Archiv für April, 2011

Bild, Ratlosigkeit, Schulenglisch

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “BILD-Zeitung, meinungsmächtig”
(ardmediathek.de, Audio, 15:17 Minuten)
Die Sendung “Wissenswert” auf hr2 blickt zurück auf die Geschichte der “Bild”-Zeitung. “Im internationalen Vergleich ist Bild ein untypischer Fall, weil sie sehr politisch und auf Wirtschaft bezogen ist. Boulevardzeitungen in Lateinamerika beispielsweise legen den Schwerpunkt viel stärker auf blutige Kriminalitätsthemen.”

2. “Bild dir deine Kohle”
(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)
Hans Leyendecker stellt eine diese Woche erscheinende Studie zu “Bild” vor: “Die auf den ersten Blick kühne These, dass Bild vor allem eine brummende Verkaufsmaschine mit dazugehörigem Event-Marketing und irgendwo auch noch eine Zeitung sei, ist zumindest originell. Nicht das permanente Jammern über angeblich fehlende Moral bei den Blattmachern, nicht der ständige Verweis auf tatsächliche Schweinigeleien, sondern die schlichte Antwort: Bild ist vor allem ein Geschäftsmodell.”

3. “Die ‘BILD’ ist gar keine Zeitung – aber was dann?”
(detektor.fm, Audio, 8:46 Minuten)
Ein Gespräch mit einem der Machern der Studie, Hans-Jürgen Arlt.

4. “Partei oder Kaufhaus: Was Bild alles sein soll”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Für Stefan Winterbauer greift es zu kurz, “die Bild-Kritik auf die Formel zu verkürzen, dass Bild kritikwürdig sei, weil die Zeitung wirtschaftlich erfolgreich ist. Das wirkt ein bisschen wie Alt-Linke Pauschal-Haue, nach der nur das Nicht-Kommerzielle und Spaßbefreite auch das Wahre, Gute und Schöne ist.”

5. “Der Anfang ist am schlimmsten”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler bewertet die Aufbereitung der Ereignisse in Japan. “Die atemlosen News und Analysen der vergangenen Wochen erzeugten ein verwirrendes Gefühl der aufgeklärten Ratlosigkeit. Medien, welche die Sachlage intelligent wiederaufbereiten, dürften weiterhin dankbare Abnehmer finden. Ob die Information gedruckt oder elektronisch erscheint, ist eine zweitrangige Frage.”

6. “Sorry?”
(freitag.de, Verena Reygers)
Verena Reygers erzählt von ihren Erfahrungen im Musikjournalismus. “Auf der einen Seite die im breitesten Slang nuschelnden Musiker, auf der anderen Seite ein wenig ausgeschlafener und gerade mal des Schulenglisch fähiger Journalist.”

Fäkaler Irrtum

Aufgrund des Erscheinungsdatums konnte man leicht für einen Aprilscherz halten, was Bild.de am Freitag über Britney Spears berichtete:

Ihr Stunt für die "Jackass"-Crew Britney Spears: Bungee-Jumping im Dixi-Klo!

Aber Bild.de meint es offenbar ernst:

Popstar Britney Spears (…) hat einen Bungee-Jump der etwas anderen Art gewagt: In einem gut gefüllten Dixi-Klo ließ sie sich mit einem Katapult zum Himmel schießen.

Sie tat es für die “Jackass”-Crew, die mit ihren irren Stunts zum Kult wurde.

Immerhin klärt Bild.de teilweise über die Hintergründe auf:

Für Britney eine PR-Aktion, denn gerade ist ihr neues Album “Femme Fatale” erschienen – auch wenn sie hier eher die “Femme Fäkal” gibt.

Doch ganz so schlimm wie es aussieht war es dann doch nicht: In Wirklichkeit alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier!

Bild.de verschweigt seinen Lesern aber, dass “in Wirklichkeit” nicht nur “alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier” war, sondern der ganze Stunt ein Fake. Dazu wurde der Bungee-Sprung von Steve-O aus dem Film “Jackass 3D” mit einigen Britney-Spears-Szenen neu zusammengeschnitten. Wer einen starken Magen hat, kann das Fake-Video mit dem Original vergleichen.

Bis auf Bild.de und Blick.ch haben das auch die meisten anderen Medien verstanden, die – warum auch immer – darüber berichteten.

Mit Dank an Conny S.

dpa  

Idiotentest

Die Frage, ob ein Fußballverein in jedem Spiel drei Punkte holt oder alle drei Spiele einen Punkt, macht den Unterschied zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach aus.

