Archiv für August, 2013

Auf der Flucht, Prinz Friso, Wahlplakate

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Auf der Flucht'”
(kleinerdrei.org, Hakan)
Hakan schaut sich zusammen mit dem aus Somalia geflüchteten Faruk die auf ZDFneo ausgestrahlte Sendung “Auf der Flucht – das Experiment” an. “Faruk sagt, dass diese Menschen wissen und absolut sicher sein können, dass ihnen nichts passiert. Dass sie keine Todesangst durchstehen müssen, nicht aus purer Not dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Das, was sie erleben sollen, können sie nicht ‘erleben’, weil das ZDF natürlich dafür für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen muss – eben jene Sicherheit, die Flüchtlingen fehlt. Das ist ein Unterschied ums Ganze. So, wie das in der Serie stattfindet, ist das gut gemeint, aber ein Witz – den Faruk nicht wirklich ernst nehmen kann.”

2. “‘Spiegel’: ‘Bild’ gefährdet entführten Journalisten”
(tagesspiegel.de, Sonja Alvarez)
Der “Spiegel” wirft “Bild” vor, durch ihre Berichterstattung einen entführten Journalisten zu gefährden. Siehe dazu auch diese Tweets von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann.

3. “Techniken der (Nicht-)Auskunft”
(blog.fragdenstaat.de)
Mit der Erhebung von Gebühren und der Forderung nach weiteren Informationen versuchen Behörden, sich vor einer Auskunft zu drücken. Siehe dazu auch “Transparenz gegen Geld macht wenig Sinn” (oeffentlichkeitsgesetz.ch, Martin Stoll).

4. “Prinz Friso gestorben: ‘die aktuelle’ hat Bingo!”
(stefan-niggemeier.de)
Titelseiten der Zeitschrift “die aktuelle”, die sich um den am 12. August verstorbenen Prinz Friso von Oranien-Nassau drehen. Der Sohn der abgedankten Königin Beatrix befand sich nach einem Unfall 2012 im Wachkoma.

5. “Beliebtes Zerrbild einer rassistischen Schweiz”
(tagesanzeiger.ch, Michael Hermann)
“Wie konnte es geschehen, dass sich in den europäischen Medien ein hässliches Bild von der Schweiz verfestigt hat: als Hochburg der Fremdenfeindlichkeit?”, fragt Politikwissenschaftler Michael Hermann und konsultiert die OECD-Studie “Integration von Zuwanderern” (oecd-ilibrary.org).

6. “Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt”
(der-postillon.com)

YouTube, Sixt, Albuquerque

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Deutsche TV-Sender auf YouTube”
(gugelproductions.de)
Bertram Gugel trägt Zahlen zu den YouTube-Kanälen deutscher TV-Sender zusammen.

2. “Zeitungskrise? ‘Die Lösung bin ich!'”
(stefan-niggemeier.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo zieht ein Zwischenfazit zu den bisher erschienenen Beiträgen der “Spiegel”-Zeitungsdebatte.

3. “Zeitungssterben: Springer geht zügig voran”
(blogs.taz.de, Karl-Heinz Ruch)
Karl-Heinz Ruch kommentiert den Verkauf mehrerer Printprodukte durch den Axel-Springer-Verlag: “Warum nicht die schon immer defizitäre Welt aufgegeben wurde, sondern gestandene regionale Tageszeitungen wie das Hamburger Abendblatt, lässt sich einfach beantworten. Für die Welt hätte man nichts bekommen, für die Traditionsmedien immerhin fast eine Milliarde. Das Geld wird man gut gebrauchen können für den nun kommenden Überlebenskampf der Marke Bild.”

4. “Wie sich der Tages-Anzeiger selbst kannibalisiert”
(agossweiler.wordpress.com)
Andreas Gossweiler prüft, welche Artikel des “Tages-Anzeigers” kostenlos im Netz verfügbar sind: “Ich lese den Tages-Anzeiger seit über 40 Jahren, praktisch seit ich lesen kann. Deshalb ist meine Bereitschaft, diesem Blatt als Leser treu zu bleiben und das Abonnement zu erneuern, gross. Wenn ich jedoch einen grossen Teil der Zeitung vorher schon gratis im Internet gelesen habe, bleibt ein flaues Gefühl zurück.”

