Archiv für März 28th, 2012

Eine Meldung aus einer anderen Morgenpost

Die Springer-Zeitungen “Die Welt” und “Berliner Morgenpost” und ihre jeweiligen Online-Ableger werden von der gleichen Redaktion betreut. Bei Artikelübernahmen wird einfach, wo nötig, im Artikel die Nennung der “Welt” durch die der “Morgenpost” ersetzt.

Das passiert offenbar automatisch und kann durchaus interessante Folgen haben, wie der “Welt Online”-Artikel über einen texanischen Fischer, der mit seinem Freund Schiffbruch erlitten hatte, im “Morgenpost Online”-Remix beweist:

Den restlichen Tag und die halbe Nacht strampelten sie um ihr Leben und redeten über Gott und Morgenpost Online, um sich abzulenken. Als schließlich absehbar war, dass sein Freund nicht länger durchhalten würde, schwamm der ebenfalls stark geschwächte Henderson dann alleine weiter.

Mit Dank an Jörg L.

Nachtrag, 15.40 Uhr: Während “Morgenpost Online” den Fehler inzwischen korrigiert hat, weisen uns mehrere Leser darauf hin, dass der Vorspann des Artikels bei beiden Medien falsch ist: Dort heißt es, Ed Coen habe den Schiffbruch überlebt. Wie aus dem Artikel hervorgeht, ist Ed Coen derjenige der zwei Fischer, der ertrunken ist. Überlebt hat sein Freund und Kollege Ken Henderson.

Mit Dank an Falk Z., Sabine E. und Jonas M.

2. Nachtrag, 19.03 Uhr: Beide Medien haben den Fehler im Vorspann transparent korrigiert.

dpa  

Nun könnte es konkret werden

“Unabhängig, zuverlässig und aktuell”, mit diesem Wahlspruch wirbt die Deutsche Presseagentur (dpa) für ihre Dienste.

Man kann ihr auch im Fall der Meldung zu Googles Online-Festplatte “GDrive” nicht den Vorwurf machen, ihre Quellen nicht offenzulegen oder sich deren Ansichten zu eigen zu machen.

Andererseits stecken da derart viele Distanzierungen und Konjunktive in Text und Überschrift, dass es schon fast verwunderlich ist, dass dpa nicht noch ein paar Bauernregeln oder Astrologen zitiert:

Gerücht: Google startet Online-Festplatte GDrive schon im April

Berlin (dpa) – Seit Jahren ranken sich Gerüchte darum – nun könnte es konkret werden: Google wird möglicherweise seine Online-Festplatte GDrive schon Anfang April an den Start bringen, heißt es in einem bislang unbestätigten Bericht des Technologie-Blogs “GigaOm”. Ein Gigabyte an Daten wie Dokumente, Filme oder Musik sollen die Nutzer dann kostenlos online speichern und von überall aus abrufen können, heißt es unter Berufung gut informierter Personen. Die Software für den Cloud-Service solle ein ähnliches Interface haben wie Googles Dokumenten-Verwaltung GoogleDocs und als App vertrieben werden. Google wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa keine Stellung zu dem Bericht nehmen.

Das für gewöhnlich gut informierte “Wall Street Journal” hatte bereits 2006 von Plänen des Suchmaschinenspezialisten berichtet, einen Netzspeicher anzubieten – allerdings war bis heute nichts passiert. […]

[Hervorhebungen von uns.]

Daily Mail, Abokündigung, Sportinformation

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Mail Supremacy”
(newyorker.com, Lauren Collins, englisch)
Die 1896 gegründete britische Tageszeitung “Daily Mail” erreicht vier mal so viele Leser wie der “Guardian”, im Januar überholte sie die “New York Times” als meistgelesene Zeitung online. Der ausführliche Bericht von Lauren Collins beleuchtet die Haltung der Zeitung während dem 2. Weltkrieg und die Beziehung zu den Prominenten: “In 1997, after Princess Diana’s death, the third Viscount Rothermere promised that the paper would no longer use photographs taken by paparazzi—a vow that didn’t last.”

2. “Axel Springer AG verurteilt”
(vzhh.de)
Das Landgericht Berlin verurteilt die Axel Springer AG wegen unlauterer Abowerbung, meldet die Verbraucherzentrale Hamburg: “Das Gericht verbot dem Medienunternehmen, Kunden, die ihr Zeitschriftenabonnement gekündigt haben, mit der Aufforderung anzuschreiben, sie zurückzurufen, weil noch eine Frage aufgetreten sei, wenn der Kunde tatsächlich auf diesem Wege dazu bewegt werden soll, seine Kündigung zurückzunehmen.”

3. “Warum ich den ‘Blick’ verachte”
(facebook.com, Max Küng)
Max Küng thematisiert den Umgang von “Blick” mit den Opfern des Busunglücks im Wallis: “Es mag etwas altmodisch klingen, aber ich verachte den ‘Blick’, respektive die Leute, die für die Leidpornografie in seinen Seiten verantwortlich sind.” Siehe dazu auch “Wie es mit Emma wirklich war” (blick.ch, Ralph Grosse-Bley).

4. “Fanprojekt fordert Gegendarstellung von Bildzeitung”
(stadionwelt-fans.de)
Fußball: Ein Sozialpädagogisches Kölner Fanprojekt fordert von “Bild” eine Gegendarstellung.

5. “Müssen nicht jeden Schrott melden”
(medienkritik-schweiz.ch, Reto Stauffacher)
Reto Stauffacher befragt Peter Lerch vom Schweizer Sportnachrichtendienst SI: “Wir haben die viel grössere Verantwortung als all diese Medienportale. Wenn wir etwas melden, ist das sofort in allen Kanälen sichtbar und nicht mehr auszulöschen. Und wenn diese Meldung nicht stimmt, dann ist das für uns der absolute Horror. Wir melden etwas erst, wenn wir wissen, dass es tatsächlich stimmt. Vielleicht wird uns diese Tatsache manchmal als ‘langsam’ ausgelegt.”

6. “Der Alabama Face Guy”
(hermsfarm.de)