Die Frage, ob die Deutschen Autofahrer pro Minute 20 Punkte in Flensburg sammeln oder alle zwanzig Minuten einen Punkt, macht den Unterschied zwischen einer dpa-Meldung von 17.21 Uhr und einer von 14.50 Uhr aus.

Am Freitag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg seinen Jahresbericht vorgestellt und auf Seite 38 (PDF) dieses anschauliche Bild gebracht:

Im Jahr 2010 wurden Verkehrsdelikte “im Wert von” schätzungsweise 10,5 Millionen Punkten an das [Verkehrszentralregister] gemeldet (siehe Diagramm 15). Damit sind 2010 rein rechnerisch in jeder Minute rund 20 Punkte für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vergeben worden.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) muss das irgendwie falsch verstanden haben, weswegen sie um 14.50 eine Meldung verschickte, deren Überschrift schon nichts Gutes verhieß:

Alle 20 Minuten gibt’s einen Punkt in Flensburg

Männer sind die größeren Sünder im Verkehr: Im Flensburger Punkteregister liegen sie mit 78 Prozent deutlich vorn. Auch die Art der Regelübertretungen variiert nach Geschlecht.

Flensburg (dpa) – Die Zahl der Verkehrssünder ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg verzeichnete 2010 einen Zuwachs um 31 000 auf knapp neun Millionen Autofahrer mit Sündenregister, sagte sein Präsident Ekhard Zinke am Freitag. Laut KBA-Jahresbericht wuchs die Zahl der Punkte damit um 0,3 Prozent – alle 20 Minuten kam ein Punkt dazu.

Kurze Zeit später stand der Fehler zum Beispiel beim “Handelsblatt”, dem “General-Anzeiger Bonn”, dem “Wiesbadener Kurier”, der “Nordwestzeitung”, den “Ruhr Nachrichten” und bei n-tv.de online — und am nächsten Tag auf der Titelseite der “Berliner Morgenpost”.

Zweieinhalb Stunden später verschickte dpa dann einen neuen Artikel — nicht etwa eine Korrektur des ersten, aber einen, in dem die Statistik plötzlich stimmte:

2010 stieg die Gesamtzahl nur leicht um 0,3 Prozent, das sind ungefähr 31 000 Verkehrssünder mehr. Insgesamt sind dort nun knapp neun Millionen Autofahrer registriert. Rechnerisch wurden jede Minute 20 Punkte vergeben.

Wer also lang genug gewartet hatte, war auf der richtigen Seite, so etwa stern.de oder auto-motor-und-sport.de.

Die anderen Medien haben noch nicht gemerkt, dass der erste dpa-Artikel falsch war — auch wenn dieses Wissen erfahrungsgemäß nicht zwingend zu einer Korrektur auf ihren Webseiten führen würde.

Mit Dank an Tom und Matthias T.

Nachtrag, 17.05 Uhr: Der “Wiesbadener Kurier” und die “Ruhr Nachrichten” haben die Meldung jeweils offline genommen.

2. Nachtrag, 6. April: Bereits gestern um 16.56 Uhr hat dpa eine Korrekturfassung des fehlerhaften Artikels verschickt.

Auf n-tv.de ist der Artikel jetzt offline, die “Berliner Morgenpost” hat ihren Artikel in der Online-Version unauffällig korrigiert.

3. Nachtrag, 7. April: dpa hat uns noch folgende Erklärung für den Fehler geschickt:

Bei der ersten, von der Autorin korrekt angelieferten Meldung war am Desk ein Redigierfehler unterlaufen, den wir bedauern. Dieser Fehler war leider auch später nicht mehr aufgefallen, als der zweite korrekte Bericht gesendet wurde.

Sportfotografen, Hochjazzen, Apple

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Arbeitsplatz: Seitenlinie”
(dradio.de, Frank Ulbricht)
Frank Ulbricht begleitet Sportfotograf Alex Simoes an ein Spiel von Borussia Dortmund, spricht mit Fußballern und fragt langjährige Fotografen, wie sich die Sportfotografie verändert hat. “Zwar sind Zweikämpfe als Motiv noch immer gefragt, doch der Fotograf weiß genau: Bilder mit großen Gesten kommen gut an und verkaufen sich besser.” (MP3-Datei, 28:43 Minuten / Manuskript).

