Archiv für November, 2025

KW 45/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. ZEIT-Journalistin Rieke Havertz über Trump und die Medien in Amerika
(youtube.com, Cornelia Lüers & Helmut Loerts-Sabin, Video: 1:34:48 Stunden)
Rieke Havertz, internationale Korrespondentin der “Zeit”, berichtet, dass die gesellschaftliche Spaltung in den USA unter Donald Trump ein gefährliches Ausmaß erreicht habe. Diese Spaltung werde von Trump strategisch genutzt, um die Presse als “Fake News” zu diskreditieren, was die Arbeitsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten massiv erschwere. Trump-Anhänger würden die etablierten US-Medien boykottieren. Gleichzeitig setze die Regierung kritische Reporterinnen und Reporter durch Klagen, den Entzug von Akkreditierungen und die Verkürzung von Arbeitsvisa unter Druck.

2. KI im Journalismus
(youtube.com, Svea Eckert, Video: 1:34:50 Stunden)
Anlässlich der “Woche der Pressefreiheit” fand am 3. November an der Lüneburger Leuphana Universität eine Podiumsdiskussion statt: Tech-Journalistin Svea Eckert diskutierte dort mit Fachleuten von ARD, “Hamburger Abendblatt” und aus der Wissenschaft über die Chancen und Risiken von generativer Künstlicher Intelligenz für den Journalismus. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie KI die gesellschaftliche “Wachhund”-Rolle der Medien verändert und wie viel Automatisierung möglich ist, ohne die Glaubwürdigkeit zu verlieren.

3. Demokratie und Journalismus – Verantwortung in Zeiten des Wandels
(youtube.com, Michel Friedman, Video: 59:43 Minuten)
Beim SWR-“Demokratieforum” auf dem Hambacher Schloss diskutiert Michel Friedman mit Anette Dowideit (“Correctiv”), Peter Müller (ehemaliger Verfassungsrichter) und Carsten Knop (“FAZ”) über die Verantwortung des Journalismus in Zeiten, in denen antidemokratische und rechtsextreme Bewegungen auf dem Vormarsch sind. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Medien aufklären können, ohne diesen Kräften eine Bühne für deren Propaganda zu bieten.

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4. Wie Medien die Vergangenheit im Westbalkan erzählen
(youtube.com, Barbara Oertel, Video: 1:41:05 Stunden)
Beim “taz Talk” spricht Moderatorin Barbara Oertel mit Dinko Gruhonjić, Journalist und Dozent aus Novi Sad, Getoarbë Mulliqi, Journalistin und Direktorin eines kosovarischen Journalistenverbands, und Alexander Vojvoda von der Organisation Pro Peace über die Rolle der Medien im Westbalkan bei der Aufarbeitung der Kriege der 1990er-Jahre. Die Gäste diskutierten über die schwierige politische Lage, die massive Verschlechterung der Pressefreiheit in Serbien und Kosovo sowie die Gefahren, denen Journalistinnen und Journalisten durch Angriffe, Polizeigewalt und Hetzkampagnen ausgesetzt sind.

5. Ende eines Hypes – Wohin steuert Social Media?
(sr-mediathek.de, Katrin Aue & Michael Meyer, Audio: 19:05 Minuten)
Nach Jahren des Wachstums würden aktuelle Zahlen zeigen, dass sich weltweit die Zeit, die Menschen mit Social Media verbringen, verringere. Viele Leute zögen sich von den Plattformen zurück. Besonders auffällig sei dies bei Nutzerinnen und Nutzern unter 30 Jahren. Handelt es sich um eine langfristige Entwicklung? Was sind die Ursachen? Und wie reagieren die Plattformbetreiber? Darüber sprechen Katrin Aue und Michael Meyer mit Simon Berlin vom “Social Media Watchblog”.

