Archiv für Juni, 2008

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Klatsch as Klatsch can bringt Umsatz (+)
(werbewoche.ch, Gerti Schön)
Gawker Media, Amerikas erfolgreichstes Blogging-Unternehmen, wirft Millionen ab.

wat denn da los?
(basicthinking.de, Robert Basic)
Deutschlands meistverlinkter Blogger fragt sich, was los ist angesichts mehrerer die Zukunft von Blogs kritisch beleuchtenden Blogtexten: “Was juckt es da, ob eine Firma mehr oder weniger bloggt, auch nicht, ob sie ‘gut’ oder ‘schlecht’ bloggt oder ob ein Blogger Asche macht oder nicht? Es sind nahezu bedeutungslose Ereignisse im Jetzt in einer langen Abfolge, die aber in der Summe gesehen unaufhaltsame Änderungen mit sich führen.”

Habermas, die Medien, das Internet
(perlentaucher.de, Robin Meyer-Lucht)
“Deutschland tut sich nach wie vor schwer damit, die Ressentiments gegenüber dem Internet als scheinbar chaotisches, zersplittertes und desorientierendes Medium aufzugeben. Im Gegenteil: Hierzulande ist man von einer (möglichst von systemisch-ökonomischen Zwängen befreiten) massenmedialen Öffentlichkeit als überlegenem diskursiven Modell tief überzeugt.”

“Unser Land hat die Medienkritiker, die es verdient”
(persoenlich.com, Roger Schawinski)
Roger Schawinski reflechiert über Medienjournalismus in der Schweiz und in Deutschland und beleuchtet im Speziellen die Süddeutsche Zeitung. Er erzählt, wie jedesmal Panik ausgebrochen sei bei Sat.1, wenn man vor einer TV-Premiere lobende Worte dieser Zeitung erhalten habe, da das ein Garant für einen Quotenflop gewesen sei (“so weit entfernt sind diese Fachleute vom real existierenden Fernsehpublikum”).

Look east, young man
(ecin.de, Prof. Monse)
“Während der Westen sich als Heimat der Hobby-Journalisten überschätzt, hat China, für mich überraschend, 73 Millionen Blogs und 47 Millionen Nutzer, die regelmäßig Blogs schreiben.”

The Newspapers: Rating The Top 25 Newspaper Websites
(247wallst.com)

neu  

Radio Vatikan stellt “Bild”-Vatikanexperten bloß

Der Journalist Andreas Englisch arbeitet seit 1987 als Korrespondent im Vatikan. (…) Auch seit der Wahl des deutschen Papstes Benedikt XVI. gehört er dank seiner exzellenten Verbindungen zu den am besten informierten Journalisten im Vatikanstaat.
(Randomhouse.de über Andreas Englisch)

Englisch ist jedoch nicht nur einer der “am besten informierten Journalisten im Vatikanstaat”, sondern auch “Vatikan-Experte” der “Bild”-Zeitung. Für “Bild” schreibt er seit Jahren über den Papst und eine Kolumne, die “Der Papst + ich”, “Die Woche von unserem Papst” oder auch “Mein Leben mit dem Papst” heißt.

Und kürzlich behauptete er im Anschluss an die diesjährige Fronleichnamsprozession in Rom, Benedikt XVI. sei dort “erstmals” im Auto gefahren worden.

Wir hielten das für Unsinn und berichteten.

Englisch für Fortgeschrittene:

“(…) Besonders leid tat mir der Papst, als er vor kurzem am Altar unter der Last der Gewänder stolperte. Und als er während der Fronleichnamsprozession erstmals auf einem Lkw vor der Hostie, dem Allerheiligsten, kniend von der Lateranbasilika zur Marienkirche Santa Maria Maggiore gefahren wurde. Mit den ungeheuer schweren Kleidern, die wieder liturgische Gewänder von Papst Benedikt XV. waren, hätte er kaum zu Fuß der Prozession folgen können. (…)”
(Quelle: “Bild”-München)

Nachdem Englisch jedoch unlängst dasselbe noch einmal in der “Bild”-München behauptet hatte (siehe Kasten), haben wir bei ihm nachgefragt, wie er denn — trotz eindeutiger Beweislage — auf diese abwegige “erstmals”-Behauptung komme. Wir erhielten eine ausführliche und deutliche Antwort:

Wenn Sie sich die Fotos der Corpus Domini Prozessionen der vergangenen Jahre anzusehen, werden Sie merken, dass Sie unrecht haben.

