Archiv für März, 2021

ZDF-Doku mit Streeck, Silikon im Hirn, Institut für Rundfunktechnik

1. ZDF-Doku mit Hendrik Streeck: Warum ein Virologe kein TV-Moderator sein sollte
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer hat sich im ZDF die vom Virologen Hendrik Streeck moderierte Corona-Doku angesehen. Er kritisiert die seiner Meinung nach generell zu geringe Distanz zwischen Medien und Experten, darüberhinaus habe die Streeck-Doku jedoch ein besonderes Geschmäckle: “Man wird das Gefühl nicht los, dass auch diese Sendung wieder der eigenen Selbstinszenierung dient. Und man fragt sich, warum das ZDF da mitspielt.”

2. 4,125 Millionen Euro – Kaufpreis für Spahns Villa darf jetzt genannt werden
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Der “Tagesspiegel” berichtet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offenbar nicht mehr gegen Medien vorgehen wolle, die über den Kaufpreis seiner Villa in Berlin-Dahlem berichten. Zuvor habe Spahn, unter anderem gegen den “Tagesspiegel”, gerichtliche Verfügungen erwirkt, denen zufolge die Kaufsumme von 4,125 Millionen Euro öffentlich nicht genannt werden dürfe. Ganz freiwillig sei Spahns Kehrtwende jedoch nicht: Der Ruf nach Transparenz sei immer lauter geworden, und es sei fraglich, ob das Oberlandesgericht Hamburg Spahns Klagen stattgegeben hätte.

3. ZDF: Silikon im Hirn
(klima-luegendetektor.de)
Das Team des “Klima-Lügendetektors” hat sich eine Doku zur Energiewende bei ZDFinfo angeschaut und ist gewissermaßen entsetzt: “Das ist reinstes ‘Energiewende-Bashing’ ohne jegliche Substanz. Erstens erhebt sich die Frage, ob das ZDF keine eigenen Autoren besitzt, um sich fundiert den Nebenwirkungen der Energiewende zu widmen. Zweitens fragt man sich, warum nicht wenigstens der Filmstoff von internen Experten auf Plausibilität geprüft wurde, bevor ihn das ZDF einkaufte.”
Weiterer Hinweis: Bei Twitter weist der “Graslutscher” darauf hin, dass es sich um eine bereits von ihm kritisierte Doku handele, die bei Arte lief und von 89 auf 42 Minuten verdichtet worden sei. Hier sein empfehlenswerter Beitrag zum ungekürzten Original aus dem November: ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen (graslutscher.de, Jan Hegenberg).

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4. Warum drei Schwarze Frauen bei der WDR-Runde zu Rassismus abgesagt haben
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Nachdem die verunglückte Rassismus-Ausgabe der WDR-Talkshow “Die letzte Instanz” (Erstausstrahlung im November, Wiederholung im Januar) viel Kritik geerntet hatte, hat der Sender für gestern einen Themenabend organisiert. Stefan Niggemeier kommentiert: “Der WDR wollte es diesmal besser machen – und hält sich selbst eigentlich für superprädestiniert, es richtig zu machen. Doch ausgerechnet bei der Organisation des großen Themenabends, der auch ein großer Wiedergutmachungsabend sein sollte, mit ‘Reinwaschungs-Talk’, wie es die Komikerin Enissa Amani nannte, ließ die Redaktion offenbar jegliches Gespür für die Anliegen mehrerer Schwarzer Teilnehmerinnen vermissen.”

5. “Innovation ist mehr als ein neues Produkt”
(quotenmeter.de, Sabrina Harper)
Mit dem Förderprogramm Media Company Fellowship des Media Lab Bayern sollen gezielt kleinere Medienhäuser unterstützt werden. “Quotenmeter” hat sich mit den Projekt-Macherinnen Linn Timm und Anita Zielina unterhalten. Es geht um Innovationen in der Medienbranche, Anpassungsfähigkeit und Interdisziplinarität.

6. Ausgeforscht
(taz.de, Steffen Grimberg)
Dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) verdanken wir einige revolutionäre Techniken, beispielsweise das Videokompressionsverfahren MPEG. Nun soll das IRT, das bislang allen Öffentlich-Rechtlichen inklusive Schweiz und Österreich gehörte, abgewickelt werden. Es hätte dank lukrativer Patente eine passable Einnahmequelle werden können, aber rund 200 Millionen Euro seien dank eines windigen Rechtedeals in andere Kassen geflossen.

ZDF als Reputations-Waschanlage, Instanzenweg, Gegendarstellung

1. Das ZDF als Reputations-Waschanlage
(uebermedien.de, Christian Schwägerl)
Der Wissenschaftsjournalist Christian Schwägerl hat sich die aktuelle Corona-Doku des ZDF angeschaut (Untertitel: “Fakten mit Hendrik Streeck”). Er kommt zu einem vernichtenden Urteil: “Wenn diese Sendung ein Ziel hatte, dann kann das nicht gewesen sein, das Publikum zu informieren, wie es dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entsprechen würde. Es ging offenbar darum, das Publikum für einen Mann zu gewinnen, über dessen Aussagen sich Spitzenfunktionäre der deutschen Wissenschaft schon seit Längerem mehr als nur ärgern.”