5. “Gustl Mollath von Sixt unfreiwillig zur Werbefigur gemacht – Ist das erlaubt?”
(wbs-law.de, Christian Solmecke)
Die rechtlichen Konsequenzen einer Sixt-Werbekampagne, die ungefragt ein Bild von Gustl Mollath verwendet: “Das Plakat spielt humorvoll auf seine Entlassung an und beschädigt dabei weder sein Ansehen, noch lässt es eine Identifikation zum Autovermietungsunternehmen zu. Es ist davon auszugehen, dass die Rechtsprechung auch hier zugunsten von Sixt entscheiden würde.”

6. “Abschied von Breaking Bad”
(dradio.de, Hendrik Efert)
Aufgrund der Serie Breaking Bad wird Albuquerque in New Mexico von Touristen besucht: “Die neuen Touristen kaufen Hüte und Sonnenbrillen, damit sie aussehen wie der Protagonist der Serie. Sie erstehen Süßigkeiten oder Badesalz, das aussieht wie die Droge Chrystal Meth, um die sich die Serie dreht. Sie buchen Touren, lasten die Hotels und Restaurants der Stadt aus. Ein neuer Segen für das eher strukturschwache Albuquerque.”

Antenne Bayern, Energiewende, Burnout

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hat Antenne Bayern bei der Brüderle-Sendung getrickst?”
(radiowatcher.de)
“Live”-Gespräche auf Antenne Bayern, zum Beispiel zwischen Helmut Markwort und Rainer Brüderle.

2. “Burnout und raue Töne”
(augengeradeaus.net, Thomas Wiegold)
Das Bundesministerium für Verteidigung erklärt, dass ein von “Bild” zitierter Satz von Thomas de Maizière (“Manchmal ist ein Burn-out auch das Ergebnis von Unterforderung”) “völlig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und sinnentfremdend genutzt” wurde, “um eine Geschichte zu konstruieren”.

3. “Bild: Die Energiewende hassen”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über “Bild”-Schlagzeilen zum Offshore-Windpark Riffgat, der aufgrund noch nicht verlegter Kabel von einem Dieselgenerator in Schwung gehalten wird. “Das ist natürlich ärgerlich für den Investor EWE, aber vernünftig für die Anlagen, die im kommenden Februar dann schadensfrei in Betrieb gehen sollen. Jedenfalls ist das alles andere als ‘Wahnsinn’: Ein spezieller Problemfall, den die Offshore-Windtechnologie mit sich bringt und der auch bei anderen Windparks – etwa im RWE-Projekt Nordsee Ost – oder während der Bauphase auftritt.”

4. “Zeitung ist kein Jedermannsmedium”
(sozialtheoristen.de, Stefan Schulz)
Rückmeldungen des Publikums sollten nicht überbewertet werden, findet Stefan Schulz. “Wirklich gut ist das Fernsehprogramm dann, wenn es wie Literatur hergestellt wurde, wenn ein Autor oder ein Autorenteam abgeschottet an einem Werk arbeitet, es unter Vermeidung äußerer Einflüsse nach dem eigenen Entwurf produziert und am Stück dem Publikum vorsetzt. Beziehungsweise, wenn der Zuschauer nur zuschaut, wenn Menschen intensive Gespräche führen, während diese ein bisschen vergessen, dass alles vor Publikum stattfindet.”

5. “In der geistigen Schuldenfalle”
(spiegel.de, Wolfram Weimer)
Wolfram Weimer sieht den Journalismus in einer ähnlichen Glaubwürdigkeitskrise wie die Politik. “Eine Ursache der journalistischen Krise liegt in der Auflösung von Wahrheiten zu diskursiven Konsensen. Wir fragen immer weniger danach, was wir für richtig halten, sondern danach, was andere für richtig halten könnten.”

6. “Make Me a German”
(youtube.com, Video, 55:23 Minuten, englisch)
Eine britische Familie entdeckt Deutschland. Die Doku bezieht sich mehrfach auf “Der Durchschnitts Deutsche”.

Überwachungsskandal, Jobsuche, Bundesliga

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der unverstandene Skandal”
(ndr.de, Video, 4:51 Minuten)
Seit vielen Wochen berichten Journalisten über Überwachungsskandale – beim Konsumenten kommt die Brisanz der Lage aber nicht so richtig an.

