Der inzwischen verstaatlichte russische Ölkonzern Yukos hatte gegen seine “versteckte Enteignung” geklagt und von der russischen Regierung Schadenersatz in Höhe von 70 Milliarden Euro gefordert. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) stellte Prozessfehler fest und erklärte, die russischen Behörden hätten gegen das Recht auf ein faires Verfahren verstoßen.
Zwar hat es Klaus-Helge Donath, Russland-Korrespondent der “taz” geschafft, in seinem Kommentar den EGMR an keiner Stelle als “EU-Gericht” zu bezeichnen. Doch beim Finale verheddert er sich dafür um so gekonnter:
Die EU – Recht hin oder her – will es sich mit Russland nicht verscherzen. Moskau hat schon oft über einen Rückzug aus dem Europarat nachgedacht. Ein Schuldspruch hätte diese Entscheidung forciert, mit fatalen Folgen: Zwei Drittel der Fälle des EMGR stammen aus Russland. Der einfache Bürger hätte dann gar keine Chance mehr, sich gegen den Unrechtsstaat zu wehren.
Ja, der EGMR ist eine Institution des Europarats. Ja, Russland ist Mitglied im Europarat. Und womöglich wollen es sich weder der Europarat noch die Europäische Union (EU) mit Russland “verscherzen” — aber im Falle der EU ist das im konkreten Fall völlig unerheblich. Der Europarat und damit auch der EGMR ist von ihr nämlich unabhängig.
Die Leserkommentare, die seit gestern Abend bei taz.de zu diesem Thema aufgelaufen sind, sind bisher folgenlos geblieben.
Seit der frühere RAF-Terrorist Christian Klar im Dezember 2008 aus dem Gefängnis entlassen wurde, druckt “Bild” immer wieder aktuelle Fotos des Mannes, deren Veröffentlichung der Zeitung immer wieder von den Gerichten untersagt werden (BILDblog berichtete etwa hier, hier, hier, hier und hier).
Insofern dürfte der gestrige Termin vor dem Berliner Landgericht durchaus als “Folklore” und “Brauchtum” durchgehen: Klar war gegen die Veröffentlichung mehrerer Fotos in “Bild” und auf Bild.de vorgegangen und konnte gestern eine Einstweilige Verfügung erwirken.
Unter Androhung eines Ordnungsgeldes (traditionell festgesetzt als “bis zu 250.000,00 EUR”) oder Ordnungshaft wurde “Bild” untersagt, “ein Bildnis, das Christian Klar zeigt auf dem Fahrrad” noch einmal zu drucken. Bild.de muss “ein Bildnis, das Christian Klar zeigt auf dem Fahrrad” und “ein Bildnis, das Christian Klar zeigt mit offenem Antlitz und nicht unkenntlich gemacht” offline nehmen.
Aufhänger, die aktuellen Bildnisse von Klar zu zeigen, war seine Ladung als Zeuge im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker in Stuttgart, der vorgeworfen wird, 1977 am Mord am damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback beteiligt gewesen zu sein.
Dazu zeigte “Bild” am 15. September unter der Überschrift “Hier radelt der Ex-Terrorist durch Berlin” auf Seite 2 der Bundesausgabe ein Foto von Klar auf einem Fahrrad. Das Foto war laut Klars Anwalt Johannes Eisenberg zwischen Anfang Juli und Mitte August in Berlin-Kreuzberg entstanden und hat “nichts mit Stuttgart-Stammheim oder der Zeugenladung zu tun”. Der Fotograf habe Klar “aufgelauert” und das Bild “heimlich erbeutet”.
Zu Fotos, die Klar im Stuttgarter Gerichtsgebäude zeigen, erklärt Eisenberg:
Der Antragsteller [Klar] hat versucht, sein Antlitz zu verbergen und sich ständig eine Zeitung vor das Gesicht gehalten. Es gab ein Gedrängel am Gerichtseingang, vermutlich wurde der Antragsteller absichtsvoll bedrängt, um ihn zu zwingen, die Zeitung herunter zu nehmen. Er war dort als Zeuge und hat seiner Zeugenpflicht genügt, bei Gericht zu erscheinen. Er hat damit keinen aktuellen Anlass gegeben, ihn zu fotografieren. Die Antragsgegnerin [Bild.de] zeigt selbst weitere Bilder, die den Versuch des Antragstellers zeigen, sich unsichtbar zu machen.
