Die Bild-Zeitung forderte Justizministerin Zypries zu einer lebensbedrohlichen Tat auf: Sie sollte sich in eine Berliner U-Bahn wagen. Bild-Redakteur Franz J. Wagner hat sie begleitet — und überlebt.
Manchmal ist es schwer, als Journalist den Überblick zu behalten. Beispielsweise, wenn nach einer Bruchlandung widersprüchliche Fakten in der Redaktion eintrudeln und ein ziemliches Chaos vorherrscht.
Manchmal machen es einem die Beteiligten aber leichter, indem sie zum Beispiel eine Pressekonferenz einberufen und der Pilot eine auch für Laien verständliche Erklärung abgibt.
Aber für “Bild” ist nichts leicht genug.
Doch der Reihe nach:
Am Donnerstag ist eine Boeing 777 von British Airways beim Landeanflug auf den Londoner Flughafen Heathrow plötzlich abgesackt und hat auf einer Wiese vor der Landebahn aufgesetzt.
Both engines on the British Airways jet which crash-landed at Heathrow failed to respond to both automatic and manual demands for more thrust two miles short of the airport, investigators have said.
(Alle Hervorhebungen von uns.)
Heißt: Die Turbinen erhöhten die Leistung nicht wie erforderlich, es fehlte an zusätzlichem Schub für die Landung. Dass beide Triebwerke vollständig ausgefallen sind, steht keineswegs fest und ist sogar eher unwahrscheinlich.
Und “Bild” titelt:
Überhaupt ist in “Bild” alles ganz besonders dramatisch:
Alle zwölf Fahrwerkräder sind abgerissen. Die Tragflächen haben sich in die Kabinenwand gebohrt.
Nun ja, das linke Hauptfahrwerk wurde schon mal nicht abgerissen, sondern in den Flügel gedrückt, und von der Kabine heißt es in einem Bericht explizit, dass sie nicht beschädigt wurde:
It skidded sideways and debris was thrown around as a wing became detached from the fuselage, but the passenger cabin stayed intact.
Aber es kommt noch besser. In seiner gestern verlesenen Erklärung erklärte Peter Burkill, der Pilot des Flugzeugs, sein Co-Pilot John Coward habe beim Landeanflug die Maschine geflogen:
As captain of the aircraft I am proud to say that every member of my team played their part expertly yesterday, displaying the highest standards of skill and professionalism, no-one more so than my Senior First Officer John Coward who was the handling pilot on the final approach and did the most remarkable job.
Entsprechend sahen die Überschriften in Großbritannien aus:
Dieser Bruchpilot ist ein echter Held! Peter Burkill (43), Kapitän der Crash-Boeing von London, verhinderte mit kühler Besonnenheit ein Inferno am Flughafen Heathrow. (…)
Pilot Burkill reißt den Bug hoch, versucht, wie ein Segelflieger den Kurs gerade zu halten, schafft es noch über den Flughafenzaun. (…)
Pilot Burkill, der gefeierte Held, gibt sich bescheiden, sagte nur: “Die ganze Crew hat perfekt funktioniert. Die größte Leistung hat mein Co-Pilot vollbracht.”
Dass der Pilot “den Bug hochreißt”, ist gleich doppelt falsch. Denn das tat nicht nur Burkill nicht, sondern auch Co-Pilot Coward nicht; es wäre auch fatal gewesen. Er musste die Nase des Flugzeugs herunterdrücken — und genau das tat er offenbar auch:
He pushed the nose down to gain speed (…).
Aber Ahnungslosigkeit muss nicht auf Kosten von Detailfreude gehen, lehrt uns “Bild” und berichtet:
Während der Jet aus 150 Meter Höhe über Wohnvierteln absackt, funkt Burkill seelenruhig an den Tower: “Gehe auf Gleitflug!”
Seelenruhig, soso. Laut anderer Medien hatten die Piloten nicht einmal die Zeit, überhaupt einen Funkspruch abzusetzen.
Mit Dank an Klaus, Manuel, Renke B. und Tobias R. für die Hinweise.