2. “Über den Mangel an Empörung nach einem Riesenskandal”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Man könne sich eben “nicht unbegrenzt oft aufregen”, versucht Harald Martenstein die Lage zu erklären: “Alle Medien sollten berücksichtigen, dass zwischen zwei Skandalen eine Karenzzeit von mehreren Monaten liegen muss und dass kein Mensch unbegrenzt viele Skandale gleichzeitig verarbeiten kann.”

3. “Revolutionen sind unangenehm”
(spiegel.de, Mario Sixtus)
Mario Sixtus schreibt über Zeitungen. “Es ist einfach purer Irrsinn, tonnenschwere, containergroße Papierrollen einzukaufen, in fußballfeldgroßen Druckmaschinen mit Bildern und Buchstaben zu bestreuen, dann zu zerschneiden, zu falten und schließlich mit Güterwagen und Lkw zu Verkaufsständen und Abonnenten im ganzen Land zu karren, damit sich jeder Leser vielleicht 20, 30 oder 40 Minuten damit beschäftigt, bevor er sich um die Entsorgung des dann nur noch als Info-Müll angesehenen Papierberges kümmern muss.”

4. “Auftragsarbeiten”
(journalist.de, David Selbach, Olaf Wittrock und Annika Janßen)
Corporate Content im Onlinejournalismus: “Allerlei Verlage bieten Dritten nämlich inzwischen die eigenen Auftritte als Plattform feil, um dort ihre Botschaften zu verbreiten. Und das nicht mehr nur klassisch in Form von Werbung, sogenannten Content-Anzeigen, Advertorials oder gesponserten Online-Specials. Nein, Onlinemedien übernehmen zunehmend auch Beiträge aus fremder Feder als Gastkolumne oder Blog.”

5. “Schluss machen und Luftschlösser”
(antiprodukt.de)
“Ich versuche seit drei Jahren ‘mein Leben in die Hand zu nehmen’ und merke, dass mein Leben überhaupt nicht in meinen Händen liegt”, schreibt antiblog über ihre Jobsuche. “Im Schnitt schreibe ich 150 Bewerbungen im Jahr. Ich war bei mehreren Coachings, Beratungsstellen, Personalern. (…) Die Rückmeldungen und Bewerbungsgespräche der letzten Jahre lassen sich an einer Hand abzählen. Wenn es mal soweit kam, kam ich immer mindestens in die zweite Runde.”

6. “Als die Bundesliga laufen lernte”
(ardmediathek.de, Video, 43:56 Minuten)
Fußball: Ein Rückblick auf den ersten Spieltag der Bundesliga am 24. August 1963.

Deutschlandfunk, Stuttgarter Zeitung, Bezos

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bloggen, weil man muss”
(brandeins.de, Jens Tönnesmann)
Fünf Blogger im Porträt: Christoph Kappes, Sylvia Oberstein, Enno Park, Meike Lobo und Patricia Cammarata.

2. “R.I.P. Tageszeitung”
(spiegel.de, Thomas Knüwer)
Es gebe “kein einziges Indiz, dass wir derzeit eine Zeitungskrise durchleben”, schreibt Thomas Knüwer: “Nein, wir erleben das Sterben der Zeitung. Wer zum Beispiel die Auflage von Deutschlands größter Tageszeitung, der ‘Bild’, extrapoliert, landet so ungefähr 2028 auf der Nulllinie – und glaubt irgendwer, das Blatt würde noch gedruckt, wenn ein paar tausend Stück verkauft werden?”

3. “Absicht oder Gewohnheit? Die Linke kommt im Deutschlandfunk deutlich seltener zu Wort als andere Parteien”
(wirtschaftundgesellschaft.de, Thorsten Hild)
Thorsten Hild wertet Interviewpartner des “Deutschlandfunk” aus und meint feststellen zu können, dass Politiker von “Die Linke” selten befragt werden – grüne Politiker dagegen oft.

4. “Netanjahu als Friedensvergifter”
(juedische-allgemeine.de, Philipp Peyman Engel)
Eine Karikatur der “Stuttgarter Zeitung” löst Kritik aus. “Die Stuttgarter Zeitung hingegen kann in der Karikatur keine antisemitischen Vorurteile erkennen. Dennoch bereut das Blatt inzwischen den Abdruck ihrer Zeichnung.”

5. “Jeff Bezos and his journalists”
(blogs.reuters.com, Felix Salmon, englisch)
Felix Salmon beurteilt den Kauf der “Washington Post” durch Jeff Bezos: “Bezos is not the kind of man who worries about losing a few million dollars here or there: he has his eye on building long-term value and relevance, which is exactly how the best newspaper owners behave.”

