Archiv für Januar 19th, 2010

Springer provoziert Schmerzensgeld

Das Landgericht Berlin hat die Axel Springer AG dazu verurteilt, dem Berliner Anwalt Johannes Eisenberg ein Schmerzensgeld von 20.000 Euro zu zahlen. Das bestätigte ein Gerichtssprecher gegenüber BILDblog. Es geht um diverse Veröffentlichungen in der “Bild”-Zeitung und in dem Blog kai-diekmann.de, das Springer für den “Bild”-Chefredakteur betreibt.

Kai Diekmann und die von ihm geleitete Zeitung führen seit einiger Zeit eine Art Rachefeldzug gegen Eisenberg, der im Namen prominenter und nicht-prominenter Mandanten in vielen Fällen erfolgreich gegen falsche oder unzulässige “Bild”-Berichte vorgegangen ist. Eisenberg vertrat auch die Tageszeitung “taz”, als Diekmann sie wegen einer Satire über eine (erfundene) missglückte Penisverlängerung auf Unterlassung und Schmerzensgeld verklagte. Vor Jahren hat Eisenberg der “Bild”-Zeitung bereits erfolgreich untersagen lassen, Fotos von ihm zu veröffentlichen.

Diekmann und “Bild” haben dennoch (oder gerade deshalb) immer wieder in besonders provozierender Weise über Eisenberg berichtet. “Bild” stellte ihn zum Beispiel als “Alien” dar, Diekmann veröffentlichte unter kaidiekmann.de Anwaltsschreiben Eisenbergs und machte sich über die Tippfehler darin lustig. Obwohl Gerichte die Veröffentlichungen immer wieder untersagten, ließ Springer nicht von dem verhassten gegnerischen Anwalt ab.

Nach Angaben von Eisenbergs Kanzlei begründete der Vorsitzende der Pressekammer in der heutigen Gerichtsverhandlung die Verhängung des Schmerzensgeldes damit, dass der Springer-Verlag auch nach den Verbotsverfügungen nicht damit aufgehört habe, Eisenbergs Persönlichkeitsrechte nachhaltig weiter zu verletzen.

Eisenbergs Kompagnon Stefan König interpretiert die Entscheidung so:

Das Urteil macht nachhaltig deutlich, dass auch ein mächtiger Medienkonzern die Persönlichkeitsrechte eines Gegners zu respektieren hat, der mutig und konsequent immer wieder gegen dessen Rechtsverletzungen vorgeht.

Springer kann gegen das Urteil in Berufung gehen.

Trigami, Deutsche Welle, Sloterdijk

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie viel Werbung steckt in einem Tag Pro7?”
(hauseundlars.de)
Hause und Lars messen, wie viel Werbung der Sender Pro7 während 24 Stunden sendet: “Am 16.01.2010 von 00:00:00 Uhr bis 23:59:59 Uhr wurden bei Pro7 Deutschland exakt 03h 40m und 06s Werbung oder Programmhinweise ausgestrahlt. Das laufende Programm wurde 52 mal unterbrochen.”

2. Trigami und die iPhone-App der “Süddeutschen Zeitung”
(upload-magazin.de/blog, Jan Tißler)
Jan Tißler bloggt über die Zusammenarbeit der “Süddeutschen Zeitung” mit Trigami. Daraufhin kündigt der Marketing-Verantwortliche Peter Bilz-Wohlgemuth in einem Kommentar die Beendigung der Zusammenarbeit mit Trigami “mit sofortiger Wirkung” an. Trigami selbst schreibt: “Wir als Trigami haben grossen Mist gebaut! Punkt.”

3. “Blogger der 100 Tage”
(heise.de/tp, Markus Kompa)
Markus Kompa schreibt ausführlich über die Blogaktivitäten von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann und stattet der “Bild”-Redaktion einen Besuch ab, wobei er “versehentlich seine ihm gerade geschenkte Diekmann-Tasse stehen” lässt.

4. “Ein Haufen Goldbären”
(taz.de, Marvin Oppong)
“Auffällig oft finden Produkte der Haribo GmbH & Co. KG (Bonn) Erwähnung im Programm der Deutschen Welle (ebenfalls Bonn). Purer Zufall oder Bönnscher Klüngel?”

5. Interview mit Jeff Jarvis
(focus.de, Leif Kramp und Stephan Weichert)
Jeff Jarvis zur Zukunft der Lokalzeitung: “Ich denke, eine lokale Zeitung muss sich radikal verändern und sich voll und ganz auf Lokalberichterstattung im besten Sinn konzentrieren. Es gibt keinen Grund, warum sie auch den Rest der Welt beackern müssten.”

6. Interview mit Peter Sloterdijk
(interviewsfuehren.wordpress.com, Video, 7:35 Minuten)
Christian Thiele spricht mit Philosophieprofessor Peter Sloterdijk über Interviews.