Archiv für November, 2008

Blick über den Weihnachtstellerrand

Es weihnachtet schon wieder. Und wir nutzen die Gelegenheit diesmal für einen Blick über den Weihnachtstellerrand – und machen im Advent “BILDblog für alle”: Statt nur auf die Unzulänglichkeiten einer großen deutschen Boulevardzeitung zu starren, schauen wir uns einfach mal genauer an, was an Fehlern, Falschmeldungen, Persönlichkeitsrechtsverletzungen, Irreführendem und Unsinn… kurzum: wieviel “Bild” in anderen Medien steckt.

Die kleinen Merkwürdigkeiten und das große Schlimme im “Trierischen Volksfreund” oder in der “Süddeutschen Zeitung”, auf RTL, im “heute journal”, auf “Spiegel Online” und natürlich, wie gehabt, in “Bild”.

Und so, wie das BILDblog ohne die sachdienliche Unterstützung unserer Leser nicht möglich wäre, freuen wir uns auch beim “BILDblog für alle” auf Hinweise zu Entgleisungen und (un)journalistischen Mängeln in einer großen deutschen Medienlandschaft.

Harry Potter, Twitter, ORF

1. “ORF baut bis 2012 1000 Angestellte ab”
(diepresse.com, Isabella Wallnöfer)
“Dem ORF droht der komplette Zusammenbruch. Das sagt nicht ein Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sondern ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: ‘Werden nicht einschneidende Maßnahmen gesetzt, wäre die Folge eine Insolvenz des Unternehmens und die Zerschlagung in Einzelteile. Und da stehen schon nationale und internationale Investoren bereit, sich den einen oder anderen Teil einzuverleiben.’ Die 100 Millionen Euro minus, die der ORF heuer einfahren wird, sind nur der Anfang.”

2. “Twitter mal wieder”
(don.antville.org)
Don Dahlmann macht sich Gedanken zur Aufnahme der Quellen bei Twitter anlässlich der Angriffe in Mumbai: “CNN hat rasend schnell gelernt und mitbekommen, wie ein dezentrales Nachrichtennetzwerk wie Twitter funktioniert. Nicht nur, dass man die Infos schneller bekommt, nicht nur, dass die Informationen häufig direkt mit Bildern oder pixeligen Videos verknüpft sind, sie haben auch noch den Vorteil, dass sie umsonst sind. Man kann mit wenig Mitteln sehr viel erreichen. Um so unverständlicher, dass bei N24 und n-tv nichts passierte, aber vielleicht ist das Schweigen der beiden Sender, die täglich Nachrichten simulieren, ein schönes Beispiel für den Zustand großer Teile des deutschen Journalismus.”

3. “Anschläge in Mumbai – Sollte ich Twitter doch noch eine Chance geben?”
(carosmedienschelte.blogspot.com, Carolin Neumann)
“Als ich zum ersten Mal von Twitter gehört und darüber gebloggt habe, hielt ich es für einen unnützen ‘Web-2.0-Hype’, der schneller wieder vorbei ist, als er angefangen hat.” Doch mittlerweile muss Caro zugeben, dass bei konkreten Ereignissen Twitter “in der Tat ein vielversprechenes Medium” ist. Dennoch: “Ich will nach wie vor wie keine Tweets von irgendwelchen Geeks lesen, die nichts zu sagen haben, was von Interesse ist.”

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Fingerkuppen, Bullshit, Paparazzi

1. “Wozu noch Zeitungen?”
(sueddeutsche.de)
Sueddeutsche.de findet drei “Preisträger”, die erklären, warum “die Print-Branche wird auch morgen noch dringend benötigt” wird. Seltsame Oden an raschelndes, totes Holz und an schwarze Fingerkuppen – liest man denn Zeitungen nicht wegen dem Inhalt?

2. Bullshit-Erkennung mit Alan Posener
(welt.de, Video, 3:34 Minuten)
Alan Posener hat seit einiger Zeit bei Welt Online eine neue, eigene Blattkritik-Videokolumne, in der er Zeitungsschlagzeilen auf Bullshit abcheckt. Findet er welchen, drückt er den Bullshit-Button. Und dann wirft er die Zeitung ordentlich neben sich zu Boden.

