Archiv für September 6th, 2007

Kurze Wege aus der Klimakatastrophe

Es sind ja nicht nur die Leute, die den ganzen Tag das Licht im Bad brennen lassen oder in den Urlaub fahren, während der Fernseher zuhause weiter auf Stand-by vor sich hinbrummt, die das Klima kaputtmachen. Es sind auch die Leute, die in Berlin immer noch rücksichtslos Schweizer Schokolade kaufen, die Hunderte Kilometer aus den Alpen herangekarrt werden muss, anstatt auf Ware aus regionalen Schokoladenanbaugebieten, etwa im schönen Zeitz in Sachsen-Anhalt, zurückzugreifen.

Und sagen Sie nicht, das sei Unsinn, weil entscheidende Schokoladenzutaten im einen wie im anderen Fall vom Äquator herangeschafft werden müssen, was die Öko-Bilanz noch ein bisschen stärker beeinflussen dürfte als die Kilometer, die die fertigen Tafeln dann noch zum Verbraucher zurücklegen. Die “Bild”-Zeitung hat das ganz genau nachgerechnet, anhand von drei Einkaufskörben von Kunden aus dem Ullrich-Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte. Und Mark F., den es “nicht kümmert”, ob die Produkte viele Kilometer nach Deutschland transportiert werden müssen und dadurch CO2 ohne Ende produzieren, bringt es auf insgesamt 95.350 Kilometer, darunter:

Schokolade --- Schweiz --- 750 km

Viel besser steht dagegen Stefan V. da, zufällig Chef des Ullrich-Verbrauchermarktes in Berlin-Mitte, in dessen Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte der Test ja, wie gesagt, stattfand. Insgesamt nur 3510 Kilometer hat er auf der Uhr, darunter:

Schokolade --- Zeitz --- 218 km

“Bild” hat neben sein Foto noch die Worte “…denn das Gute liegt doch so nah” geschrieben, denn auch den Kaffee bezieht V. umweltschonend aus dem sachsen-anhaltischen, äh, Hochland:

Kaffee --- Magdeburg --- 156 km

Und wenn ihm jemand sagt, er solle doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, versaut nicht einmal das die Öko-Bilanz von Stefan V.:

Pfefferwürste --- Eberswalde --- 64 km

Sie sehen: Es ist ganz einfach, die Umwelt zu schonen, man muss nur auf frische Produkte verzichten und Fertiggerichte aus der Nähe kaufen. Gerne auch beim Ullrich-Verbrauchermarkt in Berlin-Mitte, dessen Sortiment, wie sein Chef und Kunde Stefan V. in “Bild” erzählt, “rund 25.000 Produkte umfasst”. Da lohnt sich bestimmt auch eine weitere Anfahrt.

Danke an Daniele, Sebastian S. und A.J.

6 vor 9

Alte Männer mit Kugelschreibern
(jungle-world.com, Bov Bjerg)
Keine Ahnung haben, aber alles kontrollieren wollen: Politiker und das Internet.

Unnötige Konfrontation
(werbewoche.ch, Andreas Göldi)
Die Schweizer Verleger haben ein Problem mit Google, findet Andreas Göldi.

?heute? zu besuch bei google-zürich
(heute-online.ch, bö.)
“gestern konnte ich wieder mal bei google in zürich vorbeischauen. (…) und weil man keine bildschirme fotografieren durfte und das mit den menschen späterkommt, gibts hier einfach ein paar eindrücke. los gehts?”

Leiche im Keller
(weltwoche.ch, Alex Baur)
Ein Dok-Film des Schweizer Fernsehens hat hochbrisantes Material über Moritz Leuenberger und den Mordfall Brumann unterdrückt. Es war ein Akt der Selbstzensur.

Nach der WM ist vor der WM
(nd-online.de, Rainer Braun)
ARD und ZDF ringen um seriösen Sportjournalismus.

Überfordert – Journalisten und Retter im Katastropheneinsatz
(ndr.de, Video, 4:20 Minuten)
Richard Munz, seit 20 Jahren Notfallmediziner in Krisengebieten, beobachtet eine fatale Entwicklung: Hilfsorganisationen und Medien nutzen Katastrophen zunehmend für ihre eigenen Interessen. Zapp über Journalisten und Retter im Katastropheneinsatz.