Archiv für Februar 17th, 2011

Humpe, Humpe, Täterää

In seiner Musik lässt er die Chansons der 20er-Jahre wieder aufleben, sein neues Album "Küssen kann man nicht alleine" hat er mit Inga Humpe (57, "Ich+Ich") eingespielt: Der typische Sound von Max Raabe und seinem Palastorchester mischt sich diesmal mit wohl dosiertem Pop, die Texte spielen mit feinsinnigem Humor.

Die Frage, mit wem Max Raabe sein neues Album aufgenommen hat, beantwortet Bild.de heute mit unterschiedlicher Genauigkeit:

  • Richtig ist, dass seine Partnerin sonst bei Ich + Ich aktiv ist.
  • Knapp daneben ist die Angabe, um welche der beiden (oft verwechselten) Humpe-Schwestern es sich dabei handelt: Richtig wäre nämlich Annette.
  • Völlig falsch ist in jedem Fall die Altersangabe: Weder Annette noch Inga Humpe ist 57 Jahre alt.

Mit Dank an Sabine B.

Nachtrag, 18. Februar: Bild.de hat den Fehler unauffällig korrigiert.

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Der Tod steht ihr gut

“Bild” verblüfft immer wieder. Gefühlte 100 Artikel über den Tod von “Sexy Cora” (BILDblog berichtete) und ein ausführlicher Bericht über die Premiere des St.-Pauli-Films “Gegengerade” am Mittwoch konnten nicht verhindern, dass heute in der Hamburger “Bild” folgende Unglaublichkeit steht:

Punker, Kiez-Größen und Pauli-Fans drängten sich (auch ohne roten  Teppich). Aßen rustikal Döner, tranken schon mal Korn aus der Flasche.  Mittendrin: Filmlegende Mario Adorf, Porno-Sternchen Sexy Cora sowie  Claude-Oliver Rudolph (im Leo-Mantel), die beide im Film mitspielen.

Auf Bild.de, wo “Porno-Sternchen Sexy Cora” auch noch mit einem Link versehen war, der höchstwahrscheinlich auf Nachrichten über ihren Tod führte, wurde diese Stelle inzwischen unauffällig korrigiert.

Mit Dank an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 18. Februar: Heute in der Hamburger “Bild”:

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Dr. Wagner and Mr. Guttenberg

Es sieht nicht gut aus für den Mann mit der titanischen Beliebtheit im Polit-Barometer, die Lichtgestalt, den potentiellen Ministerpräsidenten von Bayern und Kanzler von Deutschland — also für den Liebling der “Bild”-Zeitung, Karl-Theodor zu Guttenberg: In seiner Doktorarbeit finden sich immer mehr Stellen, die ohne Hinweis aus anderen Quellen übernommen wurden.

Doch Hilfe naht in Gestalt von Franz Josef Wagner, der einen “Sumpf der Eifersucht” wittert und von einer “Jagd auf Guttenberg” spricht. Er schreibt dem “lieben Dr. Guttenberg”:

Die Plagiatsvorwürfe sollen Sie zu einem Taugenichts reduzieren, einem Abschreiber, einem Betrüger. (…)

Ich habe keine Ahnung von Doktorarbeiten. Ich flog durchs Abitur und habe nie eine Universität von innen gesehen. Also, ich kann von außen sagen: Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor.

Das ist bemerkenswert, denn vor ziemlich genau anderthalb Jahren hatte Wagner noch recht exakte Ansichten zu Doktortiteln. Damals wurde gegen rund 100 Professoren wegen des Verdachts ermittelt, Doktortitel gegen Geldzahlungen vergeben zu haben, und Wagner erklärte den “Uni-Luschen”:

Sich einen falschen Busen oder falsche Haare auf die Glatze einpflanzen zu lassen, ist nicht unmoralisch. Sich ein falsches Gehirn einpflanzen zu lassen, muss per Gesetz bestraft werden. Ein Doktortitel ist kein Busen, kein Facelifting und keine Straffung des Popos.

Der Doktortitel war einmal das Edelste der forschenden Studierenden. Wenn der Doktortitel heute verramscht wird, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn Nobelpreise andere kriegen. Der Doktortitel war früher ein Juwel, er ist heute Blech. Er ist für Geld zu kaufen.

Wann genau Wagner seine Ansichten geändert hat, ist auch diesmal nicht bekannt.

Mit Dank an Ralf M. und die vielen anderen Hinweisgeber.

Italien, Plagiate, Jeopardy

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Fähnchen im Wind”
(tagesspiegel.de, Karin Schädler)
Journalisten ägyptischer Staatsmedien sind nun plötzlich auf der Seite der Regimekritiker, was von vielen als Heuchelei angesehen wird: “‘Ich weiß nicht, wie wir ihnen jemals wieder vertrauen sollten’, sagt Al-Mashad. ’48 Stunden’ sei eines der schlimmsten Propagandaprogramme des überwundenen Regimes gewesen.”

2. “Herrscht Berlusconi durch seine Sender?”
(zeit.de, Roberto Saviano)
Birgit Schönau notiert und übersetzt, was Roberto Saviano über das Fernsehen in Italien zu sagen hat. “Die Realitätsflucht ist das vorderste Ziel des italienischen Fernsehens, seine Daseinsberechtigung. Es bietet uns dümmliche Witze, schwachsinnige Streitereien, Politiker oder Familienangehörige, die miteinander raufen wie in einem Zirkus.”

3. “Tschüss FAZ und SZ”
(blog.xwolf.de, Wolfgang Wiese)
Wolfgang Wiese hält das Vorgehen von FAZ und SZ gegen die Website Commentarist.de für “nicht allein irrational, sondern nahezu selbstmörderisch”. “Ein Text, der keinerlei Referenz bekommt und der nicht zitiert wird, wird nicht nur in der Wissenschaft als unwichtig, falsch oder qualitativ gering angesehen, man wird auch von Suchmaschinen in der Relevanzbewertung bestraft.”

4. “Das Glück der Karrierefrau”
(taz.de, Georg Seesslen)
Wie sind deutsche Frauen “im Idealtraum des deutschen Fernsehens” zu sehen? Sie “erben sehr regelmäßig irgendwo in wuuuunderschöner Landschaft ein feines, kleines Unternehmen, verlieben sich dort in pflegeleichten, arbeitstüchtigen Naturburschen oder finden zurück zur wahren, zur Jugendliebe. Bei der sexualökonomischen Lebensplanung zeigen sie, dass sie aus den Fehlern mit den Loser-Schnarchsäcken daheim gelernt haben, und verbinden perfekt und patent guten Sex mit sozialem Aufstieg. Zwischendurch darf geheult und gelacht werden. Aber nicht zu viel.”

5. “Guttenberg Roadkill”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch, mehrfacher Doktorvater, fragt sich, ob er in Fachaufsätzen (oder Blogbeiträgen) ein Plagiat begangen habe: “Was mir so auf keinen Fall passieren kann, ist die unabsichtliche Übernahme ganzer Absätze oder gar ganzer Seiten, wie das in Guttenbergs Dissertation und in den Hausarbeiten des Plagiats beschuldigter Studierender der Fall ist.”

6. “Jeopardy! – Watson Match #1”
(youtube.com, Video, 23:52 Minuten, englisch)
Die Software “Watson” spielt bei der US-Quizshow “Jeopardy!” mit. Ein Zusammenschnitt der ersten beiden Tage.