Archiv für September, 2013

Kartographie, NZZ am Sonntag, Eritrea

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Verlage und Redaktionen: Investiert in Karten!”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Redaktionen und Verlage sollten sich mehr mit Kartographie im Netz befassen, findet Lorenz Matzat. “Das (einst) kostenfreie Kartenmaterial und die Satellitenbilder von Google Maps wurde als gegeben hingenommen; nicht ohne ironische Note im Medienbereich, wo so gerne über die ‘Kostenlosmentalität’ (der anderen) gemeckert wird. Jedenfalls sorgte die Ankündigung von Google Ende 2011, von kommerziellen Anbietern ab einer bestimmten Nutzungsmenge ihres Kartenmaterials Geld zu verlangen, für Aufruhr.”

2. “‘Letzte Ausfahrt RTL’: Gottschalk und Jauch im Gespräch”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Ein Pressetermin mit Günther Jauch und Thomas Gottschalk. Gottschalk: “Früher wenn der Herr Mose in der ‘Hörzu’ seine Stimme erhoben hat, hat mich das noch irgendwo betroffen. Heute kriege ich die ‘Hörzu’ nach Malibu. Das ist so eine ‘Apotheken-Umschau’ mit Radio- und Fernsehprogramm. Da erschreck ich nicht mehr, wenn drin steht, der Gottschalk hat es hinter sich. Weil ich weiß: das lesen ein paar tausend Leute und haben es morgen wieder vergessen. Ich bin inzwischen diese Blogger gewohnt, die nachts um 2 Uhr mit bekleckertem T-Shirt da sitzen, weil sie nicht schlafen können und überlegen, wen sie jetzt vollrotzen können.”

3. “Cheers, ‘NZZ am Sonntag'”
(okuehni.com)
Olivia Kühni antwortet Felix E. Müller, der eine angeblich dem Untergang geweihte Welt des langsamen Journalismus auf Print einer stets von neuen Gadgets getriebenen Welt online gegenüberstellt: “Viele Journalisten, insbesondere auch jüngere, schreiben seit Jahren das exakte Gegenteil. Es hat ihnen nur in den grossen Verlagshäusern lange niemand zugehört. Seit Jahren pochen wir verzweifelt darauf, dass unsere Zeitungen endlich weg müssten von Aktualitätswahn, Zitierungswahn und Primeurjagd. Dass man endlich das Nachrichtengeschrei sein lässt, die Pseudo-Objektivität und die ewige Frage nach dem ‘Aufhänger’.”

4. “Reporting in the world’s least press-friendly country”
(blogs.afp.com, Jenny Vaughan, englisch)
Jenny Vaughan berichtet aus Asmara, der Hauptstadt von Eritrea. “The city itself is clean, quiet and free of beggars, unlike so many nearby African cities. It is an ideal destination for tourists, which, sadly, are limited from entering the country because of strict visa restrictions.”

5. “Nichts als Worthülsen und alle spielen mit”
(dradio.de, Stephan Hebel)
Die Medien im Vorfeld der Bundestagswahl: “Viele von ihnen tun genau das, was sie beklagen: Sie betreiben die Entpolitisierung des Politischen mit. Sie setzen der Inhaltsleere der Wahlkampfbotschaften oft nicht einmal den Versuch entgegen, die großen Auseinandersetzungen um Verteilung und Solidarität erkennbar zu machen, die die Parteien so nicht führen mögen.”

6. “Geht’s noch, Deutschland?”
(youtube.com, Video, 4:46 Minuten)

89.0 RTL, Bernd Ulrich, William Cohn

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Verarsche’, ‘Betrug’, ‘Beschiss’? Hörer empört über Gewinnaktion bei 89.0 RTL”
(fair-radio.net, Sandra Müller)
Der Sender 89.0 RTL verspricht seinen Hörern vollmundig “Volltanken für 89 Cent – egal wieviel Liter”, im Kleingedruckten heisst es aber, dass dieses Angebot nur “die ersten drei Teilnehmer” an der Tankstelle nutzen können. Siehe dazu auch “Nach Shitstorm: 89.0 RTL stoppt 89-Cent-Tank-Aktion” (radiowatcher.de)

2. “Springer muss 100.000 Euro zahlen”
(vzhh.de)
Die Axel Springer AG muss wegen Verstoß gegen eine Unterlassungsverpflichtung 100’000 Euro bezahlen: “Einen Anruf des Kunden zu provozieren, um angeblich Abwicklungsfragen zu klären und stattdessen ein Verkaufsgespräch zu führen, verstößt klar gegen die Regeln eines fairen Wettbewerbs.”