2. “Der Stern hatte mich gestern gebeten …”
(twitter.com, Jörg Kachelmann)
Der Moderator Jörg Kachelmann schreibt, er sei vom “Stern” darum gebeten worden, etwas zu den aktuellen Entwicklungen um Julian Reichelt und “Bild” zu verfassen. Weil die Sammelgeschichte nicht erschienen sei, veröffentliche er seinen Beitrag dazu nun auf Twitter. Wie man es von Kachelmann gewohnt ist, fallen deutliche Worte: “Erst wenn alle den Mut haben, nicht mehr übers Bild-Stöckchen zu springen, den Mut haben, sich nicht mehr nötigen zu lassen und Friede Springer und Mathias Döpfner für ihr bösartig kalkuliertes Geschäft mit der Menschenverachtung gesellschaftlich ausgrenzen, kann Deutschland ein besseres Land werden.”

3. Schönenborn über “Letzte Instanz”: “Kollektiv tiefrote Linien übersehen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hat sich im “Tagespiegel” selbstkritisch zu der verunglückten Rassismus-Ausgabe der Talkshow “Die letzte Instanz” geäußert, dabei aber auch die in seinen Augen schnelle Reaktion des Senders gelobt. Alexander Krei ist anderer Meinung: “Allein, ‘schnell’ ist in diesem Zusammenhang relativ, denn was aus dem Interview im ‘Tagesspiegel’ nicht hervorgeht: Die Entschuldigung des WDR und die genannten Reaktionen erfolgten erst nach der Wiederholung im Januar – und damit zwei Monate nach der Erstausstrahlung, die offensichtlich weitgehend unbemerkt über den Sender ging.”
Weiterer Lesehinweis: Heute soll es im WDR einen Schwerpunkt zum Thema Rassismus geben, zu dem man auch die Comedy-Künstlerin Enissa Amani eingeladen hatte. Amani hatte als Reaktion auf die misslungene WDR-Sendung “Die letzte Instanz” auf eigene Kosten selbst einen Talk auf die Beine gestellt: “Die beste Instanz”. Auf Twitter macht sie ihrem Ärger über die Umstände der Einladung Luft: “Der WDR, hat sich am 20. Februar bei mir gemeldet, PER SMS, (Nummer über einen Comedian rausgefunden, ich war sehr sauer, dass man nicht die Courtesy hat zu mailen bei einer Person der Öffentl.) und wollte mich zum grossen ‘Reinwaschungs-Talk’ einladen. Ich habe abgelehnt.” Im sich daran anschließenden Thread geht es um ihre konkreten Ablehnungsgründe.

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4. Der aktuelle Zustand ist sehr bitter: Warum sich Datenjournalisten über das RKI und die Politik ärgern
(kress.de, Henning Kornfeld)
Die Datenjournalistin Christina Elmer (“Spiegel”) und ihr Kollege Johannes Schmidt-Johannsen (SWR) haben unter dem Dach des Netzwerk Recherche eine Fachgruppe gegründet, die bereits 70 Mitglieder habe. Das Ziel: Auf “eine höhere Verlässlichkeit der Daten zu drängen, zum Beispiel der des Robert Koch-Instituts. Wenn das gelänge, müssten die Kolleg:innen nicht dauernd ihre Skripte umstellen oder Daten händisch einpflegen. Der aktuelle Zustand ist sehr bitter, weil der Datenjournalismus viel mehr leisten könnte, wenn die Daten und Zugänge besser wären. Wir wollen als Fachgruppe darauf aufmerksam machen, dass es da einen großen Nachholbedarf gibt.”

5. Der Cancel-Culture-Strohmann
(taz.de, Malte Göbel)
Das Landgericht München hat die “Süddeutsche Zeitung” dazu verpflichtet, eine Gegendarstellung des Berliner Publizisten und Bloggers Johannes Kram (“Nollendorfblog”, einst auch als BILDblog-Kolumnist tätig) abzudrucken. Das Gericht urteilte, die “Süddeutsche”, konkret der “SZ”-Autor Andrian Kreye, habe Kram falsch wiedergegeben. Malte Göbel dröselt auf, worum es bei dem Konflikt geht, und erklärt, warum die Schlussfolgerung des, seiner Ansicht nach, ansonsten um Ausgewogenheit bemühten “SZ”-Textes falsch sei: “Johannes Kram hat das nie so gesagt oder geschrieben. Er taugt nicht als Hetzer. Kreye hat einen Cancel-Culture-Strohmann aufgebaut und niedergestreckt.”
Weiterer Lesehinweis: Johannes Kram erwirkt einstweilige Verfügung gegen die “SZ” (queer.de, Micha Schulze).

6. Beschwerdestelle verzeichnet Rekord bei gemeldeten Rechtsverstößen
(spiegel.de)
Die Zahl der berechtigten Beschwerden über kriminelle Inhalte im Internet in Deutschland sei weiter angestiegen, so der Internetverband eco in seinem Jahresbericht (PDF). Es habe knapp 19 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr gegeben. Wer der eco Beschwerdestelle etwas melden will, kann dies unter beschwerdestelle.eco.de oder internet-beschwerdestelle.de tun.