Es steht kein Wort wie “Berichtigung” über dem Artikel; es fehlt überhaupt jeder Hinweis, dass er in irgendeiner Weise das korrigiert, was “Bild” gestern behauptet hat (wir berichteten), aber immerhin: Der heutige Text über den Gießener Jugendlichen, der für neun Monate in Sibirien lebt, rückt einiges gerade, was “Bild” gestern behauptet oder angedeutet hatte. Unter anderem erwähnt “Bild” nun (“BILD erfuhr, warum er wirklich nach Sibirien kam”), dass es sich um eine freiwillige Aktion handelt, und erweckt nicht mehr den Eindruck, es sei eine “Strafmaßnahme”, eine besonders strenge noch dazu. Auch der teils falsche, teils grob irreführende Artikel auf Bild.de wurde unauffällig entschärft.
Am Ende des heutigen “Bild”-Artikel kommt etwas unvermittelt noch ein Politiker zu Wort:
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zu BILD: “Wenn Psychologen der Meinung sind, dass eine solche Maßnahme geeignet ist, den Jugendlichen von seinem Tun abzubringen, dann ist schon die Hoffnung, dass es keine weiteren Opfer gibt, den Aufenthalt wert.”
Wie schon gestern erweckt “Bild” den Eindruck, das von Koch regierte Bundesland, in dem in zehn Tagen gewählt wird, stehe hinter der Maßnahme. Das ist gleich doppelt irreführend: Erstens ist es konkret der Landkreis Gießen. Und zweitens hat sich das Land Hessen nach den Worten von Sozialministeriumssprecher Franz-Josef Gemein aus der Finanzierung solcher erlebnispädagogischer Projekte sogar zurückgezogen.
Auch wir müssen uns korrigieren: Betreut wird der 16-Jährige, anders als wir berichtet haben, sehr wohl vom Verein “Pfad ins Leben”.
“Sollen die doch mal ermitteln” (persoenlich.com, David Vonplon)
Die Zürcher Staatsanwaltschaft nimmt die “Weltwoche” ins Visier. Sie klärt ab, ob sich das Blatt gegen den Rassendiskriminierungs-Artikel strafbar gemacht hat mit dem Abdruck eines Artikels von Norman Stone. Der britische Historiker bestreitet den Genozid an den Armeniern. Im Interview mit “persoenlich.com” sagt “Weltwoche”-Chefredaktor Roger Köppel, weshalb er den Rassismusvorwurf für absurd hält.
Grabschen erwünscht (nzz.ch, ras.)
Der Mann als Trottel im Schweizer Fernsehen.
Ich weiß nicht, warum ich hier bin (faz.net, Stefan Niggemeier)
Seit gestern läuft bei RTL wieder die Dschungelshow. Sie ist nicht nur eine Zirkusveranstaltung, sondern auch ein soziales Experiment mit Menschen, die glauben, keine Wahl zu haben. Was uns das Dschungelcamp über ?B-Promis?, das Fernsehen und uns selbst lehrt.
Hesse sucht Frau (fr-online.de, Antje Hildebrandt)
Witzfigur Maddin hat es mit seinem Gebabbel zur eigenen TV-Serie geschafft – warum nur?
Der Einbau des Zünders in eine Bombe (Lesetipp) (freitag.de, Götz Eisenberg)
“Unlängst suchte ich einen Gefangenen auf, der mir schriftlich mitgeteilt hatte, dass er gern am Anti-Aggressions-Training (AAT) teilnehmen würde. Dabei stellte ich fest, dass er gerade Resident Evil spielte, ein Computerspiel, das einen hohen ‘Killfaktor’ aufweist. ‘Sie wollen also am Anti-Aggressions-Training teilnehmen, trainieren aber eben noch mal intensiv das Töten’, sagte ich. ‘Das ist doch nur ein Spiel, mit dem ich mir die Zeit vertreibe’, erwiderte der Gefangene sichtlich verlegen.”
Bunte: Aber Ministerpräsident Wulff ist äußerst beliebt, hat das “Schwiegersohn”-Image…
Jüttner-Hötker: […] aber wie Herr Wulff sich zum Teil politisch und privat verhält, da bin ich froh, dass er nicht mein Schwiegersohn ist!
