Archiv für Juni, 2010

Out of Loch Ness

Am größten, tollsten, schönsten – die deutsche Sprache ist nicht unbedingt das beste Arbeitsmaterial für Marktschreier. Um das Publikum zu ködern, muss man schon Fantasie haben, darf keine Scheu haben, Worte neu zu besetzen. Wie zum Beispiel Hape Kerkeling, der vor 20 Jahren nicht etwa formschöne Badeutensilien, sondern Mörder-Duschhauben verteilte.

Diesem Vorbild wollte wohl der Redakteur von Spiegel Online nacheifern, als er eine Überschrift für diesen Artikel suchte, der vom bisher größten riesig-gigantischen Windpark handelt, der vor der britischen Küste entsteht.

Riesen-Windpark vor britischer Küste
Siemens und RWE bauen das Monster Gwynt y Môr

And here are the results of the “RP Online”-Jury

Bekanntlich ist keine Bild.de-Meldung zu blöd, um nicht vom Online-Ableger der “Rheinischen Post” besinnungslos abgeschrieben zu werden.

Nachdem Bild.de also heute Nacht auf Basis einer einzigen Jurywertung erklärt hatte, dass Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest mit einem noch größeren Vorsprung gewonnen hätte, wenn nur das Publikum hätte abstimmen dürfen (BILDblog berichtete), wusste “RP Online” heute Mittag nachzulegen:

Eurovision Song Contest: Lena punktete vor allem bei den Fans

Der Artikel ist im Großen und Ganzen eine eher halbherzige Paraphrasierung der Bild.de-Geschichte, doch im Vorspann wird die Unfugs-Schraube noch etwas fester angezogen:

Obwohl “Lovely Lena” mit ihrem Song “Satellite” auch den Großteil der Jurys der jeweiligen Länder überzeugen konnte, haben vor allem die Anrufe der Fernsehzuschauer zu Lenas Sieg in Oslo beigetragen.

Mit Dank an Basti.

Nachtrag, 17.25 Uhr: “RP Online” hat den gesamten Artikel offline genommen.

2. Nachtrag, 21.25 Uhr: Bei “tonight”, dem Nightlife-Portal von “RP Online”, existiert der Artikel weiterhin.

3. Nachtrag, 5. Juni: Jetzt ist der Artikel auch bei “tonight” offline.

Ein Beerendienst

Es ist ja nicht so, dass die Umfrage der “Hamburger Morgenpost” von irgendeiner Relevanz wäre, aber irgendwie kann das mit den Balken trotzdem nicht so ganz stimmen:

Haben Sie dieses Jahr schon Erdbeeren gegessen?

Mit Dank an Stefan S.

Keine Wettkönige fürs Schloss Bellevue

Tageszeitungen leiden darunter, aufgrund ihres langwierigen Produktionsprozesses immer wieder Nachrichten-Ereignissen hinterherzuhinken. Deshalb ist die Versuchung groß, etwas als Tatsache vorwegzunehmen, das in Wahrheit noch gar nicht feststeht. Das ist nicht ohne Risiko.

Selbst die nicht für Zögerlichkeit oder Angst vor übertriebenen Zuspitzungen bekannte “Bild”-Zeitung mochte am Donnerstag noch nicht mit Sicherheit behaupten, dass die Favoritin Ursula von der Leyen tatsächlich die Kandidatin der Regierungsparteien für das Amt des Bundespräsidentin werden würde. Die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” wollte dagegen sogar darauf wetten:

Das “Hamburger Abendblatt” hätte nicht dagegen gehalten und verstieg sich in die Formulierung, Ursula von der Leyen sei “am Ziel ihrer Träume”:

Und der “Berliner Kurier” sah das Rennen (angesichts der Bildauswahl offenbar leider) als gelaufen an:

Besonders bitter ist es natürlich für die WAZ, dass ihre Schlagzeile aufgrund des Feiertages in Nordrhein-Westfalen auch heute noch als aktuelle Ausgabe an den Kiosken liegt.

(Titelbilder via “Meedia”.)

And here are the results of the Bild.de-Jury

Nachdem Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest gewonnen hatte (“wir” also mutmaßlich Grand Prix “sind”), schrieb “Bild”-People-Experte Alexander von Schönburg am Montag:

Künftig wollen wir sie öfter auf unserer Seite sehen.

