Archiv für Juni, 2007

“Bild” ist treuer als Oliver Pocher II

Gestern erst hatten wir gewettet, dass “Bild” alsbald mit Neuigkeiten über Annina Ucatis aufwarten würde, die angeblich ehemalige “Geliebte von Oliver Pocher” (sie behauptet, mit Pocher vor sieben Jahren mal ausgegangen zu sein).

Und tatsächlich heißt es auf der heutigen “Bild”-Titelseite:

Gestern berichtete BILD über die Ex-Geliebte von Oliver Pocher (…).

Aber darüber, wie “Bild” heute berichtet, sind wir dann doch überrascht (siehe Ausriss): Mit der Schlagzeile “Jetzt schlägt Pochers Freundin zurück” und der Frage “Na, wer hat hier die überzeugenderen Argumente?” wirbt “Bild” für die aktuelle Ausgabe des Magazins “Maxim”. “Maxim” wird (wie “Bild”) vom Verlag Axel Springer herausgegeben und ist (laut “Bild”) “im Handel erhältlich” — seit gestern übrigens.

Allerdings ist das nicht alles, was es heute in der Ucatis-Sache nachzutragen gibt. Denn entgegen unserer ersten Annahme, dass sie erst 2003 als “Bingo-Fee” in “Bild” aufgetaucht sei, kennen sich Ucatis und “Bild” schon viel, viel länger:

“Bild”-Mitarbeiter Holger Bloehte*, dessen Name zuletzt im Januar 2007 über einem Ucatis-Artikel stand, hatte ihr nicht nur 1998 schon zu einem Job als “Super-Ische” in der “Harald Schmidt Show” verholfen (Quelle: “taz”, 1998), sondern Ucatis vor inzwischen fast zehn Jahren überhaupt erst für die Öffentlichkeit “entdeckt” (Quelle: “Hustler”, 2001). Und tatsächlich findet sich in der “Bild”-Zeitung vom 23. Juni 1997 ein Artikel Bloehtes über Ucatis. Er ähnelt demjenigen, der gestern in “Bild” erschien, insofern, als Ucatis damals behauptete, in einer “Bremer Promi-Disco” mal kurz mit Dieter Bohlen geredet zu haben.

*) Wenn Holger Bloehte (von “Bild” gelegentlich auch “Holger Bloethe” genannt) gerade nicht über Annina Ucatis schreibt, druckt “Bild” Geschichten von ihm, die Überschriften tragen wie “Asyl-Familie kassiert 50000 Euro Stütze und hortet einen Schatz” (2.12.2004), “Warum zahlt der Staat einem 3fachen Mörder das BWL-Studium?” (19.4.2006) oder “Dieser Dackel rettet diesem Dackel das Leben” (10.3.2006). BILDblog-Lesern könnte Bloehte zudem wegen eines Artikels im November 2006 bekannt sein, in dem er Helmut Pflugradt als “Skandal-Politiker” bezeichnete. “Bild” entschuldigte sich damals anschließend öffentlich bei Pflugradt dafür, ihm “Unrecht getan” zu haben.

Mit Dank auch an Max V.

“Bild” schlägt Terror-Alarm beim Gipfel

Man kann sich vorstellen, dass dies ungefähr die bestmögliche Schlagzeile einer Boulevardzeitung in diesen Tagen ist:

Riesenlöcher im Unterwasser-Zaun entdeckt! Terror-Alarm beim Gipfel!

Noch dazu, wo es sich um eine Exklusiv-Geschichte handelt. Oder anscheinend: eine Ente.

“Bild” schreibt unter Berufung auf “höchste Sicherheitskreise” und einen “Top-Sicherheitsmann”:

Im 4,5 Kilometer langen Unterwasser-Sperrnetz, das die Staats- und Regierungschefs vor terroristischen Angriffen von See her schützen soll, wurden zwei riesige Löcher entdeckt! (…) ein mutmaßlicher Sabotageakt! (…) Außerdem war ein Straff-Seil zwischen zwei Verankerungen auf einer Länge von 15 Meter beschädigt. Sofort sicherten rd. 50 Polizeiboote das Leck in der Netzsperre. Versuche, die beiden Löcher zu reparieren, schlugen fehl.

Die Polizei dementierte in der vergangenen Nacht umfassend:

“In der Netzsperre, die den G-8-Tagungsort seeseitig sichert, sind weder größere Löcher entdeckt worden, noch war ein Spannseil auf der Länge von 15 Metern beschädigt. Ein Sicherheitsdefizit besteht nicht.”

