Vor einem weissen Blatt Papier (nzz.ch, Stefan Betschon)
Das erste Textverarbeitungssystem brachte IBM 1964 auf den Markt als Kombination von Kugelkopf-Schreibmaschine und Magnetspeicher. Geschriebenes konnte korrigiert und reproduziert werden. Seither hat sich vieles verändert, eines blieb sich gleich: Noch immer ist die Tastatur das Nadelöhr, durch das die Gedanken sich hindurchzwängen müssen.
Kopieren, Bearbeiten, Einfügen (zuender.zeit.de, Chris Köver)
Billig, schlecht, einfallslos: Die Kopie hat einen schlechten Ruf. Ein Festival in Zürich sieht das anders. Mitveranstalter Mario Purkathofer über das Kopieren als Kultur.
“Das Vorgehen von Tamedia empfinde ich als Nötigung” (persoenlich.com, Stefan Wyss)
Um die Internet-Domain www.sonntalk.ch ist ein Kampf zwischen Tamedia und Web-Adressenbesitzer Rudolf Lienhart entbrannt. Dabei fährt das Medienhaus schweres Geschütz auf. In einer Abmahnung droht es dem Computerfachhändler mit Schadenersatzforderungen, wenn er die Web-Adresse nicht abtritt. Dabei geht es Tamedia um das Markenrecht am “Sonntalk” von Tele Züri und um die Glaubwürdigkeit der Sendung.
Braver Boulevard (werbewoche.ch, René Worni)
Der SonntagsBlick erscheint am 21. Oktober erstmals in neuer Aufmachung. Erster Eindruck der Werbewoche-Redaktion: Brav.
BBC macht Werbung (spiegel.de) Als erster öffentlich-rechtlicher Sender in Europa hat die BBC grünes Licht erhalten, ihre internationalen Web-Angebote über Werbung zu refinanzieren. Damit konkurriert ein gebührenfinanzierter Sender erstmals direkt mit Medienhäusern aus der Privatwirtschaft.
Henryk M. Broder fährt Autobahn (rbb-online.de, Video, 2:47 Minuten)
Wer zuerst “Hitler” sagt, hat verloren: Der Wirbel um Eva Herman markiert einen Tiefpunkt der deutschen Debatte über das Dritte Reich.
Jetzt fordern erste Politiker eine Deutsch-Quote, um heimische Produktionen zu schützen.
“Die SPD ist grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen”, sagt Medienpolitikerin Monika Griefahn (53, SPD) zu BILD. (…) Monika Griefahn: “Wir haben das Kulturstaatsministerium deshalb gebeten, zu diesem Thema die Bundesländer an einen Tisch zu holen.”
Seit gestern schreiben das (unter Berufung auf “Bild”) u.a. auch die Agenturen AP* und ddp sowie “taz”, “Tagesspiegel”, “Hamburger Abendblatt”, DWDL.de, “Frankfurter Rundschau”, “Stuttgarter Zeitung”, “Nürnberger Zeitung” usw. usf.**
Die SPD ist NICHT grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen. Zitate, die die BILD-Zeitung dahingehend am 17.10.2007 in meinem Namen verbreitete, entsprechen nicht der Wahrheit. Des Weiteren ist es ebenfalls nicht richtig, dass wir den Bundeskulturstaatsminister gebeten haben, zu diesem Thema die Bundesländer an einen Tisch zu holen. Aus diesen Gründen basiert der Artikel der BILD (…) weder auf meinen wahrheitsgemäßen Aussagen noch stellt er meine Position dar.
RICHTIG dagegen ist:
Nach wie vor, spreche ich mich für die stärkere Berücksichtigung von deutschsprachiger und in Deutschland produzierter populärer Musik im Rundfunk aus. (…) Wie auch der Deutsche Bundestag bereits 2004 in einem Antrag formuliert hat, fordere ich weiterhin einen runden Tisch, an dem Bund, Länder und Rundfunkveranstalter über dieses Thema sprechen und zu einer Selbstverpflichtung kommen. Dies allein war Inhalt des Gespräches mit der BILD-Zeitung.