2. “An Schlagzeilen erstickt”
(sueddeutsche.de, Bernd Graff)
Das Atomunglück in Japan: Bernd Graff stellt fest, dass die Aufmerksamkeit für Meldungen “von nicht mehr abzustreitender, nicht mehr zu überbietender Eindringlichkeit” irgendwann nachlässt. Als Medienbeschäftigter sei man “nach Wochen der Zuspitzung und des – ja auch – Hochjazzens von Katastrophenbedeutung in ein Ausdrucksdilemma geraten. Was soll man denn jetzt noch sagen?”

3. “Apple und der Journalismus”
(journalist.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz beschreibt die Beziehung von Journalisten zu Apple: “Während andere Pressemitteilungen zuhauf verschicken müssen, genügt im Fall Apple der Eintrag eines Bloggers in Neufundland, er habe ungesicherte Informationen darüber, dass demnächst das iPhone Nano herauskomme. Für eine größere Geschichte in einem Onlineangebot reicht das allemal.”

4. “Gutenberg für alle”
(freitag.de, Alan Rusbridger)
“Guardian”-Chefredakteur Alan Rusbridger hält das Netz für eine große Chance für den Journalismus. “Sicher ist vieles belanglos. Wenn man aber glaubt, der Kurzmitteilungsdienst Twitter habe nichts mit dem Nachrichtengeschäft zu tun, liegt man so falsch wie nur irgend möglich.”

5. “Einfacher Einfluss auf Artikel überrascht”
(meedia.de, Alexander Becker)
Sebastian Heiser spricht über seine Schleichwerbe-Recherche: “Insgesamt war es vielleicht netto ein Monat Arbeitszeit, aber nicht am Stück, sondern gestreckt über einen längeren Zeitraum.”

6. “Unregelmäßiger Sex kann tödlich sein!”
(medien-doktor.de)
Medien-doktor.de analysiert einen Gesundheitsartikel von Bild.de: “Wir haben Verständnis dafür, dass der Text das Risiko durch Sex aus publizistischen Gründen in den Mittelpunkt stellt (Titel: Unregelmäßiger Sex kann tödlich sein!), halten dies in diesem Fall aber für unangebracht, angesichts des tatsächlich verschwindend geringen Risikos. Unpassend ist zudem das begleitende Foto, auf dem ein junges Paar beim Sex gezeigt wird, obwohl das Durchschnittsalter der untersuchten Personen um die 60 Jahre war.”

Schleichwerbung, Bunte, Nacktheit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Schleichwerbe-Recherche”
(blogs.taz.de/rechercheblog, Sebastian Heiser)
Eine fiktive Werbeagentur testet für die “taz”, ob Zeitungen dazu bereit sind, ihre redaktionellen Inhalte zu verkaufen. Interesse zeigten die “Frankfurter Rundschau”, die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” und “Neues Deutschland”. Hintergründe zur Recherche sind im Hausblog nachzulesen.

2. “Kachelmanns Fall”
(sf.tv, Video, 49:05 Minuten)
Eine Dokumentation von Hansjörg Zumstein fasst den aktuellen Stand im Prozess gegen Jörg Kachelmann zusammen. Ab Minute 17 ist zu sehen, dass die ersten Bilder von Kachelmann nach der Verhaftung entstanden sind, weil Fotografen darauf gedrängt haben, dass der Polizeitransporter anders postiert wird. Ab Minute 34 äussert sich die stellvertrendende Chefredakteurin von “Bunte”, Tanja May, über Zahlungen der Zeitschrift an Ex-Freundinnen von Kachelmann.

3. “Riekelhaft”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier analysiert ein Editorial von “Bunte”-Chefredakteurin Patricia Riekel zu Jörg Kachelmann.

4. “Chinesisches Monster-Kind inhaliert Nudeln”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Ralf Marder findet es beschämend, dass Bild.de aus einem dreijährigen Kind einen “King-Kong-Jungen” macht.

5. “Rekordergebnisse bei den Presse-Verlagen – doch die Freien gehen leer aus”
(freischreiber.de)
Der Journalistenverband “Freischreiber” beklagt, dass freie Mitarbeiter an den guten Ergebnissen der Printverlage nicht beteiligt werden.

6. “Bei Nacktheit hört der Spaß auf!”
(fernsehkritik.tv, Screenshot)
YouTube entfernt ein im Kanal der ARD hochgeladenes Video, weil es “gegen die YouTube-Richtlinie zu Nacktheit oder sexuellem Content verstößt”.

Flieg los, Kartoffelbrei!