Das klang angesichts der Tatsache, dass die junge Sängerin nicht mit “Bild” sprechen will, schon beinahe wie eine Drohung. Und tatsächlich sind Zeitung und Onlineauftritt seit Tagen voll von Lena — oder genauer: von irgendwas, was “Bild” und Bild.de mit dem Wort “Lena” versehen können.

Da wurde Bekanntes und Vermutetes zusammengetragen (BILDblog berichtete), Horst Köhlers Rücktrittsrede in “Lena-Sprech” übersetzt und der Versuch einer Exegese der Danksagungen in Lenas vor fast vier Wochen erschienener CD zur Seite-1-Story (“Den wichtigsten Menschen in ihrem Leben sagt sie jetzt Danke!”) verdreht.

Heute jetzt erklärt Bild.de:

Lena Meyer-Landrut: So wählten die Fans beim Grand Prix wirklich

Hätten NUR die Fans wählen dürfen, Lena Meyer-Landrut (19, “Satellite”) wäre NOCH weiter vorne gewesen …

Bild.de ist sich sicher:

Hätte es in diesem Jahr keine Jury-Entscheidung gegeben, die zu 50 Prozent zählte, wäre Lenas Sieg (246 Punkte) noch viel höher ausgefallen!

Wie genau die Fans “wirklich” abgestimmt haben, weiß auch Bild.de nicht, aber anders als bei weiten Teilen der sonstigen Lena-Berichterstattung gibt es immerhin Belege:

So erhielt Lena zum Beispiel von der rumänischen Jury keinen Punkt. Die rumänischen Anrufer wählten sie jedoch unter die Top 5. Ergebnis: 3 Punkte aus Rumänien.

Das “Beispiel” hat nur einen kleinen Haken: Rumänien scheint das bisher einzige von 39 Ländern zu sein, das seine Jury-Wertungen veröffentlicht hat. Die übrigen Ergebnisse werden irgendwann in den nächsten Tagen und Wochen bekannt gegeben.

Erst wenn alle 39 Jurywertungen bekannt sind, kann man also ausrechnen, wie groß die theoretischen Abweichungen gegenüber dem offiziellen Endergebnis tatsächlich wären.

PS: Und dann war da noch die Bild.de-Klickstrecke “So stimmte Europa für Lena”, die mit dieser geographischen Sensation aufwartete:

Georgien gab 0 Punkte: Nix für uns, 12 Punkte für Nachbar Weißrussland. Gemein!

Mit Dank an Bertha, Daniel P. und die vielen anderen Hinweisgeber.

Nachtrag, 28. Juni: Die European Broadcasting Union hat die Punktezahlen nach Jury- und Zuschauervotes getrennt veröffentlicht.

Das überraschende Ergebnis: Hätten nur die Fans wählen dürfen, hätte Lena Meyer-Landrut 243 Punkte bekommen (statt 246) und ihr Abstand zur zweitplatzierten Türkei hätte statt 76 Punkten nur noch 66 Punkte betragen.

Bild.de lag also voll daneben.

Hauptstadtjournalismus, Nationalhymnen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Über die Verwahrlosung des Hauptstadt-Journalismus-Journalismus”
(visdp.de, PDF, 1.9 MB, Sebastian Esser)
Sebastian Esser zum Lamento über die Hauptstadtjournalisten. “Es stimmt immer irgendwie, dass Polit-Journalisten in Berlin eitel und oberflächlich, gleichgeschaltet und unkritisch sind. Aber irgendwie auch nicht: Es gibt so viele Journalisten dort, dass eine wenig differenzierte Bewertung unter einer fetten Überschrift sich verbietet.”

2. “Lautsprecher, Leisetreter”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Sonja Pohlmann befasst sich mit den Sprechern der Politiker: “Fast alle Sprecher von Spitzenpolitikern haben vorher als Journalisten gearbeitet. Sie kennen den Alltag in den Redaktionen und der Bundespressekonferenz, sind deshalb darauf gefasst, dass ihre Ex-Kollegen nach dem Seitenwechsel stets versuchen werden, mehr aus ihnen herauszulocken, als sie sagen dürfen.”