Moskau droht Deutschland wg. RT, Wikipedia wird 20, Zu wenig Frauen

1. Moskau droht Deutschland mit “harten Gegenmaßnahmen” wegen Umgang mit Sender RT
(sueddeutsche.de)
Russlands Außenministerium beklagt, dass deutsche Banken die Eröffnung eines Geschäftskontos für den staatlichen TV- und Youtube-Kanal RT (früher Russia Today) ablehnen würden. Im Hintergrund schwelt offenbar ein Konflikt um die Pläne des russischen Staatskonzerns, RT zu einem vollwertigen deutschsprachigen TV-Sender auszubauen.

2. 200-Mio-Förderung: BDZV kritisiert Vorgaben der Politik
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Bundesregierung hat ein 220 Millionen Euro schweres Förderprogramm für die deutsche Print-Landschaft aufgelegt. Die Richtlinie sei laut Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) jedoch “nicht sinnvoll durchführbar”. Die Vorgaben seien unpraktikabel und daher abzulehnen. Sie müssten dringend geändert werden, so der BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

3. Julian Reichelt: Halali auf “Bild”-Chefredakteur
(ndr.de, Katrin Schmidt)
Bei “Zapp” kommentiert Medienwissenschaftlerin Elisabeth Prommer das Betriebsklima bei “Bild”, unter dem anscheinend besonders Frauen leiden müssen: “Was wir ja schon verfolgen konnten, ist das in den letzten Jahren weibliche Chefredakteurinnen, Co-Chefredakteurinnen, den Konzern verlassen haben, und das wirkte dann – auch wenn nicht darüber geredet wird – schon so ein bisschen so: Die sind irgendwie rausgedrängt, rausgeekelt worden.”

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4. Frauen sind an den Redaktionsspitzen noch immer unterrepräsentiert
(de.ejo-online.eu, Tina Bettels-Schwabbauer)
Das Reuters Institute hat sich die Führungsstrukturen von Medien in verschiedenen Länder angeschaut. In elf von zwölf untersuchten Fällen sei die Mehrheit der Spitzenpositionen im Journalismus mit Männern besetzt. Die Ausnahme: Südafrika mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent weiblicher Führungskräfte.

5. “Gefährlich für Leib und Leben”
(taz.de, Klaus-Helge Donath)
Am Montag gab es in Russland einen Anschlag auf die unabhängige, kremlkritische Zeitung “Nowaja Gaseta”. Für das oppositionelle Blatt nicht das erste Mal: 2006 wurde die bekannte Journalistin Anna Politkowskaja in ihrem Hausflur erschossen. 2018 stand ein Korb mit abgetrenntem Hammelkopf vor der Tür – “Mit besten Grüßen an den Chefredakteur”.

6. Zum 20. Geburtstag: 20 Dinge, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten
(rnd.de, Imre Grimm)
Die deutschsprachige Wikipedia feiert ihren 20. Geburtstag, und Imre Grimm feiert mit “20 Dingen, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten” mit. Informativ und unterhaltsam!

Zwischen den Zeilen, Hedonismus in Filmbewertungen, Schimpfdesaster

1. Aufklärungsarbeit und viel Häme gegen “Bild”
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 3:38 Minuten)
Der Axel-Springer-Verlag hat den “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt wegen eines laufenden Compliance–Verfahrens freigestellt. In den vergangenen Tagen ergoss sich Spott und Häme über den Konzern, dessen Stellungnahme von vielen als unglaubwürdig empfunden wurde.
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter interpretiert ein Anwalt das Springer-Schreiben. Zwischen den Zeilen erkenne er wenig Chancen für Reichelt: “Die kleinen Signale. Das, was eben nicht gesagt wird. Kein Ausdruck des Vertrauens, kein ‘Der Bitte sind wir im Interesse von Redaktion, Verlag und Aktionären gerne nachgekommen’, sondern ein ‘ist erfolgt’. Das Eingeständnis, dass Hinweise vorliegen und diese sogar ‘konkret’ sind. Sie müssen die ‘Glaubwürdigkeit und Integrität’ aller Beteiligten bewerten, also auch von JR? Wenn ich nicht komplett falsch liege, wird es keine Rückkehr geben.”

2. Rund 40 Publisher starten eigenen Newsletter bei Steady
(steadyhq.com)
Viele Publisher nutzen Steady zur Abwicklung von Mitglieder-Abos. Auch wir beim BILDblog tun dies (dabei gleich die Erinnerung: Wer noch nicht BILDblog-Unterstützer oder -Unterstützerin ist, kann dies ganz einfach werden). Nun hat der Dienst ein Tool entwickelt, mit dem die Publikation und Vermarktung von Newslettern möglich ist. Zum Start sind rund 40 Medienschaffende dabei (Transparenzhinweis: Dazu zählt auch der “6 vor 9”-Kurator).
Hörtipp: Bei “Unter Zwei” spricht Levin Kubeth mit Steady-Gründer Sebastian Esser darüber, wie Steady den Newsletter-Markt aufmischen will (1:22:46 Stunden).