6. Innenansichten: Die Selbstkritik der Medien
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 37:42 Minuten)
Im Podcast “Die Medienversteher” sprechen Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer über die Notwendigkeit des Medienjournalismus, also der kritischen Selbstbeobachtung der Medienbranche. Sie analysieren, dass diese Selbstkritik oft schwierig sei, da Journalistinnen und Journalisten aus Kollegialität oder Karriereangst oft zögern würden, Fehler der eigenen Zunft aufzudecken.

Verzerrtes Körperbild, Mythos 14 bis 49, Bedrohte Synchronlandschaft

1. Generative KI verzerrt unser Körperbild
(netzpolitik.org, Paula Clamor)
Eine Studie der Universität Cambridge zeige, dass generative KI diskriminierende Körperbilder reproduziere. Die Untersuchung belege, dass KI-Bildgeneratoren unrealistisch dünne Menschen als Standard darstellen. Größere Körper würden oft anatomisch fehlerhaft und mit negativen Gesichtsausdrücken dargestellt. Paula Clamor warnt davor, dass diese Flut an KI-generierten Bildern in den Sozialen Medien die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und Essstörungen verstärken kann.

2. Wieso sollten Synchronstimmen nicht mit KI erzeugt werden?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:45 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast “Holger ruft an” hat Holger Klein mit dem Synchronsprecher Sven Plate gesprochen. Plate äußert seine große Sorge über den zunehmenden Druck von Filmfirmen, Künstliche Intelligenz in der Synchronbranche zuzulassen. Er erklärt, warum er KI im Kreativbereich grundsätzlich problematisch findet, und spricht über eine Petition von Synchronsprecherinnen und -sprechern, die eine verbindliche Regulierung für künstliche Stimmen fordert.

3. Wie KI Medien revolutioniert, herausfordert, neu definiert
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Bei den Medientagen München sei über Künstliche Intelligenz als “kulturelle Zeitenwende” diskutiert worden, die Redaktionen umkrempele und neue Risiken schaffe. Experten hätten vor einer Monopolstellung weniger Tech-Konzerne sowie einem massiven Verlust von Such-Traffic durch neue KI-Suchfunktionen gewarnt. Tenor der Veranstaltung sei gewesen, dass KI nur als “Co-Pilot” dienen könne.

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4. dju fordert Schutz für Medienschaffende
(verdi.de)
Nach einem von ihr als zu milde empfundenen Urteil fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi einen staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. “Wer Journalist*innen angreift, greift Artikel 5 unseres Grundgesetzes an und damit die Demokratie selbst”, so der dju-Co-Vorsitzende Lars Hansen: “Pressefreiheit ist kein persönliches Privileg, sondern Voraussetzung für das Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft”.

5. Fachjournalismus: Wie viel Expertise gehört in die Redaktionen?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 32:04 Minuten)
In dieser Folge des Medienpodcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob der Fachjournalismus in einer Krise steckt. Hintergrund sind die seit Jahren laufenden Sparmaßnahmen in den Verlagen und Sendern und der damit verbundene Stellenabbau in den Redaktionen. Moderator Sören Brinkmann diskutiert darüber mit Markus Bickel von “Table.Media” und Steffen Wurzel aus dem Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio.

6. Mythos 14-49: Wer ist eigentlich “werberelevant”?
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die einst von den Privatsendern definierte “werberelevante Zielgruppe” der 14- bis 49-Jährigen passe nicht mehr zur Realität, führt Uwe Mantel bei “DWDL” aus. Die Gesellschaft sei älter geworden. Führende Vermarkter von ARD, ZDF, RTL und Seven.One seien sich einig, dass alle Generationen werberelevant und starre Altersgrenzen durch die zersplitterte Mediennutzung überholt seien. Einen Benchmark brauche man trotzdem: “Ob man dafür als Maßstab 14-49, 14-59 oder 14-29 hernimmt, kann man diskutieren – doch obsolet sind solche Ausweisungen nicht.”

