Gestern gab es auf der “Bild”-Titelseite mal wieder Wut, Verzeihung, “WUT”:
Keine Frage, die Wirtinnen und Wirte, die sich in der “Bild”-Zeitung und bei Bild.de vor allem über die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin und die Corona-Maßnahmen beschweren, haben aktuell ganz bestimmt ernstzunehmende wirtschaftliche Sorgen. Sie stecken in einer misslichen Lage.
Der Mann ganz rechts, dessen Wut nach eigener Aussage ansteckender sein soll “als das Virus”, wird von den “Bild”-Medien so vorgestellt und zitiert:
Holger Zastrow (51) betreibt einen Biergarten mit 800 Plätzen in der Dresdner Heide: “Unser Saisonstart am 1. April fiel genauso ins Wasser wie zehn geplante Veranstaltungen bis heute. Meine Wut ist ansteckender als das Virus. Ich könnte jede Abstandsregel einhalten. Dass wir immer noch hinten anstehen, kommt einem Berufsverbot gleich.”
(Hervorhebung im Original.)
Nun ist Holger Zastrow allerdings nicht nur Betreiber eines Biergartens, sondern auch Politiker. Er war von 1999 bis 2019 Landesvorsitzender der FDP in Sachsen, zweimal Spitzenkandidat bei der sächsischen Landtagswahl, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag Sachsens und sogar stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei. Aktuell sitzt er für die FDP im Dresdner Stadtrat.
Diese Informationen fehlen im “Bild”-Artikel völlig.
Natürlich kann “Bild” gern Holger Zastrow bei dieser Thematik zu Wort kommen lassen. Und der kann auch gern seinem Ärger Luft machen. Dass dort aber nicht nur ein Wirt, sondern auch ein Politiker die politischen Entscheidungen anderer Parteien bewertet — diesen Kontext hätte die Redaktion aus unserer Sicht erwähnen sollen.
Julian Reichelt sieht das naturgemäß anders. Bei Twitter antwortete der “Bild”-Chef auf die Kritik des CDU-Politikers Marco Wanderwitz, dass Zastrows politischer Hintergrund von “Bild” nicht erwähnt wurde:
Gesehen bei @FlorianGathmann.