Archiv für August 15th, 2007

Namen sind Schall und Dings

Lieber Franz Josef Wagner,
 
Sie denken also, wir brauchen einen Bildungsminister. Und wenn wir schon jemanden haben, dann kennen Sie seinen Namen nicht (siehe Ausriss)?!

Dr. Poehlmann behauptet ja, bei den kleinen Gedächtnisschwächen des Alltags helfe es, die Versorgung mit Vitaminen des B-Komplexes zu erhöhen. Soll angeblich bei den kleinen Gedächtnisschwächen des Alltags helfen, gegen die es ja leider noch immer kein Mittel gibt. Und wenn doch, wüsste ich nicht von wem. Will sagen: Lieber Franz Josef (oder wie sie heißen), ich verstehe Sie gut. Schließlich lese ich jeden Tag Ihre Kolumne in “Bild”, für die Sie jeden Tag eine Kolumne schreiben und für die unbedingt auch mal jemand eine Kolumne schreiben sollte. Am besten jeden Tag. Und idealerweise in “Bild”. Ich denke, wenn es so eine Kolumne schon gibt, dann sollte man sie erfinden.
 
Herzlichst,
Ihre Clarissa

“Bild” lässt Begnadigung vor Recht ergehen

Dass der “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner sich schwer tut mit Begriffen wie “vorzeitige Haftentlassung” (genauer: Aussetzung der Reststrafe zur Bewährung) und “Begnadigung”, wussten wir schon. Dass Wagner damit in der “Bild”-Redaktion kein Einzelfall ist, hatten wir geahnt — und bekamen gestern, rund drei Monate nach den vehementen Diskussionen um die vorzeitige Haftentlassung der Ex-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt und die Begnadigung des Ex-RAF-Terroristen Christian Klar, die Bestätigung. Da schrieb “Bild” nämlich in einem Text über die “Freilassung des Sedlmayr-Mörders”:

Für den Mord hatte das Münchener Landgericht den Mann zu lebenslanger Haft verurteilt und eine besondere Schwere der Schuld festgetellt. Das sollte eine vorzeitige Begnadigung verhindern. Der zweite Täter im Mordfall Sedlmayr, der in einem bayerischen Gefängnis sitzt, hat seine vorzeitige Begnadigung beantragt.

Das ist Unsinn. Die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld soll keine Begnadigung verhindern, sondern die sonst übliche Haftentlassung nach 15 Jahren (§ 57a StGB).

Und angesichts der abenteuerlichen “Bild”-Konstruktion der “vorzeitigen Begnadigung” fragen wir uns: Wann werden Mörder nach Ansicht von “Bild” denn eigentlich planmäßig begnadigt?

Mit Dank an Eric H. für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

PR in der Grauzone
(zeit.de, Chris Köver)
Bundeswirtschaftsminister Glos ist wegen einer umstrittenen Anzeigenkampagne in die Kritik geraten: Ein Interview mit der Presserechtlerin Dorothee Bölke über die Trennung von Anzeigengeschäft und redaktioneller Arbeit.

Werbepause
(sueddeutsche.de, Alex Rühle)
Zu Beginn des Jahres schockte der Bürgermeister von São Paulo, Gilberto Kassab, die PR-Branche seiner Stadt, indem er jede Werbung im Stadtbild verbieten ließ [siehe unseren Beitrag vom 15.04.2007]. Seither ist São Paulo die weltweit erste Metropole ohne Banner, Poster und Plakate. Wie lebt es sich in solch einer Stadt? Fragen an den Architekten und Urbanisten Jorge Wilheim, der bis vor kurzem das Stadtplanungsbüro von São Paulo leitete.

“Es ging um den Sieg des Neuen über das Alte”
(medien-mittweida.de, Mario Fuerderer)
Rainer Meyer – oder vielmehr seine prominente Kunstfigur Don Alphonso – ist seit Jahren eine bekannte Figur der Blogosphäre. Durch seine schonungslose Abrechnung mit der New Economy polarisiert er jedoch wie kaum ein anderer.

Zeitungen sind nur noch für Nostalgiker
(netzeitung.de)
Wie stark wird die Welt im Jahr 2031 vom Computer geprägt sein? Ein neues Buch entwirft Szenarien zwischen Informatik und Science-Fiction, Düsternis und Paradies.

Das Spiel ist aus
(dasmagazin.ch, Eric Baumann)
Vor ein paar Wochen war Schluss mit der Zeitschrift «Facts». Als ich davon hörte, kam mir eine Episode aus einer früheren Zeit meiner journalistischen Laufbahn in den Sinn.

Thomas Bernhard 1979 über Zeitungen
(youtube.com, Video, 1:12 Minuten)