Archiv für Mai, 2017

BILDblog dankt

Danke, danke, danke — an all jene, die unsere Arbeit finanziell unterstützen und damit dazu beitragen, dass es das BILDblog überhaupt geben kann. Nun schaffen wir es leider nicht, bei jedem auf einen Kaffee vorbeizukommen. Deswegen gibt es hier einmal im Monat einen großen SammelDank.

Sollte Ihr Name noch nicht in der Liste unten auftauchen, obwohl Sie große Lust hätten, mal einen Dank vom BILDblog zu bekommen — kleiner Tipp: Es ist ganz einfach, uns zu unterstützen. Und Leuten, die einen Dauerauftrag einrichten, danken wir auch jeden Monat aufs Neue.

Für die großartige Unterstützung im April möchten wir uns bedanken bei:

Achim K., Achim P., Alexander H., Andrea S., Andreas K., Andreas L., Andreas N., Andreas O. K., Andreas P., Angela Z., Anja C., Anna S., Anton T., Arne L., Benedikt S., Benjamin M., Berenike L., Björn T., Bo G., Bodo S., Carsten S., Christian B., Christian D., Christian R., Christoph M., Daniel H., Dario S., David R., Dennis B. H., Dennis R., Dietmar N., Dirk A., Dominique T., Dorothea A., Ekkart K., Elmar M., Enrico W., Fabian Ü., Felix E., Florian J., Frank W. B., Frank W., Gabriele G., Gregor B., Guido R. S., Hannes B., Hannes R. S., Hans-C. O., Heiko H., Heiko K., Helmut P., Henning R., Holger B., Ingo v. L., Jacob D., Jan N. K., Jan O. W., Jan P. S., Jan P., Jens B., Jens D., Johannes L., Johannes P., Johannes S., Jonas G., Jonas S., Jonathan B., Jörn L., Julia T., Jurgen H., Jürgen H., Katrin U., Klaus W., Leonard B., Leonard M., Lucas N., Ludwig B., Manuel O., Marcel B., Marco F., Marco S., Marco W., Marcus H., Marcus K., Marcus S., Margit G., Mario U., Mario W., Markus G., Markus K., Martin H.-S., Martin H., Martin M., Martin R., Martin S., Matthias B., Matthias M., Matthias S. S., Matthias V., Maximilian W., Michael K., Michael R., Michael S., Michael W., Michaela G., Moritz D. B., Moritz D., Moritz V., Nicole P., Nikola M., Nils P., Oliver M., Pascal K., Patrick H., Peter J., Philipp G., Philipp H., Philipp S., Philipp W., Pia K., Sandra C. K.-W., Sascha S., Sebastian F., Sebastian G. H., Sören C., Stefan K., Stefan R., Steve H., Sven F., Thekla I. H., Thomas E., Thomas H., Thomas M., Thomas S., Thomas W., Tilman H., Tim L., Timm G., Tobias H., Toralf B., Torsten P., Ulrich M., Ute S., Uwe A., Uwe K., Volkmar D., Werner K., Wiebke S., Wolfgang S., Wolfgang W., Yannick B., Yvonne T.!

Politisches Facebook, “Sexskandal”, Emotionsanalyse

1. Von AfD bis Linkspartei – so politisch ist Facebook
(sueddeutsche.de, Katharina Brunner & Sabrina Ebitsch)
Eine bemerkenswerte Kraftanstrengung hat die “Süddeutsche” mit ihrer Datenrecherche zur politischen Landschaft auf Facebook unternommen: Über Monate hat man eine Million öffentliche Likes von Nutzern untersucht, die auf den Facebookseiten der sieben großen Parteien interagiert haben. Ein schönes Stück Datenjournalismus, das unter “Der Facebook-Faktor” nochmal in Textform und mit Animationen aufbereitet wurde.
Weiterführender Link: Politikjournalismus im Superwahljahr 2017 mit einem Gespräch mit der Journalistik-Professorin und Politikexpertin Marlis Prinzing.