6. “Stell dir vor, Mollath ist frei – und dann passiert nichts”
(onlinejournalismus.de, Fiete Stegers)
Live-Ticker, die vom Warten auf Ereignisse berichten.

Nutzungsverhalten, RTL, Hamed Abdel-Samad

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wettbewerbsexperte Justus Haucap: ‘Leistungsschutzrecht ist komplett gescheitert'”
(horizont.net, David Hein)
Justus Haucap beurteilt das Leistungsschutzrecht für Presseverleger: “Man kann eigentlich überhaupt nichts Gutes an dem Gesetz finden. Es trifft die Falschen und es hilft auch den Falschen. Es fördert die Rechtsunsicherheit und öffnet dubiosen Abmahnern ein neues Geschäftsfeld. Es ist sicher eines der schlechtesten Gesetze, das die Bundesregierung verabschiedet hat.”

2. “Ein Haus für die Bewohner des Internets”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt über den aktuellen Zustand der Axel Springer AG. “Kai Diekmann hat seit einigen Jahren sichtlich den Ehrgeiz, sich mit der ‘Bild’-Zeitung den Respekt der Journalisten-Elite zu erarbeiten; doch trotz aller Recherche-Erfolge bleibt fast jeder seriöse Preis für das Blatt dann doch ein Eklat. Viele Journalisten bei Springer erleben einen großzügigen Arbeitgeber, aber nicht das Gefühl, dass das irgendjemand von außerhalb anerkennt.”

3. “10 Symptome für einen schleichenden Medienwandel”
(result.de, Sabine Haas)
Sabine Haas beobachtet, wie sich ihr eigenes Medien-Nutzungsverhalten verändert.

4. “Schlechte Sicht in den Süden”
(nzz.ch, Valerie Zaslawski)
Die Nachrichten-Auswahl der westlichen Medien: “Auch nach dem Ende des Kalten Krieges bestimmten weiterhin AFP, Reuters und AP die thematische Struktur der Auslandberichterstattung von Medien weltweit.”

5. “RTL zeigt Reue: Explosiv Weekend vom Partyschiff war nicht ‘sendertauglich'”
(wuv.de, Lisa Priller-Gebhardt)
RTL äussert sich zu einer von der Prüfgruppe der Jugendschutzkommission KJM beanstandeten Sendung: “Da gibt es nichts schönzureden. Die Sendung entsprach weder im Themenmix noch in der Bildsprache den internen Vorgaben des Hauses.”

6. “Hamed Abdel-Samad: Deutsch-ägyptischer Publizist”
(3sat.de, Video, 58:14 Minuten)
Frank A. Meyer spricht mit Hamed Abdel-Samad.

Der Landser, Veggie Day, Jeff Bezos

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Veggie Day: Wie man aus alten Fleischabfällen der ‘Bild’-Zeitung Nachrichten macht”
(stefan-niggemeier.de)
Vorschläge zur Einführung eines “Veggie Days” sind seit Jahren ein Thema bei den Grünen. Doch nach einem Bericht von “Bild” berichten sehr viele Nachrichtenmedien über einen Punkt aus dem Parteiprogramm, der schon seit Monaten öffentlich ist. “Wenn die Anregung der Grünen, fleischfreie Tage in Kantinen einzuführen, so ein Aufregerthema ist — warum hat es dann niemand vorher in den Beschlüssen von Partei und Bundestagsfraktion entdeckt? Kann ich davon ausgehen, dass in den Redaktionen der Nachrichtenmedien die Wahlprogramme der Parteien nicht gelesen werden?”

2. “‘Bild’ macht Stimmung für Bezahl-Bundesliga”
(wuv.de, Franziska Mozart)
Die “Bild”-Titelgeschichte vom 5. August ruft die “Bundesliga-Revolution im Internet!” aus und berichtet über ein eigenes Angebot.

3. “‘Unsere Väter, unsere Mütter, unsere Landser'”
(welt.de, Peter Praschl)
Peter Praschl liest den “Landser”, eine Zeitschrift, gegen die das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles protestiert und deren Distribution es unterbinden möchte. “Die Bauer Media Group reagierte auf die Vorwürfe des Wiesenthal Centers mit der Beteuerung, sie lege ‘größten Wert darauf, dass weder der Nationalsozialismus verherrlicht, noch Naziverbrechen verharmlost werden’ und dass ‘Der Landser’ ‘im Einklang mit den in Deutschland geltenden Gesetzen’ stehe. Damit hat der Verlag ganz sicher recht. Es existieren keine Gesetze gegen Soldaten-Schmonzetten, und wären Verschweigen und Verdrängung verboten worden, hätte es viele Nachkriegs-Karrieren nie gegeben.”