Noch nie wurde ein Papst auf einem Lkw vor einer Hostie kniend von der Lateransbasilika nach Santa Maria Maggiore gebracht. Dass dies jedes Jahr üblich sei, wie Sie behaupten, ist schlicht falsch. Wie Sie aber auch jedem guten Fotoarchiv entnehmen können, gab es eine solche Fahrt bisher nicht. Bisher wurde die Hostie zu Fuß in einer Monstranz vor dem Papst her getragen. Der Vatikan beschloss in diesem Jahr zum ersten Mal, einen Lkw einzusetzen, auf dem der Papst, kniend vor der Hostie, gefahren wurde, weil Benedikt XVI. die ungeheuer schweren liturgischen Gewänder von seinem Vorgänger Papst Benedikt XV. angelegt worden waren. Richtig ist, dass der Papst in den vergangenen Jahren nicht die komplette Strecke zu Fuß ging, sondern für ein Teilstück das Papamobil benutzte, aber wie gesagt noch nie den in diesem Jahr erstmals eingesetzten Lkw und noch nie kniend vor der Hostie. Wie in “Bild”-München völlig korrekt dargestellt, gab es eine solche Überfahrt eines Papstes auf einem Lkw von der Lateransbasilika zur Kirche Santa Maria Maggiore in der Kirchengeschichte bisher nicht.

“Unrecht”, “schlicht falsch”, “bisher nicht”, “noch nie”? Deutlich kürzer, aber nicht weniger deutlich ist die Antwort von Radio Vatikan auf unsere Bitte um ein Statement zu den Ausführungen des “Vatikan-Korrespondenten” der “Bild”-Zeitung. Der Leiter der deutschsprachigen Radio-Vatikan-Redaktion, Pater Eberhard von Gemmingen, schreibt uns:

Seit Jahren knien die Päpste vor dem Allerheiligsten auf einem Autodeck bei der Prozession vom Lateran nach Maria Maggiore. Herr Englisch liefert leider wiederholt Fehlmeldungen. Das tut mir leid.

Klopp hält sich nicht an “Bild”-Wissen

Vor zwei Tagen berichtete “Bild”, dass der Fußballtrainer Jürgen Klopp (Borussia Dortmund) Christian Heidel, dem Manager seines ehemaligen Vereins Mainz 05, versprochen habe, keine Spieler abzuwerben. Besonders wichtig war “Bild” dabei der Spieler Neven Subotic. Autor Mirko Frank schrieb:

"Klopp verzichtet auf sein größtes Talent"

Kein Geheimnis: Klopp hätte seinen Lieblingsschüler [Neven Subotic] gerne mitgenommen. (…) Aber: Klopps Versprechen verhindert den Wechsel. (…)

Subotic – das Thema wird Mainz noch ein paar Wochen beschäftigen. Die Bundesliga hat ihn im Auge. Nur eins ist sicher: Klopp lässt die Finger von ihm – für Mainz!
(Hervorhebung von uns)

Heute wurde indes bekannt: Subotic wechselt zu Borussia Dortmund. Und “Bild”-Autor Frank schreibt:

"Für 3,5 Millionen! Klopp holt sein Mainz-Juwel"

Der Trainer [Jürgen Klopp] hatte sich eigentlich mit seinem Ex-Klub darauf geeinigt, keinen Spieler aus Mainz nach Dortmund zu holen. Aber weil Subotic auch die Freigabe für Hoffenheim hatte, durfte Klopp zuschlagen.

Möglich, dass Mainz-Manager Heidel der “Bild”-Zeitung das vor zwei Tagen verschwiegen hatte. Oder, dass Heidel da selbst noch gehofft hatte, Subotic bleibe in Mainz. Möglich auch, dass viele Menschen “Bild” nur wegen des Sportteils lesen.

Mit Dank an Yme S. für den sachdienlichen Hinweis.

Springers internationaler Doppelpass

Es ist noch nicht allzu lange her, da hatte die große Axel Springer AG (laut Presserat) einem kleinen, unabhängigen Internetangebot, das sich kritisch mit der Springer-Zeitung “Bild” auseinandersetzt, vorgeworfen, es versuche, “sich auf einfachem Wege Material für ihre gewerbliche Tätigkeit zu verschaffen”, und “inszeniere die Wirklichkeit, die sie selbst zum Gegenstand ihrer journalistischen Berichterstattung mache, und verstoße somit selbst gegen journalistische Grundsätze wie Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit”.