3. “Deutsche Medien im Kriegsrausch”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Alexander Dill beschäftigt sich mit einem “Zeit”-Artikel von Bernd Ulrich: “Offensichtlich weiß die Zeit mehr als das britische Unterhaus und die deutsche Regierung, nämlich, dass der syrische Präsident Assad Giftgaspatronen in seiner eigenen 5-Millionen-Metropole einsetzt, um – ja, um was? Um Luftangriffe der Amerikaner zu provozieren, weil diese ihm helfen, im Bürgerkrieg zu gewinnen und an der Macht zu bleiben? Ein bizarres Kalkül.”

4. “Die Geschichte von Angelika K.”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Ein normaler Artikel im redaktionellen Teil fünf verschiedener Zeitschriften: “Fünfmal der gleiche PR-Text, fünfmal aufwendig ans Layout der anderen Artikel angepasst, fünfmal fehlt jegliche Kennzeichnung, dass es sich um Werbung handelt.”

5. “Zwölf Mann auf dem Platz und niemand auf der Pressetribüne”
(schwatzgelb.de, Scherben)
Medienberichte über ein Fußballspiel zwischen dem MSV Duisburg und Borussia Dortmund II: “Es kommt nicht mehr darauf an, ein Thema als erster zu besprechen oder wenigstens neue Informationen oder auch nur einen intelligenten Gedanken beizutragen: Alles, was woanders steht, muss auch auf der eigenen Seite stehen! Pervers wird das Ganze aber dann, wenn man noch nicht einmal mehr prüft, was man eigentlich schreibt.”

6. “Deutscher TV Herbst: Rede an die Nation”
(youtube.com, Video, 2:51 Minuten)
Jan Böhmermann nimmt Stellung zur “Entführung” von William Cohn, der in einem Wahlwerbespot für die Grünen auftritt: “Als seriöser Qualitätsjournalist im Auftrag des staatsfernen ZDFneo begrüße ich zwar ausdrücklich die ungefragte politische Instrumentalisierung meiner gebührenfinanzierten Fernsehsendung durch die Partei ‘Bündnis 90/Die Grünen’. Zur Wahrung der politischen Neutralität fühle ich mich jedoch vor den Gebührenzahlern verpflichtet, auch allen anderen Parteien die Möglichkeit zu geben, auf Kosten der Integrität von ZDFneo, meines Teams von der BTF GmbH und mir Wahlwerbung zu betreiben.”

Vermummte Propaganda

Im August wurde der Vorsitzende der Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) bei einer Wahlkampfveranstaltung angegriffen. In den Medien las sich der Vorfall anschließend so:

Bild.de:

Drei Festnahmen, 16 Verletzte - Messer-Angriff auf AfD-Chef Lucke!

Focus.de:

Mit Reizgas und Messer bewaffnet - Acht Vermummte attackieren AfD-Parteichef Bernd Lucke

abendblatt.de:

Vermummte mit Messer und Reizgas greifen AfD-Chef an

“Spiegel Online”:

Wahlkampfrede von Bernd Lucke: Vermummte greifen AfD-Veranstaltung an

“B.Z.” online:

Vermummte in Bremen - Pfefferspray-Angriff auf AfD-Chef Bernd Lucke

Süddeutsche.de:

afd13

“Bild”:

16 Verletzte! Linke Chaoten attackieren Chef der AfD

In fast allen Artikeln ist von mindestens 20 teilweise vermummten Personen die Rede, von denen acht auf die Bühne gelangt seien. Die “vermutlich dem linksextremen Lager zuzuordnende[n] Angreifer” hätten Pfefferspray benutzt, außerdem sei ein AfD-Helfer mit einem Messer angegriffen und verletzt worden. Insgesamt habe es 15 Verletzte gegeben, drei Personen seien festgenommen worden.

All diese Informationen stammten aus einer Pressemitteilung der Polizei Bremen, die sich so ziemlich mit dem deckte, was auch die AfD selbst mitgeteilt hatte.

Auf einem Video, das noch am selben Tag bei Youtube auftauchte, spielt sich der Vorfall allerdings ein bisschen anders ab. Darin ist zu sehen, wie lediglich zwei Männer auf die Bühne rennen und Bernd Lucke einfach nur umstoßen. Dann schmeißt einer der Männer etwas von der Bühne, danach liegt offenbar Pfefferspray in der Luft.

