Archiv für Oktober 1st, 2007

“Bild” wird selbstironisch…

"Bild"-Sonderveröffentlichung mit Datum "1. Oktober 2007" und Schlagzeilen wie: "Ausgemiezt! Leser-Beirat schafft die Nackte ab!" -- "BILDblog -- Die neue Korrektur-Spalte in BILD" -- "BILD sucht den besten Chef-Abschuss" -- "Kanzlerin Pauli plant 5-Minuten-Ehe!"
… aber leider erst im Jahr 2010*.

*) Vor dem Berliner Springer-Hochhaus verteilt “Bild” heute eine zweiseitige Bild.de-Papierausgabe, datiert auf den “1. Oktober 2010”. Es handelt sich dabei, wie wir erfuhren, um eine Aktion im Rahmen einer Springer-internen Initiative zur Kundenorientierung. Ein Impressum oder Hinweis auf den Urheber fehlt. Aber auf der Rückseite finden sich die 32 Mitglieder des “BILD-Leser-Beirats”, wie sie am Samstag auch in “Bild” zu sehen waren — und auf der (einer “Bild”-Titelseite nachempfundenen) Vorderseite lauter (selbst)ironische Nachrichten und Schlagzeilen.

Offenbar in Anlehnung an unser “Fotografiert Kai Diekmann!”-Experiment sucht “Bild” den “besten Chef-Abschuss”, Dieter Bohlen ist “Verlierer” des Tages (“Zwei Jahre keine einzige Zeile in BILD.”), Gabriele Pauli “Kanzlerin”. Eine Anzeige bewirbt “Die Wagner-Bibel: Das Neue Testament in 15 Zeilen” (“Erhältlich als E-Bible, Papier-Buch und Paris-Bar-Edition”), in den Kurzmeldungen heißt es unter der Überschrift “Schlämmer folgt auf Will”, Hape Kerkeling werde als Horst Schlämmer “den krisengeschüttelten Sonntags-Talk in der ehemaligen ARD übernehmen”.

Manches aber bleibt auch in Zukunft unverändert. So versieht der Ziehungsbeauftragte für willkürliche Altersangaben bei “Bild” offenbar auch 2010 noch seinen Dienst: BILDblog-Gründer Stefan Niggemeier ist, anders als die “Bild.de”-Zeitung behauptet, im Oktober 2010 nicht “42”, sondern 40 Jahre alt. Wie Niggemeier uns auf Nachfrage mitteilte, wird er darüber hinaus auch in drei Jahren nicht für, sondern weiterhin gegen die “Bild”-Zeitung arbeiten.

6 vor 9

«Sie konsumieren, was sie bekommen»
(nzz.ch, Chanchal Biswas)
In der Deutschschweiz gibt es neu vier grosse Sonntagszeitungen und bald fünf Gratiszeitungen. Findet der Mensch souverän durch die Informationsflut, oder geht er darin unter? Ein Medienprofi gibt Antwort.

Qualitätsjournalismus nach sueddeutsche.de-Art
(blog.zeit.de/meckern, pdf)
Das führende Internet-Angebot unter den Tageszeitungen, sueddeutsche.de, sieht sich dem “Qualitätsjournalismus im Netz” verpflichtet. Die dort praktizierte Jagd nach den Klicks symbolisiert jedoch eher das Elend des Netzjournalismus.

“Von Dramatik reden immer die anderen”
(sueddeutsche.de, C. Busse und C. Tieschky)
Der Schweizer Verleger Michael Ringier äußert sich im Interview über den Auflagenschwund seines Boulevardblattes “Blick” und seinen Berater Gerhard Schröder.

Wo der Zuschauer nur Zaungast ist
(spiegel.de, Nils Klawitter)
Autistische Erzählrituale, eine stereotype Inszenierung, dazu noch feine Unbegreiflichkeit: Ein neues Buch des Journalisten Walter van Rossum rechnet mit dem Mythos “Tagesschau” ab.

Vietnam, Irak – und morgen Iran?
(tagesspiegel.de, Rüdiger Schaper und Jacalyn Carley)
Faule Journalisten, verlogene Politiker: Ein Gespräch mit der amerikanischen Reporterlegende Seymour M. Hersh.

Soll ja ein Traumberuf sein
(youtube.com, Video, 3:24 Minuten)
Journalisten über ihren Beruf anlässlich einer Buchpräsentation.