Klar hatte von der Axel Springer AG und Bild.de zunächst Unterlassungserklärungen gefordert und war dann, als diese ausblieben, vor Gericht gezogen. Springer und Bild.de können gegen die Einstweilige Verfügung vorgehen und wir wären ehrlich gesagt überrascht, wenn sie es nicht täten.
(…) der Afro-Amerikaner könnte unschuldig sein: Davis war 1991 aufgrund von Zeugenaussagen wegen Mordes an dem weißen Polizisten Mark McPhail zum Tode verurteilt worden. Ein Berufungsverfahren brachte die skandalöse Polizei-Arbeit ans Licht: Cops hatten auf Zeugen Druck ausgeübt. Mittlerweile haben neun Zeugen ihre Aussagen widerrufen.
Vor zwei Tagen fragte “Bild”, ob Ex-US-Präsident Jimmy Carter Davis vor der Hinrichtung retten könne.
Das Todesurteil wackelt immer stärker: Es gab keine Tatwaffe, keine konkreten Beweise, keine DNA-Spuren. Nur neun Zeugen – sieben davon haben ihre Aussagen inzwischen zurückgezogen.
All diese berechtigten Zweifel an der Schuld von Troy Davis hindern Bild.de nicht daran, so über die Ablehnung des letzten Gnadengesuches zu berichten:
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “Eine verheerende Entwicklung” (faz-community.faz.net, Peer Schader)
Die RTL-Sendung “Das Supertalent” werde prägend sein für unsere Fernsehkultur, ob wir das wollen oder nicht, schreibt Peer Schader. “Es geht darum, immer wieder neu, künstliche Paul-Potts-Momente zu schaffen, mit dem Spielsüchtigen, der sich hässlich findet, mit Ausgegrenzten, manchmal auch mit Gewaltopfern, die vor der Kamera erzählen, wie sie als Kind geschlagen wurden, als ob der Applaus des Publikums nachher alles ungeschehen machen könnte.”
3. “Burnout im Netz?” (wolfgangmichal.de)
Keineswegs, findet Wolfgang Michal: “Die Zeit, in der Blogs, Social Media und Netzpolitik eine wirkliche Rolle spielen, fängt gerade erst an.”
4. “Die mutigsten Hurensöhne der ganzen TV-Branche” (profil.at, Sebastian Hofer)
Sebastian Hofer spricht mit David Simon, unter anderem Drehbuchautor und Produzent von “The Wire”, über HBO und klassisches Fernsehen: “Fernsehen kam mir immer so vor, als würde es nur existieren, um mir etwas zu verkaufen. Alle zwölf Minuten bleibt die Geschichte stehen, um mir Bluejeans anzudrehen.”
5. “Interessenkonflikte: Wie sollten Journalisten darüber berichten?” (medien-doktor.de)
Klaus Koch über den Umgang mit Interessenskonflikten: “Immer, wenn Menschen zueinander eine Beziehung haben, verändert das ihr Urteil übereinander. Wissenschaftler und Ärzte (und natürlich auch Journalisten) sind hier keine Ausnahme. Wenn eine Person, die in einem Beitrag als Experte zitiert wird, eigene (sekundäre) Interessen hat, kann es sein, dass sie wichtige Aspekte entweder über- oder unterbewertet.”
6. “‘Germans’ from Public Parts by Jeff Jarvis” (scribd.com, Jeff Jarvis, englisch)
“Private Germans” und “The German Paradox” aus dem Buch “Public Parts” von Jeff Jarvis: “So, on the one hand, German politicians said Google was violating citizens’ privacy by gathering data. On the other hand, they were demanding that Google hold on to citizens’ private communication should government wish to use that information against them.”
