Archiv für Oktober 16th, 2007

Allgemein  

“Bild” weckt falsche Hoffnung

Die Münchner “Abendzeitung” berichtet heute über die “tödlichen Fehler”, die zu einem Unglück auf dem Tegernsee geführt haben sollen, bei dem der 67-Jährige Horst H. ums Leben kam. Und sie berichtet von einem Fehler, der nach dem Unglück, als die Leiche zwar geborgen, aber noch nicht eindeutig identifiziert war, passiert sei:

Die Zeitungsente: “Ich stehe immer noch unter Schock”, sagt die Witwe. Eine große Münchner Zeitung hatte ein falsches Foto ihres Mannes gedruckt. “Eine Nachbarin brachte sie mir, und ich sah: Es war nicht mein Mann.” Sie spürte neue Hoffnung, rief die Polizei an. Die bestätigten ihr aber den Tod ihres Mannes. “Dieses Foto ist sehr belastend für mich”, sagt sie.

Die Polizei bestätigt uns, dass eine “große Münchner Zeitung” am Montag ein falsches Foto abgedruckt hatte. Und sie bestätigt uns, dass es sich bei dieser Zeitung — das ist leider wenig überraschend — um die Münchner Ausgabe der “Bild”-Zeitung handelt.

“Bild” bleibt sich bei Werbung treu

Ganz ungeniert berichtet “Bild” seit gestern über “BILDmobil”, das “Bild”-eigene Prepaid-Angebot fürs Handy. Und man muss sicherlich kein Medienexperte sein, um zu verstehen, dass das keine unabhängige redaktionelle Berichterstattung im eigentlichen Sinne ist — sondern eben Werbung (siehe Ausriss): Neuer, besser, schöner, billiger!

Und so hieß es gestern in der Überschrift auf der Titelseite:

kostenlos im Internet surfen

Das ist irreführend. Tatsächlich kann man bloß “unbegrenzt auf dem BILD-Mobil-Portal surfen. Für null Euro!”, wie “Bild” denn auch korrekt im Kleingedruckten im Text schreibt.

Und im großen “BILDmobil”-Artikel von heute heißt es:

BILDmobil ist das einzige Prepaid-Angebot mit UMTS-Zugang.

Das ist sogar falsch*. Tatsächlich gibt es auch andere Prepaid-Anbieter mit UMTS-Zugang, wie man beispielsweise auf teltarif.de nachlesen kann. (Dort wird übrigens grundsätzlich die von “Bild” zitierte Aussage eines Verbraucherschützers, dass das “ein gutes Angebot” sei, bestätigt — solange man kaum ins Ausland telefoniert, auf einen “Community-Tarif” verzichten kann, sich beim Surfen auf das “Bild”-Portal beschränkt und nur wenige Kurzmitteilungen verschickt.)

Man sollte sich also besser woanders über “BILDmobil” informieren als ausgerechnet in “Bild”. Und das liegt erstaunlicherweise gar nicht daran, dass die “Bild”-Texte dazu Werbung wären, sondern daran, dass sie im Grunde bloß typische “Bild”-Artikel sind.

*) Bei Bild.de hat man den Fehler inzwischen bemerkt und die entsprechende Formulierung abgewandelt.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

6 vor 9

Der elektrische Reporter fragt Cory Doctorow
(elektrischer-reporter.de, Mario Sixtus, Video, 19:55 Minuten)
Cory Doctorow über Boing Boing, seinen Roman ?Backup? und Bedrohungen unsererer Privatsphäre (hier der gesamte Roman zum kostenlosen Download).

?Kerner ist die Situation entglitten?
(bild.t-online.de, Martin Heidemanns)
Es war der TV-Eklat des Jahres! Vor sieben Tagen warf Johannes B. Kerner (42) seine TV-Kollegin Eva Herman (48) aus seiner Sendung. 50 Minuten hatten der Moderator und seine Gäste mit Eva Herman über deren missverständliche Äußerungen zu Hitlers Familienpolitik gestritten. Seitdem hat die ehemalige ?Tagesschau?-Sprecherin geschwiegen. Exklusiv in BILD spricht Eva Herman jetzt über ihren Rauswurf, die schweren Stunden danach – und über einen abendlichen Anruf von Johannes B. Kerner.

Plötzlich geht es auch mit weniger Honorar
(tages-anzeiger.ch, Iwan Städler)
Nach heftigem politischem Protest verzichtet der SRG- Präsident auf eine Erhöhung seines Honorars ? als «Geste ans Personal». Dieses sagt, es habe gar nie einen Verzicht verlangt.

Ist Fernsehen gut für Kinder?
(novo-magazin.de, Wendy Earle)
Der Einfluss der Medien auf Kinder ist, seit das Fernsehen in den 50er-Jahren weite Verbreitung fand, eines der vorrangigen Themen öffentlicher Debatten.

Facebook-Gründer: Zuckerberg
(faz.net, Roland Lindner)
Er ist 23 und misst sich an Bill Gates. Seine Internetfirma Facebook taxiert er auf 10 Milliarden und bei öffentlichen Auftritten schwankt er zwischen Übermut und Schüchternheit. Sein Markenzeichen sind Badelatschen.

Der alte neue Mann
(zeit.de, Patrick Kremers)
Wer sind sie, die neuen Männer? Vor Kurzem nannte man sie schwul, metrosexuell oder postschwul. Jetzt versucht ein neues Magazin, diese Zielgruppe mit Konsum zu gewinnen.