Viele Medien verlinkten dieses Video, sie schienen sich aber nicht weiter daran zu stören, dass darauf etwas anderes zu sehen ist als das, was Polizei und AfD geschildert hatten. Nur wenige Journalisten meldeten nach Betrachten des Videos Zweifel an. Das Handelsblatt etwa schrieb mit Blick auf die Aufnahmen, von einem “brutalen Angriff” könne “nicht die Rede sein”.

Der AfD jedenfalls kam die bundesweite Aufregung nur allzu gelegen. Plötzlich hatte die Partei die volle Aufmerksamkeit der Medien. Mitten im Wahlkampf. Und das wusste sie zu nutzen:

“Zeit Online”:

Attacke bei Walkampfrede - AfD-Chef verlangt schärferes Vorgehen gegen Linksextreme

Focus.de:

AfD-Chef nach Angriff - Bernd Lucke: "Geduld mit Linksextremen aufgeben"

Hinsichtlich des Angriffs gibt es inzwischen aber Neuigkeiten. Wie die “taz” und “NWZonline” heute berichten, ist die Polizei von ihrer ursprünglichen Darstellung abgerückt. Polizeipräsident Lutz Müller habe gestern zugegeben, dass die Erstmeldung “auf den Angaben der Veranstalter” fußte. Er habe außerdem klargestellt, dass keineswegs ein Messer im Spiel gewesen sei.

Auch die Anzahl der Vermummten muss Müller zu Folge deutlich korrigiert werden. Gesichert sei lediglich, dass zwei Störer maskiert waren. Das zeige ein Video. Allerdings seien noch nicht alle Aufnahmen ausgewertet worden. Müller schätzt: “Vielleicht waren acht bis zehn Personen vermummt.” Auf die Bühne wiederum seien nur drei bis vier Protestierer gelangt, die Lucke hinunter schubsten. Im Übrigen, so Müller, habe bislang lediglich einer der Festgenommenen ins linke Spektrum eingeordnet werden können.

Anderen Medien ist diese Entwicklung nicht mal eine Meldung wert.

Mit Dank an Kris R.

Cordt Schnibben, AFP, Greg Packer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Wir sind unentbehrlich'”
(kontextwochenzeitung.de, Anna Hunger)
“Online wählen die Leser aus, was Sie wissen wollen”, sagt Ulrich Becker, Chefredakteur der “Südwest Presse”. “Darauf muss man eingehen. Vielleicht saßen wir zu lange auf dem hohen Ross. Wir müssen sehen, dass wir die Bedürfnisse der Leser erfüllen. Online ist eine große Chance, mehr über unsere Leser zu erfahren. Das war bisher schwer möglich.”

2. “Die Zeitungsdebatte”
(journalist.de, Cordt Schnibben)
Cordt Schnibben, seit 1989 beim “Spiegel”, zieht ein Fazit zur Zeitungsdebatte 2020: “Für mich waren diese Wochen eine seltsame Erfahrung, weil ich von zwei Seiten unter Beschuss genommen wurde. Von Printkollegen, die sich mit dem Thema am liebsten nicht beschäftigen möchten und mich als Schwarzmaler und Nestbeschmutzer abtaten, und anfangs auch von Bloggern, für die Zeitungen längst erledigt sind.”

3. “ARD/ZDF Onlinestudie 2013: Mobiles Internet immer populärer”
(netzpolitik.org, Jan-Peter Kleinhans)
Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2013 ist verfügbar.

4. “B.Z.-Chef Peter Huth über die ‘Hertha-Lolita'”
(meedia.de, cm)
Peter Huth, Chefredakteur der “B.Z.”, beklagt einen “Anti-Boulevardreflex” zur gerichtlich untersagten Berichterstattung über den angeblichen “Lolita-Skandal” (BILDblog berichtete): “Die eigentliche Geschichte, wie Fußballer eines Vereins sich ein Mädchen quasi geteilt haben, hat kein Medium aufgegriffen.” Siehe dazu auch die Kommentare.

5. “When a ‘kill’ increases life expectancy”
(blogs.afp.com, Philippe Massonnet, englisch)
Der AFP wird Zensur vorgeworfen, nachdem sie ein Foto von François Hollande zurückzieht: “We never publish something purely for its shock value or to mock someone. Our photographers often catch public figures – at international conferences or waiting to give a speech, for instance – in unflattering but entirely human poses, such as with a finger in a nostril.”