3. “Die Deutschen schnappen uns die Frauen weg”
(madial.blogspot.com)
“Die Deutschen, so heisst es in Anführungsstrichen im Titel [tagesanzeiger.ch], schnappen uns die Frauen weg! Was dann folgt, ist eine einzige Demontage des im Titel angedeuteten Problems.”

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“BILD Brother is watching you”

Gestern kündigte die Axel Springer AG offiziell den nächsten “Schritt in der Medienevolution” (wir berichteten) an und machte ihn konkret: Ab dem 4. Dezember gibt es beim Discounter Lidl, bekanntlich ein guter Geschäftspartner von “Bild”, für rund 70 Euro (und nicht wie mal geplant umsonst) eine “preisgünstige und leicht zu bedienende Videokamera”. Das “Besondere” daran:

Wenn man das Gerät an einen Computer anschließt, öffnet sich automatisch ein Programm mit dem die Filme zum Online-Portal von BILD geschickt werden können.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten Verbands Michael Konken sagte der Nachrichtenagentur dpa dazu:

“Das bringt uns im Journalismus nicht weiter und es ist eine Aufforderung, Grenzen zu überschreiten (…). Viele werden unter Missachtung aller Persönlichkeitsrechte versuchen, Prominenten aufzulauern.” Diese Art von Sensationsjournalismus könne leicht außer Kontrolle geraten.

Bei Autounfällen würden zu allererst Kameras gezückt und damit Hilfskräfte sowie professionelle Journalisten behindert.

Bei Tagesspiegel.de hingegen heißt es unter der Überschrift “Bild rüstet Leserreporter auf – na und?”:

Tatsächlich sind die eindringlichsten Bilder der letzten Ereignisse allesamt von Laien aufgenommen worden. Egal ob 09/11 oder der Tsunami 2004, egal ob Abu Ghraib oder die Hinrichtung Saddam Husseins, es waren private Aufnahmen, die Geschichte geschrieben haben. Und ja, diese Entwicklung muss man ernst nehmen. (…)

Kai Diekmann ist für “Bild” vorgeprescht und hat sich an die Spitze einer Bewegung gesetzt, die nun einmal existiert. Und gerade weil im Journalismus bestimmte Standards gelten sollen: An dieser Front darf man Diekmann auf keinen Fall alleine lassen.

Wortvogel zieht unter der Überschrift “Jedem Arschloch seine Kamera” Vergleiche zu Orwell (“BILD Brother is watching you”) und schreibt:

Das Recht am eigenen Bild, es stirbt nicht durch Paragraphen, sondern durch Schulterzucken: “Wir haben gedacht, das sei okay – und außerdem: das Video stammt von einem Leser, WIR zeigen es ja nur”. (…)

Dann sehen wir endlich im Bewegtbild, wie der psychisch Kranke nackt über die Straße kriecht. Haben wir schließlich ein Recht drauf. Und wäre doch gelacht, wenn nicht auch ein paar “Busenblitzer” vorkommen. (…) Schwenk zum Lastwagen, der einen Golf zermalmt hat: “Hier stirbt gerade ein Mensch”. Schlimm, sowas. (…) Dann lieber weiter zu Oliver Kahn, der doch tatsächlich bei der Filmpremiere in der Seitenstraße an die Mülltonne gepinkelt hat. Konnte man genau sehen. BILD fragt einen prominenten Urologen: Sieht das Genital des Titans eigentlich gesund aus?

Und “Spießer Alfons” schreibt:

Spießige Frage: Gab es bei Lidl nicht schon mal Überwachungskameras…? Und wer war es, der damals den Lidls publizistisch aus der Klemme geholfen hat…?
(Links von uns)

Mit Dank an die Hinweisgeber.

Pocketcam, US-Studien, Kartoffelpüree

1. “Sind Blogger doch Journalisten?”
(gesundheit.blogger.de, strappato)
Sowohl bild.de als auch tagesanzeiger.ch berichteten über eine Studie, die herausgefunden hat, dass das Internet im Vergleich mit dem Fernsehen als die glaubwürdigere Informationsquelle angesehen wird. Strappato hat die Studie (pdf) ausgegraben. Fazit nach dem Vergleich: Die am Fall beteiligten etablierten Medien vereinfachen, sind ungenau und intransparent. Und Blogger schreiben das dann ab.

