Archiv für Juni 27th, 2011

Hier kommt die Gegendarstellung

Vor rund zwei Wochen brachte die “Berliner Zeitung” ein Porträt, das Antje Hildebrandt über Elton geschrieben hatte, “Deutschlands ältesten Show-Praktikanten”.

Darin hieß es über dessen mögliche Zukunft:

Gerade hat Stefan Raab seinen Praktikanten via Bild-Zeitung als Bewerber für die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei “Wetten, dass..?” ins Spiel gebracht.

Dieser Satz musste jeden stutzig machen, der um das (schlechte) Verhältnis von Raab zu “Bild” weiß.

Wer auch um Stefan Raabs Hang zu Gegendarstellungen weiß, konnte also ahnen, was als nächstes passieren würde.

Heute war es dann endlich soweit:

Gegendarstellung

Die Berliner Zeitung veröffentlichte am 16.06.2011 den Artikel “Der Opel Corsa unter den Moderatoren”, in dem auch über mich berichtet wurde. In dem Artikel heißt es. “Gerade hat Stefan Raab seinen Praktikanten via Bild-Zeitung als Bewerber für die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei “Wetten, dass..?” ins Spiel gebracht.” Dazu stelle ich fest, dass ich diese Empfehlung nur in meiner Sendung “TV Total” ausgesprochen habe. Köln, den 23.06.2011, Stefan Raab.

Stefan Raab hat recht. Die Redaktion.

Get The Party Started

Sie können es nicht lassen. Sie wollen ihren Spaß. Sie wollen provozieren.

Oder, wie Bild.de selber schreibt:

Sie können es nicht lassen. Sie wollen ihren Spaß. Sie wollen provozieren.

Nachdem “Bild” in der vergangenen Woche schon so emsig die Werbetrommel für sogenannte Facebook-Partys gerührt hatte (BILDblog berichtete), geht der Irrsinn ungerührt weiter: Schon letzten Donnerstag berichtete “Bild” in Hamburg über “mehr als 19 000 (!) ‘Facebook’-Mitglieder”, die sich schon für eine Party in Hamburger U- und S-Bahnen angemeldet hätten — und nannte natürlich Datum, Uhrzeit und den Titel, unter dem man die Veranstaltung bei Facebook finden kann.

Gestern Abend dann machte Bild.de groß mit diesem Veranstaltungstipp auf:

Bochum zittert vor Party mit 50000 Facebook-Fans: Sie wollen "Feiern, Flirten, Trinken" - und den Rekord.

Natürlich nennt Bild.de das geplante Datum und den geplanten Ort. Den “Veranstalter” (also jene noch anonyme Person, die die Veranstaltung bei Facebook angelegt hatte), dessen erklärtes Ziel es ist, “50.000 Menschen zusammen zu bekommen”, zitiert das Onlineportal mit den anstachelnden Worten:

“Andere Städte haben es schon vorgemacht, doch diese Party wird alles übertreffen.”

Bild.de weiter:

Bislang gibt es 2381 Zusagen, aber das kann sich über Nacht vervielfachen.

Die Zahl der Zusagen lag heute um 15 Uhr bei 6.200, inzwischen ist die Veranstaltung bei Facebook verschwunden.

Die Pressestelle der Stadt Bochum zeigte sich auf unsere Anfrage hin eher unglücklich über die Berichterstattung der Medien. Der Pressesprecher sagte, er appelliere an alle Journalisten, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein, und im Vorfeld auch auf Panikmache zu verzichten.

Mit Dank auch an Sebastian K. und Hainz M.

Völlig perrückt

“Bild” scheint ehrlich empört. Auf der Titelseite ernennt sie Michael Antwerpes, Sportchef des Südwestrundfunks, zum “Verlierer des Tages” — und die Begründung erscheint sogar gerechtfertigt:

Verlierer: ARD-Moderator Michael Antwerpes (48) leistete sich einen Fehlstart in die WM. Mit einer schwarzen Perücke wollte er besonders lustig sein und feixte: "Fußball-WM der Frauen ist, wenn man trotzdem Spaß hat." BILD meint: Falsch! Fußball-WM macht Spaß, wenn man solche dummen Sprüche nicht hören muss!

Bei Licht besehen ist “Bild” aber offenbar vor allem sauer über die Urheberrechtsverletzung, die Antwerpes mit seinem Auftritt begangen hat.

Dieses Foto der Bild.de-Kolumnistin Franziska van Almsick prangte heute lange oben auf der Startseite von Bild.de:

Franzi Fan Almsick: Mein Afro-Start in die Gänsehaut-WM

Mit Dank auch an Christian H.

Spiegel Online, Springer-Boys, Oliver Kalkofe

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Über das Spektakuläre an ‘Spiegel online'”
(titanic-magazin.de, Stefan Gärtner)
Stefan Gärtner denkt über “Spiegel Online” und seine Auswirkungen nach: “Anders als Springers Kettenhund nicht im Schmuddeleck angepflockt, hat ‘Spon’ mit demselben Crossover aus Sex, Crime und Politik (‘Türkischer Wahlkampf: Sexvideos und Größenwahn’) paradigmatisch werden können: Nichts hat der allgemeinen Sensationitis und Boulevardisierung im Preßbereich so den Boden bereitet wie die Kopplung des Nimbus vom ewigen Nachrichtenmagazin ans sexy Atemlose des Netzmediums.”

2. “Die fabelhaften Springer-Boys”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal schreibt über Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlags: Mathias Döpfner, Kai Diekmann, Christoph Keese, Thomas Schmid und Manfred Hart.

3. “Der neue Medienjournalismus”
(funkkorrespondenz.kim-info.de)
Die Funkkorrespondenz wundert sich über die ausserordentliche Produktivität von Alexander Krei auf dwdl.de und erkennt in ihm “einen Medienjournalisten neuen Typs”. Der Besprochene antwortet: “All das ist schnell (und, soweit ich das beurteilen kann, auch sauber) vermeldet. Den sich daraus möglicherweise ergebenden (versteckten) Vorwurf, die Qualität bleibe dabei möglicherweise auf der Strecke, müssen natürlich andere beurteilen.”

4. “Ein neuer Typus von Web-Journalisten”
(2axbecker.blogspot.com, Alexander Becker)
Alexander Becker nimmt die Diskussion auf: “Das fast schon selbstverständliche Aggregieren der Leistungen anderer Medien in Form von eigenen Meldungen, wie es Redaktion wie DWDL, genauso wie MEEDIA.de und viele andere Web-Portale betreiben, ist eine Reaktion auf die noch recht junge Blogger-Kultur. Denn der ihr innewohnenden Anspruch alle Nachrichten möglichst schnell und direkt bloggen zu wollen, haben sich vor allem kleine Fach-Redaktionen – wie selbstverständlich – zu eigenen gemacht.”

5. “Oliver Kalkofe: Kein Mitleid für 9live”
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Oliver Kalkofe im ausführlichen Interview. Zur Einstellung des TV-Senders 9Live sagt er: “Das war ein Auswuchs des modernen Fernsehens, was ganz deutlich gezeigt hat, wie in Deutschland momentan gedacht wird: Du machst etwas, das billig ist und was Kohle bringt. Das ist Betrug – wir können es nicht schön reden.”

6. “FOCUS killt Künast-Interview”
(gruene-bundestag.de, Michael Schroeren)
Die Grünen ärgern sich über den “Focus”: “Ein abgestimmtes Interview, das ohne nachvollziehbare Begründung aus dem Heft geworfen wird: Das ist mehr als ein starkes Stück, das ist ein beispielloser Affront.”