Jüttner: Da gilt auch das Prinzip: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Er hat sich für seine Wahlniederlagen gegen Gerhard Schröder damit gerächt, dass er Schröders Trennung von Ehefrau Hilu hämisch kommentierte: “Die Wähler werden sich über Schröders persönliche und politische Unzuverlässigkeit Gedanken machen.”
Bunte: Jetzt hat er sich selbst von seiner Ehefrau getrennt.
Jüttner-Hötker: Ja, für sich setzt er nun andere Maßstäbe. Er hat kein Problem, sich von seiner Frau “Knall auf Fall” zu trennen und gleichzeitig eine neue Frau zu präsentieren – die jetzt ein Kind erwartet, obwohl er nicht geschieden ist. Persönlich fand ich es auch unangemessen, wenige Tage nach der Trennung schon mit der neuen Lebensgefährtin zum Galaempfang der Ministerpräsidentenkonferenz einzuladen.
Marion Jüttner-Hötker, die Ehefrau des SPD-Spitzenkandidaten in Niedersachsen, hat sich in der “Bunten” über den CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff geäußert (siehe Kasten rechts). Sie kritisierte unter anderem, dass Wulff ein Kind mit seiner neuen Freundin erwartet, von seiner Frau aber noch nicht geschieden ist.
Die “Bild”-Zeitung ist empört, sieht darin einen Angriff unter der Gürtellinie und einen Widerspruch zu Jüttners Versprechen, einen “fairen Wahlkampf” zu führen. Bild.de spricht gar von einer “Schmutzkampagne”, einem “Schmutz-Wahlkampf” und einem “Tiefschlag” und fasst den Skandal in einem Satz zusammen:
Zehn Tage vor der Landtagswahl hat SPD-Kandidat Wolfgang Jüttner das Privatleben von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) in die Öffentlichkeit gezerrt.
Gaby Köster bittet darum, von weiterer derartiger Berichterstattung Abstand zu nehmen.
Aber “Bild” berichtet erneut.
Ein Gericht erklärt die “Bild”-Berichterstattung für rechtswidrig und Gaby Köster bittet erneut, von entsprechender Berichterstattung Abstand zu nehmen.
“Bild” löscht die bisherigen Berichte aus dem Online-Angebot, veröffentlicht aber einen neuen (“Fans beten für Gaby Köster”), der u.a. dadurch besonders perfide erscheint, dass “Bild” selbst nur noch vage von einer “schweren Erkrankung” schreibt, aber auch einen Genesungswunsch zitiert, der dann doch detaillierter auf die Erkrankung eingeht…
Anders gesagt: Warum lässt “Bild” Köster nicht einfach in Ruhe?!
Wem würde es schaden, wenn “Bild” Kösters Wunsch respektieren würde? Die Frau ist krank und möchte nicht, dass darüber berichtet wird. Das ist ihr gutes Recht, das “Bild” ohne Not missachtet. Nach der gestrigen Titelschlagzeile sagte Kösters Anwalt dem Fachdienst epd, “Bild” versuche mit Artikeln über ein persönliches Schicksal Auflage zu machen. Für den vergleichsweise kleinen “Fans beten”-Artikel heute kann das kaum noch gelten. Warum also steht er überhaupt in “Bild”? Aus Trotz? — Kösters Anwalt jedenfalls will auch dagegen juristisch vorgehen.
Was mag der “Bild”-Leser denken, wenn er die heutige “Bild”-Schlagzeile sieht?
Endlich passiert mal was!
Hat die “Bild”-Debatte um Jugendkriminalität doch Wirkung gezeigt!
Roland Koch greift hart durch, den wähl ich!
Man muss unterstellen, dass die Schlagzeile — passend zur aktuellen “Bild”-Kampagne und rechtzeitig vor der Landtagswahl in Hessen — genau diesen Eindruck erwecken soll.
Der Eindruck ist falsch.
“Bild” schreibt:
Es geht offenbar auch anders! Das Jugendamt des Landkreises Gießen (Hessen) hat einen jugendlichen Gewalttäter nach Sibirien geschickt! (…)
KNALLHARTE STRAFMAßNAHME STATT KUSCHELPÄDAGOGIK!
Richtig ist: Das Land Hessen hat mit dem Fall direkt nichts zu tun; niemand hat den Jungen gezwungen, nach Sibirien zu fahren; es handelt sich nicht um eine Strafe, sondern um eine erlebnispädagogische Maßnahme.