Polizeiboote sichern das rätselhafte Loch im Sicherheitsnetz abDabei hat “Bild” sogar so etwas wie einen Foto-Beweis (Ausriss rechts). Welche Bedeutung der rote Kreis um eines der Boote hat, bleibt allerdings mindestens so “rätselhaft” wie das Loch selbst. In den Texten der Nachrichtenagenturen, die das Foto aus “Bild” und viele ähnliche verbreiten, gibt es weder einen Hinweis auf die besondere Bedeutung des markierten Schiffes – noch auf irgendein Loch, das die Boote angeblich absichern.

“Bild” spekuliert auch über einen möglichen Zusammenhang mit der Durchsuchung eines Greenpeace-Schiffes durch die Polizei:

Vorsorglich enterten Beamte der Bundespolizei von fünf Schiffen aus die auf der Ostsee kreuzende “Arctic Sunrise”.
Das sturmerprobte Schiff, ein ehemaliger Eisbrecher, gehört seit 1996 zur “Greenpeace”-Flotte. Nach BILD-Informationen machten die Beamten alle Schlauchboote an Bord – bis auf eines – unbrauchbar, stellten außerdem einen Heißluftballon sicher.

Hui, “nach ‘Bild’-Informationen”, das klingt investigativ. Lustig, diese Formulierung in einen Absatz zu schreiben, dessen Inhalt vollständig einer Pressemitteilung entstammt, die Greenpeace gestern um kurz vor 18 Uhr herausgegeben hat:

Die Wasserschutzpolizei Rostock und die Bundespolizei haben heute das Greenpeace-Schiff “Arctic Sunrise” auf der Ostsee außerhalb des Sperrgebietes von Heiligendamm durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten einen Heißluftballon und machten die Schlauchboote an Bord fahruntüchtig, bis auf eines. Die Beamten waren mit fünf Schiffen (…) längsseits gegangen. (…) Die “Arctic Sunrise”, ein ehemaliger Frachter und Eisbrecher, wurde 1996 für Greenpeace umgerüstet.

Mit Dank an Mark F., Jens L., Matthias W. und Astrid G.!

Nachtrag, 8. Juni. “Bild” schreibt heute:

Die Polizei dementierte gestern zunächst den BILD-Bericht über zwei Löcher im 4,5 Kilometer langen Seenetz vor dem Luxushotel. Später räumte sie dann ein: “Offensichtlich durch Seegang wurde das Netz durch die Wellenbewegung zusammengeschoben.”

BILD bleibt bei seiner Darstellung: Am Seenetz wurde offenbar manipuliert — es gab zwei Löcher! BILD wurde diese Version in hohen Sicherheitskreisen noch einmal ausdrücklich bestätigt!

6 vor 9

Die Leserschaft zeigt sich bestürzt
(behindertenparkplatz.de, Christiane Link)
Seit dem Wochenende beobachte ich, wie eine Falschmeldung der dpa weite Kreise zieht. Dass es sich um eine Falschmeldung handelt, wusste ich schon ziemlich früh. Ich hatte es in einem Blog gelesen.

Reporterlust und Recherchefrust – Ein Bericht zur Lage des deutschen Journalismus
(ndr.de, Video, 29:57 Minuten)
Kaum ein Berufsstand hat so einen schlechten Ruf wie der des Journalisten. Die häufigsten Vorurteile: Journalisten sind selbstverliebt, recherchieren zu wenig und lassen sich als PR-Gehilfen missbrauchen. Aber ist es wirklich so schlecht um den Journalismus in Deutschland bestellt? Unter welchen Bedingungen kann der Journalist von heute seinen Ansprüchen an Objektivität und Sorgfalt noch gerecht werden? Zapp forschte nach und stieß auf engagierte Aufklärer und mutige Reporter, vorbildliche Rechercheure und solche, die es werden wollen.

«Wir brauchen neue Marken»
(werbewoche.ch, Markus Knöpfli)
Das Wirtschaftsmagazin Cash geht ein. Thomas Trüb, bei Ringier Leiter Wirtschaftsmedien, erklärt Markus Knöpfli, warum er glaubt, beim Cash-Medienverbund auf Cash Weekly verzichten zu können.