2. Nazi! Hure! AfD!
(salonkolumnisten.com, Martin Niewendick)
Für allgemeines Kopfschütteln sorgt derzeit ein Artikel des gemeinnützigen Recherchezentrums “Correctiv”. Dort ist man mit einer Exklusiv-Meldung an die Öffentlichkeit gegangen, nach der eine AfD-Politikerin als “Teilzeitprostituierte” gearbeitet haben soll. “Salonkolumnist” Martin Niewendick hält “Correctiv” für ein wichtiges Netzwerk, das gemeinhin gute Arbeit leiste und den selbst gesteckten Ansprüchen in der Regel gerecht werde. Jedoch: “Der journalistisch-investigative Background der Recherche-Profis ist ein scharfes Schwert. Mit voyeuristischen und letztlich sexistischen Beiträgen wie diesem droht es, zu einem labbrigen Gummi-Dildo zu werden.”

3. Verhaltensbasierte Werbung: Facebook identifiziert emotional verletzliche Jugendliche
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Kann Facebook seine Daten tatsächlich mit “Emotionsanalyse-Tools” durchsuchen lassen? Um emotional verletzliche Jugendlichen aufzuspüren, denen man daraufhin zielgerichtete Werbung unterjubeln kann? Dies wollen jedenfalls Journalisten der australischen Tageszeitung “The Australian” herausgefunden haben, die behaupten im Besitz entsprechender Beweise zu sein. Laut “Australian” habe sich Facebook zunächst entschuldigt, dann jedoch ein eigenes Statement veröffentlicht und den Text der Zeitung als irreführend bezeichnet.

4. Eines der gefährlichsten Länder für Journalisten
(deutschlandfunk.de, Christoph Dreyer & Brigitte Baetz, Audio, 4:16 Minuten)
Der Jemen zählt zu einem der gefährlichsten Länder für Journalisten. Gefährlicher ist es nur noch im Irak, in Mexiko, in Afghanistan und in Syrien. Mittlerweile gibt es nur noch wenige unabhängige Journalisten vor Ort. Es gebe eigentlich nur noch parteilich berichtende Medien – für die Regierung oder für die Huthis, die weite Teile des Landes und die Hauptstadt kontrollieren. (Für den Hörbeitrag auf die Schaltfläche rechts im Beitragsbild klicken.)

5. Le Pen klaut bei Fillon
(faktenfinder.tagesschau.de, Nele Pasch)
Der “Faktenfinder” der “Tagesschau” beschäftigt sich mit der Frage, ob sich die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen bei ihrer Wahlkampfrede fremder Inhalte bedient hat: Mindestens sechs Passagen würden mit einer Rede übereinstimmen, die der konservative Kandidat Fillon gehalten hat.

6. Lasst die Zeitung leben!
(taz.de, Mark-Stefan Tietze)
Mark-Stefan Tietze, Satireautor und langjähriges Besatzungsmitglied der “Titanic”, schreibt in der “taz” über die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Diesmal über die Nachteile des Digitalen und die unschlagbaren Vorteile von Printprodukten (z.B. für Wohnungslose, die darauf ihr Nachtlager bereiten).

Note 6

Im Dezember 2010, ein knappes Jahr nach dem Suizid von Fußballtorwart Robert Enke, schrieb Johannes Aumüller bei süddeutsche.de:

Seit dem Enke-Tod beginnt in Sportredaktionen ein Nachdenken über die Vergabe von Spielernoten: Selbst Bild will sensibler werden.

Bei diesem “Nachdenken” gehe es auch um “den Umgang mit Tabus oder die Frage nach dem öffentlichen Druck auf einen Profispieler”. Aumüller zitierte in seinem Artikel unter anderem Walter M. Straten, der damals noch stellvertretender Sportressortleiter bei “Bild” war und heute Sportchef bei dem Boulevardblatt ist:

Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Sechseinhalb Jahre später scheint sich weder Straten noch irgendjemand sonst bei “Bild” daran zu erinnern, dass man “etwas vorsichtiger sein” wollte bei der Notenvergabe. Für die 0:4-Niederlage des HSV am vergangenen Sonntag verteilt die Sportredaktion heute zwölf Sechsen:

Und es bleibt nicht bei der Abstrafung mit “extremen Noten”. Auf der Titelseite macht die Hamburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung die HSV-Fußballer sprachlich wie optisch zu “Flaschen”:

Im Innenteil gibt es dann noch eine komplette Seite voller Spott:

Und Bild.de macht auf der Startseite auch mit:

Im dazugehörigen Artikel schreiben die zwei Autoren:

IHR FLASCHEN!

Vier Pleiten in den letzten fünf Spielen. Absturz auf Platz 16. In vier Jahren droht dem HSV zum dritten Mal die Relegation.

Krass, wie die komplette Truppe versagte (12-mal BILD-Note 6).