4. “Jeff Bezos on Post purchase”
(washingtonpost.com, Jeff Bezos, englisch)
Amazon-Gründer Jeff Bezos kauft “The Washington Post” für 250 Millionen US-Dollar. An die Angestellten schreibt er: “The Internet is transforming almost every element of the news business: shortening news cycles, eroding long-reliable revenue sources, and enabling new kinds of competition, some of which bear little or no news-gathering costs. There is no map, and charting a path ahead will not be easy. We will need to invent, which means we will need to experiment.”

5. “IT’S OFFICIAL: We Never Need To Worry About The Future Of Journalism Again!”
(businessinsider.com, Henry Blodget, englisch)
Henry Blodget beurteilt die von der “New York Times” offengelegten Einnahmen im Digitalgeschäft. “The future of the New York Times print edition–and some of the current New York Times newsroom budget–looks dim. But the future of journalism looks excellent.”

6. “Nie schmeckte eine Dattel köstlicher”
(faz.net, Karen Krüger)
Fastenbrechen bei der Familie Karadeniz in Berlin.

Der Super-Serien-Stuss

Die Leute von “Bild” sind erleichtert. Denn die langweilige Sommerpause im Fernsehen, die ihnen schon seit Jahren immer wieder schwer zu schaffen macht, neigt sich endlich dem Ende. Jetzt beginnt der “Super-Serien-Sommer”, für den Bild.de (kostenpflichtig) schon mal den “Super-Serien-Planer” ausgepackt hat:Im August starten viele neue Staffeln - Der Super-Serien-Planer

Ganz besonders freuen sie sich dort auf die Fortsetzung von “Breaking Bad”. Nicht nur, weil sie bei der Gelegenheit gleich ein bisschen Werbung für das kostenpflichtige Portal “Bild Movies” machen können, sondern auch aus einem anderen Grund:

Serien-Erfinder Vince Gilligan verriet vorab, dass einige Szenen der fünften Staffel in Deutschland gedreht wurden.

Das hatte Bild.de vor einem Jahr schon mal behauptet, sich dann aber korrigiert, nachdem wir darauf hingewiesen hatten, dass das nicht stimmt: Einige Episoden spielen zwar in Deutschland, gedreht wurden sie aber in den USA. Vince Gilligan hatte in einem Interview sogar ausdrücklich gesagt, dass sie “weder das Geld noch die Zeit” hatten, “um tatsächlich in Deutschland zu drehen”.

Mit Dank an Steven D. und Christian.

Boston Globe, Penis-Skulptur, Geheimdienste

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Extrabyte! Extrabyte!”
(freitag.de, Jakob Augstein)
Jakob Augstein beschäftigt sich mit den heftigen Reaktionen auf den Verkauf von Zeitungen durch den Axel-Springer-Verlag: “Wie viele von denen, die Springers Ausverkauf kritisierten, fürchten in Wahrheit, dass Mathias Döpfner recht haben könnte? Dass Blätter, mit denen sich heute noch Millionen verdienen lassen, schon übermorgen praktisch wertlos sein könnten. Und damit auch die eigene Arbeit, die eigene Bedeutung, das eigene Leben.”

2. “Die Zeitungskrise ist bislang Regional- und Boulevardkrise”
(konradlischka.info)
Konrad Lischka wertet die verkaufte Auflage deutscher Zeitungen von 2000 bis 2013 aus.

3. “Qualitätsjournalismus in Amerika”
(blogs.faz.net/fazit, Patrick Welter)
FAZ-Wirtschaftskorrespondent Patrick Welter wundert sich, dass US-Journalisten klar und unverblümt berichten, und das in eigener Sache: “Die New-York-Times-Journalisten zitieren dann die Sprecherin des eigenen Verlages, die den Verkaufspreis von 70 Millionen Dollar bestätigt – und ziehen zugleich den Vergleich mit 1993, als die New York Times Company für den Boston Globe 1,1 Milliarden Dollar gezahlt hatte. Als ‘staggering’ – atemberaubend – bezeichnen die Journalisten den Wertverfall.”

