Archiv für September 18th, 2007

Grauklötze staunen mit “Bild”

"In diesem Kasten steckt die Zukunft"In ihrer NRW-Ausgabe berichtet “Bild” heute über “riesige graue Klötze”, die plötzlich überall “im Revier” aufgestellt werden und meint, in ihnen stecke “die Zukunft” (siehe Ausriss).

Und so muss es wohl sein. Denn die Bauteile, die in den neuen Verteilerkästen der Telekom stecken sollen, könnten glatt aus dem Raumschiff Orion stammen.

So hat “Bild” beispielsweise einen “Oldie-Verbesserer”1) entdeckt…

"Oldie-Verbesserer -- Der Glasfaser-Veredler: Dort werden alte TV-Filmschätzchen dank Glasfaser-Veredler in beste HDTV-Qualität (LCD, Plasma) umgewandelt"

…ein “TV-Kanal-Depot”2), das “eine eigene Fernsehstation” sein soll…

"TV-Kanal-Depot -- Eine eigene Fernsehstation: Von hier können 100 Fernsehsender abgerufen werden"

…und — das hat uns am besten gefallen — “Blitz-Filme”3), die irgendwie dadurch “superschnell” und in “besserer Qualität” laufen sollen, dass “Steckdosenstrom” in “Niedrigstrom” umgewandelt werde:

"Blitz-Filme -- Der normale Steckdosenstrom (220 Volt) wird dank Umwandler in Niedrigstrom (48 volt) umgewandelt. Dadurch laufen Filme superschnell, bessere Qualität."

1) Der Glasfaseranschluss (“Bild”: “Glasfaser-Veredler”) kann “alte TV-Filmschätzchen” in Wahrheit nur in der Qualität weiterleiten, in der sie vorliegen und bei ihm ankommen. In der Regel ist das nicht in HDTV, sondern in normaler Fernsehqualität. Umwandeln kann der Kasten in der Hinsicht überhaupt nichts, wie uns ein Telekom-Sprecher bestätigt.

2) Keine Angst, auch hier bestätigt uns der Telekom-Sprecher, dass die Fernsehsender nach wie vor über eine Leitung übermittelt werden und nicht im Verteilerkasten warten.

3) Die Frage von BILDblog-Leser Sascha J., ob sein alter Fernseher zum “HD-Plasma-Gerät” werde, wenn er ihn mit 48 statt 220 Volt betreibe, müssen wir nach Rücksprache mit der Telekom leider mit nein beantworten. Der DSLAM arbeite zwar tatsächlich mit 48 Volt, das habe jedoch nichts mit der Qualität der Signale zu tun, sagte uns der Sprecher.

“Bild” kriegt ihr Butterfett weg

Am vergangenen Samstag freute sich berichtete “Bild”, dass der CSU-Politiker Edmund Stoiber (“kennt sich wie kaum ein anderer im EU-Paragraphen-Dschungel aus”) alsbald “den Bürokratie-Irrsinn in Brüssel stoppen” soll.

Und um den “Bürokratie-Irrsinn” zu illustrieren, hat “Bild” aus den zahllosen EU-Vorschriften ein paar ausgewählt und nennt “Gurken-Krümmungs-Verordnung”, “Hemdpflicht für Bauarbeiter”, “Seilbahngesetz”, “Anti-Diskriminierungsgesetz”, “Butterfettverordnung”, “Feuerzeugverordnung” sowie “Viehverkehrsverordnung”:

"Die absurdesten EU-Verordnungen"
Wie eine Stellungnahme der EU-Kommission zum “Bild”-Artikel heute deutlich macht, kann man vermutlich lange darüber streiten, wie “absurdest” (O-Ton “Bild”) bzw. “falsch” (O-Ton EU-Kommission) die ausgewählten “Bild”-Beispiele wirklich sind…

… außer vielleicht bei der “Butterfettverordnung”. Dazu heißt es in der EU-Mitteilung nämlich gewohnt launig:

Der bayerische Ministerpräsident wird sich beim Bürokratieabbau allerdings kaum auf das stürzen müssen, was BILD als “Die absurdesten EU-Verordnungen” auflistete. Denn die dort erwähnte Butterfettverordnung wurde bereits im April abgeschafft.

6 vor 9

Zeitung lesen macht Azubis schlau
(innovations-report.de)
Tägliches Zeitung lesen bildet und macht fit für den Berufsalltag. Das zeigt eine Studie der Universitäten Koblenz-Landau und Kaiserslautern.

“Er hat einfach nicht aufgehört”
(telepolis.de, Peter Mühlbauer)
Interview mit Johannes Eisenberg, dem Rechtsanwalt, der gegen den Freiherrn von Gravenreuth eine Gefängnisstrafe erwirkte.

Bild-TV: Springer plant Großeinstieg ins Web-Fernsehen
(jetzt.sueddeutsche.de, Simon Feldmer)
Als Mathias Döpfner noch um die Übernahme des TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1 kämpfte, war er zu einigen Opfern bereit. Sogar auf ein TV-Format der hauseigenen Bild-Zeitung hätte der Vorstandschef des Zeitungshauses Axel Springer verzichtet, um zum mächtigen Fernsehveranstalter aufzusteigen. Bild TV auf Pro Sieben oder Sat 1 sollte es nicht geben. Döpfner wollte so die Sorge vor zu großer Meinungsmacht des Springer-Verlages zerstreuen. Es nutzte nichts. Das Pro Sieben-Geschäft scheiterte Anfang des Jahres 2006 am Widerstand des Bundeskartellamts. Bild TV gibt es jetzt trotzdem – im Internet.

Durchklatschen für Anne Will
(fernsehlexikon.de, Stefan)
“Machen Sie einfach der Anne Will ?ne schöne Sendung”

Mit Internetspielen gegen Ausländer
(taz.de, Max Hägler)
Kurz vor den Parlamentswahlen profiliert sich die national-konservative SVP durch Hetze gegen Ausländer. Mit einem Spiel, in dem ein Schafbock schwarze Schafe aus dem Land kickt.

.ch, der Verteilständer
(fuelhaas.com)
Bei uns in Basel scheint alles bereit zu sein.