Inhalte vom Rand bevorzugt, Wenig Raum für Verbote, Finanz-Bubble

1. Algorithmen bevorzugen extrem rechte Inhalte
(taz.de, Marco Fündt)
Eine neue Studie der Universität Potsdam und der Bertelsmann-Stiftung zeige, dass die Algorithmen Sozialer Medien im Bundestagswahlkampf 2025 Parteien an den politischen Rändern stark bevorzugt hätten. Beiträge der AfD und der Linkspartei seien den Nutzerinnen und Nutzern überproportional häufig empfohlen worden. Die Inhalte der SPD und insbesondere der Union (CDU/CSU) seien hingegen deutlich seltener angezeigt worden. Reaktionsstarke Inhalte würden besser zu den wirtschaftlichen Interessen der Plattformbetreiber passen.

2. BVerwG lässt wenig Raum für ver­eins­recht­liche Medi­en­ver­bote
(lto.de, Paula Rhein-Fischer)
Die Juristin Paula Rhein-Fischer analysiert die nun veröffentlichten Urteilsgründe zur Aufhebung des “Compact”-Verbots durch das Bundesverwaltungsgericht. Dieses habe entschieden, dass das Vereinsrecht zwar grundsätzlich für Medienverbote genutzt werden könne, die Hürden dafür aber extrem hoch seien. Das Urteil sei auch relevant für ein mögliches AfD-Verbotsverfahren, da das Gericht die von “Compact” verbreitete “Remigrations”-Forderung als klaren Verstoß gegen die Menschenwürde gewertet habe.

3. “Wir bewegen uns in einer großen Bubble”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Im “journalist”-Interview spricht Catalina Schröder mit Saidi Sulilatu, dem Chef des gemeinnützigen Portals “Finanztip”. Das Thema Finanzen sei durch Corona und Social Media zwar populärer geworden, bewege sich aber immer noch in einer “Bubble”. Sulilatus Strategie: “Wir versuchen bewusst, eine möglichst alltagsnahe Sprache zu verwenden. Um Finanzen eben nicht mit einer Aura des Expertentums zu umgeben.”

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4. Warum auch junge Zielgruppen für das Fernsehen nicht verloren sind
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Entgegen dem Mythos, junge Menschen würden kein Fernsehen mehr schauen, würden aktuelle Zahlen belegen, dass TV für diese Zielgruppen weiterhin relevant sei. Zwar sinke die tägliche Sehdauer zugunsten von Streaming und Social Media, die monatliche Reichweite bleibe aber sehr hoch. Sender wie RTL und ProSieben hätten ihre linearen Reichweiten mit den eigenen Streamingdiensten wie RTL+ und Joyn gebündelt, um Werbekunden eine Gesamtreichweite anzubieten.

5. Klagsfalle Social-Media-Posting : Fünf Tipps, damit HC Strache Sie nicht zur Kasse bitten kann
(falter.at, Florian Klenk)
“Falter”-Herausgeber Florian Klenk warnt davor, dass Personen wie der österreichische Politiker HC Strache derzeit massenhaft Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer verklagen würden, die angeblich ehrenrührige Zeitungsartikel über sie teilen. Entschädigungsforderungen in oft fünfstelliger Höhe seien die Folge. Klenk gibt fünf konkrete Tipps, wie man vor dem Posten prüfen könne, ob ein Artikel (nach österreichischem Recht) die journalistische Sorgfalt, zum Beispiel die Unschuldsvermutung oder die Privatsphäre, verletzt.

6. Unsicherheit in der Medienlandschaft
(verdi.de, Irene Gronegger)
Die Einführung von KI-Zusammenfassungen (AI Overviews) bei Google sorge für massive Unsicherheit in der Medienlandschaft. Sie entziehe den Websites spürbar Traffic und gefährde somit die Werbeeinnahmen der Verlage. Als Reaktion würden die Medienhäuser versuchen, die Leserbindung durch Newsletter zu stärken oder auf den Trend der “Creator Economy” zu setzen.