Lange Zeit glaubten viele Leute, die Erde sei eine Scheibe. Sie wurden von den Leuten für Idioten gehalten, die glaubten, die Erde sei eine Kugel. Jetzt gilt es, neue Idioten zu küren, denn die Medien vermelden heute:

Von wegen Kugel: Die Erde ist eine Kartoffel

Die Erde sieht tatsächlich aus wie eine Kartoffel

Satellitenaufnahmen von der Erde: Erinnerungen an eine Kartoffel

Kartoffel im Weltraum

Diese Meldungen sind kein Aprilscherz — nur eine sehr unwissenschaftliche Verknappung von Forschungsergebnissen.

Die Europäische Weltraumbehörde ESA hatte gestern Bilder vorgestellt, die das physikalische Modell der Erdfigur zeigen. Das so genannte Geoid zeigt die hypothetische Oberfläche der Weltmeere, die allein durch die Schwerkraft geformt wird und auf Strömungen und Gezeiten keine Rücksicht nimmt.

Und nicht nur das:

Damit die Unterschiede im Schwerefeld der Erde deutlich zu erkennen sind, haben sie die Forscher in zehntausendfacher Übersteigerung dargestellt. So gesehen gleicht die Erde einer unregelmäßig geformten Kartoffel.

Die Bilder zeigen also das unsichtbare Schwerefeld, die Abweichungen sind zehntausendfach verstärkt. Genau genommen wissen das auch die meisten Medien, denn sie schreiben es in ihren Artikeln. Artikel, deren Überschriften behaupten, die Erde sehe aus “wie eine Kartoffel”.

Die ESA hat bei ihren Bildern übrigens die “noch nie dagewesenen Einzelheiten” hervorgehoben. Zu Recht, denn die eigentliche Erkenntnis über die Form des Schwerefelds ist nicht gerade neu — und schon seit Jahren für die Überschriftenmacher der Zeitungen unwiderstehlich:

Die Erde ist in Wahrheit eine Kartoffel
(“Welt Online”, 5. Juni 2007)

Für die Forschung wird die Erde zur Kartoffel
(“Südwest Presse”, 6. Juni 2006)

Die Erde ist eine Kartoffel
(“Die Welt”, 1. August 2004)

Eine Kartoffel wird vermessen
(“Der Tagesspiegel”, 15. März 2002)

Aus einer ganz anderen Welt kommt heute mal wieder “Bild”:

Erde ist gar nicht rund! München – So krumm haben wir unsere Erde noch nie gesehen! Der ESA-Satellit "Goce" hat das Schwerefeld des Planeten mit bisher unerreichter Genauigkeit vermessen. Das Ergebnis: Die Erde ist nur annähernd eine Kugel, sieht eher aus wie eine Kartoffel.

Mit Dank an Bjoern S. und Jörg S.

Bild  

Eine Hochzeit und zwei Gegendarstellungen

“Das Ende einer Hochzeit unter Familienclans” beschrieb “Bild” in der Berliner Ausgabe vom 11. März:

Der Schwager in Handschellen, die Braut rennt barfuß und schreiend durch die Nacht.

Szenen einer – frischen – Ehe gestern früh in Neukölln. Und das Ende einer Hochzeit zwischen Mitgliedern zweier eigentlich verfeindeter kurdisch-libanesischer Großfamilien in Berlin. “Romeo und Julia” in der Neuköllner Version im Jahr 2011.

Einen Verkehrsunfall mit Unfallflucht habe es gegeben, berichtete “Bild”. Und:

Pech: Der Bräutigam selbst hatte die Beamten um Schutz gebeten. Er ist der Neffe des Ex-Clan-Chefs (genannt “El Presidente”) und fürchtete laut einem internen Vermerk der Berliner Polizei, dass “die Hochzeit nicht störungsfrei verlaufen könnte, weil die Familie der Braut gegen die Ehe ist.”

Der Artikel ist bei Bild.de nicht mehr verfügbar. Es stimmte nicht viel an ihm.

Vergangene Woche musste “Bild” die Gegendarstellung des Bräutigams drucken, der angab, die Polizei nicht um Schutz gebeten zu haben. Auch sei er nicht der Neffe des Ex-Clan-Chefs. Seine Anwältin Julia Bezzenberger erklärte uns auf Anfrage, die Familie hätte lediglich den gleichen Nachnamen wie der “El Presidente” genannte Mann, stünde aber in keinem direkten Verwandtschaftsverhältnis zu ihm.