Sämtliche Informationen in dem “Bild”-Artikel stammen aus zwei Artikeln in “Welt” und “Gießener Anzeiger” und einem Bericht des Hessischen Rundfunks; die Fakten hat die “Bild”-Zeitung allerdings ihren eigenen Vorstellungen angepasst. Die “Welt” berichtet zum Beispiel (anders als “Bild”), dass solche Maßnahmen nur auf freiwilliger Basis funktionierten: Auch der 16-Jährige und seine Mutter hätten dem Aufenthalt zugestimmt. Und der “Gießener Anzeiger” schreibt unter Berufung auf den zuständigen Jugendamtsleiter Peter Heidt:
Es geht weder in der einen Richtung darum, einem schwierigen Jugendlichen einen Abenteuer-Auslandsaufenthalt zu finanzieren, noch in der anderen Richtung darum, ihn mit Sibirien zu bestrafen, das im kollektiven Gedächtnis der Deutschen mit der Assoziation von lebensbedrohlichen Arbeitslagern verbunden ist.
Letzter Ausweg Nowosibirsk. Das Jugendamt Gießen hat jetzt den ersten jugendlichen Straftäter in die russische Einöde geschickt.
Erstens hat ihn das Jugendamt Gießen keineswegs “jetzt” nach Sibirien geschickt, sondern bereits vor einem halben Jahr. Und der 16-jährige ist (anders als auch “Bild” nahelegt) keineswegs der erste Teenager, der diese Art Therapie bekommt. Der Verein “Pfad ins Leben” zum Beispiel hat bereits vor über zehn Jahren damit begonnen, kriminelle oder labile Jugendliche nach Sedelnikowo zu bringen und dort unter ähnlichen Umständen zu betreuen wie der 16-jährige, mit dem “Bild” heute aufmacht. “Bild” illustriert den Artikel sogar mit einem Foto von “Pfad ins Leben”, obwohl der Verein selbst seit zwei Jahren keine Jugendlichen dort mehr betreut.
Das Projekt ist den Medien nicht verborgen geblieben; ausführlich berichteten unter anderem 1999 die “Thüringer Allgemeine”, 2001 der MDR, 2002 die (inzwischen eingestellte) “Woche” und 2002 die “Welt am Sonntag”.
Wie flexibel “Bild” beim Umgang mit der Realität ist, zeigt der Schluss des Artikels heute. Voller Lob schreibt der ungenannte Autor:
Das Erziehungscamp (…) kostet 150 Euro täglich — nur ein Drittel der Kosten, die bei einer Unterbringung in einem geschlossenen Heim in Deutschland anfallen würden.
Gestern kritisierte “Bild” die Hamburger Jugendpolitik, weil dort Problemkinder “auf noble Privat-Schulen gesteckt [sic]” werden, und empörte sich:
Kostet pro Monat 2290 Euro allein an Schulgeld!
2290 Euro im Monat sind 76 Euro täglich.
Vielen Dank an Sven J., Jens J., Stefan K., Andreas und die anderen Hinweisgeber!
Im Feuilleton der “FAZ” hat sich Mit-Herausgeber Frank Schirrmacher vorgestern mit der “Debatte über ausländische Jugendkriminalität” befasst. Man könnte Schirrmachers Beitrag (ähnlich wie die “Bild”-Kampagne) alarmistisch und gefährlich nennen, “Bild” nannte ihn gestern “dramatisch” und “bemerkenswert” — und:
BILD zitiert die wichtigsten Passagen.
Zur Verdeutlichung dessen, was “Bild” “die wichtigsten Passagen” nennt, haben wir mal alles, was “Bild” zitierte, in Schirrmachers “FAZ”-Text gelb markiert (siehe Ausriss).
In dem rosafarben abgesetzten, längeren Passus in der rechten Spalte referiert und kritisiert Schirrmacher übrigens einen Videoblog-Beitrag des “Zeit”-Feuilletonchefs Jens Jessen”. Diese Kritik Schirrmachers zitierte “Bild” zwar nicht, machte sie sich aber in einem weiteren Artikel (“Der feine Kultur-Chef der ‘Zeit’ verhöhnt verprügelten Rentner”, siehe auch hier) kurzerhand selbst zueigen.