Mehrheit wackelt, Autoritäre Tech-Netzwerke, Keine Horrorszenarien

1. Mehrheit für Reformstaatsvertrag wackelt auch in Brandenburg
(dwdl.de, Alexander Krei)
Dem Reformstaatsvertrag für ARD und ZDF drohe in Brandenburg das Aus, da das BSW seine Zustimmung verweigere. Die Partei kritisiere die Reformen als unzureichend sowie als eine “Verengung des Meinungskorridors”. Alexander Krei schreibt: “Theoretisch könnte der Brandenburger Landtag den beiden Mediensstaatsverträgen trotzdem zustimmen – mit einer Mehrheit aus SPD und CDU. Noch ist allerdings unklar, was das für die Zukunft der Koalition [aus SPD und BSW] bedeuten würde, immerhin sieht der Koalitionsvertrag vor, dass beide Parteien nicht mit wechselnden Mehrheiten abstimmen.”

2. Wie autoritäre Tech-Netzwerke die europäische Souveränität gefährden
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter berichtet über die neue interaktive Website authoritarian-stack.info, auf der gezeigt werde, wie in den USA private Tech-Konzerne wie Palantir zunehmend staatliche und militärische Funktionen übernehmen. Das Projekt kartiere die personellen und finanziellen Verbindungen dieses Netzwerks, das laut den Forscherinnen und Forschern staatliche Souveränität in private Plattformen umwandele. Die Website warne davor, dass dieses autoritäre Modell nach Europa exportiert werde.

3. “Wir malen kein Horrorszenario an die Wand, sondern zeigen Lösungen”
(uebermedien.de, Annika Schneider, Audio: 37:20 Minuten)
Bei “Nice & Nötig” hat Annika Schneider mit Miriam Richter, Redakteurin des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (sh:z), gesprochen. Sie diskutierten darüber, warum die Klimaberichterstattung bei Richters Lokalzeitung überraschend erfolgreich ist. Der Ansatz bestehe darin, keine Horrorszenarien zu zeichnen, sondern lösungsorientiert über konkrete Klimaschutzmaßnahmen vor Ort zu berichten.

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4. Tödliches Mäzenatentum
(kulturundkontroverse859.substack.com, Johannes Franzen)
Johannes Franzen erörtert in seinem Essay anhand eines konkreten Beispiels die Bedeutung des investigativen Journalismus, der skrupellose Machenschaften von mächtigen Unternehmerfamilien aufdeckt. Franzen schlussfolgert, dass aggressiver Journalismus und künstlerischer Aktivismus notwendig seien, um die Komplizenschaft zwischen Institutionen und skrupellosen Mächtigen aufzudecken.

5. “Jetzt” will Journalismus neu erfinden
(taz.de, Florian Bayer)
Nach einer langwierigen Kampagne sei in Österreich das neue, rein digitale Medium “Jetzt” mit 5.900 zahlenden Mitgliedern an den Start gegangen. Es setze nach dem dänischen Vorbild “Zetland” auf ein reines Abo-Modell. Unter Chefredakteurin Hatice Akyün wolle die Redaktion einen Nachrichtenüberblick und ein bis zwei vertiefende Texte pro Tag bieten, die alle auch als Audioversion verfügbar sein sollen.

6. Co-Regis­seur von “Kau­litz & Kau­litz” muss genannt werden
(lto.de, )
Pablo Ben Yakov habe erfolgreich gegen den Deutschen Fernsehpreis geklagt, weil er bei der Nominierung der Netflix-Serie “Kaulitz & Kaulitz” nicht namentlich als Co-Regisseur genannt worden sei. Die Nichtnennung eines Miturhebers stelle eine Leugnung der Urheberschaft dar und verletze das Recht auf Urheberbenennung. Die Veranstalter hätten den Eintrag daraufhin korrigiert und Ben Yakovs Namen ergänzt.