2. “New Journalism? Shoot!”
(carta.info, Mercedes Bunz)
Mercedes Bunz schreibt über die für BILD.de optimierte Vado-Pocketcam von Creative, die bald für 69.99 Euro bei Lidl zu kaufen sein wird: “Das bedeutet nicht, dass man den Leser Bild-alike mit schlechtem Billigmaterial ausstatten muss. Es bedeutet aber auch keine Entwertung der professionellen Arbeit, wie der Deutsche Journalisten Verband (DJV) umgehend klagte. Diekmann hat erkannt, was schon lange Fakt ist: Dass Leser nicht nur Information lesen, sondern auch welche besitzen – und dass darunter auch Information ist, die für Journalisten interessant sein könnte.”

3. “DJV warnt vor Leser-Reportern”
(csommer.de)
Auch Claudia Sommer äussert sich zum Fall und stört sich an “unqualifizierten Äußerungen” von Michael Konken vom DJV: “Welche Grenzen Herr Konken? Darf das Wort oder Bild nur die schreibende Elite ergreifen? Wir leben in einem Land der Meinungsfreiheit, falls sie dies noch nicht bemerkt haben.”

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Newsnetz, Alterman, Interpunktion

1. “Sind Journalisten Blogger?”
(feynsinn.org)
Sowohl sueddeutsche.de (“1:0 für Blogger“) als auch spiegel.de (“Wie Blogger den DFB bloßstellten“) berichten über den Fall Weinreich/Zwanziger. Das Blog “Feynsinn” meint, “Blogger müssen nicht über ihre ‘Chancen’ belehrt werden”, denn die “noch kleine Öffentlichkeit” gibt es längst. “Wenn ‘Print’ aus Geldmangel nicht völlig untergehen soll, weil sich nur noch Titten-und Hitlerjournaille verkaufen läßt, muß es einen dritten Weg geben. Eine Kooperation von noch-Bloggern und noch-Journalisten bis hin zur Unkenntlichkeit der Clubfarben und völlig neue Formen der medialen Öffentlichkeit werden die Zukunft sein.”

2. “newsnetz klaut bilder bei blogger bö”
(benkoe.ch, Thomas Benkö)
Statt Screenshots selbst zu machen, bedient sich das hinter tagesanzeiger.ch stehende Newsnetz bei Bloggern, ohne Verweis. Der Blogger schickt eine Rechnung, doch beim Newsnetz ist man sich keiner Schuld bewusst: “Urheberrechtlich geschützt sind im Internet nur Werke, Screenshots gehören nicht dazu.” Doch der Screenshot ist bearbeitet – ist ein Werk von Sekunden kein Werk?

3. “Faux-Pas”
(sauglattismus.blogspot.com, Köbi Bünzli)
Roger Köppel spricht beim just zur Bekanntgabe der UBS-Staatsunterstützung erschienenen Cover “La crise n’existe pas” von einem “Faux-Pas”: “Fuer einmal hat die Weltwoche, was sie sonst nicht macht, den Aussagen unseres Bundespraesidenten, der NZZ und dem UBS-VR sowie dem Economiesuisse-Chef vertraut. Wird nicht mehr vorkommen.”

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“Bild” verwechselt Bibel mit Grundgesetz

Wie sehr mit “Bild” die Fantasie durchgeht, weil erstmals ein türkischstämmiger Deutscher einer großen Partei vorsteht, zeigt auch diese Frage, die Hanno Kautz und Rolf Kleine in ihrem Interview Cem Özdemir gestellt haben:

BILD: Könnten Sie sich einen türkischstämmigen Kanzler vorstellen, einen Minister, der vielleicht seinen Amtseid auf den Koran schwört ...

Eine schlaue Antwort an die beiden “Bild”-Redakteure wäre gewesen:

Nein. Genauso wenig, wie ich mir vorstellen kann, dass vielleicht ein Bundeskanzler, ein Bundesminister oder der Bundespräsident seinen Amtseid auf die Bibel schwört. Sie etwa?

Die Eidesformel im Grundgesetz, Artikel 56:

“Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.”

Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.