4. “Die LousyPennies-Umfrage: Das verdienen Journalisten im Netz”
(lousypennies.de, Karsten Lohmeyer)
Die Auswertung einer Leserumfrage zeigt, dass man als Journalist im Netz Geld verdienen kann: “Aber oft ist es nur ein Zubrot. (…) Selbst größere Seiten mit bis zu 75.000 Besuchen im Monat können nicht immer die Umsätze erwirtschaften, die eine Familie zum Leben braucht.”

5. “Penis-Skulptur ist ein Blickfang”
(blogs.taz.de, Jan Feddersen)
Rund 500’000 Euro hätte die “taz” schon einnehmen können, wenn sie das Kunstwerk “Friede sei mit Dir” konsequent monetarisiert hätte, rechnet Jan Feddersen aus. “Nach grober Zählung haben nämlich – einerlei ob Sommer, Winter, Frühling oder Herbst – bisher durchschnittlich knapp 400 Personen pro Tag das, sagen wir: Mahnmal fotografiert.”

6. “Meine Akte. Deine Akte.”
(stern.de, Holger Witzel)
In seiner Kolumne “Schnauze, Wessi!” denkt Holger Witzel nach über Geheimdienste: “Viele feiern Edward Snowden zwar wie einen Bürgerrechtler, aber gleichzeitig fehlt ihnen noch der Mut, die Dienststellen ihrer Überwachungsbehörden einfach zu besetzen und die Akten selbst zu lesen. Aus der Erfahrung von 1989 kann man nur raten: Macht das!”

“Bild” gafft hinter den Sichtschutz

Um Menschen in Notsituationen vor den gierigen Blicken anderer zu schützen, versperren Rettungskräfte den Gaffern oft mit Decken oder Tüchern die Sicht.

Vergangene Woche gab es im saarländischen Riegelsberg so einen Fall. Ein stark übergewichtiger Mann musste ins Krankenhaus gebracht werden, doch ein Transport durch das Treppenhaus war nicht möglich. Also wurden Feuerwehr und THW gerufen, die es zuerst mit einer Drehleiter, dann mit einem Kran versuchen wollten, schließlich aber ein Fenster herausbrachen und den Mann mit Hilfe eines Baggers aus seiner Wohnung holten. Die Rettungsaktion dauerte sechs Stunden, Dutzende Helfer waren vor Ort, selbst der Bürgermeister kam zwischendurch mal vorbei, um sich die Sache anzuschauen.

Man kann nur erahnen, wie sich der Patient dabei gefühlt haben muss. Mit nacktem Oberkörper in der Baggerschaufel sitzend, überall Menschen, im Garten ein Krangerüst. Immerhin kamen die erwähnten Decken zum Einsatz, die die Rettungskräfte hochhielten, um den Mann vor den Blicken der Anwohner zu schützen.

Das Problem ist nur, dass auch ein Journalist vor Ort war. Und der hat die Szenen hinter dem Sichtschutz fotografiert und die Fotos dann an die “Bild”-Zeitung verkauft:

Hier wird ein 400-Kilo-Mann mit dem Bagger aus dem Haus geholt

Die Männer mit dem Sichtschutz sind in der Print-Ausgabe nicht zu sehen. Online aber schon:

Vorher musste der Fensterrahmen herausgestemmt werden! - 400-Kilo-Mann mit Bagger aus dem Haus geholt - [Bildunterschrift:] Mit Fingerspitzengefühl und schwerem Gerät befreien die Rettungskräfte [Vorname] L. aus seiner Wohnung, bringen ihn in der Baggerschaufel zum Spezial-Rettungswagen

Wir haben bei der Feuerwehr Riegelsberg nachgefragt, warum sie es zugelassen hat, dass der Fotograf — der übrigens auch für die offiziellen Internetseiten der örtlichen Feuerwehr und des THW arbeitet — hinter den Sichtschutz gelangt und dort auch noch fotografiert. Ein Sprecher antwortete uns, es sei “nicht immer möglich, die Pressefotografen an den Einsatzstellen fern- bzw. aufzuhalten.” Der Fotograf sei in diesem Fall “nicht hinter den Sichtschutz gelangt, sondern verschaffte sich von einer erhöhten Position den Blick auf die dargestellte Situation.”

Danach sehen die Fotos allerdings nicht aus.

Mit Dank an Roland G.

Blättern:  1 2 3 4