Andreas Englisch ist bekanntlich “BILD-Vatikan-Korrespondent” und stellte am vergangenen Samstag diese bedeutungsschwangere Frage:
Vatikan – Bringt ein US-Historiker ein trauriges Geheimnis aus der Familiengeschichte unseres Papstes Benedikt XVI. (81) ans Licht? (…) Vom Vatikan war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.
Keine Frage!
“Ein US-Historiker bringt ein trauriges Geheimnis aus der Familiengeschichte unseres Papstes Benedikt XVI. (81) ans Licht. Die Nazis haben 1941 einen Cousin Benedikts verschleppt und ermordet.
Enthüllt hat das der angesehene US-Historiker Brennan Purcell von der Universität De Sales (Pennsylvania) in seinem Buch „Benedikt von Bayern – ein intimes Porträt des Papstes“ (nur in den USA erschienen).
Auch der Vatikan bestätigt diese Geschichte. Georg Gänswein, Privatsekretär des Papstes, erklärte gegenüber BILD die Richtigkeit des traurigen Familien-Geheimnisses.”
(Quelle: Bild.de)
Und weil der Privatsekretär des Papstes die Sache nachträglich doch noch “gegenüber BILD” bestätigte, findet sich inzwischen auch eine (nachträglich um ein paar Fragezeichen, “solls” und Zweifel bereinigte) Fassung von Englischs Artikel bei Bild.de (siehe Kasten).
Sonderlich schwer dürfte es dem Vatikan jedoch nicht gefallen sein, “die Richtigkeit des traurigen Familien-Geheimnisses” zu bestätigen. Im Gegenteil: Der Fidesdienst des Vatikan hatte vor zweieinhalb Jahren schon beiläufig vermeldet, dass Papst Benedikt XVI. am 28. November 1996, damals noch als Kardinal, auf einer vom Päpstlichen Rat organisierten internationalen Konferenz eine Rede gehalten habe.
Dabei erzählte er den Anwesenden vom Fall seines jüngeren Cousins, den das Nazi-Regime 1941 getötet habe, weil er am Down-Syndrom erkrankt war.
Und für Leute, die diesen Fidesdienst nicht kennen, steht “das traurige Familien-Geheimnis” (“Bild”), das jetzt angeblich “enthüllt” wurde, seit April 2006 (und bis heute) auch bei Wikipedia.
P.S.: Anders als beim letzten Mal erhielten wir auf eine Anfrage bei Englisch bislang nicht nur keine ausführliche und falsche Antwort, sondern gar keine.