Archiv für August 27th, 2013

Apropos misslungen

Neulich in Deutschland. Im größten Nachrichtenportal des Landes. In wenigen Augenblicken werden wir Zeuge des vielleicht misslungensten Videodiebstahls des Jahres.

[Video] Oh Gott! - Der misslungenste Hochzeitsantrag des Jahres

Der Offsprecher erklärt:

Neulich in Indien. In Bombays größtem Shoppingcenter. In wenigen Augenblicken werden wir Zeuge des vielleicht misslungensten Heiratsantrages des Jahres.

Das Video zeigt einen, nun ja, misslungenen Heiratsantrag im Shoppingcenter. Der Mann trägt seiner Freundin ein Gedicht vor, geht dann auf die Knie, doch statt eines Jaworts bekommt er eins übergebraten. Die Angebetete sucht das Weite, der Mann bleibt gekränkt zurück, den Blicken der Passanten ausgeliefert.

Aus dem Off kommentiert der Sprecher:

Und die Moral von der Geschicht’: Heirate heute besser mal nicht.

Ein klitzekleines Detail ist Bild.de allerdings entgangen: Das Video ist ein Fake. Ein Schokoladenhersteller hat den viralen Werbespot vor ein paar Tagen in Umlauf gebracht.

Und die Moral von der Geschicht’: Wenn du dir deine Inhalte schon zusammenklaust, dann guck wenigstens vorher nach, ob sie echt sind.

Mit Dank an Helge S.

Nachtrag, 28. August: Auch der “Blick” ist drauf reingefallen:Missglückter Hochzeits-Antrag - Statt "Ja" gabs "Aua" - Ein junger Mann in Dubai will seiner Angebeteten einen besonders originellen Hochzeits-Antrag machen. Das Unterfangen geht schmerzlich daneben.

Der (inzwischen gelöschte) Artikel endete mit den Worten:

Merke: Nicht immer ist gut gemeint auch gut gemacht.

Phoenix, Monitor, Popcorn

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Nachtrag zu: Mit Phönix bei der Gamescom – Die andere Seite”
(getdigital.de, Gesine)
Nach einem Telefongespräch mit dem Chef vom Dienst der TV-Produktion von Phoenix liefert Gesine einen Nachtrag zu ihren Erfahrungen an der Gamescom: “Man brauche tatsächlich alle am Drehort eingesetzten Personen, auch wenn es für den Außenstehenden nicht so wirkt.”

2. “‘Wir tun gut daran, den Autorisierungswahn zurückzuschrauben'”
(drehscheibe.org, Stefan Wirner)
Uwe Röndigs, Chefredakteur der Zeitungsgruppe Lahn-Dill, hat auf die Veröffentlichung eines Interviews mit Renate Künast verzichtet, weil er den Eindruck hatte, “zum Statisten in der politischen Inszenierung” zu werden.

3. “Seehofer contra ‘Monitor'”
(br.de)
Ein Konfllikt zwischen der CSU und dem ARD-Magazin “Monitor”. Barbara Stamm, CSU: “Das Kamerateam habe sich so verhalten, wie sich ein Team des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht zu verhalten habe.” Stephan Stuchlik, ARD: “Er habe fünf Mal versucht, einen Interviewtermin mit Stamm zu vereinbaren – erfolglos.”

4. “Überlebt das Radio?”
(bpb.de, Robert Kindermann)
Die Radiomacher können von Branchen wie dem Versandhandel, der Musik- und der Zeitungsindustrie lernen, die alle ein tiefes Tal des Leidens durchschreiten mussten oder sich gerade mittendrin befinden, schreibt Robert Kindermann. “Der größte Fehler aller Branchen war zu jeder Zeit das ‘Schönreden’ des Status Quo: ‘Die Digitalisierung mag ja stattfinden, aber sicher nicht so grundsätzlich, wie das manche glauben.'”

5. “A Racial Hate Crime the German Media Have Ignored”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Andrew Hammel vermisst die Berichterstattung über einen Mordfall, der als Hate Crime eingestuft werden könnte. “The point is that because this news story didn’t fit in with prevailing German narratives about the U.S., it’s gotten about 1/100th of the attention of the Trayvon Martin case.”

6. “SPIEGEL Popcorn – Streit beim Nachrichtenmagazin”
(popcornspiegel.tumblr.com)