3. “Ist er von einem Blogger gestürzt worden?”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Ein Beitrag im “heute journal” (zdf.de, Video, 3:11 Minuten) “vertritt die steile These, ein Blogger habe Köhlers Sturz erzwungen. Es lässt dabei alle anderen Faktoren außer Acht.”

4. “Das Elend der Medienkritik in der Schweiz”
(persoenlich.com, Roger Blum)
Medienwissenschaftler Roger Blum beschreibt den Zustand der Medienkritik in der Schweiz als “ganz elendiglich”, als “abwesend oder schwach”. “Medienjournalisten müssten die Hofnarren des Unternehmens sein, die dem Fürsten alles ins Gesicht sagen dürfen. Wenn sie hingegen für das eigene Unternehmen Public Relations betreiben müssen, dann schafft man sie klüger ab.”

5. “Die deutschen Spieler müssen die Nationalhymne singen!”
(malte-welding.com)
Malte Welding über den von Bild.de inszenierten “Hymnen-Streit”, der die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aufteilt in Sänger und Schweiger. “Das hat man nun davon, wenn man Spieler für Deutschland spielen lässt, bloß weil sie in Stuttgart (Khedira) oder Gelsenkirchen (Özil) geboren sind. Am Ende singen sie nicht mal die Hymne und was kann dabei schon rauskommen? Zum Beispiel der Weltmeistertitel.”

6. “The Wilhelm Times”
(fuenf-filmfreunde.de, Renington Steele)
“Offensichtlich geht es den Produzenten von TV-Serien seit Jahren dermaßen schlecht, dass sie zur Ausstattung immer dieselbe Zeitung benutzen müssen.”

Somalia, Köhler, Public Viewing

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Deutsche Kämpfer für Somalia: Überforderte Medien”
(weblog-sicherheitspolitik.info)
Das Weblog Sicherheitspolitik hält die Berichte über deutsche Söldner, die von der Firma Asgaard nach Somalia geschickt werden sollen, für einen “inszenierten Skandal”. “Alle stellen die Geschichte weiterhin so dar, als gäbe es keinerlei Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Meldung.”

2. “Fahnenflucht!?”
(magda.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal anlässlich des Rücktritts von Horst Köhler zur unseligen Tradition des Schmähworts “Fahnenflucht”.

3. “Köhler und ich: Eine Klarstellung”
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible reflektiert seinen eigenen Anteil am Rücktritt von Horst Köhler: “Ein Blogger mit gut 1000 Lesern im Monat hat den Bundespräsidenten gestürzt? Klingt gut, ja, aber bitte – wer glaubt denn das?”. Siehe dazu auch merkur-online.de: “Wahrscheinlich ist Jonas Schaible schuld an dem ganzen Salat. Er und ein paar seiner Kollegen aus dem Internet.”

4. “Journalismus: Vierte Gewalt oder Rowdytruppe?”
(community.zeit.de/user/seriousguy)
“Haben wir eigentlich an unserer Führung nichts anderes mehr zu kommentieren als deren Handbewegungen, Gesichtsausdruck, Kleidung, sexuelle Orientierung, Wortwahl, rhetorische Fähigkeit, oder Einstufung auf der nach oben offenen Macho-Skala? Wollen wir eigentlich fähige, charakterstarke Persönlichkeiten in der Verantwortung für unser Gemeinwohl sehen oder skrupellose Ehrgeizroboter, denen menschliche Züge oder Regungen ebenso fremd sind wie Fachwissen?”

5. “Das Viele-Augen-Prinzip”
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Public Viewing wird auch abseits von Fußball “immer beliebter”, ist aber nicht ohne Tücken: “Dutzende Gäste haben sich vor der Beamerleinwand versammelt, der ‘Tatort’ aus Bremen läuft, und ganz hinten in der letzten Reihe rührt eine Frau ihren Minztee zu laut um. Der Löffel klirrt am Glas. Es würde wohl nicht weiter stören, hätte sie vorher nicht schon auf Nüssen gekaut und mehrfach ihre Nachbarin beschwatzt.”

