Archiv für Januar 10th, 2014

Royal Air Farce

SCHOCK FÜR DIE ROYALS - Hubschrauber-Turbulenzen! Charles und Camilla in Gefahr

So berichteten gestern diverse Medien unter Berufung auf die dpa und eine britische Nachrichtenagentur.

Zusammengefasst ist Folgendes passiert: Charles und Camilla waren im vergangenen Mai auf dem Weg zu einem Kulturfestival, als es plötzlich technische Probleme gab und der Hubschrauber vorzeitig landen musste. Das war’s. Der Pilot musste nicht “Mayday” funken, es ist keinem was passiert. (Charles und Camilla waren übrigens tatsächlich mit an Bord, was bei solchen Meldungen ja keine Selbstverständlichkeit ist.)

Mit Sicherheit falsch ist aber, dass die Sache erst jetzt, acht Monate später, an die Öffentlichkeit gekommen sei, wie Express.de und Bild.de behaupten. Zwar ist erst gestern das Gutachten der britischen Verkehrsbehörde “AAIB” erschienen (PDF, S. 32), die das Geschehen untersucht hat, doch bekannt ist die Notlandung schon seit Mai.

Bereits kurz nach dem Zwischenfall hatten sowohl britische als auch deutsche Medien darüber berichtet — wenn auch zum Teil mit etwas, sagen wir, großzügiger Auslegung der Tatsachen:

DIE QUEEN UNTER SCHOCK - Charles & Camilla - Nur knapp entkamen sie der TODES-HÖLLE!

Schumacher, Hitzlsperger, Klobürste

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Bitte lassen Sie unsere Familie in Ruhe’: So reagieren deutsche Medien auf Corinna Schumachers Appell”
(horizont.net, Ingo Rentz)
Nach dem Appell Corinna Schumachers an die Medien die Klinik und ihre Familie in Ruhe zu lassen, hat sich Horizont bei verschiedenen Medien umgehört. Einhellige Auffassung: Es gibt eigentlich gar kein Problem: “‘Selbstverständlich respektieren wir den Wunsch von Corinna Schumacher’, erklärt auch ‘Bild’-Sportchef Walter M. Straten. Gleichwohl will das Vor-Ort-Team der Zeitung, das nach Angaben von Axel Springer derzeit aus einem Text-Reporter und einem Fotografen besteht, selbst entscheiden, ‘ob und wann sie die für alle zugängliche Lobby der Klinik betreten’, wie eine Unternehmenssprecherin erläutert.” Die taz nimmt in ihrem Hausblog Stellung.

2. “Nach dem Hitzlsperger-Hype: Versuch einer self-destroying prophecy”
(vocer.org, Johannes Kram)
Nach der fast ausschließlich positiven Resonanz kurz nach dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger, versucht Johannes Kram die Gegenreaktion vorwegzunehmen: “Mut hat etwas mit Risiko zu tun. Doch ein solches Risiko hat es nicht gegeben. Im Gegenteil. Jeder Journalist, der etwas anderes als ‘super’ geschrieben hätte, wäre medial gesteinigt worden.” Damit hat er den Tonfall getroffen, den der Chefredakteur des “kicker” und Jasper Von Altenbockum auf faz.net anschlagen.

3. “Ein Ritterschlag für Quacksalber”
(faz.net, Martina Lenzen-Schulte)
Hersteller homöopathischer Mittel bekommen Rückenwind durch klinische Studien. Das liegt an der Natur der Studien: “Randomisiert-kontrollierte Studien sind zwar das methodisch Beste, was klinische Prüfverfahren zu bieten haben. Sie sind indes fehleranfällig und als Methode nicht davor gefeit, Ergebnisse zu produzieren, die auch dort Wirksamkeit attestieren, wo vielleicht keine ist.” Vor kurzem erläuterte Christoph Drösser ein ähnliches Problem bei der Berichterstattung über statistische signifikante Ergebnisse von Studien.

4. “Wieso? Weshalb? Darum!”
(taz.de, Anna Klöpper)
Die Nachrichtensendung des ZDF “logo!” wird 25 Jahre alt. “Bliebe bei all der Jubiläumstrunkenheit schließlich die Frage: Warum ist man eigentlich nach einem Vierteljahrhundert Lob, Ehr und Preis (darunter der Deutsche Fernsehpreis 2010 in der Kategorie Information) immer noch alleine auf dem Kindernachrichtenmarkt, der mangels Wettbewerber gar keiner ist?” SuperRTL winkt ab.

5. “Schwarzer Block und weiße Bürste”
(zapp.blog.ndr.de, Fiete Stegers)
Ein Haushaltsartikel wird zum vermeintlichen Widerstandssymbol: “‘Hatte hinter mir im Budni schon wieder 6 Jungs mit Klobürsten’, schreibt ein User. Angeblich seien sie in anderen Supermärkten des Viertels schon vergriffen. Ein Blog erklärt die Klobürste bereits ‘zum Symbol des Widerstands gegen das Gefahrengebiet’.”

6. “Wie Sky Home die TV-Konkurrenz auf Abstand hält”
(wuv.de, Petra Schwegler)
Während sich die Berichterstattung über gewölbte Bildschirme auf der CES trotz Ideenlosigkeit der Hersteller überschlägt, zeigt Pay-TV-Anbieter Sky wo die Reise hingeht: Dessn Kunden bekommen automatisch eine elektronische Programmzeitschrift angezeigt, die alle anderen Sender ausspart.