Archiv für August 17th, 2007

“Bild” entdeckt “Bundesliga-Sensation”

"Das ist ein Hammer!"
So berichtet die “Bild”-Zeitung heute im Sportteil über eine “Bundesliga-Sensation”, die “für alle Fußball-Fans eine tolle Nachricht” sei. Und der “Hammer” sieht laut “Bild” so aus:

"BILD erfuhr exklusiv: Die Bundesliga kriegt ihre Relegationsspiele zurück! Ab der Saison 2008/2009 werden der Drittletzte der Bundesliga und der Dritte der Zweiten Liga wieder um den letzten Platz in der ersten Liga kämpfen."
Für Fußballinteressierte dürfte der Hammer ein ganz anderer sein: “Bild” bringt diese Hammer-Meldung nicht nur neun Tage nach kicktipp.de und fussball.com, sondern auch zehn Tage, nachdem auf der offiziellen DFB-Seite ein Interview mit Ligaverbands-Präsident Dr. Rainhard Rauball erschien, in dem es unter anderem hieß:

Frage: Per Antrag wurde heute auch für die Möglichkeit der Einführung von Relegationsspielen um den Abstieg aus der ersten und der zweiten Liga ab der Saison 2008/2009 gestimmt. Kommt die Relegation?

Rauball: Das war heute eine Grundsatzentscheidung. Es bedarf in diesem Fall noch eines Beschlusses der DFB-Bundestages, und ohne diesen Beschluss kann nichts passieren.

Dieser DFB-Bundestag tagt Ende Oktober in Mainz, die offizielle Zustimmung, die als sicher gilt, steht also noch aus.

Und weil das alles im Prinzip schon länger bekannt ist, gibt es kaum einen Grund, heute in großer Aufmachung und “exklusiv” über das Thema zu berichten — außer vielleicht den, dass inzwischen auch viele andere Medien die Sache als Neuigkeit verkaufen und “Bild” dabei nicht unerwähnt lassen. Und manche, wie beispielsweise ORF.at, berichten sogar so:

"Laut

Mit Dank an Jack, Christoph S., Martin N., Michael S., Benjamin H., Manuel S. und Knut.

“In einem Stil, der Mitgefühl heuchelt”

Kürzlich hat die “Bild”-Zeitung Disko-Bilder von Natascha Kampusch und ihrem angeblichen Freund veröffentlicht. Wie hat sie darauf reagiert?

“Bild” vom 17.7.2007:

“Erste Liebe! (…) Nach 8 Jahren Geiselhaft hat sie jetzt richtig ins Leben zurückgefunden. Es sind Fotos des unbeschwerten Glücks! SIE hält den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen geschlossen. Blonde Strähnen fallen über die Stirn. Das Gesicht, ein einziges seliges Lächeln! ER legt vertraut seine Hand an ihren Kopf, flüstert ihr ins Ohr, drückt sie. Zwei junge Menschen, innig und vertraut. (…) Natascha zeigt sich ohne Scheu mit dem jungen Mann auf der Tanzfläche. (…) So viel Glück überrascht selbst Nataschas Eltern.”

Das hat sie geschmerzt. Die Geschichte war erstunken und erlogen. Diesen Freund gibt es nicht. Ich bin fassungslos, dass hier Dinge geschrieben wurden, die von der “Bild”-Zeitung nicht nachgeprüft wurden. Und dann auch noch in einem Stil, der Mitgefühl heuchelt. Es ist auch nach wie vor auch zweifelhaft, wie diese Fotos zustande gekommen sind. Denn eigentlich geht sie nicht gern in die Disko und scheut solche Plätze.
(Aus einem “Stern”-Interview mit dem ORF-Journalisten Christoph Feurstein — mit Links von uns).

Kassen-Ärzte planen neue Hotline

Mit dem Spruch “Wer etwas Wichtiges zu sagen hat, macht keine langen Sätze”, hat die “Bild”-Zeitung früher für sich geworben. Man könnte hinzufügen: Wer mit großen Buchstaben schreibt, benutzt keine langen Wörter.

Manchmal lassen sich Buchstaben auch ganz leicht einsparen: Aus Unzufriedenheit wird “Wut”, aus Informationen “Infos” und aus Klinsmann “Klinsi”.

Klappt aber nicht immer. Die Organisationen der deutschen Ärzte, die die Honorare von den Krankenkassen einsammeln und unter ihren Mitgliedern verteilen, tragen zwar einen Namen, der wirklich schlagzeilenunfreundlich ist: “Kassenärztliche Vereinigungen”. Der lässt sich aber nicht von hinten kürzen. Also, jedenfalls nicht ohne dass dann in der Überschrift völliger Unsinn steht, wie heute auf der “Seite 1” der “Bild”-Zeitung:

Kassen planen neue Ärzte-Hotline

6 vor 9

Der totale Blackout
(zeit.de, Roger Schawinski)
Am Beispiel der ambitionierten Krimiserie “Blackout” erzählt Ex-Sat.1-Chef Roger Schawinski, wie er vergeblich Qualität im Privatfernsehen durchsetzen wollte.

Club der Weltretter
(taz.de, Anke Lübbert)
Klimaschutz ist Mainstream. Selbst Hochglanzmagazine und ProSieben engagieren sich für die gute Sache – allerdings mit zweifelhaften Motiven.

«Walder wird über den jeweiligen Tellerrand hinausschauen»
(werbewoche.ch, Carole Scheidegger)
Ringier hat am Donnerstag eine Reorganisation im Bereich Zeitungen bekannt gegeben. Ringier Konzernsprecher Marco Castellaneta sprach mit der Werbewoche über den Sinn der neuen Position eines Redaktionsdirektors, die weiteren Pläne für die Blick-Gruppe und die Zusammenarbeit des designierten Blick-Chefs Bernhard Weissberg und des Redaktionsdirektors Marc Walder.

Wiki-Scanner spürt Manipulationen auf
(spiegel.de, Konrad Lischka, Frank Patalong und Christian Stöcker)
Was haben Scientology, Wal-Mart, al-Dschasira und die CIA gemeinsam? Sie alle schreiben heimlich das globale Internet-Lexikon Wikipedia um. Doch mit dem Wiki-Scanner kommt die Community den Maulwürfen jetzt mühelos auf die Schliche.

Fußball kommt heim
(freitag.de, Martin Krauß)
Die Fußballbundesliga hat wieder begonnen, und die ARD schwelgt unbeholfen zwischen gestern und heute.

Zeitungen und Ihre ?Themen??
(niloc.ch)