3. Ja, Nice! Wie junge Menschen auf Filme schauen
(meedia.de, Sabine Trepte)
Sabine Trepte ist Professorin für Medienpsychologie an der Universität Hohenheim. In ihrem Beitrag bei “Meedia” geht es um die Frage, wie Menschen Filme bewerten. Forscher hätten 35.000 Filmreviews ausgewertet und seien vor allem auf Hedonismus gestoßen: “Wenn also Menschen Filme bewerten, dann teilen sie mit: Ich bin außer mir, euphorisch, fröhlich und begeistert. Ich finde das lustig, ich habe gelacht und mich amüsiert, denn es ging und Liebe, Freundschaft, Familie, Menschen. Es war Horror, hart, böse und deshalb wunderbar. Hedonismus ist das wichtigste Bewertungskriterium!”
Weiterer Lesehinweis: Schatten im Schlaraffenland: Ist der Kunde bei Netflix gar nicht König? (rnd.de, Tilmann P. Gangloff)

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4. Das sind die Nominierten für die Goldenen Blogger 2021
(die-goldenen-blogger.de)
Ende April werden erneut die “Goldenen Blogger” verliehen. Unter den Nominierten in 16 Kategorien finden sich der Wissenschaftspodcast “Methodisch Inkorrekt”, der Unterhaltungskünstler El Hotzo, aber auch etablierte Mediengrößen wie Moderator Kai Pflaume, der für seinen Youtube-Kanal “Ehrenpflaume” nominiert ist. Überraschend: Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kann auf einen “Goldenen Blogger” hoffen – in der Kategorie “Beste BloggerIn ohne Blog”.

5. Das Schimpfdesaster
(uebermedien.de, Christian Meier)
Christian Meier kritisiert den teilweise überhitzten Ton in der derzeitigen öffentlichen Debatte. Meier denkt dabei an Begriffe wie “Staatsversagen”, die seiner Meinung nach weit über das Ziel hinausschössen: “Wie die ‘Querdenker’ verkennen die Nutzer des Begriffes ‘Staatsversagen’ die Dimension der Gefahr durch das Virus. Ohne einen funktionierenden Staat wäre die Gesellschaft wohl längst an dieser Seuche zerbrochen. Man braucht einen Staat, um das Wüten des Virus zu zügeln. Ungebremst hätte es das Gesundheitssystem kollabieren lassen und einer halben Million Menschen das Leben gekostet.”

6. Erwähne Memphis und dein Account ist gesperrt
(spiegel.de)
Am Sonntag kam es bei Twitter zu einem rätselhaften Phänomen: Wer den Namen der Stadt Memphis erwähnte, egal in welchem Kontext, musste damit rechnen, gesperrt zu werden. Wie es zu dem rätselhaften Fehler kam, sei derzeit nicht bekannt.

Reichelts Freistellung, Konfettikanone Kindermann, Bedrohter Podcastmarkt

1. “Bild”-Chef beurlaubt
(taz.de, Peter Weissenburger)
Einige (ehemalige) “Bild”-Mitarbeiterinnen erheben offenbar schwerwiegende Vorwürfe gegen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Nun hat sich die Konzernleitung dazu entschieden, ihn vorübergehend zu beurlauben, angeblich auf Wunsch Reichelts: “Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat er den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden.”

2. “MDR um 4” – wenn eine Ziffer Programm genug ist
(uebermedien.de, David Denk)
David Denk hat zwei Nachmittage mit René Kindermann verbracht, wenn auch nur indirekt am Fernsehgerät: Kindermann moderiert das werktägliche Spätnachmittagsmagazin “MDR um 4”. Denk hält Kindermann für den idealen Moderator für diese Sendung: “Er führt Interviews mit der Zielstrebigkeit und Präzision einer Konfettikanone. Seine Fragen führen zu nichts, er ist schließlich da, wo er ist, ganz zufrieden. Er ist ja im Fernsehen. Hauptsache, es menschelt, gerne auch geheuchelt.”

3. Natascha Strobl: »Ich bin kein public good«
(neues-deutschland.de, Katharina Schwirkus)
Natascha Strobl, österreichische Politikwissenschaftlerin und Expertin für rechtsextreme Bewegungen, hat sich nach einem (erneuten) Shitstorm von der Plattform Twitter zurückgezogen. Katharina Schwirkus erklärt, wie sich die Sache aus einer vergleichsweise harmlosen Diskussion aufschaukelte. Der “6 vor 9”-Kurator kommentierte den Vorgang vergangene Woche auf Twitter: “Dass sich eine taffe und eloquente Frau wie Natascha Strobl keinen anderen Rat weiß, als sich zurückzuziehen, weil die Anfeindungen gegen sie und ihre Familie zu groß wurden, zeigt die unfassbare Dimension der derzeitigen Social-Media-Verrohung.”

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4. Arbeiten am Film-Set ohne Tarifvertrag?
(verdi.de, Julia Hoffmann)
Eigentlich regelt ein Tarifvertrag die Arbeitsbedingungen an den Sets deutscher Filmproduktionen, doch der wurde zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt. Die Verhandlungen zwischen ver.di, dem Bundesverband Schauspiel und der Produzentenallianz seien ins Stocken geraten. Den Beschäftigten drohe eine tariffreie Zeit.

5. Muss ich wirklich auf Social Media sein?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 39:58 Minuten)
In Folge 2 des “Druckausgleich”-Podcasts für junge Medienschaffende gehen Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz den Fragen nach: Muss ich wirklich auf Social Media sein? Muss man sichtbar sein oder nicht? Ist ein persönliches Social-Media-Profil auch immer direkt schon eine Haltung?

