Archiv für Juli, 2022

Desinformation aus Österreich, Eingebettet im Donbas, Sylt

1. Desinformation aus Österreich
(taz.de, Matthias Meisner)
Der rechtsextreme österreichische Online-Sender AUF1 wolle nach eigenen Angaben nach Deutschland expandieren und eine feste Redaktion in Berlin aufbauen. Matthias Meisner erklärt, was es mit dem verschwörungslastigen Rechts-Medium auf sich hat.
Weiterer Lesehinweis: “Russlands abgeschalteter Propagandasender RT hat einen Nachfolger: Das Portal AUF1 verfolgt eine aggressive Taktik fern aller journalistischer Standards”: Aktivismus statt Journalismus (zeit.de, Hendrik Merker).

2. “Zeigen, wie schlimm die Situation im Donbass ist”
(tagesspiegel.de, Anastasia Trenkler)
Der ZDF-Reporter Winand Wernicke konnte vier Tage lang russische Soldaten im Donbas begleiten – “als Embedded-Reporter” und streng kontrolliert in seiner Berichterstattung. Im Interview mit dem “Tagesspiegel” erzählt Wernicke, wie es dazu kam, welche Auflagen ihm gemacht wurden und wie er zu deratigen Reportage-Reisen steht.

3. «Aufregerschlagzeilen sind wie Fast Food: attraktiv, aber ungesund»
(nzz.ch, Ruth Fulterer, Judith Blage)
“Perspective Daily” ist ein Online-Magazin, das nach den Prinzipien des konstruktiven Journalismus arbeitet. Die “NZZ” hat sich mit einem der Gründer, dem Neurowissenschaftler Han Langeslag, über das Projekt unterhalten und ihn gefragt, wo in Zeiten von Klimawandel, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg noch Platz für Positives bleibt.

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4. Wie Starjournalisten al-Sisis Drecksarbeit machen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem 27-seitigen Bericht (PDF, englisch) zeigt Reporter ohne Grenzen, wie sich in Ägypten regierungsnahe Fernsehmoderatoren zu Komplizen der Regierung machen: “Als Marionetten des diktatorischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi verleumden und diskreditieren sie die wenigen verbliebenen kritischen Medienschaffenden im Land.” Der Bericht beleuchte einen blinden Fleck in der ägyptischen Medienlandschaft und zeige, wie das Regime bekannte Fernsehpersönlichkeiten bewusst einspannt.

5. So viel weiß TikTok über Ihr Handy
(spiegel.de, Janne Knödler & Frederik Obermaier & Anton Rainer & Marcel Rosenbach)
“TikTok steht seit Langem für seine Geschäftspraktiken in der Kritik. Nun hat ein IT-Sicherheitsunternehmen den Quellcode der Video-App untersucht – und ist dabei auf eine verdächtige Verbindung gestoßen.” Es geht unter anderem um “mögliche Datenweiterleitungen nach China”. Beim “Spiegel” kann man nachlesen, was die Sicherheitsexperten genau festgestellt haben und warum die Angelegenheit für TikTok noch unangenehm werden könnte.
Nachtrag: Auch das Team der “zerforschung” hat sich die TikTok-Analyse angeschaut und ist nicht besonders überzeugt von den Ergebnissen: “Das ist größtenteils Quatsch.” Dem Bericht fehle technische Tiefe, sinnvolle Informationen seien ebenfalls nicht zu finden: “Hier wurden großteils Ausgaben automatischer Tools unhinterfragt wiedergekäut. Das macht noch keine Analyse.” In Richtung “Spiegel” heißt es: “Hier wären auch große Medien wie @derspiegel in der Pflicht, solche Behauptungen kritisch zu überprüfen, statt sie direkt mit einer clickbaity Schlagzeile zu übernehmen.”
Weiterer Lesehinweis zum Thema Datennutzung durch China, allerdings im Zusammenhang mit einer anderen App: Politische Kontrolle mit Corona-App: “Ohne Gesundheits-App geht in Chinas Großstädten nichts: Wer einen roten statt grünen Code hat, kommt weder in den Bus noch in den Supermarkt. Inzwischen setzen Behörden die App ein, um missliebige Personen festzusetzen.” (tagesschau.de, Tamara Anthony)

6. Sylt, ein juris­ti­sches Wim­mel­bild
(lto.de, Martin Rath)
Als “Insel der Schönen und Reichen” steht Sylt oft im Fokus der Boulevardmedien. In Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket und der Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner berichteten auch viele andere Redaktionen über beziehungsweise von der Nordseeinsel. Martin Rath hat ein paar interessante Rechtsgeschichten rund um Sylt zusammengesucht. Es entsteht ein trotz der trockenen Materie unterhaltsames “juristisches Wimmelbild”.

Die Werbefilme des DFB, Konflikt bei “konkret”, Schlechter Scherz

1. Die ARD kauft dem DFB Werbefilme ab – und verkauft sie dem Publikum als Dokumentationen
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Frederik von Castell ist einer bemerkenswerten Allianz zwischen Deutschem Fußball-Bund, Privatwirtschaft und öffentlich-rechtlichem Rundfunk nachgegangen: “Die ARD preist ‘Born for this – mehr als Fußball’ als Doku-Serie über die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen an. Was sie nicht verrät: Das Format wurde vom DFB und seinen Werbepartnern Volkswagen und Adidas bezahlt.”

