1. Presse und Strafrecht
(zeit.de, Thomas Fischer)
Der Bundesrichter Thomas Fischer setzt seine Kolumne zum Teil “Recht und Medien” fort. Diesmal dreht sich alles um Wahrheit und Lüge. Und Fischer breitet seine Gedanken in der Art aus, die so typisch für ihn ist: In einer Mischung von juristischer Fachkenntnis, philosophischen Überlegungen und Ironie. Sein wie immer lesenswerter Beitrag endet mit den Worten: “”Wahrheit” entsteht nicht da draußen in der Kälte, wie Banane, Fruchtsorbet oder Ergebnisse von Bundesligaspielen, und hat uns gefälligst geliefert zu werden. Wahrheit und Lüge sind vielmehr ein Teil von uns selbst. Nachrichten an sich sind wie Keime in der Luft: Erst in einer Petrischale formt sich der Bakterienteppich.”
2. Die Angst der Öffentlich-Rechtlichen vor einer Klage
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Möchte man als politischer Journalist wirklich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten?” Diese Frage stellt sich Ulrike Simon, als sie das „Redaktionelle Gesamtkonzept“ des MDR zur Landtagswahl am 13. März in Sachsen-Anhalt liest. Alles, aber auch wirklich alles sei auf diesen 41 Seiten geregelt. Die Furcht vor möglichen Klagen hätte dazu geführt, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen juristisch hieb- und stichfest gegen alles nur Erdenkliche wappnen würden. Der MDR sei nun der erste Sender, der das öffentlich mache.
3. Im Aufwind des Shitstorms
(freitag.de, Konstantin Nowotny)
Ein Mann ruft zu einem internationalen Treffen der Vergewaltigungsbefürworter auf. Natürlich sorgt der Aufruf für netzübergreifende Empörung und breiten Widerstand. Die Aktion beschert dem Mann Gewalt- und Todesdrohungen, aber auch PR. Schließlich gibt er eine Pressekonferenz und sagt die Veranstaltung ab. Der Shitstorm hätte sich für den Mann gerechnet, er sei mit Aufmerksamkeit und Klicks belohnt worden, so der Autor des Artikels. Fraglich sei deshalb, ob man auf jede Provokation reagieren müsse: “Erinnern wir uns daran, dass sich eine Haltung auch ausdrücken lässt, indem man etwas ignoriert.”
4. Warum ich dieses Bild erst jetzt veröffentliche
(wuv.de, Petra Schwegler)
Ein 17-Jähriger übersteht das Zugunglück von Bad Aibling nahezu unverletzt. Seine Mutter ist erfahrene Medienjournalistin, und weil sie die Mechanismen der Branche seit Jahren kennt, befürchtet sie das Schlimmste. Und erlebt tatsächlich, wie eine aggressive Pressemeute den Überlebenden bereits wenige Stunden nach dem Unfall Interviews abpresst. Und auch der Sohn sei in seiner Rolle als “traumatisierter Augenzeuge” ein gesuchter Gesprächspartner der seriösen Medien. Mittlerweile hätte ein großer Sender für ein Gespräch angefragt. Über das ob und wie würde man nun nachdenken.
5. Folgen einer Pressekonferenz
(welt.de)
Anlässlich des Türkei-Besuchs von Angela Merkel besucht Deniz Yücel, der zuständige Korrespondent der “Welt”, die gemeinsame Pressekonferenz von Bundeskanzlerin und türkischen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Dort stellt er unangenehme Fragen, zum Beispiel zur Pressefreiheit in der Türkei (lt. “Reporter ohne Grenzen” im internationalen Ranking auf Platz 149). Daraufhin muss er sich von Regierung und türkischen Medien tagelang als “Religionfeind”, “PKK-Anwalt”, “Agent Provocateur” und “anti-türkisch” beschimpfen lassen.
6. Menschenrechtler wollen Kim Jong-un mit USB-Sticks
stürzen
(wired.de)
Eine Menschenrechtsorganisation und eine Non-Profit-Organisation aus dem Silicon Valley haben sich für eine ungewöhnliche Aktion zusammengetan: Unter dem Namen “Flash Drives for Freedom” will man für diesen Zweck gespendete USB-Sticks und Speicherkarten ins abgeschottete Nordkorea schmuggeln. Die Datenträger sollen als Informationsvermittler dienen und das Tor zur sonst sorgsam abgeschotteten Welt öffnen. Deshalb wolle man sie mit südkoreanischen Fernsehsendungen, westlichen Medien und der koreanischen Version der Wikipedia bespielen.