Heute nun macht “Bild” auf der Titelseite sowie groß im Sportteil publizistische Angriffe der Polen auf “unsere” Fußball-Nationalmannschaft zum Gegenstand ihrer journalistischen Berichterstattung (siehe Ausrisse) — und schreibt:

Gestern erschien die polnische Zeitung “Fakt” mit einer Fotomontage auf der Titelseite: Michael Ballack mit Pickelhaube aus dem 1. Weltkrieg und Ritter-Umhang des Deutschen Ordens aus dem Mittelalter. (…)

Heute legt “Fakt” nach — eine Zeichnung auf dem Titelblatt zeigt Ballack in einem Trabi, Beenhakker [den polnischen Nationaltrainer] obendrauf. Überschrift: “Leo, besiege die Trabis.” (…)

Nicht zum Gegenstand ihrer journalistischen Berichterstattung macht “Bild” heute, in welchem Verlag “die polnische Zeitung” erscheint, die die deutsche Mannschaft so angreift: “Fakt” ist eine Schwesterzeitung von “Bild”.

Mit Dank auch an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 5.6.2008: “Spiegel Online” findet den Springerschen Doppelpass “pikant” und zitiert den Stellvertretenden Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, Alfred Draxler, der von Pikanterie nichts wissen zu wollen scheint: “Die ‘Fakt’ ist eine journalistisch völlig unabhängige Zeitung, wie die ‘Bild’ auch.” Der Axel-Springer-Verlag habe deshalb auch kein Problem damit, kritisch über das polnische Blatt zu berichten – im Rahmen eines “gesunden Binnenpluralismus”. Marietta Slomka hingegen kommentiert die “Aufregung um antideutsche Berichte” im aktuellen “heute journal” mit Süffisanz: “Die deutsche ‘Bild’ macht also Schlagzeilen mit den Schlagzeilen der polnischen ‘Bild’. Na, das trifft sich ja gut…” Und bei n-tv spricht man sogar von einer möglicherweise “geschickt inszenierten Medienkampagne” und bilanziert: “Ein Skandal, produziert vom Springer-Verlag.” Nun ja.

Ein O für ein U vormachen

In seiner Bild.de-Kolumne “In Dubai dabei” schreibt Joachim Zoellner:

U-Turn in Dubai

Das ist natürlich falsch. Richtig wäre vielmehr:

O-Turn in Dubai

Mit Dank an Alexander H. für den freundlichen Hinweis.

Nachtrag, 16.09 Uhr: Tatsächlich ist das offizielle “U-Turn”-Schild von Dubai dreieckig und rot statt rund und rot. Dennoch gebe es “zu Hauf” runde und rote, wie uns BILDblog-Leser Alexander H. schreibt.

Nachtrag, 19.36 Uhr: Inzwischen hat’s Bild.de wieder so gemacht wie damals, im Dezember 2007, und eine 180-Grad-Wende vollzogen.

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Online macht’s möglich: Französisches Recht für britische Publikation
(medienrauschen.de, Thomas Gigold)
“Wer meint, nur in Hamburg kann man absurde Urteile zu Internet-Sachverhalten fällen, der sollte einen Blick nach Paris wagen. Dort nämlich hat das ‘Tribunal De Grande Instance’ zwei britische Verlage verurteilt, weil deren Web-Inhalte in Frankreich gelesen werden konnten.”

Frische Form für Österreich (Video)
(Folge Magazin)
“Am Ende gehen alle traurig ins Bett – und das muss ja nicht sein. Ein Gespräch mit David Schalko”, österreichischer Regisseur, Autor und Entwickler von Fernsehsendungen für den ORF (Wikipedia).

Give Me Something To Read
“Need something to read? Enjoy these selections from among the most frequently bookmarked articles on Instapaper.” Eine Liste der Artikel, die mit dem Lesezeichen-Plugin zum gespeichert wurden – zum später einmal lesen.

“Nokia hat den längsten”
(Indiskretion Ehrensache, Thomas Knüwer)
“Unternehmen kommunizieren nicht. Weil sie es nicht können. Je größer ein Konzern, desto eher entwickelt sich seine Kommunikationsabteilung zu einem Geknebelten, der um Hilfe schreien möchte. Beispiel: Nokia.”