Ghostende Redaktionen, Warten auf Karlsruhe, Zu Besuch bei den Tailban

1. Die Redaktion, die mich ghostete
(journalist.de, Kira Brück)
Freie Journalistinnen und Journalisten bekämen immer häufiger keine Antworten von Redaktionen auf ihre Themenvorschläge. Kira Brück kennt dieses Phänomen aus eigenem Erleben und kommentiert: “Ja, Redaktionen sind mit einem immensen operativen Overload konfrontiert. Doch so sehr die Beweggründe für eine Funkstille vonseiten der Angestellten auch nachvollziehbar sind: Für Freie ist Ghosting existenzbedrohend. Weil es gute Themen bindet, für die man in einer anderen Redaktion einen Auftrag bekommen könnte. Und weil es oft ratlos zurücklässt.”

2. Rechte Influencer auf Propagandareise bei den Taliban
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Im September 2025 sei eine Gruppe bekannter rechter Influencer zu den Taliban nach Afghanistan gereist. Man habe das Land als “sicheres Herkunftsland” darstellen und rassistische Forderungen nach “Remigration” legitimieren wollen. Kira Ayyadi entlarvt die Heuchelei der Teilnehmer, die in Europa den “Schutz der Frauen” als Argument gegen Migration instrumentalisieren, sich aber gleichzeitig mit den Taliban solidarisieren würden, die Frauenrechte brutal unterdrücken.

3. So viel öffentliches Geld bekamen Medien 2024
(kobuk.at, Yilmaz Gülüm)
Das Medienwatchblog “Kobuk” hat aufgedröselt, mit wie viel staatlichem Geld österreichische Medien im vergangenen Jahr gefördert wurden: 2024 sei die “Kronen Zeitung” mit 24,7 Millionen Euro erneut die mit Abstand größte Empfängerin von öffentlichen Mitteln in Österreich gewesen, gefolgt von “Kurier” (13,7 Mio.), “Oe24” (13,5 Mio.) und “Standard” (13 Mio.). Die Gesamteinnahmen der meisten Medienhäuser seien im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen, was vor allem an neuen Fördertöpfen wie der umstrittenen “Qualitätsjournalismus-Förderung” lag, von der auch Boulevardmedien stark profitiert hätten.

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4. Warten auf Karlsruhe: Wird die Medienpolitik instrumentalisiert?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:43)
Bei “Läuft”, dem Medienpodcast von “epd medien” und Grimme-Institut, spricht Alexander Matzkeit mit Michael Ridder von “epd medien” über das politische Tauziehen hinsichtlich des Rundfunkbeitrags: “Wird die Medienpolitik hier instrumentalisiert? Gibt es aus der verfahrenen Situation zwischen Parteien, Ministerpräsident:innen, Parlamenten und Sendern einen Ausweg, der nicht über ein Grundsatzurteil aus Karlsruhe führt? Welche Gefahren nehmen die Entscheider:innen dabei in Kauf?”

5. “Konkret” gibt es bald nur noch digital
(taz.de, Peter Nowak)
Das linke Monatsmagazin “Konkret” stelle nach 68 Jahren seine Druckausgabe ein und werde ab Januar 2026 nur noch als E-Paper erscheinen. Der Schritt sei sowohl für die Leserschaft als auch für freie Autorinnen und Autoren völlig überraschend erfolgt und werde vom Verlag mit rasant gestiegenen Kosten sowie einer Zunahme von Abokündigungen aus politischen Gründen erklärt.

6. Ein Ort, an dem vergessene Kinderbücher weiterleben
(derstandard.at, Magdalena Miedl)
Beim “Standard” stellt Magdalena Miedl das einzige Kinderbuchantiquariat im deutschsprachigen Raum vor, das von Christian Haas in Wien geführt werde. Das Geschäft sei ein Zufluchtsort für Erwachsene, die oft mit Tränen in den Augen nach den prägenden, längst vergriffenen Bilderbüchern ihrer eigenen Kindheit suchen.