“Der Gipfel ist jetzt schon gescheitert”
(tagesschau.de, Eckart Aretz)
Im Medienzentrum von Kühlungsborn berichten hunderte Journalisten vom G8-Gipfel im benachbarten Heiligendamm. Sie beschäftigt vor allem ein Thema: die vielen Sicherheitskontrollen und die Abgeschiedenheit des Tagungsorts. Verständnis für die Abschottung der Staats- und Regierungschefs hat kaum einer.

“Das geht jetzt erst los”
(taz.de, Kerstin Ruskowski)
Berliner Landgericht ordnet an, dass Springer seine Nutzungsrechte für freie Mitarbeiter überarbeiten muss.

Wird nach der Pause alles wieder gut?
(welt.de)
Die Strukturen von Harald Schmids Show sind so gefestigt, dass es langweilig ist: Abgesehen von drei Witzen am Anfang scheint die Sendung völlig improvisiert zu sein. Stellt sich die Frage, was die Redakteure von Schmidt so tun ,und ob sie bei ?Schmidt und Pocher” mehr zu tun bekommen…

“Bild” ist treuer als Oliver Pocher

Wenn sich eine Frau mit Körbchengröße 75 G plötzlich erinnert, dass sie vor sieben Jahren mal mit Oliver Pocher “ganz öffentlich ins Kino, Hand in Hand über die Straße gegangen” sei (und Oliver Pocher sich dazu bislang “gegenüber BILD nicht äußern” wollte), dann…

… muss das natürlich auf die Tittelseite von “Bild” (siehe Ausriss). Zumal die Frau doch laut “Bild” behauptet, dass sie auch “die Geliebte von Oliver Pocher” gewesen sei bzw. (wie “Bild” selbst es formuliert) “eine Affäre mit dem TV-Star” hatte und “Oliver Pocher ganz nahe kam”.

Überrascht fragt “Bild” deshalb: “Wer ist die hübsche Blonde?” Und hat sogar eine Antwort:

Annina wurde in Bremerhaven geboren, arbeitet heute als selbstständige Immobilienmaklerin in Köln. Sie ist Single, ließ sich in drei Operationen den Busen auf Körbchengröße 75 G vergrößern.

Das ist dann zwar alles, was “Bild” heute über “Annina U. (29)” zu berichten weiß — aber längst nicht alles, was es über Annina Ucatis (so ihr voller Name) zu berichten gäbe. Allein im “Bild”-Archiv fände sich da beispielsweise der Hinweis, dass Ucatis im Frühjahr 2003 von “Bild” als “Bingo-Fee” entdeckt wurde und anschließend in einer “BILD-Sommeraktion” wochenlang “den leckersten Kerl vom Bau” suchen durfte — aber auch diese zweifellos etwas übergeigte “Bild”-Geschichte vor anderhalb Wochen:

"Busen-Süchtig! Maklerin gefeuert"

Oder diese aus dem Januar:

""Schönheits-Wahn -- Maklerin ließ sich 3-mal ihre Brüste vergrößern"

Ja, damals wusste “Bild” sogar noch, dass Ucatis “als TV-Assistentin von Harald Schmidt und Verona Feldbusch” aufgetreten ist.

Außerdem tingelte Ucatis mit ihrer “Busen-Sucht” in den vergangenen Monaten durch die diverse TV-Boulevardmagazine. Und RTL fasste zusammen:

Annina (…) entdeckte, dass zwei Argumente reichten, um in den Medien und auf Promi-Parties Karriere zu machen. Annina trat als Nummerngirl in der Erotik-Sendung “Peep” auf, lernte Dieter Bohlen kennen, hatte Kurzauftritte bei “Veronas Welt” und war die Assistentin von Harald Schmidt. Und irgendwann (…) wurde Annina angeblich auch die Freundin von Party-König Michael Ammer. (…) Doch irgendwie verlief sich Anninas Medien-Karriere. Je riesiger ihr Busen wurde, desto weniger war sie gefragt. (…) Zur Zeit ist Annina Single. Ihr letzter Freund hat sie verlassen, weil er ihre Begeisterung für die Riesenbrüste bei nunmehr drei Kilogramm Silikon nicht mehr teilen konnte. Die 29-Jährige will sich jetzt ganz auf ihre Arbeit als Immobilienmaklerin konzentrieren. Nebenbei macht sie Fotos, die in den pornografischen Bereich gehen. (…)

Es wäre jetzt natürlich völlig unangebracht, einen Zusammenhang zwischen Körbchengröße und Glaubwürdigkeit herzustellen. Aber jede Wette, dass “Bild” demnächst wieder Neues von Frau Ucatis zu berichten hat — und sei’s auch sieben Jahre alt.