6. “The Most Quoted Man in News”
(newyorker.com, Video, 5:21 Minuten, englisch)
Greg Packer steht bereit, wenn Journalisten jemanden brauchen, der ihnen ein Zitat liefert: “Greg’s campaign to be the most quoted man in news has been so successful that the Associated Press sent its staff a memo that essentially banned interviews with him.”

Debatten, Joiz, Margaret Sullivan

6 vor 9

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1. “Angst vor Abmahnungen”
(epd.de, Nils Glück)
Wie Internetdienste wie Rivva, Commentarist und 10000Flies auf das Leistungsschutzrecht für Presseverleger reagieren.

2. “In Friedrichshain-Kreuzberg wurden und werden keine Feste wegen ihres religiösen Charakters untersagt oder benachteiligt”
(berlin.de)
Das Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt mit, es habe “entgegen verschiedener anders lautender Berichterstattungen nicht entschieden, Veranstaltungen mit religiösem Hintergrund auf öffentlichen Flächen zu versagen”.

3. “In eigener Sache: Wo endet Toleranz, wo beginnt Zensur?”
(carta.info, Vera Bunse und Wolfgang Michal)
Ein Beitrag auf dem Debattenportal “Carta” löst Irritationen aus, die Redaktion findet, das sei in Ordnung so: “Carta-Beiträge müssen nicht per se sachlich sein, es sind viele Stilformen möglich, darunter polemische Einwürfe (die sich ihrerseits auf Polemiken beziehen können) – so lange persönliche Beleidigungen unterbleiben. Sowohl die Piraten als auch die AfD, sowohl die FDP als auch manche Buch-Autoren, Journalisten und Politiker wurden hier in Beiträgen und Kommentaren scharf (und manchmal übers Ziel hinausschießend) kritisiert. Wir halten die meisten unserer Leser für so erfahren, dass sie sehr wohl differenzieren können und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.”

4. “‘Es gibt zu wenig junge Medienmarken'”
(meedia.de, Peer Schader)
Ein Interview mit Joiz-Gründer Alexander Mazzara: “Große amerikanische Unternehmen wie Facebook funktionieren ja darüber, dass sie Daten über ihre Nutzer sammeln und sie auswerten. Genau das wird auch fürs Fernsehen relevant. Apple und Yahoo interessieren sich für den Second-Screen-Markt. Google ist schon länger am Thema dran. Wir werden künftig, wenn unsere Zuschauer sich über Apps und soziale Medien am Programm beteiligen, auf die Sekunde genau messen können, wer eingeschaltet hat.”

5. “A Year in the Life of a Watchdog”
(nytimes.com, Margaret Sullivan, englisch)
Margaret Sullivan, Public editor der “New York Times”: “When I started as The Times’s fifth public editor almost exactly a year ago, I couldn’t have anticipated the intensity and breadth of the job. It is equal parts fun and horror — every day, all day.”

6. “Tip for Tatort”
(3quarksdaily.com, Brooks Riley, englisch)
Die deutsche und die englische Sprache.

TV-Duell, Harald Martenstein, Sean Connery

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1. “Wut ist wunderbar”
(planet-interview.de, Annette Christine Hoch)
Harald Martenstein im Interview: “Ich war so stolz darauf, dass ich mir eine Kolumnistenfigur ausgedacht hatte – und jetzt bin ich das doch selber.”

2. “Exklusiv falsch geklaut”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)
Auch die Regenbogenpresse berichtet über eine angebliche Demenzerkrankung von Sean Connery (BILDblog berichtete).

3. “Aufgeblasener Glaubenskampf”
(taz.de, Plutonia Plarre)
Die “B.Z.”-Titelschlagzeile “Kreuzberg verbietet Weihnachten”.

4. “Raab, Retter des Qualitätsfernsehens”
(zeit.de, Eric T. Hansen)
Das TV-Duell zur Bundestagswahl: “Es ist höchste Zeit, dass der Exklusiv-Anspruch der Öffentlich-Rechtlichen, seriöses Fernsehen zu machen, öfter infrage gestellt wird. Nicht nur, weil sie es faktisch nicht tun, sondern auch, weil es Zeit ist, dass die Privaten diese Aufgabe von den Öffentlich-Rechtlichen übernehmen – wie sie es in anderen Ländern längst getan haben. Auch Seriosität ist nur Show.”

5. “Wir sind die 0,01 Prozent: Die Second-Screen-Twitter-Blase”
(olereissmann.de)
Ole Reißmann setzt die 173.000 zum Hashtag #tvduell abgesetzten Tweets den Wahlberechtigten gegenüber.