*) Nach Veröffentlichung von Griefahns “Richtigstellung” berichtet auch AP wieder. Die Überschrift lautet jedoch nicht etwa “Dementi”, “Korrektur” oder “Sorry, wir hatten zuerst nicht nachgefragt, sondern bloß ‘Bild’ geglaubt” — sondern: “Griefahn für mehr deutsche Musik im Rundfunk”. Am Ende der Meldung, die ganz offensichtlich ausschließlich auf Griefahns “Richtigstellung” beruht, heißt es bloß: “Griefahn (…) nahm damit Bezug auf einen Bericht der ‘Bild’-Zeitung vom Mittwoch, in dem sie mit den Worten zitiert worden war, die SPD sei grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen.” [Ende der Meldung]
Mit Dank Monika G. für den Hinweis.
**) Nachtrag, 20.10.2007: Die “taz” schreibt in ihrer heutigen Ausgabe: “Monika Griefahn, 53, Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Kultur und Medien, wurde falsch zitiert: Die SPD sei nicht, wie in der taz vom 18. 10. unter Bezug auf Bild berichtet, ‘grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen’. (…) Bild habe sie gefragt, ob bei einer Diskussion zum Thema auch eine Quote für deutsche Serien angesprochen werde. Griefahn sagte zur taz, sie habe gesagt, man könne das mitdiskutieren. Sie sei aber im Fall der Musikquote für eine Selbst-, keine Zwangsverpflichtung der Sender. Zunächst müsse die Qualität gewährleistet sein. Das gelte auch für TV-Serien.” Und DWDL.de hat eine “Richtigstellung” veröffentlicht.
Nachtrag, 23.10.2007: In der heutigen Korrekturspalte von “Bild” heißt es:
Berichtigung
Zum BILD-Bericht vom 17.10. (“Politiker fordern Deutsch-Quote gegen US-Serien”) legt die SPD-Medienpolitikerin Monika Griefahn Wert auf die Feststellung, dass sie nicht für eine Pflicht-Quote für deutsche Serien im TV ist. Grundsätzlich befürwortet Frau Griefahn jedoch eine stärkere Berücksichtigung deutscher Serienproduktionen.
Die Kölner “Bild”-Redaktion musste gestern zu einem Artikel über den “Hilton–Mord“-Prozess vier Fotos von vier Männern, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun hatten, die richtigen Namen zuordnen:
Es handelt sich hier um zwei Angeklagte, das Opfer und den Staatsanwalt. Eine lösbare Aufgabe, sollte man meinen. Nun ja.
Den Staatsanwalt (Foto 1) hat “Bild” immerhin richtig. Ansonsten aber hätte eine Kolonie Nacktmulle wahrscheinlich eine höhere Trefferquote erzielt, als die “Bild”-Köln-Redaktion*:
Foto 2 zeigt den Angeklagten, der immer noch in Haft sitzt. “Bild” gibt ihm aber den Namen des Angeklagten, der jetzt aus der Haft entlassen wurde und schreibt, er habe als erstes “eine Pizza in der Altstadt” gegessen, “spazierte auch zum Rhein”.
Foto 3 zeigt das Opfer des “Hilton-Mordes”. “Bild” gibt ihm den Namen des Angeklagten, der noch in Haft sitzt (Foto 2) und schreibt, er bleibe “bei seinen Beschuldigungen”.
Foto 4 zeigt den quicklebendigen Mitangeklagten, der aus der Haft entlassen wurde. “Bild” gibt ihm den Namen des Opfers (Foto 3) und schreibt:
Opfer Nikolaus G. (†37) wurde im Hilton erschlagen
Mit Dank an Steffen auch für den Scan.
*) Tatsächlich schafft selbst die Berliner “Bild”-Ausgabe es, die drei Fotos, die sie zu der Geschichte abdruckt, korrekt zu beschriften.
Du bist Standort (taz.de, Klaus Raab) Nach der Musikquote im Radio fordern Politiker nun eine Deutschquote für Serien. Denn für die Sender sind US-Importe nicht nur günstiger, sondern auch erfolgreicher.
Senderchefs zur schönen neuen Medienwelt (Werbewoche.ch, Carole Scheidegger) Im Kongressteil der Screen-up & Congress vom Mittwoch diskutierten in einer «Elefantenrunde» die Senderchefs und –chefinnen von SF, RTL, Sat.1, MTV und 3+ in einem Podiumsgespräch zum Thema Digitalisierung.
Ein Ungetüm, dem niemand entkommt (sueddeutsche.de, Simon Feldmer)
Vier neue Modelle und viel Geld: In Wiesbaden geht es um Alternativen zur GEZ. Eine Bestandsaufnahme der Behörde, der etliche Kritiker Ähnlichkeit mit der Stasi bescheinigen.