CDU-Politiker fordert Absetzung von “Anne Will”
(dwdl.de, Jochen Voß)
So natürlich nicht: Will talkt zum Thema Linkspartei und dass man mit ihr erfolgreich regieren könne. “Nach der Sendung vom vergangenen Sonntag fordert nun der Berliner Fraktionsvorsitzende der CDU, Friedbert Pflüger, ‘Anne Will’ abzusetzen und statt dessen ‘Hart aber fair’ zu zeigen. Unter anderem wirft Pflüger dem Format die “bewusste Verzerrung von Sachverhalten” vor. ARD-Programmdirektor Struve weist die Kritik als ‘absurd’ zurück.” Plasberg diskutiert diese Woche lieber über Magermodels und Schönheitswahn …

Glänzender Medienstandort Hamburg
(Frankfurter Rundschau, Sylvia Staude)
Heute Abend im Ersten: Eine aufstrebende Journalistin erpresst ihren Chef, schläft mit ihm, verliebt sich in einen anderen und muss die Konkurrenz ihres Unternehmer-Bruders dissen. Die Handlung “hint”, schreibt Staude, Dialoge und Bilder wollen “immer nur das Große, Bedeutsame (…) Herrgott, möchte man sagen, geht’s nicht ‘ne Nummer kleiner?”

Scheiß rassistische Engländer!

Dabei wollen wir doch eigentlich nur eines: Uns endlich mit euch vertragen, damit auch am Urlaubsort Frieden einkehrt!

Bild.de-Wunsch an die Engländer

Ein Gericht in Stoke-on-Trent urteilte in der vergangenen Woche, dass eine britische Familie Anspruch darauf hat, rund ein Fünftel ihrer Urlaubskosten erstattet zu bekommen, weil es in ihrem griechischen Hotel praktisch keine Angebote in englischer Sprache gab. Das Hotel war fast ausschließlich von Deutschen besucht und bot zum Beispiel Unterhaltungsprogramme für Kinder nur auf deutsch an. Nach Ansicht des Gerichtes war der englische Prospekt, der darauf nicht hinwies, schwer irreführend.

Damit war nach Ansicht von “Bild” offenbar der ohnehin fragile Waffenstillstand zwischen Engländern und Deutschen gebrochen.

Auf einen mittelhämischen Artikel in der “Sun” reagierten Bild.de und “Bild” mit dem vollen Arsenal aus Verdrehungen, Rumgepöbel, Vorurteilen — und abwegigen Fußballvergleichen.

Den Auftakt machte Bild.de am Wochenende mit der verwegenen Behauptung:

Unglaublich, aber wahr: Ein britischer Urlauber bekommt von seinem Reiseveranstalter Schadenersatz — weil ihm im Hotel zu viele Deutsche waren! Das Gericht erkannte das als eindeutigen Mangel an.

Über den Artikel stellte Bild.de das Motto:

Liebe Tommies, ihr wollt nicht mit uns Urlaub machen? Kein Problem. Wir spielen diesen Sommer ohne euch Fußball…

Und am Ende hieß es im Geist der Völkerverständigung:

Liebe Briten, listen carefully: Wir Deutschen erklären euch jetzt mal, warum wir nicht nur Schadenersatz, sondern sogar Schmerzensgeld verdient haben, wenn wir die kostbarste Zeit des Jahres ausgerechnet mit euch teilen müssen (oben im Kasten).

“Oben im Kasten” hat ein Bild.de-Praktikant sämtliche Vorurteile über Briten aus der Mottenkammer geholt. Zum Beispiel:

Was uns an den Briten stört – Der Anblick

Knallrotes Gesicht, wabblig-weiße Bierbäuche, raspelkurze Haare – der britische Standardtourist ist meilenweit zu erkennen und wahrlich kein schöner Anblick. Wenigstens die richtige Anwendung der Sonnencreme könntet ihr doch lernen...

Das Benehmen

Saufen, grölen, pöbeln – wer das Pech hat, in einer britischen Urlaubshochburg zu landen, wähnt sich schnell in der Hölle. Kein Wunder, dass das Wort Koma-Saufen vom englischen "Binge-Drinking" kommt. Das Saufen bis zum Umfallen ist eindeutig eine britische "Erfindung".