Mit Klischees ist es wie mit Topfpflanzen: Wenn sie nicht regelmäßig gepflegt werden, dann gehen sie irgendwann ein. Entsprechend titelte die Hamburger Regionalausgabe von “Bild” gestern zum Thema Langzeitstudenten an der Universität Hamburg:
“Bild” präsentiert ein paar “drastische Einzelfälle” und behauptet,
(…) dass Langzeitstudenten an vielen Fakultäten ein verbreitetes Problem sind. An der Uni gilt das für 16,2 Prozent aller Studenten, also 2319 von 14 248.
Und genau an dieser Stelle hätte der “Bild”-Redakteur stutzig werden müssen. Immerhin hat die Hamburger Universität nicht nur 14.248, sondern insgesamt 39.402 Studierende (Stand WS10/11), woraus sich eigentlich ergeben müsste, dass nur knapp 6 Prozent der Studenten Langzeitstudenten sind.
für die neuen Studiengänge trifft das in der Frage genannte Kriterium [Langzeitstudium] noch nicht zu.
Alle Zahlen aus der Kleinen Anfrage beziehen sich also ausschließlich auf die zur Zeit auslaufenden Diplom- und Magisterstudiengänge, denn:
Im Bachelor- und Masterbereich kann es keine Langzeitstudierenden geben, da die Prüfungsordnungen bei Überschreiten der doppelten Regelstudienzeit eine Exmatrikulation vorsehen.
Dass es wiederum unter den Studierenden der alten Studiengänge, die seit 2004 kaum mehr Nachwuchs verzeichnen, anteilig immer mehr Langzeitstudenten geben muss, versteht sich von selbst: Ein Großteil der wenigen, die jetzt noch auf Magister oder Diplom studieren, besteht zwangsläufig aus Langzeitstudenten, denn alle anderen haben ihr Studium bereits weitgehend abgeschlossen.
Insofern sind auch die anderen Beispiele, die “Bild” aus der kleinen Anfrage genommen und damit aus dem Zusammenhang gerissen hat, obsolet:
Im Fachbereich Sozialökonomie studieren beispielsweise 73 von 120 Studenten (60,8 Prozent) schon doppelt so lang wie die Regelstudienzeit, also länger als 16 Semester. Bei den Informatikern sieht es genauso schlimm aus: 130 von 213 Studenten (61 Prozent)
Insgesamt, also mit Bachelor- und Masterstudenten, sind derzeit 1.376 Studenten für Informatik eingeschrieben, woraus sich ein Anteil von nur 9,4 Prozent Langzeitstudenten ergibt. Die Gesamtzahl der Studenten, die Sozialökonomie studieren, liegt bei 2.200 (Langzeitstudenten 3,3 Prozent).
Obwohl die Zahlen von “Bild” also letztlich nichts wert sind, verbreiten der Online-Auftritt der “Hamburger Morgenpost” und die Nachrichtenagentur dpa die Mär von den faulen Informatik- und Sozialökonomiestudenten munter weiter.
Vielleicht hätten die Journalisten die Quellen einfach ein bisschen länger studieren sollen.
Mit Dank an bono und Jan G.
Nachtrag, 21. September: Christian Röwekamp von der dpa hat uns auf folgendes hingewiesen:
Wir haben den falschen Bezug in unserer Meldung inzwischen berichtigt. Eine entsprechende Neufassung des Textes ist um 15.11 Uhr in den Landesdienst Nord der dpa eingegeben worden. (…)
Außerdem möchte ich feststellen, dass Ihr implizit erhobener Vorwurf mangelnder Recherche so nicht stehenbleiben kann. Wir bei der dpa haben eben nicht etwas “munter weitererzählt”, sondern die Hamburger Kollegen haben bei der Wissenschaftsbehörde eigens nachgefragt und zur Antwort bekommen, dass alle Zahlen aus der “Bild” korrekt seien. Wir haben den Sprecher der Behörde in unserer Meldung sogar wörtlich zitiert, wenn auch zu einem anderen Aspekt dieses Themas. Dass im Gespräch mit der Pressestelle nicht der Gedanke entwickelt wurde, dass es in dem Bericht ja gar nicht um die Gesamtzahl aller Studierenden ging, mag misslich sein. “Nachgeplappert” haben wir aber keinesfalls.