Eingeschränkter Zugang, Leben ohne Lokalzeitung, Pumuckls Stimme

1. US-Regierung schränkt Zugang zum Weißen Haus für Journalisten ein
(spiegel.de)
Die US-Regierung habe den Zugang für Journalistinnen und Journalisten zu den Büros der Pressesprecherin im Weißen Haus mit sofortiger Wirkung eingeschränkt. Als offizielle Begründung für die Maßnahme sei der Schutz sensibler Informationen genannt worden. Diese Verschärfung folge auf ähnliche Einschränkungen im Pentagon und einen bereits zuvor vollzogenen Ausschluss großer Nachrichtenagenturen aus dem ständigen Reporter-Pool.

2. Verwendet OE24 LLMs?
(youtube.com, Mario Zechner, Video: 7:32 Minuten)
Mario Zechner untersucht in seinem Video, ob die österreichische Nachrichtenseite Oe24.at im großen Stil KI-Texte einsetzt, indem er ein verdächtiges Merkmal zählt: die sogenannten Doppelgeviertstriche, also lange Gedankenstriche. Diese würden von KI-Sprachmodellen häufiger verwendet als in redaktionellen deutschen Texten. Zechner hat für seinen Test Tausende Oe24.at-Artikel der vergangenen fünf Jahre heruntergeladen und ausgewertet. Und siehe da: Die Anzahl dieser Striche sei 2025 stark angestiegen, und zwar kurz nachdem Oe24.at eine hohe staatliche KI-Förderung erhalten habe.
Weiterer Lesetipp zur Medienlandschaft in Österreich: Medien am Oasch: “Die Inseratenpraxis und politische Abhängigkeiten stürzen österreichische Zeitungen in die Krise. Es drohen Insolvenz und Hunderte Stellenkürzungen.” (taz.de, Florian Bayer)

3. Leben ohne Lokalzeitung? Bericht aus Thüringen erschienen
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche hat einen Zwischenbericht zum Dialogprojekt “Lückenfüller” veröffentlicht, der die Folgen des Rückzugs der gedruckten Lokalzeitung in der Region Greiz in Thüringen untersucht. Darin hätten die Autoren analysiert, welche Informationslücken entstanden sind, wie sich die Menschen nun stattdessen informieren und welche Erwartungen sie an den Lokaljournalismus haben.

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4. Scharfe Kritik: Urheberallianz lehnt ZDF-Selbstverpflichtung ab
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die “UrheberAllianz”, die Kreativ-Gewerke wie Kamera und Schnitt vertritt, lehne eine vom ZDF angekündigte “Selbstverpflichtung” zur Vergütung als mangelhaft ab. Zuvor seien jahrelange Verhandlungen ergebnislos geblieben. Das ZDF habe einen Schlichtungsvorschlag (PDF), der Wiederholungshonorare vorgesehen habe, abgelehnt. Die Verbände würden die Selbstverpflichtung des ZDF als “rechtlich nicht haltbar” kritisieren.

5. Social Media muss in Therapie
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Ann-Kathrin Leclère stellt fest, dass die weltweite Nutzung von Social Media sinkt, da die Plattformen mit KI-generierten Inhalten überflutet würden und das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in die Beiträge schwinde. Sie vergleicht die Netzwerke mit einem “schlechten Freund”, der kaum noch sozial sei, sondern die Menschen nur noch durch aggressive Algorithmen und Shitstorms ermüde. Statt die Plattformen aufzugeben, fordert Leclère, sie “in Therapie zu schicken”.

6. Warum Pumuckls Stimme Sorgen auslöst
(tagesschau.de, Helen Roth)
Im neuen Pumuckl-Film werde die Stimme des Kobolds mithilfe von Künstlicher Intelligenz so verändert, dass sie fast genauso wie die des verstorbenen Originalsprechers Hans Clarin klinge. Dies löse bei professionellen Synchronsprecherinnen und -sprechern wie Katrin Fröhlich, der deutschen Stimme von Cameron Diaz, große Besorgnis aus. Sie fürchten nicht nur um ihre Arbeitsplätze, sondern kritisieren auch die rechtliche Grauzone beim Stimmenklau sowie den künstlerischen Verlust.
Weiterer Gucktipp: Im Podcast “Hollywoodgeflüster” unterhält sich Charles Rettinghaus mit dem Schauspieler und Synchronsprecher Nicolas Böll: “Nicolas gibt ehrliche Einblicke in die Realität des Schauspiel- und Synchronberufs, spricht über den schmalen Grat zwischen Kreativität und Routine und darüber, wie man trotz aller Umstände die Freude an der Arbeit bewahrt.” (youtube.com, Video: 1:05:13 Stunden)