Das Essen

Hotels, die sich an ihren britischen Gästen orientieren, stellen auch gern die Küche darauf ein. Für Gäste anderer Nationen eine Zumutung! Minzsoße, Würstchen zum Frühstück, Kidneys (Nierchen) als Nachtisch? Bah...

Gestern dann übernahm die gedruckte “Bild”-Zeitung. Sie hatte das Wochenende genutzt, auf dem Niveau vom Samstag zu bleiben, und schlagzeilte:

DIE SPINNEN, DIE BRITEN! Zu viele Deutsche im Hotel. SCHMERZENSGELD FÜR ENGLÄNDER

Und nachdem die beiden Autorinnen durch geschicktes Weglassen und Übertreiben die Chance minimiert hatten, dass die Leser das Urteil zumindest halbwegs nachvollziehen konnten, endeten sie mit dem Zitat einer deutschen Vertreterin eines Reiseveranstalters:

“Wir weisen unsere Kunden darauf hin, welche Nationalitäten in dem gebuchten Hotel zu erwarten sind.”

Und die “Bild”-Autorinnen fügen hinzu:

Sollte man in England vielleicht auch so machen …

Aber dass das exakt die Begründung für das Urteil war, dass auch in England Kunden ein Recht auf solche Hinweise hätten, das haben sie in ihrem “DIE SPINNEN DOCH, DIE BRITEN!”-Rausch nicht gemerkt. Vielleicht konnten sie aber auch nicht mehr darüber nachdenken, weil ihnen gerade das Sauerkraut in die Tastatur gerutscht war und sich ihre Dirndln in den Nazi-Schreibtischstühlen verheddert hatten.

PS: Und die “Bild”-Geschichte ist nun wieder Thema in den britischen Medien usw. usf.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Allgemein  

Falsche Frau, alles Quatsch

" Frühlingsgefühle!
Jennifer Aniston fliegt auf John Mayer -- Lange verheimlichten sie ihre Liebe, nun kuscheln sie endlich öffentlich. Jennifer Aniston und John Mayer – herrliche Kuschelfotos der beiden."

Dass Jennifer Aniston (39) und John Mayer (30) ein Techtelmechtel haben, ist schön. Wie heftig die beiden verknallt sind, zeigen jetzt neueste Schnappschüsse.

Die Dachterrasse von Anistons Freundin Courtney Cox (43). Jen fliegt John in die Arme, wirft sich an seinen Hals. Er schlingt seine Hände um ihre Hüfte. Sie strahlt ihn überglücklich an, wirft den Kopf in den Nacken, greift in sein Wuschelhaar und vergräbt ihre Nase in seinem Nacken.

Das müssen wahre Frühlingsgefühle sein! Wie schön…

Ach, Bild.de, machen wir’s kurz:

Die Frau auf den Fotos ist nicht Jennifer Aniston.*

Mit Dank an Anke für den Hinweis.

*) Laut “Splash News” handelt es sich um eine Bekannte Mayers, “A Socialite’s Life” vermutet, es handele sich um Rosanna Arquette, die Schwägerin von Courteney Cox Arquette, auf deren Dachterrasse die Aufnahmen entstanden.

Aguilerahnungslosigkeit

Bei Bild.de ist man fassungslos:

" So schamlos flirtet Christina Aguilera fremd"

Pop-Mieze Christina Aguilera (…) flirtet fremd. Aber wie! (…)

Das Unglaubliche: Nur einen Platz weiter sitzt Jordan Bratman (30), Ehemann der feierfreudigen Schönheit.

Doch anstatt dem Nebenbuhler zu zeigen, wo der Hammer hängt, guckt Bratman nur betröpfelt aus der Wäsche, schlürft teilnahmslos seinen Schampus (…).

Die beschriebene Szene spielte sich, wie Bild.de richtig von viply.de übernommen hat, im LAX Nightclub in Las Vegas ab. Ebenfalls übernommen hat Bild.de die Ahnungslosigkeit von viply.de und fragt:

Um die erste Bild.de-Frage zu beantworten: Der “Unbekannte” ist der Schmuckdesigner Stephen Webster. Der soll nicht nur ein langjähriger Freund von Christina Aguilera sein, er ist auch ihr Geschäftspartner. Aguilera macht Werbung für Webster und hat am Tag, als die Fotos entstanden, auf einer Präsentation von Websters Schmuckkollektion gesungen.

