Archiv für Juni 15th, 2007

Heute nehmen wir mal wieder “Bild” in Schutz

Bloggen für BILDUnter dem Stichwort “Medien-Ente” hieß es gestern beispielsweise bei FAZ.net:

“Jauch-Kandidat nach Show gefeuert!”
So lautete die Schlagzeile von “Bild”; die
Meldung wurde vielfach übernommen.
Doch die Geschichte des wegen zu
großer Offenherzigkeit entlassenenen
Bundestags-Chauffeurs war falsch.

Das geht uns dann doch zu weit. Aber lesen Sie selbst…
 
Nachtrag, 17.6.2007: Die “FAZ” findet inzwischen offenbar selbst nicht mehr, dass es sich bei dem “Bild”-Bericht um eine “Medien-Ente” handelte. Am Samstag hieß es in einer kurzen “FAZ”-Meldung: “Der Bericht in der ‘Bild’-Zeitung hat wohl doch den Umschwung bei der Kündigung des Bundestagsfahrers Konrad Göckel bewirkt, auch wenn er und der Geschäftsführer der Firma RocVin (…) dies gegenüber dieser Zeitung dementierten. (…)”

Nach “Malle” wollen mehr als alle

Im großen “Mallorca-Special” (“Nach Malle wollen alle!”) ist Bild.de offensichtlich so ziemlich jeder "Nach Malle wollen alle! Großes Mallorca-Special"Superlativ recht (siehe Ausriss). So auch dieser:

Allein im vergangenen Jahr hoben laut Statistischem Bundesamt rund 3,8 Millionen Flugzeuge von Deutschland aus gen Mallorca ab.

Wenn das stimmte, wären das mehr als 10.000 Flüge pro Tag. Und wenn man annähme, dass jedes Flugzeug im Schnitt nur etwa 75 Passagiere an Bord hätte (eine zugegebenermaßen völlig aus der Luft gegriffene Zahl), dann würden pro Jahr rund 285 Millionen Urlauber allein aus Deutschland die Insel bevölkern. Da müssten dann — selbst wenn wirklich “alle” nach “Malle” wollten und auch flögen — schon einige Mehrfach-Urlauber dabei sein. Glücklicherweise ist das Unsinn.

Mit Dank an Christian K. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 18.04 Uhr: Der Mallorca-Beauftragte von Bild.de hat aus den -zeugen inzwischen -gäste gemacht.

Kurz korrigiert (423)

Bild.de berichtet heute über eine merkwürdige “Geräuschallergie” im All bzw. “IRRITATIONEN AUF DER INTERNATIONALEN RAUMSTATION” und schrieb unter ein Foto der Raumstation:

Duden.de meint dazu:

Aber vielleicht meinte Bild.de das mit dem Andoggen ja metaphorisch?

Nee, doch nicht: Bild.de hat’s schon korrigiert.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

“Bild” schenkt “Reiter-Held” eine Ente

Unter der Überschrift “Verband kennt ihn nicht mehr” berichtete “Bild” am 6. Juni über den 70. Geburtstag von “Reiter-Held” Alwin Schockemöhle (siehe Ausriss). Selbst "Reiter-Held Schockemöhle: Verband kennt ihn nicht mehr"Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten gratuliert, schreibt “Bild”. Aber:

Aus aller Welt kamen Glückwünsche. Nur die deutsche Reitsportföderation (FN) in Warendorf vergaß ihren größten Reiter. Kein Anruf, kein Telegramm, keine Würdigung. Wie peinlich!

Als Quelle für die Geschichte dient “Bild” Schockemöhle selbst, über den dpa anlässlich seines Geburtstags diskret schrieb: “Inzwischen lebt Alwin Schockemöhle (…) zurückgezogen in seiner Villa im niedersächsischen Mühlen”. “Bild” zitiert ihn mit den Worten:

“(…) Dass sich nun keiner an meinem Geburtstag aus Warendorf bei mir meldete, auch nicht Präsident Breido Graf zu Rantzau und nicht dessen Vorgänger Dieter Graf Landsberg-Velen, das ist wie eine Verschwörung.”

Gut möglich, dass Schockemöhle das tatsächlich zu “Bild” gesagt hat.

Allerdings entspricht es offenbar nicht den Tatsachen. Gestern dementierte die Reitsportföderation (die übrigens nicht anzweifelt, dass Schockemöhle korrekt zitiert wurde) in einer Pressemitteilung glaubwürdig den eingangs zitierten “Bild”-Satz:

Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist: Breido Graf zu Rantzau (Breitenburg), Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sandte ein handschriftliches Glückwunschreiben an Alwin Schockemöhle. Ein Gratulationsschreiben wurde ebenfalls von Dr. Hanfried Haring, dem Vorsitzenden des geschäftsführenden Vorstands und Generalsekretär der FN, an Alwin Schockemöhle gesandt. Persönlich gratulierten anlässlich des Geburtstagsempfangs mit Ruth Klimke (Münster) und Friedrich Witte (Burscheid) zwei der insgesamt drei Vize-Präsidenten der FN.

Und zumindest was die persönliche Anwesenheit von Friedrich Witte angeht, hätte es der “Bild”-Autor (Kürzel: DL) eigentlich besser wissen müssen. Es handelt sich nach unseren Informationen nämlich um denselben Autor, der auf equinet.de schrieb:

Im Kreise von Familie, Verwandten, Freunden, ihm altbekannten Journalisten und Züchtern feierte gestern Alwin Schockemöhle (…) seinen Geburtstag. (…) Gekommen waren unter anderem als Privatmann Friedrich Witte, Vize-Präsident der FN (…)

Mit Dank an Alexa F. für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

“Wenn mir der Chef einer großen Illustrierten droht, hört der Spaß auf”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Alexandros Stefanidis)
Sabine Christiansen hat viel Kritik einstecken müssen. Jetzt wehrt sie sich.

Schurken, Heroen und Clowns auf der «Tagesschau»-Bühne
(nzz.ch, Heribert Seifert)
Die Berichterstattung über das G-8-Treffen in Heiligendamm machte erneut deutlich: Dem Fernsehen fällt es schwer, kritisch Distanz zu wahren, wenn sich Protestbewegungen professionell inszenieren.

Alt, älter, ARD
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Während der “Durchschnittsdeutsche” 43 Jahre alt ist, zählt der “Durchschnittsfernsehzuschauer” 51 Lenze – und wird immer älter.

Was vom Tage übrig bleibt
(merkur.de, Daniel Hildebrand)
Die ?Tagesthemen? im Ersten sind ihr Geld wert, stellten wir vor einigen Wochen fest (siehe Medienseite des RM Nr. 19 vom 10. Mai 2007). Wozu brauchen wir überhaupt eine zweite milliardenteure Anstalt mit einer eigenen News-Show? Das ?heute-journal? stellt sich dieser Frage und beantwortet sie mit einem unverwechselbaren Stil.

Unproduktive Bildschirmarbeiter
(focus.de, Peter Glaser)
Ablenkung ist der Quell wahrer Produktivität. In der digitalen Welt heißt es nicht mehr ?Der Weg ist das Ziel?, sondern ?Der Rand ist die Mitte?.

Zieht nach Halberstadt!
(zuender.zeit.de, Christian Bangel)
Die ostdeutsche Provinz braucht mehr couragierte Bürger. Warum nicht junge, großstädtische Freiberufler, die zum Arbeiten nur ein Notebook brauchen? Wir sprachen mit Sascha Lobo, der den Begriff “digitale Bohème” prägte.