2. Grenzen ziehen
(taz.de, Ruth Lang Fuentes)
Zunächst hatten sich 17 Autorinnen und Autoren von der linken Zeitschrift “konkret” distanziert, mittlerweile seien es um die 30 Personen, die dem Magazin eine zu Kreml-nahe Haltung vorwerfen und nicht mehr für “konkret” schreiben wollen (die Erklärung der Autorinnen und Autoren sowie die als “Richtigstellung” bezeichnete Stellungnahme der “konkret”-Redaktion). Ruth Lang Fuentes erklärt den Konflikt, bei dem eine Annäherung der Positionen derzeit schwer vorstellbar erscheint.

3. Schlechter Scherz
(sueddeutsche.de, Jens-Christian Rabe)
Karl Lauterbach hat bereits vor seiner Zeit als Gesundheitsminister eine recht eigenwillige Medienarbeit verfolgt und ist auch durch Unterhaltungsformate getingelt. In der Amazon-Serie “One Mic Stand” beispielsweise hat er sich unter der Anleitung von Hazel Brugger in einer Folge zum Comedian ausbilden lassen. Für Jens-Christian Rabe ein Anlass, sich die neue Serie näher anzuschauen. Sein Befund: “‘One Mic Stand’ wirkt, als habe sich Deutschland, nachdem es von der Comedy-UN gebeten wurde, sein Armutszeugnis vorzulegen, mal wieder gedacht: Wenn schon, denn schon!”

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4. So schnell vergehen 20 Jahre
(arminwolf.at)
Am heutigen 18. Juli ist es exakt 20 Jahre her, dass Armin Wolf erstmals das österreichische Nachrichtenjournal “ZiB2” moderiert hat. Wolf blickt auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück und erklärt, wie aus einer Urlaubsvertretung 2.317 Sendungen mit mehr mehr als 3.000 Studiogästen wurden.

5. Mehr Polarisierung wagen!
(spiegel.de, Samira El Ouassil)
Die viel beklagte Spaltung der Gesellschaft sei in einer Demokratie eigentlich ganz normal, findet “Spiegel”-Kolumnistin Samira El Ouassil. Vorsicht sei jedoch geboten, wenn sie in eine gruppenbezogene Ablehnung umschlage: “Gruppenbezogene Polarisierung verhindert gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, indem sie geistige Opponenten zum Feind erklärt.”

6. Ein Vorkämpfer für die Anerkennung des Comics
(tagesspiegel.de, Lars von Törne)
“Stefan Neuhaus hat als Vorsitzender des Deutschen Comicvereins viel für die Wertschätzung der Kunstform erreicht. Jetzt ist er mit 74 Jahren gestorben.” “Tagesspiegel”-Redakteur Lars von Törne würdigt in seinem Nachruf die Verdienste des Comic-Pioniers.

KW 28/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Lanz & Precht, Ausgabe 46
(lanz-precht.podigee.io, Markus Lanz & Richard David Precht, Audio: 52:40 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts von Markus Lanz und Richard David Precht geht es um die Kontroverse um das angekündigte Buch von Precht und Harald Welzer über “Die vierte Gewalt”. Precht wirft zwei von ihm namentlich genannten Journalisten (Miriam Hollstein und Joachim Huber) vor, sie hätten das Buch bereits “rezensiert”, bevor es überhaupt auf den Markt verfügbar ist. Dabei geht er nonchalant über die Tatsache hinweg, dass die Verlagsankündigung Grund für den kritischen Widerhall war: So war dort unter anderem von einer “Selbstgleichschaltung” der Medien die Rede (mittlerweile ersetzt durch “Selbstangleichung”). Precht wirft außerdem seinem Podcast-Partner Lanz eine Unausgewogenheit bei Gesprächsrunden über Waffenlieferungen an die Ukraine vor, verstrickt sich dabei jedoch in Widersprüche. Trotz oder gerade wegen der Kontroverse hörenswert.

2. Ritt durch die Medienlandschaft mit Medienunternehmer Alexander Elbertzhagen
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 44:06 Minuten)
Medienrechtler David Geßner hat sich mit dem Medienunternehmer Alexander Elbertzhagen unterhalten, der mit seiner Managementfirma seit Jahrzehnten zahlreiche Showgrößen aus der alten, mittlerweile aber auch Künstlerinnen und Künstler aus der neuen Unterhaltungswelt betreut. In dem Gespräch geht es um Elbertzhagens Werdegang sowie um verschiedene Bereiche des Mediengeschäfts wie Musik und Musikrecht, Influencer und rechtliche Fallstricke sowie das Presserecht.

3. Der Krieg aus Sicht der russischen Medien
(ardmediathek.de, Masha Borzunova, Video: 11:35 Minuten)
“Die russische Dozhd-Redaktion – derzeit im Exil in Georgien – betreibt seit 2018 den erfolgreichen YouTube-Channel ‘FAKE NEWS’. Jede Woche wühlt sich das Team hier durch Stunden an russischen Staats-News und Propaganda-Shows, und zerrupft sogfältig jede einzelne Lüge, bis auch der letzte Putin-Propagandist nackt dasteht.” Für die Arte-Sendung “Tracks” produziert das “Dozhd”-Team eine wöchentliche Ausgabe seines Formats mit deutscher Übersetzung. In der aktuellen Folge geht es unter anderem um ein angebliches Bordell für Zoophile in Dänemark und um einen falschen Nazi-Großvater des deutschen Bundeskanzlers.