Polens Regierung greift die deutsche Presse an (faz.net, Konrad Schuller) Der eine Kaczynski wurde schon einmal mit einer Kartoffel verglichen und der andere allgemeinem Gelächter preisgegeben: Eine polnische Broschüre erklärt, warum deutsche Journalisten kein gutes Haar an Polen lassen.
“Alles ist eine wirksamere Kontrolle als der Presserat” (Stefan Niggemeier im Tagesschau-Chat)
Am gefährlichsten ist wohl so eine Art Seilschaft unter den führenden Medien im Land, wo die Chefredakteure gegenseitig eine Art Nichtangriffspakt geschlossen haben. Medienkritik hat es seit ein paar Jahren – seit der großen Zeitungskrise mit vielen Entlassungen – besonders schwer.
Wegen Kino-Klassiker ins Gefängnis? (Radio DRS, Sennhausers Filmblog) Wer Horrorklassiker wie Wes Cravens “The Last House on the Left” (1972) über einen ausländischen DVD-Versand bestellt, riskiert eine Anklage, wenn das Paket am Post-Zoll von übereifrigen, filmgeschichtlich unbewanderten Zöllnern geöffnet wird.
Gestern erreichte uns folgende Mail eines BILDblog-Lesers:
Guten Abend,
ich war am 12. Oktober in Bernburg. Dort wurde auf einem Wochenmarkt kostenlos die aktuelle “Bild” (Halle) verteilt, drumherum ein vierseitiger “Bild”-Steckbrief im gleichen Format, in dem mit Sprechblasen die “Bild”-Zeitung erklärt wurde. Auf der vorletzten Seite steht: “Vier Seiten Sport liefere ich Ihnen mindestens täglich, dazu kommen die regionalen Sportseiten. Das leistet keine andere Tageszeitung.” Flugs mal im Sportteil nachgeschaut: Sport-Seiten 17 bis 19, inklusive Regionalsport — auf Seite 19 war sogar noch eine 1/4-seitige Anzeige.
Die Vorherrschaft des Fernsehens bröckelt (spiegel.de, Robin Meyer-Lucht)
Die neueste Medienstudie aus Allensbach zeigt: Eine digitale Revolution ist im Gange – auf Raten, schleichend aber beständig. Die Zeitungen hat das Internet bei den Jungen schon überholt. Jetzt beginnt das Web, das Fernsehen einzuholen.
Wieviel kosten die Medien? (spschweiz.ch, Nicolas Galladé)
“Medienschelte ist nicht so mein Ding. Ich war selber Journalist. Und sehe von daher einiges aus der Sicht der Journis. Der klassischen Polit-Kritik “Ich habe zu wenig Platz erhalten!”, “Ich bin falsch zitiert worden!” oder “Ich bin gar nicht vorgekommen!” kann ich nichts abgewinnen. Was mich dagegen ärgert: Wenn die Medienschaffenden offensichtliche Storys und Widersprüche nicht sehen – oder nicht sehen wollen.”
“Der Westen” raubt Katharina Borchert den Schlaf (handelsblatt.com, Audio, 18:31 Minuten)
Katharina Borchert, die Online-Chefredakteurin der WAZ-Gruppe, stellt in der “bel étage” das Mammut-Internet-Projekt “Der Westen” des zweitgrößten deutschen Zeitungsverlags vor. Zudem beschäftigen sich Hans-Peter Siebenhaar und Thomas Knüwer im Medienpodcast mit den Problemen von Leo Kirch bei der Finanzierung der Bundesligarechte.
Über 100 Social Networks aus Deutschland (zweinull.cc, Martin Weigert) Ich habe ein wenig recherchiert und eine Liste mit 100+ Social Networks aus Deutschland erstellt.
Willkommen in der Gegenwart (zeit.de, Georg Diez)
Das Verfassungsgericht hat Maxim Billers Roman “Esra” verboten. Ein biedermeierliches Urteil. Aber das Internet lebt. Ein Kommentar.
The Well-tempered Web (newyorker.com, Alex Ross)
The Internet may be killing the pop CD, but it?s helping classical music.