Denn anders als in den Vereinigten Staaten wird im deutschen Parlament, wie uns ein Sprecher des Bundestages auf Anfrage erklärt, “auf gar kein Buch geschworen” — im wörtlichen Sinne nicht einmal auf das Grundgesetz. Das ist allerdings, im Gegensatz zur Bibel, bei der Vereidigung wenigstens anwesend, weil die Eidesformel aus ihm zitiert wird. Und auf das Grundgesetz bezieht sich auch der Eid, den Minister, Kanzler und Präsident ablegen.

In diesem Eid (siehe Kasten rechts) gibt es zwar eine “religiöse Beteuerung”, die der zu Vereidigende auch weglassen kann (wie es Gerhard Schröder getan hat). Diese Formel bezieht sich aber nicht auf die Bibel, sondern allgemein: auf “Gott”.

Es dürfte ein doppelter Schock für “Bild” und ihre entsetzten Leser sein: Das Abendland, das gerade unterzugehen droht, hat es nie gegeben.

Danke an Christoph C.!

“Bild” schreibt, was Özdemir-Gegner lesen wollen

Als Cem Özdemir vor einer Woche in die Parteispitze der Grünen gewählt wurde, war die Religionszugehörigkeit des Deutsch-Türken für “Bild” ein derart wichtiges Detail, dass sie es sogar in die Überschrift geschafft hatte:

"Erstmals wird ein Moslem Parteichef"

In anderen Medien war zwar eher die Rede davon, dass die Grünen erstmals einen “Türkischstämmigen”, “türkischstämmigen Politiker”, “Politiker türkischer Abstammung” und “Politiker mit ‘Migrationhintergrund'” oder (wie es die “Frankfurter Rundschau” formulierte) “ein deutsch-türkisches Gastarbeiterkind” zum Parteichef wählten. Aber bei “Bild” passte dergleichen wahrscheinlich einfach nicht ins Konzept in die Überschrift…

Heute nun druckt “Bild” ein Interview mit Özdemir — und eine große Schlagzeile:

"Grünen-Chef Özdemir fordert: Türkisch-Unterricht an deutschen Schulen!"

Aus dem Interview:

  • BILD: In deutschen Schulen werden alle möglichen Fremdsprachen unterrichtet – aber kaum Türkisch. Ein Fehler?
    Özdemir: Auf jeden Fall. Zweisprachigkeit ist in der globalisierten Welt ein großes Plus und ein Potenzial, das wir stärker nutzen müssen. Deutsch muss für Kinder, die hier leben und aufwachsen, immer die wichtigste Sprache sein. Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass Kinder mit Migrationshintergrund ihre Mehrsprachigkeit entfalten können. Warum soll an deutschen Schulen neben Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch nicht auch mehr Türkisch angeboten werden?
  • BILD: Könnten Sie sich einen türkischstämmigen Kanzler vorstellen, einen Minister, der vielleicht seinen Amtseid auf den Koran schwört …
    Özdemir: Genau das sollte sich ändern, dass vor allem gefragt wird, worauf ein Minister seinen Amtseid ablegt. Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft farbenblind wird. Dass es völlig unerheblich ist, woran jemand glaubt. Entscheidend muss doch sein, wie gut, qualifiziert und überzeugend ein Politiker ist. Wichtig ist doch, wo ein Politiker hin will – nicht, wo er herkommt. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass es in Deutschland bald die erste Ministerin mit Migrationshintergrund gibt, bei der genau das keine Rolle spielt.

Wobei die große Schlagzeile einen großen Haken hat: Sie stimmt nicht. Wer das Interview liest, muss nach einer Forderung Özdemirs lange (und vergeblich) suchen (siehe Kasten).

Noch falscher allerdings ist, was die Nachrichtenagenturen ddp, AFP*, epd und AP über das “Bild”-Interview zu vermelden wissen. In mehr oder weniger identischem Wortlaut heißt es dort:

Özdemir äußerte die Hoffnung, dass möglichst bald ein Muslim oder eine Muslimin in Deutschland ein Ministeramt bekleidet (…).