6. “Eine Erfolgsgeschichte in eigener Sache”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann erklärt den Erfolg des Nachrichtenmagazins “ff”, für das er als “Direktor” verantwortlich ist, mit der ungewöhnlichen Internetstrategie des Blatts: “Es gibt kein Internet. Die Artikel der ff gibt es nicht im Netz. Es gibt nur etwas Kurzfutter und das Inhaltsverzeichnis. Es gibt nicht einmal News und Wetter.”

Zweierlei Anmaßung

Bei Bild.de sind sie entsetzt:

NACH DEM KÖHLER-RÜCKTRITT: Ösis verhöhnen Deutschland. "IN DEUTSCHLAND IST DAS RÜCKTRITTSVIRUS AUSGEBROCHEN" +++ HÄMISCHE KOMMENTARE IM AUSLAND +++ NUR DIE RUSSEN SCHONEN UNS

TV-DEBATTE ÜBER DEN RÜCKTRITT HORST KÖHLERS: Köhler-Mobbing bei Sandra Maischberger
GÄSTE DRESCHEN BEI FERNSEH-SHOW AUF EX-BUNDESPRÄSIDENT EIN +++ WARUM FALLEN JETZT ALLE ÜBER HORST KÖHLER HER?

Das mit dem “verhöhnen” muss man nicht ganz so ernst nehmen, das ist Bild.de-Sprache für “irgendetwas über irgendjemanden sagen” (BILDblog berichtete). Aber was war denn da bei “Sandra Maischberger” los?

Franz Solms-Laubach weiß es glaubt, es zu wissen:

Arnulf Baring nannte Köhlers Verhalten “kindlich” – das könne man einem gestandenen Mann nicht durchgehen lassen! […]

Friedmann warf Köhler vor, das Amt des Bundespräsidenten durch sein Verhalten beschädigt zu haben. Er sei seiner Verantwortung nicht gewachsen gewesen und habe mit seinem Rücktritt eine Bankrotterklärung “der demokratischen Streitkultur” besiegelt.

Für Solms-Laubach sind die Aussagen von (durchaus streitbaren) Zeitgenossen wie Arnulf Baring und Michel Friedman (dessen Namen er konsequent falsch schreibt) ein “peinlicher Tiefpunkt”, ein “Mobbing-Talk”, ein “politisches Tribunal”.

Nur zu gern wüsste man da, welche Vokabeln ihm zur Arbeit seiner Kollegen einfallen — zum Artikel von Einar Koch unter der Überschrift “Der Absturz von ‘Super-Horst'” oder dem Kommentar, den Nikolaus Blome, Leiter des “Bild”-Hauptstadtbüros, am Montagabend, wenige Stunden nach Köhlers Rücktritt, auf Bild.de veröffentlicht hatte:

Was ist das, was Horst Köhler da veranstaltet hat? Fahnenflucht? Nerven verloren? Verletzte Eitelkeit?

Der beispiellose Rücktritt des Bundespräsidenten ist eines der ganz seltenen Ereignisse, dessen Motiv man nicht vollständig kennen muss, um es beurteilen zu können:

Dieser Rücktritt hat keine Würde!

Er hat keinen politischen Stil. Er ist das Gegenteil von politischer Aufrichtigkeit.

Und so geht das Absatz um Absatz weiter. Blome erklärt, dass Politik “kein Wunschkonzert” sei, er nennt Köhlers Amtsführung “billig und wohlfeil” und endet schließlich mit etwas, was sein Kollege Solms-Laubach mindestens als “vernichtendes Urteil” bezeichnen würde:

Doch mit seinem Rücktritt hat er niemandem Ehre gemacht. Am wenigsten sich selbst.

Aber so richtig konsistent ist die Berichterstattung über die aktuelle Präsidentensituation bei Bild.de sowieso nicht: Während Bild.de auf der Startseite groß verkündet, dass “die Deutschen” die derzeitige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen als Präsidentin wollten (“Das ergab eine onlinegestützte, repräsentative Umfrage des Kölner Instituts ‘YouGov’ im Auftrag von BILD.”), zeigt die eigene Abstimmung auf Bild.de, bei der man sich zwischen drei CDU-Kandidaten entscheiden muss, inzwischen ein etwas anderes Bild:

Wer soll Nachfolger von Horst Köhler für das Amt des Bundespräsidenten werden? 1. Norbert Lammert 45,73% 2. Ursula von der Leyen 40,85% 3. Wolfgang Schäuble 13,42%

Mit Dank an Bodo K. Patrick B. und Holger A.