Das mit den Familienverhältnissen hat “Bild” großflächig nicht richtig hinbekommen, wie einer zweiten Gegendarstellung zu entnehmen ist, die diesen Mittwoch erschien:

Gegendarstellung

In der BILD (Berlin) vom 11.03.2011 verbreiten sie auf S. 7 unter der Überschrift “Das Ende einer Hochzeit unter Familien-Clans” falsche Tatsachenbehauptungen über mich:

1. Sie Veröffentlichen ein Foto meiner Person und bezeichnen mich als “Braut”.
Hierzu stelle ich fest: Ich bin nicht die Braut.

2. Sie schreiben unter Bezugnahme auf das Foto von mir:
“Und die Braut war auch sauer. Sie konnte nicht mehr im Luxus-Porsche nach Hause chauffiert werden …”
Hierzu stelle ich fest:
Ich war sauer, weil ein Fotograf mich und mein Kind gegen meinen Willen fotografierte und nicht weil ich nicht im Porsche nach Hause gebracht werden konnte.

Die Redaktion gibt unter der Gegendarstellung zu, dass die Frau Recht hat. Der Fotograf, den die Frau erwähnt, ist übrigens der Mann, dessen Foto “Bild” abgedruckt hatte.

Danach blieb von der ohnehin erstaunlich unspektakulären Story nur noch der Unfall — und der hat sich laut Julia Bezzenberger auch anders zugetragen als von “Bild” beschrieben. Der Fahrer habe beim Ausparken seinen Cousin übersehen und sei diesem leicht gegen das Bein gefahren. Anschließend habe er ein anderes Fahrzeug touchiert.

“Bild” hatte die Szenerie deutlich spektakulärer beschrieben:

Die beiden steigen in einen Porsche, der Schwager gibt Gas. Beim Abbiegen übersieht er einen geparkten 7er-BMW und rammt den Nobel-Schlitten. Der wird nach vorn geschleudert und trifft ausgerechnet Khaled O. (27) – ein Mitglied der Braut-Familie!

Der Mann schreit vor Schmerz – später wird ein geschwollener Knöchel diagnostiziert.

Auf unsere Frage, was an der Geschichte in “Bild” überhaupt stimme, antwortet uns Frau Bezzenberger: “Es gab eine Hochzeit.”

Waldspaziergang, Stockfotografie, Stipe

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Zuvielisation”
(freitag.de, Peter Glaser)
Peter Glaser schreibt über die Überforderung mit dem digitalen Medienfluss: “Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen Waldspaziergang zu beschreiben. Man kann sich von der Wahrnehmung einer Unzahl von Blättern und Tannennadeln überfordert sehen und eine Rückkehr zur humanistischen Gehölzwahrnehmungstechnologie fordern. Man kann aber auch einen Spaziergang durch einen Wald machen und erholt wieder nach Haus kommen.”

2. “Die Last der Kommunikation: Was ein Journalist in Libyen alles dabei hat”
(blogs.taz.de/arabesken, Karim El-Gawhary)
Karim El-Gawhary präsentiert seine Kommunikations-Ausrüstung für Libyen.

3. “Sehr geehrte Frau Schwarzer…”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz schreibt an Alice Schwarzer, die für “Bild” den Prozess gegen Jörg Kachelmann begleitet: “Sie betreiben eine unerträgliche Vorverurteilung, die der Presserat jedem Provinz-Gerichtsreporter um die Ohren hauen würde.”

4. “60 Completely Unusable Stock Photos”
(buzzfeed.com)
Unerklärliche, schlechte Werke aus der Stockfotografie, mit Bildern von awkwardstockphotos.com.

5. “Stunde der Heuchler”
(sueddeutsche.de, Johan Schloemann)
Johan Schloemann sieht im Siegeszug der Grünen die Widersprüche des westlichen Menschen: “Wird nun der neue grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der im Wahlkampf eine grünere Automobilindustrie gefordert hat, hingehen und die Porsche-Werke von einem auf den anderen Tag schließen lassen? Konsequent wäre es.”

6. “99 Fragen an Michael Stipe”
(zeit.de, Moritz von Uslar)
Moritz von Uslar befragt Musiker Michael Stipe: “Meine Verkleidung ist, dass ich mich nicht verkleide. Und wenn ich Fahrrad fahre, dann immer mit Helm – damit die Leute mich erkennen. Hallo, Berlin! Ich bin der, der den hässlichen Fahrradhelm auf dem Kopf trägt.”

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