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4. Personal Journalism auf YouTube
(youtube.com, Aylin Kazi & Vincent Hahnen, Video: 26:41 Minuten)
Die “Tincon” versteht sich als “Konferenz für digitale Jugendkultur” mit den Schwerpunkten Popkultur, Lifestyle, Tech, Netzpolitik, Aktivismus und Wissenschaft. In diesem Jahr berichtete Chris Müller von den Erfahrungen, die er bisher als unabhängiger Journalist auf Youtube gemacht hat. In seinem Vortrag geht es um die Fragen: Wie erkennen wir guten unabhängigen Journalismus in den Sozialen Medien? Und welche Gefahren birgt der “Personal Journalism”?

5. Whistleblower – Wenn Assange und Snowden Deutsche wären
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 16:45 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” sprechen Michael Meyer und Thomas Bimesdörfer mit Annegret Falter, der Vorsitzenden des “Whistleblower- Netzwerks”, über die EU-Richtlinie zum Schutz von Hinweisgebern, die eigentlich schon in deutsches Recht umgesetzt sein sollte. Was muss die Umsetzung leisten? Wo liegen die Fallstricke? Und wann wird sie im Bundestag verabschiedet?

6. So verkauft man Schrott auf Instagram
(youtube.com, Walulis Story, Video: 21:34 Minuten)
Instagram dient vielen pfiffigen Firmen als Absatzkanal für allerlei mehr oder weniger sinn- und wertlose Gegenstände. Bei der Recherche zum überteuerten Plastik-Tand ist die “Walulis”-Redaktion auf den Geschmack gekommen: “Könnten wir nicht auch ein komplett sinnloses Produkt erfolgreich auf Instagram verkaufen?”

Dortmund darf bleiben, Schleichender Tod, Pressevögel der Lüge

1. Dortmund darf online bleiben
(taz.de, Christian Rath)
Der Verlag Lensing, der in Dortmund die Tageszeitung “Ruhr Nachrichten” herausbringt und das Webportal ruhr24.de betreibt, fühlte sich gestört vom Onlineangebot der Stadt Dortmund. Diese mache mit ihrem Angebot privaten Medien unzulässige Konkurrenz, so der Vorwruf. Nun hat der Bundesgerichtshof entschieden: Die städtische Seite dortmund.de darf bleiben.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Betreiber von Stadtportalen und die Redaktionen zu einem fairen Miteinander auf (djv.de, Hendrik Zörner).

2. Der schleichende Tod des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
(dwdl.de, Bendix Lippe)
Bendix Lippe saß zwei Jahre lang im ZDF-Fernsehrat und war dort mit seinen Mitte 20 das jüngste Mitglied. In einem Gastkommentar bei “DWDL” schreibt er, warum er die Institution mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt, was Thomas Gottschalk gegen ihn hatte, und warum junge Menschen in die Gremien eingebunden werden müssen, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch in Zukunft eine Rolle spielen will.

3. Wie sich Radiosender ein Jahr nach der Flut neu aufgestellt haben
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 6:04 Minuten)
Bei der Flutkatastrophe 2021 kamen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zahlreiche Menschen auch deshalb ums Leben, weil Medien nicht oder zu spät gewarnt hatten. Stefan Fries hat sich umgeschaut, was von den Besserungsversprechen umgesetzt wurde.

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4. Was man alles nicht wusste
(faz.net, Axel Weidemann)
Der öffentlich-rechtliche RBB sieht sich rund um den Bau und die Verträge seines neuen “Digitalen Medienhauses”, das bis 2026 fertig gestellt werden soll, Vorwürfen ausgesetzt. Es soll zu Unregelmäßigkeiten beim Vergabeverfahren gekommen sein. Deshalb habe man sich entschlossen, das Vergabeverfahren aufzuheben. Der Sender wolle den “gesamten Komplex jetzt noch einmal durch eine unabhängige Kanzlei” prüfen lassen.

5. Internet Archive wehrt sich gegen Millionenklage
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
In den USA haben einige große Buchverlage das “Internet Archive”, das Bücher zur Ausleihe anbietet, verklagt. Da es dabei um eine Forderung in Millionenhöhe geht, die für das gemeinnützige Projekt existenzbedrohend ist, hat das Archiv mit einem Antrag auf Beendigung der Klage reagiert: “Das Internet Archive und die Hunderte von Bibliotheken und Archiven, die es unterstützen, sind keine Raubkopierer oder Diebe. Sie sind Bibliothekare, die sich bemühen, ihren Kunden online genauso zu dienen, wie sie es seit Jahrhunderten in der stationären Welt getan haben. Das Urheberrecht hindert eine Bibliothek nicht daran, ihre Bücher an ihre Kunden auszuleihen, und zwar eines nach dem anderen”, so Corynne McSherry, Leiterin der Rechtsabteilung der Electronic Frontier Foundation, die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt.

6. Pressevögel der Lüge!
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Bei “Übermedien” lädt Mats Schönauer zum rituellen Schlagzeilenbasteln ein: “Hätten Sie das Zeug, in einer Regenbogenredaktion zu arbeiten? Sind Sie kreativ und skrupellos genug, um aus winzigen Nichtigkeiten große Todes-Schocks, Psycho-Krisen oder Knast-Mafia-Dramen zu zaubern?”