6. “Fangfrage”
(katzundgoldt.de)
Siehe dazu auch “Kanzlerduell verpasst: Fernsehzuschauer fand übertragenden Sender nicht” (eine-zeitung.net) und “Zäh, wirr, keine Action: ARD-Zuschauer enttäuscht von schlechtestem Tatort aller Zeiten” (der-postillon.com).

TV-Duell, Gaffer, Günter Stampf

6 vor 9

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1. “Der Eindruck täuscht”
(3sat.de, Video, 4:10 Minuten)
Boulevardmedien vermitteln eine Zunahme von Kriminalität und Gewalt und beeinflussen damit die Konsumenten und die Politik – dabei ist das Gegenteil der Fall.

2. “Ärgernis Smartphone-Gaffer”
(nzz.ch, Katharina Bracher)
Polizeieinsätze werden zunehmend von zufälligen Passanten gefilmt oder fotografiert: “Die Tatsache, dass viele Online-Medien ihre Leser dazu auffordern, Bilder von ungewöhnlichen Ereignissen einzusenden, habe diese Entwicklung zusätzlich befeuert.”

3. “Schlusspunkt”
(zeit.de, Stephan Lebert und Daniel Müller)
Stephan Lebert und Daniel Müller blicken zurück auf das Leben von Boulevardreporter Günter Stampf: “Mit 23 Ressortleiter Lifestyle bei der Bunten, ein Jahr später Chefreporter bei Bild, später zurück zur Bunten als stellvertretender Chefredakteur, 450.000 Mark Jahresgehalt, the sky is the limit.”

4. “Werden auch Sie ein deutscher Nahost-Experte!”
(jungle-world.com, Jörn Schulz)
Im “Kurzlehrgang” zum Nahost-Experten: “1. Warnen Sie vor dem Flächenbrand! 2. Äußern Sie Empathie! 3. Mahnen Sie zur Besonnenheit! 4. Enthüllen Sie die wahren Interessen! 5. Weisen Sie auf das Durcheinander hin! 6. Spielen Sie den Joker aus: Islamisten! 7. Mahnen Sie noch einmal zur Besonnenheit!”

5. “Vier Moderatoren sind vier zuviel: Das TV-Duell — ein Vorschlag zur Güte”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier hätte das gestern gesendete TV-Duell (zdf.de, Video, 93:18 Minuten) lieber ohne Journalisten gesehen. So wie 1975, als sich in Österreich Bruno Kreisky und Josef Taus in einer “Konfrontation” gegenüberstanden (tvthek.orf.at, Video, 79:07 Minuten).

6. “Das MONITOR-Interview im Original und ungeschnitten”
(wdr.de, Video, 3:26 Minuten)
Reporter Stephan Stuchlik versucht, CSU-Politikerin Barbara Stamm zu befragen.

Zwei-Klassen-Verpixelung

Die “Bild”-Zeitung hat noch nie viel davon gehalten, Menschen, die vor Gericht stehen, irgendwelche Rechte einzuräumen. Fotos von Angeklagten oder Verdächtigen werden daher auch nur in Ausnahmefällen anonymisiert. Das hier ist keiner davon:Sie misshandelte und beschimpfte eine alte Dame - Nur Geldstrafe für Horror-Pflegerin

Die Pflegerin stand diese Woche in Bremen vor Gericht, weil sie eine Heimbewohnerin missshandelt hatte. Eine versteckte Kamera hatte sie dabei gefilmt.

“Bild” zeigte das Gesicht der Frau am Donnerstag ohne jede Anonymisierung groß in der Bundesausgabe – obwohl das Gericht zuvor ausdrücklich darauf hingewiesen hatte …

[…], dass Bildaufnahmen der Angeklagten nur im deutlich anonymisierten (etwa gut “verpixelten”) Zustand veröffentlicht werden dürfen.

(Hervorhebung im Original.)

Daran hat sich zumindest Bild.de gehalten. In der Online-Version des Artikel wurde allerdings nicht das Gesicht der Angeklagten verpixelt — sondern das ihrer Anwältin:Misshandlungs-Urteil - Horror-Pflegerin darf weiter arbeiten! - Die Horror-Pflegerin Silke T. (r.). Sie hat eine Seniorin im Heim misshandelt

Auf eine Anonymisierung der Angeklagten hat Bild.de verzichtet.

Mit Dank an den Hinweisgeber.

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