Die Münchner “Abendzeitung” berichtet heute über die “tödlichen Fehler”, die zu einem UnglückaufdemTegernsee geführt haben sollen, bei dem der 67-Jährige Horst H. ums Leben kam. Und sie berichtet von einem Fehler, der nach dem Unglück, als die Leiche zwar geborgen, aber noch nichteindeutig identifiziert war, passiert sei:
Die Zeitungsente: “Ich stehe immer noch unter Schock”, sagt die Witwe. Eine große Münchner Zeitung hatte ein falsches Foto ihres Mannes gedruckt. “Eine Nachbarin brachte sie mir, und ich sah: Es war nicht mein Mann.” Sie spürte neue Hoffnung, rief die Polizei an. Die bestätigten ihr aber den Tod ihres Mannes. “Dieses Foto ist sehr belastend für mich”, sagt sie.
Die Polizei bestätigt uns, dass eine “große Münchner Zeitung” am Montag ein falsches Foto abgedruckt hatte. Und sie bestätigt uns, dass es sich bei dieser Zeitung — das ist leider wenig überraschend — um die Münchner Ausgabe der “Bild”-Zeitung handelt.
Ganz ungeniert berichtet “Bild” seit gestern über “BILDmobil”, das “Bild”-eigene Prepaid-Angebot fürs Handy. Und man muss sicherlich kein Medienexperte sein, um zu verstehen, dass das keine unabhängige redaktionelle Berichterstattung im eigentlichen Sinne ist — sondern eben Werbung(siehe Ausriss): Neuer, besser, schöner, billiger!
Und so hieß es gestern in der Überschrift auf der Titelseite:
kostenlos im Internet surfen
Das ist irreführend. Tatsächlich kann man bloß “unbegrenzt auf dem BILD-Mobil-Portal surfen. Für null Euro!”, wie “Bild” denn auch korrekt im Kleingedruckten im Text schreibt.
Und im großen “BILDmobil”-Artikel von heute heißt es:
BILDmobil ist das einzige Prepaid-Angebot mit UMTS-Zugang.
Das ist sogar falsch*. Tatsächlich gibt es auch andere Prepaid-Anbieter mit UMTS-Zugang, wie man beispielsweise auf teltarif.de nachlesen kann. (Dort wird übrigens grundsätzlich die von “Bild” zitierte Aussage eines Verbraucherschützers, dass das “ein gutes Angebot” sei, bestätigt — solange man kaum ins Ausland telefoniert, auf einen “Community-Tarif” verzichten kann, sich beim Surfen auf das “Bild”-Portal beschränkt und nur wenige Kurzmitteilungen verschickt.)
Man sollte sich also besser woanders über “BILDmobil” informieren als ausgerechnet in “Bild”. Und das liegt erstaunlicherweise gar nicht daran, dass die “Bild”-Texte dazu Werbung wären, sondern daran, dass sie im Grunde bloß typische “Bild”-Artikel sind.
?Kerner ist die Situation entglitten? (bild.t-online.de, Martin Heidemanns)
Es war der TV-Eklat des Jahres! Vor sieben Tagen warf Johannes B. Kerner (42) seine TV-Kollegin Eva Herman (48) aus seiner Sendung. 50 Minuten hatten der Moderator und seine Gäste mit Eva Herman über deren missverständliche Äußerungen zu Hitlers Familienpolitik gestritten. Seitdem hat die ehemalige ?Tagesschau?-Sprecherin geschwiegen. Exklusiv in BILD spricht Eva Herman jetzt über ihren Rauswurf, die schweren Stunden danach – und über einen abendlichen Anruf von Johannes B. Kerner.
Plötzlich geht es auch mit weniger Honorar (tages-anzeiger.ch, Iwan Städler)
Nach heftigem politischem Protest verzichtet der SRG- Präsident auf eine Erhöhung seines Honorars ? als «Geste ans Personal». Dieses sagt, es habe gar nie einen Verzicht verlangt.
Ist Fernsehen gut für Kinder? (novo-magazin.de, Wendy Earle) Der Einfluss der Medien auf Kinder ist, seit das Fernsehen in den 50er-Jahren weite Verbreitung fand, eines der vorrangigen Themen öffentlicher Debatten.
Facebook-Gründer: Zuckerberg (faz.net, Roland Lindner)
Er ist 23 und misst sich an Bill Gates. Seine Internetfirma Facebook taxiert er auf 10 Milliarden und bei öffentlichen Auftritten schwankt er zwischen Übermut und Schüchternheit. Sein Markenzeichen sind Badelatschen.
Der alte neue Mann (zeit.de, Patrick Kremers)
Wer sind sie, die neuen Männer? Vor Kurzem nannte man sie schwul, metrosexuell oder postschwul. Jetzt versucht ein neues Magazin, diese Zielgruppe mit Konsum zu gewinnen.