6. Warum wir Podcasts lieben – und uns das Medium trotzdem kaputt machen
(netzpiloten.de, Alex Jacobi)
Alex Jacobi blickt mit Sorge auf den Podcast-Markt, der inzwischen auch von internationalen Playern wie Spotify besetzt wird: “Mit dem Erfolg der großen Plattformen machen wir uns allmählich das Medium Podcast selbst kaputt, die ganz ursprüngliche Idee der Podcasts als demokratisches und dezentrales Kommunikationsmedium geht verloren.”

KW10: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Bromance auf dem Schrottkahn
(deutschlandfunkkultur.de, Timo Grampes, Audio: 9:18 Minuten)
In vier Folgen kann man derzeit auf Netflix verfolgen, wie der Heimwerker-Youtuber Fynn Kliemann und der Entertainer Olli Schulz das alte Hausboot des verstorbenen Sängers Gunter Gabriel wieder flottmachen. Die Medienwissenschaftlerin Maren Haffke hat sich die Mini-Serie angeschaut und legt einen Verriss zum Niederknien hin. Absolute Hörempfehlung!

2. Wolfgang M. Schmitt & Ole Nymoen, welche Ideologie verkörpern Influencer?
(influence.podigee.io, Alina Ludwig, Audio: 1:45:19 Stunden)
Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen betreiben den kapitalismuskritischen Podcast “Wohlstand für alle”. Vor wenigen Tagen ist ihr Buch über Influencer erschienen: “Influencer – Die Ideologie der Werbekörper”. Die Expertin für Influencer-Marketing und Podcasterin Alina Ludwig hat sich die beiden in ihren Podcast eingeladen und spricht mit ihnen über die Kernthesen ihres Buchs.

3. Rechte Propaganda im Bürgerblatt
(youtube.com, Zapp, Video: 11:41 Minuten)
Ein ehemaliger Bundesvorsitzender des NPD-Jugendverbandes Junge Nationalisten und selbsternannter Nationalsozialist verteilt in seiner Gemeinde eine harmlos wirkende Postille: Das “Groß Kramser Blättchen”. Was ist die Strategie dahinter? Und was passiert, wenn die Nachbarn sich wehren? “Zapp”-Reporter Hans Jakob Rausch hat sich auf den Weg nach Groß Krams gemacht und mit den verschiedenen Seiten gesprochen.

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4. Geht der Clubhouse-Boom zu Ende?
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 32:24 Minuten)
Die Chat-App Clubhouse erlebte für einige Zeit einen unglaublichen Hype. Viele Medien und Medienschaffende entdeckten Clubhouse für sich, die künstliche Verknappung durch das “Invite”-System steigerte die Attraktivität. Inzwischen hat sich die Aufregung etwas gelegt. Wie wird es mit der App weitergehen? Was dürfen wir generell von Social Audio erwarten? Darüber hat sich Christian Jakubetz mit dem Onlinejournalisten und Technologie-Experten Martin Hoffmann unterhalten. Nicht auf Clubhouse, sondern geradezu klassisch via Webcam.

5. Was macht gute Podcasts aus?
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz & Serafin Dinges, Audio: 45:02 Minuten)
Beim Hintergrund-Podcast von netzpolitik.org geht es – ganz metamäßig – um das Thema Podcasts: Was ist der Unterschied zwischen Feature-Podcasts und Laber-Podcasts? Wie unterhaltsam dürfen Info-Podcasts sein? Und welche Auswirkungen hat Spotify auf die freie Podcast-Szene?

6. So lächerlich blasen Medien das Interview auf
(youtube.com, Walulis Daily, Video: 7:39 Minuten)
Philipp Walulis schaut sich die Medienreaktionen auf das Oprah-Interview mit Meghan und Harry an. Wie immer mit dem satirischen Blick aufs Absurde.

Spahn und die Presse, Netzsperren gegen Streaming, Bundesabkanzler

1. Spahn will Presse-Auskünfte aus Berliner Grundbüchern einschränken lassen
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Jens Spahn hat anscheinend ein spezielles Verhältnis zu Transparenz und Pressefreiheit – jedenfalls, wenn es die eigenen Belange betrifft: “Nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen Grundbuchämter in Berlin recherchierenden Journalistinnen und Journalisten künftig nicht mehr ohne weiteres Auskünfte zu seinen privaten Immobiliengeschäften erteilen dürfen. Das geht aus einer Beschwerde von Anwälten des Ministers an die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.”

2. “Triumphgeheul verbietet sich”
(fr.de, Bascha Mika)
Bascha Mika hat sich mit dem Medienethiker Tanjev Schultz über “Bild” und den “Bild”-Chef Julian Reichelt unterhalten, gegen den derzeit ein Compliance-Verfahren läuft: “Ich sehe einen öffentlichen Impuls, jetzt mit Häme und Vorverurteilungen an die Sache heranzugehen. Ich selbst habe ja auch kritische Worte gewählt. Aber man muss sich vor Selbstradikalisierung schützen, vor Schadenfreude und Häme. Man braucht die aktuellen Vorgänge nicht, um die Bild-Zeitung als problematisch einzustufen. Triumphgeheul verbietet sich.”