Na klar darf “Bild” Profisportler für schwache Leistungen kritisieren. Es geht darum, wie das passiert. Und darum, dass Walter M. Straten vor einigen Jahren noch so getan hat, als wäre es ihm wirklich wichtig, dass seine Redaktion ordentlich mit Menschen umgeht.

Mit Dank an @MoDeutschmann und Timo W. für den Hinweis!

Republik-Analyse, lügende Bilder, Kandidatencheck

1. Brillant orchestriert aus dem Ex-Puff
(medium.com, Peter Hogenkamp)
Peter Hogenkamp hat den Crowdfunding-Erfolg des Schweizer Journalismusprojekts “Republik” analysiert (mehr als 10.000 Unterstützer, mehr als 2,5 Millionen CHF) und dabei viele Aspekte zusammengetragen. Und er hat einen Ratschlag an die Gründer: “Freut Euch ruhig noch paar Tage weiter unbändig, nagelt Euch danach einen Lorbeerkranz an die Wand zu, unter dem steht: «Memento moriendum esse», «Bedenke, dass du sterblich bist», wie es im alten Rom bei Triumphzügen dem siegreichen Feldherrn zugeflüstert wurde, damit dieser die Bodenhaftung nicht verlor — und dann versucht bitte, schnell wieder möglichst unbeschwert an das Zeug heranzugehen.”

2. Diese Bilder lügen schon
(spiegel.de, Martin U. Müller)
Bild.de war bereits vor dem Landgericht Köln unterlegen, nun kam es zur nächsten Niederlage: Das OLG Köln hat ein von Bild.de veröffentlichtes Video verboten, in dem Herbert Grönemeyer mit einem Kameramann und einem Fotografen am Flughafen Köln/Bonn aneinander gerät. Der Grund: Das Video suggeriere durch Weglassen des Vorgeschehens einen anderen Hergang des Vorfalls. Das Videomaterial sei “bewusst manipuliert”.

3. Lieber nicht verscherzen
(taz.de, Peter Weissenburger)
Der Schweizer “Tagesanzeiger” hat offenbar kurz vor Erscheinen ein Porträt über den Chefredakteur der “Neuen Zürcher Zeitung” zurückgezogen. Der Porträtierte hatte den Text vorher zu lesen bekommen und interveniert. Der Vorgang ist heikel, denn es geht nicht zuletzt um journalistische Distanz und die stets prekäre Grenze zur PR, wie Peter Weissenburger in der “taz” anmerkt.

4. Wenig Freude an Design-Ausgabe von «20 Minuten»
(persoenlich.com, Christian Beck)
Die kostenlose Schweizer Pendlerzeitung “20 Minuten” aus dem Hause “Tamedia” hat sich eine Werbeaktion einfallen lassen, die ihr viel Kritik beschert hat. Zum Verkaufsstart eines neuen Smartphones hat man breite Farbschlieren über Text und Bilder gelegt. Viele Leser haben sich über die schlecht lesbare “Designausgabe” geärgert. Die “20 Minuten”-Redaktion gibt sich geläutert und will das “Experiment” nicht wiederholen.

5. Schlank in die Zukunft
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Die ARD hat laut einer Zwischenbilanz noch mehr gespart, als es die “Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten” (KEF) verlangt hat. Claudia Tieschky fragt sich auf süddeutsche.de, wieso das auf einmal geht und wieso die Haushaltsabgabe 2021 voraussichtlich trotzdem deutlich steigen wird.

6. Macht WDR Wahlwerbung für Rechtsextremisten?
(antimedien.de, Hektor Haarkötter)
Macht der WDR tatsächlich Wahlwerbung für Rechtsextremisten? Zumindest stellt er ihnen im Rahmen des “WDR-Kandidatenchecks” eine Plattform zur Verfügung, ihre Inhalte zu verbreiten. Journalismus-Professor Hektor Haarkötter dazu: “Was also den WDR geritten hat, Nazis und Rechtsextremisten eine Plattform zur Verfügung zu stellen, bleibt rätselhaft. Ein Sender treibt mit Entsetzen Scherz. Es ist die Aufgabe von JournalistInnen, Sachverhalte nicht nur wiederzugeben, sondern einzuordnen, kritisch zu hinterfragen und in einen gesellschaftlichen Zusammenhang zu setzen. Nichts von alldem geschieht beim WDR-Kandidatencheck: eine journalistische Minderleistung sondergleichen.”

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