Mehr dazu hier.

Fotobetexter verliert beim Teekesselchen-Spiel

Lieber Norbert Körzdörfer,

ich habe mal irgendwo gelesen, Ihre Chefs würden über Sie sagen: “Körzi kannst Du um drei Uhr in der Nacht anrufen. Er schreibt Dir jeden Nachruf, ohne irgend ein Faktum nachgucken zu müssen”. Und ich muss gestehen, ich hatte, als ich das las, so meine Zweifel…

Und nun ist also Jean-Claude Brialy gestorben, der französische Schauspieler, der eng mit der vor 25 Jahren gestorbenen Romy Schneider befreundet war — und Sie mussten für “Bild” drüber schreiben. Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie Brialy persönlich kannten. Oder gut. Aber immerhin: Sie haben sich vorbereitet und für Ihren kleinen Nachruf dieses Interview gelesen, das Brialy kürzlich dem “Spiegel” gegeben hatte. Zumindest zitieren Sie daraus wörtlich, wenn Sie heute schreiben:

Romy-Tochter Sarah Biasini (29) hatte rotgeweinte Augen. Brialy fand ihre tote Mutter: “Wunderschön, schlafend, lächelnd.”

Solche Formulierungen, lieber Norbert, macht Ihnen keiner nach. Allein dieser fast lyrische Doppelpunkt! Ganz schön gewagt auch. Fand Brialy jetzt die tote Romy? Oder die tote Romy wunderschön? Ich weiß: Sie und ich kennen die Antwort — steht ja lang und breit in dem zitierten “Spiegel”-Interview, dass Brialy “im Radio, um 8 Uhr morgens” von Romys Tod erfahren hat, aber wissen das auch Ihre Leser? Oder sehe ich jetzt schon Gespenster?!

Falls ja, will ich nichts gesagt haben…
Mit Gruß
Ihre Clarissa

Ach, eins noch: Weil ja nicht jeder schreiben kann, “ohne irgend ein Faktum nachgucken zu müssen”, sagen Sie doch bitte beim nächsten Mal den Kollegen in der Fotobetextungsabteilung von “Bild” kurz Bescheid, wie Sie was meinen. Bei der Illustration Ihres Nachrufs haben die nämlich heute neben ein Brialy-Foto das hier geschrieben:

"Vor 25 Jahren fand er Romys Leiche"

Mit Dank an Oliver S. für den Hinweis.

6 vor 9

Auf ein Schnitzel mit Zilk
(falter.at, Florian Klenk und Armin Thurnher)
Helmut Zilk wird achtzig. Hoch oben im Ringturm spricht er über die Wandlung der “Krone”, das autoritäre Österreich der Sechzigerjahre, mutiges Fernsehen, die trinkfesten Russen und die von ihm “balkanisierte” Stadt.

Anwalts Lieblinge
(taz.de, Claudia Wente)
Wegen der Verletzung von Urheber- oder Persönlichkeitsrechten werden Blogger zurzeit von einer Abmahnungswelle überrollt – für die Blogger verzichtbarer Ärger, für die Anwälte ein einträgliches Geschäft.

“Wir polarisieren sehr stark”
(persoenlich.com, David Vonplon)
Die Basler “Startup”-Agentur Trigami vermittelt Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Einträge in Weblogs. Für die bezahlten Beiträge werden die Blogger finanziell entschädigt. Trotz grossen Vorbehalten ist das Interesse an der neuen Verdienstmöglichkeit beträchtlich: Bereits haben sich 1’500 Blogger bei Trigami angemeldet. Jungunternehmer Remo Uherek, Gründer des Internetprojekts, erklärt im Interview mit “persoenlich.com”, weshalb die Kommerzialisierung der Blogosphäre seines Erachtens nicht schadet.

Die Netzeitung soll zur echten Zeitung werden
(welt.de, Kai-Hinrich Renner)
Die Netzeitung wird an die BV Deutsche Zeitungsholding verkauft. Damit dürfte sich ihre Ausrichtung grundlegend ändern.