Dabei ist die Religionszugehörigkeit zukünftiger Minister in Özdemirs “Bild”-Interview selbst nirgends ein Thema (siehe Kasten). Und AP hat die Meldung inzwischen sogar korrigiert (“Er äußerte zugleich die Hoffnung, dass es möglichst bald die erste Ministerin mit Migrationshintergrund in Deutschland geben werde”).

Doch was kann “Bild” dafür? Oder anders: Woher hatten die Agenturen bloß ihre “ein Muslim oder eine Muslimin”-Behauptung, wenn doch das Interview selbst bereits komplett bei Bild.de nachzulesen war, als sie daraus eine Meldung machten?

Na, von “Bild”.

Wortwörtlich stehen Muslim und Muslimin in einer “Bild”-Vorabmeldung, verschickt von “Thomas Drechsler, BILD-Zeitung, Chefredaktion Politik”. Und niemand bei den genannten Agenturen sah sich offenbar veranlasst, daran zu zweifeln (oder zu überprüfen), was “Bild” behauptete – und nun auch fröhlich in den Online-Ausgaben der “Zeit”, des “Tagesspiegels”, des “Kölner Stadtanzeigers” sowie (naturgemäß noch abwegiger) unter Islamophobikern weiterverbreitet wird.

P.S.: Dass es auch anders geht, zeigt immerhin die Nachrichtenagentur dpa. Die nämlich fasst Özdemirs “Bild”-Aussage wie folgt zusammen: “Die Karriere von Politikern sollte nach Özdemirs Ansicht nicht vom Glaubensbekenntnis oder der Abstammung abhängen.”

Nachtrag, 18.16 Uhr: Özdemir antwortet uns auf Nachfrage, dass die “fordert”-Formulierung auf der “Bild”-Titelseite (“eine Entscheidung der Redaktion”) zwar “in der Sache nicht ganz falsch” sei, aber: “Die Kernaussage meines Interviews war (…) eine andere: Es geht mir darum, wie die immer noch existierenden Spaltungen in unserer Gesellschaft überwunden werden können. Da zielt so ein Aufmacher-Titel doch eher in eine andere Richtung.” Bezüglich seiner angeblichen Hoffnung auf eine muslimische Ministerin findet Özdemir indes klare Worte:

Das war nun wirklich eine Ente, die da offenbar an die Agenturen gegeben wurde.

*) Ach ja: Sechs Stunden nach der ungeprüften Übernahme der “Bild”-Vorabmeldung (und 16 Stunden nach Veröffentlichung des Interviews auf Bild.de) hat auch AFP festgestellt, dass da was nicht stimmte, und sich korrigiert.

Lustknaben, virtueller Hinterhalt, RSS

1. “RSS: Beginnt das Umdenken?”
(georgholzer.at)
Georg Holzer fordert von den Medienhäusern brauchbare RSS-Feeds. Statt “verkrüppelt, verkürzt, auf den Titel und höchstens noch einem kurzen Teaser reduziert”, sollen sie vollständig sein. Werbung nimmt er dabei gerne in Kauf, solange sie nicht blinkt: “Dann hilft nämlich das ganze RSS-Zeugs nicht, weil man den eigentlichen Text dann schwerer lesen kann.”

2. “Freie beim Fernsehen”
(taz.de, Eckart Lottmann)
“Wer ist ärmer dran? Der unterbezahlte Fernsehautor oder der überarbeitete Fernsehredakteur? Eine Tagung in Stuttgart widmete sich dieser ‘schwierigen Liebe’.”

3. “Immer mehr Gift-Spritzen aus dem virtuellen Hinterhalt”
(onlinereports.ch, Peter Knechtli)
Peter Knechtli sorgt sich in einem langen Artikel um das Internet, das, so meint er, immer brutaler zur Kampfzone wird. Mit ihren Waffen, den “Buchstaben ihrer Tastatur”, würden “Schützen aus dem Hinterhalt” “gezielt Personen ins Visier” nehmen, “mit dem Ziel, sich über sie systematisch lustig zu machen, sie zu denunzieren, über sie gezielt Unwahrheiten zu verbreiten oder gar Psychoterror auszuüben”. Angegriffen werden im Text auch seit Jahren bloggende Journalisten auf dem Antville-Blog infam.antville.org. Die sind der Meinung, so anonym doch gar nicht zu sein.

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