Bei der “FAZ” ist man nicht sonderlich erfreut darüber, dass “Bild” Schirrmachers Text quasi komplett nachgedruckt hat. Um Erlaubnis gefragt habe “Bild” nämlich nicht. Wie “FAZ”-Geschäftsführer Roland Gerschermann gegenüber BILDblog bestätigt, habe die “FAZ” deshalb in einem Brief an “Bild”-Chef Kai Diekmann deutlich gemacht, dass es sich bei der Artikel-Übernahme um eine unzulässige Urheberrechtsverletzung handele und Unterlassung (also u.a. ein Entfernen des Artikels aus dem Angebot von Bild.de) sowie Schadenersatz (5000 Euro an die Stiftung “F.A.Z.-Leser helfen”) gefordert.
Nachtrag, 20 Uhr: So schnell geht das. FAZ.net berichtet inzwischen:
Die “Bild”-Chefredaktion erklärte sich bereit, den Artikel nicht erneut ohne Nachdruckgenehmigung zu veröffentlichen und ihn unverzüglich aus dem eigenen Internetangebot zu entfernen.
Zudem wurde vereinbart, dass “Bild” für den unerlaubten Nachdruck eine Spende von fünftausend Euro an die Initiative “F.A.Z.-Leser helfen” entrichtet.
Wettstreit der besten Argumente (werbewoche.ch, Josefa Haas)
Der Journalismus steht im Wettbewerb der Informationsvermittlung – eine sportliche Herausforderung, findet Josefa Haas.
Der «Blick» soll dicker werden (+) (sf.tv, Video, 5:23 Minuten)
Mehr Seiten, ein neues Layout und eine Frauenzeitschrift als Beilage: Am Ringier-Hauptsitz in Zürich wird mit Hochdruck an der neuen Ausrichtung der Tageszeitung «Blick» gefeilt. Das Vorgaben sind klar: Mehr exklusive Geschichten.
Ringier – 175 Jahre Abenteuer (tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Zum Geburtstag des Verlags erscheint morgen ein Buch – es ist ein Alptraum für jeden Unternehmensberater.
Neu! “Bild” bringt Qualitätsjournalismus! (perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Die Bild-Zeitung druckt Frank Schirrmachers “dramatischen Beitrag” zu Jugendgewalt nach. Und basht Schirrmachers Kollegen Jens Jessen: “Muss er Konsequenzen fürchten?”
Zwischen Befindlichkeit und Quote (taz.de, Meike Laaff)
Inzwischen haben klassische Medien auf die Neuerungen des Web 2.0 reagiert. Inhaltlich rümpfen Journalisten aber noch die Nase über Blogger.
“Bild” berichtet derzeit immer wieder ausführlich über das, was sich bei der RTL-Show “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” so tut: Der Auftritt der Busch-Bewohnerin Julia Biedermann im “Playboy” wurde mit einer Bildergalerie begleitet, Ex-Kandidat Daniel Küblböck darf bei Bild.de sein “Dschungelbuch” in eine Kamera sprechen — und heute fragt “Bild” bange und beinahe seitenfüllend (siehe rechts):
Wann platzt Dirk Bach?
(…) Im Gegensatz zu den Kandidaten, die sich täglich von Reis und Bohnen und ab und zu von Rattenschwänzen und Kakerlaken ernähren müssen, bekommen die Moderatoren aber auch feinste Menüs im australischen Busch serviert.
Und augenscheinlich gut informiert präsentiert “Bild” auch eine lange Gegenüberstellung dessen, was den Kandidaten vorgesetzt und was den Moderatoren serviert wurde:
“Bild” kommentiert die doch recht unterschiedlichen Speisepläne so:
Kein Wunder, dass Dirk Bach ablehnte, als Barbara Herzsprung (54) ihm bei der Dschungel-Prüfung etwas von ihren Tierchen anbot. Bach: “Nein danke, ich bin nicht wahnsinnig.”
Dass Dirk Bach ablehnte, ist allerdings echt “kein Wunder” — egal, ob Rattenschwanz, Lammkarree oder sonstige “Tierchen”: Bach ist seit Jahren bekanntermaßenVegetarier.