KW 44/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie beeinflussen Influencer den politischen Diskurs?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:16 Minuten)
Holger Klein unterhält sich im “Übermedien”-Podcast mit Desiree Steppat von der Landesanstalt für Medien NRW. Die Landesanstalt hat untersucht, welche Inhalte politische Influencer zur Bundestagswahl 2025 auf Plattformen wie Instagram und TikTok verbreitet haben. Die Inhalte würden oft “sehr viel Meinung, sehr viel Emotion” transportieren und teils ein negatives Bild der Politik zeichnen.

2. Berichten Medien zu negativ über politische Debatten?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 36:40 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob Medien zu negativ über politische Debatten berichten. DLF-Hörerin Gabriele Schmitz diskutiert darüber mit Medienforscher Tanjev Schultz und RTL/ntv-Hauptstadtkorrespondent Martin Schmidt.

3. Soziale Medien – Wir brauchen gemeinsame Öffentlichkeiten
(ardaudiothek.de, Sibylle Salewski, Audio: 55:37 Minuten)
Der Medienwissenschaftler Pascal Schneiders erklärt in seinem Vortrag, dass klassische Nachrichtenmedien ihre Fähigkeit verlieren, eine gemeinsame Öffentlichkeit zu schaffen. Das Problem sei, dass sich der Journalismus der Logik von Social-Media-Plattformen anpassen müsse, diese aber auf individuelle Nutzerzufriedenheit statt auf Information abzielen würden. Diese “Plattformisierung” zerstöre durch individualisierte Algorithmen die gemeinsame Informationsgrundlage.

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4. Medien rauben uns Lebenszeit. Wie wir uns wehren können
(wind-und-wurzeln.podigee.io, Marina Weisband, Audio: 44:38 Minuten)
In dieser Folge des Podcasts “Wind und Wurzeln” spricht Marina Weisband mit der Neurowissenschaftlerin Maren Urner und Han Langeslag von “Perspective Daily”. Es geht dabei um die Frage, wie unsere Aufmerksamkeit funktioniert, und wie Medien diese Mechanismen gezielt ausnutzen. Das Gespräch mit Langeslag konzentriert sich darauf, wie der moderne Nachrichtenjournalismus unsere Aufmerksamkeit “triggert” und dadurch unsere Sicht auf die Welt negativ verändert.

5. Superinfluencer und Vertrauen – Zwanzig Trends für 2035
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 31:41 Minuten)
Christian Jakubetz spricht mit dem Autor und Digitalberater Thomas Knüwer über dessen neues Buch “20 Trends für 35”, also für das Jahr 2035. Knüwer argumentiert, dass viele Dinge, etwa die Energiewende oder das Comeback der deutschen Industrie (zum Beispiel im Bereich Robotik), besser würden, als es die aktuelle, von “Überangst” geprägte Debatte vermuten lasse. Ein weiteres zentrales Thema ist die Zukunft von Medien, bei der Knüwer eine massive Disruption durch “Superinfluencer” vorhersieht.

6. Games im Journalismus – verschenken Medien Potenzial?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 26:57 Minuten)
Linus Lüring hat auf den Medientagen München den Game-Design-Professor Clemens Hochreiter und den BR-Experten Matthias Leitner getroffen. Sie diskutierten darüber, warum deutsche Medienhäuser das große Potenzial von Computerspielen für den Journalismus kaum nutzen, obwohl fast 40 Millionen Menschen in Deutschland spielen. Thema war auch die neue Games-Strategie der ARD und die Frage, wie diese zum öffentlich-rechtlichen Auftrag passt.

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