Dabei wollen wir doch eigentlich nur eines: Uns endlich mit euch vertragen, damit auch am Urlaubsort Frieden einkehrt!
Bild.de-Wunsch an die Engländer
Ein Gericht in Stoke-on-Trent urteilte in der vergangenen Woche, dass eine britische Familie Anspruch darauf hat, rund ein Fünftel ihrer Urlaubskosten erstattet zu bekommen, weil es in ihrem griechischen Hotel praktisch keine Angebote in englischer Sprache gab. Das Hotel war fast ausschließlich von Deutschen besucht und bot zum Beispiel Unterhaltungsprogramme für Kinder nur auf deutsch an. Nach Ansicht des Gerichtes war der englische Prospekt, der darauf nicht hinwies, schwer irreführend.
Damit war nach Ansicht von “Bild” offenbar der ohnehin fragile Waffenstillstand zwischen Engländern und Deutschen gebrochen.
Auf einen mittelhämischen Artikel in der “Sun” reagierten Bild.de und “Bild” mit dem vollen Arsenal aus Verdrehungen, Rumgepöbel, Vorurteilen — und abwegigen Fußballvergleichen.
Den Auftakt machte Bild.de am Wochenende mit der verwegenen Behauptung:
Unglaublich, aber wahr: Ein britischer Urlauber bekommt von seinem Reiseveranstalter Schadenersatz — weil ihm im Hotel zu viele Deutsche waren! Das Gericht erkannte das als eindeutigen Mangel an.
Über den Artikel stellte Bild.de das Motto:
Liebe Tommies, ihr wollt nicht mit uns Urlaub machen? Kein Problem. Wir spielen diesen Sommer ohne euch Fußball…
Und am Ende hieß es im Geist der Völkerverständigung:
Liebe Briten, listen carefully: Wir Deutschen erklären euch jetzt mal, warum wir nicht nur Schadenersatz, sondern sogar Schmerzensgeld verdient haben, wenn wir die kostbarste Zeit des Jahres ausgerechnet mit euch teilen müssen (oben im Kasten).
“Oben im Kasten” hat ein Bild.de-Praktikant sämtliche Vorurteile über Briten aus der Mottenkammer geholt. Zum Beispiel:
Gestern dann übernahm die gedruckte “Bild”-Zeitung. Sie hatte das Wochenende genutzt, auf dem Niveau vom Samstag zu bleiben, und schlagzeilte:
Und nachdem die beiden Autorinnen durch geschicktes Weglassen und Übertreiben die Chance minimiert hatten, dass die Leser das Urteil zumindest halbwegs nachvollziehen konnten, endeten sie mit dem Zitat einer deutschen Vertreterin eines Reiseveranstalters:
“Wir weisen unsere Kunden darauf hin, welche Nationalitäten in dem gebuchten Hotel zu erwarten sind.”
Und die “Bild”-Autorinnen fügen hinzu:
Sollte man in England vielleicht auch so machen …
Aber dass das exakt die Begründung für das Urteil war, dass auch in England Kunden ein Recht auf solche Hinweise hätten, das haben sie in ihrem “DIE SPINNEN DOCH, DIE BRITEN!”-Rausch nicht gemerkt. Vielleicht konnten sie aber auch nicht mehr darüber nachdenken, weil ihnen gerade das Sauerkraut in die Tastatur gerutscht war und sich ihre Dirndln in den Nazi-Schreibtischstühlen verheddert hatten.
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!