Hass-Ursache Algorithmen, Interessenskonflikt?, Seitenwechsel

1. “Ursache für Hass sind Algorithmen”
(taz.de, Eric Bonse)
Das Europaparlament hat jüngst das Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act) verabschiedet. Leider sei man mit vielen datenschutzrechtlichen Forderungen nicht durchgedrungen, kritisiert der Jurist, Datenschutzexperte und Europaabgeordnete Patrick Breyer. So sei es nach dem neuen Gesetz beispielsweise möglich, dass Ungarn auch in Deutschland legal veröffentlichte Inhalte löschen lassen kann, “nur weil sie angeblich gegen ungarische Gesetze, die Orbáns Regierung erlassen hat, verstoßen”, so Breyer: “Man kann dagegen klagen – vor ungarischen Gerichten. Die ungarische Behörde kann eine Löschanordnung auch an deutsche Anbieter schicken. Denkbare Themen sind Seenotrettung als Beihilfe zu illegaler Immigration oder Proteste gegen Orbán als verbotene Demoaufrufe. Die Klage in Ungarn wird in der Tat kaum nutzen.”

2. Droht ein massiver Interessenskonflikt?
(verdi.de, Günter Herkel)
Wenn die Politik-Chefreporterin eines überregionalen Mediums und ein deutscher Finanzminister heiraten, liegen eine mögliche Befangenheit und eventueller Interessenskonflikt nahe. Zumal es eine ähnliche Situation bereits zuvor gegeben habe, wie Günter Herkel schreibt: “Schon einmal – von 2011 bis 2020 – war FDP-Chef Lindner mit einer Journalistin verheiratet, mit Dagmar Rosenfeld, der heutigen Chefredakteurin der ‘Welt am Sonntag’. Während des Bundestagswahlkampfs 2017 kommentierte sie kritisch-ironisch ein Wahlplakat Lindners: ‘Bei der Wahl der Oberbekleidung für Werbespots künftig vorher die Ehefrau fragen.’ Dass Autorin und Ehefrau hier identisch waren, wurde allerdings der Leserschaft vorenthalten.”

3. Die “Welt” als Sprungbrett für Querdenker und ihre Narrative
(volksverpetzer.de, Gunnar Hamann)
Gunnar Hamann wirft der “Welt” eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit sowie die Verbreitung von “Querdenken”-Narrativen vor. Inzwischen würden “Querdenker” und Personen aus dieser Szene dort selbst Beiträge verfassen. Hamann hat sich die Situation näher angeschaut und versucht, das aufzudröseln, was er als Netzwerk bezeichnet.

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4. Hysterie oder sinnvolle Warnung?
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:47 Minuten)
Mehr denn je kommt den Meteorologen eine besondere Verantwortung zu, doch die Sache ist nicht einfach: Schlagen sie zu früh Alarm oder irren sie sich, wirft man ihnen Hysterie und Panikmache vor. Die Meteorologen und die Redaktionen müssten aufpassen, nicht zu überdrehen, nur um eine Schlagzeile zu bekommen oder das Problem der globalen Erderwärmung zu unterstreichen, so der Klimaforscher Mojib Latif: “sonst gibt es einen Glaubwürdigkeitsverlust”.

5. Wie Urheberrechtsbeschwerden bei YouTube zur Waffe werden
(netzpolitik.org, Esther Menhard)
“YouTube blockierte einen Livestream des Kanals Lofi Girl wegen einer Urheberrechtsverletzung, die sich als falsch herausstellte. Der Fall verdeutlicht das Problem, das vor allem kleinere Medienschaffende betrifft: Die Plattform ist mit der Kontrolle der Anfragen überfordert.” Esther Menhard erklärt, wie leicht sich das auf dem Digital Millennium Copyright Act beruhende System missbrauchen lässt.

6. “Seitenwechsel für den Aufstieg”
(mediummagazin.de, Senta Krasser)
Der langjährige ARD-Faktenchecker Patrick Gensing hat einen spannenden Seitenwechsel vollzogen: Seit ein paar Wochen vertritt er die Medienchefin des FC St. Pauli, die für ein Jahr in Mutterschutz gegangen ist. Im Gespräch mit Senta Krasser verrät Gensing, warum Faktenchecks allein nicht reichen, wie er sich vom Medienstress erholt, und was Journalistinnen und Journalisten vom Fußball lernen können.

Ökonom als Influencer?, Auftritt der Rechtsaußen-Sekte, Deutscher Humor

1. Zu den Recherchen an den #UberFiles hat sich der Ökonom Justus Haucap zu Wort gemeldet
(twitter.com/NDRrecherche)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, könnte auch die “FAZ”-Redaktion Betroffene der Lobbyarbeit des Fahrtvermittler-Start-ups Uber sein. Dort hatte der Ökonom Justus Haucap einen Gastbeitrag mit dem Titel “Die Taxipreise freigeben” verfasst. Nur wenige Tage später hatte Haucap einen Vertrag mit Uber geschlossen – unter anderem über das Verfassen eines Presseartikels. Nachdem der Ökonom bestritten hat, im Auftrag von Uber einen Artikel in der “FAZ” verfasst zu haben, melden sich auf Twitter die Recherche-Verantwortlichen des NDR zu Wort und veröffentlichen die Timeline, die sich aus den Uber Files ergibt.