3. Viele Fakten, wenig Kritik
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 6:33 Minuten)
Martin Fritz arbeitet seit 20 Jahren als Korrespondent in Japan und kennt daher die Schwächen der japanischen Medienlandschaft recht gut: “Die meisten Journalisten verstehen Journalismus als Beruf und weniger als Berufung. Sie legen eher eine Angestelltenmentalität an den Tag und halten ihre politische Meinung zurück. Die fassen dann die Fakten zusammen – fertig ist der Artikel.” Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk findet Fritz aber auch lobende Worte für eine andere Sorte von Journalistinnen und Journalisten.
Weiterer Lesehinweis: Das bereits gestern empfohlene Interview mit ARD-Korrespondent Peter Kujath: 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück (br.de, Konstantin König).

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4. Ist Gendern der “Tod der Sprache”? (Spoiler: Nein)
(arminwolf.at)
Der ORF-Journalist und Moderator Armin Wolf bemüht sich um eine geschlechtergerechte Sprache und erntet dafür teilweise empörte Reaktionen: “Ich bin ja immer wieder erstaunt, welche Emotionen dieses Thema auslöst. Auch bei Menschen, die sehr aufgeregt fragen: ‘Haben wir denn keine anderen Probleme ???’ und anscheinend keine anderen Probleme haben als eine gesprochene Mini-Pause in Politiker innen. Möglicherweise sind sie auch davon überzeugt, dass alle anderen Probleme verschwänden, würde ich nur wieder die Politiker sagen.”

5. Darum gibt es jetzt Netzsperren gegen Streamingportale
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Neben den legalen, aber kostenpflichtigen Streamingportalen existieren im Netz kostenlose, aber illegale Streamingportale, die sich oft über Pornowerbung oder allerlei obskure Angebote und Klick-Fallen finanzieren. Die Clearingstelle Urheberrecht im Internet will diesen Seiten ein Ende bereiten und setzt dabei auf das Instrument der Netzsperre. Torsten Kleinz erklärt die diffizile Situation und zeigt, warum das Vorgehen der Clearingstelle nicht überall auf Zustimmung trifft.
Weiterer Lesehinweis: Bei netzpolitik.org kommentiert Markus Beckedahl: “Die Musikindustrie verkündet die Rückkehr der Netzsperren. Das Instrument hat gefährliche Nebenwirkungen und wird in autoritären Staaten zum Aufbau einer Zensurinfrastruktur missbraucht. Seht es endlich ein: Netzsperren schaffen mehr Probleme, als sie lösen.”

6. Der Bundesabkanzler Dieter Bohlen macht Schluss bei “DSDS” – es war höchste Zeit
(rnd.de, Imre Grimm)
Dieter Bohlen steigt als Chefjuror bei “Deutschland sucht den Superstar” aus. Für Imre Grimm ein guter Anlass, auf die TV-Karriere des “Poptitanen” zurückzublicken: “Ausgerechnet Bohlen, der eiskalte Ausbeuter von Teenie-Träumen, gerierte sich knapp zwei Jahrzehnte lang als Anwalt der Chancenlosen. Das war natürlich immer grober Unfug. Sein sozialdarwinistisches Kulturverständnis, wonach der plötzliche Durchbruch auf der Bühne als Blitzausweg aus Plattenbau, Berufsschulelend und Prekariat bedeutet, war nur eine nützliche Lüge.”

Aufsteigergeschichten, Emoji-Sprache der Rechten, Suche nach Rechnung

1. “Medien lieben Aufsteigergeschichten”
(taz.de, Timo Stukenberg)
Klassismus bezeichnet laut Wikipedia “Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer ‘niedrigeren’ sozialen Klasse”. Die Autorin Brigitte Theißl beschäftigt sich in ihrem Buch unter anderem mit klassistischen Narrativen in den Medien: “Medien lieben Aufsteigergeschichten, also die klassischen Hollywoodgeschichten. Diese Geschichten handeln von individuellen Anstrengungen und Erfolgen, aber es werden selten Geschichten erzählt über die Hürden und warum man es nicht oder trotzdem geschafft hat. Klassismus ist eine strukturelle Diskriminierungsform, die ganz individuelle Auswirkungen hat, auf Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse oder Gesundheit.” Im “taz”-Interview geht es unter anderem darum, wie eine diskriminierungsfreie und respektvolle Berichterstattung aussehen könnte.

2. Welche Emojis sind bei Nazis, Rechtsradikalen, Rassist*innen beliebt?
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael ist studierte Publizistin und Kunsthistorikerin und hat deshalb vielleicht ein besonderes Auge für die Bildsprache der extremen Rechten. In ihrem Beitrag beschreibt sie, wie Abwertung durch Emojis funktioniert und welche der Piktogramme sich bei Nazis, Rechtsradikalen und Rassisten besonderer Beliebtheit erfreuen.

3. 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück
(br.de, Konstantin König)
Als es vor zehn Jahren zur Atomkatastrophe im japanischen Fukushima kam, war Peter Kujath als ARD-Korrespondent vor Ort. Im BR-Interview erinnert er sich an das Unglück: “Als ARD-Korrespondent war ich für alle Radio-Programme zuständig und es riefen alle Sender an. Ich war nur noch mit Telefongesprächen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir überlegt, wie wir – meine Frau, die Mitarbeiterinnen und ich in dem kleinen Studio – mit der Katastrophe umgehen.”

