibt’s noch mehr (faz.net)
Das Videoportal Youtube beweist, daß im Internet wirklich jeder ein Star werden kann. Man huldigt den Selbstdarstellern, wie man sonst Karaokesängern für ihren Mut zum Auftritt gratuliert. Wir präsentieren die größten Youtube-Stars.
Der Terror der Untergangspropheten (novo-magazin.de)
Die einen rufen: “Der Klimawandel ist nah!”; die anderen basteln Bevölkerungsbomben und Gentechnikmonster. Viele Branchen des Angst produzierenden Gewerbes bedienen sich beim “Krieg gegen den Terror”.
Die “Bild”-Zeitung informiert ihre Leser heute über die Alternative, vor der sie bei den morgigenLandtagswahlen stehen.
1,4 Millionen Bürger in Mecklenburg-Vorpommern haben die Wahl: Der bärbeißige Ministerpräsident Harald Ringstorff (66/SPD — Spitzname: “Der Schweiger”) — er regiert seit 1998 — oder Jürgen Seidel (58/CDU).
Wie tickt dieser Mann, dem der Kaiser von China, der Papst, Fußballzauberer Ronaldinho oder Pink Floyd ihre Aufwartung machen?
Und wir geben offen zu: Wir wissen nicht, wie Michael Schumacher “tickt”. Aber wir wissen ja (selbst, nachdem wir diverse Zeitungsarchive durchsucht haben) nicht mal, wann/wo/wie der Papst dem Rennfahrer seine “Aufwartung” gemacht hat. Oder die Pop-Gruppe Pink Floyd. Oder der brasilianische Fußballspieler Ronaldinho. Okay, wir haben davon gehört, dass Schumachers Lieblingsfußballer Ronaldinho heißt und* Schumacher mal ein Pink-Floyd-Konzert besucht hat.** Außerdem durfte Schumacher vor Jahren mal bei einer Audienz im Vatikan den Papst treffen. Aber vielleicht weiß der Herr Uhl von der “Bild”-Zeitung da einfach mehr als wir. Schließlich heißt es dort:
BILD-Reporter Helmut Uhl begleitet den König der Formel 1 seit 15 Jahren. Er hat alles hautnah miterlebt. Die ganze Wahrheit über König Schumi — hier wird sie jetzt endlich aufgeschrieben.
Eines jedoch steht fest: Wenn Sie, lieber Helmut Uhl, wirklich “hautnah miterlebt” haben, wie der 1912 enthronte Aisin Gioro Pu Yi (†1967) ihrem “König Schumi” (*1969) seine Aufwartung gemacht hat…
… dann bin ich der Kaiser von China.
Mit Dank an Max M. für den Hinweis.
*) 1. Nachtrag, 17.9.2006: Wir müssen uns korrigieren. Wir wissen leider nicht mal, ob Ronaldinho Schumachers Lieblingsspieler ist, sondern eigentlich nur, dass Schumacher an einem Fußballtrick arbeite, von dem er glaubt, dass ihn Ronaldinho eingeführt hat. **) 2. Nachtrag, 17.9.2006: Inzwischen ahnen wir (mit Dank an André F.) auch, was mit der “Bild”-Formulierung, Pink Floyd hätten Schumacher ihre Aufwartung gemacht, gemeint sein könnte: Immerhin sagte Nick Mason, Schlagzeuger der Band, mal: “Als berühmter Schlagzeuger ist es für mich viel einfacher, zum Formel-1-Grand-Prix zu kommen und mit Michael Schumacher zu reden.” Weitere Hinweise auf entsprechende Zitate o.ä. von Ronaldinho, vom Papst und natürlich vom Kaiser von China sind uns willkommen.
Der heutige “Bild”-Aufmacher beginnt mit den Worten:
Sie macht die ersten Schritte in ein neues Leben — und sie ist nicht allein! Entführungsopfer Natascha Kampusch (18) schaute sich in Wien Wohnungen an, ihre Mutter Brigitta begleitete sie.
Und noch jemand begleitete sie, wenn auch offenbar nur in größerer Entfernung, so unscharf wie die Fotos sind, die er geschossen hat, und so viele Leute, wie zwischen ihm und den Fotografierten zu stehen scheinen: ein Paparazzo. Ihm verdanken wir Fotos von dieser privaten Szene; das große auf Seite 1 nennt “Bild” ein “BILD-Exklusiv-Foto”. Die Bilder, deren Urheber “Bild” verschweigt, machen den Eindruck, als wären sich die junge Frau und ihre Mutter nicht bewußt, dass sie fotografiert werden.
Es stimmt schon, was “Bild” über Natascha Kampusch schreibt: Sie macht die ersten Schritte in ein neues Leben — und sie ist nicht allein!