Womit wohl auch die zweite Frage beantwortet sein dürfte.

Mit Dank an Thomas W. für den sachdienlichen Hinweis.

Fest-geklitterte “Zeit”-Geschichte

Nicolaus Fest, Mitglied der “Bild”-Chefredaktion, hat sich über einen Artikel in der “Zeit” geärgert. Das kommt in den besten Familien vor, und zum Glück hat Fest ja eine Kolumne auf Bild.de, in der er seinem Ärger gründlich Luft machen kann. Soweit, so unspektakulär.

Das Bemerkenswerte aber ist, dass es gleich zwei Möglichkeiten gegeben hätte, wie der Ärger von Nicolaus Fest zu vermeiden gewesen wäre. Erstens, wenn die “Zeit” nicht diesen Artikel geschrieben hätte. Zweitens, wenn Nicolaus Fest ihn verstanden hätte.

Fest zitiert aus dem “Zeit”-Artikel von Christoph Dieckmann:

“Gysis größtes Verdienst betrifft die deutsche Einheit. Es ist ihm maßgeblich zu verdanken, dass eine enorme Menge der staatsnahen DDR-Bevölkerung sich zur parlamentarischen Demokratie überreden ließ.”

Und kommentiert:

Aha. So war das also. Die Demonstranten in Leipzig, Dresden und Ost-Berlin wollten zunächst gar nicht die parlamentarische Demokratie, wollten kein selbst bestimmtes, ungegängeltes “Leben der Anderen”.

In Wahrheit waren sie, trotz “Wir sind ein Volk” und der überragenden Zustimmung zum Beitritt, im November 1989 gar nicht sicher, ob sie ihre verfallenden Städte, die Fürsorge der Stasi und die Bruderschaft mit den russischen Besatzungstruppen tatsächlich gegen Reise- und Meinungsfreiheit, D-Mark und Rechtstaatlichkeit eintauschen sollten.

Lange schwankten sie, ob sie wirklich Begrüßungsgeld nehmen, ob sie Golf statt Trabi fahren, ob sie das Grau ihrer Häuser wie ihres staatlich überwachten Lebens den Billionensubventionen der alten Bundesländer opfern sollten.

Er hat sich richtig in Rage geschrieben. Nur: Er hat nicht gemerkt, dass die “Zeit” gar nicht behauptet, Gysi habe das Volk in der DDR zur parlamentarischen Demokratie überredet. Die “Zeit” schreibt, Gysi habe einen großen Teil “der staatsnahen DDR-Bevölkerung” überredet. Sie spricht ausdrücklich von den SED-Mitgliedern und “Armee, Polizei, Geheimdienst”. Auf sie bezieht sich die Formulierung vom “überreden”.

Aber vielleicht hat Nicolaus “Hieb und Stich” Fest das gar nicht missverstanden, sondern missverstehen wollen. Denn als nächstes schreibt er über die DDR-Bürger:

Doch dann wurde ihnen, so Dieckmann, “im Dezember 1989, kurz vor Mitternacht, ein kurioser Heiland geboren” — Gregor Gysi.

Da hat Fest den Anfang des Satzes weggelassen. Weglassen müssen, denn sonst wäre aufgefallen, worauf sich die “Heiland”-Formulierung wirklich bezieht:

Die SED hatte vor der Wende 2,3 Millionen. Sie befehligte noch Armee, Polizei, Geheimdienst, als ihr im Dezember 1989, kurz vor Mitternacht, ein kurioser Heiland geboren wurde. Nur in tiefster Krise konnte dieser intellektuelle Entertainer Honecker und Krenz beerben.

Dieckmann behauptet nicht, dass Gysi der Erlöser für die DDR-Bürger war. Dieckmann behauptet, dass Gysi der Erlöser für die SED war — und begründet das u.a. damit, dass er “der PDS gewordenen SED [half], ihr Parteivermögen zu retten” und dank seiner “die PDS am 18. März 1990 bei den freien Wahlen 16,3 Prozent” erreichte.

Gegen Schluss schreibt Fest:

Irgendwann, so sagen Ältere, war DIE ZEIT mal eine ernst zu nehmende Zeitung.

Das Problem hat er bei seiner Zeitung natürlich nicht.

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