Archiv für Mai 27th, 2006

“Bild” bringt geile Fäkal-Rapperin groß raus II

Die “Bild”-Zeitungs-Ente von der Radiomoderatorin, die entlassen wurde, weil sie am Mikrofon zu sexy gekleidet war, ist auf Weltreise gegangen. Sie findet sich heute unter anderem in Medien in Südafrika und Großbritannien. Verbreitet wird sie offenbar von Ananova, der Online-Nachrichten-Tochter eines britischen Telekommunikationsanbieters. Ananova hat anscheinend nicht nur der “Bild”-Geschichte geglaubt, sondern behauptet auch, Lady Ray gehe gegen die Entlassung juristisch vor — was sehr unwahrscheinlich ist, da die Moderatorin nur freie Mitarbeiterin des Senders war.

Danke an Wolf R.!

Nachtrag, 30. Mai. Ananova hat die Meldung inzwischen ersatzlos entfernt — offenbar nachdem unser Leser Alexander N. eine freundliche E-Mail geschrieben hatte.

Diekmanns Rente reicht noch nicht II

Norbert Blüm hat Antwort auf seinen Brief an “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann bekommen. Die “Süddeutsche Zeitung” (SZ) zitierte gestern daraus:

Blüms Brief, so Chefredakteur Diekmann, zeige “in seiner wortreichen Zappeligkeit, mit seinen tausend Unterstellungen, Mutmaßungen und Pöbeleien, wie sehr Sie Grund haben, die Diskussionen um Ihr trostloses politisches Lebenswerk zu fürchten”.

Blüm erwiderte in einem weiteren Schreiben laut SZ:

Es sei besser, so Blüm, “mit dem Begriff ‘Rentenlüge’ sparsam umzugehen”, sonst laufe Diekmann Gefahr, der “ersten juristischen Blamage eine zweite hinzuzufügen”.

Nachtrag, 29. Mai. Auf den NachDenkSeiten sind beide Briefe nun im Wortlaut dokumentiert.

“Bild”-Artikel sind Anzeigen

Ist es vorstellbar, dass sich Unternehmen ganze Artikel in der “Bild”-Zeitung kaufen können? Schwerlich, oder?

Die “Bild”-Zeitung sah in dem Film “Da Vinci Code”, der von der Kritik sonst heftig verrissen wurde, “die Kino-Sensation des Jahres”. Das könnte daran liegen, dass “Bild”-Autor Norbert Körzdörfer der Film einfach gefiel. Oder daran, dass er “als einziger Reporter weltweit” die “Hollywood-Legende Tom Hanks” “exklusiv in Los Angeles” treffen durfte. Oder daran, dass die “Bild”-Zeitung von der Produktionsfirma Sony für die Lobeshymmne bezahlt wurde.

Insgesamt drei Artikel hat Körzdörfer, laut Impressum “Berater des Chefredakteurs”, in der “Bild”-Zeitung über den Film geschrieben. Am 12. und 13. April 2006 erschienen zwei jeweils fast ganzseitige Artikel über das Treffen mit Tom Hanks. Am 18. Mai 2006 brachte “Bild” eine Filmkritik unter Körzdörfers Pseudonym “Blieswood”.

Abgesehen von der positiven Bewertung und der mangelnden Distanz, die aber so etwas wie ein Markenzeichen Körzdörfers ist, deutete für “Bild”-Leser nichts darauf hin, dass es sich hier um Texte handeln könnte, für die die Produktionsfirma Geld gezahlt hat.

Anders bei Bild.de. Das “Bild”-Interview, das Körzdörfer geführt hat, ist hier unter einer Adresse veröffentlicht, die bei Bild.de normalerweise für “Partner” (im Klartext: Werbekunden) reserviert ist und Sony als Auftraggeber nennt:

Das könnte man noch für ein Versehen halten. Aber nur, bis man die Ressortseite “Kino & TV” von Bild.de besucht hat. Dort gibt es einen als “Anzeige” gekennzeichneten Teaser für ein “Da Vinci Code”-Special (siehe Ausriss rechts, Hervorhebung von uns).

Der Teaser führt zu einer Bild.de-Seite, die komplett als Sony-Anzeige gekennzeichnet ist und den Copyright-Hinweis “© 2006 CTMG, Inc.” trägt. Hier sind nicht nur Videoclips und Werbespiele zum Film verlinkt — sondern auch das Interview Körzdörfers und seine Filmkritik. Und alle sind pauschal und eindeutig als Werbung ausgewiesen:

Ist es also vorstellbar, dass sich Unternehmen ganze Artikel in der “Bild”-Zeitung kaufen können?

(Danke an Franzi für die Inspiration!)