Vorgestern berichtete “Bild”-Stuttgart über den “Streit um die geplante Akademie für Darstellende Kunst” in Ludwigsburg:
71.000 Euro pro Student und Jahr!? Das ist in der Tat “happig”, wie “Bild” einen “Insider” zitiert. Oder besser: Das wäre happig, wenn es denn stimmte. Allerdings macht “Bild” dafür eine etwas sonderbare, vermeintlich “interne”, Rechnung auf:
Denn nach internen Berechnungen auf Grundlage des bisherigen Konzepts (vier Studiengänge à 7 Schüler und zwei Mio. Euro Unterhaltskosten/Jahr) würde allein ein Student die Landeskasse mit 71 000 Euro/Jahr belasten!
“Bild” hat also offenbar einfach zwei Millionen Euro durch 28 Studenten geteilt. Da kommen dann wirklich 71.428 Euro pro Student zusammen. Aber das ist natürlich Unsinn: Zwar soll es tatsächlich vier verschiedene Studiengänge an der Akademie geben, wie uns eine Sprecherin bestätigt (Bühnenbild/Kostüm, Regie, Dramaturgie und Schauspiel), allerdings dauern die auch je vier Jahre. Folglich befänden sich spätestens im fünften Jahr vier Jahrgänge à “vier Studiengänge à 7 Schüler” an der Akademie.
Wenn schon, müsste “Bild” also mit 112 Studenten pro Jahr (4×4×7) rechnen und käme auf rund 18.000 Euro.* Von einer “Luxus-Uni” zu sprechen fiele dann schon etwas schwerer. Insbesondere da sogar der von “Bild” zitierte “Insider” meint, ein Student koste sonst “im Schnitt 20.000 Euro”.
*) Die verantwortliche Filmakademie Baden-Württemberg rechnet übrigens in einer gestern herausgegebenen “Richtigstellung” mit 80 Studenten pro Jahr und kommt in ihrer auf 20 Jahre angelegten Zählung auf 14.219 Euro, weil die Akademie für Darstellende Kunst in den ersten sieben Jahren komplett von der Landesstiftung finanziert werde und die Landeskasse damit überhaupt nicht belaste. Für die Jahre 8 bis 20 werden Kosten von 1,75 Mio. Euro pro Jahr angesetzt.
Mit Dank an Christian G. für den sachdienlichen Hinweis.
“Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von “Betäubung”, mit einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit.” Aus dem Diagnoseschlüssel der “International Classification of Diseases” (ICD) für die Akute Belastungsreaktion (Schock) (ICD-10 F43.0).
Es muss “Bild” schon ziemlich schlimm erwischt haben, denn der “Schock-Bericht der Weltbank” (der eigentlich “Doing Business in 2007” [pdf] heißt und übrigens keine Aussagen darüber trifft, wie “sozialistisch” ein Land ist) wurde schon vorneunTagen veröffentlicht und “Bild” zeigt heute offenbar Schock-Symptome.
Die Titel-Schlagzeile ist jedenfalls ziemlich irreführend und entgegen ihrer Ankündigung sagt “Bild” auf Seite zwei nicht, “wie schlimm es wirklich um Deutschland steht” — jedenfalls nicht, soweit es die Ergebnisse des Weltbank-Reports betrifft. “Bild” hat sich lediglich einen Teilaspekt des Berichts herausgepickt und schreibt:
Schock-Studie der hochangesehenen Weltbank: Deutschland ist starrer, bürokratischer, sozialistischer als das kommunistische China — zumindest was den Arbeitsmarkt betrifft! (…) – dem Zuständigkeitsbereich von Arbeits- und Sozialminister Franz Müntefering (SPD).
Was “Bild” mit “zumindest” meint, erfährt man, wenn man sich die Ergebnisse der Weltbank-Studie mal im Einzelnen anschaut. Deutschland liegt in sieben von zehn Kategorien zum Teil weit vor China, in einer mit China gleichauf und in der Gesamtwertung (“Ease of doing business”) kommt Deutschland unter 175 untersuchten Ländern auf Rang 21, während China Platz 93 belegt.
P.S.: Dass Jugendliche in Deutschland nur zwischen sechs und 20 Uhr arbeiten dürfen, wie “Bild” schreibt (und worin sie einen der “schlimmsten Job-Killer” entdeckt haben will), stimmt zwar, allerdings ist das, anders als “Bild” behauptet, eher nicht “unmöglich für das Gaststättengewerbe, wo deutlich länger geöffnet ist”. Es gibt nämlich Ausnahmen im Jugendarbeitsschutzgesetz. Zum Beispiel dürfen “Jugendliche über 16” im Gaststättengewerbe bis 22 Uhr arbeiten.
Mit Dank an Philipp S. und Thorsten L. für die Hinweise.