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4. Klimajournalismus neu denken
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 6:52 Minuten)
Zur Klima-Thematik gibt es bereits verschiedene journalistische Angebote (einige davon sind im Artikel verlinkt), ein weiteres stammt von Lorenz Matzat, dem Macher des neuen “Klimajournalismus”-Newsletters. Im Interview mit dem Deutschlandfunk weist Matzat auf die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hin: “Wenn wir wüssten, dass in 20, 30 Jahren regelmäßig ein Schwarm von Meteoriten auf der Erde einschlagen würde, dann wäre wahrscheinlich einiges mehr los in der aktuellen Berichterstattung: Wie gehen wir damit um? Wie bereiten wir uns vor? Und den Eindruck habe ich beim Thema ‘Klimawandel’ nicht wirklich.”

5. Habe ich das Kind mit dir gezeugt?: Fast 80 Journalistinnen beklagen Sexismus und Einschüchterungen bei Tamedia
(kress.de, Marc Bartl)
Bei Tamedia handelt es sich um ein großes Schweizer Medienhaus, das zahlreiche Zeitungen verlegt (unter anderem den “Tages-Anzeiger”) und Druckereien besitzt. In einem Brief an Geschäftsleitung und Chefredaktion beklagen sich 78 Journalistinnen über Einschüchterungen und Sexismus und stellten konkrete Forderungen. Mittlerweile liegt auch ein Solidaritätsschreiben von Männern aus der Tamedia-Redaktion vor.

6. »Wo finde ich denn die Rechnungen?«
(twitter.com, Tim Pritlove)
Nur am Rande ein Medienthema, aber es zeigt exemplarisch, wie ausbaufähig das Verhältnis vieler Medien zu ihren Nutzern und Nutzerinnen ist: Tim Pritlove besitzt ein “Spiegel+”-Premium-Abo und steigert sich auf der Suche nach den Rechnungen in einen unterhaltsamen Rant: “Wenn man Eure Dienste nutzen soll, dann müsst ihr das EINFACH und ATTRAKTIV machen. Aber ich habe einfach keine Lust, für jedes mir rechtlich zustehende Dokument einmal zu Kafka und zurück zu reisen.”

7. Victim Blaming und Julian Reichelt: Vorwürfe gegen Bild-Chef erreichen Politik
(berliner-zeitung.de, Philippe Debionne)
Als siebter und damit zusätzlicher Link, weil unter anderem auch der “6 vor 9”-Kurator im Artikel vorkommt: “Peter Altmaier, CDU-Politiker und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden Victim Blaming und Sexismus in Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Reichelt vorgeworfen. Auslöser des Shitstorms ist ein Tweet von Minister Altmaier. In diesem zitiert der Politiker aus der Lore-Ley von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824.”

Döpfners Brief, Privat-Nachrichten, Gestreichelte Seele

1. Döpfner: “Für uns ist wichtig, dass wir bald Klarheit haben”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
In einem internen Schreiben des Springer-Vorstands an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird das Compliance-Verfahren gegen “Bild”-Chefredakteur Reichelt bestätigt: “Es liegt bislang kein Ergebnis vor, weder in die eine noch in die andere Richtung. Julian Reichelt bestreitet die Vorwürfe. Bitte glauben Sie uns, auch wir wollen so viel Transparenz wie möglich.”

2. Mehr Relevanz wagen
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic & Claudia Tieschky)
Privatsender wie ProSieben hätten sich vor zehn Jahren von eigenproduzierten Nachrichten verabschiedet und bezögen ihre News von externen Zulieferern. Dies habe auch daran gelegen, dass das Genre strengen Werbebeschränkungen unterliege und deshalb für Investoren wenig reizvoll sei. Nun würden die Sender wieder verstärkt auf Nachrichten setzen und teils wieder eigene Nachrichtenredaktionen aufbauen. Woher kommt der Sinneswandel? Und was bedeutet er für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz?

3. Wer streichelt unsere Seele?
(taz.de, Anne Fromm)
Die Otto-Brenner-Stiftung hat die Entwicklung von Medien in Ostdeutschland seit der Wende untersuchen lassen. Das Papier trägt den Namen “30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung” und stammt vom Kommunikationsforscher Lutz Mükke. “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm kommentiert: “Es mangelt also an Ostdeutschen in den meisten Medien, und somit auch an ostdeutschen Sichtweisen und Themen. Also zumindest an denen, die über die Ostquadriga von Nazis, Stasi, Leerstand, Doping hinausgehen. Ich will hier nicht die Leier der armen Ossis abspulen, denen niemand zuhört. Ich will nur verstehen, wie es kommt, dass der Schlachtruf ‘Lügenpresse’ im Osten lauter, die Aggression gegen JournalistInnen härter und die Ablehnung des Rundfunks vonseiten der Politiker eiserner ist.”

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4. Viel Hoffnung, viel Skepsis
(deutschlandfunk.de, Stephan Oszváth, Audio: 5:23 Minuten)
Die Deutsche Welle will Ende des Monats mit einem neuen Angebot für Ungarn an den Start gehen. Ein “realistisches Bild” von Europa und dem Land wolle man zeichnen und mit unabhängigen Medien zusammenarbeiten. Der Deutschlandfunk hat sich umgehört, wie das Projekt in Ungarn ankommt.