Nachrichtenstarre, TV-Faker, Videotext

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie ich auf twitter mit einer Falschmeldung für Verwirrung sorgte”
(derausmwaldkam.wordpress.com)
Neu-Twitterer @daswaldi twittert das Gerücht, eine in Göttingen zu hörende Detonation sei durch eine Explosion einer Gasleitung verursacht worden, was von anderen Quellen ungeprüft aufgenommen wird. Bei der Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurden drei Menschen getötet und mehrere verletzt (ndr.de).

2. “‘Superreiche’ verhindern Millionär”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer glaubt, dass Kandidat Dieter Nuhr beim Promi-Special der RTL-Sendung “Wer wird Millionär?” gescheitert ist, weil die richtige Antwort “Domäne” gar nicht zur Auswahl stand.

3. “Bleierne Nachrichtenstarre”
(olereissmann.de)
Ole Reißmann fragt sich, warum SZ, FAZ und der “Tagesspiegel” das “nackte Faktum” des Rücktritts von Horst Köhler als Aufmacher bringen: “Solange sich die Abonnenten so etwas gefallen lassen und für das Internet-Ausdrucken Geld herausrücken: Bitte. Ich glaube aber nicht, dass Zeitungen sich damit heute noch einen Gefallen tun.”

4. “TV-Faker aufgepasst: Das Netz bringt es ans Licht”
(dwdl.de, Jochen Voß)
Aufmerksame TV-Zuschauer bringen durch Rückmeldungen zum Programm Debatten in Gang. “Der Aufwand, sich in einer Debatte zu Wort zu melden, wird für alle Zuschauer – und nicht nur eine Hand voll Medienkritiker – immer geringer. Es muss noch nicht einmal das umfängliche Watchblog sein, das eine Debatte in Gang setzt. Oft reicht auch schon eine aus einem ersten Impuls heraus geschriebene E-Mail an die richtigen Stellen, um Schummlern auf die Schliche zu kommen.”

5. “Huh?”
(hackr.de, Markus Spath)
Markus Spath stellt die These auf, dass sich Intellektuelle mit dem Web so schwer tun, “weil sie intuitiv spüren, dass sie dem Web egal sind.”

6. “30 Jahre Videotext”
(burks.de, Burkhard Schröder)
in einem “Spiegel”-Artikel von 1979 zum damals brandneuen Videotext findet Burkhard Schröder ähnliche Textbausteine, wie sie heute zu lesen sind: “Hinter dem Anspruch der Presse, an den neuartigen Sendungen beteiligt zu werden, steckt die Sorge der Zeitungsverleger, Leser vom Gedruckten ans Gesendete zu verlieren.”

Irgendwas über Lena

Das mit “Bild” und Lena Meyer-Landrut ist so eine Sache: Nachdem die Zeitung die Castingshow “Unser Star für Oslo” wochenlang ignoriert hatte (BILDblog berichtete), musste sie irgendwann erkennen, dass das Interesse an Lena zu groß war, um nicht darüber zu berichten.

Da Lena Meyer-Landrut aber nicht mit “Bild” spricht, müssen sich Zeitung und Online-Ableger seit Wochen irgendwelche Geschichten aus Sekundärquellen zusammenklauben, um irgendwas bringen zu können.

Einen vorläufigen Höhepunkt hat diese Ratlosigkeit heute erreicht: Während “Bild” auf Seite 1 groß verkündet, Lenas Welt “erklären” zu wollen, gibt Bild.de unumwunden zu:

Unser Grand-Prix-Star: Lena bleibt ein Rätsel – auch nach dem Sieg!

Aber selbst die spärlichen Fakten, die “Bild” und Bild.de zusammengetragen haben, wollen nicht so recht zusammenpassen:

Auf dem linken Oberarm trägt Lena eine Ritterlilie (siehe “Religion”). Ihre Mutter war gegen das Tattoo – deshalb musste Lena bis zu ihrem 18. Geburtstag warten.

(“Bild”)

Lena hat ein Tattoo! Sie trägt eine Lilie auf dem linken Arm. Natürlich mit Erlaubnis von Mama.

(Bild.de)

Mit Dank auch an Alex.

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