Eine Zigarettenlänge mit Harald Martenstein
(watchberlin.de, Video, 4:47 Minuten)
Was Helmut kann, kann Harald schon lange – Martenstein raucht, denkt und stellt dabei fest: An sich ist Berlin super, nur die Leute, die hier wohnen, stören.

Aufmerksam verblödet
(sueddeutsche.de, Gustav Seibt)
Millionen Stunden werden in aller Welt so verbracht – aber wir haben uns noch nicht klargemacht, wie das aussieht: Wolfram Hahn hat Kinder beim Fernsehen fotografiert. Wir zeigen die Bilder.

Neue EM-Trikots des DFB jetzt auch in “Bild”

Gut möglich, dass sich inzwischen herumgesprochen hat, dass das Wort exklusiv in “Bild” gelegentlich etwas anderes bedeutet als im allgemeinen Sprachgebrauch.

Gut möglich aber auch, dass “Bild” sich davon nicht beirren lässt — und auch heute wieder (mit entsprechender Ankündigung auf der Titelseite) in einer angeblich “exklusiven” Meldung behauptet:

Es ist geheime Kommandosache, soll erst im November vorgestellt werden. BILD enthüllt es jetzt: Das Deutschland-Trikot für die Europameisterschaft 2008!

Dabei findet sich z.B. im offiziellen Forum des FC Schalke 04 offenbar bereits seit Freitag letzter Woche ein Link, der die “Bild”-Behauptung (“jetzt”, “exklusiv”, “enthüllt”) eindeutig widerlegt.

Mit Dank an Sascha M. für den Hinweis.
 
Nachtrag, 10.40 Uhr (mit Dank an Alex W., Heiko E. und andere): Auch hier und hier wird bereits seit dem 31. Mai in aller Öffentlichkeit über das neue Trikot-Design diskutiert.

Nachtrag, 8.6.2007: Auch einen Tag nach der angeblichen “Exklusiv”-Meldung blieb die “Bild”-Zeitung bei ihrer Darstellung und behauptete unter der Schlagzeile “Riesen-Diskussion um das neue Deutschland-Trikot”:

BILD hat es gestern exklusiv enthüllt — und jetzt diskutiert Fußball-Deutschland (…).

Nachtrag, 10.6.2007: Auch Bild.de beharrt auf der nachweislich falschen Behauptung, dass das neue Trikot erst durch “Bild” öffentlich geworden sei und schreibt:

BILD hat das Design des neuen Nationaltrikot exklusiv enthüllt.

Entwarnung für Normalerbliche

"Erbschaftssteuer 1400 Prozent rauf?"

So steht es heute auf der Seite 1 der “Bild”-Zeitung. Und 1400 Prozent sind ja ein ganz ordentlicher Batzen. Sie ergäben sich, so “Bild”, aus “internen Berechnungen aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion”:

Beispiel: Für ein Haus mit einem Verkehrswert von 500 000 Euro müsste ein 25-jähriger Erbe (Sohn/Tochter) künftig rund 44 000 Euro Erbschaftssteuer zahlen — “1400 Prozent” mehr als heute! Hintergrund ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach private Immobilien künftig höher bewertet werden müssen.

Die Rechnung stimmt im Prinzip. Die Überschrift und eigentlich der gesamte Artikel sind trotzdem in doppelter Hinsicht Unsinn.

Denn erstens beziehen sich die 1400 Prozent nicht auf die Erbschaftssteuer schlechthin, sondern nur auf vererbte Immobilien. Die werden derzeit gegenüber anderen Vermögensarten bevorzugt behandelt* und sollen zukünftig genauso behandelt werden wie beispielsweise Barvermögen (das meint “Bild” mit “künftig höher”).

Zweitens beschreibt “Bild” mit den “1400 Prozent” keineswegs den Normalfall, sondern Ausnahmefälle von großen Erbschaften. Die Regierungskoalition ist sich nämlich darüber einig, Freibeträge einzuführen, so dass “ein normales Einfamilienhaus in Bayern oder Baden-Württemberg nicht belastet wird”, wie es kürzlich in einer dpa-Meldung und ähnlich auch in anderen Berichten zum Thema hieß.

Wessen Eltern also neben dem Eigenheim nicht noch über die ein oder andere Mietskaserne verfügen, der braucht sich auch zukünftig eher keine Sorgen zu machen über eine drohende Erbschaftssteuererhöhung von “1400 Prozent”.