Warum bei der dpa niemandem aufgefallen ist, dass eine der größten Universitäten Deutschlands nur 14.248 Studenten haben soll, geht aus der Stellungnahme nicht hervor.
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1. “Off Topic 2: Noch mehr Fakten zu SPIEGEL Online” (security-informatics.de, 13. September 2011)
Wissenschaftler “im Bereich Korpus- und Computerlinguistik sowie Informatik” liefern Statistiken zu “Spiegel Online” von 2000 bis 2010. Im Fokus: die “Wortschatzkomplexität”, der “Skandalisierungs- und Mutmaßungsindex”, der “Manipulativitätsindex” und der “Angstindex”. Zur Entwicklung der Ressorts siehe diesen Beitrag vom 21. August 2011.
2. “Der Großteil des Journalismus wird datengetrieben sein” (derstandard.at, Tatjana Rauth)
Tatjana Rauth spricht mit Shazna Nessa von AP über visuelles Geschichtenerzählen: “Viele Journalisten, mit denen ich spreche, glauben, dass sie Data nicht betrifft. (…) Viele glauben noch, dass Daten nur den Bereich des investigativen Journalismus betreffen.”
3. “Im Schraubstock” (tagesanzeiger.ch, Felix Schindler)
Felix Schindler gerät bei Krawallen in Zürich zwischen die Fronten: “Während die Jugendlichen überzeugt sind, wir würden sie in unseren Berichten ungerecht behandeln und nur die Position der Polizei vertreten, nehmen es offenbar viele Polizisten genau umgekehrt wahr.”
4. “Rambo mit Fliegenkultur” (tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Oliver Gehrs und sein Magazin “Dummy”: “Die Werbekunden wollen keine politischen Artikel, keine Gewalt, keinen Sex im Umfeld ihrer Anzeigen? Dann erst recht. Behinderte auf dem Cover gehen nicht? Mal sehen. Über Juden kann man in Deutschland nicht schreiben? Und ob.”
5. “Protestpartei? Ach was!” (heise.de/ct, Jan-Keno Janssen)
“Für manche Journalisten ist die Sache sonnenklar. Wer eine so seltsame Partei wie die Piraten gewählt hat, kann das nur aus Protest getan haben – und auf keinen Fall aus inhaltlichen Gründen.”
Erst vergangene Woche versuchten wir anhand des sogenannten “Einbruchs-Atlas” der Bremer Regionalausgabe von “Bild” zu erklären, warum es sinnlos ist, bei der Erstellung von Karten nur absolute Zahlen einzubeziehen und etwa die Einwohnerzahlen der einzelnen Teilgebiete und andere Faktoren zu ignorieren.
Zu Bild.de ist das anscheinend nicht durchgedrungen. Dort gibt es jetzt den “neuen Pleite-Atlas”, der anzeigt, wo in Deutschland die meisten Privatinsolvenzen angemeldet werden:
Es überrascht wenig, dass es genau in den Ländern die meisten Privatinsolvenzen gibt, in denen am meisten Menschen leben: NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Kleinere Bundesländer wie Bremen hingegen schneiden automatisch gut ab.
Viel nützlicher wäre es gewesen, die Anzahl der Privatinsolvenzen mit den Einwohnerzahlen zu verrechnen. Dass der “Pleite-Atlas” ein Muster ohne Wert ist, geht sogar aus dem Artikel auf Bild.de hervor:
Bei den relativen Werten je 100 000 Einwohner gestaltet sich besonders die Schuldnersituation im Norden kritisch.
Die meisten Pleitiers pro 100 000 Einwohner leben in Bremen (162 Fälle), Hamburg (119), Niedersachsen (110) und Schleswig-Holstein (108). Während der Bundesdurchschnitt bei 84 Fällen je 100 000 Einwohner rangiert, stehen Bayern mit 61 Privatinsolvenzen, Baden-Württemberg (62) und Thüringen (74) im Ländervergleich am besten da.