5. Es gibt mehr als das generische Maskulinum
(belltower.news, Milena Wurmstädt)
Im Online-Duden stehen seit neuestem bei allen Personen- und Berufsbezeichnungen die Erklärungen zur männlichen und zur weiblichen Form gleichberechtigt nebeneinander. Einige Menschen werten dies anscheinend nicht nur als Angriff auf die deutsche Sprache, sondern auch auf sich persönlich. Dementsprechend empört und hasserfüllt fällt so mancher Online-Kommentar aus. Milena Wurmstädt erklärt, worum es eigentlich geht: “Gendergerechte Sprache heißt in vielerlei Hinsicht ein mehr, nicht ein weniger. Mehr Geschlechter werden sichtbar. Mehr Menschen dürfen sich angesprochen fühlen. Mehr Menschen werden mitgedacht.”

6. Nach Mobbing-Vorwürfen gegen Reichelt: BILD-Zeitung sieht heute aus unerfindlichen Gründen nicht so aus
(der-postillon.com)
“Seit wann lässt man denn bei Springer solche Sensationsnachrichten links liegen?”, fragt der “Postillon” und macht mit einem fiktiven “Bild”-Titel auf, in dem er die in Rede stehenden Compliance-Verwürfe gegen “Bild”-Chef Julian Reichelt thematisiert: “Bedrängte er ‘BILD’-Mitarbeiterinnen? Mobbing-Boss im Visier. Kommt es jetzt ganz dicke für Ruchlos-Reichelt?”

Machtmissbrauch bei “Bild”?, Hoppsala, Royale Millionendeals

1. Interne Ermittlungen gegen »Bild«-Chefredakteur Reichelt
(spiegel.de, Isabell Hülsen & Alexander Kühn & Martin U. Müller & Anton Rainer)
Gegen Julian Reichelt, Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, wurde innerhalb des Springer-Konzerns ein sogenanntes Compliance-Verfahren eingeleitet. Unter anderem gehe es bei der Untersuchung um Machtmissbrauch und die Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. Außerdem sei von möglichen Vorwürfen der Nötigung und des Mobbings die Rede. Das gesamte Ausmaß der Compliance-Untersuchung sei derzeit noch unklar.

2. Wie Sexismus Journalistinnen bedroht
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum gestrigen Internationalen Frauentag hat Reporter ohne Grenzen einen Themenbericht zu Sexismus im Journalismus veröffentlicht (PDF, englisch). Vorstandssprecherin Katja Gloger kommentiert: “Anlässlich des Weltfrauentags möchten – und müssen – wir erneut deutlich machen, dass für Journalistinnen überall auf der Welt die Ausübung ihres Berufes oft schwieriger und gefährlicher ist als für ihre Kollegen. Sie müssen sich gegen sexuelle Belästigung wehren, wenn sie einfach nur ihren Job machen wollen. Sie müssen damit rechnen, dass eine Welle des Hasses über sie hereinbricht, wenn sie sich in den sozialen Netzwerken äußern. In manchen Ländern wie Pakistan oder Indien riskieren sie sogar ihr Leben.”

3. Zu große Nähe? Das ZDF, Jochen Breyer und die TSG Hoffenheim
(ndr.de, Daniel Bouhs)
“Sind das ZDF und sein Moderator Jochen Breyer zu gefällig geworden, wenn es um den Bundesligisten und dessen Mäzen geht?” Daniel Bouhs geht noch einmal einem Fall nach, der vor rund einem Jahr für Schlagzeilen sorgte und der Breyer, den Fußballklub TSG Hoffenheim sowie Dietmar Hopp betrifft (siehe dazu: Knallhart am Journalismus vorbei (taz.de, Andreas Rüttenauer) und Perfekt inszenierte Hetze (spiegel.de, Daniel Montezari)). Anlass für das neuerliche Aufflammen des Themas ist eine vom ZDF angekündigte Doku, von der sich Bouhs schon vorab einen Eindruck machen konnte.

Bildblog unterstuetzen

4. turi2 schafft das Gendersternchen wieder ab – und setzt aufs generische Femininum.
(turi2.de, Peter Turi)
Über ein Jahr habe das Branchenportal “turi2” das Gendersternchen verwendet, doch damit sei nun Schluss. Viele Leser und Leserinnen hätten das Sternchen in den Texten als störend empfunden – man schaffe es daher ab. Überraschend: Die Redaktion kehrt nicht etwa zur alten Schreibweise zurück, sondern setzt auf das generisches Femininum. Chefredakteur Markus Trantow: “Wir Männer dürfen uns ganz selbstbewusst mitgemeint fühlen.”

5. Perspektive in Wartestellung
(out-takes.de, Elisabeth Nagy)
In der Kategorie “Perspektive Deutsches Kino” will die Berlinale dem Filmnachwuchs eine Chance geben. Zu Corona-Zeiten ist es jedoch für alle etwas schwieriger. Die ausgewählten Filme soll es zum Beispiel erst im Sommer zu sehen geben. Elisabeth Nagy stellt die sechs Stücke vor, die von der Jury aus 225 Einreichungen dafür auserkoren wurden.

6. Morddrohungen und Millionendeals
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Christine Heuer & Mirjam Kid, Audio: 7:15 Minuten)
Prinz Harry und Herzogin Meghan haben der Talk-Milliardärin Oprah Winfrey ein weltweit beachtetes Interview gegeben. Anlass für den Deutschlandfunk, sich die Medienstrategie des royalen Ehepaars anzuschauen – weg vom Beobachtungsgegenstand der Medien, hin zu aktiven Medienplayern mit lukrativen Netflix- und Spotify-Deals.

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