2. Eine Rechtsaußen-Sekte und ihre Verschwörungserzählungen
(belltower.news, Erika Balzer)
“Kla.tv ist das Informations-Portal von Ivo Sasek, dem Gründer der Sekte ‘Organische Christus-Generation’ (OCG). Die Sendungen wollen ‘die anderen Nachrichten’ sein und verbreiten Verschwörungserzählungen und Weltuntergangsszenarien, die die Mainstream-Medien uns angeblich verschweigen.” Erika Balzer erklärt, was es mit dem Medienportal der Sekte auf sich hat.
Weiterer Guckhinweis: Der “Strg_F”-Beitrag über Saseks Sohn Simon, der den Ausstieg aus der Sekte geschafft hat. Vertiefend dazu auch die SRF-Doku: “Mein Ausstieg aus der OCG” mit Teil 1 und Teil 2.

3. Mitten in Europa schwindet die Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen macht sich Sorgen um den freien Journalismus in Ungarn: “Viktor Orbán und sein Netzwerk an Getreuen in Politik und Wirtschaft halten die unabhängigen Medien in eisernem Griff”. Noch könne sich die EU dagegen wehren: “Wir fordern den EU-Rat dazu auf, bei der nächsten Anhörung im Rahmen des Sanktionsmechanismus nach Artikel 7 von den ungarischen Behörden eine Erklärung zu verlangen, warum sie unabhängigen Radiosendern die Lizenzen verweigert.”

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4. Achmetow gibt Mediengeschäft auf
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Bettina Schmieding)
Rinat Achmetow galt lange als reichster Mann der Ukraine. Nun hat der mächtige Oligarch seine Medienlizenzen abgegeben und zieht sich aus dem Mediengeschäft zurück. Was steckt hinter der Entscheidung, die der Korrespondent Denis Trubetskoy nichts weniger als “ein Erdbeben in der ukrainischen Medienwelt” nennt? Der Deutschlandfunk hat Trubetskoy um eine Einschätzung gebeten.

5. TikTok: Weg frei für einen Betriebsrat
(verdi.de)
Am Berliner TikTok-Standort sei der Weg frei für Betriebsratswahlen, berichtet die Gewerkschaft ver.di. Aus ihrer Sicht könnte TikTok als “Leuchtturm” für die Wahl eines Betriebsrats in vergleichbaren Social-Media-Konzernen wie Facebook und Co. fungieren.
Weiterer Lesehinweis: Beim “Spiegel” berichtet Torsten Kleinz über den gescheiterten Versuch TikToks, die Datenschutz-Grundverordnung auszuhebeln: “Eigentlich wollten die Betreiber von TikTok personalisierte Werbung für volljährige Nutzer verpflichtend machen. Doch damit kommt das Unternehmen wohl nicht durch, Datenschützer haben den Vorstoß jetzt gestoppt.”
Und wer sich für die reichweitenstärksten “Brands & Creator” des vergangenen Monats bei TikTok interessiert: “OMR” liefert die kommentierten Charts.

6. Warum deutsche Komödien nie lustig sind
(youtube.com, Filmanalyse, Wolfgang M. Schmitt, Video: 26:07 Minuten)
In seiner “Filmanalyse” beschäftigt sich Wolfgang M. Schmitt mit der deutschen Komödie “Liebesdings” von Regisseurin und Drehbuchautorin Anika Decker, die auch an den Büchern der Til-Schweiger-Streifen “Keinohrhasen” und “Zweiohrküken” mitgeschrieben hat. Schmitts Analyse beschäftigt sich nicht nur mit dem konkreten Film, sondern auch mit etwas Grundsätzlichem: “Wir lernen in dieser Komödie viel über den verklemmten und letztendlich repressiven deutschen Humor.”

Die Uber Files, Depressionen, Die Rückkehr des Dieter B.

1. Wie Uber deutsche Medien umwarb
(tagesschau.de, Petra Blum & Andreas Braun & Catharina Felke & Benedikt Strunz)
Eine anonyme Quelle hat dem “Guardian” mehr als 124.000 vertrauliche Dokumente aus dem inneren Kreis des Fahrtenvermittlers Uber zugespielt. Die Auswertung der Daten wurde durch das Internationale Konsortium Investigativer Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) durchgeführt. Ein Ergebnis: Bei seiner Lobby-Arbeit habe Uber in Deutschland auf den Springer-Konzern gesetzt und sich dabei vor allem für den damaligen “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann interessiert. Der Springer-Konzern habe nicht nur Hilfe angeboten, sondern auch in in das Start-up investiert.
Weitere Lesehinweise: Die “Süddeutsche Zeitung” fasst zusammen: Was man über die Uber Files wissen muss. Und auch der “Spiegel” bietet eine Zusammenstellung der wichtigsten Fragen und Antworten. Die “FAZ” könnte Betroffene der Uber-Lobbyarbeit sein. Dort hatte der Ökonom Justus Haucap einen Gastbeitrag verfasst. Nur wenige Tage später hatte Haucap einen Vertrag mit Uber geschlossen – unter anderem über das Verfassen eines Presseartikels. Haucap könne “heute nicht mehr rekonstruieren, um welchen Beitrag es sich dabei gehandelt haben soll.”