Anlässlich des runden Jubiläums blickt taz.de auf die 20-jährige Geschichte des Betriebssystems Linux zurück:
Schon die Überschrift und der Teaser lassen allerdings erahnen, dass der Artikel nicht so ganz ausgegoren ist. Zum einen wird Linux durchaus gerade von sogenannten “Power-Usern” in Abgrenzung zum “Otto-Normal-User” genutzt, zum anderen kündigte der Macher von Linux sein Betriebssystem nicht 1990, sondern 1991 an. Dann kommt man auch auf die 20 Jahre.
Dieser Fehler wiederholt sich auch im Artikel:
Am 25. August 1990 kündigte Linus Torvalds in einem Diskussionsforum des Usenet an, er habe sich ein eigenes Betriebssystem entwickelt (…). Am 17. September 1990 erblickte Linux 0.01 das Licht der Welt und wurde Interessierten auf einem Server zum Download angeboten.
Weiter geht’s mit der Entstehung von Linux:
Torvalds sprach: Es werde ein Kernel. Und es wurde ein Minix. Der Schöpfer sah, dass der Programmiercode gut war und benannte Minix wenig später in Linux um.
Allein, Linux ist keineswegs aus dem Betriebssystem Minix, das auch heute noch existiert, entstanden, sondern wurde von Torvalds anfangs unter dem Namen “Freax” komplett neu entwickelt. Minix wiederum wurde nicht von Torvalds, sondern von Andrew S. Tanenbaum entwickelt, der Linux sogar kritisierte (“Linux is obsolete”).
Der Autor schreibt weiter:
97 Prozent der Weltbevölkerung, die einen Computer haben, nutzen Linux nicht. (…) Erklären könnte das niemand.
Bill Gates hat es versucht. 2001 verlautbarte Microsoft, Linux sei ein “Krebsgeschwür” und Open Source, also Software, deren Code öffentlich zugänglich, überprüfbar und nachbaubar ist, zerstöre das geistige Eigentum.
Auf alle diese Fehler weisen auch zahlreiche Kommentatoren seit Tagen hin — bislang vergeblich.
Mit Dank an Andreas T. und Michael W.
Nachtrag, 22:21 Uhr: Die hier angesprochenen Fehler wurden inzwischen korrigiert. Zusätzlich hat der Autor folgenden launigen Kommentar unter seinem Artikel hinterlassen:
Also nee…take a stress pill and think things over. Natürlich ist die Jahreszahl 1990 falsch, es muss 1991 heißen (das kommt davon, wenn man nachts um drei noch arbeitet und deswegen keinen Kaffee trinken will).
Ich nutze Debian seit 2004 (http://www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=3351) und Ubuntu seit 2005 (http://www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=5073)
(Fotos als Beweis). Die Leute, die mir unterstellen wollen, ich hätte davon keine Ahnung, sollten sich zurückhalten.
Es gibt noch ein paar Stellen im Artikel, die im Erbsenzähler-Modus falsch klingen. Linux ist ein Kernel. Schön, gut und wahr. Aber dann muss man noch dem gefühlt Internet-affinen Oberstudienrat erkläre, was das ist. Nein, ich bleibe dabei: Linux ist ein Betriebssystem, volkstümlich formuliert.
Das MaxIntosh-Betriebssystem heisst MacOs? Ahem. Muss man das wissen? Ich arbeite ja auch damit, aber muss man das so sagen? “The Macintosh (pronounced /ˈmækɨntɒʃ/ mak-in-tosh), or Mac, is a series of several lines of personal computers designed, developed, and marketed by Apple Inc”. Ich bin dann für pars pro toto und sage lieber Mac.
Minix. Dann hätte ich besser FreaX schreiben sollen. Um überflüssige Streiterein zu vermeiden, sollte der Satz gelöscht werden.