Mit Dank an Michael H. und Bastian B. für den sachdienlichen Hinweis.

*) Derzeit werden bebaute Grundstücke nicht nach ihrem Verkehrswert, sondern nach dem sogenannten Ertragswert besteuert. Der beträgt in der Regel etwa 50 Prozent des Verkehrswertes (die genaue Berechnung ersparen wir uns). In diesem Fall wären das also 250.000 Euro. Nach Abzug des Freibetrags für Kinder in Höhe von 205.000 Euro bleiben also 45.000 zu versteuernde Euro (Nachlassverbindlichkeiten und andere Erbgegenstände außen vor). Bei einem Steuersatz von 7 Prozent ergibt das 3.150 Euro Erbschaftssteuer. Die, angeblich aus den “internen Berechnungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion” stammenden, von “Bild” angegebenen 44.000 Euro wären also tatsächlich ungefähr “1400 Prozent” mehr.

6 vor 9

Marketing-Kolumne: Jeder kann Werbung
(brandeins.de, Friedemann Karig)
Seit es das Web 2.0 gibt, sind die Kunden auch als Partner gefragt.
Mit Witz und Ideen, in der Rolle von Filmproduzenten, kreativen Textern und Media-Experten. Das kann aber auch nach hinten losgehen.

Wenn 437 Journalisten auf einen Staatschef kommen
(tagesschau.de, Fiete Stegers)
Seit Wochen beschäftigt der G8-Gipfel bereis die Medien. Heute eröffnet das offizielle Pressezentrum für rund 3500 angemeldete Journalisten in Kühlungsborn. Dort gibt es es für sie Arbeits- und “Aufsager”-Plätze, Bars und Beachvolleyball – nach Heiligendamm selbst dürfen aber auch sie nur in Ausnahmefällen.

Zeitungswachstum geht an Deutschland vorbei
(netzeitung.de)
Während Zeitungen weltweit an Auflage gewinnen, geht der Trend in Deutschland in die andere Richtung. Die Studie weist auch das Land mit den eifrigsten Lesern aus.

Leben und sterben lassen
(taz.de, Inga Rogg)
Journalisten im Irak leben gefährlich. In den letzten zwölf Monaten starben 51 Medienvertreter. Anstatt für ihre Sicherheit zu sorgen, behindert die Regierung ihre Berichterstattung konsequent.

Neues vom Nextweb
(zeit.de, Falk Lüke)
Web 2.0 ist heute – doch was kommt morgen? Auf der Nextweb-Konferenz in Amsterdam trafen sich vergangenen Freitag Unternehmer, Ideen- und Kapitalgeber, um über die Zukunft von Anwendungen im Netz zu beraten und neue Ansätze vorzustellen. Die zentrale Frage: Wird Europa auf dem Online-Markt der Zukunft mitmischen können? Oder bleibt das Geschäft in Kalifornien?

“Viele Hundert Jobs sind in Gefahr”
(spiegel.de)
Die BBC, fraglos weltweit einflussreichster öffentlich-rechtlicher Sender, muss sich gesundschrumpfen. Eine Kürzung des Budgets verlangt nach Abstrichen auch beim Personal. Jetzt sehen Verteidiger der “alten Tante” die Qualität der Berichterstattung in Gefahr.

Kurz korrigiert (422)

"Schiri Fandel: Meine Horror-Nacht"Beim Fußballspiel Schweden gegen Dänemark wurde der Schiedsrichter Herbert Fandel von einem Fan attackiert, der aufs Spielfeld rannte. “Bild” schreibt dazu (siehe Ausriss) in einer Fotounterzeile: “Schlag an den Hals”. Und in der Unterzeile zu einem weiteren Foto: “Schlag ins Gesicht”. Im Text behauptet “Bild”:

Mit dem linken Arm schlug er Deutschlands ‘Schiedsrichter des Jahres’ zuerst ins Gesicht, dann an den Hals.

Tatsächlich wurde Fandel jedoch nur einmal getroffen, bevor ein dänischer Spieler den Angreifer abdrängen konnte.

So gesehen muss man wohl froh sein, dass “Bild” nicht noch mehr Fotos derselben Szene zeigt — sonst wäre aus dem Vorfall womöglich noch eine Massenschlägerei geworden.

Mit Dank an Martin K., Mike S., Julian B. und viele andere für den sachdienlichen Hinweis.

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