2. In eigener Sache: Ich habe Depressionen
(uebermedien.de, Larena Klöckner)
“Ich habe Depressionen. Und bin der Meinung, dass darüber im Journalismus mehr gesprochen werden muss. Nicht etwa, weil ich mir anmaße, zu sagen, dass es eine depressive Person im Journalismus schwerer als in anderen Berufen hat. Darum soll es nicht gehen. Vielmehr darum, die täglichen Herausforderungen in einer Branche zu zeigen, die Auszeiten nicht vorsieht und Überarbeitung etwa in Form von möglichst vielen und oft unbezahlten Praktika quasi voraussetzt.” In einem sehr persönlichen Text hat Larena Klöckner aufgeschrieben, wie sie als Journalistin mit Depressionen arbeitet und lebt: “Es geht um Druck, Versagensängste und Hilflosigkeit.”
(Solltest Du Depressionen oder gar Suizidgedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

3. Elon Musk will Twitter nicht mehr übernehmen: Was wird jetzt aus der Plattform? – Interview mit Simon Hurtz
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 6:48 Minuten)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, hat Tech-Milliardär Elon Musk seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter für aufgelöst erklärt. Der Deutschlandfunk hat Simon Hurtz vom “Social Media Watchblog” angerufen und um seine Einordnung gebeten. Hurtz erklärt die möglichen Szenarien, gibt eine Einschätzung ab, weist aber auch auf die Unsicherheitsfaktoren hin.
Weiterer Lesehinweis: Twitter rüstet sich für Gerichtsschlacht mit Musk (spiegel.de).

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4. Weitere Schikanen gegen Medien
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband protestiert gegen die Sperrung des Nachrichtenportals Welt.de durch die russischen Zensurbehörden sowie gegen die geplante Liquidierung des russischen Journalistenverbands. Die Sperrung der digitalen “Welt” sei ein Akt der Verzweiflung: “Diktator Putin schlägt panisch gegen alles, was seine Propaganda Lügen straft.”

5. RTL holt Bohlen zurück zu “Deutschland sucht den Superstar”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Im Frühjahr 2021 war es für den neuen RTL-Chef Henning Tewes eine Frage der Haltung, sich von Dieter Bohlen zu trennen. Aus Mangel an Erfolg bei ‘DSDS’ fliegt die Haltung über Bord – und Bohlen ist zurück.” “DWDL”-Chef Thomas Lückerath kommentiert die Rolle rückwärts: “Weil Neuausrichtung des Senders und Unternehmens bei RTL Deutschland im vergangenen Jahr Hand in Hand gingen, wird man sich auch im Haus fragen: Welche ehrbaren Worte bzw. welche Haltung, die man im vergangenen Jahr bedeutungsschwanger vorgetragen hat, wird als nächstes kassiert?”

6. Satirischer Wochenrückblick: Ich muss mich bei Bild TV entschuldigen
(web.de, Marie von den Benken)
In einem satirischen Text lobt Marie von den Benken “Bild TV” für die, nun ja, Erfolge und entschuldigt sich bei dem Sender: “Im Prinzip ist Bild TV ein personifiziertes ‘Das wird man ja wohl noch sagen dürfen’ und erkämpft sich damit langsam, aber wacker und kontinuierlich Quoten-Promille um Quoten-Promille aus dem inzwischen reich bestückten deutschen Selbstdenker-Lager, in dem konsequent intellektuelle Nebensaison herrscht.”

Mit zweierlei Maß, Musk will nicht mehr, Selbstgleichschaltung?

1. Medienprozesse: “Bild” und “Heute” müssen Witwe zehntausende Euro zahlen
(derstandard.de, Michael Möseneder)
In Österreich sind die Boulevardmedien “Bild” und Heute.at zu Entschädigungszahlungen an eine Hinterbliebene verurteilt worden. Die Redaktionen hatten den Unfalltod des Ehemanns der Frau reißerisch ausgeschlachtet. Für “Bild” gab es vor Gericht deutliche Worte: “Viel verwerflicher kann man einen Artikel nicht machen”, so der Richter: “Das war schon eklatant – da kann man eigentlich nicht mehr sagen, dass das passiert ist, es sieht nach Absicht aus”.

2. Mit zweierlei Maß gemessen
(djv.de, Hendrik Zörner)
“Christian Lindner und Franca Lehfeldt sind ein Paar. Schön für sie. Dumm nur, dass die Gattin des Bundesfinanzministers als Politikreporterin arbeitet und das wohl auch weiterhin tut.” Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, weist in seinem Kommentar auf das widersprüchliche Verhalten des Springer-Konzerns bei einem ähnlichen Fall hin, der Beziehung zwischen Fußballtrainer Julian Nagelsmann und “Bild”-Sportreporterin Lena Wurzenberger: “Warum der Verlag bei den beiden Mitarbeiterinnen mit zweierlei Maß misst, erschließt sich nicht. Eine einheitliche Linie wäre eigentlich vonnöten.”

3. Ranking: Die erfolgreichsten Zeitungs-Chefredakteure auf Twitter und Linkedin
(kress.de, Markus Wiegand)
Das Branchenmagazin “Kress pro” hat nachgezählt, wie viele Followerinnen und Follower die wichtigsten Chefredakteurinnen und Medienmanager bei Twitter und auf LinkedIn hinter sich versammeln (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Das Ranking wird von “Welt”-Leiter Ulf Poschardt angeführt. Ein Beleg, wie sehr man solche Listings hinterfragen muss, denn Poschardt nutzt Twitter vornehmlich für seltsame Troll-Beiträge).

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4. Musk will Twitter nicht mehr kaufen
(tagesschau.de)
Was sich seit Wochen abzeichnet, wird nun wohl zur Gewissheit: Tech-Milliardär Elon Musk hat seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter für aufgelöst erklärt. Nun droht ein langer Rechtsstreit, denn Twitter pocht auf Erfüllung des Vertrags. Außerdem wurde bei Vertragsrücktritt eine Vertragsstrafe von einer Milliarde US-Dollar vereinbart.

5. Willkommen an Bord
(journalist.de, Anne Hünninghaus)
“Arbeitsvertrag unterschrieben, Schlüsselkarte erhalten? Lange erschöpfte sich die Onboarding-Phase in Medienhäusern in einer Checkliste für Administratives. Der Trend zu New Work und die Corona-Pandemie haben die Einstiegsprozesse in vielen Redaktionen auf den Kopf gestellt: Plötzlich geht es um Bindung und Kultur.” Anne Hünninghaus schreibt über die neue Willkommenskultur in den Redaktionen und Verlagen.

6. Precht und Welzer sehen Medien als “selbstgleichgeschaltet”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In der Verlagsankündigung des neuen Buchs von Philosoph Richard David Precht und Soziologe Harald Welzer ist von einer angeblichen “Selbstgleichschaltung der Medien” die Rede. Darüber kann sich Joachim Huber im “Tagesspiegel” nur wundern: “Precht mit eigener Talkshow im ZDF und Welzer mit zahlreichen Talkshow-Auftritten konnten und können ihre Meinungen in den ‘selbstgleichgeschalteten Medien’ ausbreiten. Irgendetwas läuft da fundamental schief – entweder bei den Massenmedien oder bei Richard David Precht und Harald Welzer.”

KW 27/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Woher kennen wir uns? Susan Link
(lukasheinser.de, Audio: 1:05:43 Stunden)
Lukas Heinser hat ein neues Podcastprojekt gestartet: Er unterhält sich mit Menschen, mit denen er in Sozialen Netzwerken befreundet ist (Zitat bei Twitter: “Ihr kommt natürlich alle der Reihe nach dran”). In der Auftaktfolge ist Susan Link vom ARD-“Morgenmagazin” und dem “Kölner Treff” zu Gast: “Wir unterhalten uns über Aufstehzeiten und darüber, was man müde nicht tun sollte. Sie erzählt, dass sie ursprünglich Kriminalkommissarin werden wollte und wie sie stattdessen beim Radio gelandet ist; was Social Media mit Hauswänden gemein hat und was in den Interview-Handwerkskasten gehört – denn von ihr möchte ich lernen, wie man so Interviews überhaupt führt.”
Transparenzhinweis: Lukas leitete von 2010 bis 2014 das BILDblog und ist uns immer noch freundschaftlich verbunden (Zitat aus seiner Twitter-Bio: “BILDblog forever”).

2. Videos im Auftrag des Kreml?
(ardmediathek.de, Daniel Laufer, Video: 8:25 Minuten)
Mittlerweile hat sich herausgestellt, wer sich gegenüber verschiedenen europäischen Politikerinnen und Politikern – darunter Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey – fälschlicherweise als Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko ausgegeben hat: Die Fake-Anrufe wurden vom einem russischen Comedy-Duo durchgeführt. Doch wer steckt tatsächlich dahinter? Und von wem wird das Ganze finanziert?

3. 20blue minutes #06: Journalist Arndt Ginzel
(twenty.blue, Anja Mutschler, Audio: 27:44 Minuten)
Im “TwentyBlue”-Podcast begrüßt Anja Mutschler den Journalisten Arndt Ginzel, der für das ZDF eine Reportage über die Kriegsverbrechen in der Ukraine gedreht hat (Die Straße des Todes, ZDF, Video: 44:40 Minuten). In dem Gespräch geht es “um seine Erfahrungen in der Ukraine, aber auch außerhalb davon und warum er sich eigentlich nicht als Kriegsreporter sieht, sondern diese Art der Berichterstattung für ihn manchmal einfach zum Journalismus dazugehört”.

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4. Netzausbau, Medien, Cybersicherheit: Aspekte der geplanten Digitalstrategie der Bundesregierung
(br.de, Sissi Pitzer, Audio: 23:43 Minuten)
Ganze 226 Mal befinde sich das Wort “digital” im aktuellen Koalitionsvertrag (PDF), doch wegen des Kriegs gegen die Ukraine sei der beabsichtigte “digitale Aufbruch” der Regierungsparteien nicht im vorgesehenen Maß vollzogen worden. Im “MedienMagazin” des Bayerischen Rundfunks geht es um den aktuellen Stand der Dinge: Was ist geplant, was bereits angeschoben?

5. Twitter, Insta & Facebook: Zerstört Social Media unsere Demokratie?
(zdf.de, Jo Schück, Video: 42:30 Minuten)
Soziale Medien können Positives bewirken, bergen jedoch auch Gefahren. Bei “13 Fragen” geht es um das Gefährdungs- und Bedrohungspotential der großen Plattformen: “Brauchen wir ein öffentlich-rechtliches Facebook? Eine Alternative zu werbefinanzierten sozialen Plattformen? Mit demokratischem Auftrag? Zerstört Social Media unsere Demokratie?”

6. Wie Funk “recherchiert” – Ein Blick hinter die Kulissen
(youtube.com, Rezo, Video: 26:55 Minuten)
Rezo und dessen Podcastpartner Julien Bam hatten das öffentlich-rechtliche Content-Netzwerk “Funk” scherzhaft herausgefordert, jene Unternehmen aufzulisten, die aktuelle Kooperationspartner der beiden sind. Der “Funk”-Kanal “offen un’ ehrlich” hat die Herausforderung angenommen, Rezo einen Fragenkatalog zukommen lassen (den dieser per Video beantwortet hat) und ein entsprechendes Video veröffentlicht. Mit dem Ergebnis ist Rezo nicht zufrieden, vor allem, was die Ehrlichkeit und Vorgehensweise des “Funk”-Kanals anbelangt. “offen un’ ehrlich” hat zumindest in den Kommentaren bei sich reagiert: “Hey Leute, wir haben uns Rezos Video natürlich angeschaut und nehmen die Vorwürfe sehr ernst. Wir arbeiten das auf und werden ein Antwortvideo produzieren!”

Vorwürfe gegen Intendantin, Doomscrolling, Interessenkonflikt

1. Untersuchung gestartet
(sueddeutsche.de)
Nach Vorwürfen von “Business Insider” (“Verschwendung von Gebührengeldern? Spesen für Dinnerabende und dubiose Beraterverträge bringen ARD-Chefin Patricia Schlesinger in Bedrängnis”) hat die Intendantin des öffentlich-rechtlichen Rundfunkfunk Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, eine “unabhängige Untersuchung” gestartet. Parallel prüfe der RBB rechtliche Schritte gegen aus seiner Sicht falsche und verzerrende Formen der Berichterstattung.

2. Markus Gabriel: Ein Philosoph schrumpft zum Sprücheklopfer
(infosperber.ch, Rainer Stadler)
Neulich behauptete Philosophieprofessor und Bestsellerautor Markus Gabriel in einem Interview unter anderem, dass es “geradezu unmoralisch sei, auf Twitter zu sein”. Rainer Stadler ist anderer Meinung. Auf Twitter sei es wie im Alltagsleben: “Wer die Gesellschaft von Raufbolden und Taugenichtsen möglichst meidet und entsprechende Verhaltensregeln beachtet, kann auch auf Twitter einen gewinnenden Austausch mit Zeitgenossen erfahren.” Stadlers Fazit: “Mit seiner Tirade gegen Twitter erinnert Gabriel indessen mehr an einen Boulevardjournalisten minderer Qualität, der eine so steile wie belanglose These formuliert in der Hoffnung, ein bisschen Aufmerksamkeit zu erheischen. Das ist keine Aufklärung, sondern zum Gähnen langweilig.”

3. Was du gegen Doomscrolling tun kannst
(hateaid.org)
Doomscrolling oder Doomsurfing bezeichnet laut Wikipedia “das exzessive Konsumieren negativer Nachrichten im Internet”. Warum verfallen wir dem Doomscrolling? Was hat es mit dem “Negativity Bias” auf sich? Und wie können wir der Negativ-Spirale entgehen? Zu diesen Fragen hat die Beratungsstelle HateAid einige Tipps und Informationen zusammengestellt.

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4. Luxemburg bleibt eine verschlossene Auster
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Luxemburg will sich laut einem Rundschreiben von Regierungschef und Medienminister Xavier Bettel gegenüber Journalistinnen und Journalisten auskunftsfreudiger zeigen. Jochen Zenthöfer hat sich beim Luxemburger Journalistenverband erkundigt, wie die Versprechen dort ankommen. Dort sei von einem “Mikrofortschritt” die Rede. Hinsichtlich der Informationsrechte gebe es ei­nen großen Nachholbedarf.

5. Kennzeichnung für veränderte Fotos – eine fragwürdige Scheinlösung
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
In Sozialen Medien und in der Werbung wird viel mit Retuschen und Beauty-Filtern gearbeitet, die vor allem Frauen und Mädchen noch schöner, noch perfekter aussehen lassen. Sollte man für derlei bearbeitete Bilder eine Kennzeichnungspflicht einführen, damit sich die Betrachtenden nicht von einem unrealistischen Schönheitsideal blenden lassen? Thomas Knüwer hält dieses Vorgehen für einen Irrweg: “Diese Kennzeichnungspflicht ist eine typische Linearlösung für ein komplexes, vernetztes Problem.”

6. Und nun live nach Sylt zur Hochzeit von Franca Lehfeldt und Christian Lindner
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und “Welt”-Chefreporterin Franca Lehfeldt haben gestern auf Sylt geheiratet. “Übermediens” Glaskugel-Beauftragter Boris Rosenkranz sagte voraus, wie in verschiedenen Medien darüber berichtet werden wird.
Weiterer Lese- und Hörtipp: “Ich kann mir wenig deutlichere Interessenkonflikte vorstellen als diesen”, sagt Daniel Drepper, Vizechef der Recherchekooperation von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” sowie Vorsitzender der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche: “Christian Lindner ist nicht irgendein FDP-Politiker, sondern der wichtigste FDP-Politiker Deutschlands.” Interessenkonflikte im Journalismus (deutschlandfunk.de, Pia Behme & Stefan Fries, Audio: 6:13 Minuten).

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