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “18 Sekunden Zündstoff” (spiegel.de, Beate Lakotta)
Wie Boulevardzeitungen mit der Gewalttat von Torben P. umgehen, die breit bekannt wird, nachdem die Polizei ein 18 Sekunden langes Video zur Fahndung ins Internet stellt. “Es hieß, der ‘Juristensohn’ wohne ‘behütet bei Papa und Mama im schicken Heiligensee’. Aber Torbens Vater ist gar kein Jurist, beide Eltern sind schwerkrank und seit vielen Jahren Frührentner, die P.s wohnen in einer Genossenschaftswohnung.”
2. “Am Originalschauplatz” (katrinschuster.de)
Katrin Schuster erstaunt es, “wie wenige Literaturkritiken tatsächlich von Literatur handeln”. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung sei die ZDF-Literatursendung “Das blaue Sofa” mit Wolfgang Herles: “Vom Fiktionalen scheint Wolfgang Herles schlichtweg keinen Begriff zu haben. Oder vielleicht interessiert es ihn auch einfach nicht. Oder das ZDF denkt, es interessiere seine Zuschauer nicht.”
3. “Das kalte Herz des Internet” (tagesspiegel.de, Michael Naumann)
Aufgrund des 9/11-Spezialangebots “Asche, Feuer, Todesangst” kritisiert “Cicero”-Chefredakteur Michael Naumann “Spiegel Online”: “Die Website mitsamt ihrem akustisch-voyeuristischen Angebot ist das Zeugnis eines Sensationsjournalismus, der jede Spur von Anstand, Mitgefühl und Demut verloren hat.”
4. “Die 2-Wochen-Frist beim Notar” (finblog.de, Andreas Kunze)
Andreas Kunze beobachtet im Journalismus zunehmend ein Stille-Post-Syndrom: “Da immer schneller und immer billiger produziert wird, schreibt einer vom anderen ab, auf die Quelle schaut kaum noch einer. Sollte irgendjemand in der Kette einen Fehler gemacht haben, wird daraus irgendwann eine fast unkorrigierbare Legende.”
5. “Nie wurden die Säue schneller durchs Dorf getrieben” (dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die London-Korrespondentin der ARD, Annette Dittert, spricht über Boulevardzeitungen und den schnellen Wechsel von aktuellen Themen. Die Krawalle in London haben sie nicht überrascht: “Ich habe seit zwei Jahren jedem erklärt, der es wissen wollte, dass die Situation hier irgendwann eskalieren würde, und dazu auch immer wieder Magazinstücke gemacht für Magazine, wie den ‘Weltspiegel’ oder auch lange Dokumentationen, z.B. über die Kindergangs in Liverpool. Das war eigentlich allen hier klar, die genauer hingeschaut haben, dass es irgendwann knallen wird.”
Seine Karriere startete Stefan Büsser 2004 bei “Blick”. Nach eigenen Angaben wurde er gleich “prominentester Praktikant des Landes” und machte sich “national einen Namen”. 2007 wechselte er als “News-Redaktor” zu “heute”, dem Vorgänger des heutigen “Blick am Abend”. Seit 2008 arbeitet er für Radio Energy. Alle diese Medien gehören mehrheitlich dem Schweizer Verlag Ringier, so ist es keine Überraschung, dass Büsser auch schon als “Ringier-Kind” bezeichnet wurde.
Inzwischen versucht er sich auch als Moderator und Comedian – für “Blick am Abend” Grund genug, ihm ein paar Fragen zu stellen Platz für Statements einzuräumen (Ausgabe vom 13. September 2011):
Büsser erzählt nicht nur, von welchen Marken sein Handy und sein Laptop sind, er gibt auch an, wo er online einkauft:
Geschenkidee.ch? Ah ja, das das ist doch diese “e-Commerce-Plattform”, die Ringier 2008 zu 100 Prozent übernahm. Wie hieß es damals?
Indem die verschiedenen multimedialen Ringier Medien und Plattformen genutzt werden, kann die starke Marktposition weiter ausgebaut werden.
Über die vertraglichen Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Im Impressum von “Blick am Abend” wird die Geschenkidee.ch GmbH unter den “Beteiligungen” ausgewiesen: